#Link11: The Sound Of Silence

Es ist in den letzten Monaten in Mode gekommen, dass man statt zu schweigen applaudiert, um einen Verstorbenen zu ehren. Im Prinzip eine würdige Geste, auch weil man so verhindert, dass irgendein Volldepp meint die Stille für unangebrachte Zwischenrufe nutzen zu müssen.

Was für ein starkes Zeichen allerdings der Verzicht auf Gesänge und Anfeuerung sein kann und wie durchdringend Stille sein kann, zeigte ein sehr sensibles Publikum im Westfalenstadion. Die #Link11:

blogundpresseschau

1. Starten wir mit den Fans: In Darmstadt wurde vor dem Spiel mit einer Choreographie (fanzeit) und einer Schweigeminute dem verstorbenen Fan Jonathan »Johnny« Heimes gedacht, der Mannschaft, Trainer und Verein auf dem Weg von Liga 3 in Liga 1 inspiriert hatte. Auch die Fans des FC Augsburg schlossen sich dem Gedenken respektvoll an, was das Darmstädter Tagblatt zu einem Dankesbrief an den FCA und seine Fans bewegte. Kollege Fabian Scheler (Zeit) findet die richtigen Worte:

»Auch in Darmstadt gedachten Heim- und Gästefans aus Augsburg dem verstorbenen Lilien-Fan Johnny. Wieder einmal geriet der Fußball zur Parabel des Lebens. Große, intensive Momente, wenn es mehr als 100.000 Menschen schaffen, würdevolle Menschlichkeit vorzuleben.«

In München drückten Bayern-Fans ihren Unmut über Aussagen von Ministerpräsident Horst Seehofer und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit Bannern aus. (tz)

In Dortmund geriet der Fußball zur Nebensache, nachdem der Todesfall eines Borussen während des Spiels im Stadion die Runde machte. Alle Fans im Stadion, egal ob Mainzer oder Dortmunder reagierten mit Betroffenheit und Schweigen, was eine beeindruckende und auch bedrückende Form des Mitgefühls zeigte. Spieler, Funktionäre und Fans waren nach dem Spiel bewegt, vor allem als das ganze Stadion »You´ll Never Walk Alone« intonierte.

https://youtu.be/0so22ljypKU?t=56s

Felix Meininghaus (SZ) nennt es einen beeindruckenden Sieg der Menschlichkeit. Benjamin Kuhlhoff (11 Freunde) verneigt sich vor den BVB-Fans. Peter Penders (FAZ) zweifelt, ob es solch eine Reaktion auch bei einem Derby zwischen Dortmund und Schalke gegeben hätte und warnt davor die Kraft des Fußballs zu überhöhen.

2. Die Meldung, wonach 96-Ultras die Spieler des abstiegsbedrohten Clubs nach der letzten Niederlage zum Ausziehen der Trikots zwangen, bestätigte sich bisher nicht. (HAZ)

3. Mehrere Bundesländer führen oder führten geheime Datenbanken über Fußballfans. Diese wurden nun öffentlich und sorgen für einiges Aufsehen. (DLF) Wer warum polizeilich gespeichert wurde, bleibt womöglich dennoch weiter geheim. (ballesterer)

4. Kommen wir zum Sport: Michael Horeni (FAZ) befürchtet, dass die besseren Trainingsspielchen in der Bundesliga dazu führen, dass der FC Bayern an Klasse verliert. In Hamburg schreibt Tanja (Raute 22C) über die oft geforderte Geduld mit dem HSV – sie kann es nicht mehr hören.

5. Kommen wir zum Jugendfußball: 250.000 €uro bezahlte Rasenballsport Leipzig Ablöse an die Hertha – für einen 15-jährigen. Sport Inside über die Preisexplosion bei Fußballtalenten und das Geschacher um die Jüngsten.

6. Kommen wir zu Regelfragen: Der Interimspräsident des DFB, Rainer Koch, möchte Gelbsperren auslosen. Jörg Schmadtke hält das für Quatsch. (kicker)

Neben dieser »Baustelle« muss der Rücktritt der DFB-Schiedsrichterin des Jahres 2014, Marija Kurtes, mit Sorge betrachtet werden. Sie bemängelt beim DFB unter anderem »fehlende Transparenz in den Entscheidungsstrukturen«. Und auch bei den Männern regt sich Unmut – nur öffentlich äußern möchte sich kein Bundesligaschiedsrichter. Dafür sprechen die Ex-Schiedsrichter Merk und Rafati. (Spiegel)

In seiner Kolumne wundert sich der Erbe Collinas Alex Feuerherdt (n-tv) über Karl-Heinz Rummenigge, Tin Jedvaj und Bastian Dankert.

7. Kommen wir zur Sportpolitik: Allen Dementis zum Trotz tauchen wieder Ungereimtheiten zum Beratervetrag der FIFA für Michel Platini auf. (FAZ)

8. Ungereimtheiten finden sich auch in großer Zahl im Freshfields-Report. Jan Christian Müller (FR) hat den Bericht auf Kurioses und Fragwürdiges abgeklopft.

9. Kommen wir zur Fußballgeschichte: Das »Wunder von Uerdingen« jährt sich zum 30.Mal. Sport Inside zeigt Bilder vom packenden 7:3 und zeigt was die Stasi beim Besuch der Dresdner Fußball beim »Klassenfeind« mitzuschreiben hatte und welche Konsequenzen das Spiel hatte.

10. Kommen wir zum internationalen Fußball. In der Türkei wird die fanatische Unterstützung und die große Beliebtheit durch die Politik ausgenutzt, um Einfluss zu nehmen. Leidtragende sind Opposition und Fans. (DLF)

Immerhin darf in der Türkei nun endlich wieder Tischfußball gespielt werden. 47 Jahre war das Freizeitvergnügen verboten. (tumds)

11. Vor dem Rückspiel des FC Arsenal gegen Barcelona sprach Sid Lowe (Guardian) mit Dani Alves. Wer Alves für einen überbewerteten Außenverteidiger und unangenehmen Selbstdarsteller ohne Fähigkeit zur Reflektion hält und seine Meinung ungern ändern möchte, der sollte auf die Lektüre verzichten.

»What is ‘defend’?,” he continues. “That no one ever dribbles or attacks? Bloody hell, football would be boring, wouldn’t it? You can prepare [only] to defend but then the guy dribbles past you anyway … what, you think you’re the only one that’s quick? If you ‘defend’, you don’t attack; if you ‘attack’, you don’t defend? What’s football for? To win. And to win you have to score more. The winner isn’t [just] the team that defends incredibly; if you defend well but don’t score, it’s worthless.«

»People think the life I lead, being well paid, is the reason I’m like this. No. I was happier when I lived in the countryside with my dad than I often am now. Why? Because I didn’t know how prostituted the world is.«

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von letzter Woche: Thomas Christiansen wurde 43)

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Das Gespräch mit Investor Sven Schmidt über die Superliga. (Handelsblatt)

Field Reporter

»Der Kick war wirklich spontan. Ich bin nach dem Pokalfinale mit ein paar Leverkusener Jungs nach Ibiza geflogen. Dann rief ein ehemaliger Mitspieler aus Siegen an und meinte, er würde am Mittwoch heiraten und davor noch einen kleinen Kick unter Freunden organisieren. Ich bin aus alter Verbundenheit nach Hause geflogen, dort angetanzt und habe mir ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband gerissen. Das war die dümmste Entscheidung meines Lebens. Meine Frau hat noch im Vorfeld gesagt, ich solle den Mist sein lassen und mich in der Sommerpause erholen. Hätte ich mal auf sie gehört…«

Patrick Helmes über sein Karriereende, neue Ambitionen als Trainer und das fordernde Training von Felix Magath. (spox)

Mixed Zone
Top 3: Der Übersteiger erinnert sich an seine drei größten Fußballmomente. + + + Trainerschmiede: Sandro Schwarz ist der nächste Trainer der U23 von Mainz 05, der mit guten Leistungen seines Teams auf sich aufmerksam macht. Ein Gespräch über Nachwuchsarbeit, Trainerarbeit und den Abgang von Christian Heidel. (spox) + + + Abschied: Norbert Elgert, Nachwuchstrainerlegende und DFB-Trainer des Jahres 2013, kündigt seinen Abschied von der »Knappenschmiede« an. (RevierSport)  + + + Abschied II: Havard Nordtveit zieht es von Gladbach in die Premier League. (kicker) + + + Ärgerlich: Elias Kachunga geht nicht ran und verpasst deshalb einen möglichen Bundesligaeinsatz. (FAZ) + + + Absage: Die FIFA hat Qualifikationsspiele Kuwaits abgesagt. (reuters) + + +  Memories: 100 Fotos von Maradona. (Goalden Times) + + + Planänderung: Die DFL will nun doch 90 statt 45 Minuten Zusammenfassung im Free-TV. (kicker) + + + Verzicht: Wattenscheid 09 verzichtet auf einen Lizenzantrag für die 3.Liga, weil der Verein die Lizenzauflagen des DFB nicht erfüllen kann. (RevierSport) + + + Statement: Robin Himmelmann, Torwart des FC St. Pauli ist nachdenklich:

Es ist Sonntag, kurz nach sechs Uhr abends.Mit einer gewissen Sorge blicke ich auf Balkendiagramme und Zahlen vor mir…

Posted by Robin Himmelmann on Montag, 14. März 2016

#Link11: U – U – EFA Cup!

Es ist wirklich jammerschade, dass die UEFA kein Interesse an der Europa League hat. Seitdem der Name sich vom UEFA-Cup wegbewegte und einen der schönsten Fangesänge der Republik ad absurdum führte, führt der Bewerb ein stiefmütterliches Dasein. So scheint es, dass die Spiele nur für die jeweiligen Teilnehmer interessant sind – es sei denn, dass die Vereine gerade aus der Champions League hinabgestiegen sind, um sich im »Cup der Verlierer« mit einer B-Elf aus dem Wettkampf zu verabschieden. Dann interessieren die Spiele oft nur noch reisefreudige Fans.

In Liverpool ließen die Augsburger die Europa League mal wieder aufleuchten, weil sie zeigten worum es in diesen internationalen Wettbewerben gehen sollte: ein gute Zeit haben, internationale Bekanntschaften machen und so auch ein Stück Europa zu leben. Die Dortmunder glänzten dazu gestern gegen Tottenham, auch weil ihre Fans sich auf die Fahnen geschrieben haben, dass dieser eine Pokal in der internationalen Titelsammlung noch fehlt. Ich wünsche deshalb allen Dortmundern eine gute Zeit beim Rückspiel in London und freue mich auf einen Europapokalabend am Fernseher.

blogundpresseschau

1. Gestern schoss sich Borussia Dortmund mit einem beeindruckenden 3:0 den Weg ins Viertelfinale der Europa League frei. Tottenham trat zwar nur mit einer besseren B-Elf an, die Borussia überzeugte dennoch mit einer »bärenstarken Vorstellung« (spox), war »nah an der Perfektion« (Spiegel) und bot »große Dortmunder Fußball-Kunst« (FAZ).

