#Link11: Saisonbeginn

Neun Tage im gleichen Hotel, ohne Frau, ohne Kind. So viele Männer zusammen – das ist nicht immer gut. Es kommen immer die gleichen Witze, es ist alles gesagt, alles erzählt.

Per Skjelbred von Hertha BSC sehnt sich nach dem Saisonbeginn. Da wird er nicht der einzige sein. Und während in der ersten Liga die Vorbereitungen laufen, wird eine Etage tiefer schon mit ernster Miene nachbesprochen.

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1. Mit dem gestrigen 6:3 im ersten Satz zwischen Freiburg und Nürnberg ist der erste Spieltag der diesjährigen Zweitligasaison komplett. Der SCF führt die Tabelle an, dahinter käme schon der SV Sandhausen, der durch einen Abzug von drei Punkten allerdings bei 3:1 Toren 0 Punkte hat. Der Rotebrauseblogger hat einen sehr lesenswerten Rundumblick auf die neun Spiele verfasst und dabei auch noch interessante Einschübe zu bieten:

Durch die Orientierung auf dynamische Außen (wobei genaugenommen nur Ofosu-Ayeh immer mal wieder Dynamik ausstrahlte) wurde der Ball schon früh auf die Außenbahnen gespielt, wo Sandhausen keine Probleme hatte, die Wege zuzustellen und die an der Seitenlinie sowieso engen Räume noch enger zu machen. Heraus kam ein Ballgeschiebe zwischen Innenverteidigung und Außenverteidigung mit vielen, vielen Ballkontakten (vier von fünf Spieler mit den meisten Ballkontakten des Spieltags kamen aus Braunschweigs Fünferkette) und ohne Effektivität.

2. Der 1. FC Nürnberg wirkt nach sechs Gegentoren im ersten Spiel ein wenig bedröppelt. Insbesondere das Fehlen eines gelernten Rechtsverteidigers habe sich schmerzhaft bemerkbar gemacht, stellen die Clubfans United fest. Nürnberger Ultras verpassten dabei, dass der Club nach 0:4-Rückstand zwischenzeitlich auf 3:4 herankam. Sie hatten das Stadion bereits verlassen (Faszination Fankurve). Mit diesem Wissen wäre Nürnberg in der zweiten Halbzeit ein Sieg durchaus zu gönnen gewesen. Freiburg hat sich mit diesem geglückten Saisonstart schon weit vom letzten Abstieg distanziert (Spiegel).

3. »Plans for an early night are ruined due to the constant flow of Astra from the Fanraeume« – ein englischer St.Pauli-gegen-Bielefeld-Bericht bei Outside Left, der sich natürlich mehr um das Drumherum als das Spiel kümmert. Eine Einordnung der Fertigstellung der Nordtribüne ins braun-weiße Wohnzimmer ist beim Magischen FC zu lesen.

4. Heute Abend tritt der FC Midtjylland gegen Apoel Nikosia an, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Vier Spiele trennen den innovativen Klub noch von der Gruppenphase, der Guardian fasst seine Eigenheiten zusammen.

5.

Niemand hindert einen Verein daran, ein besseres Angebot für einen verdienten Fan abzugeben und ihn so zu einem Verbleib zu bewegen. Ob langfristige Fanverträge hier ebenfalls ein Weg sein können, muss der Praxistest zeigen. Durch den in der Folge entstehenden Transfermarkt für Fußballfans sollte dies aber eigentlich kein Problem sein. Über die Höhe der Ablösesummen entscheiden wie üblich Angebot und Nachfrage.

Tobias Singer (Meine Saison mit dem SVW) hat seinen Frieden mit Franco di Santos Abgang geschlossen und macht Vorschläge, wie die Fans sich professionalisieren und ihren Idolen nacheifern könnten. Ein Gedankenexperiment.

6. Schalke 04 gehört wohl zu den unberechenbarsten Mannschaften der kommenden Saison. Haben sie mit dem Halten von Sidney Sam und Leroy Sané sowie der Verpflichtung von Andre Breitenreiter die Weichen für eine erfolgreiche Saison gestellt oder steht der Verein mit Kevin-Prince Boateng zwischen Gehaltsliste und Trainingsplatz und Franco di Santos angeblicher Söldnermentalität nur vor dem Sturz ins nächste Chaos? Horst Heldts dauerhaft in Frage gestellte Arbeit ist Thema in der FAZ.

7. Für Gegen Den Ball ist Horst Heldt nur eine von mehreren Figuren in den angespannten Strukturen des FC Schalke 04. Insbesondere im Vergleich zum Lokalrivalen Borussia Dortmund werden hier Ansprüche, Wirklichkeiten und ihre Bewertungen abgeglichen: »Das Märchen von der Wohlfühloase«.

8. Das ZEIT-Portät über Thomas Tuchels erste Wochen in Dortmund richtet sich erkennbar an Print-Leser mit latentem Fußballinteresse. Und trotz schmierig anmutender Passagen über die Strahlkraft des Übertrainers oder die talentierten Dortmunder Nachwuchsspieler, die von Tuchel bereits entdeckt worden seien, ist der Text gerade wegen dieser Ausrichtung an dieser Stelle von Interesse: »Thomas Tuchel. Im Tunnel.«

9. In dieser Woche steht für Dortmund die Qualifikation zur Europa League auf dem Spielplan. Mit dem Wolfsberger AC hat der BVB direkt die volle Ladung Exotik dieses Wettbewerbs zugelost bekommen, liegt die Kärtner Bezirkshauptstadt doch fast 200km von der deutschen Grenze entfernt, aber auch nur 30km von Slowenien (wo die Zivilisation endet und der Balkan beginnt, wie Slavoj Zizek einst prägnant feststellte). Da trifft es sich gut, dass Ballverliebt.eu eine Vorschau auf die fünf Qualipartien österreichischer Klubs vorliegt.

10. Ebenfalls in Österreich konnte Paul Linke (Berliner Kurier) die eine oder andere Anekdote im Hertha-Trainingslager festhalten. Die Protagonisten neben dem in der Einführung erwähnten Per Skjelbred: Marvin Plattenhardt, Anton Salatovic und Werner Gegenbauer.

11. Zum Abschluss richtet der tödliche Pass über Jerôme Boateng:

Es ist der konsequente nächste Schritt! Hin nämlich zur Ubervermarktung des Fußballs, des Profitfußballs in seiner kapitalen Reinform: der Spieler mutiert zum Vermarktungssub- und -objekt, nachdem er sich einen gewissen Marktwert erspielt hat. Nun tritt der Fußball hinter die Vermarktung zurück – und wird wirklich zur reinen Nebensache.

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Michael Horeni (FAZ) – »Bilal und Fritz«

Field Reporter

»Ziel ist es, eine Mannschaft aufzubauen, die jung und im Kern deutschsprachig ist sowie eine Mentalität hat, die zum Betzenberg passt.«

Boris Notzon, Chefscout beim FCK, muss den innovativen und einzigartigen »Lauterer Weg« wiedergeben. Von dieser unterhaltsamen Randnotiz abgesehen ein solides Scouting-Interview bei weltfussball.de

Mixed Zone
Berlin: »Muss ich mehr sagen?« – »Ja!« – Das Textilvergehen sagt den ein oder anderen Satz extra zu Unions Start in die neue Saison. + + + Schalke: Details zur Veröffentlichung der Details aus Sidney Sams Medizincheck (WAZ) + + + Finnland: Nationaltrainerstelle ausgeschrieben (Spiegel) + + + Magdeburg: Alex von »Nur der FCM« ist selig ob des Debüts der Magdeburger in der Dritten Liga. Ein Rückblick mit glänzenden Augen und leuchtenden Ohren + + + Moskau: Putin, Blatter, Nobelpreis (FAZ und WDR) + + + Bundesliga: Umbruch bei den Schiedsrichtern (kicker) + + + München: Rummenigges Forderung nach einem Ende der Zentralvermarktung demonstriert die Abhängigkeit der Liga vom Mitwirken des FC Bayern (11Freunde) + + +

#Link11: »Die inhaltliche Null muss stehen!«

Das kicker-Sonderheft überraschte mich mit der Umbenennung des Zweitligisten Arminia Bielefeld. Noch überraschender ist allerdings ein Passage aus einem Interview mit Manuel Neuer:

Da muss sich das Fußballmagazin bei ihrem Jahresheft also ein paar Werbebotschaften in den Block diktieren lassen. Um es mit Peter Ahrens zu sagen:

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1. Der Fußballer des Jahres heißt Kevin de Bruyne. Wenig überraschend wurde er von den deutschen Sportjournalisten gewählt. Der kicker hat die Auswertung, die zeigt, dass selbst Ragnar Klavan und Roman Weidenfeller von einigen Journalisten in ihrer persönlichen Wertung ganz vorn gesehen wurden. Bei den Trainer setzte sich Dieter Hecking knapp gegen Markus Weinzierl durch und wurde King…äh… Trainer des Jahres (kicker). Bei den Frauen wurde Celia Sasic nach ihrem Erfolg von 2012 zum zweiten Mal Fußballerin des Jahres. Sie holte knapp ein Drittel der Stimmen. (kicker)

2. Zum Auftakt der Zweitligasaison hat Rasenballsport Leipzig den FSV Frankfurt geschlagen. Constantin Eckner sah eine Pressingmaschine, die ins Rollen kommt. Der Rotebrauseblogger sah einen Auftritt von »spielerisch von überschaubarem Niveau«. Sebastian Fiebrig (Textilvergehen) freut sich über die Dynamik im Spiel von Union Berlin und hat auch regeltechnisch wieder dazu gelernt. Paul von Der Betze brennt hat das Spiel der Lauterer in Duisburg verfolgt, das viel Freude und ein wenig Schatten bot. Bei 1860 verliert man zum Auftakt der Saison gegen Heidenheim – in roten Socken! (SZ)

3. In Liga 3 betrat der 1.FC Magdeburg »Neuland«. Im Blog »Nur der FCM« freut man sich über einen 2:1-Erfolg gegen Rot-Weiß Erfurt. Dazu gab es eine schicke Choreographie, Pyro und vier Eindrücke, die aus Sicht des Autoren nur ein Fazit zulassen: »Der FCM ist wieder da!« Highlights der Spiele im Video gibt es bei der Sportschau.

