Tor 21: Täpperwien

Den Autoren des heutigen Textes hinter Tor 21 brauche ich eigentlich nicht vorstellen, denn ich habe ihn schon an anderer Stelle lobend erwähnt. Den Lesern unserer Blog- und Presseschauen war er auch vorher schon ein Begriff – schließlich finden seine Textkunstwerke regelmäßig den Weg in die Liste der Lektüretipps.

Herausstellen möchte ich an dieser Stelle deshalb nur, dass ich es überragend finde, dass Heinz Kamke es geschafft hat neben der Bestückung seines eigenen Adventskalenders auch für den Fokus Fussball Adventskalender „Advent in fünf Zeilen“ sein Fußballerlebnis des Jahres 2012 in Worte gefasst hat:

Mein »Fußballerlebnis des Jahres« war keines. Nicht im engeren Sinne. Vielleicht nicht einmal im weiteren, ich kenne die Grenzverläufe nicht so genau. Es war vielmehr ein Twittererlebnis. Ein kleines Facebookerlebnis. Und ein wenig wohl auch noch ein Presseerlebnis.

Schon höre ich die Stimmen, nicht zuletzt meine eigene, die ebenso lautstark wie zurecht beklagen, dass die Berichterstattung nicht zum „Event“ werden dürfe, dass das Ereignis selbst im Mittelpunkt der Betrachtung stehen müsse, und im Hinterkopf haben wir selbstgefällig auftretende Fernsehexperten, und Moderatoren, die sich mit der nicht zu bewältigenden Aufgabe konfrontiert sehen, die achtstündige Vorberichterstattung zu einem Fußballspiel in Würde zu bestreiten.

Das meine ich nicht. Mein Fußballerlebnis 2012 ist ein Twittererlebnis, weil der Gedanke des Spiels, weil der faire sportliche Wettstreit an jenem 27. September bei Twitter gleichermaßen bitter wie beispielhaft im Vordergrund stand, weil mich die Fußballfans, ich kann es nicht anders sagen, berührten. Es war der Morgen, an dem die Nachricht von Leon Andreasens Kreuzbandriss Gewissheit wurde.

Wir alle – vielleicht übertreibe ich – hatten uns tief vor ihm verneigt angesichts seines mehr als bemerkenswerten Comebacks nach wasweißichwielanger Verletzungszeit, nachdem wir uns alle – vielleicht übertreibe ich – schon damals, als er 2007 in Mainz brillierte, in ihn verliebt hatten. Nun schien er also endlich wieder auf dem besten Weg, sich als einer der komplettesten Mittelfeldspieler der Liga zu etablieren, als torgefährlicher Defensivstratege, der das Spiel verstanden hat. Vielleicht übertreibe ich. Aber ich bezweifle es.

Der fünfte Bundesligaspieltag der laufenden Saison war für ihn nach wenigen Minuten beendet, und im Rückblick fällt es mir schwer, zu glauben, dass es sich tatsächlich erst um den fünften Spieltag handelte – hatte er bis dahin nicht bereits wettbewerbsübergreifend gefühlte 15 Tore erzielt, eines schöner als das andere? Übertreibe ich? War er nicht eine der prägenden Figuren der Saison gewesen? In nur drei Spielen?

Nun denn, offensichtlich war die Saison wirklich noch sehr jung. Nach anderthalb Tagen der Ungewissheit und vielfältiger – durchweg negativer bis fatalistischer – Spekulationen wurde dann an besagtem 27. September (die Älteren werden sich erinnern, dass Gerhard Schröder an einem 27. September zum Kanzler gewählt wurde, die Jüngeren und die Älteren sich erfolglos fragen, was diese Information hier zu suchen hat) zur Gewissheit, dass sich Andreasen erneut schwer und langwierig verletzt hatte.

Die ersten Tweets trudelten herein, und ihnen allen wohnte eine Erschütterung inne, wie man sie sonst nur von wesentlich gravierenderen Ereignissen kennt – die dann meist rasch von unglaublich schlechten Witzen flankiert werden. Über Andreasen wurden keine Witze gemacht. Ungeachtet aller Sympathien und Vereinszugehörigkeiten – vielleicht übertreibe ich – konnte man allenthalben ungläubiges Kopfschütteln, echtes Mitgefühl, tiefes Bedauern herauslesen. Norddeutsche Rivalitäten bleiben außen vor. Wäre der Grund nicht so ein bitterer gewesen, man hätte ein wenig in sich hineinlächeln können.

Und ich lächelte ein wenig in mich hinein. Twitter ist nicht immer ein Ort für Zartbesaitete. Gerade beim Fußball. Dortmunder werfen Münchnern wechselweise Arroganz und Empfindlichkeit vor, Münchner unterstellen Dortmundern Großmäuligkeit und mimimi. Kommentatoren und Schiedsrichter sind, je nach Blickwinkel des Betrachters, grundsätzlich für oder gegen Mannschaft X, Marcel Reif ist sowohl Bayern-Hasser als auch Bayern-Liebhaber, die Plastikclubs und Emporkömmlinge haben sich jeden Witz auf ihre Kosten redlich verdient, was wollen bitte diese kleinen bayerischen Mannschaften, wenn man doch lieber wieder echte Bundesligisten oben sähe, Sie wissen schon. Manchmal rutschen die Unterhaltungen ein wenig unter die Gürtellinie, es ist emotional, hitzig, gelegentlich unfair.

Bei Leon Andreasens Verletzung spielte das alles keine Rolle. Niemand, zumindest niemand in meiner Timeline, ließ mich wissen, dass er doch ohnehin überbewertet und ein Arsch sei, keiner freute sich öffentlich über die gestiegenen Chancen des eigenen Vereins, der vielleicht kurz darauf gegen Hannover antreten musste, irgendwie war man, wie soll ich sagen, solidarisch. Mitfühlend. Und machte sich gemeinsam auf die Suche nach einem Schuldigen. Mit Erfolg: Coldplay war’s.
Vielleicht übertreibe ich.

Gerne würde ich in zwölf Monaten bei den Fußballerlebnissen des Jahres etwas über ein großartiges Tor des wie Phoenix aus der Asche zurückgekehrten Leon Andreasen lesen.

(Gerne übrigens auch an diesem Ort.)

Tor 20: Das Weihnachtsgedicht

Die Blogosphäre ist reich an Schalkeinhalten. Zu den besten und beliebtesten Angeboten gehört zweifelsfrei das Web 0.4. Gerne verrückt, roh, wortgewandt und stets humorvoll haben die Macher einen Weg gefunden ihren Verein zu begleiten, der auch für Nicht-Schalker zur Pflichtlektüre gehören sollte. Besonders freut mich beim Web 0.4, dass eine Form immer wieder auftaucht, die im Fußballbereich sonst wenig Anwendung findet: die Lyrik.

Deshalb bin ich sehr froh, dass Strom Hagemann mit wohlfeilen Worten das deutsche Fußballjahr poetisch beschließt.

Aus dunklem Walde heller Schnee
ragt lichtend durch die Äste,
darunter blinzelt erster Klee
und Hundekackereste.

So stapft der Mensch adventsentzückt
durch Winterwunderwälder
und tritt, als er sich runterbückt,
auf Weltkriegsminenfelder.

Der ganze Menschensaft verteilt
auf Fuchsbau und auf Eulen!
Was läuft der Mensch auch lang geweilt
im Dickicht hölz´ner Säulen!?

Dem Unglück wäre jener fern,
bliebe er zuhause.
So warten wir gespannt und gern
bis nach der Winterpause.

Die Blog- und Presseschau für Donnerstag, den 20.12.12

Das Fußballjahr nähert sich dem Ende. Die Achtelfinal-Spiele des DFB-Pokals sind vorerst die letzten Spiele auf deutschem Boden. Als Pointe lost Olaf Thon die Viertelfinal-Begegnung Bayern München gegen Borussia Dortmund aus. Die gesamte Auslosung im Überblick.

DFB-Pokal

Dortmund überfährt Hannover, Wolfsburg dreht das Spiel gegen Leverkusen, Stuttgart knapp gegen Köln und Bochum souverän gegen 1860 München. Alle Spiele in der Zusammenfassung bei Sky und bei der Sportschau.

Hendrik Buchheister (FR) sah die Hannoveraner gänzlich chancenlos in Dortmund.

Jan Schlaudraff war übrigens inzwischen eingewechselt worden auf Seite der Hannoveraner, doch seine Freude über den verspäteten Einsatz hielt sich vermutlich in engen Grenzen. Zu dominant waren die Dortmunder. Wie Konfetti im Wirbelsturm wurden die Gäste aus der niedersächsischen Hauptstadt durcheinander gewirbelt.

Auch Felix Meininghaus (Tagesspiegel) ist begeistert.

Was die Gastgeber beim überaus deutlichen 5:1 (3:0) gegen Hannover 96 über weite Strecken auf den Dortmunder Rasen zauberten, war wie ein Zusammenschnitt der vielen denkwürdigen Auftritte: temporeich, mitreißend, spektakulär – frei nach dem Motto „Best of 2012“.

Die Spielverlagerung meint, dass der BVB auch durchaus höher hätte gewinnen können.

Götzes Werk und Slomkas Beitrag: Slomkas Systemumstellung schenkt Götze die Freiräume, die er zu einer Glanzleistung benötigt. Borussia Dortmund hätte gegen Hannover 96 sogar höher gewinnen können.

Leverkusen verliert 1:2 in Wolfsburg und Rudi Völler sieht das Spiel als Warnung für die Rückrunde, wie Frank Hellmann (FR) zu berichten weiß.

Der Tabellenzweite aus dem Rheinland blieb in den Nebelschwaden der Arena am Mittellandkanal verstört zurück. „Wir waren einfach zu passiv“, grantelte Bayer-Sportchef Rudi Völler, „uns muss dieses Spiel für die Rückrunde eine Warnung sein.“

Schuld am 2:1 der Wolfsburger war unter anderem Ömer Toprak, der dem Wolfsburger Bas Dost den Ball zum Einschuss vorlegte. Für Trainer Sasche Lewandowski aber kein Problem, wie Christian Otto (Tagesspiegel)

Toprak hatte sich vor dem 1:2 einen amateurhaften Stellungsfehler plus verunglücktem Kopfball erlaubt. „Aber ich muss Toprak in Schutz nehmen. Er hat eine super Hinrunde gespielt. Und bei uns dürfen die Spieler auch Fehler machen“, sagte Leverkusens Trainer Sascha Lewandowski.

Für Lorenz-Günter Köstner war es wohl das letzte Spiel. Sky Sport News HD verkündete gestern, dass Bernd Schuster als Nachfolger feststehe.

Andreas Morbach (taz) blickt spektisch auf Schalke nach dem Pokalaus – auch nach den Aussagen der Spieler zu ihrem neuen Trainer.

