Nein, dies ist keine Sonder-Link11 zu Mario Götzes schwerem Stand bei der deutschen Fußballöffentlichkeit – obwohl die neueste Unruhe um Bayerns Superstar im Wartestand (wegen irgendetwas mit asiatischem Essen) auch hier eine kritische Erwähnung findet. Der letzte Teil des miserablen Wortspiels zum Montag ist in diesem Falle aber der wichtigere. Denn eine Reihe der heutigen Themen liest sich so vertraut, als befänden wir uns auf einer Reise in die nahe Vergangenheit. „Hervorragende ‚Netzwerker‘ drängen ins Amt des FIFA-Präsidenten“, „Rassistische Fanentgleisungen heruntergespielt“, „Bau von Flüchtlingsunterkunft verhindert“, „Polizei nach Krawallen in der Kritik“, „Manchester verpflichtet den neuen Paul Scholes“. Kennt man irgendwie alles.
Da passt es dann ganz gut, dass wir nebenbei noch einen kleinen Ausflug in sowohl die ost- als auch die westdeutsche Fußballgeschichte unternehmen. Inklusive sich nackt räkelndem Giovane Elber.
1. Neues von der FIFA. Nachdem es in den letzten Wochen etwas ruhiger um die beste Mafia-Serie der Welt war, scheint nun wieder Bewegung in ihre jüngere Geschichte zu kommen. Denn im Gegensatz zum deutschen Sportartikelhersteller Adidas scheinen US-Sponsoren wie Coca-Cola ein Problem mit den Selbstüberprüfungspraktiken des Weltverbandes zu haben und forderten nun eine unabhängige Untersuchungskommission zur Klärung der diversen offenen Fragen (Jens Weinreich).
Apropos Adidas: Die FIFA wäre eben nicht die FIFA, würden sich nicht bereits genügend Blatter-Kopien um dessen Nachfolge balgen. Zwei von Ihnen sind Michel Platini und DFB-Präsident Niersbach, der Ersteren als Uefa-Patron ablösen könnte, sollte Platini eines (nicht mehr fernen) Tages Blatters eisernen Thron besteigen. Mit im PR-Boot: besagter deutscher Sportartikelhersteller (FAZ).
„Seine wachsweiche Haltung hält ihn geschmeidig.“
Unter anderem so beschreibt Dominik Bardow Wolfgang Niersbach, den „Kumpeltyp“ der Mächtigen, der zur FIFA in ihrer derzeitigen Form passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge (Tagesspiegel).
2. Weil Emmanuel Frimpong sich mit ausgestrecktem Mittelfinger gegen rassistische Schmähungen des Publikums zur Wehr setzte, wird der Spieler des FK Ufa nach dem darauf folgenden Platzverweis nun von Verband und eigenem Vereinspräsident (!) verbal in die Mangel genommen (Welt). Dabei ist Frimpongs Fall nur einer von unzähligen innerhalb der russischen Liga. Offenbar kein Problem für die Fußballverantwortlichen. Die Zitate vor allem des russischen Sportministers (!!) lassen zumindest sehr tief blicken (FAZ). Auch auf die Frage hin, ob Russland bereit ist, eine WM für Spieler verschiedener Hautfarben auszurichten.
3. In Werder Bremens Fanszene tobt weiterhin ein Kampf nicht-rechter Ultras gegen rechte Hooligans. Im Zuge der Aufarbeitung eines Vorfalls im April, als sich Bremer Ultras einen Kampf mit rechten Bremer Hooligans lieferten, wurden nun schwere Vorwürfe gegen die Polizeikräfte vor Ort und die ermittelnde Staatsanwaltschaft erhoben (Spiegel).
4. Der HSV machte am Wochenende auf sich aufmerksam, weil er die Unterbringung von Flüchtlingen auf einem dem Verein gehörenden Parkplatz verhinderte (Abendblatt). Nach Angaben der Hamburger Innenbehörde befinden Stadt und Verein sich aber noch in „produktiven Gesprächen“ (NDR) und wollen gemeinsam eine Lösung finden.