4. Die Erstligisten haben noch ein paar Tage Zeit bevor es wieder ernst wird. Am meisten Beachtung findet in diesem Sommer natürlich das Spiel des BVB, der mit neuem Trainer das größte Änderungspotential hat. Constantin Eckner (Spielverlagerung) hat es sich zur Aufgabe gemacht die Vorbereitung der Borussia zu begleiten und entwickelte mit seinen Updates feinen Taktik-Lesestoff.

Nach dem Sieg gegen Juventus Turin fühlen sich die Dortmunder natürlich gewappnet für die Europa League Qualifikation gegen den Wolfsberger AC (FAZ). Das Spiel ist natürlich auch kurz Thema beim BVB-Podcast Auffe Ohren. Viel interessanter sind in dieser Folge allerdings die Sequenzen zum 15jährigen von Schwatzgelb mit einem beeindruckenden Neven Subotic.Dirk Krampe und Matthias Dersch (Ruhrnachrichten) trafen Neuzugang Roman Bürki zum Interview.

5. Bei Mainz 05 soll sich das Defensivverhalten künftig am Bewegungsverhalten von Fischen orientieren. Daniel Meuren (FAZ) über die neuen Wege im Mainzer Pressing- und Gegenpressingfußball. Andy nimmt für das Web 0.4 den Schalker Kader unter die Lupe.

6. Bei 1899 Hoffenheim sticht ein Transfer heraus. Kevin Kuranyi ist nach fünf Jahren in Moskau zurück in der Bundesliga. Tobias Schächter (SZ) über einen »vergessenen Verwandten«, der mit seiner »Integrationsfähigkeit und Routine« eine wichtige Rolle nach dem Umbruch bei den Hoffenheimern spielen soll. Auf seiner Homepage erklärt der Stürmer, warum er sich für 1899 entschieden hat.

7. »Ach, Ronny!« Paul Linke und Michael Jahn (Berliner Zeitung) können ihre Sympathie für den brasilianischen Kicker mit der besonderen Schusstechnik nicht verhehlen – und dennoch wissen sie, dass er wohl bald aus Berlin verabschiedet wird, denn der Mittelfeldmann passt nicht mehr in das auf Ordnung fixierte System der Hertha. So bleibt er wohl nur als »Bester Zweitligaspieler der Vereinsgeschichte« und Mann mit Vorliebe für einen Nachschlag in Erinnerung.

Pal Dardai ist derweil davon überzeugt, dass die Hertha zehn Punkte mehr holt, wenn das klappt, was geübt wurde. Na dann. (Tagesspiegel)

8. Neben Ronny wollten zwei Talente bei der Hertha gern ihren Traum von der Profikarriere erfüllen: Bilal und Fritz. Michael Horeni (FAZ) hat die beiden über die vergangenen Jahre seit 2009 begleitet. Das spannende Projekt endet mit der Volljährigkeit der beiden jungen Männer. Fritz Traum vom Leben als Fußballprofi ist wohl zu Ende – dafür lebt er nun einen neuen Traum in Orlando mit einem Stipendium fürs College. Bilal hat die Hertha nach 14 Jahren verlassen und spielt nun bei Mainz 05. (FAZ)

9. Über die Jugendzeit von Alfons Beckenbauer und Erwin Seeler, Väter von Ehrenspielführern des DFB, ist wenig bekannt. Sie spielten in den 1930er Jahren allerdings quasi als Gegenentwurf zum heutigen Profitum für Arbeitervereine, die den Personenkult, den Kommerz rund um Sportler verachteten. Auch Alkohol, Rauch und Jazz sollten gemieden werden. Leonie Feuerbach (FAZ) über eine vergessene Bewegung, die vor 90 Jahren sogar ein Internationales Arbeiter-Olympia in Frankfurt abhielt.

10. In Moskau traf sich die Vereinigung, die von den hehren Prinzipien der Arbeitersportler nichts mehr wissen wollen. Dort nutzten Putin und Blatter die große Bühne bei der Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen. (NZZ) Die Auslosungsergebnisse hat die FIFA auf ihrer Seite.

11. Zum Abschluss ein Ausflug in die Welt der Vermarktung. Jerome Boateng hat nun den selben Manager wie Rihanna und Shakira, denn Rapmogul Jay-Z kümmert sich mit seiner Firma Roc Nation nun um die Vermarktung des Profifußballers, der seinen Marktwert in den USA ausbauen möchte, um dann bald ein vierstellige Zahl Turnschuhe bei sich zu Hause stapeln zu können. (Welt)

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Die Saisonprognose des Spiegel zur Zweitligasaison 2015/2016.

Field Reporter

»Es ist gar nicht schlecht, dass die Verantwortlichen bei uns in Frankfurt zweimal überlegen, wie sie ihr Budget ausgeben. Das schärft die Sinne. Bei anderen Vereinen wird das Geld nur so rausgeschmissen, da macht man sich scheinbar weniger Gedanken. «

Stefan Aigner im Interview mit der FAZ über den neuen alten Trainer Armin Veh, Friseurtermine vor Presseterminen und die Pläne der Eintracht.

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Amateurfussball: Schiedsrichter und Buchautor Christoph Schröder (»Ich pfeife!«) über Lokalsport und die Veränderungen der letzten Jahre. (mdr)  + + + Adriano: Jon Townsend (These Football Times) über einen Fußballer, der auf dem Platz alles konnte, dem Druck abseits der Stadien aber nicht stand hielt. + + + Vorschau: Josef Köppel (Schwatzgelb) blickt in die Zukunft und sieht im Jahr 2023 einen Fußballzirkus, der ihm nicht recht gefallen will. + + + Gold-Cup: Mit Platz 4 enttäuschen die US-Boys unter Klinsmann vor allem sich selbst. (FAZ) Winfried Schäfer durfte sich am Ende mit Jamaika über Platz 2 hinter Mexiko freuen. (Spiegel) + + + Wechselhickhack: spox über die Hintergründe zum Wechsel von Fabian Delph von Villa zu City. + + + Gedenkstättenfahrt: Die BVB-Fanabteilung hat ihre Reise nach Polen als Pageflow aufbereitet und lässt Interessierte am Erlebten teilhaben. + + + Podcast: Die Germangunners nehmen den Arsenal FC in den Blickpunkt. + + + Danke: Im Schatten der Tribüne bedankt sich beim Lieblingsclub – ohne umzudichten! + + + Debüt: 33 Minuten Party mit Pirlo in New York. (NZZ)

#Link11: Zweite Liga, juhu!

Ich bin noch immer unschlüssig. Seit einigen Jahren startet die zweite Liga früher als die erste – so auch in dieser Saison, die für die Zweitligisten bereits am heutigen Abend beginnt. Einerseits sind die zwei Wochen Vorsprung eine gute Möglichkeit, die zweite Liga in den Fokus zu rücken und einem breiteren Publikum zu präsentieren. Andererseits bedeutet der frühe Start für viele Profis eine verkürzte Sommerpause. Karlsruhe musste nach der verpatzten Relegation fast direkt mit der Vorbereitung beginnen. Gerne wird über den zu vollen Kalender gemeckert – die zweite Liga geht hier mit einem schlechten Vorbild voran. Wie so oft im Leben gilt: Die Nachteile wiegen die Vorteile auf.

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1. Passend zum Zweitliga-Start hat Spiegel Online ein Special veröffentlicht: Marcus Krämer und Frederic Zauels liefern alles Wissenswerte zu den 18 Zweitliga-Vereinen. Wer sich also vor dem Zweitliga-Start schnell informieren möchte, ist dort gut aufgehoben.

2. Auf Bloggerseite werden vor allem einzelne Klubs beleuchtet: Der Sitzplatzultra analysiert die Situation des Absteigers aus Freiburg, der Betze brennt wagt einen Ausblick auf das Kaiserslauterer Auftaktspiel. Auch der Rotebrauseblogger aus Leipzig darf in dieser Aufzählung natürlich nicht fehlen.

3. Wie jedes Jahr legt die 11Freunde ihrer August-Ausgabe ein kleines Heftchen bei, das als Bundesliga-Sonderausgabe fungiert. Wie jedes Jahr befragte die Redaktion zu jedem Bundesliga-Verein einen Vereinsblogger über dessen Hoffnungen und Ängste vor der neuen Saison. Schwarzundblau postete die Antworten zu seinen Paderbornern vorab auf seinem Blog, genauso wie der Schalker Torsten Wieland (Königsblog) und der Duisburger Kees Jaratz (Zebrastreifenblog).