2. Dem zweite Bundesligaverteter wurden deutlich »die Grenzen aufgezeigt« (Zeit). Spielbeobachter Schmidt sorgt sich um das Selbstvertrauen seiner Mannschaft (kicker). Thomas Moch (Cavanis Friseur) erklärt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass ein Verein aus dem 50.000 Einwohner Städtchen Villareal so erfolgreich wurde.

3. In der Premier League gewann der FC Liverpool gegen Manchester United. Ein »Sieg der Taktik« (Spiegel).

https://vine.co/v/iH1UjQFzaJL

4. Ein amerikanischer Milliardär. Finanz- und machtgetriebene Fußballclubs und -funktionäre. Eine gemeinsame Idee. Ewan MacKenna erklärt, warum die Frage nicht mehr ist, ob es eine europäische Superliga geben wird, sondern wann es sie geben wird. Und auch ein Investor glaubt im Gespräch mit dem Handelsblatt nicht, dass sie noch zu verhindern ist.

5. Wer die Superliga im TV übertragen darf, ist natürlich noch völlig offen. Dafür steht fest, dass sich die ARD die TV-Rechte am DFB-Pokal bis 2019 gesichert hat. (Spiegel)

6. Legen wir den Fokus auf Werder Bremen. Tobias Escher war zu Gast beim werderschnack. in einer knappen halben Stunde diskutiert er die Taktikvarianten von Werder in der laufenden Saison und stellt Stärken und Schwächen heraus. Werder-Fan Lars Kranenkamp spricht mit den Bayern-Fans von Mia San Rot vor dem Spiel der Bremer in München über falsche Entscheidungen, fehlende Flexibilität und Claudio Pizarro.

7. Die beiden Gelbsünder Fritz und Junuzovic werden vom DFB-Sportgericht wohl nicht extra gesperrt (kicker, 13.11 Uhr) Wir werden uns also an die Otze-Geschichten gewöhnen müssen. Beim 1.FC Köln drohen übrigens Vogt und Modeste Gelbsperren.
UPDATE 13:50: Beide müssen jeweils 20.000 €uro bezahlen. (Tagesspiegel) Frag ich mich: Was ist mit den fünf Darmstädtern?

8. Kurzer Blick in Liga 2: Der 1.FC Kaiserslautern hat deutlich Stellung bezogen gegen die Berichterstattung der Sport-Bild. Diese hatte behauptet, der Verein liege »am Boden« und stehe kurz vor einem »Finanz-K.O.« Der FCK schreibt:

»Falschmeldungen dieser Art schaden dem Verein nachhaltig, zeugen von einem verantwortungslosen Umgang mit Fakten und schaffen Unmut bei Fans & Partnern.«

9.Das Magazin When Saturday Comes feiert seinen 30.Geburtstag. Wir gratulieren ganz herzlich und empfehlen einen Blick auf die Titelbilder und in die ersten Ausgaben. Schreibmaschine ick hör dir trapsen.

10. Frank Willmann (Zeit) war zu Gast beim 150.Belgrader Stadtderby zwischen Partizan und Roter Stern. Für die internationale Presse wurde eigens ein englischsprachiges Banner mit der Aufschrift »150. Serbisches Derby-Passion-Wahnsinn-Nationalstolz-Schönheit-Krieg-Liebe-Glaube-Loyalität-Gefühl-Mentalität-Gratulation« entrollt. Ein Bericht über Pyro, Rauch und serbische Gelassenheit.

11. Von Pep Guardiola ist das schöne Bonmot überliefert, dass Johan Cruyff die Kathedrale erbaute und es nun unser Job sei sie zu pflegen. Mit dieser Ansicht ist der Bayern-Trainer nicht allein:

»Cruyff ’s admirers don’t just like the way he and his teams played. They believe the world could be a better place if his vision of football prevailed. Cruyffian football, they feel, is more beautiful, more fun and more spiritual than other approaches.«

David Winner (Bleacher Report) hat sich die »Church of Cruyff« angesehen und erzählt von Cruyffs Wirken ab seiner Jugend bis hin zum Messi/Suarez-Elfmeter. Ein großes Lesevergnügen.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Toni Polster wurde 52)

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Sven Goldmann (Tagesspiegel) traf einen Ex-Schiedsrichter: Robert Hoyzer ist zurück im Spiel.

Field Reporter

»Wir haben keine Tradition und unsere Spieler kommen alle aus dem Ausland. Aber international sind wir sehr beliebt. Wir haben zum Beispiel die zweitmeisten Twitter-Follower aller Klubs des Landes. Die Leute mögen es, dass wir den Spielern eine zweite Chance geben. Wir möchten auch auf vielen anderen Ebenen ein alternativer Verein sein. Viel offener und zugänglicher. Wenn man uns besucht, kann man mittrainieren, wenn man möchte. Man kann auch in der Halbzeit in die Kabine gehen und die Halbzeitansprache halten.«

John Gontier auf dem Weg in die Champions League mit einem Zweitligisten aus Gibraltar zu ungewöhnlichen Methoden (11 Freunde).

Mixed Zone
Laufverbot: Die taz-Redaktion hat Geh-Fußball getestet.  + + + Abwehrspieler: Jérôme Boateng erklärt sein Geheimnis (The Players Tribune) + + + Extra Time: Die erste Ausgabe des Magazins der Queer Football Fanclubs Deutschlands. + + + Rückholaktionen: Warum stellen italienische Fußballclubs so gern ihre Ex-Trainer wieder ein? (transfermarkt) + + + Verschwiegenheitsklausel: Tönnies will bei Geheimnisverrat seine Aufsichtsratskollegen zur Kasse bitten. (WAZ) + + +Empfehlungen: Trainer Baade über »New Kids On The Blog«.

#Link11: Die Basis liegt in Brotdorf

blogundpresseschau

1. Im gestrigen Champions-League-Achtelfinalrückspiel zwischen dem FC Chelsea und Paris Saint-Germain setzten sich die Franzosen mit einem 1:2 durch. Stefan Osterhaus (NZZ) berichtet vom Spiel. Rene Maric (Spielverlagerung) analysiert die Taktik des Matches. Im zweiten Spiel des gestrigen Abends siegte Benfica mit demselben Ergebnis in Sankt Petersburg (kicker).

2. Der FC Chelsea ist damit zwar aus der Champions League geschieden, befindet sich dennoch auf dem Weg der Besserung: Nach der schwachen Hinrunde unter José Mourinho hat sich das Team gefestigt. Peter Ahrens (Spiegel Online) über die Hauptperson dieser Konsolidation. Andererseits befindet sich der Klub mitten im sportlichen und menschlichen Zerfall, wenn man dem Artikel von Sven Haist in der SZ folgt: Dieselben Ergebnisse und Personalien werden hier ungleich düsterer gesehen.

3. Um den Solidaritätsbeitrag, der von der Ablöse für den Pariser und früheren Frankfurter Torhüter Kevin Trapp abgeführt werden muss, ist im Saarland ein Streit zwischen den Teilhabern einer Spielgemeinschaft entbrannt (11Freunde):

»Kevin hat bei uns angefangen. Die Basis seiner Karriere liegt sozusagen in Brotdorf«, berichtete etwa der Vorsitzende des dortigen FC, Arno Heinz, bei fupa.net. Da kann der SV Mettlach zwar nicht mithalten, aber Teil der Jugendspielgemeinschaft waren sie unbestritten allemal. Und so pochten auch sie darauf, am vermeintlich warmen Geldregen beteiligt zu sein. Das argumentativ heißeste Eisen hatten allerdings die Bachemer im Feuer, denn bei ihnen war Kevin Trapp seinerzeit laut Spielerpass gemeldet.

4. Einige taktische Nachworte zum 25. Spieltag: Hoffenheim hatte »eigentlich vom Ansatz sehr gut aussehenden Ansätze«, die dann aber zu einer 5:1-Niederlage in Stuttgart wurden (Spielverlagerung). Thomas Schaaf ließ in Hannover zuletzt unorthodoxes Zeug spielen: Ein zentrumslastiges 4-2-2-2, bei dem die Mittelstürmer im Pressing die Flügel besetzen (Niemals allein). In Wolfsburg probierte Andre Schubert mit seinen Borussen ein 3-4-3, Wolfsburg ist zuletzt desöfteren im 4-3-3 unterwegs (Spielverlagerung).

5. Nicht Teil des Gladbacher 3-4-3 war Martin Stranzl. Der Österreicher mit derzeit genau 256 Bundesligaeinsätzen wird im Sommer 36-jährig seine Karriere beenden. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) über den Abgang einer Leitfigur und einer Personifizierung der wiedererstarkten Gladbacher Borussia.

6.

Ganz ehrlich? Ich finde Fußball manchmal rätselhaft: Warum hat Pep seine Kapuze vom Wintermantel immer umgekrempelt? Warum kriechen Trainer bei Regen nicht unter einen Regenschirm? […] Warum tun Spielerberater so geheimnisvoll? Und warum sitzen die immer, immer, immer im Auto? Warum gibt es keine Dopingbefunde im Fußball? […] Warum wird der Ball so oft aus gegeben, obwohl er nicht aus war? […] Warum muss zum Fußball eigentlich immer Bier getrunken werden? Warum nicht mal ’ne vegane Wurst und ein Erdinger Alkoholfrei? Warum haben die Grünen das noch nicht erkannt? […] Warum kostet ein Fußballtrikot aus Plastik 80 Euro? Warum gibt es Fußballphilosophen und keine Tischtennisphilosophen?

Markus Völker (taz) stellt 62 Fragen zum Fußball.

7. Robert Hoyzer ist Technischer Direktor bei Viktoria Berlin. Sven Goldmann (Tagesspiegel) hat ihn getroffen und portraitiert einen Resozialisierten, der selbst in seiner Seriosität bei mir noch einen schmierigen Eindruck hinterlässt: »›Gibt es eigentlich noch das Café King? Egal, ich war lange nicht mehr in der Gegend.‹«

8. Bei Eintracht Frankfurt tritt in diesen Tagen ein Bruderpaar seinen Dienst als Trainer an: Niko und Robert Kovac sollen den drohenden Abstieg abwenden. Tobias Schächter (SZ) portraitiert die beiden Brüder und ihre bisherige Trainer- und Netzwerkarbeit. Über die anstehenden Veränderungen hinter und über den Trainerteam berichtet Ingo Durstewitz in der FR.

9. 1860-Finanzier Hassan Ismaik möchte erstmals ein Auswärtsspiel besuchen: Dasjenige in Leipzig.

Und daher grübelt nun halb München, weshalb der Jordanier sein Auswärtsdebüt ausgerechnet bei einem Spiel bei Tabellenführer Leipzig geben möchte, das a) von den 1860-Ultras boykottiert wird, weil die finden, dass dort ein ziemlich unnötiger Brauseklub von den Brausemillionen eines Brausekonzerns künstlich bebraust wird und bei dem b) Möhlmanns Truppe nach drei Siegen in Serie aller Voraussicht nach wieder auf die Mütze bekommen wird.

Philipp Schneider (SZ) hat einen Erklärungsansatz.

