#Link11: Das tapfere Schneiderlein

Das Erste bringt heute einen Themenabend Wettbetrug aus Spielfilm und Dokumentation. Der Onlineauftritt zum Abendprogramm bietet Vorschau und Hintergründe. Bei immerhin zwei englischen Wochen in der gesamten Bundesligasaison legte die ARD den Film punktgenau in das vermutlich einzige 20:15-Zeitfenster der vergangenen vierzig Jahre, in dem parallel ganze sieben Bundesligaspiele ausgetragen werden. Nach einer Ausstrahlung am 33. oder 34. Spieltag gegen 16 Uhr am Nachmittag ist dies sicherlich derjenige Termin, an dem möglichst viele Fußballfans verhindert sind. Das gesendete Programm scheint durchaus „sehr, sehr gut“ zu sein (SZ), leider wird mit diesem Sendetermin gerade das am Fußball interessierte Publikum ignoriert. Eine Zuschauerschaft, die den Fußball nie geliebt hat, darf grimmig nickend zusehen. Kann dies das Anliegen des Themenabends sein?

blogundpresseschau

1. Nach dem Wettbetrug in der Einleitung widmen wir uns an dieser Stelle wieder den rein sportlichen Höchstleistungen; besonders jenen, die durch Doping ermöglicht wurden. Zur Erinnerung: vor einem Jahr verkündete ein Mitglied der Freiburger Dopingkommission vorab, „Anabolikadoping in systematischer Weise“ um das Jahr 1980 lasse sich „für den Profifußball in Deutschland sicher beweisen“. Die Vorsitzende der Kommission bedauerte den Alleingang ihres Kollegen, bestätigte aber die inhaltliche Korrektheit der Anschuldigungen ausdrücklich. Der namentlich genannte Bundesligaverein schwieg sich aus. (Die damaligen wesentlichen Veröffentlichungen hier).

Der gestrige Rücktritt der Freiburger Dopingkommission und die Berichte über die Beeinträchtigung ihrer Aufklärungsarbeit finden sich deswegen nicht nur bei den Interessierten an Medizin, Sportrecht und bei den Fans der „üblichen verdächtigen“ Sportarten wie dem Radsport, sondern auch auf der 1 der heutigen #Link11. Wie schon vor einem Jahr ist das Blog von Jens Weinreich erste Anlaufstelle, um einen Überblick der Stellungnahmen zu gewinnen.

2. Gestern Abend begann ein weiterer Spieltag der Bundesliga. Wolfsburg erreichte in Hannover den zweiten Auswärtssieg der Saison, 0:4 lautete der Endstand. Mehr als die Treffer in Ron-Robert Zielers Tor war es der Einschlag einer Leuchtrakete in die Ersatzbank der Gastgeber, der für Aufsehen sorgte. Hendrik Buchheister (Spiegel) sortiert Spielgeschehen und Stellungnahmen gleichermaßen ein.

3. In der zweiten Erstligapartie trennten sich Ingolstadt und Köln 1:1 (SZ). Der Spielfeldrand wundert sich.

4. Heute vor 25 Jahren wurde erstmals ein Livespiel im Bezahlfernsehen übertragen. Eckdaten und Stimmen von damals hat die dpa gesammelt (dpa/FAZ). Heute dann: sieben Mittwochspiele? Und am vergangenen Sonntag Fußball um 19:30? Dem nahenden Untergang des fußballerischen Abendlandes setzt der Spiegel die Tradition der Zerstückelung entgegen. Hauptgrund: Witterung. Hier ist auch nachzulesen, warum der heutige Abend nicht der erste vollgepackte Mittwochabend der deutschen Fußballgeschichte ist.

5. Auserkorenes Sorgenkind der Woche ist nach Hoffenheim, Hannover und Frankfurt im Februar nun Werder Bremen. Die FAZ schreibt von der „Angst vor dem totalen Absturz“, die SZ von einer verschärften „Debatte um Trainer Viktor Skripnik“. Und für 11Freunde kennt Tobias Escher fünf Gründe, warum Werder am Saisonende absteigen wird.

6. Noch in dieser Woche, am Freitag, soll der Untersuchungsbericht zur WM-Affäre beim DFB der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Michael Ashelm (FAZ) wirft einen Blick voraus. Willi Lemke spricht in der FR zu Frank Hellmann über seine Erwartungen hinsichtlich des Freshfields-Berichts, die Bremer Sorgenkinder (s.o.) und ansonsten viel über Geld.

7. Ebenfalls noch in dieser Woche, morgen, endet die Wahl zum Sportblogger-Beitrag des Jahres 2015. Auf allesausseraas macht Herr Sternburg Werbung für die Wahl und singt ein kurzes Loblied auf die Sportbloggerei.