4. Die Saison hat noch nicht begonnen, und schon konstatiert Benjamin Kuhlhoff (11Freunde), auf Schalke sei das Chaos zurückgekehrt. Da kann man natürlich die Frage stellen, ob es jemals weg war. Kuhlhoffs Kronzeugen sind Sidney Sam und Julian Draxler.

5. Zeit Online startet eine neue Serie zum Ostfußball. Los geht es mit einem Beitrag von Christoph Dieckmann zur Vergangenheit und zum Status Quo der Ostvereine. Im Fokus steht dabei (natürlich) die dritte Liga mit ihren acht Ostklubs. Ronny Müller (taz) beschäftigt vor allem die sportliche Talfahrt vieler Ostvereine.

6. Apropos Ostfußball: Lars Gartenschläger (Welt Online) sprach mit Dynamo Dresdens Sportdirekter Ralf Minge. Auch hier geht es viel um den Ostfußball – und um das Gewaltproblem, das bei vielen Ost-Derby offen zu Tage tritt.

7. Gerne wird gefordert, der Fußball müsse mehr „Typen“ produzieren. Doch wenn mal jemand seine eigene Meinung kundtut, darf er sich der Häme sicher sein. So im Falle von James McClean, der aus politischen Gründen der britischen Flagge den Rücken kehrte. Jonathan Liew (Telegraph) fasst den Fall zusammen.

8. Borussia Dortmund erhält vom Innenminister einen Preis für seinen Kampf gegen Rassismus. Alles nur Symbolpolitik? Diesen Vorwurf macht Robin Dullinge (Fußball-gegen-Nazis). Was bleibt, wenn der Minister wieder geht?

9. Das Sommerloch existiert natürlich auch im Fußball. Auch in der Sommerpause müssen Zeitungsspalten und Internet-Archive gefüllt werden. Der Abstauber beklagt, dass dazu immer mehr Stuss aufgebauscht wird. Götzes Sushi-Zitat lässt grüßen.

10. Am Samstag werden die WM-Qualifikationsgruppen für 2018 ausgelost. Achim Dreis (FAZ) erklärt die eigenwillige Zusammenstellung der Lostöpfe. Der Brasilianer Hulk darf indes nicht Losfee spielen. Er hatte es gewagt, den Rassismus im russischen Fußball zu thematisieren (s. Süddeutsche).

11. Riem Hussein ist erst die zweite Schiedsrichterin im deutschen Profifußball. Frank van der Welden (Sportschau) beleuchtet ihren Werdegang.

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Philipp Köster über das harte Leben der Auswärtsfans (N24)

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Groundhopping: Marco Volo trifft einen Groundhopper. + + + Van Buyten macht jetzt Mode: Der Titel sagt alles (Der Bolzplatzheld). + + + Pflichturlaub in Österreich: Der BVB trifft in der Europa-League-Qualifikation auf den Wolfsberger AC (s. DerWesten). + + + Geisterspiel: Das kroatische Nationalteam wird (mal wieder) für das Fehlverhalten seiner Fans bestraft (s. FAZ).

#Link11: No need for a name

Donnerstag, der.
Ein Wochentag, der im Fußballkalender aussieht wie das siebte Rad am Wagen. Ab und an von eher lustig anmutenden Vereinsnamen aufgewertet, die in einem Wettbewerb spielen, wo man sich nicht mal im Namen zwischen Deutsch und Englisch entscheiden konnte und wo Fußballdeutschland auch nur dann wirklich (oder zumindest ein bißchen) hinschaut, wenn der eigene Verein beteiligt ist.
Und ungefähr so wirkt auch heute die #Link11. Morgen ist der große Tag, 2.Bundesliga und 3.Liga beginnen wieder, auch zwei weitere Regionalligen nehmen den Spielbetrieb auf, mit solch schillernden Namen wie TSV Schilksee oder VfB Auerbach. Heute hingegen… ist eher nur Europa League.

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1. Doch die, die es geschafft haben, stehen hier dann auch zurecht. Und im Tor laufen wir dann gleich mal taktisch sicher stehend auf (oder in dem Fall wohl eher: „an“), dank der Spielverlagerung und Rene Maric, welche uns mit „Taktiktheorie: Das Gegenpressing“ erfreuen. Peter Hyballa, Thomas Schaaf und Pep Guardiola in einem Artikel, Taktifüchse wissen vor lauter Glück gar nicht mehr wohin mit sich.

2. Und vom Gegenpressing ist es dann nur noch ein fluffiger Kurzpass zum „Pressing-Krieger„, wie der Vertikalpass Arturo Vidal nennt, verbunden mit dem Wunsch, er möge sich nicht „Pepisieren“ lassen, außerdem schlägt man noch die Brücke zum VfB Stuttgart und Serey Dié. Nun ist die Beteiligung an Transfergerüchten ja eher boulevardesque, aber auch der FC Bayern hat nun heute morgen auf Twitter „Einigung“ verkündet. Auch istvidalschonda.de wird also sicher bald einen Relaunch erfahren.

3. Während das 11FREUNDE – Sonderheft nun in den Läden ist, schreibt Chefredakteur Philipp Köster einen lesenswerten Artikel bei einem Nachrichtensender. Die „etwas“ populistischen Kritik von Stefan Kuntz an den Spielansetzungen für den Verein, der so wichtig für „die Region“ ist, nimmt Köster zum Anlass etwas genereller die fehlende Lobby von Auswärtsfans anzusprechen und darauf hinzuweisen, dass die DFL ihr Fernbleiben anscheinend billigend in Kauf nimmt. „Urlaubsantrag fürs Auswärtsspiel„, N24.

4. Wie schon eingangs erwähnt, starten die beiden im Norden ansässigen Regionalligen am Wochenende in die neue Saison. Harry Jurkschat nimmt dies zum Anlass mit Joe Zinnbauer zu sprechen, der ab dieser Saison wieder im Schatten des (jetzt) Volksparkstadions die U23 betreut und hier in einem 12minütigen Videointerview auf die letzte Saison zurück und die kommende vorausschaut, wo er es mit einem nahezu komplett neuen Kader zu tun hat. „Joe Zinnbauer im Videointerview: Es war sehr emotional„, (Blog trifft Ball)

5. Noch etwas hin ist es bis zum Auftakt der Premier League in England, doch durch den Wechsel von Bastian Schweinsteiger zu Manchester United ist natürlich auch der Fokus der Medien hierzulande sicher zukünftig noch etwas stärker dorthin gerichtet. Cavanis Friseur blickt dabei nicht nur auf Schweinsteigers Situation, sondern viel mehr auf Uniteds Transferpolitik und was Louis van Gaal damit wohl so vor hat: „Van Gaals Plan

6. In der gestrigen #Link11 lief mit der Rückennummer 3 ja schon der Blog-G mit einer sehr differenzierten Sicht auf die Art und Weise der Berichterstattung über Fußballrandale auf, anlässlich des Testspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Leeds United.
Heute ergänzen wir hierzu wertfrei noch den Tödlicher Pass, der mal wieder zwischen Fans und „Fans“ unterscheiden will. Ein kontroverses Thema, bildet Euch Euer Urteil ruhig selbst: Friendly Hooligans.

7. Wenn jetzt ein Artikel zum „Schalker Kreisel“ kommt, so könnte man zurecht monieren, dass dies doch dann besser direkt oben an den Taktiklink hätte anschließen können. Vom Wortsinne her schon, inhaltlich geht es aber eben um „Die moderne Form des Schalker Kreisels„, in der Torsten Wieland sich im Königsblog kritisch mit dem (nicht nur) momentanen Gebaren in der Personalpolitik des S04 auseinandersetzt, aktuell am Beispiel Sidney Sam.

8. Einen Dachschaden kriegt man ja im Bereich Profifußball sicher häufig diagnostiziert, wenn auch selten körperlich gemeint. Einen Fall, wo das tatsächlich physisch gemeint ist, wenn auch nicht auf Menschen bezogen, gibt es bei Union Fürstenwalde, die das ehemalige Dach der Alten Försterei nutzen wollten. Das Textilvergehen erklärt die Hintergründe und wundert sich: „Union hat Probleme mit dem Dach.

9. Sepp „Radio ist mein Ding“ Blatter und Wladimir Wladimirowitsch Putin werden es sich sicher nicht nehmen lassen, die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur WM 2018 am Samstag entsprechend mit der ihnen eigenen sympathischen und selbstlosen Art zu bereichern.
Um Fußball geht es dabei aber natürlich auch, irgendwie, und darauf beschränkt sich Philipp Eitzinger bei ballverliebt, wirft dabei aber eben auch einen Blick über Europa hinaus. „Russland 2018 im Visier: Die Quali-Auslosung

10. Von Europa und der großen weiten Welt war es lange Jahre ein weiter Weg bis Eintracht Frankfurt. Ob der zukünftig wieder beschritten werden kann, fragt man sich natürlich weiterhin am Main und so blickt Eintracht-Inside mal auf die neue Ordnung in der Defensive und was sich da bisher so in Sachen Zu- und Abgänge getan hat.
Sonderlich optimistisch klingt es bisher nicht: „Stockend

11. Der SC Paderborn ist den Weg gegangen, den ihm letzte Saison alle prophezeit hatten, nämlich zurück in Liga 2. Ob das aus Erlebnissicht für die 2.Liga ein Gewinn ist, mag jeder selbst beurteilen, für die Blogosphäre in Liga 2 ist dies dank des schwarzundblau-Blogs aber der Fall. Dieser schaut nun augenzwinkernd auf die Hinrunde seines SCP voraus und kommt auf erstaunliche 39 Punkte und ein Pokalaus in Lübeck, „Vorschau Saisonhälfte 1„.