Eher uneinheitlich waren die Aussagen der Spieler zum ersten Wirken von Jens Keller. „Der Trainer macht einen guten Eindruck, er hat ein gutes Gefühl in die Mannschaft gebracht“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes, Kollege Jones betrachtete die Sache nüchterner: „Er hat schon versucht, etwas Eigenes reinzubringen. Aber die ganz große Änderung kam nicht.“

Marko Schuhmacher (Stuttgarter Zeitung) hat das 2:1 des VfB Stuttgart gegen Köln beobachtet und sieht willige Spieler.

Insofern war die Begegnung schon zu diesem Zeitpunkt ein Spiegelbild der ganzen Saison. Es zeigte sich wieder mal, was die Mannschaft kann und was sie noch nicht kann. Sie ist willig, engagiert und diszipliniert. Doch speziell gegen defensiv ausgerichtete Gegner fehlen die Ideen und die spielerische Qualität, was sich noch mehr bemerkbar macht, da Ibisevic im Sturm auf sich alleine gestellt ist. Deshalb will der VfB in der Winterpause nachrüsten. Ein aussichtsreicher Kandidat ist Ishak Belfodil aus Parma.

Entweder mit hellseherischen Fähigkeiten oder noch gestern Abend gedichtet. Heinz Kamkes Beitrag zum 20.12.

Jürgen Schmieder (SZ) beleuchtet die Sitiation beim FC Bayern München, der immer noch nervös wirkt, trotz Überwinterns in drei Wettbewerben. Karl-Heinz Rummenigge und die Lex Dortmund.

Champions League

Ab 11:30 Uhr werden die Achtelfinalbegegnungen ausgelost. Die Europa League wird um 14 Uhr ausgelost.

Raf Lorenzen (ZDFsport) berichtet in diesem Zuge über den Führungsspieler im Financial Fairplay. Die Bundesliga.

Finanziell könne die Bundesliga mit den Großen Europas nicht mithalten, hieß es lange. Doch allmählich beginnen die Klubs in den anderen Topligen das seriöse Wirtschaften in Deutschland zu beneiden. Sportökonomen sehen eine Wachablösung kommen. Der Verlauf der Champions League scheint das zu bestätigen

Schiedsrichter

Jens Kirschneck (11 Freunde) hat heimlich Collinas Erben gehört, sonst hätte er bestimmt einen anderen Artikel über die Modeerscheinung der Hinrunde geschrieben. Die neue Folge wird übrigens heute aufgenommen.

Wenn wir uns etwas für die Rückrunde wünschen dürfen, dann das: Schluss mit dem nervigen Gezeter über die Referees und lieber akribisch daran gearbeitet, in Zukunft besser Fußball zu spielen. Das ist ein weites Feld, auf dem es viel zu tun gibt – auch, aber nicht nur in Nürnberg.

Sicheres Stadionerlebnis

Die Stellungnahmen der Vereinsverantwortlichen zu schweigenden Fans häufen sich. Finanzchef Paul Jäger von Fortuna Düsseldorf ist empört.

Der BVB erst mit einem offenen Brief und jetzt nochmal mit der Meldung, dass man mit den 12:12-Protestierenden im Diskurs stehe.

Jan-Henrik Gruszecki, Sprecher der Dortmunder 12:12-Aktion äußert sich im Interview mit Matthias Dersch (Ruhr Nachrichten) zum Gespräch mit den Verantwortlichen des BVB.

Die (Dortmunder) Polizei will rund um den Signal-Iduna-Park mit einem neuen Maßnahmenkatalog härter gegen Hooligans vorgehen. Die Maßnahmen umfassen bauliche Veränderungen, aber auch die Reisewege und die Verfahren gegen „Fußball-Straftäter“. (DerWesten)

Bundesliga

Thomas Schaaf gibt der Syker Kreiszeitung ein Interview und zieht sein Resümee der Hinrunde. Es hat angeblich „Spaß gemacht“.

Raphael Honigstein (Sports Illustrated) kürt den Fußballer des Jahres, den Trainerflop des Jahres, das Überraschungsteam des Jahres und noch einige andere Dinge des Jahres.

Situation auf Schalke

Enttäuschende Spiele in der Bundesliga, Trainer entlassen und jetzt auch noch die Kooperation mit Viagogo.

Das Schalker Megafon richtet sich an Clemens Tönnies.

Schalke reagiert auf die Schacher-Vorwürfe in Bezug auf Viagogo.

Das Schalker Megafon meint „Überteuert scheint kein Betrug am Fan zu sein.

Spanischer Fußball

Oliver Meiler (SZ) kommentiert den Ausfall von Tito Vilanova und sein Wirken beim FC Barcelona.

Es hieß gar, er sei „pepistischer als Pep“, ein taktischer Feingeist mit viel Sinn fürs Kollektivspiel. Außerhalb der Welt der Barcelonistas dagegen raunte man, die Wahl Vilanovas sei langweilig und uncouragiert. Außerdem könne der Mann ja nur scheitern beim Versuch, die Erfolge des Vorgängers zu wiederholen: Guardiola hatte in vier Jahren als Cheftrainer 14 Titel gewonnen.

Englischer Fußball

Medispolis analyisert die derzeitige Lage beim FC Liverpool, den er am Ende der Saison noch einmal im Mittelfeld der Liga sieht. Quo Vadis FC Liverpool?

Ricky Hill spricht über die Probleme, die schwarze Trainer und Manager bei der Jobsuche haben – auch seine eigenen. (Guardian)

„Sir Alex Ferguson had the decency to phone me to let me know that he was going in another direction after I applied for the reserve team post at Manchester United in 2003. But I’ve never had a response from anyone else, even by letter,“ says Hill.

Chelseas Club-WM-Taktik im Mülleimer gefunden. (The Sun)

Westham verliert gegen Liverpool und kommt mit einem Punkt zurück, wie der Rapid Hammer berichtet.

Marko Marin mit seinem Startelfdebüt bei Chelsea.

Fankultur

Miasanrot hat einige spannende Links gefunden und kommentiert. Es geht um das sichere Stadionerlebnis, Schalke, Köln und Manuel Neuers Bruder, der als Schiedsrichter aktiv ist.

Bayern-Corner mit seiner persönlichen Einschätzung der aktuellen Fußballkultur/Sicheres-Stadionerlebnis-Debatte.

Fußballtaktik

The State of Analytics: How analytics can aid tactical writing in football. Das lass ich mal so stehen für die Taktikinteressierten.

Fußballfanerlebnisse

MustErkennung über ein Spiel des FC Union Berlin in Braunschweig, über das Textilvergehen, sein Fußballselbstverständnis und wie man mit wildfremden Menschen jubeln kann.

Charity Single

The Justive Collective hat die Charity-Single „It ain’t heavy“ zu Gunsten der Hillsborough-Opfer-Familien aufgenommen. Die potenzielle Nummer 1 zu Weihnachten in England, sagt der Guardian.

Sportliteratur

Sportliteratur renzensiert den „Freistoß ins Leben“ von Martin Bengtsson.

Ballverliebt im neuen Gewand

Relaunch bei den östereichischen Taktikern.

Jahresrückblick

Doch nicht gegen die Italiener.

IT Crowd

Die IT Crowd beim Fußball. They’re singing. (via Schottische Furche)

Tor 19: Wachablösung ade

Überwintern in allen drei Wettbewerben. Meisterschaftsfavorit sein. Herbstmeister sowieso. Dazu Titelkandidat für die Champions League. Es dürfte schnell klar sein, dass nur ein deutscher Fußballverein diese Zielsetzungen als Selbstverständnis, ja als Mantra vor sich her trägt. Wenn der Club dann in seiner Ehre durch titellose Jahre verletzt wird, erwächst daraus die Verpflichtung, sich für das neue Spieljahr besser zu wappnen als das jemals zuvor ein Verein getan hat. Wo andere auf den Nachwuchs setzen (können), greift der FC Bayern nach den Sternen. Die Kasse ist schließlich so gefüllt, dass man sich sogar Fehltritte erlauben könnte, die das Gros der Fußballvereine an den Rand des Ruins bringen würden. Wenn dann die geplanten Transfers nicht direkt über die Bühne gehen, dann kann die Aufregungsmaschine um den FC Hollywood zu ungeahntem Glanz anlaufen. Befeuert durch Gerüchte, Übersetzungsfehler und soziale Netzwerke.

Stefen Niemeyer ist bloggender Bayern-Fan und erlebte das Wechselfieber mit all seinen Aufgeregtheiten und Absurditäten als Fußballerlebnis des Jahre 2012:

Mai 2012. Wir haben verloren. Titel, Ehre, Würde. Alles weg. Niederschmetternd. Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung. Das Finale dahoam war das traurige Ende einer verkorksten Saison. Die „Wachablösung“ ist da, so der Tenor in vielen Kommentaren, jetzt geht’s bergab, wird suggeriert. Pah. Hätten sie gerne. Nein, nicht der FC Bayern! Auf geht’s, auf zu neuen Ufern! Zu guten?

Von außen sieht’s einfach aus: Der alte Reflex schlägt wieder zu: Kaufen! Kaufen! Kaufen! Einfach mal tief in die Tasche greifen. Klingt gut, aber das macht es nicht wahr. In Hoeneß‘ Worten:

„Management bedeutet ja Analysieren und Umsetzen. Die Analyse ergab, dass wir in entscheidenden Spielen nicht zusetzen konnten, auf der Reservebank nicht gut genug besetzt waren. Wir hatten auf wichtigen Positionen keine Alternativen. Viele Spieler konnten sich sicher sein: Egal wie ich spiele, ich werde beim nächsten Mal wieder aufgestellt. Das führte zu einer gewissen Nachlässigkeit.“

Wir holen also Shaqiri, Dante, Mandzukic, Pizarro. Und Sammer. Reichen diese Verstärkungen? Die Knackpunkte im Horror-Herbst und -Winter 2011/12 waren die Verletzungen von Schweinsteiger. Der Mittelfeld-Fluch. Kapitänchen kaputt, Zuversicht kaputt. Das spürst und siehst du als Fan sofort. Wie die Mannschaft orientierungslos und tief verunsichert übers Feld stolpert. Ein ein Tor-Vorsprung, ein zwei Tore-Vorsprung keine Sicherheit mehr geben. Wie vermeintlich schwache Gegner plötzlich gegen uns gewinnen. Die Verstärkungen reichen also noch nicht. Erfolgsfan Nico Emig hat’s in seiner komplexen, aber doch übersichtlichen „FC Bayern Matrix“ deutlich gemacht: Wenn Schweinsteiger wegbricht, ist das Loch groß. Wir brauchen nicht nur im Sturm, nicht nur in der Verteidigung, nicht nur im offensiven Mittelfeld, nicht nur im Vereinsvorstand Verstärkung.

Manche Aktivität passte durchaus ins Klischee. Wer hat eine tolle EM gespielt? Bender? Holen! Oh, Vertrag gerade verlängert? Wird richtig teuer. Jetzt will Holzhäuser ihn nicht hergeben? Nächsten Notnagel suchen! Das Auge fällt auf Javi Martínez von Altetic Bilbao. Defensives Mittelfeld, kann auch Verteidigung. Den hatten wir natürlich schon laaaange im Visier. Die ersten drehen wild: 40 Millionen soll der kosten!

