#Link11: Sturm zieht auf

Und, spürt ihr ihn schon, den zarten Wind der Reformen, der die duftenden Grasnarben dieser Weld umweht? Ausgelöst vom neuen Fifa-Präsidenten, der eine rund erneuerte Fifa verspricht. Das muss uns doch alle betreffen, oder? Oder? Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Wind die Stärke eines Tornados, einer Böhe oder doch einer Blähluft hat. Sachdienliche Hinweise wie immer an uns. Auch an andere Stelle kündigt sich frische Luft an: Uli Hoeneß ist wieder mit dabei. Versteckt ihre Steuermillionen, kauft sich einen Windschutz und geht Bratwürstchen kaufen: Die Link11.

blogundpresseschau

1. Dürfen wir hier eigentlich noch so intensiv und kritisch über die Fifa scheiben? Jetzt wo dort alles besser wird (Eigendarstellung)? Andere haben das nach der etwas überraschenden Wahl von Gianni Infantino an die Spitze des Fußballweltverbandes versucht. Es folgt eine Auswahl einiger Texte, deren Spektrum sich grob von „Alles bleibt bei alten“ bis „Gebt der Fifa ein paar Monate, dann ist alles wieder beim alten“ reichen.

Wer den Wahltag nochmal launisch nachlesen möchte, findet sich bei Jens Weinreich bestens aufgehoben. Wie modernes Blogging geht zeigte er am Freitag: Er übermittelte Live-Eindrücke aus der Halle, bund Lesermeinungen –und Tweets ein, garnierte die Geschehnisse mit seinem riesigen Hintergrundwissen und ließ Raum für Selbstkritik. Jutet Ding.

Es geht kurz und schmerzlos zur Sache. Keine Show, kein Pomp. Zack zack zack. Nicht wie unter Blatter. Aber das wird sich im FIFA-Reich wieder ändern.

2. Was bedeutet die Wahl von Gianni Infantino? Ob es eine gute Idee ist, dass Gianni Infantino künftig statt Kugeln zu ziehen sehr viele Gelder verteillen wird und als Repräsentant des Weltfußballs gibt, versuchten die Kommentatoren zu beantworten. Jens Sejer Andersen, Leiter der Sportkonferenz „Play the Game“, gibt in einen Kommentar Neu-Präsident Gianni Infantino eine Chance, wenn auch nur eine kleine, und fordert ihn auf, die Reformpakete zügig und nachdrücklich zusammen mit dem dann viel mächtigeren Generalsekretär (to be announced) umzusetzen. Zwischen den Zeilen liest man, oh Überraschung, eine große Portion Skepsis. 

Oliver Fritsch (ZEIT Online) ist mit seiner These deutlich offensiver und bemängelt, dass alleine die Verhinderung des schlechtesten Kandidaten (Salman) noch keine Leistung ist. Für ihn ist Infantino trotz aller Selbstmitleidsreden am Wahltag („Sind in der Krise, aber haben glänzende Zeiten vor uns“) vor allem ein Reformblockierer. Also genau der Mann, der gesucht war. Oder hab ich die Wahl falsch verstanden?

3. Die Gründe für die Niederlage des Favoriten Scheich Salman sucht James Dorsey. Er ist sich sicher, dass Salmans autokratische Vergangenheit und seine Taktik im Wahlkampf, Menschenrechts-Kritik mit Anwälten zu beantworten, zu dessen Niederlage beigetragen hat. Lieber Scheich, zwei Tipps von mir: Hättest vielleicht doch mal bei Sepp um Rat fragen sollen, der wollte mit dem Amt des Fifa-Präsident schließlich den Friedensnobelpreis einheimsen. Und in der Vergangenheit mal lieber mehr Kugeln gedreht und gezogen. Das scheint wichtig zu sein.

Womit es Infantino geschafft hat, die Gelder Stimmen doch noch auf seine Seite zu ziehen, hat in Zürich Keir Radnedge beobachtet. Seine wahlpolitisch gehaltene Analyse belegt eindrucksvoll, wie sich die stimmberechtigten Verbände von Infantinos zentralem Satz „Das ist euer Geld, das der Verbände“ überzeugen ließen. Scheint als ob die Reformvorschläge erste Wirkung gezeigt haben: Sie versetzten die Delegierten zurück in die Blatterzeit.

 4. Ähnliches berichten die Kollegen von WDR Sport Inside. Sie zeichnen in ihrem neunminütigen Film den Wahltag nach („Eine Farce“) und finden den Beleg dafür im Exklusivinterview mit Strippenzieher Ahmad Al-Fahad Al-Sabah. Der erzählt ihnen ganz entspannt, dass der Sieger des ersten Wahlgangs automatisch auch zum Sieger des zweiten Wahlgangs wird. Alte Fifa-Praxis, versteht sich.