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Volk ohne Raumdeckung – Zweite Liga rockt

Field Reporter

»Tottenham zu verlassen, war die dümmste Entscheidung meiner Karriere.«

Rafael van der Vaart, Wappenküsser

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler Jimmy Hartwig macht sich Sorgen um einen Hamburger Fußballverein. (NDR) + + +  Hamburg: Stefan Groenveld mit Mannschaftsfotos, Portraits und Kurzeinschätzung der U23 eines anderen Hamburger Fußballvereins

#Link11: Livin‘ la liga loca

Die Zweite Bundesliga startet am Freitag, also übermorgen, in ihre 42. Saison, die zugleich die 35. eingleisige und 25. wiedervereinigte Spielzeit sein wird. Dazu zwei Texte. Anschließend acht Balladen und zum Schluss ein Trauerspiel. Dann haben wir Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Krawehl!

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1. Die beste Zweite Liga. Als feststehender Ausdruck, unbeeindruckt von etwaigen länder- oder saisonübergreifenden Vergleichen. Ich lerne immer besser, dass es mir egal sein kann. Das Volk ohne Raumdeckung blickt ins diesjährige Teilnehmerfeld und hebt besonders Leipzig und Nürnberg hervor.

2. Ein weiterer Traditionsverein, stolz und etwas schwerfällig wie ein zweihundert Jahre altes Krokodil, ist der 1. FC Kaiserslautern. Während die FAZ in den letzten Monaten immer wieder federführend darin war, Verflechtungen und Mauscheleien zwischen den FCK und seiner Region zu monieren, gibt sich die SZ zahmer. Tobias Schächter mit einem auf Boshaftigkeiten verzichtenden Bericht über die Lage am Betzenberg, wo »die Gegenwart mit der Vergangenheit« nicht mehr mithalten kann.

3. Beim Randalemeister dagegen scheint die Gegenwart auf Augenhöhe mit der Vergangenheit zu sein. Anlässlich eines Testspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Leeds United in Österreich prügeln Anhänger beider Lager aufeinander ein. Es gibt brutale Fotos, aber soll man sie veröffentlichen? Ingo Durstewitz und Stefan Krieger (Blog-G) waschen alles ab von der Schande, der Scham und der Schuld. Sie waschen alles gründlich ab und haben Geduld. Der eine tippte nachts los, der andere morgens fertig. Eine virtuelle Redaktionskonferenz.

4. Lassen sich Dinge ändern, für die man nichts kann und in die man geriet, ohne es zu wollen oder zu ahnen? Die 3. Liga, Übergangsbereich zwischen den höchsten Amateurklassen und dem Pay-TV-Fußball, hat wirtschaftlich seit ihrer Gründung einen Schritt nach vorn gemacht, sich aber das Image einer Früher-war-alles-besser-Liga erhalten. 120minuten über den Stand einer Spielklasse: »Hoch-professionelle Fußball-Romantik«.

5. Die DFL hat die Ausschüttungen aus der Zentralvermarktung bekannt gegeben. Der kicker hat die Zahlen aufgelistet. Bemerkenswert finde ich besonders, dass die Erlöse aus der Auslandsvermarktung von einem Sockelbetrag abgesehen ausschließlich vom Abschneiden im Europapokal abhängig sind. Bei aller Diskussion um die Verteilung der Gelder: Was ist da noch zu sagen, wenn wir ohnehin die Hälfte verschweigen? So erhält der VfB Stuttgart für eine maue Europa-League-Saison mit drei Siegen aus zehn Spielen 2012 und vier Qualispiele ohne einen einzigen Sieg gegen Plowdiw und Rijeka 2013 noch heute 7,6 statt 2,5 Millionen Euro aus der internationalen Vermarktung. Auch Hannover kann von einem solchen Bonus zehren und nimmt so insgesamt mehr als der in den letzten beiden Jahren weit enteilte VfL Wolfsburg ein.

6. Autor »Scherben« bei Schwatzgelb möchte das Regelwerk in seiner aktuellen Fassung in Stücke reißen. Und es kommt nicht darauf an, dass wir zerstören, sondern was wir zerstören und warum wir es tun. Nicht aus Angst vor Gott, den Schiedsrichtern oder wirtschaftlicher Verelendung – ich brauche einen Grund. Ein Beispiel:

Fußballer wirken oft wie eine Horde verzogener Kleinkinder, die nur mit klaren Regeln und strikten Konsequenzen zu bändigen sind. Zeitschinden, den Ball noch ein Meterchen vorlegen, einen Einwurf hinauszögern, nach dem Abseitspfiff noch aufs Tor schießen… […] Unser Wunsch für die Zukunft: Sobald der Schiri pfeift, ist der Ball für Spieler tabu und wird erst wieder von einem Kicker berührt, wenn der Schiedsrichter die Erlaubnis erteilt hat.

7. Die Premier League als Geldspeicher, aus dem die Scheine in 10-Millionen-Euro-Büdeln geworfen werden, um Granaten wie Joselu zu verpflichten? »Ich habe das System durchschaut und es ist am Ende«, könnte man meinen. Der Guardian-Bericht aus der Akkuratesse der Saisonvorbereitung bei Swansea trotz dem Leser allerdings Respekt ab. Vielleicht könnte die Bundesliga ähnlich viel Geld erwirtschaften, wenn man nur gleichermaßen akribisch arbeiten würde.

8. Aber zurück zu den Scheinen in 10-Millionen-Euro-Bündeln: Christian Heidel äußert sich in der FAZ zum Wirtschaften in Zeiten der englischen Millionen. Seine Hoffnung: Es wird immer dasselbe sein und es wird immer so weitergehen. Kein Mainzer Vertrag soll im nächsten Sommer ablaufen, man ist bereit für Anrufe von der Insel.

9. Piotr Trochowski ist zurück in der Bundesliga. Ohne all die Fehler, ohne all die Löcher und mit einem anderen Gesicht. Mit 31 Jahren und 15 Startelfeinsätzen in den letzten drei Jahren keine sichere Bank, aber doch ein interessanter Versuch des 35-maligen Nationalspielers, in der Bundesliga und Europa League wieder Fuß zu fassen. Christof Kneer (SZ) über seine Vergangenheit und seine Zukunft.

10. »Play the Game« mit einem differenzierten Blick auf die FIFA-Pressekonferenz am Montag. Über den Geldscheinwerfer ist hier zu lesen, sein Plan sei so einfallsreich gewesen, »as if a somebody had arrived coughing at a general assembly in a tobacco company«. Über die FIFA ist zu lesen: Abwarten, Magie oder Gewalt helfen in Wirklichkeit auch nicht gegen alles. Sinngemäß.

11. Es ist nicht direkt ein Fußballthema, aber eine Diskussion, die sich um Monica Lierhaus entspinnt, ist hier zumindest nicht vollkommen falsch. Die ganze Zeit, die wir vergeuden für Gerede – ich möchte das Sommerloch (noch zweimal schlafen) lieber mit einem Blick außerhalb des Kernbetriebs als mit einem Freundschaftsspielbericht stopfen. Mit Frédéric Valin (Zum Blonden Engel) hat sich ein dem Fußball nicht fremder Blogger der Angelegenheit angenommen.

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FokusSandfussball: Christian Spiller – »Kein Schland am Strand«

Field Reporter

[Der VfB hat] in den letzten Spielen der vorigen Saison mitten im Abstiegskampf plötzlich sehenswerten Kombinationsfußball gezeigt. Müsste man als Trainer da nicht sagen: Ich orientiere mich an dieser Schlussphase und erfinde nicht alles neu?

»Der VfB hat mich geholt, damit ich hier diesen Fußball spielen lasse. Überspitzt formuliert ist es vor allem diese Art von Fußball, die ich beherrsche.«

VfB-Trainer Alexander Zorniger im SZ-Interview mit Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Mixed Zone
Schalke: steht vor der Verpflichtung von Riether. Der Königsblog zieht einen externen Experten hinzu + + + Magdeburg: »Nur der FCM« hat sich entschieden, dem Sterben der Sportblogs entgegenzutreten + + + Leipzig: Der Rotebrauseblogger auch + + + Belgrad: Mainpulationsverdacht in Serbien (NZZ)

#Link11: Karpfen, Pechvögel und Frischlinge

Schon ulkig. Die Verknappung der Nachrichten rund um den FC Bayern und seinen Trainer Pep Guardiola führt dazu, dass Sportjournalisten zu Freunden der katalanischen Lyrik und Experten der Abspaltungsphantasien eines Katalanen werden. Ist halt Sommerpause.

