Es ist in den letzten Monaten in Mode gekommen, dass man statt zu schweigen applaudiert, um einen Verstorbenen zu ehren. Im Prinzip eine würdige Geste, auch weil man so verhindert, dass irgendein Volldepp meint die Stille für unangebrachte Zwischenrufe nutzen zu müssen.
Was für ein starkes Zeichen allerdings der Verzicht auf Gesänge und Anfeuerung sein kann und wie durchdringend Stille sein kann, zeigte ein sehr sensibles Publikum im Westfalenstadion. Die #Link11:
1. Starten wir mit den Fans: In Darmstadt wurde vor dem Spiel mit einer Choreographie (fanzeit) und einer Schweigeminute dem verstorbenen Fan Jonathan »Johnny« Heimes gedacht, der Mannschaft, Trainer und Verein auf dem Weg von Liga 3 in Liga 1 inspiriert hatte. Auch die Fans des FC Augsburg schlossen sich dem Gedenken respektvoll an, was das Darmstädter Tagblatt zu einem Dankesbrief an den FCA und seine Fans bewegte. Kollege Fabian Scheler (Zeit) findet die richtigen Worte:
»Auch in Darmstadt gedachten Heim- und Gästefans aus Augsburg dem verstorbenen Lilien-Fan Johnny. Wieder einmal geriet der Fußball zur Parabel des Lebens. Große, intensive Momente, wenn es mehr als 100.000 Menschen schaffen, würdevolle Menschlichkeit vorzuleben.«
In München drückten Bayern-Fans ihren Unmut über Aussagen von Ministerpräsident Horst Seehofer und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit Bannern aus. (tz)
In Dortmund geriet der Fußball zur Nebensache, nachdem der Todesfall eines Borussen während des Spiels im Stadion die Runde machte. Alle Fans im Stadion, egal ob Mainzer oder Dortmunder reagierten mit Betroffenheit und Schweigen, was eine beeindruckende und auch bedrückende Form des Mitgefühls zeigte. Spieler, Funktionäre und Fans waren nach dem Spiel bewegt, vor allem als das ganze Stadion »You´ll Never Walk Alone« intonierte.
https://youtu.be/0so22ljypKU?t=56s
Felix Meininghaus (SZ) nennt es einen beeindruckenden Sieg der Menschlichkeit. Benjamin Kuhlhoff (11 Freunde) verneigt sich vor den BVB-Fans. Peter Penders (FAZ) zweifelt, ob es solch eine Reaktion auch bei einem Derby zwischen Dortmund und Schalke gegeben hätte und warnt davor die Kraft des Fußballs zu überhöhen.
Wichtige Statements dies Wochenende.Aus den Kurven heraus, von Darmstadt bis Dortmund.
Besser als gesteuerte Aktionen von Liga oder Verband.— Zeisig (@OleZeisler) 13. März 2016
2. Die Meldung, wonach 96-Ultras die Spieler des abstiegsbedrohten Clubs nach der letzten Niederlage zum Ausziehen der Trikots zwangen, bestätigte sich bisher nicht. (HAZ)
3. Mehrere Bundesländer führen oder führten geheime Datenbanken über Fußballfans. Diese wurden nun öffentlich und sorgen für einiges Aufsehen. (DLF) Wer warum polizeilich gespeichert wurde, bleibt womöglich dennoch weiter geheim. (ballesterer)
4. Kommen wir zum Sport: Michael Horeni (FAZ) befürchtet, dass die besseren Trainingsspielchen in der Bundesliga dazu führen, dass der FC Bayern an Klasse verliert. In Hamburg schreibt Tanja (Raute 22C) über die oft geforderte Geduld mit dem HSV – sie kann es nicht mehr hören.
5. Kommen wir zum Jugendfußball: 250.000 €uro bezahlte Rasenballsport Leipzig Ablöse an die Hertha – für einen 15-jährigen. Sport Inside über die Preisexplosion bei Fußballtalenten und das Geschacher um die Jüngsten.
6. Kommen wir zu Regelfragen: Der Interimspräsident des DFB, Rainer Koch, möchte Gelbsperren auslosen. Jörg Schmadtke hält das für Quatsch. (kicker)
Neben dieser »Baustelle« muss der Rücktritt der DFB-Schiedsrichterin des Jahres 2014, Marija Kurtes, mit Sorge betrachtet werden. Sie bemängelt beim DFB unter anderem »fehlende Transparenz in den Entscheidungsstrukturen«. Und auch bei den Männern regt sich Unmut – nur öffentlich äußern möchte sich kein Bundesligaschiedsrichter. Dafür sprechen die Ex-Schiedsrichter Merk und Rafati. (Spiegel)
In seiner Kolumne wundert sich der Erbe Collinas Alex Feuerherdt (n-tv) über Karl-Heinz Rummenigge, Tin Jedvaj und Bastian Dankert.