5. Auch ein guter Gag dieser Wahl ist, dass die schweizer Herkunftsorte des vormaligen und des neuen Fifa-Regenten gerade mal sieben Kilometer auseinanderliegen. Gucken wir doch mal, was die Menschen von dort auszeichnet. Ah ja, hier: Ein herrlich schlecht gelaunter Artikel über den Wallis, dem Herkunftskanton von Sepp Blatter und Gianni Infantino, kommt von Samuel Burgener (NZZ): „Die Menschen in diesem engen Tal haben eine unaufdringliche Art, sich für die Tollsten zu halten.“ Wallis ist offenbar das Bayern der Schweiz. Wer macht den Horst?

6. Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind: Einer der bekanntesten Vertreter des Freistaats darf sich seit gestern auch wieder offiziell dort rumtreiben wo er möchte. Uli Hoeneß ist wieder frei. Zeit wurde es, viel Arbeit liegt rum:

Der Postillon hat sich unterdessen Hoeneß Knasttattoos gewidmet. Herrliche Auswahl. Mal sehen wie lange es dauert, bis Hoeneß von München aus auch diesen Newsletter mit markigen Sprüchen bereichern wird. Christof Kneer kommt für die SZ zwar bei seinen Nachfragen zur Uli-Zukunft im FCB-Umfeld nicht weit, doch vieles lässt darauf schließen, dass Hoeneß schon sehr bald wieder eine große Rolle spielen wird: „Der FC Bayern bleibt Hoeneß Lebensthema.“

7. Ein Weggefährte von Hoeneß, wenn auch nicht einer seiner besten Freunde, war Louis van Gaal. Nun trainiert er Manchester United und hat dort am Wochenende gezeigt, dass grundloses Hinfallen keine Arjen-Robben-Schule sind, sondern schlicht niederländisches Standardrepertoire wie Käse, Tulpen und Holzschuhe eben auch. Sensationell legte er sich vor dem 4. Offziellen auf den Boden, um Alexis Sanchez Schwalbe zu imitieren.

Internet!

Do your job! (Manchester gewann übrigens 3:2, was einen Leicester-Titel immer wahrscheinlicher macht. Währenddessen verpasste Jürgen Klopp seinen ersten Titel mit Liverpool im League-Cup-Finale im Elfmeterschießen gegen ManCity. Morgen gibt es in der Liga aber schon die Chance auf Revanche.)

8. Wer sich nach diesem Bundesliga-Spieltag kein Sky-20-Jahre-Abo sichert, seinen Freunden auf der ganzen Welt nicht von der halsabschneidenden Spannung der Bundesliga erzählt und die sagenhafte Stimmung deutscher Stadien preist, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Oh pardon, diesen Text reiche ich gleich bei der DFL als Bewerbungsschreiben für die Werbeabteilung ein. Viel realitätsnaher trifft es die Analyse des Blog-G, der anhand des neuen Premium-Sendeplatzes der Bundesliga am Sonntagabend um 19.30 Uhr das Spiel seiner Eintracht aufarbeitet („About nothing“). Ron Ulrich (11Freunde) nimmt sich in seinem Kommentar ebenfalls die neueste Zerstückelung des Spieltags vor und zerstückelt darin die DFL-Argumentation. Stück für Stück zum Zerstückelglück. 

9. Gut aufgestückelt ist mittlerweile auch die Debatte um Roger Schmidt, Rudi Völler und dem Umgang zwischen Trainern und Schiedsrichtern. Schiri-Boss Herbert Fandel durfte sich bei Fupa nochmal äußern, ich habe das zum Anlass genommen, seine Aussage mal gegen die von Thomas Schaaf zu stellen. Einer von beiden lügt demnach. Ich habe einen Verdacht, wer.

Daniel Theweleit hat im Deutschlandfunk einen angenehm sachlichen Beitrag veröffentlicht, der sich um den hitzigen Kern dieser Debatte dreht: Die Emotionalität, die von allen Seiten vom Fußballgeschäft erwartet wird. „Fußballtrainer müssen ihre Mannschaft emotionalisieren. Wenn sie Niederlagen allzu passiv begleiten, wird ihnen vorgeworfen, sie nähmen zu wenig Einfluss.“ Sachlich, das klingt schlüssig. Ich geh jetzt erstmal zum Gründer der Brigade Hartmut Strampe und grätsch ihn ab. Das aber nur am Rande.

10. Heute Abend eröffnet sich bereits die nächste Gelegenheit, um über Schiedsrichter, Trainer und Rudi Völler zu debattieren. Die Bundesliga spielt eine englische Woche, also wirklich jetzt, ohne der Premier League zwanghaft nacheifern zu wollen. Nicht mehr dabei, aber auch heute und morgen wieder im Einsatz: Hansa Rostock und Energie Cottbus. Dieses Duell gab es am Wochenende in der 3. Liga und endete mit einem Hansa-Sieg. Hannes Hilbrecht (ZEIT Online) hat dies als Aufhänger genutzt, um mit dem Kronzeugen Steffen Baumgart (hat bei beiden gespielt) den Niedergang des einst wichtigsten Ostderby der Nachwendezeit zu analysieren.

