#Link11: Sportpolitik

Gestern fiel die #Link11 auch dem närrischen Treiben zum Opfer. Ärgerlich, auch weil sonst ein besonders interessantes Geburtstagskind des Tages zu erraten gewesen wäre:

Die Auflösung findet ihr bei Rückennummer 11. Wie passend.

blogundpresseschau

1. Starten wir mal wieder mit der Politik. Die Präsidentschaftskandidatenliste wurde heute von der FIFA veröffentlicht. Michel Platini ist nicht dabei, hat aber im Gegensatz zu Kandidat Musa Hassan Bility noch Chancen auf den Präsidentenposten. Bility fiel durch den FIFA-Integritätscheck. (Spiegel)

Der suspendierte amtierende Präsident der FIFA, Sepp Blatter, verdiente laut Roland Büchel, Nationalrat in der Schweiz und ehemaliger Angestellter der FIFA, im Jahr 2004 mindestens vier Millionen. (Tagesanzeiger)

2. Kai Butterweck (Indirekter Freistoß) hat Reaktionen zum Niersbach-Rücktritt gesammelt. Wolfgang Niersbach droht nun weiterer Ärger von der FIFA (FAZ).

Michael Horeni (FAZ) macht bei der Kandidatenkür einen Konflikt zwischen Amateuren und Profis aus. Einer der Kandidaten ist Interimspräsident Rainer Koch. Matthias Schmid (SZ) portraitiert den Mann von der Basis.

Ein weiterer Kandidat ist der CDU-Abgeordnete Reinhard Grindel. Rainer Franzke (kicker) meint, dass eine Wahl Grindels ein »Skandal im Skandal« wäre, weil der Kandidat sich im Bundestag bei einer Abstimmung für ein Gesetzt gegen Korruption der Stimme enthielt.

3. Niersbach soll – wie auch Generalsekretär Helmut Sandrock (Abendblatt) – seit Wochen von einem Bestechungsversuch von Jack Warner durch Franz Beckenbauer und Fedor Radmann gewusst haben, dies aber nicht den DFB-Gremien oder der Öffentlichkeit mitgeteilt. (SZ). Diese Verfehlung hat laut Spiegel zum Rücktritt geführt. Die SZ hatte gestern berichtet, dass bei internen Ermittlungen des DFB ein Vertragsentwurf entdeckt wurde, der dazu dienen sollte Warner für sich zu gewinnen. Mittlerweile hat der DFB die Unterschrift Beckenbauers unter den Vertrag bestätigt (Tagesspiegel / Erklärung des DFB im Wortlaut: SZ). Hans Leyendecker und Klaus Ott (SZ) erklären welche Auswirkungen der Fund des Dokuments auf die Ermittlungen hat.

4. Langjährige Freunde und Kollegen von stellen sich hinter »Kaiser Franz« (Sport 1) oder setzen sich wegen der Schatten über der Lichtgestalt von Beckenbauer ab. Besonders der »Hofnarr des Kaisers« (BildBlog) und seine Kollegen bei Springer haben für sich einen sehr eigenen Weg gefunden, um die Schatten über der eigenen Arbeit zu verscheuchen. Axel Schulz, Mützenmodel und Ex-Boxer, findet, dass es eine »Frechheit [ist], die Scheiße hochzukramen« (SID bei YouTube). Dümmer geht halt immer.

Sven Goldmann (Tagesspiegel) fragt sich wo der früher omnipräsente Öffentlichkeitsarbeiter, das Sonntagskind des deutschen Fußballs, abgeblieben ist. Moritz Müller-Wirth (Zeit) hat nach all den Enthüllungen sogar Hoffnung entwickelt, denn aus seiner Sicht ist »der Clan erledigt«.

In der Affäre könnte nun auch der FC Bayern München unter Druck geraten. Grund sind »eher bizarr erscheinende Freundschaftsspiele« wie Michael Ashelm (FAZ) berichtet.

5. An anderer Stelle wird das Sommermärchen diskutiert. Andreas Rüttenauer (taz) nennt die WM einen veritablen Alptraum mit Beton-Fußball und unverkrampfter Deutschtümelei. Martin Krauss (Jungle World) setzt die Diskussion ebenfalls in einen größeren Kontext und beschreibt »Schmierschland«.

6. Bei all den Gates rund um den DFB geriet die Präsentation des neuen Trikots der Deutschen Nationalmannschaft zu einem Event dessen Timing nicht schlechter hätte sein können. Zum Glück hatte der Trikothersteller den Maskenkünstler Cro eingeladen, dessen Songtexte wunderbar zur Krise des DFB passen. Peter Ahrens (Spiegel) hat die entscheidenden Stellen notiert. Köstlich.

7. Neben diesem Bohei geriet eine Transfermeldung des DFB in den Hintergrund. Der Verband hat sich die Dienste von Markus Weise gesichert. Der Hockey-Trainer hat sowohl mit der Frauen- und mit Männernationalmannschaften bei Olympischen Spielen insgesamt drei Goldmedaillen gewonnen und soll beim DFB in der Nachwuchsarbeit eingesetzt werden. (FAZ)

8. Alex Raack (11 Freunde) war die sorgenfreie Variante von Uwe Seeler und verlässt trotzdem nach 27 Jahren den Heimatverein, geht aber niemals so ganz.

9. Nicht nur in Deutschland gehen Märchen zu Ende, auch in Österreich scheint ein Fußballmärchen vor dem Aus zu stehen. Kollege Fabian Scheler berichtet für die Zeit über die drohende Pleite von Austria Salzburg, dem Verein der nach der Übernahme von Austria Salzburg 1.0 durch Red Bull gegründet wurde.

Passend zu diesem Thema wird im Blog Goldmann saxt über gutes und schlechtes Mäzenatentum nachgedacht.

Am 10. November jährte sich der Tod von Robert Enke zum sechsten Mal. Theresa Enke wünscht sich, dass man über Depressionen reden kann wie Guido Westerwelle über Krebs. (Enke Stiftung) Jonathan Meinecke beschreibt in seinem Blog Fußballromantik was Robert Enke ihn gelehrt hat – und dass wir alle noch viel zu lernen haben.