»Nur Platz 10: HSV bangt um Zusatzeinnahmen durch Relegationsspiele«. Der Postillon berichtet über das sich abzeichnende Verfehlen des Saisonziels.

11. In Frankfurt wurde den 23 Absolventen der diesjährigen Fußball-Lehrer-Ausbildung ihre Lizenz verliehen. DFB.de führt eine Liste der Absolventen. Rang 1 und 2 der Notenbesten belegten zwei Trainer der TSG Hoffenheim. Auszeichnungen für Lebens- und Jahresleistungen gingen an Ottmar Hitzfeld und Markus Kauczinski (kicker).

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Jan Furtok wurde 54. Bernd Hölzenbein wurde 70, aber nicht in der #Link11, nur in der FAZ)

Meist geklickter Link gestern
Daniel Raecker (Spiegel) – »Wolfsburg im Viertelfinale: Großer Sieg, kleine Freude«

Field Reporter

»Egal, wer Präsident geworden ist: Die Fifa funktioniert, da muss man nichts machen.«

Ex-FIFA-Patron Joseph Blatter wird 80 und hat eine Organisation geschaffen, die von selbst läuft. Ein Geburtstagsinterview im Blick.

Mixed Zone
Kaiserslautern: Friede Springer macht sich Sorgen (Der Betze brennt) + + + England: Ticketpreise im Gästeblock werden auf 30 Pfund gedeckelt (sid/SpOn) + + + England: Sehr, sehr, sehr unwahrscheinlicher Treffer beim Training (BBC Sporf) + + + Manchester: Happiness is a small mirror (Trainer Baade) + + + Thailand: Die Veränderungen zur neuen Saison bei thai-fussball.com + + + Klagenfurt: Warum nicht Jörg-Haider-Stadion? (Ballesterer) + + + Schalke: Intersaisonaler Vergleich der Punktzahlen (Königsblog) + + + Frauen: Deutschland unterliegt den USA mit 1:2 (FAZ) + + + Tottenham: Dortmunds Gegner im Portrait (Tagespiegel) + + + Darmstadt: Johnny Heimes ist verstorben (FAZ) + + +

#Link11: Bleibt wieder ewig hinter sich

Tja, so ist das. Ist ja auch keine Neuigkeit. Geklickt habt ihr trotzdem. Jetzt wo ihr schonmal hier seid: Ich biete Champions-League-Euphorie in Wolfsburg, Kartenfrust in Bremen, Nagelprobe (höhö) für die TSG Hoffenheim, die Freshfields-Erkentnisse des DFB, die Uefa, die einen transparenten Neustart übt (Spoiler: es sind wirklich die allerersten Schritte), Geheimdokumente von mir und liebe Frauen, herzlischen Glückwunsch! Und danke liebe Wolfsburger, solche Plakate sind besser als jede von uns hingeklatschte Überschrift. Viel Spaß mit der Link11!

blogundpresseschau

1. Der VfL Wolfsburg hat das Viertefinale der Champions League erreicht. Das reicht denke ich, um den gestrigen Abend zusammenzufassen. Viel gab es beim 1:0-Sieg nicht zu sehen, dafür war die Stadt danach im Ausnahmezustand.

Seine weiteren Beobachtungen fasst Hendrik Buchheister hier zusammen. Ein weiterer Artikel auf Spiegel Online ist noch witziger: „Sparfüchse des Abends: Die Wolfsburger Zuschauer, die ihr schwer erarbeitetes Geld nicht für vage Ideale wie „erstes und vielleicht einziges Champions-League-Achtelfinale, das je in meiner Stadt stattfindet“ ausgeben.

Wolfsburg schafft also historisches und überholt sich selbst. (Wenn man das Plakat der Wolfsburger „Kleinstadt Gang“ vom Wochenende „Wir werden auf ewig hinter uns bleiben“ streng auslegt. Gestern hat die „Kleinstadt-Gang“ angekündigt, ihre Aktivitäten ewig hinter sich zu lassen)

2. Blieb nicht auf ewig ohne vier gelbe Karten: Zlatko Junuzovic. Er gab zu, sich in der Schlussphase des Werder-Sieg am Wochenende die fünfte Gelbe freiwillig abgeholt zu haben, um gegen die Bayern nicht dabei zu sein zu dürfen. Darmstädter Schule, hätte man gesagt, hätte Zlatko kein Interview nach dem Spiel gegeben und genau das zugegeben. Nun reden wir darüber, wie ehrlich Bundesligaprofis sein dürfen, denn Junuzuvic muss sich für seine Aussagen am Freitag vor dem DFB Sportgericht rechtfertigen, was die fünf Darmstädter, die es genauso offensichtlich trieben, nicht machen mussten (Clemens Fritz muss auch zum Sportgericht. War in einer früheren Version falsch). Wird spannend. Auch herrlich sind Junuzuvics Verteidigungs-Ansagen im vereinseigenen Interview von gestern:

Frage: „Sladdi, die Leute denken du hast das mit Absicht gemacht. Sag mal was!“

Antwort Sladdi: „Ja, so haben es viele aufgefasst, aber ich war einfach nur froh, dass ich endlich nicht mehr diese Last mit den vier gelben Karten mit mir herumtragen muss.“

3. Heute entscheidet sich, ob die TSG Hoffenheim bald einen neuen Trainer braucht. Denn wenn ihr aktueller, Jungspund Julian Nagelsmann, seine Trainerlizenz nicht erhält, darf er streng genommen auch keine Bundesligamannschaft trainieren. Um das zu vermeiden, musste er beim DFB-Trainerlehrgang in Hennef mit einer A-Jugend die Red Zone üben. Witzig, dass der DFB auch NFL-Football üben lässt. Andere Lehrgangsteilnehmer wie Jeff Strasser jedenfalls glauben, dass Nagelsmann das schafft. Die FAZ beobachtete die angehenden Trainer in den letzten Tagen der zehnmonatigen Ausbildung in Hennef und stellte fest, wie Julian Nagelsmann seinen Spagat aus Bundesliga und Hennefer A-Jugend mit Fragen stellen hinbekommt.

4. Um das große Ganze hat sich der Blog Miasanrot Gedanken gemacht. In einer dreiteiligen Serie haben die Autoren versucht, die Lage der Bundesliga unter finanziellen (Teil 1), effizienten (Teil 2) und taktisch-strategischen (Teil 3) Punkten abzuklopfen. Im zuletzt erschienenen dritten Teil analysieren vier Experten und Autor Tobi die Grundrezepte der Bundesligateams, reden über Risiko und das Scheitern einzelner Trainerphilosophien und finden so schöne Sätze wie „das Atletico Madrid des kleinen Mannes“ (Darmstadt). Ziemlich starke und ziemlich lange Analyse, die ohne das Phrasendreschen noch lesenswerter wäre. Und ein Teil des Fazits am Ende überrascht natürlich nicht, weil es ziemlich deutsch ist: Die Bundesliga könnte so viel mehr, es mangelt aber an der Risikobereitschaft.

5. Die Bundesliga: wir schimpfen über sie, wir finden sie kommerziell, wir sehen sie weit hinter anderen zurück, aber eigentlich mögen wir sie dann doch ganz gerne. So ähnlich liest sich das Fazit aus dem vorher empfohlenen Text jedenfalls. Komplett anders sehen die jungen Herren das, die Alex Raack für die neue Ausgabe der 11Freunde gesprochenhat. Sie haben die Schnauze voll von allem. Von Aalglattness, WM-Vergabeness, Sponsorness und Sensationslosness. Protokolle gescheiterter Beziehungen.

6. (Es folgt: Werbung in eigener Sache.) Ebenfalls in dieser 11Freunde-Ausgabe findet ihr eine Geschichte von Ron Ulrich und mir, die sich mit dem Investor Doyen Sports und seinen dubiosen Third-Party-Ownership-Geschäften bei Twente Enschede beschäftigt. Sie haben dazu geführt, dass Twente nun kurz vor der Insolvenz steht, weil sie mit dem Investor illegale Absprachen getroffen haben. Unsere Grundlage waren zahlreiche interne Mails und Verträge, die von Footballleaks, dem Wikileaks des Fußballs, veröffentlicht wurden. Twente ist kein Einzelfall. Die Macht dieser Investorenfirmen ist riesig, sie reicht bis in die Bundesliga. Mit Luc Castaignos und Joshua Guilvagui sind / waren mindestens zwei Profis von Doyens Geschäften direkt betroffen. Hier beschreiben wir, wie diese Geschäfte mit den Transferanteilen dafür sorgen, dass Investoren bestimmenden Einfluss über Transfergeschäfte erhalten.  (Eigenwerbung Ende)

7. Auch geleakt wurde der Freshfiels-Bericht des DFB am vergangenen Freitag. Der DFB hat es im Rahmen seiner neuen Transparenzoffensive auf der eigenen Homepage getan. 42 Anwälte haben 128 000 Dokumente und Mails gelesen, 600 Ordner in der Hand gehabt und sich dafür 3,5 Millionen Euro vom DFB zahlen lassen. Gut investiertes Geld um herauszufinden, was mit 6,7 Millionen passiert ist. Der Spiegel mit einem Überblick.

Kommentatoren sind sich einig, wie es billiger gegangen wäre: Franz Beckenbauer hätte sein Schweigen brechen müssen. Seine persönlichen Konten sind direkt betroffen. „Der Kaiser gibt, der Kaiser nimmt“, heißt dazu die Analyse von Oliver Fritsch (ZEIT Online). Eine gute Frage wirft auch Michael Ashelm (FAZ) auf: Warum sagt Beckenbauer nicht einfach, dass die Zeiten damals andere gewesen seien und geht offensiv damit um, beim dreckigen Spiel zumindest kurz eingewechselt worden zu sein. Zu groß aber scheinen die persönlichen Seilschaften zu sein. Und die Frage die sich anschließt: Was weiß er noch so aus den vielen Jahren Funktionärsleben in der Fifa?

Weder sei die WM gekauft noch könne man den DFB freisprechen, lautet die zentrale Freshfields-Feststellung. Es mangelt lediglich an Beweisen. Klar ist: Das Geld floss nach Katar. Was dann passierte, ob damit die WM-Vergabe beeinflusst wurde oder Fifa-Boss Sepp Blatter im Wahlkampf unterstützt wurde: Wissen wa jetzt immer noch nich, wa?

Man merkt aber: Es riecht nicht nach der reinen Luft der Aufklärung. Es gärt weiter im Sumpf. („Abhängigkeiten in einem korruptionsbedingten Umfeld“ nennt das Jurist. Weiß ich seit Freitag.) Sich nicht mehr im Sumpfe waten sieht sich, oh, dingdong, Überraschung, der DFB selbst und Rainer Koch, DFB-Vizepräsident. Unsinn, sagt daraufhin die taz. Die FAZ sieht nach dem DFB-Schlusspfiff weiteren Erklärungsbedarf. Der könnte nun von der Fifa kommen.