Über Wochen wird analysiert, spekuliert, wild fliegen die Argumente: Eigentlich sitzen wir dank einer Ausstiegsklausel am längeren Hebel; wollen die Basken mit den 15-25 Millionen, die wir zu zahlen bereit wären, noch etwas auf dem Transfermarkt anfangen, werden sie sicher bald einknicken; die 40 Millionen der Klausel wollen wir nicht zahlen; Don Jupp kann Spanisch, hat dort mal trainiert, der jetzige Präsident war sein Spieler, da müsse doch was gehen; aber der Baske stellt sich quer; komische Spanier; komische Basken; Javi trainiert nicht mehr richtig mit, wird nicht mehr aufgestellt, nicht mal für die Bank… Drama, Baby!

Tage-, wochenlang geht es hin und her. Mein Spanisch hilft mir, die Sport-Tageszeitungen und Bilbaoer Zeitungen auf Hinweise zu untersuchen, doch auch Marca und AS spekulieren viel. Die enorme Summe elektrisiert. Ein irrer Hype führt zu täglichen Wallungen, auch beim Leser. Hoeneß oder Rummenigge sagen was, beispielsweise, dass der Transfer fast gescheitert sei, dass es „im Moment“ nicht gut stehe. Die deutschen Medien berichten. Mit etwas Verzögerung nehmen die spanischen Zeitungen das auf und zitieren die beiden. Auch in deutschen Sportredaktionen verfolgt man mittlerweile intensiv die spanischen Zeitungen. Also berichtet man in Deutschland, dass es neue Berichte aus Spanien gebe, dass der Transfer fast gescheitert sei. Grundlage? Die Aussagen in deutschen Medien, die man selbst geschrieben hatte! Den Hinweis bekommt der Leser aber nicht. Und so dreht sich das Karussell immer wilder und schneller und wer nicht aufpasst stürzt schwindelig geworden beim Joggen in die Isar.

Die Alternative: Klaren Kopf bewahren. An den Verein und den Vorstand glauben. Vertrauen haben. Ich versuch’s.

Noch zwei Wochen bis zum Ende des Transferfensters.

Am Donnerstag, den 16. August ist es soweit. DIE Nachricht in der BILD: Martínez kommt. Wir beißen in den sauren Apfel, zahlen die 40 Millionen. VIERZIG MILLIONEN. Wahnsinn! So viel wurde noch nie für einen Spieler in der Bundesliga gezahlt. Und es kommen nicht Messi oder Ronaldo. Ein Mann fürs Mittelfeld. Der bei vielen Spielen rollenbedingt gar nicht groß auffallen werde. Am Freitag soll er schon in München sein. Aber ach, wo bleibt die offizielle Bestätigung? Manche pflegen ihre Vorurteile: Bloß ein Schmierenstück vom Bild-Sportchef Draxler? Oder?

Moment Mal, die sind doch immer bestens informiert. Also, das muss ihnen doch einer von oben gesteckt haben. Aber Bilbao zieht alle Register. Was für Fragen plötzlich die Runde machen, wir werden am Bildschirm noch zu Steuer- und Rechtsexperten: Bilbao wolle das Geld vom FC Bayern nicht annehmen, Javi selbst müsse es zahlen. Würden dann zusätzliche Steuern fällig, die die Transferkosten nochmal in die Höhe trieben? Und wie wird das juristisch fehlerfrei durchgezogen, so dass der Transfer nicht anfechtbar wird und es zu wochen- oder monatelangen Verzögerungen kommt?

Die Rückzugsgefechte von Bilbao toben, und zwischendurch bin ich selbst mittendrin, ein bisschen. Ich lande am Montag, den 20. August in München. Ursprünglich hieß es, Javi sollte schon am Freitag oder Samstag zuvor in München sein. Am Wochenende berichtet ein Sender, er würde am Wochenanfang kommen, Medizincheck, Vertragsunterzeichnung etc. Also vielleicht, wenn ich gerade lande? Ich schaue auf dem Weg zum Ausgang kurz rüber zum Gepäckband – Bilbao steht da. Bilbao! Landet Javi vielleicht gerade jetzt? Prima, ich bin früh genug dran, um nicht sofort zur nächsten Bahn in die Stadt hetzen zu müssen. Ich bleibe stehen, mal gucken. Die ersten Spanier kommen, ich mustere sie. Welcher könnte es sein? Sieht einer aus wie ein Berater? Aber wie sehen Berater aus? Soll ich meine Follower-Gemeinde jetzt schon informieren, dass es nichts zu sehen gibt?

Erst mal einen Tweet losjagen, dass ich am Gepäckband stehe. Das Gepäck rollt durch, er ist nicht dabei. Also keiner, bei dem es auffallenden Trubel gab. Ich gehe durch die Schleuse raus. Man kennt das ja, viele Leute warten auf jemanden, den sie abholen wollen. Und tatsächlich steht da einer von Sport1, eine Videokamera in der Hand. Er ist offenbar der einzige, der auf Javi wartet, wir wechseln ein paar Worte, ich stecke die „breaking news“ den Followern. Und weiter, ab zur Arbeit. Abends auf dem Rückweg ist klar, nein, heute kommt er nicht. Keine Kameraleute mehr am Flughafen.

Das wann „Kommt er?“, „Was macht er?“-Theater geht munter weiter, wird zum Running Gag, selbst die Eltern greifen ein, rufen am 25. August „Lasst unseren Sohn zu Bayern“. Als es wieder heißt, Martínez werde in München zum Medizincheck erwartet, wird es voll am Münchner Flughafen. Kameras, Fotos von einem FCB-Dienstwagen, Anrufe bei der Lufthansa-Hotline, am Ende bleibt ein einfaches Fazit: „Die #FCB-Fans konnten heute mal nachfühlen, was bei einer Apple-Keynote unter Macianern abgeht…“

Dann sind da noch die Tweets von Javis Freundin Maria. Wir nutzen sie zu weiteren Interpretationen, ob es schon einen Vertragsabschluss gab, selbst wenn sie einfach nur schreibt: „Heute bin ich stärker denn je aufgestanden“. Schließlich stellt sie klar: „Meine Tweets haben nichts mit Fußball zu tun.“ Ich übersetze für die deutschen Leser, inzwischen folgen wir uns.

Am 29. August kündigt wiederum die Bild den Vollzug an. Ein insgesamt würdeloses Schauspiel, das sogar seltsamste Lügengeschichten trug: Hatte Javi sich nachts auf Vereinsgelände geschlichen, um was zu klauen? Wer glaubt denn so was? (Ich könnte jetzt noch ein paar Seiten weiter schreiben, was noch alles passierte, aber ich glaube, es reicht.)

Ende gut, alles gut: Da isser!, der „Messias“. Wir spielen eine wahnsinnig gute Hinrunde, ich habe das Gefühl, dass wir vor, mitten in einer großen Saison stehen. Die Aufregung hat sich gelohnt. Wachablösung ade.

Fazit

So was gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder! Oder? Denken wir kurz an 2013. Und da fällt sofort ein Satz der Halbjahresbilanz von Andreas Burkert in der SZ ins Auge: „Die Münchner sind dem Vernehmen nach fest entschlossen, Pep Guardiola für sich zu gewinnen“. Pep! Der Trainer-Riesenriese! Sollte es da einen wochenlangen Kampf mehrerer europäischer Vereine geben, dann war die Aufregung um Martínez noch harmlos.

Die Blog- und Presseschau für Mittwoch, den 19.12.2012

Gestern gelang im DFB-Pokal eine Überraschung: die Offenbacher Kickers schlugen Fortuna Düsseldorf. Wenig überraschend war der Sieg der Bayern in Augsburg. Auch die Rote Karte hatte was von Déjà-vu. Endgültig das Gefühl von sich wiederholender Dauerschleife bekamen die Geschehnisse dann durch die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge, der sich nicht zu blöd war die Roten Karten von Schmelzer (kein Handspiel auf der Torlinie) und Ribéry (Faustschlag) auf eine Stufe zu heben und von einer „Lex Dortmund“ faselte (Abendblatt).

Es gab aber schon eine Idee, um Rummenigges Mimim-Dauergesang ein Ende zu bereiten:

Die nächste Folge von Collinas Erben wird Donnerstag aufgezeichnet. Die Herren Koo und Ribéry werden sicherlich Thema sein. Aber auch Vor- und Nachteile des Videobeweises. Dazu würden wir uns auch über Eure Meinungen zu Pro und Contra hier in den Kommentaren freuen.

Bis dahin darf der Adventskalender genossen werden. Die Beiträge von Trainer Baade und Chaperon Alex Feuerherdt sind zum Beispiel zu entdecken.

DFB-Pokal

Die Spiele in der Zusammenfassung finden sich bei Sky und bei der Sportschau (Analyse Augsburg – MünchenOffenbach – Düsseldorf, Schalke – Mainz, Karlsruhe – Freiburg). Die Termine und Übertragungswege für heute Abend gibt es im Screensport.

Auf Schalke freut man sich über die einsetzende Winterpause. Turnhallen Phil bringt es gleich zu Beginn seines Blogeintrages „Winterpause. Jetzt.“ auf den Punkt:

Pokal-Aus. Wenn man mal ehrlich ist, hätte ein Erfolg am gestrigen Abend den letzten Wochen auch irgendwie den falschen Anstrich gegeben. Man präsentiert sich aktuell neben dem Platz, auf dem Platz, und teilweise auch auf den Rängen einfach desaströs. Dass der Schalker (Boulevard-)Wunschtrainer während des Spiels auch noch des Innenraums verwiesen wurde, passt da doch perfekt ins Bild.

Auch Torsten Wieland (Königsblog) erlebte einen „Bitteren Jahresausklang„, findet dennoch lobende Worte für Trainer und Spieler:

Schalke hat nicht toll gespielt. Schalke hat aber weder moralisch aufgegeben, noch im Anrennen jegliche Form verloren. Das war durchaus mehr, als man zuletzt erleben musste. Jens Keller hat die Mannschaft umformiert und damit durchaus Mut bewiesen. Der Einsatz Metzelders für Matip erwies sich als ok, Ciprian Marica machte ein sehr gutes Spiel und erwies sich als guter Griff. Tranquillo Barnetta erwischte es hingegen hart. Als Rechtsverteidiger eingesetzt war er ab und an nicht auf der Höhe, vor allem bei beiden Gegentoren.

Daniel Meuren (FAZ) lobt Thomas Tuchels taktische Ausrichtung:

Das Pokalspiel dürfte den Schalkern einmal mehr bewiesen haben, dass Tuchel wirklich gute Wahl sein könnte. Er heckte eigens für die letzte Partie des Jahres eine ungewohnte Herangehensweise aus: Statt wie gewohnt in Auswärtsspielen mit einer Mittelfeldraute agierten die Mainzer in einer klassischen 4-4-2-Grundordnung, um möglichst viele der gefährlichen Flanken der Schalker Außenbahnspieler wie Christian Fuchs und Jefferson Farfan zu unterbinden.