11. Vlado Kasalo war im Sommer 1989 für die Rekordablöse von 1,3 Millionen Mark aus Zagreb zum 1.FC Nürnberg gewechselt. Franz Beckenbauer hatte den Jugoslawen damals mit den Worten »den könnt ihr blind nehmen« empfohlen. Sportlich lief es für den Kroaten mit jugoslawischem Pass nicht rund und auch beim Zocken war der Freund teurer Schuhe und Anzüge nicht erfolgreich. Zwei Eigentore in zwei aufeinander folgenden Bundesligaspielen führten dazu, dass der Fußballer unter Manipulationsverdacht geriet. Nachdem Polizisten Kasalo wegen des Verdachts auf Spielmanipulation in einem Casino festnahmen, entzog der DFB ihm seine Spielerlizenz, der FCN suspendierte ihn. Heute ist der 51-jährige in Zagreb und erzählt gern von seiner Zeit in Nürnberg und Mainz. Andreas Bock (11 Freunde) haben ihn besucht.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von Dienstag: Willi »Ente« Lippens wurde 70)

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Oliver Fritsch (Zeit) über offene Fragen nach dem Niersbach-Rücktritt.

Field Reporter

»Ich hatte die schönsten Tage bei Schalke und arbeitete neun Jahre im Management – sechs als Assistent von Rudi Assauer, fast drei als eigenständiger Manager. Ich will nicht über Teile der Boulevardmedien schimpfen. Manche Dinge werden allerdings in eine bestimmte Richtung gesteuert. Wenn man über Transfers, die ich getätigt habe, diskutiert, muss man recherchieren und ins Detail gehen. Meine Bilanz kann sich sehen lassen, sowohl was Ein- als auch Verkäufe betrifft. Sie haben unterm Strich Schalke gutes Geld gebracht. Gegen die Bezeichnung „Bauherr der Verschwendung“ verwehre ich mich entschieden!«

Andreas Müller, Manager von Rapid Wien, im Interview mit Goal über seine Zeit bei Schalke, Clemens Tönnies und den Umgang mit Horst Heldt.

Mixed Zone
+ + + Dresden: Was ist Dynamos Herbstmeisterschaft wert? (Fußball in Sachsen) + + + Schweiz: Warum entscheiden sich Fußballer für Schwalben? (Tagesanzeiger) + + + Mainz: Warum Poschmann wirklich ohne Schuhe moderierte. (Zeit) + + + Trauer: Der ungarische Torhüter Marton Fulop ist im Alter von 32 Jahren an Krebs gestorben (Daily Mail)

#Link11: Unhaltbar

Fußball ist im Fluss. Das Spiel verändert sich stetig, wird schneller, variantenreicher, komplexer, undurchsichtiger. Neue Begrifflichkeiten werden geschaffen, um dem Rechnung zu tragen, alte umgedeutet. „Unhaltbar“ nannte man einstmals Torabschlüsse, die man als für keinen Torhüter erreichbar einschätzte. Heutzutage muss der Begriff ob sich verändernder Dynamiken im globalisierten Fußballsport meist in einem anderen Kontext eingesetzt werden. „Unhaltbar“ sind nun meist nicht mehr Torschüsse sondern Sportfunktionäre, die sich dank dubioser Machenschaften und Konflikten bei der Wahrheitsfindung als nicht mehr geeignet erweisen.

blogundpresseschau

1. Wolfgang Niersbach ist nicht länger Präsident des DFB. Gestern trat er nach einer Sitzung mit Präsidium und Landesverbänden zurück. Die Personalie Niersbach kann erst der Anfang sein, wenn dem DFB etwas an Aufklärung und einem Kurswechsel gelegen ist. Denn Antworten liefert der Rückzug nicht – nur ein indirektes Schuldeingeständnis. Es bedarf eines Kulturwechsels beim DFB, meint Oli Fritsch (Zeit). Jetzt ein bisschen Text-Bild-Schere:

Damit, also dem Kulturwechsel, und mit lückenloser Aufklärung könnte der DFB zum Vorbild für die Fifa werden (Peter Ahrens bei Spon).

2. Der Skandal um die WM ist auch ein Medienthema. Ob die gestrigen Ereignisse einen ARD-Brennpunkt erforderten, ist fraglich. Den Tag hielt Jens Weinreich gestern in einem Live-Blog fest – feat. neue Vorwürfe gegen Michel Platini und Meinungswandel auf Medienseite. Sein Beitrag schließt mit den Worten:

Aufgeklärt ist (fast) noch nichts.  

3. Eine Überraschung des gestrigen Tages war eine Aussage von DFB-Vize Rainer Koch:

„Wir müssen uns mit der Frage, wie die WM 2006 vergeben wurde, näher befassen.“

Ein Dokument, das im Rahmen der aktuellen internen Ermittlungen aufgetaucht ist, liefert Grund zu der Annahme, dass das deutsche Bewerbungskomitee versuchte, die zwielichtige Gestalt Jack Warner für sich zu gewinnen (SZ). Jetzt sag doch auch mal was, Franz!

4. Apropos DFB, es ist Länderspielpause. Frankreich und die Niederlande warten auf die DFB-Auswahl. Die Stuttgarter Zeitung eröffnet ihren Text mit Löwscher‘ Betroffenheit über den Abgang Niersbachs und widmet sich dann dem Kader – insbesondere dem unerwarteten Rückkehrer Mario Gomez. Philipp Selldorf erhofft sich von Debütant Leroy Sané neue Impulse für die Offensive.   

5. Derbysinnkrise, Hertha-Höhenflug, Draxler-Tritt – Stefan Hermanns arbeitet gekonnt den Spieltag auf (Tagesspiegel). Dem Derby widmet sich verständlicherweise Torsten Wieland in seiner Nachbetrachtung –  er sah einen verdienten Dortmunder Sieg gegen Schalker, die die inzwischen zementierte Außenseiterrolle ordentlich ausfüllten. Der Rasenfunk hat sich zur Schlusskonferenz fachkundige Gesprächspartner zum VfB Stuttgart, Borussia Dortmund und zum 1. FC Köln eingeladen, die den Hörer mit interessanten Innenansichten aus den jeweiligen Vereinen versorgen. 

6. So schön sich der Derbysieg anfühlt, in Dortmund bleibt der Nachgeschmack eines unverhältnismäßigen und nicht nachvollziehbaren Polizeieinsatzes. Schwatzgelb dokumentiert das Vorgehen der Ordnungshüter und kritisiert die tendenziöse Informationspolitik sowie die nicht gerechtfertigte Vorgehensweise der Polizei am Spieltag.

7. Als nahezu absurd beschreibt Rene Maric die Bayern-Verteidigung in Halbzeit 1 gegen die Stuttgarter – eine Dreierkette mit 2 Halbverteidigern schüttelte der variantenreiche Pep aus dem Ärmel (Spielverlagerung). Nach dem Spiel wurde einer von Guardiola besonders gelobt: Joshua Kimmich. Das Talent, das sich mit starken Auftritten immer wieder Einsatzzeiten im hart umkämpften Bayern-Mittelfeld erspielt, stellt Licence To Roam vor.