8. Jack Warners Lustreisen nach Deutschland kurz vor der WM-Vergabe im Mai 2000, inklusive Kniestrümpfen für die Frau und privatem Faxgerät, was alles der DFB zahlte, nehmen Johannes Aumüller und Thomas Kistner (SZ) zum Anlass zu fragen, was es braucht, um eine WM gekauft zu nennen. Es gibt mittlerweile viele weitere kleine und mittlelgroße Geschenke des DFB an verschiedene Stellen, die politischen Geschenke der Bundesregierung wie Waffen nach Saudi-Arabien spart der Freshfields-Bericht ohnehin aus.

Ähnlich, juristisch-korrekt über Umwege, äußert sich Sportrechtler Christoph Schickhardt gegenüber der Welt: „Ein Strauß von Umständen, die in der politischen Bewertung auf Korruption hindeuten.“ Ein zweiter starker Satz über den DFB aus dem spannenden Interview: „Was da nach dem Auftauchen der 6,7 Millionen Euro abgelaufen ist, geht gar nicht. Da hätte sich jeder Dorfverein aufgelöst.“

9. Ihr Transparenzfähnchen neuerdings auch ganz weit raus hängt die Fifa unter dem neuen Präsidenten Gianni Infantino. Für Zweifler dieser neuen Taktik (also für fast alle) empfehle ich diesen Text von Matt Scott (Insideworldfootball, addendion: Only in Englisch gehalten).

Er beschreibt darin, wie die Uefa bis heute über den Fall von Olympiakos Piräus hinwegsieht. Jahrelang hat sich auch Infantino in seiner Funktion des Generalsekretärs als größter Ignorant gezeigt. Kann passieren, Olympiakos wirft man ja nur vor, korrupt bis ins hellenische Mark zu sein, mit einem Mafia-Syndikat Spielverschiebungen zu organisieren und das Haus eines Fifa-Schiedsrichters, der sich den Anweisungen der Olympiakos-Bosse wiedersetzt hat, zu zerbomben. Auch das jüngste Spiel von Olympiakos gegen Anderlecht in der Europa League begleiteten ziemlich merkwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen. Und Infantino? Feiert seinen Wahlhelfer und Nachfolger als Uefa-Generalsekretär, Theodore Theodoridis, der auch der Sohn des Vizepräsidenten von Olympiakos ist. Schön: Die alte Fifa ist wieder da.

10. Ich komme nochmal auf dem Sumpf, den DFB-Vize Rainer Koch schon durchwatet gesehen haben will. Koch ist in seiner Funktion als DFB-Vize für Recht auch für das Anti-Doping-Kontrollsystem des DFB verantwortlich. Doping im Fußball, da wartet ja schon der nächste Sumpf. Die Kollegen von Fußballdoping.de stochern seit Jahren in diesem Morast. Nun wollen sie das wieder vermehrt versuchen, weil die Freiburger Aufklärungskommission ihre Arbeit eingestellt hat. Im Zentrum: Ehemalige Spieler aus Freiburg und Stuttgart. Ein schönes Zitat eines Ex-Spielers gibt es schon mal: „Die Tabletten, Spritzen und Salben würde ich gerne mal auf einem Haufen sehen, die füllen sicher eine ganze Badewanne“. Oh oh, Herr Koch, ich bin gespannt, ob ihre Füße in diesem Sumpf trocken bleiben.

11. Kommen wir zu den schönen Seiten des Lebens: den Frauen. Gestern war Weltfrauentag. Welchen langen, ganz ganz langen Weg hin zur Anerkennung die Frauen im Fußball auf sich nehmen mussten, beschreibt dieser Text der Westdeutschen Zeitung von 2011 (Bei Twitter als Klassiker des Frauenkampftags in meine Timeline gespült worden, Danke, Jan Tölva). Der Ausgangspunkt: Die Siegprämie für die Frauen für den EM-Titel 1989: Ein 1b-Kaffeeservice von Villeroy & Boch.

Ich überlasse euch die Entscheidung, ob es in diesem Zusammenhang ein Rückschlag oder ein Fortschritt ist, dass es eine Wahl zur „heißesten Sportmoderatorin des Jahres“ gibt. Gewonnen hat sie jedenfalls Laura Wontorra (Sport1). „Große Ehre“ teaste Sport1 bei Facebook. Ich nicke.

Geburtstagskind des Tages: Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von letzter Woche: Jörg Stiel wurde 48)

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Spannende Kombination: Uli Hoeneß neue Hautverzierungen, die er sich laut Postillon im Knast zulegte und Christian Spillers Odekritische Wüdigung“ zu 25 Jahren Pay-TV.

Field Reporter

»Ein Fitnesstrainer hat mir später gesagt, dass Favre da viel vor sich her genuschelt hat: „Boah, der Neustädter, der kann, der versteht alles…“ Ab da hab ich bei ihm immer gespielt. Egal wie und was, er hat immer einen Platz für mich gehabt. Und als ich dann zu Schalke gegangen bin, hat er das ja öffentlich als herben Verlust bezeichnet, als wenn Barcelona auf Xavi verzichten müsste. Das ist natürlich schon eine große Ehre, wenn so jemand das über einen sagt.«

Die Halbfeldflanke hat sich mit Roman Neustädter nach der Videoanalyse des müden Schalker 0:0 gegen Frankfurt getroffen. Offenbar war das ein guter Zeitpunkt, um mit Neustädter über aufregenderes zu sprechen: seine eigene Karriere. Gute Idee: Eine Taktiktafel daneben zu stellen. Sehr spannend.

Bandenwerbung: Unser neues Format Podcast-Schau mit einigen Leitcastlern der Szene. Welche? Selber gucken!

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht eine betroffene Mine: Haben seine kostenlosen Ehrenkarten ein größeres HSV-Finanzloch als bislang angenommen gebuddelt? (NDR) + + + Burn-out: Sascha Lewandowski hört als Trainer bei Union Berlin auf. Die Union-Gemeinde trauert. (Textilvergehen) + + + Kollege Klaas, auch einer von Collinas Erben, im Deutschlandfunk über den Videobeweis und weitere neue Fußballregeln (Deutschlandfunk) + + + Wichtig: Verweisen auf die Suche nach Fußballkleidung für Geflüchtete im Raum Dortmund: Schwatzgelb.de + + + Böser Wolfsburg-Diss eines Beraters: Fahr da mal hin und sag mir, ob du dir das drei Jahre lang antun willst. Weitere Beraterinsights: (TZ) + + +

Podcast-Schau: Vom neuen Maradona zum gelassenen Taxifahrer

(c) jqmj

Thomas Tuchels esoterisch-elitärer Touch

Die erste Empfehlung ist die vorletzte Folge der Rasenfunk Schlusskonferenz. Moderator Max-Jacob Ost hatte sich kurz nach dem zum Fußballklassiker hochgejazzten Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München mit Borussia-Fan Stefan Vogel und mit dem stets nerdtralen Taktikfetischisten Tobias Escher  verabredet Die drei besprechen so ruhig und unaufgeregt die Partie, dass Thomas Helmer sicher schon ganz nervöse Zuckungen bekommen würde beim Hören. Schade, dass der Doppelpass-Moderator die Sendung wohl nie hören wird, denn er könnt sonst lernen, dass man auch ohne Phrasenschweinunterbrechungen mit DJ Munich unterhalten kann – und sogar noch jede Menge Mehrwert liefert.

[Die letzte Folge des Rasenfunks, in der die restlichen Spiele des 25.Spieltags besprochen wurden, habe ich leider noch nicht gehört, bin mir aber sicher, dass nichts Unerhörtes dabei wäre, wenn ich sie dennoch ungehört empfehle.]

»I lost the love for the game.«

In England gibt es mit Talksport ein Radioprogramm, das wirklich nur über Sport redet. Den ganzen Tag. Zu Gast war Sonny Pike (ab 11 Uhr), ein einst hochgelobtes Fußballtalent, das leider nicht den großen Durchbruch schaffte, obwohl schnell Vergleiche mit Maradona berechtigt schienen, weil der junge Kicker bei einem internationalen Jugendturnier in Dänemark in sechs Spielen 28 Tore erzielte. Im Gespräch erzählt er von hoch dotierten Werbeverträgen, Probetrainings bei Ajax Amsterdam und seinem heutigen Glück als Familienvater und Taxifahrer. Der Guardian hat die Geschichte auch aufgegriffen.

Mike Hanke hat investiert.

Christoph Metzelder: „Für junge Fussballer ist Instagram heute die wichtigste Plattform“

Christoph Metzelder war schon im Dezember bei den Online Marketing Rockstars zu Gast. Neben allerlei Marketingtalk erzählt der Ex-Profi von seinen Erfahrungen in der Marketingwolke Real Madrid, seinem Engagement für den TuS Haltern und dass er sich vor der Bekanntgabe seines Wechsels zu Schalke 04 für einen Shutdown aller Onlinekanäle entschied, um einem Shitstorm aus dem Weg zu gehen. Dazu berichtet Metzelder, wie er maßgeblich am Transfer Raúl nach Gelsenkirchen beteiligt war und wie Ex-Profis heute investieren.

»Ich strukturiere meine Vergangenheit nach Fußballsaisons«

Ganz herzlichen Glückwunsch an das Textilvergehen zu Folge 250. Ich bin großer Fan des unverkrampften Fußballtalks aus Berlin. Die Podcaster nehmen sich selbst nicht so wichtig und diskutieren auch die großen und kleinen Themen abseits des Rasens und rund um den Lieblingsverein aus Köpenick zu. Mit ganz viel Selbstironie, mal mehr oder mal  weniger gelungenem Wortwitz und immer extrem charmant. Interessant für Fans aller Vereine.

Die Macher, die erst kürzlich von Union Berlin für ihr Engagement mit einer Ehrennadel ausgezeichnet wurden, lassen sich von den Feierlichkeiten nicht aufhalten und haben pflichtbewusst nach jedem eisernen Spiel weiter produziert, so dass mit Folge 251 und 252 schon Episoden zum Abruf bereitsetehen, die nach der Krankmeldung bzw. Demission von Trainer wegen Burn-Out die richtigen Worte finden.

#Link11: Kleinere Brötchen für Rudi

Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann wurde Ulrich H. während der Sportschau-Übertragung acht Mal eingeblendet. Acht Mal!

Immerhin bekam man so auch mal wieder seinen Bruder Dieter zu sehen. Und auch seine Frau war im Bild. Sie reichte ihrem Mann ein Bonbon, vielleicht auch einen Drops. So genau konnte man das nicht sehen und auch ARD-Reporter Schmelzer löste diese Frage nicht auf, obwohl er sonst dem ehemaligen Manager mehr Aufmerksamkeit schenkte als den Mainzern, die an diesem Tag wieder für ein gerüttelt Maß Spannung in der Bundesliga sorgten.

Ärgerlich, sicher. Aber vielleicht ist der Drops Hoeneß ja bald gelutscht und die Konzentration gilt wieder mehr dem Spiel auf dem Rasen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

blogundpresseschau

1. Bayer Leverkusens Christoph Kramer sprach nach der Niederlage von einem »Totalversagen«. Rudi Völler will »kleinere Brötchen backen«. Mehr Hilflosigkeit gibt es nicht mal bei den Abstiegskandidaten zu beobachten. (kicker)

Auf der anderen Seite hat die Hoffnung einen Namen: Pizarro. Mit 37,4 Jahren ist Claudio P. der älteste Bundesligaspieler aller Zeiten, der einen Dreierpack erzielt hat. (opta) Der Goalgetter hat nun auch eine Vertragsverlängerung über die laufende Saison hinaus in Aussicht gestellt. (NDR) Ob das auch für die 2.Liga gilt?