Aber es passieren noch andere Dinge, die die Fußballwelt bewegen. Hier ist unsere Auswahl: in der #Link11

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1. Die Hauptsponsoren pochen auf Veränderungen. Die Personalplanungen sind in vollem Gange. Und die Ermittlungen gegen FIFA-Funktionäre laufen. Man könnte meinen und hoffen, dass aus dieser Gemängelage ein Veränderungsprozess entsteht, doch höchstwahrscheinlich bleibt alles beim Alten. Christof Siemes (Zeit) zeigt, dass zu viele vom etablierten System profitieren und sich deshalb nichts ändern wird. Jens Weinreich (Spiegel) beobachtete einen Sepp Blatter, der mal wieder seine ganz eigenen Interpretation der letzten Jahre präsentierte und Niersbach und Platini vorführte.

Blatter selbst wurde derweil öffentlich mit Geld beschmissen (FAZ):

2. Emmanuel Frimpong wurde am ersten Spieltag vom Platz gestellt, weil er nach rassistischen Rufen den Zuschauern den Mittelfinger gezeigt hat (siehe auch #Link11 von gestern – Rückennummer 2). Saul Pope und Manuel Veth (Futbolgrad) haben User-Kommentare ins Englische übersetzt, die zeigen, dass die größte Sorge vieler ist, dass die WM 2018 aufgrund des Rassismusproblems in einem anderen Land stattfinden wird. Veth kommentiert außerdem, dass der Rassismus aus Sicht vieler Russen nicht das größte Problem des russischen Fußballs ist und das deutliche Strafen – z.B. bei ZSKA Moskau – dafür Sorgen, dass der Rassismus aus den Stadien verschwindet. Im Guardian wird Hulk zitiert, der davon spricht, dass er in fast jedem Spiel Rassismus erfahren hat.

3. Gute Nachrichten kommen aus der Schweiz. Ciriaco Sforza hat seine Krise überwunden und ist als Trainer des FC Thun wieder zurück auf der Fußballbühne. Daniel Meuren (FAZ) über ein gelungenes Comeback.

4. Zwei Bundesligen, zwei Nationalmannschaften innerhalb eines Landes. Klingt nach großem Humbug, ist aber die Realität im deutschen Beachsoccer. Der DFB lässt seine Muskeln spielen, der DBSV gibt aber nicht klein bei- Christian Spiller (Zeit) über eine Sportart, die den Anschluss an die Weltspitze auch wegen der Querelen verloren hat.

5. Kommen wir zur Bundesliga: Der Experimentalphysiker Lichtenberg und ein Italiener namens Dante helfen beim Vertikalpass, um die aktuelle Auf- und Umbruchstimmung beim VfB zu verarbeiten. Denn man stellt sich bei der Kaderplanung Dutts klar die Frage: »Abgezockt oder fahrlässig?«

6. Pal Dardai gibt den Posten als Trainer der ungarischen Nationalmannschaft auf. Uwe Bremer (Morgenpost) weiß warum der ungarische Fußballverband darüber nicht glücklich ist und trotz rechtlicher Unklarheiten der Entscheidung der Hertha folgt. Dazu gibt es Neuigkeiten zu Herthas Trikotsponsoring.

7. Einige Bundesligisten treiben sich in Asien rum. Patrick Strasser (FAZ) geht in Shanghai der Frage nach wie man sich bei all den PR-Terminen ordentlich auf einen Saison vorbereiten kann.

8. Freitag startet die 3.Liga in die neue Saison. Der DFB hat nun alle Partien zwischen Ostvereinen zu Sicherheitsspielen erklärt. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt wehrt sich gegen diese Stigmatisierung. (Video beim MDR / Text bei Faszination Fankurve)

9. Mit dabei ist auch Dynamo Dresden. Der Verein verpflichtete 1990 als erster Ost-Verein einen Fußballer aus dem Westen. Ronny Galczynski (Spiegel) sprach mit Lux über die Gründe des Transfers, taktische Mängel der neuen Mitspieler und eine Vortänzerin beim Training.

10. Ein großer Aufreger am Wochenende war die Meldung, dass der HSV eine Flüchtlingsunterkunft nahe des Volksparkstadions verhindert habe. Stephan Reich (11 Freunde) erklärt was die Aufregung ausgelöst hat und was man ja wohl mal sagen darf.

11. Zum Abschluss ein längeres Lesevergnügen. These Football Times über die Verbindung des italienischen Diktators Benito Mussolini zum Calcio.

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Lisi Moosmanns Replik auf einen Welt-Artikel fand gestern die meisten Leser: »Der diskrete Charme des Oskar Beck«.

Field Reporter

»Gerade in der Weltmetropole Donaustauf hält sich die Abwechslung doch schon arg in Grenzen (lacht). Es war immer dasselbe. Das hat allerdings den Vorteil, sich durch nichts ablenken zu lassen. […]Ich stand im Lauftraining, sah die Jungs schon auf dem Nebenplatz trainieren und stand so kurz vor der Rückkehr. Doch wenige Tage später musste ich im Kraftraum plötzlich wieder die einfachsten Übungen machen – und neben dir stehen die Rentner und machen dasselbe.«

Schalkes Leon Goretzka im Gespräch mit Jochen Tittmar (spox) über seine Verletzungsgeschichte, seinen Kumpel Christoph Kramer und seine Ziele.

Mixed Zone
Karpfen: Sven Brux war Punker, ist für den Punk nach Hamburg gezogen und angelt auch in seiner heutigen Position als Sicherheitschef des FC St. Pauli leidenschaftlich gerne. (Deutscher Angelfischerverband)  + + + Angsthasen: Völler und Rummenigge fürchten das Geld der Premier League Vereine. (FAZ) + + + Pechvogel: Nuri Sahin kämpft weiter für ein Comeback und kann dabei nur die vielen Konkurrenten im Mittelfeld beobachten. (Goal) + + + Frischling: Der Hangcast stellt den FSV Frankfurt in den Mittelpunkt. + + + Goldesel: Durch Trikotsponsoring verdienen zumindest die Top 6 der Premier League einen Haufen Geld. (sportintelligence) + + + Löwen: 1860 muss einen Teilausschluss der Fans verkraften. (Spiegel) + + + Thilo Kehrer kommt nicht zum Training auf Schalke und sein Berater hat Hausverbot. (RevierSport) + + + Beim Spiel Sporting Charleroi gegen Beitar Jerusalem kam es zu Ausschreitungen und rassistischen Aktionen, weshalb der Besitzer von Beitar den Verein nun verkaufen will. (Vice)

#Link11: Sushirolle rückwärts

Nein, dies ist keine Sonder-Link11 zu Mario Götzes schwerem Stand bei der deutschen Fußballöffentlichkeit – obwohl die neueste Unruhe um Bayerns Superstar im Wartestand (wegen irgendetwas mit asiatischem Essen) auch hier eine kritische Erwähnung findet. Der letzte Teil des miserablen Wortspiels zum Montag ist in diesem Falle aber der wichtigere. Denn eine Reihe der heutigen Themen liest sich so vertraut, als befänden wir uns auf einer Reise in die nahe Vergangenheit. „Hervorragende ‚Netzwerker‘ drängen ins Amt des FIFA-Präsidenten“, „Rassistische Fanentgleisungen heruntergespielt“, „Bau von Flüchtlingsunterkunft verhindert“, „Polizei nach Krawallen in der Kritik“, „Manchester verpflichtet den neuen Paul Scholes“. Kennt man irgendwie alles.
Da passt es dann ganz gut, dass wir nebenbei noch einen kleinen Ausflug in sowohl die ost- als auch die westdeutsche Fußballgeschichte unternehmen. Inklusive sich nackt räkelndem Giovane Elber.

blogundpresseschau

1. Neues von der FIFA. Nachdem es in den letzten Wochen etwas ruhiger um die beste Mafia-Serie der Welt war, scheint nun wieder Bewegung in ihre jüngere Geschichte zu kommen. Denn im Gegensatz zum deutschen Sportartikelhersteller Adidas scheinen US-Sponsoren wie Coca-Cola ein Problem mit den Selbstüberprüfungspraktiken des Weltverbandes zu haben und forderten nun eine unabhängige Untersuchungskommission zur Klärung der diversen offenen Fragen (Jens Weinreich).

Apropos Adidas: Die FIFA wäre eben nicht die FIFA, würden sich nicht bereits genügend Blatter-Kopien um dessen Nachfolge balgen. Zwei von Ihnen sind Michel Platini und DFB-Präsident Niersbach, der Ersteren als Uefa-Patron ablösen könnte, sollte Platini eines (nicht mehr fernen) Tages Blatters eisernen Thron besteigen. Mit im PR-Boot: besagter deutscher Sportartikelhersteller (FAZ).

„Seine wachsweiche Haltung hält ihn geschmeidig.“

Unter anderem so beschreibt Dominik Bardow Wolfgang Niersbach, den „Kumpeltyp“ der Mächtigen, der zur FIFA in ihrer derzeitigen Form passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge (Tagesspiegel).

2. Weil Emmanuel Frimpong sich mit ausgestrecktem Mittelfinger gegen rassistische Schmähungen des Publikums zur Wehr setzte, wird der Spieler des FK Ufa nach dem darauf folgenden Platzverweis nun von Verband und eigenem Vereinspräsident (!) verbal in die Mangel genommen (Welt). Dabei ist Frimpongs Fall nur einer von unzähligen innerhalb der russischen Liga. Offenbar kein Problem für die Fußballverantwortlichen. Die Zitate vor allem des russischen Sportministers (!!) lassen zumindest sehr tief blicken (FAZ). Auch auf die Frage hin, ob Russland bereit ist, eine WM für Spieler verschiedener Hautfarben auszurichten.