8. Mindestens so eintönig wie die einsamen Kreise der Bayern an der Liagspitze, ist die Performance des HSV. Hamburg ist bisher ein Hort der Mittelmäßigkeit, Skandale vermied man in den letzten Wochen. Trotz der zuletzt unruhigen Jahre etwas mau für einen Verein, der nicht wenig für neue Spieler ausgab (Goal).

„So viel Besonderes ist in den letzten Wochen auch nicht passiert.“

Meint auch Zwergenwerke bezüglich des HSV, rekapituliert die letzten Spiele und sieht die Hamburger schon wieder mitten im Abstiegskampf.

9. Explain me the Gegenpressing, please. Tim Lees, erfahrener Nachwuchstrainer, der auch schon für Liverpool arbeitete, erklärt Jürgen Klopps Spielstil und warum er in der Premier League gut funktionieren könnte (These Football Times). Indes verliert der Neutrainer sein erstes Spiel und die Zuschauer an der Anfield Road kehren seinem Team vorzeitig den Rücken (SZ).  

10. Die englische Fankultur ist weitaus vielschichtiger, als es die wiederkehrenden Erzählungen aus den überteuerten Sitzplatz-Event-Tempeln der Premier League vermuten lassen. Abseits der oberen Ligen gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, die sich, gemessen an ihrer Ligazugehörigkeit, überbordender Unterstützung erfreuen. Dulwich Hamlet ist so ein Klub mit lebendiger Fanszene, die sich u.a. für Flüchtlinge engagiert. Die 11freunde stellen dieses und weitere Beispiele von der Insel vor.

11. Thy schießt St. Pauli auf Platz 2 (Hamburger Abendblatt), fasst das gestrige Spiel in Liga 2 mit vier Treffern von Lennart Thy treffend zusammen. Spieltagsnachbetrachtung aus der 2. Bundesliga in Podcast-Form gibt es beim Textilvergehen und beim Padercast.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Andreas Brehme wurde 55)

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Über die Wolfsburger Jugendarbeit (Blog trifft Ball)

Field Reporter

»…weil ich erkannt habe, dass der Punkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen für Ereignisse rund um die WM 2006, wo ich mich selber nicht in der Verantwortung fühle…«

Aus Wolfgang Niersbachs gestriger Erklärung. Aufklärung und Einsicht verzweifelt gesucht (DFB).

Mixed Zone
Shoeless: beim ZDF konzentriert man sich zu 100% auf die journalistische Arbeit (@DerBug via Twitter) + + + Torless: Blog5 ist enttäuscht von der Liga der Weltmeister + + + Der Neue: Tomislav Stipic stellt sich als Trainer der Stuttgarter Kickers vor (Stuttgarter Zeitung) + + + So sieht’s aus: das DFB-Trikot für die EM 2016 (Spon). + + +

#Link11: Derbyfieber

Der Begriff Derby (Aussprache britisch [ˈdɑːbɪ] oder US-amerikanisch [ˈdɜrbi]), häufig auch Lokalderby, bezeichnet eine Austragung im Mannschaftssport, bei der zwei meist rivalisierende Sportvereine einer Region aufeinandertreffen. Für die Fans der betroffenen Vereine haben solche Ereignisse häufig eine hohe symbolische Bedeutung. (Quelle: Wikipedia)

blogundpresseschau

1. Der BVB gewann ein teils umkämpftes, teils spielerisch hochklassiges Revierderby „nur“ mit 3:2. Einen ausführlichen Spielbericht gibt es bei Schwatzgelb. Schalkes Ultras dürften enttäuscht sein, hatten sie ihre Truppe doch gebührend auf das wichtigste Spiel des Jahres vorbereitet (Watson). Außerhalb des Stadions blieb es wie erhofft ruhig. Ohnehin fordern Einige, dass BVB- und S04-Fans sich doch bitte endlich vertragen mögen (SZ). Dass ein gewaltfreies Derby leider nicht selbstverständlich ist, beweist eine rechte Hooligan-Gruppierung, die versucht, sich auf der Südtribüne breit zu machen (Deutschlandfunk).

Unter dem Strich steht ein deutlich überlegener BVB, der sich mit komödiantischen Defensivaktionen selbst das Leben schwer machte. Lars Pollmann warnt, das sei trotz der bislang zweiterfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte ein Problem (Bleacher Report).

2. Nicht ganz so friedlich ging es nach dem Rheinderby zu. Bayer Chef Rudi Völler suchte wohl nach Schuldigen für die  verdiente 1:2 Niederlage und fand Jessica Kastrop, die ihn fragte, warum sein Team so viele Gegentore kassiert. Völler wurde in der Folge zum zweiten Mal binnen weniger Tage gegen einen Fernsehjournalisten handgreiflich und scheint insgesamt mal Urlaub vom Fußball zu benötigen. Kastrop gab später an, kein Weizenbier getrunken zu haben (Welt & RP Online).

3. Im Südderby wurde die Frage beantwortet, ob es legitim ist, sich gegen den Tabellenführer hinten rein zu stellen, wie zuletzt Eintracht Frankfurt. Bayern profitierte zwar von einigen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen, war hoch pressenden Stuttgartern aber dennoch haushoch überlegen. Miasanrot und Spielverlagerung analysieren die ultimative Dominanz. Goldmann Sax verteidigt den offensiven Stuttgarter Spielansatz. In München darf derweil zwar niemand nach Pep Guardiolas Vertrag fragen, Gespräche darüber wird es aber dennoch im Winter geben (Welt).

4. Im Sachsenderby zwischen dem Chemnitzer FC und Erzgebirge Aue begannen die Gastgeber stark, wurden dann jedoch von „abgezockten“ Veilchen überrumpelt. Fussball in Sachsen berichtet ausführlich über das Sportliche eines Spiels, bei dem es leider nicht nur auf dem Platz heiß her ging (Tagesspiegel/dpa).

5.