2. Während in Bremen Zuversicht keimt, kann man in Frankfurt nur noch Tristesse beobachten. Nach der Niederlage geht laut Marco Russ »die Angst um«. Auch weil Schiedsrichter Knut Kircher Darida nach fünf Minuten mit Gelb davonkommen ließ. (FAZ). Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) sprechen Huszti die Bundesligatauglichkeit ab und sehen als letzten Hoffnungsschimmer, dass der Einsatz stimmt.

Die Angst der Frankfurter, die nun auf dem Relegationsplatz angekommen sind, begründet sich auch auf den Leistungen der TSG aus Hoffenheim. Unter Coach Nagelsmann gelang ein Heimsieg gegen Augsburg, den Trainer Weinzierl auch mit der hohen Belastung der letzten Wochen begründet wissen will. (Sportschau)

3. Im Kampf um die Champions League Plätze holte Gladbach gegen Stuttgart dank neuer Taktik 3 Punkte. (Spiegel) Schalke bot nach den miesen Auftritten gegen Donezk und Frankfurt mal wieder ein Spektakel und setzte mit dem Sieg gegen den Hamburger SV ein Zeichen für den Trainer. (Spiegel)

4. Einem Wunder gleich – ich deutete es bereits oben an – verliert Bayern München vor heimischer Kulisse gegen Mainz 05. Dem Namen Jhon Andres Cordoba Copete ist somit der Eingang in die Bundesligageschichtsbücher gesichert. Mia San Rot sah Strukturprobleme und zu viele Ungenauigkeiten beim Tabellenführer. Jonas Beckenkamp (SZ) wähnt gar zu viel Dortmund in den Köpfen der Bayern-Spieler.

Rene Maric (Spielverlagerung) sah den Schlüssel zur Niederlage im Auftreten der Mainzer, die vom üblichem Muster abwichen und so die Bayern in Ballnähe unter Druck setzten.

5. In Dortmund sorgte die Niederlage der Bayern für einige Zuversicht vor dem #Crassico am kommenden Wochenende. In Darmstadt hatten sich die Borussen zunächst schwergetan, dann aber hochverdient gewonnen. (SZ) Grund für die anfänglichen Probleme des BVB war auch der Rasen am Böllenfalltor, der nun auch Darmstadts Trainer Schuste peinlich ist. (SZ) Nach dem Spiel ließ sich Thomas Tuchel eine kleine Kampfansage an die Bayern nicht nehmen. (Spiegel) Als beste Rückrundenmannschaft (kicker) kann man das mal machen.

6. Für BVB-Boss Watzke ist das Spiel gegen die Bayern schon wichtiger als das Derby gegen Schalke (siehe Mixed Zone der #Link11 von gestern). Carsten Schulte (westline) wirft Watzke Gier und mangelnde Demut vor und sieht den deutschen Clásico schon auf dem Weg nach Shanghai und Katar.  In den USA wird »Der Klassiker« übrigens nur auf einem kleinen Spartensender gezeigt, den nur die wenigsten Fußballfans empfangen. (Worldsoccertalk) Dembowski fasst den Spieltag perfekt zusammen.

7. Beim Zweitligisten SC Paderborn ist es nach bekannter Lesart fünf vor zwölf. Wohl deshalb gab der Verein just um diese Uhrzeit die Entlassung von Cheftrainer Stefan Effenberg bekannt. (kicker) Thomas Hummel (SZ) hat eine Chronologie der Ereignisse von Effenbergs Amtsantritt bis gestern verfasst. Andreas Bock (11 Freunde) fragt sich, ob Effenberg zu einem zweiten Schuss im Profifußball ansetzen darf, nachdem der erste nicht saß. Beim Blog Schwarz und blau ärgert man sich nicht nur über die Entlassung kurz vor Mitternacht, sondern über die Geschehnisse der vergangenen Monate.

8. Vorgestern haben wir in der #Link11 an Nummer 11 auf einen kicker-Artikel von Frank Lußem über Fußballsprache verwiesen. Kollege Endreas Müller kann die Argumentation nachvollziehen, glaubt aber, dass die neuen Begrifflichkeiten zu begrüßen sind, weil sich das Spiel eben verändert hat. Diese Veränderungen stellen aus seiner Sicht die Sportjournalisten vor eine neue Aufgabe.

9. Auch Christian Spiller (Zeit) guckt sicher dann und wann die Konferenz. Zum 25.Geburtstag der Bundesliga-Livespiele im Pay-TV hat er deshalb Sky gratuliert, aber auch Kritik formuliert und Wünsche geäußert, die sicherlich jeder Zuschauer unterschreiben würde.

10. Das Büro und die Wohnung des Sicherheitsbeauftragten von Preußen Münster wurden durchsucht, weil der Sicherheitsbeauftragte angeblich Ultras geschützt haben soll. Der bisher einmalige Vorgang im deutschen Fußball ist ein Tabubruch, der viele Fragen aufwirft. Das Landgericht hat die Durchsuchungen als illegal eingestuft, der Sicherheitsbeauftragte hat seinen Job bei Preußen dennoch verloren – und die gefundenen Daten dürfen zwar nicht gegen den Sicherheitsbeauftragten, wohl aber gegen Preußen-Fans verwendet werden, was vielleicht das übergeordnete Ziel der Aktion war und nun für eine weitere Entfremdung von Polizei und Fußballfans in Münster führt. (Deutschlandfunk)

Die Blau-Weiß-Rote-Hilfe aus Rostock berichtet derweil von einem Hansa-Fan, dessen Wohnung nun ebenfalls durchsucht wurde. Grund: er hatte Zugfahrzeiten zum Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers bei sich. Die Polizei beschlagnahmte sämtliches technisches Equipment.

Passend dazu sei auch die Initiative des Commandos Cannstatt erwähnt, das Auskunftsersuchen bei BKA und LKA vorbreitet hat, damit Fußballfans wissen, welche Daten die Polizei von ihnen gespeichert hat. Auch die Fanhilfe Hannover ärgert sich über weitere Datensammlungen, die wie in Hamburg bisher geheim gehalten wurden.

11. Deutschlands Rechte zeigen sich aktuell offener. Bei Demonstrationen sammeln sich Tausende im Kostüm des »besorgten Bürgers« und auch im Umfeld des Fußballs rotten sich die Rassisten zusammen. Besonders die Hooliganszene hat hier unter dem Label HoGeSa einen Zusammenschluss vollbracht, der besorgniserregend ist. (WDR sport inside)

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Ciriaco Sforza wurde 46)

Meist geklickter Link gestern
Sowohl die neuen Tattoos von Uli Hoeneß (Postillon) als auch Tobias Eschers fünf Gründe für einen Abstieg von Werder Bremen (11 Freunde) trafen den Geschmack der Leserschaft.

Field Reporter

»Als ich von Sturm Graz nach Dortmund kam, habe ich dort nicht mehr gespielt und mir deshalb überlegt: wie sieht mein Leben in den nächsten zehn Jahren aus? Rückblickend muss ich sagen, dass ich nie der größte Fußball-Fan mit hoher Leidenschaft war. Andere können nicht mehr ohne ihn leben, aber das war bei mir einfach nicht so. Daher habe ich mich trotz aller Widerstände für das Studium entschieden.«

Johannes Focher, 25, hat seine Profikarriere beendet. Er empfand den Fußballeralltag als »plump und langweilig« und  freut sich beim Studium in Bochum nun über charakterliche Weiterentwicklung und den Gewinn der Eigenständigkeit. (spox)

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen.  + + + Zweite Liga: Spietzenteams gewinnen und auch Duisburg punktet. (Spiegel) + + + Vierpunktnull: Bayern München übernimmt die Kontrolle über Spieler und Verein auf allen Kanälen. (Digitalsport) + + + Mitbestimmung: In Hannover trafen sich Mitglieder, Aktive und Vereinsoffizielle, um die zukünftige Teilhabe von Fans bei 96 zu diskutieren. (The Walking Red) + + + Italien: Juventus Turin setzt sich gegen Inter im Elfmeterschießen durch und zieht ins Pokalfinale ein. (Spiegel) + + + Parkplatz: Wie man in Leipzig mit jüdischer Sportgeschichte umgeht. (LIZ) + + + Trainersprech: In der us-amerikanischen MLS bekommen Trainer in Zukunft auch währende der Spiele Mikrophone angeklipst. (Philly) + + + Schwalben: Für 11 Freunde hat Christian Ulmen bewertet, welche Spieler am Schönsten liegen gehen. + + + Fußballquizwissen: Welcher Erstligaspieler gewann nach seiner Karriere einen Oscar? (Goal) + + + Ausfall: In Ahlen wurde ein Regionalligaspiel wegen ausbleibenden Regens abgesagt. (WN)

#Link11: Das tapfere Schneiderlein

Das Erste bringt heute einen Themenabend Wettbetrug aus Spielfilm und Dokumentation. Der Onlineauftritt zum Abendprogramm bietet Vorschau und Hintergründe. Bei immerhin zwei englischen Wochen in der gesamten Bundesligasaison legte die ARD den Film punktgenau in das vermutlich einzige 20:15-Zeitfenster der vergangenen vierzig Jahre, in dem parallel ganze sieben Bundesligaspiele ausgetragen werden. Nach einer Ausstrahlung am 33. oder 34. Spieltag gegen 16 Uhr am Nachmittag ist dies sicherlich derjenige Termin, an dem möglichst viele Fußballfans verhindert sind. Das gesendete Programm scheint durchaus „sehr, sehr gut“ zu sein (SZ), leider wird mit diesem Sendetermin gerade das am Fußball interessierte Publikum ignoriert. Eine Zuschauerschaft, die den Fußball nie geliebt hat, darf grimmig nickend zusehen. Kann dies das Anliegen des Themenabends sein?

blogundpresseschau

1. Nach dem Wettbetrug in der Einleitung widmen wir uns an dieser Stelle wieder den rein sportlichen Höchstleistungen; besonders jenen, die durch Doping ermöglicht wurden. Zur Erinnerung: vor einem Jahr verkündete ein Mitglied der Freiburger Dopingkommission vorab, „Anabolikadoping in systematischer Weise“ um das Jahr 1980 lasse sich „für den Profifußball in Deutschland sicher beweisen“. Die Vorsitzende der Kommission bedauerte den Alleingang ihres Kollegen, bestätigte aber die inhaltliche Korrektheit der Anschuldigungen ausdrücklich. Der namentlich genannte Bundesligaverein schwieg sich aus. (Die damaligen wesentlichen Veröffentlichungen hier).