3. In Werder Bremens Fanszene tobt weiterhin ein Kampf nicht-rechter Ultras gegen rechte Hooligans. Im Zuge der Aufarbeitung eines Vorfalls im April, als sich Bremer Ultras einen Kampf mit rechten Bremer Hooligans lieferten, wurden nun schwere Vorwürfe gegen die Polizeikräfte vor Ort und die ermittelnde Staatsanwaltschaft erhoben (Spiegel).

4. Der HSV machte am Wochenende auf sich aufmerksam, weil er die Unterbringung von Flüchtlingen auf einem dem Verein gehörenden Parkplatz verhinderte (Abendblatt). Nach Angaben der Hamburger Innenbehörde befinden Stadt und Verein sich aber noch in „produktiven Gesprächen“ (NDR) und wollen gemeinsam eine Lösung finden.

5. Die Bundesliga pausiert noch, doch Mario Götze hat bei Fans, Medien (und Verein?) bereits jetzt einen schweren Stand. Dabei ist es erstaunlich, wie bereitwillig zum Teil Aussagen des Finaltorschützen negativ ausgelegt oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Selbst, wenn es nur um die Herkunft von Sushi geht. Es scheint, als habe sich das Image von Deutschlands wohl talentiertestem Fußballer seit seinem (legitimen) Wechsel zum FC Bayern deutlich zum Negativen hin verändert. Benedikt Warmbrunn kommentiert Götzes Reputation und die Gerüchte um einen geplanten Wechsel (SZ).

6. 

„Im Dezember 1996 performten wir die Nummer dann erstmals in der Sendung »Ranissimo« – zum Glück als Playback, damit wir uns nicht unnötig lächerlich machten. Nach der Show fuhren wir zurück nach Stuttgart zur VfB-Weihnachtsfeier – und da gab es kein Entrinnen mehr. Wir mussten den Song noch mal live zum Besten geben. Aber mit zwei Bier war auch das kein Problem mehr. Es waren einfach zügellose Zeiten.“

Einen guten Ruf hat noch heute das „magische Dreieck“ des VfB Stuttgart – obwohl Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic nur 2 Jahre zusammen zauberten. Letzterer erzählt für 11 Freunde die bewegte Geschichte des vielgerühmten Offensivtrios nach. Von heimlichen Fluppen, Rap-Songs und siedend heißen Nacktaufnahmen.

7. Auch die (Trainer-)Leistungen von Willi Multhaup sind in Erinnerung geblieben. Der BVB zum Beispiel verdankt dem legendären Abwehrfanatiker einen der wenigen großen Früh-Erfolge der Vereinsgeschichte. Schwatzgelb erinnert an eine abwechslungsreiche Trainerkarriere und einen Fußball zwischen Oldschool und Beton anrühren.

8. Acht Vereine aus den „neuen Bundesländern“ –  die dritte deutsche Spielklasse der Herren ist fest in ostdeutscher Hand. Das birgt zahlreiche Chancen für die betroffenen Vereine. Doch Cornelius Pollmer denkt mit Blick auf die neue Saison nicht nur an umkämpfte Derbys im Dutzend und zeigt die Schattenseiten dieser Konstellation auf (SZ).

9. Apropos „neue Bundesländer“: Zu Zeiten der DDR war der BFC Dynamo aus Berlin das Vorzeigeprojekt des ostdeutschen Regimes und ein sportliches Symbol der Kräfteverhältnisse in der sozialistischen Republik. Lag der Serienmeister einmal nicht in Führung, half eben der Schiri nach. Ein willkommene Gelegenheit für die sich betrogen fühlenden Bürger und Fans auf der Gegenseite, ihre Wut auf den BFC zu projizieren. Markus Völker erzählt die Geschichte eines Symbols der Unterdrückung – und eines Widerstandes, der (auch) aus Fußball-Kreisen kam (taz). (Wer an einer weiteren enorm spannenden Lektüre hierzu interessiert ist, dem sei diese Sammlung von Augenzeugenberichten empfohlen.)

10. Schweini is the new Scholesy. Das schreibt zumindest Marco Stein, der Manchester Uniteds lange und kostspielige Suche nach einem dominanten Mittelfeldorganisator der Marke Scholes einer näheren Betrachtung unterzieht und vorhersagt: Nach (bislang) knapp 300 Mio. € Transferausgaben in 2 Spielzeiten könnte Manchester United in diesem Jahr endlich wieder ein Team stellen, dass an die Zeiten der Ära Ferguson erinnert (Cavanis Friseur). Ob Schweini indes jemand gesagt hat, dass England unter anderem die Heimat der Klatschzeitung „Sun“ ist, wissen wir derzeit nicht.

11.

„[…] als würde man Lionel Messi und seinen FC Barcelona engagieren, damit sie gemeinsam die schönsten Tore von Pierre-Michel Lasogga nachstellen.“

Martin Hoffmann philosophiert für Sport1 über schmerzliche Fußball-Wortspiele und Starpianisten, die gezwungen werden, „Stern des Südens“ zu spielen.

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Noch einmal der Design Re-Launch des Uefa-Logos (Designtagebuch)

Field Reporter

„Von Fünf-Jahres-Plänen halten wir überhaupt nichts, derartiges Planen ist unseriös. Unser Sieben-Jahres-Plan soll uns allerdings in den Europapokal führen.“

Maximilian Schmidt vom TSV Winsen äußert im Interview mit Fußball macht Spaß unverblümt seine Welteroberungsgelüste.

Mixed Zone
Musik in meinen Ohren: Die WELT watscht BVB-Abgänger Immobile rüde ab – Lisi Moosmann kontert grandios.  + + + Dortmund: 3 Lehren aus der Testspielniederlage gegen Bochum (Deutsche Welle) + + + Könnte eine neue Rubrik werden: Der Heiratsantrag-Torjubel – Reloaded (Latin Soccer) + + + Spannend: Erfahrungsberichte zum Neuroathletiktraining (Spielverlagerung) + + + Nicht in China: Berichte aus dem Trainingslager der SGE (Blog-G) + + + Hip: Roger Schmidt erklärt Leverkusens Powerfußball (11 Freunde) + + + Nicht ganz so hip – aber gut: Markus Gisdol erklärt (unter anderem) die Transferstrategie der TSG Hoffenheim (FAZ) + + +

#Link11: Wechselbälger

Bei meiner Quellenrecherche für die Link11 stoße ich während der Sommerpause naturgemäß etwas häufiger als sonst auf die „softeren“ Themen der Fußballwelt. Transfer-Sagen, entfremdete Fußballerzitate („Hat der etwa meinen Verein gedisst?!“), Treueschwüre und Abschiedsbriefe. Auch heute gibt es davon eine ganz Menge, jedoch bunt durchmischt mit Ausflügen in die deutsch-israelische Geschichte, interessanten Einblicken in die moderne Trainingslehre und dem wohl einsamsten Ultra-Club Europas.

blogundpresseschau

1. Der FC Bayern hat (vermutlich) einen Spieler verpflichtet: Arturo Vidal heißt der Mann, der bis vor wenigen Tagen noch Allianz-Arena-Verbot auf Lebenszeit hatte (Abendzeitung). Christian Spiller portraitiert den auch darüber hinaus streitbaren Chilenen als einen Alles-oder-Nichts Fußballer und Kämpfer (Zeit).

Wie bei Transfers üblich, sind die Diskussionen um Vidal natürlich bereits im vollen Gange. Passt er taktisch überhaupt zu Guardiola, der den Faktor „Risiko“ so weit wie möglich aus dem Münchener Spiel zu eliminieren versucht? Schon das Attribut „Alles-oder-Nichts“ wirft diesbezüglich Fragen auf. Constantin Eckner mahnt, man dürfe sich nicht von Vidals „Krieger-Image“ blenden lassen – er sei der Traum jeden Trainers (FOCUS). Tobias arbeitet für die 11 Freunde heraus, warum Vidal genau die Fähigkeiten mitbringt, die Bayern zuletzt auf höchstem Niveau zu fehlen schienen.

2. Der FC Bayern hat einen Spieler abgegeben. Und mit Verlaub: So interessant die (von mir im Zuge meiner Recherche für die heutige Link11 gelesenen) Artikel zum Transfer Arturo Vidals sind, so nervig und boulevardesk ist der Großteil dessen, was Deutschlands Sportpresse in den letzten Tagen zu Bastian Schweinsteiger zu bieten hatte. So scheint derzeit jeder Schritt, den Schweini in seinem brandneuen United-Trikot tut, jedes noch so aus dem Zusammenhang gerissene Zitat, eine <<< EILMELDUNG >>> wert zu sein. Das 11 Freunde-Duo Bock/Ohnesorge hält euch dennoch mit den brandheißesten News zur Schweini-Saga in England auf dem Laufenden und befolgt dabei, was mir mein B-Jugend-Trainer damals schon zum Thema Manndeckung riet: Wenn er auf’n Klo geht, dann gehste gefälligst mit!