Und Niersbach sagt bewusst nicht die Wahrheit. Seit es darum geht, den Geldfluss von 6,7 Millionen Euro im Rahmen des Sommermärchens aufzuklären. Erst hat er die Öffentlichkeit belogen. Dann den DFB-Vorstand – und damit den gesamten Verband. (Quelle, siehe unten: FAZ)

Wolfgang Niersbach ist noch im Amt. Soweit die guten Nachrichten für den DFB-Präsidenten. Die schlechten jedoch: Heute muss sich der Mann, der von alledem keine Kenntnis hatte, vor dem DFB-Präsidium verantworten, um unter anderem genau diese Behauptung glaubwürdig zu untermauern. Dabei wird es auch um den Vorwurf der Steuerhinterziehung gehen (Spiegel). Bei Michael Horeni jedenfalls hat der „Schweiger und Sesselkleber“ mit seinem unglaubwürdigen Verhalten bereits einigen Kredit verspielt (FAZ). Lars Wallrodt zeichnet derweil das Bild eines Verbandschefs, der nur ein klitzekleines Rädchen in einem großen Korruptionsnetzwerk ist und arglos ein verräterisches Dokument unterschrieben hat (Welt). Hätte Niersbach sicher gerne. Für Thomas Kistner ist Niersbach nur noch ein „Präsident auf Abruf“ (Deutschlandfunk).

6. Der DFB-Skandal spaltet wie kein zweites Ereignis der letzten Jahre die Sportpresse in zwei Lager. Jörn Meyn mahnt jedoch, die fehlende Distanz, die man nun dem recht skrupellosen Lager um Alfred Draxler et al. vorwirft, fange schon im ganz Kleinen an und betreffe einen Großteil der Branche (Berliner Morgenpost). Seine Kollegen vom Spiegel legen derweil eine Schriftprobe Niersbachs vor, mit der der Vergleich der verräterischen Zeilen „das vereinbarte Honorar für H.L.D. an Sie zu überweisen mit der Bitte um Weiterleitung auf folgendes Konto“ erleichtert werden soll. Vielleicht tut der DFB gut daran, eine Agentur für Krisen-PR zu suchen… (PR-Journal)

7. „Eigentlich sind George Best und Cristiano Ronaldo gar keine so unterschiedlichen Typen“ mag zunächst nach einer der gewagteren Thesen der Fußballwelt klingen. Andrew Anthony hat sich die Hintergründe der beiden angeschaut und bleibt dabei. Ihre unterschiedlichen Entwicklungen seien das perfekte Symbol dafür, wie sehr sich die Fußballwelt „professionalisiert“ habe (Guardian).

8. „Aber die arbeiten wenigstens professionell, bis runter zum Jugendbereich!“ ist eines der Argumente, die gerne zur Ehrenrettung von „modernen“, konzerngesteuerten Vereinen wie dem VfL Wolfsburg ins Felde geführt werden, wenn z. B. der „Traditionsverein“ HSV mal wieder einen Rucksack im Park verloren hat. Doch stimmt das eigentlich? Nils Aschhoff hat sich die Karrierechancen von Wolfsburger Jugendspielern mal genauer angeschaut und zieht ein trauriges Fazit (Blog trifft Ball).

9. Dass Marko Marin als das nächste ganz große Talent des deutschen Fußballs galt, scheint eine Ewigkeit her zu sein. Seither haben zahlreichere Verletzungen und fast noch zahlreichere Leihengagements die Karriere des mittlerweile 26-jährigen bestimmt. Nils Nordmann berichtet von einer regelrechten Leidensgeschichte (Welt).

10. Die Schattenseiten des Fußballs kennt auch der Autor des nächsten Beitrags: Jack Collison wurde vor nicht allzu langer Zeit als kommender Leistungsträger der Nationalelf gehandelt. Eine Vielzahl schwerster Knieverletzungen mit einer Gesamtausfallzeit von über 2 Jahren später hat Peterborough United den zwischenzeitlich vereinslosen Waliser in die dritte Liga geholt. Ein vorzüglicher Artikel über die Identitätskrisen eines Fußballers, der nicht auf dem Platz steht und darüber, wie Lebenskrisen das Erwachsenwerden beschleunigen (Independent).

11. Jemand hat eine wissenschaftliche Arbeit über das Beißverhalten eines gewissen Luis S., oder nennen wir ihn besser L. Suarez, geschrieben. Ich lasse euch dann mal damit allein. (Taylor & Francis)

Bandenwerbung
Huch?! Deutschlands Schiri-Chef Fandel befürwortet plötzlich den Videobeweis? Kollege Alex zeigt sich in seiner Kolumne für n-tv überrascht von der Kehrtwende, nicht aber vom Platzverweis gegen Leverkusens Papadopoulos.

Weiterhin: Kollege Klaas hat den Bundesliga-Spieltag der Herren wie gewohnt in 11 GIFs zusammengefasst (Reeses Sportkultur).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von Freitag: Kjetil Rekdal wurde 47)

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Mit sehr weitem Abstand: Die Geschichte von Rolf Bantle, der nach einem Stadionbesuch 11 Jahre verschwunden blieb (RP Online).

Field Reporter

»Für mich war es kein Sabbat-, sondern ein Weiterbildungsjahr. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, um meinen bisherigen Werdegang zu reflektieren und neue Impulse aufzunehmen. Durch die Hospitationen im Ausland sowie Gespräche mit Trainer- und Managerkollegen habe ich so wertvolle Erfahrungen sammeln können, die im Tagesgeschäft in der Form nicht möglich gewesen wären. Dadurch sind neue Blickwinkel auf den Fußball und die Trainingsmethoden entstanden, die ich nun im ersten Schritt in der Jugendarbeit anwenden möchte.«

Stephan Schmidt, einigen vll. aus dem Film „Trainer!“ bekannt, spricht mit Spox über Charakterentwicklung bei Jugendspielern und sein „Sabbatjahr“.

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen um Wolfgang Niersbach + + + Auf dem Prüfstand: Die Gemeinnützigkeit des DFB (Deutschlanfunk) + + + Modemarke: Lukas Podolski ist beliebt wie nie zuvor (Welt) + + + Gaudi: In der bizarren Welt des Indoor Soccer (11 Freunde) + + + Vor einem Jahr: Ginter? Der kann nix! Hihi, hoho. (Ruhrbarone) + + + Schweden: Norrköpings Meister-Coup (Kickschuh)

#Link11: Machen, was der Emir sagt

In diesem Sinne: Ich wünsche ein schönes Fußballwochenende! blogundpresseschau

1. Die deutschen Herren-Bundesligisten erlebten einen erfolgreichen Euro League Abend. Borussia Dortmund gewann souverän gegen den FK Qäbälä, war gedanklich aber vermutlich schon im Revierderby (Spiegel). Der FC Augsburg behielt gegen die ebenfalls kriselnde Spielvereinigung Alkmaar Zaanstreek auf beeindruckende Weise die Oberhand und darf wieder auf ein Weiterkommen hoffen (Augsburger Allgemeine). Nur der FC Schalke fiel mit seinem umkämpften Unentschieden gegen Sparta Prag etwas ab. Kollege Tobias Escher weiß, wie Schalke dennoch das Derby gegen den BVB gewinnen kann (11 Freunde) und Torsten Wieland findet die Euro League ohnehin nicht gerade knorke (Königsblog). Also: Alles gut. 