8. Zwei Blogtexte noch zu einem Spiel des vergangenen Wochenendes: Constantin Eckner (Spielverlagerung) analysiert „die Partie zwischen dem besten Zweitplatzierten und dem wohl besten Zweitletzten aller Zeiten“ und überschreibt seinen Artikel mit „Duell auf Augenhöhe„. Dem prägenden Feldverweis gegen Sebastian Rudy habe ich mich selbst mit einem Blogtext gewidmet (Neureich-Bimbeshausen).

9. Die Reaktionen auf eben jene Rote Karte heben Collinas Erben in ihrer Spieltagskolumne hervor. Sie verweisen dabei auch auf ein Interview mit dem Vorsitzenden des DFB-Sportgerichts, erschienen beim Handelsblatt. Darin weist Hans E. Lorenz auf das Gegenteil einer vermeintlichen Verrohung des Spiels im Spitzenfußball hin.

10. Aktuelle Einwürfe zur Schiedsrichterei seien hier in dreifacher Ausführung genannt: Falk Landahl argumentiert für die Einführung des Profischiedsrichtertums. Jan-Philipp Hein (SVZ) widmet sich der veränderten Wahrnehmung des Schiedsrichterentscheidungen durch den technischen Fortschritt. Der Postillon berichtet über die Einführung eines Schiri-Schiedsrichters, der die Entscheidungen des Schiedsrichters bewerten soll.

11. Auf der einen Seite die Schiedsrichter, auf der anderen die Spieler, die ihnen das Leben schwer machen. „Eine Kultur der Aufmüpfigkeit, der Respektlosigkeit, ja sogar mancherorts der legitimierten Schummelei“, kennt Jörg Meyn (Morgenpost) von der Bundesliga seit Kindestagen. Michael Horeni (FAZ) stellt dem ein ausführlichen aktuellen Fairnessbericht entgegen:

Was zählt, ist der eigene Vorteil. Und den verschafft man sich gerne auch mit List und Tücke. Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, zu glauben, im Fußball wären Regeln dazu da, um eingehalten zu werden. Das Gegenteil stimmt. Im Fußball scheint ihr Sinn darin zu bestehen, sie so weit wie möglich zu dehnen. Oder zu übertreten – und sich dabei nicht erwischen zu lassen. Dafür tun Profis von Woche zu Woche alles.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Rüdiger Kauf wurde 41)

Meist geklickter Link gestern
Der Postillon – „Exklusiv: Uli Hoeneß erklärt seine Knast-Tattoos

Field Reporter

(Zur Reaktion der Fans, die den KSC während und nach dem Spiel ausgepfiffen haben) Dafür habe ich nullkommanull Verständnis. Ich sage ganz ehrlich: Da verdiene ich lieber ein bisschen weniger und dann sollen sie daheim bleiben. Das geht nicht: wenn man da den Ball ein bisschen hintenrum spielt, weil man verlagern muss, dass man da jedes Mal ausgepfiffen wird. Dann [sollen] sie lieber zuhause bleiben. Das ist echt eine Frechheit. Wir sind der Karlsruher SC, wir wissen wo wir herkommen und sind nicht RB Leipzig. Letztes Jahr waren wir am Limit, da haben wir überragend gespielt, da kamen die Fans in Strömen. Und jetzt, wenn es mal nicht so läuft, wenn es realistisch läuft, da pfeifen sie uns aus. Wir haben [uns] rausgezogen aus zwei Löchern in der Hinrunde. St. Pauli stand letztes Jahr bis zum letzten Spieltag untendrin, wir ziehen uns raus und die pfeifen uns aus, die Hampelmänner.

KSC-Innenverteidiger Manuel Gulde, zitiert von KA-news.de. Lesenswert auch die „Ich habe seit 30 Jahren eine Dauerkarte“-Kommentare unter dem Artikel. Ein deutlich abweichender Wortlaut findet sich im Originalton beim SWR, aber vielleicht hat er seine Ansprache ja sinngemäß wiederholt.

Mixed Zone
Hamburg: Blinde Fans machen sich Sorgen (blindPR.com) + + + Saarbrücken: Abschied von Falko Götz (FCSBlog) + + + Altengamme: Schiedsrichter ist Arzt und leistet Erste Hilfe (Bergedorfer Zeitung) + + + Italien: Serie A erhöht Auffangzahlungen für Absteiger (Sponsors) + + + Bundesliga: Die Tabelle, nach Punktzahlen, nicht nach Plätzen (Königsblog) + + + Barcelona: Wir trafen uns vor einer Wurstbar (Ronald Reng) + + + Dortmund: „Es ist insgesamt der echte und authentische Geruch des Fußballs, der die englischen Fans zu uns führt“ – Aki im Werbegespräch für die Bundesliga.de + + + UEFA: Ticketpreise im CL-Finale steigen (NZZ) + + + Perle: HSV-Fans stimmen über Lautstärke des Vorsängermirkofons ab (Faszination Fankurve) + + + Idee: Champions League aus 2×6 statt 8×4 Klubs (CLubElo) + + + Spielweise: Das Recht auf Unansehnlichkeit (11Freunde) + + + Istanbul: Galatasaray für zwei Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen (BBC) + + +

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