3. Wer sich für gehobene Fußball-Literatur interessiert, wird vermutlich den Namen Ronny Blaschke kennen. Ich jedenfalls freue mich immer wie ein Schneekönig, wenn er, den ich immerhin in meiner Examensarbeit zitiert habe (Ja, so gehoben ist sein Niveau!!1), einen neue Text oder ein Buch veröffentlicht. Für die Bundeszentrale für politische Bildung hat er nun eine wunderbare Chronik des Fußballs als Gratmesser deutsch-israelischer Beziehungen der Nachkriegszeit verfasst. Mein klarer Favorit, diese Woche.

4. In England gibt es keine Ultra-Kultur? Stimmt nicht (ganz)! Christoph Biermann stellt euch die „Holmesdale Fanatics“, Englands vermutlich einzigen Ultraclub, seine Liebe zu Crystal Palace sowie seinen Kampf gegen den Kommerz vor (11 Freunde).

5. Vermutlich wird Russland im Jahre 2018 eine Fußball-WM ausrichten, die ich nach jetzigem Stand nicht anschauen werde. Zur Diskrepanz zwischen russischer Außendarstellung und russischem Alltag passt es ganz gut, dass die einheimische Nationalmannschaft derzeit nicht gerade halbnackt auf einem Bären durch die EM-Qualifikation reitet. Mit der kürzlichen Entlassung von Trainer Capello steht das Team nun vor einer ungewissen Zukunft und sieht sich mit dem Druck konfrontiert, den fanatischen Nationalstolz seiner (ausschließlich heterosexuellen) Landsleute 2018 nicht zu beschädigen (FAZ).

6.

„What has been revealed so far is a mafia-style crime syndicate in charge of the sport. my only hesitation in using that term is … it is almost insulting to the mafia.“

Ihr ahnt vermutlich, dass es im obigen Zitat um die FIFA geht. Es stammt aus einer Anhörung vor dem US-Senatsausschuss für Handel, Wissenschaft und Transport zum Thema „Examining the Governance and Integrity of International Soccer“, die Jens Weinreich für euch im Original bereithält. Großes Kino ist garantiert. Die Schweiz lieferte derweil übrigens einen ersten FIFA-Funktionär an die USA aus (Spiegel).

7. Wir berichteten hier vor Kurzem anlässlich des Transfers von Arda Turan zu Barca über den Machtkampf rund um die derzeit beim CL-Sieger stattfindende Präsidentschaftswahl. Florian Haupt hat noch mehr Intrigen und Ränkespielchen für euch (WELT).

8. Iker Casillas verlässt nach 17 Jahren und unzähligen Titeln seinen Heimatclub Real Madrid. Ohne offizielle Verabschiedung, allein und weinend auf einer Pressekonferenz sitzend, zu der kein Vereinsoffizieller erschienen war. Johathan Wilson erklärt, was zwischen dem „Heiligen Iker“ und seinem Herzensclub vorgefallen ist (Sports Illustrated).

9. Raheem Sterlings Transfer vom FC Liverpool zu Man City zählt zweifellos zu den unschönsten des noch laufenden Transferfensters. Und – da es sich um einen Transfer innerhalb der Premier League handelt – natürlich auch zu den teuersten. Daniel Raecke analysiert, ob sich der ganz Ärger tatsächlich lohnt und warum ein englisches Talent gerne mal 68 Mio. Euro kostet (Spiegel).

10. Sommerpause ≠ fußballfreie Zeit. Diese Regel bestätigt neben zahlreichen Herren-U- und einem spannenden Damen-Turnier derzeit der Gold Cup. Falls ihr euch jetzt fragt, was genau der Gold Cup ist und später im Freibad vor euren Freunden so tun wollt, als sei euch das jederzeit präsent gewesen: Bitte hier entlang (11 Freunde)!

11. Da wir heute bereits über Arturo Vidal und sein (falsches?) Wadenbrecher-Image sprachen: Hier ist sie – die 11 der brutalsten, fiesesten, rüpelhaftesten Aggressive-Leader, Schwalbenkönige und Kopfnuss-Verteiler und [SPOILER] Beißer [/SPOILER]. (8by8)

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Das Logo der Uefa (Designtagebuch)

Field Reporter

„Um einen Schuss präzise platzieren zu können, bedarf es mehrerer Fertigkeiten. Zunächst muss die Entfernung bzw. die Tiefenmessung zum Objekt, unabhängig davon ob es sich bewegt oder nicht, ermittelt werden. Im Anschluss erfolgt die Ausführung selbst; der Schuss. Die Augen des Spielers müssen aus seiner Position ein Objekt verfolgen können. Sie müssen ggf. schnell von einer nahen in eine ferne Position springen oder umgekehrt und hierbei dem Gehirn jeweils klare Daten über Tiefe und Geschwindigkeit des Objekts liefern können. Oftmals vermittelt das eine Auge dem Gehirn jedoch etwas anderes als das andere Auge.“

Marco Henseling interviewt Lars Lienhard, der Profisportlern ein Trainingskonzept anbietet, das auf den neurologischen Grundlagen des einzelnen Athleten basiert. Hochinteressant!

Mixed Zone
Sicherheitschef des FC St. Pauli, Punk, Karpfenangler: Meine Damen und Herren: Sven Brux (DAfV) + + + Hochzeit aus der Hölle: Das CR7-Jawort (11 Freunde) + + + Grüne Brille: Thomas Kraft legt sich mit Kiffern an (WELT) + + + Immer weiter: Der Dortmunder Kampf gegen Nazis (Ballspielvereint) + + + Koblenz: Die TuS ist insolvent (11 Freunde)

#Link11: »Célia, you´re breaking my heart«

Ich musste bei einer Meldung heute unvermeidlich an Simon und Garfunkel denken. Auch wenn das Gros des Textes nicht wirklich passt, so wünsche ich mir doch das sie noch mal den Weg nach Hause zum Fußball findet. Ich werde ihre Art zu spielen vermissen.

blogundpresseschau

1. Célia Šašić gehört nämlich unzweifelhaft zu den besten Fußballerinnen Deutschlands – wenn nicht der Welt. Heute, im Alter von 27 Jahren, beendet sie ihre Fußballkarriere, um sich anderen Dingen zu widmen. Ein ungewöhnlicher, bemerkenswerter Schritt. (Womensoccer)

2. Michel Platini durfte Šašić schon Medaillen überreichen, denn er ist der mächtigste Fußballfunktionär im europäischen Fußball. Schon deshalb ist es wichtig zu wissen, was er über Frauenfußball, das Olympische Fußballturnier, Jugendfußball, die Spielweise des FC Barcelona, TPO und Financial Fair Play zu sagen hat – auch wenn es sich hier um ein Interview von ESM handelt, um die Europe Awards zu bewerben. Leider weigert sich Platini am Ende über die FIFA zu sprechen (World Soccer)

3. Auch der Skandal im kroatischen Fußball ist kein Thema, obwohl die Verbindung von Platini zu Davor Šuker enger ist als es dem Franzosen heute wohl lieb ist. Neben Šuker sind Zdravko und Zoran Mamic die beiden prominentesten Beschuldigten. Sie sitzen seit fast zwei Wochen in Untersuchungshaft und sollen bei Transfers von kroatischen Spielern rund 30 Millionen Euro veruntreut haben. Thomas Kistner und Tobias Schächter (SZ) über »Strohmänner und Marionetten«, deren Verhaftung auch wieder das Stadion von Dinamo Zagreb füllt.

4. Ebensowenig ein Thema im Interview mit Platini ist das neue Logo der Europa League. Der Wettbewerb ist zwar durch seinen Modus völlig uninteressant (Oder weiß irgendjemand warum alle Spiele am Donnerstag ausgetragen werden müssen, warum man im Gegensatz zur Champions League nur so wenig Geld bekommt und warum eigentlich gescheiterte Champions League Teilnehmer noch einen Trostpflasterplatz in der Europa League bekommen?), aber das neue Logo kann was. (Designtagebuch)

5. Ob ein neues Logo bei RWE eine gute Idee wäre, wage ich zu bezweifeln. Immerhin hat man dort aber ein neues Stadion. Und dennoch: Fußball gestern und heute – an wenigen Orten sind die Unterschiede zwischen den 1960er und den 2010er so groß wie in Essen. Grund genug für Jan Mohnhaupt (Ballesterer) sich dem »schlafenden Riesen« zu widmen.

6. Ebenso einen Blick zurück wagt 11 Freunde, die die Erinnerungen von Alcides Ghiggia protokollieren. Er ist der Mann, der vor 65 Jahren das Maracana zum Schweigen brachte.

7. Der Rotebrauseblogger hat es schwer seine Kritiker zum Schweigen zu bringen, denn er beschäftigt sich schon seit langem mit dem aktuellen Aufstiegsfavoriten der 2.Bundesliga. Im aktuellen Beitrag bilanziert er die bisherige Schaffenszeit von Ralf Rangnick. Gewohnt umfangreich, gewohnt nüchtern, gewohnt lesenswert:

»Im Sinne des Wettbewerbs ist es wohl auch sinnlos, wenn ein Team sich im Sommer in einer Art austoben kann, von der alle anderen Mitkonkurrenten nur träumen können. Aber letztlich bleibt das eben eine Frage der allgemeinen Wettbewerbskonstruktion. Und solange diese keine Grenzen für die wirtschaftlichen Voraussetzungen festlegt, ist es eben wie es ist und Mannschaften haben unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten. Mal sind die Unterschiede halt größer, mal kleiner, aber immer vorhanden.«

8. Und auch im Jugendsport sind die Unterschiede mal größer und mal kleiner, denn wenn bei Sportarten viele Zweikämpfe ausgetragen werden müssen, dann steigt auch die Bedeutung des Relativen Alterseffekts – auch Dezembereffekt genannt. Dies haben Münchner Forscher herausgefunden, die verglichen haben in welchen Monaten die meisten Profisportler geboren werden. Mit Hilfe der Studie und eigenen Auswertungen der Jugendteams der Bundesligisten und der Jugendnationalmannschaften zeigen Oliver Fritsch und Sascha Venohr (Zeit) welches die beste Zeugungszeit für Fußballprofis ist.