Der gestrige Rücktritt der Freiburger Dopingkommission und die Berichte über die Beeinträchtigung ihrer Aufklärungsarbeit finden sich deswegen nicht nur bei den Interessierten an Medizin, Sportrecht und bei den Fans der „üblichen verdächtigen“ Sportarten wie dem Radsport, sondern auch auf der 1 der heutigen #Link11. Wie schon vor einem Jahr ist das Blog von Jens Weinreich erste Anlaufstelle, um einen Überblick der Stellungnahmen zu gewinnen.

2. Gestern Abend begann ein weiterer Spieltag der Bundesliga. Wolfsburg erreichte in Hannover den zweiten Auswärtssieg der Saison, 0:4 lautete der Endstand. Mehr als die Treffer in Ron-Robert Zielers Tor war es der Einschlag einer Leuchtrakete in die Ersatzbank der Gastgeber, der für Aufsehen sorgte. Hendrik Buchheister (Spiegel) sortiert Spielgeschehen und Stellungnahmen gleichermaßen ein.

3. In der zweiten Erstligapartie trennten sich Ingolstadt und Köln 1:1 (SZ). Der Spielfeldrand wundert sich.

4. Heute vor 25 Jahren wurde erstmals ein Livespiel im Bezahlfernsehen übertragen. Eckdaten und Stimmen von damals hat die dpa gesammelt (dpa/FAZ). Heute dann: sieben Mittwochspiele? Und am vergangenen Sonntag Fußball um 19:30? Dem nahenden Untergang des fußballerischen Abendlandes setzt der Spiegel die Tradition der Zerstückelung entgegen. Hauptgrund: Witterung. Hier ist auch nachzulesen, warum der heutige Abend nicht der erste vollgepackte Mittwochabend der deutschen Fußballgeschichte ist.

5. Auserkorenes Sorgenkind der Woche ist nach Hoffenheim, Hannover und Frankfurt im Februar nun Werder Bremen. Die FAZ schreibt von der „Angst vor dem totalen Absturz“, die SZ von einer verschärften „Debatte um Trainer Viktor Skripnik“. Und für 11Freunde kennt Tobias Escher fünf Gründe, warum Werder am Saisonende absteigen wird.

6. Noch in dieser Woche, am Freitag, soll der Untersuchungsbericht zur WM-Affäre beim DFB der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Michael Ashelm (FAZ) wirft einen Blick voraus. Willi Lemke spricht in der FR zu Frank Hellmann über seine Erwartungen hinsichtlich des Freshfields-Berichts, die Bremer Sorgenkinder (s.o.) und ansonsten viel über Geld.

7. Ebenfalls noch in dieser Woche, morgen, endet die Wahl zum Sportblogger-Beitrag des Jahres 2015. Auf allesausseraas macht Herr Sternburg Werbung für die Wahl und singt ein kurzes Loblied auf die Sportbloggerei.

8. Zwei Blogtexte noch zu einem Spiel des vergangenen Wochenendes: Constantin Eckner (Spielverlagerung) analysiert „die Partie zwischen dem besten Zweitplatzierten und dem wohl besten Zweitletzten aller Zeiten“ und überschreibt seinen Artikel mit „Duell auf Augenhöhe„. Dem prägenden Feldverweis gegen Sebastian Rudy habe ich mich selbst mit einem Blogtext gewidmet (Neureich-Bimbeshausen).

9. Die Reaktionen auf eben jene Rote Karte heben Collinas Erben in ihrer Spieltagskolumne hervor. Sie verweisen dabei auch auf ein Interview mit dem Vorsitzenden des DFB-Sportgerichts, erschienen beim Handelsblatt. Darin weist Hans E. Lorenz auf das Gegenteil einer vermeintlichen Verrohung des Spiels im Spitzenfußball hin.

10. Aktuelle Einwürfe zur Schiedsrichterei seien hier in dreifacher Ausführung genannt: Falk Landahl argumentiert für die Einführung des Profischiedsrichtertums. Jan-Philipp Hein (SVZ) widmet sich der veränderten Wahrnehmung des Schiedsrichterentscheidungen durch den technischen Fortschritt. Der Postillon berichtet über die Einführung eines Schiri-Schiedsrichters, der die Entscheidungen des Schiedsrichters bewerten soll.

11. Auf der einen Seite die Schiedsrichter, auf der anderen die Spieler, die ihnen das Leben schwer machen. „Eine Kultur der Aufmüpfigkeit, der Respektlosigkeit, ja sogar mancherorts der legitimierten Schummelei“, kennt Jörg Meyn (Morgenpost) von der Bundesliga seit Kindestagen. Michael Horeni (FAZ) stellt dem ein ausführlichen aktuellen Fairnessbericht entgegen:

Was zählt, ist der eigene Vorteil. Und den verschafft man sich gerne auch mit List und Tücke. Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, zu glauben, im Fußball wären Regeln dazu da, um eingehalten zu werden. Das Gegenteil stimmt. Im Fußball scheint ihr Sinn darin zu bestehen, sie so weit wie möglich zu dehnen. Oder zu übertreten – und sich dabei nicht erwischen zu lassen. Dafür tun Profis von Woche zu Woche alles.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Rüdiger Kauf wurde 41)

Meist geklickter Link gestern
Der Postillon – „Exklusiv: Uli Hoeneß erklärt seine Knast-Tattoos

Field Reporter

(Zur Reaktion der Fans, die den KSC während und nach dem Spiel ausgepfiffen haben) Dafür habe ich nullkommanull Verständnis. Ich sage ganz ehrlich: Da verdiene ich lieber ein bisschen weniger und dann sollen sie daheim bleiben. Das geht nicht: wenn man da den Ball ein bisschen hintenrum spielt, weil man verlagern muss, dass man da jedes Mal ausgepfiffen wird. Dann [sollen] sie lieber zuhause bleiben. Das ist echt eine Frechheit. Wir sind der Karlsruher SC, wir wissen wo wir herkommen und sind nicht RB Leipzig. Letztes Jahr waren wir am Limit, da haben wir überragend gespielt, da kamen die Fans in Strömen. Und jetzt, wenn es mal nicht so läuft, wenn es realistisch läuft, da pfeifen sie uns aus. Wir haben [uns] rausgezogen aus zwei Löchern in der Hinrunde. St. Pauli stand letztes Jahr bis zum letzten Spieltag untendrin, wir ziehen uns raus und die pfeifen uns aus, die Hampelmänner.

KSC-Innenverteidiger Manuel Gulde, zitiert von KA-news.de. Lesenswert auch die „Ich habe seit 30 Jahren eine Dauerkarte“-Kommentare unter dem Artikel. Ein deutlich abweichender Wortlaut findet sich im Originalton beim SWR, aber vielleicht hat er seine Ansprache ja sinngemäß wiederholt.

Mixed Zone
Hamburg: Blinde Fans machen sich Sorgen (blindPR.com) + + + Saarbrücken: Abschied von Falko Götz (FCSBlog) + + + Altengamme: Schiedsrichter ist Arzt und leistet Erste Hilfe (Bergedorfer Zeitung) + + + Italien: Serie A erhöht Auffangzahlungen für Absteiger (Sponsors) + + + Bundesliga: Die Tabelle, nach Punktzahlen, nicht nach Plätzen (Königsblog) + + + Barcelona: Wir trafen uns vor einer Wurstbar (Ronald Reng) + + + Dortmund: „Es ist insgesamt der echte und authentische Geruch des Fußballs, der die englischen Fans zu uns führt“ – Aki im Werbegespräch für die Bundesliga.de + + + UEFA: Ticketpreise im CL-Finale steigen (NZZ) + + + Perle: HSV-Fans stimmen über Lautstärke des Vorsängermirkofons ab (Faszination Fankurve) + + + Idee: Champions League aus 2×6 statt 8×4 Klubs (CLubElo) + + + Spielweise: Das Recht auf Unansehnlichkeit (11Freunde) + + + Istanbul: Galatasaray für zwei Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen (BBC) + + +

#Link11: Sturm zieht auf

Und, spürt ihr ihn schon, den zarten Wind der Reformen, der die duftenden Grasnarben dieser Weld umweht? Ausgelöst vom neuen Fifa-Präsidenten, der eine rund erneuerte Fifa verspricht. Das muss uns doch alle betreffen, oder? Oder? Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Wind die Stärke eines Tornados, einer Böhe oder doch einer Blähluft hat. Sachdienliche Hinweise wie immer an uns. Auch an andere Stelle kündigt sich frische Luft an: Uli Hoeneß ist wieder mit dabei. Versteckt ihre Steuermillionen, kauft sich einen Windschutz und geht Bratwürstchen kaufen: Die Link11.

blogundpresseschau

1. Dürfen wir hier eigentlich noch so intensiv und kritisch über die Fifa scheiben? Jetzt wo dort alles besser wird (Eigendarstellung)? Andere haben das nach der etwas überraschenden Wahl von Gianni Infantino an die Spitze des Fußballweltverbandes versucht. Es folgt eine Auswahl einiger Texte, deren Spektrum sich grob von „Alles bleibt bei alten“ bis „Gebt der Fifa ein paar Monate, dann ist alles wieder beim alten“ reichen.

Wer den Wahltag nochmal launisch nachlesen möchte, findet sich bei Jens Weinreich bestens aufgehoben. Wie modernes Blogging geht zeigte er am Freitag: Er übermittelte Live-Eindrücke aus der Halle, bund Lesermeinungen –und Tweets ein, garnierte die Geschehnisse mit seinem riesigen Hintergrundwissen und ließ Raum für Selbstkritik. Jutet Ding.

Es geht kurz und schmerzlos zur Sache. Keine Show, kein Pomp. Zack zack zack. Nicht wie unter Blatter. Aber das wird sich im FIFA-Reich wieder ändern.

2. Was bedeutet die Wahl von Gianni Infantino? Ob es eine gute Idee ist, dass Gianni Infantino künftig statt Kugeln zu ziehen sehr viele Gelder verteillen wird und als Repräsentant des Weltfußballs gibt, versuchten die Kommentatoren zu beantworten. Jens Sejer Andersen, Leiter der Sportkonferenz „Play the Game“, gibt in einen Kommentar Neu-Präsident Gianni Infantino eine Chance, wenn auch nur eine kleine, und fordert ihn auf, die Reformpakete zügig und nachdrücklich zusammen mit dem dann viel mächtigeren Generalsekretär (to be announced) umzusetzen. Zwischen den Zeilen liest man, oh Überraschung, eine große Portion Skepsis. 

Oliver Fritsch (ZEIT Online) ist mit seiner These deutlich offensiver und bemängelt, dass alleine die Verhinderung des schlechtesten Kandidaten (Salman) noch keine Leistung ist. Für ihn ist Infantino trotz aller Selbstmitleidsreden am Wahltag („Sind in der Krise, aber haben glänzende Zeiten vor uns“) vor allem ein Reformblockierer. Also genau der Mann, der gesucht war. Oder hab ich die Wahl falsch verstanden?