„In unserer Raute haben wir viele Auswärtsspiele dominiert, aber außer Lob nix Zählbares mitgenommen“, sagte Tuchel. „Deshalb haben wir uns heute für den Kopf für ein flaches 4-4-2 mit Heimspiel-Prinzipien entschieden.“

Sebastian Rieth (FR) sah eine „Wiederauferstehung in Offenbach“:

Die Kickers stehen erstmals seit 2007 unter den acht besten Teams im Wettbewerb und generieren durch den Einzug ins Viertelfinale, […], überlebenswichtige Finanzmittel. Die nächste Pokalpartie am 26./27. Februar spült eine Garantiesumme von mehr als einer Millionen Euro in die Kasse. Eine von vielen Seiten befürchtete Insolvenz ist damit wohl kein Thema mehr. Dieser magische Abend war ein doppelter Befreiungsschlag – für die Kickers und auch für van Lent.

Vereine vs. Fans / Fans vs. Fans

Der Verein Borussia Dortmund hat seine Fans in einem Offenen Brief dazu aufgerufen die Spieler beim Pokalspiel gegen Hannover 96 zu unterstützen. Die Faninitiative „12 Doppelpunkt 12“ hat sich wieder für einen Protest in den ersten Minuten ausgesprochen. Immerhin wird in Dortmund über die Proteste gesprochen und Sebastian Kehl äußerte laut schwatzgelb Verständnis für die Aktion. Den Initiatoren ist wichtig:

Um Missverständnisse zu vermeiden: Nach dem öffentlichen Brief der Mannschaft möchten wir noch einmal betonen, dass sich der Protest nicht gegen das Team richtet, sondern gegen das DFL-Sicherheitspapier.

Jan Tölva (Transparent Magazin) über Interessenskonflikte und die aktuellen Problemfelder im Verhältnis zwischen Fans und Verbänden: Drei Schritte vom Abgrund entfernt.

Taktik

Jonathan Wilson (Guardian) fast die Taktiktrends des Fußballjahres 2012 zusammen. Worth a read.

Kurz gemeldet

Nachdem ein Schiedsrichter dem Trainer des FC Groningen die „Respect“-Armbinde zeigte, gab es viel Lob und Anerkennung für den Referee. Die Trainerkollegen in den Niederlanden solidarisierten sich hingegen mit dem Trainer und fragten nach dem Sinn der Aktion, wie Zum Runden Leder dokumentiert.

Im Interview mit dem Sportinformationsdienst (FR) spricht Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli über seinen Respekt vor neuen Wegen in Deutschland, Miroslav Klose und die schwierige Situation des italienischen Fußballs.

Dem SSC Neapel werden wegen versuchter Spielmanipultaion zwei Punkte abgezogen. Dazu muss der Verein eine Strafe von 70.000 €uro zahlen. Dazu wurden drei Spieler zwischen sechs und 39 Monaten gesperrt. Der SSC hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. (NZZ)

„Wie sieht die Zukunft von 1860 München aus? Die Absichten des arabischen Investors des Zweitligisten sind undurchsichtig: Nach SZ-Informationen soll Hasan Ismaik versucht haben, seine Klubanteile zu verkaufen. Der Verein arbeitet an einem Notfallplan, Spielerverkäufe drohen.“ Insbesondere die Episode Sven-Göran Eriksson macht stutzig. (SZ)

Jan Scheper (taz) über die schwierige Situation des VfL Bochum.

Im Interview mit 11 Freunde spricht Michael Preetz über die Entlassung von Michael Skibbe, das Relegationsspiel gegen Düsseldorf und Probleme mit Vereinsführung und DFB.

Michael Jahn (BZ) zieht eine Hertha-Zwischenbilanz für die Hinrunde der Saison 2012/2013: „Schwarze Bohnen für die Schusskraft“

Sebastian Stier und Matthias Koch (Tagesspiegel) schreiben die Bilanz für Union Berlin.

Christian Spiller (Zeit) über die Hinrunde von Eintracht Braunschweig: „Kein Geld – und trotzdem erfolgreich“

Peter Pacult ist wieder Trainer von Dynamo Dresden. (RP)

Die 11 Freunde berichten in ihrer neuen Ausgabe über Schalke 04. Die Entlassung von Huub Stevens führt natürlich zu einigen Problemen, denn die Aktualität hat die Geschichten im Monatsmagazin überholt:

 Für 11FREUNDE und die Leser der Ausgabe #134 hat dies den negativen Effekt, das die Analyse in der großen Reportage »Eine schrecklich nette Familie. Das neue Gesicht des FC Schalke 04« noch vor ihrem Erscheinen zumindest in Teilen ad absurdum geführt wird. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle in aller Form entschuldigen. Die Geschichte zeigt, wie rasch sich die Realitäten im Tagesgeschäft des Profifußballs heutzutage verschieben können. Jedenfalls sind selten Recherchen schneller von der Wirklichkeit eingeholt worden.

Auf der Homepage gibt es Hintergründe zur Recherche und Interviews mit Huub Stevens, Horst Heldt, Christoph Metzelder, Benedikt Höwedes und Clemens Tönnies – vor dem Rausschmiss.

Der FC Barcelona hat die Verträge mit Puyol (bis 2016), Xavi (2016) und Messi (2018) verlängert. Messi kann aber zum Schnäppchenpreis von 250 Millionen €uro aus seinem Vetrag ausgelöst werden. (FR)

Rapid Bukarest trennt sich wegen finanzieller Probleme von allen ausländischen Spielern. (Spiegel)

Ex-Bundesligaprofi Lucio verlässt Inter Mailand und kehrt nach Brasilien zurück (RP).

Der VfB Lübeck wird wohl ein Insolvenzverfahren eröffnen. (FußballGlobus) Auch der FC Oberneuland ist in finanziellen Nöten. Grund ist auch das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund in der 1.Runde. (FußballGlobus)

Extra

Hallentor der Tages: FALCÃO FAZ

Wie Barcelona die Sozialen Netzwerke dominiert: Eine Grafik bei 101 Great Goals zeigt, dass Barcelona die meisten Likes und Follower generiert. In den Top 10 sind die Bayern auf Platz 7 und Dortmund auf 10. Schalke immerhin auf Rang 12.

Sergio Ramos (Real Madrid) wünscht frohe Weihnachten. Auf englisch. Nicht ohne Komik. (101 Great Goals)

Tanzende Ordner in Valencia. (101 Great Goals)

Zum Abschluss der Imagefilm zum „Tag der Legenden 2012„. Highlight: Hermann Riegers Rettungseinsatz.

Tor 18: Als „Anstandsdame“ beim Effzeh

Es ist immer sehr interessant mit dem Beherrscher von „Lizas Welt„, denn er lässt zum Glück immer gern den Regelfetischisten raushängen. Dann erläutert er  mit viel Fingerspitzengefühl beim Kurznachrichtendienst und im hauseigenen Podcast „Collinas Erben“ was die Regeln des Fußballs besagen. Da tun sich dann beim Lesen und Hören gar ungeahnte Ermessensspielräume auf.

Sein Fußballerlebnis des Jahres hat dann aber nichts mit dem Dienst an der Pfeife zu tun – auch wenn der beschriebene Dienst aus der Schiedsrichterarbeit des vorzüglichen Alex Feuerherdt erwuchs.

Schon mal den französischen Begriff „Chaperon“ gehört? Falls nicht: Übersetzt heißt das so viel wie „Anstandsdame“. Mit diesem Begriff bezeichnete man, wie die Wikipedia weiß, „bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ältere weibliche Person, die einer jüngeren unverheirateten weiblichen Person zugesellt wird, damit sie im Rahmen von Anstand und Etikette die moralische Integrität des Verhaltens ihres Schützlings sicherstellt, insbesondere bei Annäherungsversuchen, Begegnungen und Treffen mit männlichen Personen“. Chaperons nennt man aber auch die Helferinnen und Helfer bei Dopingkontrollen im Sport, und natürlich ist das kein Zufall. Schließlich besteht auch deren Job letztlich darin, bei Annäherungsversuchen, Begegnungen und Treffen – mit allerlei zwielichtigen Gestalten nämlich – die moralische Integrität des Verhaltens ihres Schützlings (sprich: des jeweiligen Sportlers) sicherzustellen.

In dopingintensiven Sportarten gibt es Chaperons schon seit Jahren, im deutschen Fußball seit der Saison 2009/10. Sie wurden eingeführt, nachdem zwei Hoffenheimer Spieler nicht, wie es die damaligen Regularien eigentlich vorsahen, sofort nach dem Spiel zur Dopingkontrolle erschienen waren, sondern erst mit gehöriger Verspätung. Da beschloss der DFB, fortan zu jeder Partie in den oberen drei Ligen zwei Hilfskräfte zu entsenden, die im Falle einer Dopingkontrolle – ob eine stattfindet, gibt der DFB jeweils kurz vor Spielbeginn bekannt – die ausgelosten Spieler (zwei je Mannschaft) nach dem Schlusspfiff am Spielfeldrand in Empfang nehmen und ohne Umweg in den Dopingkontrollraum führen. Die Frage, welche Sportskameraden sich denn für diesen ehrenamtlichen, Neutralität voraussetzenden Job in besonderer Weise eignen könnten, war auch schnell beantwortet: Schiedsrichter natürlich. Und so habe ich nicht lange gezögert, als vor dreieinhalb Jahren sechs Chaperons je Profiklub gesucht wurden, aus denen ein Pool gebildet werden sollte. Diesem Pool gehöre ich seitdem für Spiele des 1. FC Köln an (und werde, wenn einmal Not am Chaperon ist, gelegentlich auch in Leverkusen eingesetzt).

Dabei ist es kein Geheimnis, dass der besondere Reiz der Tätigkeit als Chaperon darin besteht, vorübergehend zum Mitwirkenden des Bundesligazirkus zu werden: Man bekommt im Falle einer Dopingkontrolle vom Dopingarzt einen so genannten Innenraumausweis ausgehändigt, der zum Betreten des Allerheiligsten berechtigt – VIP-Raum, Mixed Zone, Mannschaftskabinen, Spielfeldrand – und so eine unmittelbare Nähe zum Geschehen herstellt. Gleichzeitig verlangt die Tätigkeit professionelle Distanz und ein zurückhaltendes, besonnenes Verhalten auch in hektischen oder unangenehmen Situationen. „Halten sich Spieler oder Vereinsverantwortliche nicht an die Vorgaben der Anti-Doping-Richtlinien, so hat der Chaperon diese höflich und verbal darauf hinzuweisen sowie den Doping-Kontrollarzt umgehend hierüber zu informieren“, heißt es dazu trocken in den Richtlinien. Und weiter, so amüsant formuliert wie im Grunde selbstverständlich: „Der Chaperon setzt unter keinen Umständen körperlichen Zwang ein“ und „berührt niemals den Spieler, zieht diesen auch nicht am Ärmel“.