5. Die Bundesliga pausiert noch, doch Mario Götze hat bei Fans, Medien (und Verein?) bereits jetzt einen schweren Stand. Dabei ist es erstaunlich, wie bereitwillig zum Teil Aussagen des Finaltorschützen negativ ausgelegt oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Selbst, wenn es nur um die Herkunft von Sushi geht. Es scheint, als habe sich das Image von Deutschlands wohl talentiertestem Fußballer seit seinem (legitimen) Wechsel zum FC Bayern deutlich zum Negativen hin verändert. Benedikt Warmbrunn kommentiert Götzes Reputation und die Gerüchte um einen geplanten Wechsel (SZ).
6.
„Im Dezember 1996 performten wir die Nummer dann erstmals in der Sendung »Ranissimo« – zum Glück als Playback, damit wir uns nicht unnötig lächerlich machten. Nach der Show fuhren wir zurück nach Stuttgart zur VfB-Weihnachtsfeier – und da gab es kein Entrinnen mehr. Wir mussten den Song noch mal live zum Besten geben. Aber mit zwei Bier war auch das kein Problem mehr. Es waren einfach zügellose Zeiten.“
Einen guten Ruf hat noch heute das „magische Dreieck“ des VfB Stuttgart – obwohl Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic nur 2 Jahre zusammen zauberten. Letzterer erzählt für 11 Freunde die bewegte Geschichte des vielgerühmten Offensivtrios nach. Von heimlichen Fluppen, Rap-Songs und siedend heißen Nacktaufnahmen.
7. Auch die (Trainer-)Leistungen von Willi Multhaup sind in Erinnerung geblieben. Der BVB zum Beispiel verdankt dem legendären Abwehrfanatiker einen der wenigen großen Früh-Erfolge der Vereinsgeschichte. Schwatzgelb erinnert an eine abwechslungsreiche Trainerkarriere und einen Fußball zwischen Oldschool und Beton anrühren.
8. Acht Vereine aus den „neuen Bundesländern“ – die dritte deutsche Spielklasse der Herren ist fest in ostdeutscher Hand. Das birgt zahlreiche Chancen für die betroffenen Vereine. Doch Cornelius Pollmer denkt mit Blick auf die neue Saison nicht nur an umkämpfte Derbys im Dutzend und zeigt die Schattenseiten dieser Konstellation auf (SZ).
9. Apropos „neue Bundesländer“: Zu Zeiten der DDR war der BFC Dynamo aus Berlin das Vorzeigeprojekt des ostdeutschen Regimes und ein sportliches Symbol der Kräfteverhältnisse in der sozialistischen Republik. Lag der Serienmeister einmal nicht in Führung, half eben der Schiri nach. Ein willkommene Gelegenheit für die sich betrogen fühlenden Bürger und Fans auf der Gegenseite, ihre Wut auf den BFC zu projizieren. Markus Völker erzählt die Geschichte eines Symbols der Unterdrückung – und eines Widerstandes, der (auch) aus Fußball-Kreisen kam (taz). (Wer an einer weiteren enorm spannenden Lektüre hierzu interessiert ist, dem sei diese Sammlung von Augenzeugenberichten empfohlen.)
10. Schweini is the new Scholesy. Das schreibt zumindest Marco Stein, der Manchester Uniteds lange und kostspielige Suche nach einem dominanten Mittelfeldorganisator der Marke Scholes einer näheren Betrachtung unterzieht und vorhersagt: Nach (bislang) knapp 300 Mio. € Transferausgaben in 2 Spielzeiten könnte Manchester United in diesem Jahr endlich wieder ein Team stellen, dass an die Zeiten der Ära Ferguson erinnert (Cavanis Friseur). Ob Schweini indes jemand gesagt hat, dass England unter anderem die Heimat der Klatschzeitung „Sun“ ist, wissen wir derzeit nicht.
#WelcomeSchweini https://t.co/58MEavz8UE
— Nessa (@nessa1909) 20. Juli 2015
11.
„[…] als würde man Lionel Messi und seinen FC Barcelona engagieren, damit sie gemeinsam die schönsten Tore von Pierre-Michel Lasogga nachstellen.“
Martin Hoffmann philosophiert für Sport1 über schmerzliche Fußball-Wortspiele und Starpianisten, die gezwungen werden, „Stern des Südens“ zu spielen.
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Maximilian Schmidt vom TSV Winsen äußert im Interview mit Fußball macht Spaß unverblümt seine Welteroberungsgelüste.
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