2. Es folgt eine der erstaunlichsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Rolf Bantle wollte beim Champions-League-Qualifikationsspiel zwischen Inter Mailand und dem FC Basel nur kurz zur Toilette. Und war danach 11 Jahre lang verschollen. Andreas Reiners erzählt, wie es dazu kam (RP Online).

3. Ebenfalls schwer zu glauben: Karim Benzema muss sich vor Gericht verantworten, weil ihm vorgeworfen wird, Mitspieler Mathieu Valbuena mit einem Sex-Video erpresst zu haben (Deutsche Welle).

4.

Aus diesem ganzen hohlen Gerede wird auch deutlich, welchen Mitteilungsdrang und welchen Übermut man sich an der Spitze des Weltfußballs aneignet. Aber auch welche Blödheit.

Sepp Blatter mag sich schon immer lächerlich pompös inszeniert und in beachtlichem Umfang entrückten Quatsch geredet haben. Zuletzt aber klangen die wieder regelmäßiger werdenden Skandal-Interviews des FIFA-Patrons wie der hilflosen Versuch eines völlig verwirrten Mannes, noch ein letztes Mal groß aufzutrumpfen. Oliver Fritsch blickt durch den PR-Schleier und findet die Hoffnung auf eine unterhaltsame Zukunft (Blatter Pomp-Modus: off) (Zeit).

5. Neues vom DFB: Theo Zwanziger rückt mehr und mehr ins Zentrum der Affäre um Geld, dessen ursprüngliche Bestimmung plötzlich so vielen Menschen entfallen ist. Rainer Franzke runzelt die Stirn über ein wichtiges Dokument, dass der vermeintliche Whistleblower seinem damaligen Demnächst-Nachfolger erst verdächtig spät weiterleitete. Ließ Theo Wolfgang ins offene Messer laufen (Kicker)?

Spannend, und mit indirektem Bezug zu besagtem Geld: Franz Beckenbauer redet (ab Minute 14) in einem Videoausschnitt, der, als ich ihn gestern hier einbinden wollte, plötzlich nicht mehr auf Youtube zu finden war, mal so richtig frei von der Leber weg über die WM-Vergabe an Katar und inwiefern das „Sommermärchen“ damit zu tun haben könnte. Markus Lanz hat das Material dankenswerterweise gesichert (ZDF Mediathek). Ebenfalls spannend: Die ARD widmet sich in einer Videostory den undurchsichtigen Geldflüssen gemeinnütziger Sportvereine.

6. Der FC Bayern zeigte sich nach dem verlorenen Hinspiel und einem dürftigen 0:0 gegen Frankfurt gegen Arsenal wieder von seiner besten Seite. Rene Maric hat die fachgerecht ausgeführte Watschn für den FC Arsenal aus der Taktikerperspektive betrachtet (Spielverlagerung). David Alaba sehe ich von allen Bayern-Spielern am liebsten zu. Saskia Aleythe geht sogar soweit, die Allzweckwaffe unter den Weltklassefußballern „unheimlich“ zu nennen. Eine wohlverdiente Huldigung (SZ). Warum Pep Guardiola für den FC Bayern indes ein kostensenkender Faktor sein könnte, wenn er denn bleibt, weiß Claudio Catuogno (SZ).

7.

Aus der Rubrik: muss man nicht wissen, muss man aber wissen!

Zwei kleine Zahlenspiele zur Auflockerung: Die Schottische Furche beantwortet die brennende Frage, wieviele Zuschauer in den 30er Jahren eigentlich ein Fußballspiel im Ruhrpott besucht haben. Steven Gerrard spielt in der Major League Soccer. Das heißt unter anderem: 44.000 zurückgelegte Meilen im Jahr. Da hat es ein Fußballer im winzigen Deutschland vergleichsweise leicht. Trainer Baade weiß, wie leicht.

8. Als Jürgen Klopps BVB in der letzten Hinrunde nichts mehr zu gelingen schien, fragten einige, ob das (neben anderen Faktoren) nicht daran liege, dass das pöhler’sche System schlicht „entschlüsselt“ worden war, Dortmunds Gegner also genau wussten, wie sie zu spielen hatten, um Borussia Probleme zu bereiten. Ähnlich verhält es sich derzeit mit Mourinhos FC Chelsea. Nur gut, dass wir Bobby Gardiner haben, der diese These anhand harter Zahlen überprüft (Statsbomb).

9. Länger als 4 Jahre am Stück war Mourinho zumindest nie „special“. Seine längste Amtszeit hatte er nach wie vor als Co-Trainer beim FC Barcelona. Guy Roux dagegen war 44 Jahre (!) lang Trainer des AJ Auxerre und man wohl kann mit Fug und Recht behaupten, dass er den bei seinem Amtsamtritt in der fünften Liga dümpelnden Kleinstadtklub, der zwischenzeitlich Meister war und Spieler wie Eric Cantona hervorbrachte, mit seinen eigenen Händen geformt hat. Über ein fußballerisches Vermächtnis, das den Namen auch verdient hat (These Football Times).

10. Während Deutschland die Existenz der fremden Spezies „Youtuber“ bestaunt,haben sich usergenerierte Angebote in England längst auch auf dem Fußballmarkt etabliert.  Fan Channels erfreuen sich größter Beliebtheit. Seb Stafford-Bloor hasst sie wie die Pest und illustriert bei The Set Pieces gekonnt, warum dem so ist.

11. Und sonst so? Ewald Lienen, Real-Keeper.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Abédi Pelé wurde 51)

Meist geklickter Link gestern
Constantin Eckner wagt einen Blick in die Zukunft. 5 Thesen zur Entwicklung des Spitzenfußballs.

Field Reporter

»Für die Spieler der Europa-League-Klubs ist es allein aus Gründen der Regeneration eine sinnvolle Sache, erst sonntags zu spielen. Aber montagabends von St. Pauli nach Karlsruhe zu fahren, kann für die Fans natürlich ein Problem sein. Und so etwas wirkt sich auf die Stimmung im Stadion aus. Das kann ich aber nicht beeinflussen und meine Meinung ist da auch nicht gefragt. Ich kann nur sagen, dass ich die traditionelle Anstoßzeit um 15:30 für sinnvoll halte.«

Lars Stindl, Fußballer und Fan, spricht mit Stephan Reich (11 Freunde).