11. Gute Nachrichten schwappen aus der Twitterblase: Es wird wieder diskutiert. Aber so richtig. Wer nach Schmidt-Völler-Zwayer-Schiedsrichter-Trainer-hastenichtgesehen nach einem neuen Aufregerthema zum Debattieren sucht, kann sich hier einklinken:

Es geht um einen Text im aktuellen Kicker (Achtung: 49-Cent-teurer Blendle-Link), geschrieben von Frank Lussem. Dort analysiert er die neue Fußballsprache, die für Begriffe wie den „Vorstopper“ keinen Platz mehr findet (Übersetzung: die freien Räume für Berti-Vogts-Wörter verdichtet) , neue Wörter wie „Open Innovation Network“ einführt (ÜS: Überladung des Begriffsraums mit Anglizismen) und, hier beginnen die Diskussionen, gegen die Wörterbuch-Schreiber dieser Sprache, die Spielverlagerungs-Autoren, stichelt (ÜS: Fluid verpacktes Abkippen eines guten Textes in eine kleine Provokation). Das blieb natürlich nicht unkommentiert, hier, hier und hier gibt es Reaktionen der Autoren, die Lussem für seinen Text offenbar nicht zu Wort kommen lassen wollte, um die oft ausufernde Sprache aus ihrer Sicht zu erklären. Der Spielverlagerung.de-Part ist aber nur ein kleiner Aussschnitt (circa zehn Prozent) aus seinem Text.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung vom Freitag: Marek Lesniak wurde 52)

Meist geklickter Link am Freitag
Manchmal grinse ich einfach, wenn ich sehe, welche Links am meisten geklickt werden: Am Freitag war es mit weitem Abstand der vom Andreas Glumm aus Solingen, der sehr romantisch von seiner Jugend mit dem Fußball bei Rasspe Sport Verein Kohlfurth erzählt: „Kommt mir ein Ball unter die Augen, muss ich handeln. Das ist Gesetz. Zumeist handelt ohnehin der Ball. Er sucht mich auf. Ich bin sein Magnet. Ich bin sein Mekka.“ Immer noch sehr gut.

Field Reporter

»Sie merken ja, dass ich keinerlei Probleme mit der Aussprache habe. Auch die Fortbewegung klappt problemlos, da ist zum Glück nichts zurückgeblieben. Was mein Sichtfeld betrifft, habe ich einige Einschränkungen. Aber das ist alles zu verkraften. Ich würde mich freuen, wenn ich im kommenden Jahr wieder ein bisschen Golf spielen könnte. Dann wäre ich restlos zufrieden.«

Die Kölner Legende Hannes Löhr gab DFB.de am Ende von 2015 noch ein Interview, in dem er mit viel Vorfreude nach überstandener Krankheit auf das kommende Jahr blickte. Nun ist er gestorben. Ruhe in Frieden.

Mixed Zone
Gestorben: Hannes Löhr. Maach et jot, Hannes! (Effzeh.com) + + +  Wo ist eigentlich Uwe Seeler?  + + + Was ist passiert, seit Eden Hazard in der Premier League nicht mehr getroffen hat? Ziemlich viel. (Bene Nießen bei Twitter) + + + Justin und Dembo ermitteln, welche der Europa-League-Achtelfinalpartien Konferenz-würdig sind und welche nicht. Große Unterhaltung, wie immer. (DID-Sport) + + + Zwweeehundertfuffzich Ausgaben Textilvergehen-Podcast über Union Berlin: Wir gratulieren mit einem Link zur Jubiläumsausgabe. Allet Jute! + + + Ist nun da : Eine Terminierung für den 26. Spieltag (Faszination Fankurve) + + + Heimreisende Dumpf-Fußballfans in Sachsen treffen auf Flüchtlinge. Es ist klar, was passiert. (MoPo) + + + Wieder da: DID-Power-Ranking. BVB rising. Leicester hunting Real Madrid. Hertha vor ManUnited. HaHoHe! + + + + Reiselust wecken? Blickfang Ultra bringt ein Reistagebuch Spezial: Südamerika. Ick hab schon bestellt. (Blickfang Ultra)+ + +

3 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. In einer ersten Version stand in der Linksammlung noch vor der Meldung über den Tod von Hannes Löhr das übliche „Hamburg“: Das war ein Versehen, ich entschuldige mich dafür, falls das bei manchen mangelnde Respektsbekundungen ausgelöst hat. Ich habe außerdem einen Nachruf übersehen, der es wert ist, noch erwähnt zu werden: http://www.dervierteoffizielle.de/wp/439-fuer-196/
    Grüße, Fabian Scheler

  2. Pingback: #Link11: Sturm zieht auf | Fokus Fussball - Institut für Fankultur e.V.

  3. Pingback: #Link11: Kleinere Brötchen für Rudi | Fokus Fussball

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.