Seit der Spielzeit 2009/10 hatte ich eine Reihe von Einsätzen als „Anstandsdame“, doch keiner ist mir so in Erinnerung geblieben wie jener am 10. März dieses Jahres beim Spiel des 1. FC Köln gegen Hertha BSC. Beide Klubs standen in der Liga mit dem Rücken zur Wand und lieferten sich ein hitziges Spiel, in dem der „Effzeh“ nach 36 Minuten durch Christian Clemens in Führung ging – und in der 66. Minute Mato Jajalo nach einem groben Foul durch Platzverweis verlor. Der bei diesem Spiel zuständige Dopingarzt hatte die Chaperons gebeten, etwa zur 70. Minute am Spielfeldrand zu erscheinen; zu diesem Zeitpunkt werden im Beisein der Dopingbeauftragten beider Vereine immer die versiegelten Umschläge geöffnet, in denen sich die Nummern der zur Dopingkontrolle ausgelosten Spieler befinden. Anschließend begeben sich die Chaperons bis zum Schlusspfiff in den Bereich hinter dem Vierten Offiziellen.

Diesen Platz hatten mein Kollege und ich gerade eingenommen, als die ohnehin schon emotionale Partie ihren Siedepunkt erreichte: Lewan Kobiaschwili und Lukas Podolski gerieten körperlich aneinander; Schiedsrichter Guido Winkmann schickte den Berliner daraufhin mit Gelb-Rot vom Platz und den Kölner wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit mit glatt Rot. Auf den beiden Bänken hielt es nun niemanden mehr, vor allem die Kölner Trainer, Betreuer und Ersatzspieler waren sicht- und hörbar erregt. Das nicht minder aufgebrachte Publikum veranstaltete dazu einen buchstäblich ohrenbetäubenden Lärm und bedachte den Referee mit allerlei Flüchen und Verwünschungen, während sich der Vierte Offizielle dem in diesem Moment schlichtweg aussichtlosen Unterfangen widmete, die Gemüter wieder zu beruhigen. Eine adrenalinschwangere, beeindruckende, einschüchternde Atmosphäre, die keinen kalt lässt und die man am Spielfeldrand noch deutlich intensiver erlebt als auf der Tribüne – selbst in den vorderen Reihen –, schon weil man die Reaktionen von Spielern und Bänken unmittelbar und ohne jeden Filter mitbekommt.

Der Schlusspfiff in diesem turbulenten, am Ende sogar dramatischen Spiel führte die nächste Eruption herbei. Auf den Rängen feierte das Publikum, als ob der „Effzeh“ den Klassenerhalt geschafft hätte, Lukas Podolski, der die letzten Minuten hinter uns vor der Glastür zur Mixed Zone verbracht hatte, stürmte auf den Rasen, Kölns Trainer Solbakken vollführte vor der Südkurve einen wahren Veitstanz. In diesem Tollhaus, in diesem Tohuwabohu sollten mein für die Hertha zuständiger Kollege und ich nun die für die Dopingkontrolle ausgelosten Spieler ausfindig machen und zum Kontrollraum führen. Einen der beiden Kölner, für die ich zuständig war, hatte bereits der Dopingarzt persönlich gleich nach dem Abpfiff in Empfang genommen; der andere dagegen befand sich noch auf dem Feld bei den Fans und sollte außerdem zum „Sky“-Interview in der Mixed Zone. Beides stand übrigens im Einklang mit den Richtlinien für die Chaperons, in denen es heißt, dass gewartet werden solle, „bis die Spieler etwaige Ehrenrunden, spontane Siegesfeiern, Interviews u.ä. auf oder am Platz beendet haben“. Da ist die Anti-Doping-Bürokratie also nicht strenger als unbedingt nötig.

Als ich mit dem aufgewühlten Kölner Kicker schließlich den Dopingkontrollraum betrat, war der Abpfiff schon einige Minuten her – was sowohl dem Spieler als auch mir einen sanften Rüffel durch den Dopingarzt eintrug. Aber ich konnte guten Gewissens versichern, dass er kein irgendwie verdächtig aussehendes Reagenzglas in Empfang genommen hatte. Mit dem Abliefern des Spielers im Kontrollraum ist der Einsatz als Chaperon für gewöhnlich beendet; man wird dann, wie es im Amtsdeutsch der Regularien heißt, vom Dopingarzt „entpflichtet“. Aber als lästige Pflicht habe ich die Tätigkeit als „Anstandsdame“ ohnehin nie empfunden. Für mich war und ist sie vielmehr eine Kür – als Schiedsrichter wie als Fußballfan.

Die Blog- und Presseschau für Dienstag, den 18.12.2012

In Deutschland stehen die letzten Pflichtspiele des Jahres auf dem Programm. Im DFB-Pokal wird das Achtelfinale ausgespielt. Heute empfängt Karlsruhe – Freiburg (19:00 Uhr), Schalke – Mainz (19:00), Offenbach – Düsseldorf (20:30)  und Augsburg – München (20.15 / ARD -alle Spiele live bei Sky).

Es bleibt abzuwarten wie sich die Fans in den Fußballstadien heute und morgen verhalten werden. Ein Stimmungsboykott wird auf jeden Fall nicht mehr von allen mitgetragen. Das hat das letzte Wochenende gezeigt.

Weitere Themen sind der Wirbel auf Schalke, Rassismus und Homophobie in Russland und ein Lied für einen französischen Stürmer in Diensten Real Madrids.

Rassismus & Homophobie in Russland

Die größte Fangruppierung von Zenit St. Petersburg hat sich in einem offenen Brief gegen die Verpflichtung von schwulen und schwarzen Spielern ausgesprochen. (Guardian)

„We only want players from other brotherly Slav nations, such as Ukraine and Belarus as well as from the Baltic states and Scandinavia. We have the same mentality and historical and cultural background as these nations.“

Schalke Kreisel

Bei der Sportschau kommt web 0.4 Blogger Jan-Nicolai Kolorz aka Strom Hagemann per Webcam zu Wort und äußert sich über Keller, den Jahrhunderttrainer und  Schalker Stilfragen.

Der selbst ernannte Bolzplatzheld Malte Dudd begrüßte Königsblogger Torsten Wieland, um über die Entlassung von Huub Stevens und die Begleiterscheinungen zu sprechen.

Die Pressekonferenz von Schalke-Trainer Jens Keller gibt es bei YouTube.

Schweigefans

Neben den Verwirrungen um die Trainerentlassung ist auf Schalke auch der Zwist zwischen Fans ein Thema. Torsten Wieland hat sich der Thematik angenommen:

Ich bin gegen „Ultras raus!“, ich sehe sie als einen wichtigen Teil der Schalker Fankultur. Aber ich denke, dass die Schalker Fankultur dazu da sein sollte, den Verein und die Gemeinschaft aller Schalker zu erhalten, sowie die Mannschaft des FC Schalke 04 nach vorne zu bringen. Wer nicht imstande ist, sich diesem Ziel unterzuordnen, muss sich über Gegenwind nicht wundern. Da sind Fans eben Fans, da gibt es kein besser oder schlechter. Das ist gut so.

Die Nachbarn aus Dortmund schwiegen in Hoffenheim. Spekka erklärt bei schwatzgelb warum geschwiegen wurde und weshalb der schweigende Protest so schlecht kommuniziert wurde:

Nach dem Mittwoch war man erst einmal zwei Tage platt und schockiert, dass all die Arbeit und Mühen gefühlt für die Katz waren, bzw. das endgültige Papier aber auch erstmal fast 24 Stunden nicht bekannt war, da die DFL sich Zeit ließ, dann war schon der Samstag, wo die Entscheidung fiel wie man weiter vorgeht und dann auch schon das Spiel. Die Zeit verging einfach wie im Flug und man hatte einen kleinen emotionalen Durchhänger. An einer besseren Kommunikation wird für den kommenden Mittwoch gearbeitet!

Christian Kamp (FAZ) hat die Fans in Mainz, Düsseldorf und Gelsenkirchen beobachtet und meint „Die Einigkeit der Fans ist dahin“.

Auch Jan Mohnhaupt und Jörg Strohschein (Tagesspiegel) sehen einen Riss in der Kurve:

Nach den Wochen der Geschlossenheit schwanken die Fans auf den Rängen zwischen Gleichgültigkeit, Enttäuschung und Wut. Geändert hat sich quasi nichts nach dem Beschluss des DFL-Sicherheitspapiers. Der Großteil der Stadionbesucher will nun wieder Unterhaltung – mit guter Stimmung und gutem Fußball. Doch vor allem den Ultras geht es um mehr als nur Unterhaltung. Sie sehen sich als elementaren Bestandteil des Fußballs. Es ist ein Streit darüber, was im Mittelpunkt steht – die Fans oder das Spiel?

Blogger des Jahres

Spielverlagerung setzte sich im Bereich „Sport“ bei Blogger 2012 gegen Jens Weinreich und Fussballdoping durch. Herzlichen Glückwunsch.

Kurz gemeldet

Domi Kumbela traf auch gestern wieder. Beim 4:3 gegen Union Berlin netzte der Braunschweiger drei Mal ein (Tagessspiegel). Jens Uthoff (taz) fragt: Darf man jemanden feiern, der seine schwangere Freundin getreten hat?

Dynamo Dresden legt Einspruch gegen den Ausschluss aus dem DFB Pokal ein. (Spiegel)

Philipp Maisel empfängt im „Gleiche Höhe“-Talk Roland Eitel, Berater von Joachim Löw, Jürgen Klinsmann und Mesut Özil.

Florian Haupt (Welt) beschreibt „skurrile Mafia-Methoden“ von Real Madrids Trainer Jose Mourinho.

Ausschreitungen in Argentinien: Argifutbol berichtet von Wildwestszenen in der Primera C, wo Spieler von Barras bestohlen und verprügelt wurden.

Nach 24 Jahren ohne Titel gewannen die Millonarios wieder die kolumbianische Meisterschaft. Bei den Feierlichkeiten starben 3 Menschen. 1200 wurden festgenommen. (RP)

Laut Rhein Neckar Zeitung und kicker wird Marco Kurz neuer Trainer in Hoffenheim.

Mario Balotelli zieht gegen seinen Verein Manchester City vor Gericht, weil er Geldstrafen nicht zahlen will. (Spiegel)

Im Juli 2011 und in den darauffolgenden Monaten wurden über 100  türkische Fussballfunktionäre wegen eines Manipulationsskandals verhaftet. Tobias Schächter (NZZ) sieht seitdem keinen Mentalitätswechsel im türkischen Fussball. Die alten Strukturen funktionieren weiter wie vor dem Skandal.

Der Kommentatoren Blog hat die Ansetzungen der Fernsehsender für die DFB-Pokalspiele.