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen (um seinen Geburtstagskuchen) + + + Hamburg 2: Uwe Seeler macht sich ebenfalls Sorgen um die Einstellung modernen Fußballer (Welt) + + +  Stimmgewaltig: Die Kommentatorenansetzungen am kommenden Wochenende (Kommentatorenblog) + + +  Dortmund: Kevin Großkreutz ist enttäuscht von Watzke (Spox) + + + Sterblich: Zlatan Ibrahimovic (StatsBomb) + + + Barcelona: Lionel wer? Neymar auf dem Weg zur Extraklasse (Grantland) + + + Religiös: Spieler verweigert Reporterin den Handschlag (Tagesspiegel) + + + Redet Sch***e: Jürgen Klopp (Welt)

#Link11: Hedefinize ulaştınız

Gestern machten die Fenster dicht auf dem Rechner des Kollegen, weshalb die #Link11 gestern leider ausfallen musste. Heute vertrauen wir auf Obst und wünschen gute Unterhaltung und Information mit der #Link11 vom 5.November 2015.

blogundpresseschau

1. Schorsch Aigner, der Mann, der Franz Beckenbauer war, verspricht Aufklärung. Heute Abend im Ersten.

Warum »The Real Firlefranz« in der ganzen Steuercausa rund um die berühmten 6,7 Millionen nicht zu den Beschuldigten gehört, erklären Hans Leyendecker und Klaus Ott (SZ). Die Skandalmillionen könnten allerdings SPD und CDU auf die Füße fallen. Dies zeigen Recherchen von Hans-Martin Tillack und Johannes Röhrig (stern).

2. Derweil sind die Tage von Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident nach den Durchsuchungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wohl gezählt – meinen Michael Horeni (FAZ) und Oliver Fritsch (Zeit). Auch Peter Ahrens (Spiegel) legt sich in seinem Kommentar fest: »Echte Erneuerung kann es mit dem 64-Jährigen nicht geben.«

Michael Ashelm (FAZ) berichtet von einem merkwürdigen Auftritt Theo Zwanzigers, der sich nach den Durchsuchungen in seinem Haus mit weißer Weste dastehen sieht. Wolfgang Niersbach hüllt sich in Schweigen. (FAZ)

Kollege Endreas Müller sammelt alles zur DFB-Skandal in einem Dossier.

3. In der Champions League hat der FC Bayern den FC Arsenal mit 5:1 besiegt. Roland Wiedemann (11 Freunde) bricht den Stab über Mesut Özil. Pep Guardiola konnte nach Meinung von Saskia Aleythe (SZ) noch nicht ganz zufrieden sein, denn die Münchner haben wieder nicht 100% Ballbesitz erreicht. Auch Arjen Robben schaute grimmig drein (SZ).

Was die Bayern ausmacht, hat Prof. Dr. Daniel Memmert für Goal zusammengeschrieben. Wichtigste Erkenntnis für mich: 40% der Treffer im Fußball resultieren aus Zufällen.

4. Stephan Reich und Anton Löffelmeier (11 Freunde) erinnern an einen ehemaligen Präsidenten von Bayern München, dessen Amtszeit tragisch endete, weil Angelo Knorr homosexuell war. 

5. Bayer Leverkusen musste sich in Rom dem Ex-Club von Rudi Völler geschlagen geben. Der Leverkusener Sportdirektor erinnerte sich vor der Rückkehr an alte Wirkungsstätte an Anrufe von Francesco Totti und Franco Baldini. (kicker) Nach dem Spiel blieb Völler ungewohnt ruhig. Und das obwohl sein Trainer »hanebüchene Personal- und Taktik-Entscheidungen« (RP) getroffen hatte.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von vorgestern:Andrzej Juskowiak wurde 45. Gestern hätten wir gern Marcell Jansen gefeiert. Machen wir dann vielleicht nächstes Jahr an seinem 31.Geburtstag.)

6. In England liegt die Wiege des Fußballs. Kilian Trottier (Zeit) hat sie besucht und wundert sich, dass sie so heruntergekommen ist. Ein Hamburger Marketingmensch möchte das ändern und das Spielfeld begradigen und die Geschichte des ältesten Fußballclubs der Welt auch mit Hilfe aus Katar erzählen.

7. In der 2.Liga wurde Oliver Kreuzer neuer Sportchef bei 1860 München. (SZ) Markus Schäflein und Philipp Schneider (SZ) erklären, warum für sie der Zeitpunkt der Verpflichtung »kurios« ist.

8. Cem Efe, Trainer von Viertligist Babelsberg 03, hat sich nach dem Spiel gegen den FSV Zwickau Luft gemacht. (YouTube) Im Interview mit Christian Spiller (Zeit) spricht er über Reaktionen auf seinen Auftritt, Rassismus im Ostfußball und persönliche Erfahrungen:

»Ich habe im Osten gespielt und die Leute dachten anfangs, ich könnte kein Deutsch, als sie mich beim Einkaufen gesehen haben. Später haben sie mich geliebt und ich sie auch.«

Der FSV Zwickau hat eine Presseerklärung zu den Vorfällen veröffentlicht. (mdr) Man habe sich »in Babelsberg nicht wirklich als willkommene Gäste gefühlt«.

9. Beck is back. Also im Sinne von »zurück«. Der ehemalige Stuttgarter und Hoffenheimer mutiert in der Süper Lig zum »Posterboy« und findet bei seinem neuen Verein Beşiktaş Istanbul zu alter Stärke zurück. Auch dank Mario Gomez. (SZ)

10. Beck profitiert davon, dass die Position des Außenverteidigers reformiert wird. Ist zumindest eine von fünf Thesen von Constantin Eckner zu den Veränderungen im modernen Fußball.

11. Gestern jährte sich zum 25. Mal der Tod des 18 Jahren alten Fußballfans Mike Polley. Sören Kohlhuber (Zeit) über den »letzten deutschen Fußballtoten«.

Meist geklickter Link gestern
Der 11.Spieltag in 11 GIFs.

Field Reporter

»Meine Stärken liegen im taktischen und technischen Bereich. Zudem kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen den Spielern dabei helfen, mit Rückschlägen umzugehen. Davon hat es in der Hinrunde für die Mannschaft bekanntlich viele gegeben. Man muss lernen, trotzdem wieder aufzustehen, positiv in die Zukunft zu blicken und sein Leben anzupacken.«

Julian Nagelsmann, designierter Trainer von 1899 Hoffenheim, im Gespräch mit 11 Freunde über den Weg in den Trainerberuf und Vorbilder.