9. Jugendfußball war kein Thema bei der Frankfurter Podiumsdiskussion zu der die Frankfurter Rundschau geladen hat. Es ging viel mehr um den Profifußball der Rhein-Main-Region und aus allen vier Erst- und Zweitligaclubs des Gebietes kamen die Spitzen zum Gespräch. Unter anderem Armin Veh und Christian Heidel waren zugegen, um über die »Fußballmacht Rhein-Main« parlieren. Thomas Kilchenstein (FR) fasst die Diskussionen zusammen, Videos vom launigen und hintergründigen Talk gibt es beim YouTube Kanal von blog g.

10. Wechseln wir die Region und blicken in die Schweiz: Der Fussball Club Wil 1900 spielt in der zweithöchsten Liga der Schweiz und hat in der laufenden Transferperiode unter anderem den brasilianischen Nationalspieler André Santos vom Arsenal FC und den türkischen Ex-Nationalspieler Egemer Korkmaz vom Champions League Teilnehmer Fenerbahce Istanbul verpflichtet. Möglich macht dies die Holding des türkischen Großindustriellen Mehmet Nazif Günal, der den Verein aus der gut 20.000 Einwohner zählenden Gemeinde übernimmt. Andras Babst (NZZ) und Alex Dutler (Watson) über die Pläne und Ziele des Großinvestors und über schlechte Erfahrungen schweizer Fußballvereine mit Großinvestoren in der Vergangenheit.

11. Zum Abschluss der heutigen #Link11 noch etwas – mal mehr, mal weniger – Amüsantes: Trainer Baade hat die »bescheuertsten Quiz-Fragen im Verlauf einer Fußballübertragung im Fernsehen« gesammelt.

Meist geklickter Link gestern
Die Geschichte von Carlos Ubina (Stuttgarter Zeitung) über die Komplexität von Millionentransfers am Beispiel von VfB-Spieler Antonio Rüdiger hat gestern die meisten Leserinnen und Leser zum Anklicken bewegt. (Rüdiger fällt jetzt vier Wochen aus. Was das für den Transferpoker bedeutet, beleuchtet Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung).)

Bandenwerbung
Ich bin schon Abonennt. Ob Ruben Schönenberger auch einer wird, lest ihr in seiner Kabinenpredigt der ersten Ausgabe vom »Zeitspiel«.

Field Reporter

»Ich würde sagen, das beste Genre, um über Fußball zu schreiben, sind Erzählungen; kleine Geschichten, die Sport und Leben verbinden. Auch wenn ich einen Spielbericht in der Zeitung lese, wünsche ich mir, dass er die Geschichten erzählt, die hinter dem Spiel stehen. Nicht bloß, in Minute 23 gab es eine Torchance, in Minute 25 dann ein Tor … In Katalonien, Spanien oder auch Argentinien werden großartige Artikel über Fußball geschrieben.«

Pep Guardiola m Interview mit Michael Ebmeyer (Der Freitag) über die Gedichte von Miquel Matí i Pol und die Beziehung zwischen Literatur und Fußball.

Mixed Zone

Karriereplanung: Michael Gregoritsch (23) hat mit 15 Jahren sein erste Tor in der österreichischen Bundesliga geschossen, für Kapfenberg, Hoffenheim, St.Pauli und den VfL Bochum gespielt und steht nun mit vielen Erfahrungen und Spitznamen vor einem Wechsel zum HSV – Ein spox-Porträt vonJérôme Rusch.  + + + Aufstiegsplanung: Christoph Ruf (Spiegel) über Markus Kauczinski, der mit dem KSC mit weniger starkem finanziellen Background als seine Konkurrenten arbeiten muss, will auch in der neuen Saison wieder angreifen. + + + Familienplanung: Rivaldo hat lang genug gespielt, um im selben Spiel wie sein Sohn zu treffen. (WorldSoccer) + + + Trainingsplanung: Marco Henseling (Spielverlagerung) interviewte Coach Lars Lienhard zu Trainingskonzepten, die auf den neurologischen Grundlagen einzelner Athleten basieren. + + + Kaderplanung: Welche Möglichkeiten Scouting am Computer bietet. (Ballesterer) + + + Saisonplanung: Sky holt Ex-Bundesligaschiedsrichter Gagelmann in sein Team. (DWDL) + + + Festplanung: Laut BBC kann der DFB das Brandenburger Tor nach der EM in Frankreich 2016 schon mal reservieren. + + + Verleihung: SENF vergibt Preise unter anderem in den Kategorien den »Goldenen Schlagstock«, »Goldener Käfig« und »Goldenes Megaphon« und hat jetzt die Nominierten bekanntgegeben.

Kabinenpredigt: Zeitspiel – Heft 1 / Juni 2015

Print soll tot sein? Zumindest nicht im Genre der Fussballmagazine. Mit Zeitspiel, dem Magazin für Fussball-Zeitgeschichte, ist unlängst sogar eine gänzlich neue Publikation erschienen. Und sie fokussiert erst noch nicht auf einen möglichst grossen Massenmarkt, sondern positioniert sich absichtlich abseits der großen Fussballbühne. Eine Wohltat!

Zugegeben, ich bin dem Projekt Zeitspiel schon mit viel Optimismus begegnet, bevor es überhaupt als gedrucktes Magazin vorlag. Wer ab und an auf meinem Blog liest, kennt meine Faszination für Amateurfußball. Und dann wird ein Magazin angekündigt, das sich schwergewichtig um den Fussball kümmern will, der abseits der großen Vereine und Wettbewerbe stattfindet. Ich war angefixt.

Irgendwann lag dann das Heft endlich im Briefkasten. Und schon der erste Eindruck überzeugt. Ein Magazin ist ja – gerade in der Zeit, in der es Texte en masse digital zu lesen gibt – immer auch ein haptisches Erlebnis. Ein Heft muss, so komisch das klingen mag, gut in der Hand liegen. Und das tut die Erstausgabe von Zeitspiel. Es erinnert etwas an Magazine wie den ballesterer. Oder – die Eigenwerbung sei verziehen – den SENF, bei dem ich selber mitmache. Also schnell aufschlagen und hoffen, dass der Inhalt mithält.

Keine Frage: Der Inhalt fällt nicht ab. Von der Themenauswahl über die Sprache hin zur offensichtlich gewissenhaft durchgeführten Schlusskorrektur. Das Magazin genügt zweifelsfrei professionellen Ansprüchen. Insbesondere die Titelgeschichte „Überleben im Turbokapitalismus“ macht Eindruck. Hier wurden mit unglaublich viel Einsatz denkwürdige Geschichten vieler Vereine zusammengetragen. Und mit vermutlich noch mehr Einsatz eine Auflistung von Rückzügen, Insolvenzen und Lizenzentzügen bis zur 6. Liga erstellt. Es gäbe viele weitere Artikel rauszugreifen – zum Beispiel die Geschichte über Fußball in Tansania -, man kann den Inhalt aber eigentlich ganz einfach zusammenfassen: Texte, die man sonst so wohl nirgends findet. Texte, die davon erzählen, was andere außen vor lassen. Texte, die jene Fussballbereiche beleuchten, die sonst im Verborgenen blieben. Und das alles mit schönen Fotos. Da verzeiht man den Machern sogar eine Text-/Bild-Schere. Oder dass sie sich auch am sinnvollen Einsatz von QR-Codes abmühen (der schlechteste Versuch ist es sicher nicht).

Zum Schluss sei erwähnt: Wer sein Vorwort so schön schreibt – „Und deshalb geht es in Zeitspiel auch nicht nur um Fußball. Oder besser: es geht zwar immer um Fussball, aber nicht immer nur um Fußball.“ – und es dann auch noch Kabinenpredigt nennt, der hat mich als Leser gewonnen.

Titel: Zeitspiel – Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
Ausgabe: Heft 1 / Juni 2015
Typ: Fußballmagazin ohne Vereinsbindung
Preis: 7.80 Euro
Seiten: 92
Erscheinungsrhythmus: 4x/Jahr
Infos: www.zeitspiel-magazin.de
Empfehlenswert für: Alle Fußballinteressierten, die sich auch für den Fussball abseits der grossen Bühnen interessieren.
Eselsohr-Ratio: 6,5% [Beim Lesen eines Magazins/eines Buches markiert der Rezensent einzelne Seiten mit Eselsohren, um später den Inhalt wieder aufzufinden, der als Themengeber für einen Blogpost, für einen eigenen Artikel oder auch einfach nur als Kaufempfehlung interessant ist. Die Anzahl Eselsohren wird ins Verhältnis gesetzt zur Anzahl Seiten.]