David Alaba ist wie 2011 „Fußballer des Jahres“ in Österreich (kicker)

Thomas Lelgemann (WAZ) besuchte Marcel Raducanu und sprach mit ihm über seine Flucht aus Rumänien, kicken in Rumänien und die Zeit nach der Fußballerkarriere.

Extra

Das Fokus Fussball Torspiel entscheidet am 17.Spieltag Xherdan Shaqiri für sich.

Vergleich des Tages: MTB vs. Fußball

Stadionfoto des Tages: Sriracha Suzuki Stadium

Gegengerade des Tages: Millerntor (St.Pauli)

„Tango mit Arango“: Der Libero hat die schönsten Tore von Juan Arango gesammelt.

Parade des Tages: Eugene Galekovic (Adelaide United)

Schuhwerk des Tages: Pierre-Emerick Aubameyangs (AS Saint-Étienne)

Im Spielverlagerung Adventskalender schreibt TR über Patrick Ebert, der als „Improvisator“ bei Real Valladolid für Positiv-Schlagzeilen sorgt.

Bei So ist Fußball! treffen Ben Redelings, Oli Hilbring und Uwe Fellensiek Kevin Scheidhauer, Uwe Leifeld und Frau Dickkopf.

Zum Abschluss ein weihnachtlicher Ohrwurm:

TS07 – Das Torspiel des 17.Spieltags

Shaq Attack! Mit dem Flachschuss ins kurze Eck von Xherdan Shaqiri verabschiedet sich das Torspiel in die Winterpause. Am Ende wird sogar verraten was der Schweizer alles zu Weihnachten geschenkt bekommt.

[podloveaudio mp3=“http://www.fokus-fussball.de/podcast/ts07.mp3″ mp4=“http://www.fokus-fussball.de/podcast/ts07.m4a“ ogg=“http://www.fokus-fussball.de/podcast/ts07.ogg“ title=“TS07 – Das Torspiel des 17.Spieltags“ subtitle=“Shaq Attack! Mit dem Flachschuss ins kurze Eck von Xherdan Shaqiri verabschiedet sich das Torspiel in die Winterpause. Am Ende wird sogar verraten was der Schweizer alles zu Weihnachten geschenkt bekommt.“ summary=“Shaq Attack! Mit dem Flachschuss ins kurze Eck von Xherdan Shaqiri verabschiedet sich das Torspiel in die Winterpause. Am Ende wird sogar verraten was der Schweizer alles zu Weihnachten geschenkt bekommt.“ poster=“http://www.fokus-fussball.de/podcast/torspiel.png“ permalink=“http://fokus-fussball.de/2012/12/17/ff19-das-torspiel-des-17-spieltags/“]

 

Torspiel. Ein Tor, das sich hören lassen kann.

Torspiel abonnieren:

Die Blog- & Presseschau für Montag, den 17.12.2012

Heute eine gekoppelte Ausgabe, da sich das Fokus-Fussball-Team heute in Köln trifft und das weitere Vorgehen hier bespricht. Wir werden die Ergebnisse unserer Leserbefragung besprechen und planen, was fürs nächste Jahr möglich bzw. unmöglich ist.

Huub Stevens entlassen

Susanne Blondundblau (Fankultur) ist entsetzt über die Art und Weise wie Stevens gehen musste.

Aber auch mit einer Nacht drüber geschlafen oder eher „gewälzt“ war das gestern ein ganz schwarzer Tag für unseren Verein, der sich mit der Entlassung von Huub Stevens heute Morgen nahtlos fortsetze. Auch wenn sich viele in den letzten Wochen zu Recht mehr Aufbäumen, mehr Gegensteuern von Huub Stevens erwartet hatten, ist der Stil und Zeitpunkt dieses Wechsels einfach nur unterirdisch. Unser Jahrhunderttrainer und Chef der legendären Eurofighter hätte einen besseren Abgang verdient gehabt! Huub, danke für alles!

Auch Turnhallenphil hat Bauchschmerzen. Auch was den Nachfolger angeht.

Bleibt der Erfolg aus, bist Du weg. Simple as that. Mitten in der Saison bekommt man jetzt natürlich keine 1A-Lösung, sondern muss sich mit Plan C zufrieden geben, und hoffen, einigermaßen unbeschadet aus der Situation herauszukommen. Plan C fühlt sich falsch an. Richtig falsch.

Auch Jan Christian Müller (FR) fragt sich, ob Keller der richtige Mann auf Schalke ist.

Das Team, das zuletzt nicht mehr wie ein Team auftrat, benötigt also tatsächlich dringend einen Impuls von außen. Wobei Zweifel angebracht erscheinen, ob der beim VfB Stuttgart vor zwei Jahren als Cheftrainer bereits nach zwei Monaten durchgefallenen bisherige Schalker B-Jugendcoach Jens Keller dafür der richtige Mann sein kann.

Philipp Selldorf (SZ) meint, dass Co-Trainer Gisdol mit Stevens gehen musste, damit Keller gestärkt wird.

Gisdol wurde geopfert, um Keller zu stärken. Der neue Cheftrainer soll bis zum Saisonende in Schalke amtieren, „mindestens“, wie der Vereinspatron Clemens Tönnies behauptete. „Ich kenne Jens. Wir sind in einem ähnlichen Alter. Ich halte ihn für einen hervorragenden Trainer, und er genießt mein vollstes Vertrauen“, sagte Heldt, der Keller aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart kennt.

Benjamin Knaack (Spiegel Online) schaut auf Jens Keller und sein letztes Engagement in Stuttgart.

Keller hatte eine durchwachsene Bilanz: Fünf Siege, drei Unentschieden, fünf Niederlagen standen nach 13 Spielen als Chefcoach zu Buche. „Ein Trainer von außerhalb hätte bei einer solchen Bilanz nicht gehen müssen, denn der hat ein ganz anderes Standing“, sagte Keller.

Der Schalkefan hatte eigentlich darauf gehofft, dass Stevens nur eine Übergangslösung ist und dann ein neuer Trainer kommt, der Schalke auf lange Zeit prägt. Mit der vorzeitigen Entlassung von Stevens schwindet diese Hoffnung.

Die Beurlaubung von Huub Stevens hat meine Hoffnung darauf deutlich gedämpft. Schalke hat das Heft des Handelns aus der Hand gegeben und macht sich nun abhängiger vom Tagesgeschäft, als es den handelnden Personen lieb sein kann. Denn letztendlich gibt es nur zwei Szenarien.

Torsten Wieland hoffte ebenfalls auf ein stilvolles Handeln in dieser Situation. Vergeblich.

Wie schon damals bei Mirko Slomka hoffte ich auf ein stilvolles Handeln meines Clubs. Wie damals wurde ich enttäuscht. Wie damals kann ich aber auch heute die Begründung nachvollziehen.

Anygivenweekend kommentiert aus Dortmund die Entlassung Stevens.

Der Klub scheint zum neuen FC Hollywood zu werden. Am heutigen 3. Advent hat der Tabellensiebte Trainer Huub Stevens entlassen. Manche werden sich noch erinnern – der Verein aus Gelsenkirchen legte in allen drei Wettbewerben einen sehr guten Start hin. Die Stimmen, die Stevens Rückkehr als Nostalgie abgetan hatten, verstummten. Und nun muss die Trainer-Legende gehen, nachdem in den letzten acht Ligaspielen nur noch fünf Punkte zusammenkamen.

Unter Flutlicht zum Abschied von Stevens.

Trotzdem kann man einfach nicht darüber hinwegsehen, dass die Mannschaft in den letzten Wochen nicht mehr die Leistung abgerufen hat, die sie eigentlich abrufen kann. Für diese Leistungslücke ist nun einmal leider der Trainer verantwortlich bzw. wird dafür verantwortlich gemacht. Nimmt man Hubb Stevens öffentliches “Knurrerimage” und seine Verschlossenheit in schlechten Phasen hinzu, ist der Handlungsspielraum für die Vereinsverantwortlichen gering. Der Druck der Medien, die schon seit Tagen die Ablösung von Stevens herbeischreiben tun ihr übriges.

Bundesliga

Bremen – Nürnberg 1:1 (0:0)

Bremen und Nürnberg trennen sich 1:1. Dabei erzielt Bremen den Ausgleich kurz vor Schluss aus einer Abseitsposition heraus. Grund genug für die Clubfans United erst einmal eine Nacht über dieses Spiel zu schlafen.

Hoffenheim – Dortmund 1:3 (1:1)

Florian Dellbrügge kommentiert im 09blog das 3:1 des Meisters in Hoffenheim und schaut speziell auf den Fanprotest, der nicht nur 12 Minuten und 12 Sekunden dauerte.

Grundsätzlich halte ich die 12Doppelpunkt12-Aktion für sehr sinnvoll und notwendig, um der DFL und allen am Sicherheitspapier beteiligten Parteien zu zeigen, wie ein Fußball ohne Emotionen aussieht. Ob aber ein 90-minütiger Protest nicht vielleicht am Ende die falsche Wirkung hat, möchte ich mal als Frage stehen lassen. Ich habe mich heute während des Spiels gefragt, ob die Mannschaft nicht genau in solchen Spielen noch mehr als sonst auf ihre Fans angewiesen ist.

Auch Matthias Dersch (Ruhrnachrichten) kritisiert die Dortmunder Fans.

Klar, in den Stadien kommt keine Stimmung auf, das lässt sich für die DFL schlechter vermarkten. Doch die Fans schädigen auch ihre eigene Mannschaft – und nehmen es als Kollateralschaden hin! Eine Mannschaft wie die des BVB lebt trotz aller vorhandenen Qualität von der Emotion, von der Leidenschaft und dem Zusammenspiel mit den Fans. Findet das alles – wie am Sonntag – nicht statt, fehlt im Spiel des Doublesiegers etwas.

Anygivenweekend hofft auf einen zielgerichteten Protest nach der Winterpause.

Die Nicht-Stimmung von gestern kann man aufgrund der akuten Enttäuschung verstehen. Spätestens zur Rückserie sollten sich die beteiligten Gruppen jedoch Gedanken über andere, zielgerichtetere Protestformen machen. Von Dingen, die noch nicht geschehen sind und zum großen Teil nicht geschehen werden, sollte man sich nicht die Freude am Fußball nehmen lassen. Vor allem sollte man unsere Mannschaft nicht längerfristig einer ihrer Stärken berauben.

Schalke – Freiburg 1:3 (1:2)

Der Schalkefan schafft es doch noch auf das Spiel vom Samstag Abend zu blicken, dass für ihn ein Offenbarungseid war.

Dennoch muss man feststellen, dass sich die Mannschaft längst nicht mehr als Team präsentiert. Die Bereitschaft, für den anderen mitzuarbeiten, ist nicht mehr vorhanden. Jeder kämpft und spielt für sich allein. Am Samstag war dies vor allem an Jefferson Farfán zu beobachten, der als einer der aktiveren Spieler in blau und weiß nahezu jeden Angriffsversuch mit einem kleinen Veitstanz abschloss und seine Mitspieler zusammenfaltete.