Mixed Zone
Schmerzen: André Hahn über seine Verletzung. (FAZ)  + + + Erfolglos: Vedad Ibisevic bleibt vier Spiele gesperrt. (Tagesspiegel) + + + Kurstreiber: Wie Transfergerüchte um Aubameyang den Börsenkurs des BVB anheizen. (Der Aktionär) + + + Entschuldigung: Barcelona entschuldigt sich für Halloween-Scherz. (kicker) + + + Rezension: Der Zebrastreifenblog über ein Ratgeberbuch für Trainer. + + + Polyvalenz: Warum Neven Subotic beim BVB nicht spielt. (schwatzgelb) + + + Forum: Spielverlagerung bietet neuen Raum für Taktikdiskussionen. + + + Radioreportagen: Eine Diskussion über Veränderungen seit der Erfindung vor 90 Jahren und über die Zukunft der Fußballreportagen. (Deutschlandradio Kultur) + + + Ermüdungsbruch: Im Reklamierarm von Manuel Neuer. (Mutti, der Libero)

#Link11: Die Schatzinsel

Fußball auf einer einsamen Insel – wie wäre das? Fernab von Fifa- und DFB-Eskapaden, ohne überteuerte Stadionwurst, Sponsoren, übermütige Vereinsbosse einfach nur Fußballspielen und Fußballschauen. Wäre das die Fußballkultur in Reinform? Talentierte Fußballer (gern auch ein paar Selbstdarsteller, die man je nach Gusto bewundern oder verachten darf) und ein paar rivalisierende Teams bräuchte man aber schon dafür, und Trikots (aber die dürfen ruhig ein bisschen retro sein), und ein angemessenes Stadion für den nötigen Rahmen, und vielleicht dann und wann eine Zeitlupe, um sich die ein oder andere Situation nochmal anschauen zu können, aber nur ganz selten. Es ist kompliziert.  blogundpresseschau

1. André Schubert hat Granit Xhaka zum Kapitän der Gladbacher gemacht – dieser zahlt ihm das Vertrauen auf dem Platz zurück und setzt sich gleichzeitig für Schubert als Dauerlösung ein (Tagesanzeiger). Wer will ihm das verargen? Beim heutigen Gegner in der Champions League muss Paul Pogba erst noch beweisen, dass er das Zeug zum Führungsspieler hat – die SZ über Pogbas Situation in Turin und die große Last der Rückennummer 10.

2. Den vergangenen Bundesligaspieltag rund macht Tobi Escher, der gleich ein neues Format für den Vorabend entwickelt, die Tactic Daily Soap. Diesmal im Programm: Gute Rauten, schlechte Rauten und wer seine Schüsse oft aufs Tor bringt (Spielverlagerung). Wer nach mehr Drama und Kurzweil giert, der zieht sich den 11. Spieltag GIF’d rein (Reeses Sportkultur).

3. Im Montagsspiel der 2. Liga gab es ein 0:0 zwischen Nürnberg und Karlsruhe – der kicker sah ein dennoch unterhaltsames Spiel und die Fortsetzung zweier Serien. Bei 1860 München gibt sich Benno Möhlmann als Mann selbstbewusster (und altbekannter) Worte – die SZ fasst die Pläne des Trainers zusammen.

4. Der NDR hat eine einstündige Dokumentation produziert. Thema: das Team Mandela, in dem ausschließlich afrikanische Flüchtlinge spielen und das in den Niederungen des niedersächsischen Fußballs antritt. Ohne viel Erklärbär-Aktionismus lässt man die Bilder und die Beteiligten für sich sprechen.

5. Dortmund liefert diese Saison ordentlich ab. Viel Aufmerksamkeit zieht Top-Torjäger Aubameyang auf sich. Aber auch Henrikh Mkhitaryan blüht auf unter Trainer Tuchel. Goal Deutschland widmet sich dem Passkünstler. Nur so halbgut läuft es für den Trainer der 2. Mannschaft des BVB – unter David Wagner blieb zuletzt der Erfolg aus, das Verhältnis zu Thomas Tuchel war nicht das Beste und die U19 lief seiner 2. Mannschaft den Rang ab (RuhrNachrichten).

6. Mit Biografie-Vorab-Veröffentlichungs-Promotion-Artikeln ist das ja immer so eine Sache – da werden Rosinen gepickt und die Details dramatisch aufgeblasen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen oder das Machwerk gar zum Enthüllungsbuch hochzujazzen. Im Fall der Cristiano-Ronaldo-Biografie ist das nicht anders. Der Telegraph hat ein paar interessante Aspekte herausgesucht und verdichtet. Ob und wie Ronaldo in der United-Kabine zu einem Spiegel kam, finde ich weniger interessant, die Einblicke in die Hierarchie Manchester Uniteds schon eher.   

7. Einen indirekten Schlagabtausch in Sachen Kommerzialisierung im Fußball liefern sich Philipp Köster und Alex Feuerherdt (DLF).

8. Kommste mit ins Stadion? Die Frage ist, bezogen auf den Bundesligafußball, kein Selbstläufer. Tickets, Bratwurst, Bier, Fandevotionalien – alles wird teurer – verständlicherweise ob der gestiegenen Nachfrage – eine PR Agentur hat die Preisentwicklung verglichen und die FAZ fasst zusammen.

9. Ein rotierendes Trainer- und Spielerkarussell, das nach dem Trial-and-Error-Prinizip zu funktionieren scheint, ist nicht gerade die beste Visitenkarte für einen Vereinsboss. Massimo Cellino ist als Eigner von Leeds United dennoch nicht unbeliebt – seiner Aufrichtigkeit und seinem Interesse am Fußball sei Dank. Marco Stein, langjähriger Leeds-Fan, über die jüngsten Turbulenzen an der Elland Road (Cavanis Friseur).

10. Wer bei einer Fußballmannschaft ohne ernstzunehmende Gegner an die Bayern denkt, kennt den Tristan da Cunha FC nicht. Keine andere Mannschaft steht im Umkreis von 1.000 Meilen zur Verfügung. Eine Zerreißprobe für den Fußballklub auf der kleinen Insel. Dabei war der Fußball schon einmal integraler Bestandteil der Inselkultur (Terrace Magazin).

13. Gerd Müller wird heute 70 Jahre alt. Ein Ausnahme-Fußballer, der für Christoph Kneer wie kein anderer den Sinn des Spiels verkörpert. Stefan Osterhaus stellt heraus, dass man den Spieler Müller keineswegs auf seine historischen Torrekorde reduzieren sollte (NZZ). Archivmaterial und O-Töne von Wegbegleitern hat die Sportschau zusammengestellt.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Zvonimir Soldo wurde 48)

Meist geklickter Link gestern
Wie Steuerzahler den Fußball querfinanzieren (FAZ).