7. Kommen wir zur Sportpolitik: Allen Dementis zum Trotz tauchen wieder Ungereimtheiten zum Beratervetrag der FIFA für Michel Platini auf. (FAZ)
8. Ungereimtheiten finden sich auch in großer Zahl im Freshfields-Report. Jan Christian Müller (FR) hat den Bericht auf Kurioses und Fragwürdiges abgeklopft.
9. Kommen wir zur Fußballgeschichte: Das »Wunder von Uerdingen« jährt sich zum 30.Mal. Sport Inside zeigt Bilder vom packenden 7:3 und zeigt was die Stasi beim Besuch der Dresdner Fußball beim »Klassenfeind« mitzuschreiben hatte und welche Konsequenzen das Spiel hatte.
10. Kommen wir zum internationalen Fußball. In der Türkei wird die fanatische Unterstützung und die große Beliebtheit durch die Politik ausgenutzt, um Einfluss zu nehmen. Leidtragende sind Opposition und Fans. (DLF)
Immerhin darf in der Türkei nun endlich wieder Tischfußball gespielt werden. 47 Jahre war das Freizeitvergnügen verboten. (tumds)
11. Vor dem Rückspiel des FC Arsenal gegen Barcelona sprach Sid Lowe (Guardian) mit Dani Alves. Wer Alves für einen überbewerteten Außenverteidiger und unangenehmen Selbstdarsteller ohne Fähigkeit zur Reflektion hält und seine Meinung ungern ändern möchte, der sollte auf die Lektüre verzichten.
»What is ‘defend’?,” he continues. “That no one ever dribbles or attacks? Bloody hell, football would be boring, wouldn’t it? You can prepare [only] to defend but then the guy dribbles past you anyway … what, you think you’re the only one that’s quick? If you ‘defend’, you don’t attack; if you ‘attack’, you don’t defend? What’s football for? To win. And to win you have to score more. The winner isn’t [just] the team that defends incredibly; if you defend well but don’t score, it’s worthless.«
»People think the life I lead, being well paid, is the reason I’m like this. No. I was happier when I lived in the countryside with my dad than I often am now. Why? Because I didn’t know how prostituted the world is.«
Geburtstagskind des Tages
(Auflösung von letzter Woche: Thomas Christiansen wurde 43)
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Das Gespräch mit Investor Sven Schmidt über die Superliga. (Handelsblatt)
Field Reporter
»Der Kick war wirklich spontan. Ich bin nach dem Pokalfinale mit ein paar Leverkusener Jungs nach Ibiza geflogen. Dann rief ein ehemaliger Mitspieler aus Siegen an und meinte, er würde am Mittwoch heiraten und davor noch einen kleinen Kick unter Freunden organisieren. Ich bin aus alter Verbundenheit nach Hause geflogen, dort angetanzt und habe mir ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband gerissen. Das war die dümmste Entscheidung meines Lebens. Meine Frau hat noch im Vorfeld gesagt, ich solle den Mist sein lassen und mich in der Sommerpause erholen. Hätte ich mal auf sie gehört…«
Patrick Helmes über sein Karriereende, neue Ambitionen als Trainer und das fordernde Training von Felix Magath. (spox)
Mixed Zone
Top 3: Der Übersteiger erinnert sich an seine drei größten Fußballmomente. + + + Trainerschmiede: Sandro Schwarz ist der nächste Trainer der U23 von Mainz 05, der mit guten Leistungen seines Teams auf sich aufmerksam macht. Ein Gespräch über Nachwuchsarbeit, Trainerarbeit und den Abgang von Christian Heidel. (spox) + + + Abschied: Norbert Elgert, Nachwuchstrainerlegende und DFB-Trainer des Jahres 2013, kündigt seinen Abschied von der »Knappenschmiede« an. (RevierSport) + + + Abschied II: Havard Nordtveit zieht es von Gladbach in die Premier League. (kicker) + + + Ärgerlich: Elias Kachunga geht nicht ran und verpasst deshalb einen möglichen Bundesligaeinsatz. (FAZ) + + + Absage: Die FIFA hat Qualifikationsspiele Kuwaits abgesagt. (reuters) + + + Memories: 100 Fotos von Maradona. (Goalden Times) + + + Planänderung: Die DFL will nun doch 90 statt 45 Minuten Zusammenfassung im Free-TV. (kicker) + + + Verzicht: Wattenscheid 09 verzichtet auf einen Lizenzantrag für die 3.Liga, weil der Verein die Lizenzauflagen des DFB nicht erfüllen kann. (RevierSport) + + + Statement: Robin Himmelmann, Torwart des FC St. Pauli ist nachdenklich:
Es ist Sonntag, kurz nach sechs Uhr abends.Mit einer gewissen Sorge blicke ich auf Balkendiagramme und Zahlen vor mir…
Posted by Robin Himmelmann on Montag, 14. März 2016