Leverkusen – Hamburg 3:0 (2:0)

Auch mal Abseits fasst das Spiel der Leverkusener zusammen, die auf Rang 2 der Tabelle überwintern.

Leverkusen: überlegen, leidenschaftlich, kämpferisch – und spielerisch, wie taktisch auf ganz hohem Niveau! Einmal Schü, zweimal Kies, drei zu null – und Schluss!

Fanny (Bayer04blog) ist ebenfalls sehr angetan vom Leverkusener Fußball und nennt die entscheidenden Faktoren.

Leverkusen spielte gestern den Fußball, den nicht nur die eigenen Fans am liebsten sehen, sondern für den in guten Zeiten auch die Fans anderer Vereine zuschauen: spielfreudig und sehr offensiv. […] Dass Stefan Kießling gerade in der Form seines Lebens ist (der Lupfer zum 3:0, anyone?), hat auch der Letzte inzwischen begriffen – auch wenn diese Diskussion viel zu oft in Verbindung mit der Frage nach einem Einsatz in der Nationalmannschaft geführt wird, anstatt dass man herauszuarbeiten versucht, welche Stellschrauben innerhalb der Leverkusener Mannschaft zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Die (nun nicht mehr so) neue offensive Position von Gonzalo Castro ist sicherlich ein entscheidender Faktor.

Lauthals hat nach dem Erreichen des zweiten Rangs so allerhand Tabellen zusammen getragen, wer denn der erfolgreichste Herbstmeister, bzw. der erfolgreichste Vize-Herbstmeister der letzten 15 Jahre.

Nedfuller erkennt neidlos die Leistung der Leverkusener an.

Dennoch, wir haben versucht mitzuhalten. Es war halt heute nicht mehr Körner da. In voller Stärke hätten wir vielleicht unser Tor gemacht, aber gewonnen hätten wir gegen diesen guten Gegner nur mit einer Überleistung. Leverkusen steht zurecht auf dem zweiten Platz nach der Hinrunde. Und wir eben auf Platz 10.

Der Linke Läufer beschreibt das typische Fandasein von der Zugfahrt bis zum Stadionbesuch für diese Partie.

Wolfsburg – Frankfurt 0:2 (0:2)

Blog-G zählt mit Armin Veh nach dem Sieg gegen Wolfsburg die fehlenden Punkte bis zum Klassenerhalt herunter.

Ein Zettel würde in der Kabine hängen, auf dem stehen würde, wieviele Zähler noch nötig seien. Bis gestern vor dem Spiel stand dort die 13. in Zukunft sei es dann halt die 10. Nicht mehr, nicht weniger. Und dann wünschte er allen einen frohes Fest, einen guten Rutsch, und nein, er werde wirklich nicht Ski fahren. Spazieren gehen ist ihm sicherer, dem Trainer der Eintracht.

Wolfsburg verliert gegen Frankfurt und spielt früh in Unterzahl. Die Spielverlagerung sieht Wolfsburger, die am Ende nur noch die Brechstangen-Taktik kennen. Zu wenig um Frankfurt in Gefahr zu bringen.

Allerdings war der Erfolg oder zumindest die Zweitverwertung dieser hohen Zuspiele nur durchwachsen, so dass auf diesem Wege nicht der letzte konsequente Durchschlag erzeugt werden konnte. Am Ende war fast jeder vierte Wolfsburger Pass ein langer Ball, der gegen die soliden Frankfurter aber letztlich nicht reichte.

Mainz – Stuttgart 3:1 (0:0)

Mainz siegt gegen Stuttgart und im Stadion gibt es Pfiffe gegen den Protest der Ultras, die keinen Support für die Teams anboten, so Jan Christian Müller (FR)

In der zweiten Halbzeit stimmten sowohl Mainzer als auch Stuttgarter Ultras mehrfach den Schlachtruf „Fußball-Mafia DFB“ an. Darauf gab es Pfiffe von hörbar vielen anderen Besuchern. 05-Stadionsprecher Klaus Hafner reagierter folgendermaßen: „Wir alle haben akzeptiert, dass ihr die Mannschaften heute nicht anfeuern wollt. Aber lasst die diskriminierenden Äußerungen, denn die Mehrheit des Stadions will das nicht.“

Die Spielverlagerung sieht eine gut aufgelegte Mainzer Mannschaft, die sich äußerst variabel präsentiert und damit die Stuttgarter vor eine unlösbare Aufgabe stellte.

Mit einem 3:1 setzten sie sich relativ klar durch und zogen am VfB in der Tabelle vorbei. Stuttgart konnte das Tempo des Gastgebers nur phasenweise mitgehen, sah dann auch dementsprechend besser aus, aber war nie überlegen. Immer wieder konnten sie sich vereinzelte Chancen erobern und hatten gelegentlich mehr vom Ball und Raum, aber das Mainzer Defensivspiel funktionierte und im Umschalten sind sie letztlich immer für ein oder eben drei Tore gut.

Fürth – Augsburg 1:1 (0:1)

Das Kleeblattblog bringt das 1:1 zwischen Fürth und Augsburg auf den Punkt.

Am Ende blieb es bei der Punkteteilung nach einer insgesamt doch recht dürftigen Partie beider Mannschaften, welche sich im Kampf um den Abstieg damit auch nicht relevant verbessern konnten. Fürth bleibt damit punkt- und tordifferenzgleich mit Augsburg am Tabellenende.

Etwas differenzierter sieht es die Spielverlagerung.

An dieser Stelle muss aber betont werden, dass die Leistungen beider Teams keineswegs katastrophal waren: Defensiv standen beide Teams gut, besonders die Augsburger ließen wenig zu. Zudem hielt sich die Zahl der Fehlpässe in Grenzen. Schlimme Fehler im Spielaufbau unterliefen beiden Teams in dieser Saison ohnehin kaum. Nur im Spiel nach vorne fehlt leider jegliche Kreativität.

Bayern – Gladbach 1:1 (0:1)

Lars Gartenschläger (Welt) versucht das Positive aus der Dominanz der Bayern in der Liga zu ziehen.

Also muss sich die Perspektive ändern. Mögen sich die Bayern auch noch so früh den Titel sichern, so bleibt es spannend zu beobachten, was auf den Plätzen hinter ihnen passieren wird. Vor allem mit dem überraschenden Tabellendritten Eintracht Frankfurt. So langweilig der Titelkampf auch sein mag, bis auf wenige Ausnahmen hat es Spaß gemacht, dem Aufsteiger bislang zuzusehen.

Das Blog „Bayern-Corner“ mit einem Blick in die gute alte Geschichte der Partie Bayern gegen Gladbach.

Franz Beckenbauer Gedächtnismannschaft gegen Günter Netzer Traditionself oder für die Jugend gesagt: “Bayern München vs. Borussia Mönchengladbach”. Viel mehr Tradition geht eigentlich nicht im deutschen Fußball. Jeder Fußballromantiker gerät ins Schwärmen, wenn er an die siebziger Jahre denkt.

Breitnigge bewertet eine der Schlüsselszenen des Spiels. Den von Jerome Boateng verursachten Handelfmeter.

Das Problem war hier eher, dass a) Herr Boateng so wenig, sagen wir mal… Körpergefühl, Geschmeidigkeit hat und b) die Gladbacher durch ein, zwei schlampige Pässe überhaupt erst in der Lage waren, den Ball an Jeromes Hände oder Arme zu befördern. Punkt.

Der Burnster jammert auf hohem Niveau, wie er selber zugibt, aber er kritisiert.

Dann kommt dazu, dass Mandzukic zur Zeit eher das Christkind beim Scheißen als das Tor trifft und sich alle offensiven Überraschungsmomente auf die Ribery-Seite konzentieren. Von den Ecken möchte ich gar nicht mehr reden.

Miasanrot blickt auf die Münchner Bank auf der sich etwas zum Positiven in dieser Saison gewendet hat.

Matthias Sammer wild gestikulierend beim 4. Offiziellen und Lucien Favre. Feuer an der Seitenlinie. Das mag ich. Solang es fair bleibt müssen wir die Emotionen auch dort zeigen. Sammer macht das gut, einen Nerlinger kann ich mir – rückwirkend betrachtet – einfach nicht in so einer Position beim FC Bayern vorstellen. Der Wechsel auf der Managerposition war gut.

Zweite Liga

Das Hertha-Blog fasst die Hinrunde des Hauptstadt-Clubs zusammen, nach dem die Hertha gerade noch drei Punkte gegen den FSV Frankfurt verbuchte.

Ich gebe auch zu, ich habe oft gemeckert in dieser Saison. Über dumme Unentschieden. Oder diese eine Niederlage. Über verschenkte Punkte halt. Doch nachdem heute das letzte Heimspiel in diesem Jahr über die Bühne gegangen war und ich das Ergebnis auf meinem Smartphone las, da gab es nur ein Gefühl, das ich aktuell mit der sportlichen Situation von Hertha […] verbinde: Große Zufriedenheit.

Michael Rosentritt (Tagesspiegel) analysiert die Lage in Berlin und fragt sich, ob die Hertha langfristig Erstligareif ist.

Auch die Vereinsspitze sowie die Geschäftsführung wird den Nachweis zu erbringen haben, dass die Reife und die Klasse für eine dauerhafte Bundesligazugehörigkeit vorhanden ist. Zwei Abstiege zwischen 2010 und 2012 haben Zweifel aufkommen lassen. Wie sagte Herthas Aufsichtsratchef Bernd Schiphorst noch vor wenigen Wochen auf der Mitgliederversammlung: „Hertha muss wieder ein etabliertes Mitglied der Bundesliga werden, der Aufstieg kann nur ein Etappenziel sein.“

Der 1.FC Köln verabschiedet sich trostlos in die Winterpause. Megaleague hat das Spiel gegen Sandhausen beobachtet.

Es wurde also zu einem recht trostlosen 0:0, an einem trostlosen Abend, in der trostlosen Fussballprovinz. Wir sind nun wirklich mal wieder dort angekommen, wo wir eigentlich gar nicht hin gehören, emotional versteht sich.

Das Commando Bochum freut sich über das Team der Rückrunde und fasst die Partie der Bochumer gegen Paderborn zusammen.

Was für perfekte acht Tage im Dezember 2012 für die Bochumer Mannschaft und den Anhang des VfL: zwei Spiele, zwei Siege, dazu 7-0 Tore, das hatte niemand zu hoffen gewagt, oder?

Sicheres Stadionerlebnis

99,9 Prozent aller Fluggäste planen keinen Anschlag, durchschreiten aber die Sicherheitsschleusen am Flughafen, lassen sich mit Metalldetektoren untersuchen und ihr Gepäck durchleuchten. 99,9 Prozent aller Deutschen planen keinen Diebstahl oder eine andere Schandtat, trotzdem gibt es ein Strafgesetzbuch. 99,9 Prozent der Autofahrer sind keine alkoholisierten Geisterfahrer, dennoch akzeptieren sie Verkehrskontrollen, in denen die Fahrtüchtigkeit überprüft wird.