3. Die Gründe für die Niederlage des Favoriten Scheich Salman sucht James Dorsey. Er ist sich sicher, dass Salmans autokratische Vergangenheit und seine Taktik im Wahlkampf, Menschenrechts-Kritik mit Anwälten zu beantworten, zu dessen Niederlage beigetragen hat. Lieber Scheich, zwei Tipps von mir: Hättest vielleicht doch mal bei Sepp um Rat fragen sollen, der wollte mit dem Amt des Fifa-Präsident schließlich den Friedensnobelpreis einheimsen. Und in der Vergangenheit mal lieber mehr Kugeln gedreht und gezogen. Das scheint wichtig zu sein.

Womit es Infantino geschafft hat, die Gelder Stimmen doch noch auf seine Seite zu ziehen, hat in Zürich Keir Radnedge beobachtet. Seine wahlpolitisch gehaltene Analyse belegt eindrucksvoll, wie sich die stimmberechtigten Verbände von Infantinos zentralem Satz „Das ist euer Geld, das der Verbände“ überzeugen ließen. Scheint als ob die Reformvorschläge erste Wirkung gezeigt haben: Sie versetzten die Delegierten zurück in die Blatterzeit.

 4. Ähnliches berichten die Kollegen von WDR Sport Inside. Sie zeichnen in ihrem neunminütigen Film den Wahltag nach („Eine Farce“) und finden den Beleg dafür im Exklusivinterview mit Strippenzieher Ahmad Al-Fahad Al-Sabah. Der erzählt ihnen ganz entspannt, dass der Sieger des ersten Wahlgangs automatisch auch zum Sieger des zweiten Wahlgangs wird. Alte Fifa-Praxis, versteht sich.

5. Auch ein guter Gag dieser Wahl ist, dass die schweizer Herkunftsorte des vormaligen und des neuen Fifa-Regenten gerade mal sieben Kilometer auseinanderliegen. Gucken wir doch mal, was die Menschen von dort auszeichnet. Ah ja, hier: Ein herrlich schlecht gelaunter Artikel über den Wallis, dem Herkunftskanton von Sepp Blatter und Gianni Infantino, kommt von Samuel Burgener (NZZ): „Die Menschen in diesem engen Tal haben eine unaufdringliche Art, sich für die Tollsten zu halten.“ Wallis ist offenbar das Bayern der Schweiz. Wer macht den Horst?

6. Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind: Einer der bekanntesten Vertreter des Freistaats darf sich seit gestern auch wieder offiziell dort rumtreiben wo er möchte. Uli Hoeneß ist wieder frei. Zeit wurde es, viel Arbeit liegt rum:

Der Postillon hat sich unterdessen Hoeneß Knasttattoos gewidmet. Herrliche Auswahl. Mal sehen wie lange es dauert, bis Hoeneß von München aus auch diesen Newsletter mit markigen Sprüchen bereichern wird. Christof Kneer kommt für die SZ zwar bei seinen Nachfragen zur Uli-Zukunft im FCB-Umfeld nicht weit, doch vieles lässt darauf schließen, dass Hoeneß schon sehr bald wieder eine große Rolle spielen wird: „Der FC Bayern bleibt Hoeneß Lebensthema.“

7. Ein Weggefährte von Hoeneß, wenn auch nicht einer seiner besten Freunde, war Louis van Gaal. Nun trainiert er Manchester United und hat dort am Wochenende gezeigt, dass grundloses Hinfallen keine Arjen-Robben-Schule sind, sondern schlicht niederländisches Standardrepertoire wie Käse, Tulpen und Holzschuhe eben auch. Sensationell legte er sich vor dem 4. Offziellen auf den Boden, um Alexis Sanchez Schwalbe zu imitieren.

Internet!

Do your job! (Manchester gewann übrigens 3:2, was einen Leicester-Titel immer wahrscheinlicher macht. Währenddessen verpasste Jürgen Klopp seinen ersten Titel mit Liverpool im League-Cup-Finale im Elfmeterschießen gegen ManCity. Morgen gibt es in der Liga aber schon die Chance auf Revanche.)

8. Wer sich nach diesem Bundesliga-Spieltag kein Sky-20-Jahre-Abo sichert, seinen Freunden auf der ganzen Welt nicht von der halsabschneidenden Spannung der Bundesliga erzählt und die sagenhafte Stimmung deutscher Stadien preist, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Oh pardon, diesen Text reiche ich gleich bei der DFL als Bewerbungsschreiben für die Werbeabteilung ein. Viel realitätsnaher trifft es die Analyse des Blog-G, der anhand des neuen Premium-Sendeplatzes der Bundesliga am Sonntagabend um 19.30 Uhr das Spiel seiner Eintracht aufarbeitet („About nothing“). Ron Ulrich (11Freunde) nimmt sich in seinem Kommentar ebenfalls die neueste Zerstückelung des Spieltags vor und zerstückelt darin die DFL-Argumentation. Stück für Stück zum Zerstückelglück. 

9. Gut aufgestückelt ist mittlerweile auch die Debatte um Roger Schmidt, Rudi Völler und dem Umgang zwischen Trainern und Schiedsrichtern. Schiri-Boss Herbert Fandel durfte sich bei Fupa nochmal äußern, ich habe das zum Anlass genommen, seine Aussage mal gegen die von Thomas Schaaf zu stellen. Einer von beiden lügt demnach. Ich habe einen Verdacht, wer.

Daniel Theweleit hat im Deutschlandfunk einen angenehm sachlichen Beitrag veröffentlicht, der sich um den hitzigen Kern dieser Debatte dreht: Die Emotionalität, die von allen Seiten vom Fußballgeschäft erwartet wird. „Fußballtrainer müssen ihre Mannschaft emotionalisieren. Wenn sie Niederlagen allzu passiv begleiten, wird ihnen vorgeworfen, sie nähmen zu wenig Einfluss.“ Sachlich, das klingt schlüssig. Ich geh jetzt erstmal zum Gründer der Brigade Hartmut Strampe und grätsch ihn ab. Das aber nur am Rande.

10. Heute Abend eröffnet sich bereits die nächste Gelegenheit, um über Schiedsrichter, Trainer und Rudi Völler zu debattieren. Die Bundesliga spielt eine englische Woche, also wirklich jetzt, ohne der Premier League zwanghaft nacheifern zu wollen. Nicht mehr dabei, aber auch heute und morgen wieder im Einsatz: Hansa Rostock und Energie Cottbus. Dieses Duell gab es am Wochenende in der 3. Liga und endete mit einem Hansa-Sieg. Hannes Hilbrecht (ZEIT Online) hat dies als Aufhänger genutzt, um mit dem Kronzeugen Steffen Baumgart (hat bei beiden gespielt) den Niedergang des einst wichtigsten Ostderby der Nachwendezeit zu analysieren.

11. Gute Nachrichten schwappen aus der Twitterblase: Es wird wieder diskutiert. Aber so richtig. Wer nach Schmidt-Völler-Zwayer-Schiedsrichter-Trainer-hastenichtgesehen nach einem neuen Aufregerthema zum Debattieren sucht, kann sich hier einklinken:

Es geht um einen Text im aktuellen Kicker (Achtung: 49-Cent-teurer Blendle-Link), geschrieben von Frank Lussem. Dort analysiert er die neue Fußballsprache, die für Begriffe wie den „Vorstopper“ keinen Platz mehr findet (Übersetzung: die freien Räume für Berti-Vogts-Wörter verdichtet) , neue Wörter wie „Open Innovation Network“ einführt (ÜS: Überladung des Begriffsraums mit Anglizismen) und, hier beginnen die Diskussionen, gegen die Wörterbuch-Schreiber dieser Sprache, die Spielverlagerungs-Autoren, stichelt (ÜS: Fluid verpacktes Abkippen eines guten Textes in eine kleine Provokation). Das blieb natürlich nicht unkommentiert, hier, hier und hier gibt es Reaktionen der Autoren, die Lussem für seinen Text offenbar nicht zu Wort kommen lassen wollte, um die oft ausufernde Sprache aus ihrer Sicht zu erklären. Der Spielverlagerung.de-Part ist aber nur ein kleiner Aussschnitt (circa zehn Prozent) aus seinem Text.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung vom Freitag: Marek Lesniak wurde 52)

Meist geklickter Link am Freitag
Manchmal grinse ich einfach, wenn ich sehe, welche Links am meisten geklickt werden: Am Freitag war es mit weitem Abstand der vom Andreas Glumm aus Solingen, der sehr romantisch von seiner Jugend mit dem Fußball bei Rasspe Sport Verein Kohlfurth erzählt: „Kommt mir ein Ball unter die Augen, muss ich handeln. Das ist Gesetz. Zumeist handelt ohnehin der Ball. Er sucht mich auf. Ich bin sein Magnet. Ich bin sein Mekka.“ Immer noch sehr gut.

Field Reporter

»Sie merken ja, dass ich keinerlei Probleme mit der Aussprache habe. Auch die Fortbewegung klappt problemlos, da ist zum Glück nichts zurückgeblieben. Was mein Sichtfeld betrifft, habe ich einige Einschränkungen. Aber das ist alles zu verkraften. Ich würde mich freuen, wenn ich im kommenden Jahr wieder ein bisschen Golf spielen könnte. Dann wäre ich restlos zufrieden.«

Die Kölner Legende Hannes Löhr gab DFB.de am Ende von 2015 noch ein Interview, in dem er mit viel Vorfreude nach überstandener Krankheit auf das kommende Jahr blickte. Nun ist er gestorben. Ruhe in Frieden.

Mixed Zone
Gestorben: Hannes Löhr. Maach et jot, Hannes! (Effzeh.com) + + +  Wo ist eigentlich Uwe Seeler?  + + + Was ist passiert, seit Eden Hazard in der Premier League nicht mehr getroffen hat? Ziemlich viel. (Bene Nießen bei Twitter) + + + Justin und Dembo ermitteln, welche der Europa-League-Achtelfinalpartien Konferenz-würdig sind und welche nicht. Große Unterhaltung, wie immer. (DID-Sport) + + + Zwweeehundertfuffzich Ausgaben Textilvergehen-Podcast über Union Berlin: Wir gratulieren mit einem Link zur Jubiläumsausgabe. Allet Jute! + + + Ist nun da : Eine Terminierung für den 26. Spieltag (Faszination Fankurve) + + + Heimreisende Dumpf-Fußballfans in Sachsen treffen auf Flüchtlinge. Es ist klar, was passiert. (MoPo) + + + Wieder da: DID-Power-Ranking. BVB rising. Leicester hunting Real Madrid. Hertha vor ManUnited. HaHoHe! + + + + Reiselust wecken? Blickfang Ultra bringt ein Reistagebuch Spezial: Südamerika. Ick hab schon bestellt. (Blickfang Ultra)+ + +

Podcast-Schau: Was Andy Brehme von Franz Beckenbauer lernte

In unregelmäßigen Abständen wollen wir auf hörenswerte Podcasts und Radiobeiträge hinweisen. Heute sind es fünf, es können in Zukunft aber auch gern mal zwei, fünf oder zehn sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mikroamateure oder Journalistenprofis produzieren. Empfohlen wird, was uns gefällt. Gern nehmen wir auch Eure Empfehlungen besonders gelungener Produktionen auf. Schreibt uns einfach unten in die Kommentare. 