Thomas Klemm (FAZ) kommentiert die aktuelle Debatte um das sichere Stadionerlebnis. Welchen Standpunkt er einnimmt, kann man aus dem oben angeführten Zitat erahnen.

Johannes Kopp (taz) macht aus dem sicheren ein spannendes Stadionerlebnis.

Fankultur ist Jugendkultur. Freddie Röckenhaus und Raphael Honigstein diskutieren im Deutschlandradio.

Sky-Konferenz

Wie funktioniert eigentlich eine Sky-Konferenz, fragte sich Nicolas Diekmann (ZEIT online).

Spieler der Hinrunde

Nedfuller lässt den HSV-Spieler der Hinrunde wählen.

Wie international ist die Bundesliga?

SenSATZionell fragt sich wie international die Bundesliga ist, wo bspw. die englische Liga sehr viel Geld im Ausland erlöst. Dabei schaut er auf die Webseiten der Profivereine, die hauptsächlich in deutsch angeboten werden und nicht das Potenzial der hier lebendenden Migranten nutzen.

Nicht einmal jeder Erstligist bietet seine Homepage in englischer Sprache an. Über das Englische hinaus gibt es gar nur drei Vereine, die eine polyglotte Ader besitzen. Positive Ausnahme ist – keine Überraschung – der seit Jahren stark international ausgerichtete Branchenführer FC Bayern. Immerhin in sechs Fremdsprachen fabulieren die Münchner.

Nick Hornby

Lizas Welt hat den Epilog von Nick Hornbys Fever Pitch gefunden.

Tor des Tages

Adriano.

Tor 17: The Final Countdown

Immer wieder sieht man in Stadien große Banner mit der Aufschrift: „Gegen den modernen Fußball!“ Wenn das heißt, dass man gegen Überdachung aller Plätze und für zugige Stadien mit Tartanbahn ist, dann ist Unverständnis vorprogrammiert. Wenn der Spruch aber darauf abzielt, dass man sich gegen überhöhte Ticketpreise, gegen übertriebene Werbevermarktung und gegen die unnötige Eventisierung von Fußballspielen ist, die auch ohne übertriebenes Tamtam zu Erlebnissen werden können, dann kann man der undifferenzierten Losung etwas abgewinnen.

Der ausgezeichnete Blogger Trainer Baade beschreibt gewohnt wortgewandt in seinem Text für den „Fokus Fussball Adventskalender“ die Auswüchse der Fanbespaßung bei der Europameisterschaft 2012. Zum Glück mit Happy End.

Das schönste Fußballerlebnis im Jahr 2012 war der Countdown vor dem Anpfiff zur EM-Partie zwischen Deutschland und Dänemark. Sein Eintreffen schraubte das Gefühl der Erleichterung in nie zuvor gekannte Höhen. So wie es sich anfühlt, das Ende des Countdowns für den Anpfiff einer Europameisterschaftspartie der UEFA zu erleben — so körperfüllend rundum glücklich machend muss Heroin wirken.

Schließlich hatten einige Herren in Anzügen (aber ohne Krawatten, so ist das im Sportbusiness) vor das Erreichen der letzten Zahl des Countdowns zum Anstoß ein Martyrium an auditiver Folter gesetzt, welches im einigermaßen zivilisierten Europa kein zweites kennt.

Bis zur Ankunft am Stadion war alles den gewohnten Gang eines weiter entfernt liegenden Auswärtsspiels gegangen. Anreise zum Flughafen, einchecken, rumlungern, mit dem innerlichen Finger auf andere Fans zeigen und sich und den Mitreisenden versichern, dass man keineswegs derart präcox begeistert schon an Gate 08/15 singen und sich in kindlicher Manier von der Freude übermannen lassen würde.

Der Flug frei von Turbulenzen und die Begrüßung an einem sommerlich heißen Flughafen durch gemischt glücklich dreinschauendes Bodenpersonal. Einerseits ohne die Fußballfans nichts zu tun hier, dann auch keinen Job, andererseits Fußballfans.

Selbst der Zubringerbus umkurvte die eine orthodoxe Kirche so schwungvoll wie das andere baufällige Gerippe eines Supermarktes. Die Menschen winkten, mindestens einer jedenfalls, wenigstens die Reflektion in der Scheibe winkte zurück.

Von der Stadt hingegen nichts zu sehen, denn der Weg vom Flughafen führte in das ganz nach neuem Brauch auf der Grünen Wiese errichtete Stadion an der Stadt nur vorbei. Ankunft im Stadion also knappe drei Stunden vor Spielbeginn, wo sich tatsächlich einige Dänen in Wikingerkluft geworfen hatten. Wo sich tatsächlich einige Dünnbirnen eine Pickelhaube aufgesetzt hatten, leider mit dem Pickel nach oben zeigend, und viele der Massen nach Ausstieg aus dem Bus in gröhlender Schlandmanier zu den Stadiontoren zogen.

Ein Stadion für nur etwas über 30.000 Zuschauer, somit waren ohnehin keine allzu großen Massen zu erwarten. Davor drei, vier vereinzelte, von der UEFA engagierte Stelzenläufer oder Fußballtricks vorführende ukrainische Kinderchen, außerdem die von Warner Bros. designten Maskottchen in Überlebensgröße. Alles erwartbar und auch verschmerzbar, Augen können nicht nur wegsehen, man kann sie auch schließen.

Ohren leider nicht.

Was sich nach Betreten des Stadions an Akustischem ereignete, davor gab es kein Entrinnen. Drei Animateure, jeder mit einem Mikro ausgestattet, einer englisch schreiend, einer deutsch und einer dänisch, traten den Beweis an, dass Menschen für Geld wirklich alles tun. Wie auch den Beweis, dass der Mensch zwar die Krone der Evolution darstellt, diese Krone aber maximal aus Kaugummipapier gebastelt ist und Gold als Material für die evolutorischen Kronen späterer Spezies zurückgehalten wird.

Der dänische Einpeitscher stand vor der Galeere dem Block der Dänen, der deutsche Marktschreier vor dem anderen Ende des Spielfelds und jener, welcher auf englisch die Synapsen zum Erweichen bringen wollte, dazwischen.

Die Spielchen, die man sich hatte einfallen lassen, um die nur in den Köpfen von UEFA-Verantwortlichen wenig zum Singen neigenden Fans bei Turnierspielen zu bespaßen, unterschritten mühelos die Qualität des sanitären Abfallplans im niegelnagelneuen Stadien. Überflüssig zu erwähnen, dass es einen solchen nicht gab.

Die Zeit im Kindergarten ist lange her. Jene einzige Zeit im Leben eines Menschen, in der er alle seine physischen Möglichkeiten austestet. Beispielsweise, indem man sich darin zu überbieten sucht, wer am lautesten schreien kann. Im Lemberger Stadion hatten die Wettbewerbe eine perfide zusätzliche Komponente. Hier ging es darum, ob Dänen oder Deutsche lauter und länger schreien konnten als ihre Gegenüber, welche allerdings keine Konkurrenten mehr waren, im Grunde schon nach Sekunden nur zu Leidensgenossen zusammengeschmolzen.

Länger und lauter ein Geschrei von sich zu geben, das war der im Rückblick gnädige Teil der Spielchen. Dazwischen — natürlich wurde die Übung mit dem „länger und lauter schreien als die anderen Kurve“ etwa alle zehn Minuten wiederholt — ging es auch noch darum, wer am längsten, lautesten oder debilsten eine La-Ola zelebrieren und am Leben halten könne. Diese musste ebenfalls akustisch mit einem „oooooo-hooo“ untermalt werden — man kennt diesen Dopplereffekt, wenn La-Ola an einem vorbeizieht. Und hätte man ihn nicht gekannt, man hätte hier in drei Stunden etwa 180 Gelegenheiten gehabt, ihn kennenzulernen.

Wäre das jedoch alles gewesen, die geplagten Ohren und deren Besitzer hätten sich vielleicht zwischendurch erholt. Es ging weiter mit dem Anstimmen zusätzlicher Lieder. Entweder eine der beiden Nationalhymnen in einer rockigen Version oder ein bestimmter Fansong, der gerade „in“ war. Jedenfalls sofern etwas „in“ sein kann, wenn es eine Stadionregie in einem Stadion zweitausend Kilometer von jenem Land entfernt auswählt, in dem es angeblich „in“ sein soll.

„Neuer Rekord!!!“, blinkte es auf der Anzeigetafel. Neuer Lautstärkerekord der gröhlenden Massen, woraufhin einer der drei Animateure orgiastisch in den optischen Jubel der Anzeigetafel einstimmte und mit ebenso großer Inbrunst noch lauter als je zuvor in sein Mikrofon donnerte, dass man — für den Fall, dass man es überlesen hatte — einen „NEUEN REKORD!!!“ aufgestellt habe.

„NEUER REKORD!!!“ — woraufhin augenblicklich die Nationalhymne des einen der beiden Lager ertönte, gefolgt von einem der beiden Fansongs der sich duellierenden Länder. Wenn man zu diesem Zeitpunkt bloß noch gewusst hätte, in was die beiden Länder sich eigentlich duellieren wollten und aus welchem Zweck man noch mal in dieses Stadion voller Irrer gebracht worden war — man hätte vielleicht einen Hoffnungsschimmer erkennen können, dass diese Folter ein Ende nehmen würde.

Stattdessen ging es unter ständigem Winken der zum Grimmassieren unfähigen, mit Einheitsgrinsen ausgestatteten Maskottchen weiter im Takt. Die Pein nahm kein Ende. Wer ist lauter?, Dänemark, kreisch, Deutschmark, stöhn, noch eine La-Ola, ein Fansong, wir sind alle deutschländer Jungs, der kan louder? — schaukelte sich diese Ouvertüre straight from hell zu einer nicht enden wollenden Achterbahnfahrt auf, welche allerdings nur einen Weg kannte: Je lauter und länger die Leute auf Aufforderung eines der drei Animateure johlten, desto tiefer sank der durchschnittliche IQ der Menge. Auch in dieser Hinsicht also „NEUER REKORD!!!“.

Bis plötzlich und nicht mehr erhofft der Countdown zum Anpfiff einsetzte. Nur noch 15 Sekunden, alle jubelten jetzt ohne Verstand, neun, acht, das wenigstens war klar, es würde doch noch ein Ende nehmen, sieben! sechs! immer lauter!, komm, Herr, und befreie uns, fünf, VIER!!! bald würde Stille sein vom Ohrendrill, DREI!!!!!, som ikke længere kan, wer will noch mal, einfach nur schreien, ZWEI!!! und schließlich war es soweit, die Freude war mit Händen zu greifen EINS!!!, ein kleiner Pfiff nur für einen Schiedsrichter, aber eine große Erleichterung für alle in der Folterkammer des UEFA-Akustikkabinetts, NULL!!!!! — da war endlich Ruhe im Rund und 30.000 Zuschauer sanken taub und völlig ausgelaugt, aber doch noch erlöst in ihre Sitze.