Und nun viel Spaß mit der Podcast-Schau:

  • Ganz neu im Podcastregal ist Ballverliebt. In der ersten Ausgabe sprechen die beiden Macher Tom Schaffer und Philipp Eitzinger über Fußball, Österreich, England, Spanien und Italien – und das in knackigen 13 Minuten. Das Projekt ist also eine sehr sehr verkürzte und ernsthafte Variante des schmerzlich vermissten Flatterball-Podcast. Pointiert, informativ, meinungsstark. Eine sehr gelungene Auftaktfolge.

(c) jqmj

  • In der neuen Folge vom Millernton ist Torhüter Philipp Heerwagen zu Gast bei den Fans des FC St.Pauli. Schon nach wenigen Minuten bekommt er die unangenehme Form der Gänsehaut und ledert gegen seinen Ex-Trainer Andreas Brehme. Dazu gibt er Einblicke in das Innenleben der Mannschaft, kürt seinen Lieblingsschiedsrichter, lässt sich über Regelfragen aus und zeigt, dass Loyalität sexy ist. Besonders spannend sind allerdings seine Berichte über ehrenamtliche Projekte, über Arbeitslosigkeit als Profifußballer, die schlimmsten Spiele seiner Karriere und das Gefühl als Torwart ein Tor zu erzielen. Dazu gibt es Hintergründiges zu den Trikots mit »Kein Fussball den Faschisten« Aufschrift und einen Blick auf die Geschichte des Heiligengeistfeldes.  Und immer dran denken: »Mal biste der Hund, mal biste der Baum.« Danke, Wilko.
  • Recht frisch auf der Podcastliste ist der »Gut Sport Podcast«. Und die beiden Macher Eike und Steffen spinnen – im positiven Sinne! – ordentlich rum. In Folge 6 erdenken sie zum Beispiel eine All Star Variante bei der die besten Spieler aus den Top 4 Ligen gegeneinander antreten. Auf die beiden Lieblingsclubs der Diskutanten, den 1.FC Köln und Bayern München, wird natürlich immer wieder Bezug genommen, es werden aber auch alle anderen Bundesligisten ins Auge genommen und die Wettquoten getippt – was eine etwas ungewöhnliche Variante ist, die die sonst oft sehr gelungenen Diskussionen unterbrechen. In Folge 6 geht es nur um Fußball, in früheren Folgen waren aber auch andere Sportarten Thema.
  • Deutsches Management. Spanischer Trainer. Fußballtalente aus Afrika. Der KAS Eupen ist im Besitz der Scheichs aus Katar und soll den Spielern Spielpraxis bieten und sie somit auf die WM 2022 vorbereiten. Alois Berger (Deutschlandradio Kultur) besuchte den Verein, der von den Kataris vor dem finanziellen Kollaps gerettet wurde und heute mit stets wechselnden Aufstellungen zu kämpfen hat, weil die Spieler oft bei Lehrgängen weilen, um sich auf internationale Spiele vorzubereiten. Eine wechselhafte Vereinsgeschichte und ein Paradebeispiel für den internationalen Fußballzirkus.
  • Apropos Fußballzirkus: am heutigen Freitag findet die Wahl des FIFA-Präsidenten statt. Philipp May (Deutschlandfunk) bereitet uns perfekt vor indem er die letzten Skandale und die Favoriten unter die Lupe nimmt. Wer nach dem Hören an einen gelungenen Neuanfang bei der FIFA glaubt, kann sich gern in den Kommentaren unten melden.

#Link11: Peter, Hintermann!

Kurz nach seinem fünfzigsten Geburtstag fiel er in der Kantine tot vom Stuhl. Einfach so. Das Herz. Der Stress. Die Beisetzung fand 2003 an einem klaren blauen Wochentag statt. Ein Schwarm Kraniche zog hoch über den Parkfriedhof, als ich am offenen Grab stand und mich fragte, warum zum Teufel niemand “Hintermann!” ruft, wenn der Tod daherkommt, auf seinen schwarzen Tretern, damit man weiß, aha, da isser. Da kommt er. Von hinten. Und man schnell noch die Biege machen kann.

blogundpresseschau

1. Ein besonderer Blogtext, der da in der Einleitung zitiert wurde. Wer noch nicht überzeugt ist, dem sei noch ein Satz vorgelesen:

Wenn der Ball angeflogen kam, hechtete ich über den Grasboden und fuhr die Glieder aus wie eine Wasserpumpenzange, ich machte mich lang, ich streckte mich zur Sonne, und wenn sie ganz tief stand, noch darüber hinaus.

Zitiert aus: Studio Glumm – »RSV«.

2. Die aktuelle Personifizierung des Bösen im Fußballs, das eingedämmt werden muss, dem sonst ein Rattenschwanz im Amateurfußball folgen könnte, ist Roger »Dann soll er halt abbrechen« Schmidt. Dass dem so ist, belegt der Sitzplatzultra mit einer persönlichen Erinnerung an die Schiedsrichterei in der D-Jugend und einem Dank an Felix Zwayer. Peter Penders (FAZ) lobt das gewählte Strafmaß als »angemessen und mit Bedacht gewählt, […] spürbar und doch nicht gleich so exorbitant, dass Verein und Trainer sich dagegen wehren müssten«. Für ihn ist das Ganze »eine Frage der Erziehung«, auf dass der gute Ton gewahrt werde.

3. Die PSV Eindhoven bestritt am gestrigen Abend erstmals seit neun Jahren wieder ein niederländischer Klub ein Achtelfinalspiel der Champions League. Peter Ahrens (Spiegel) lüftet ein Erfolgsgeheimnis: Cocu lässt die Puppen tanzen. »Alles Wichtige zum Spiel« hat Jan Göbel (SpOn) notiert.

Zum Parallelspiel zwischen Kiew und Manchester City beleuchtete Marco Zschieck in der ZEIT die politischen Seiten: Rassismus in der Ukraine und die russische Propaganda. Johannes Aumüller (SZ) beleuchtet eine Entwicklung im russischen Fußball.

4. Noch einmal zum Dienstagsspiel zwischen Juventus und Bayern: Steffen versucht bei Miasanrot, die geheimnisvolle Botschaft des Pep Guardiola zu entschlüsseln, wann immer er an ein Mikrofon tritt. Rene Maric (Spielverlagerung) entschlüsselt die Parie am Ort des früheren Delle Alpi.

5. Ein kurzer Blick nach England: Warum die Premier League nicht nur auf großem Fuß lebt, sondern auch »so geliebt wird«, ergründet Sven Goldmann im Tagesspiegel. Warum der Arsenal London sein Achtelfinalspiel gegen den FC Barcelona trotzdem nicht gewinnen konnte, unterucht Rene Maric bei Spielverlagerung.

6. Am Freitag wird der neue Präsident der Fédération Internationale de Football Association gewählt. Ganz prägnant listet die Sportschau die Modalitäten auf. Die wohl letzten Entscheidungen vor der Wahl (Doppelt verhandelt hält besser: nur noch sechs Jahre Sperre für Blatter und Platini; morgen keine Glaskabinen) finden sich bei der FR. Die in dieser Woche erschienenen Fernsehsendungen zur FIFA (ARD, WDR, ZDF, arte) hat Kollege Klaas in seinem Blog zusammengefasst.

7. Gute Laune herrscht derzeit bei der Frankfurter Eintracht. Der kicker führt fix auf, wie schlecht es läuft und wie mies gelaunt die Reaktionen und die Reaktionen auf die Reaktionen ausfallen. Der Anhang schäumt. Heribert Bruchhagens Stellungnahmen zur Lage und dem kolportierten Abgang des Trainers am Saisonende fasst das FR-Autoren-Duo Kilchenstein & Durstewitz zusammen.

8. Allerbeste Laune herrscht die ganze Saison schon in Kaiserslautern. Stefan Kuntz, der vor Saisonbeginn den vielbeachteten Ausspruch tätigte, der Spielplan sei »nicht besonders FCK-freundlich«, hat inzwischen seinen Abschied zum Saisonende angekündigt. Tim Jürgens (11Freunde) traf die Vereinslegende. Kuntz sträubt sich gegen einige Vorwürfe, zeigt sich aber durchaus selbstkritisch:

Die Transfers zu Bundesligazeiten sind nicht alle aufgegangen. Ich lag mit der Verpflichtung eines Trainers daneben und einige Personalentscheidungen stellten sich im Nachhinein nicht als optimale Lösung dar. Außerdem ist es nicht gelungen, zu Bundesligazeiten die Weichen für die Zukunft zu stellen: In dieser Erfolgsphase hätten wir u. a. die Ausgliederung der Profiabteilung schaffen müssen, um den Verein flexibler aufzustellen. Wir waren zu sehr mit der Konsolidierung des FCK beschäftigt. Und last but not least: Ich hätte die Vielzahl der Aufgaben, die meine Position beinhaltet, früher auf mehrere Köpfe verteilen müssen.

9. So gar keine Laune an sich, eher ein »Naja…« scheint derzeit in Hannover zu herrschen. Thomas Schaaf steht nicht mehr auf dem Deich, erklärt die Lage in Hannover aber unter besonderer Berücksichtigung seiner Beziehung zu Brinkum, Bremen und Skripnik gegenüber der Syker Kreiszeitung.

10. Morgen beginnt der 23. Spieltag der Bundesliga-Saison. Dass es zur berüchtigten weiteren Zerstückelung des Spieltags keines großen Beschlusses bedarf, zeigen die Ansetzungen des Wochenendes: Vier Sonntagsspiele, eines davon um 19:30 Uhr. Schuld ist der Höhenflug deutscher Klubs in der Europa League. Der kicker mit einer Vorschau zu den Partien des Wochenendes.

11. Nicht mehr in der Bundesliga spielt Sejad Salihovic. Der 31-jährige Bosnier hat im vergangenen Sommer das Angebot eines chinesichen Klubs und die SZ sich seiner angenommen. Dort spricht er über die Gründe für seinen Wechsel und sein neues Zuhause. Auch hier: Tolle Stimmung.

„Ich will eigentlich nur Fußball spielen.“ Es ist ein Teil der Antwort, warum er jetzt plötzlich in Peking wohnt. Ohne Familie, die immer noch in Deutschland lebt. Aber dafür mit Mundschutz, weil der Pekinger Smog sonst die Lunge angreifen würde. Salihovic sagt: „Das geht schon.“

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Thomas Franck wurde 45)

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»What I’m hoping for is that we will learn from the mistakes the male have done considering some parts. I also think that they can learn from women’s football. Especially when it comes to education and dual careers. It gives your identity a wider depth and you need that when you are a player, as well. It will also give you a different stability and security as a person.«

Die langjährige schwedische Nationaltorhüterin Caroline Jönsson im Interview mit Miasanrot.

Mixed Zone
Sandhausen: Deeskaliernde Musik in der zweiten Liga (YouTube) + + + Türkei: Hakan Sükür wegen Präsidentenbeleidigung angeklagt (SpOn) + + + München: Sträflich vernachlässigt in der #Link11: Die Arena- und Löwenpark-Pläne bei 1860 (SZ) + + + Bundesliga: Ein paar Zuschauerzahlen der Hinrunde (kicker) + + +