Field Reporter

»André ist ein sehr uneitler Trainer, der die große Bühne nicht braucht. Aber die ist zumindest jetzt erstmal wieder sein Arbeitsplatz und deshalb hat er es geschafft, sich damit zu arrangieren. Er überzieht jetzt nicht mehr so sehr, kann auch mal abschalten, wenn ihm die Arbeit über den Kopf zu wachsen droht. Sich aus einer schwierigen Phase in so eine positive Richtung zu entwickeln, ist meiner Meinung nach eine große Leistung. Viele schaffen das nicht.«

Filmemacher Aljoscha Pause über André Schubert, den er einst für seine Dokumentation „Trainer“ begleitete (11freunde).

Mixed Zone

      • Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen um den kleinen HSV + + + Fußballsprech: die Stehplatzhelden rezensieren „Den muss er machen“ + + + Kleine Gefälligkeiten eines Sportjournalisten: Ein Nachmittag in der VIP-Loge (operation harakiri) + + + Einkaufstour: nach Atletico Madrid wurden nun auch Anteile an Espanyol Barcelona nach China verkauft (Guardian) + + + Gianluigi Donnarumma: Was für ein Name! Die NZZ stellt den Nachwuchskeeper vor + + + Versuchte Erpressung: Profis des VfL Bochum werden als Zeugen vor Gericht angehört (der Westen)

#Link11: 4 Asiaten (mit dem Kontrabass)

Ich mag, wie Michael Ashelm unermüdlich und trotz geringer Resonanz und herber Anfeindungen seiner Sache nachgeht. Dass sich für jede Auslosung ein Aufhänger, ein Bezugspunkt findet. Dass kein Verein inmer gewinnt und keiner ewig verliert. Dass Favres Erbe gewürdigt wird. Dass eine Mystifizierung von innen bröckelt. Ich mag den Vergleich, Völler habe geschimpft »als habe er gerade 0:0 auf Island gespielt«, überraschende Torwartleistungen, lakonischen Pessimismus, lakonische Ignoranz und wie Thomas Kistner »Asiaten« sagt.

All das: heute. Hier.

blogundpresseschau

1. Bevor wir uns in die Niederungen der Bundesliga begeben: Ein Moment des Innehaltens für den unverfälschten Volkssport zwei bis drei Ligen tiefer:

Nach Bankenrettung und Griechenlandrettung gilt die Rettung maroder, schlecht geführter oder einfach nur nicht wettbewerbsfähiger Fußballunternehmungen inzwischen ebenso als systemrelevant. Fußball sei ein schützenswertes Kulturgut, wird behauptet – so wie Schlösser oder einzigartige Naturlandschaften. Fußballstadien haben den Status von Kathedralen. Aus der Tradition wird ein Mythos gestrickt.

Michael Ashelm (FAZ) hat sich in einem ausführlichen Artikel einem seiner Spezialgebiete gewidmet: Der Bezuschussung des Fußballgeschäfts durch die öffentliche Hand. Diesmal nur in einer Nebenrolle: Die »Mutter der Steuergeldverschwendung« aus der Pfalz. Nicht behandelt wird die Anschlussfrage, warum die von öffentlicher Hand maßgeblich finanzierten Stadionbauten in Liga 3 und 4 regelmäßig weniger kosteneffizient sind als jene, die in Augsburg oder Sinsheim im Wesentlichen oder vollständig privat finanziert wurden.

2. Ein kurzer Blick auf den Wettbewerb, in dem der geschickt agierende Unterklassige die in ihn gesteckten Hoffnungen und Geldbeträge rechtfertigen kann (im Idealfall bei gleichzeitigem Verzicht auf das Werfen von Gegenständen): Das Achtelfinale des DFB-Pokals wurde gestern Abend ausgelost. Zwei der acht Partien werden in München ausgetragen, drei weitere im restlichen Bayern. Mit Unterhaching – Leverkusen harrt eine Schlüsselpartie der jüngeren deutschen Fußballgeschichte ihrer Neuinszenierung. Die Partien im Überblick beim kicker.

3. Dann zum Wettbewerb, in dem die Bayern nicht mehr jedes Spiel gewinnen: 0:0 in Frankfurt. Constantin Eckner (Spielverlagerung) hat den überraschenden Nichtsieg aus taktischer Sicht untersucht. Sollte sich etwa neue Spannung für die Saison anbahnen? Wie tot andere Ligen im Vergleich schon sind, trägt Trainer Baade zusammen (Ausnahme: Andorra).

4. Jedes Spiel gewinnt dagegen derzeit André Schubert. In seinem sechsten Bundesligaspiel errang er den sechsten Sieg und führte die Mönchengladbacher Borussia zu einem 4:1 in Berlin. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) beschäftigt sich mit den derzeitigen Fohlen und Schuberts Aussichten auf längerfristige Beschäftigung.

5. In Bremen verkürzte der BVB den Rückstand auf den FC Bayern um zwei Punkte. Hendrik Buchheister (Spiegel) war vor Ort. In Erinnerung bleiben wird das Spiel voraussichtlich wegen des Laufduells zwischen Bremens Junuzovic und BVB-Verteidiger Sokratis, bei dem der Grieche dreifach getunnelt wurde (Troll Football). Außerdem: Neuigkeiten über den Umgang in der Dortmunder Kathedrale (11Freunde):

Zwar zeigen erste Fotos eindeutig jene Personen, die die Plakate hochhalten, doch diese sollen, so heißt es in Fankreisen, von den eigentlichen Tätern unter Gewaltandrohung dazu gezwungen worden seien. Eine Form der Spurenverwischung. […] »Die haben Bock auf die Provokation«, heißt es aus Fankreisen. »0231 riot« will die »Machtposition« innerhalb der Kurve zur Schau tragen.

6. Huub Stevens debütierte in Köln als Trainer der TSG Hoffenheim. Dabei ließ sich auf dem Platz eine gewisse stilistische Annäherung an den gegnerischen FC feststellen (nicht unbedingt in den Augen von Spielverlagerung). Neben dem Platz war Stevens bemüht, dem Klischee des Defensivtrainers entgegenzuwirken (und andere weiträmigere Einschätzungen im Spiegel)

7. Abendspiel des Samstags war WolfsburgLeverkusen (2:1). Wie sich nach genauer Betrachtung der Wiederholungen belegen ließ, war einer der Treffer irregulär. Rudi Völler schimpfte daraufhin, »als habe er gerade 0:0 auf Island gespielt« (Christian Spiller, ZEIT). Collinas Erben (n-tv.de) erläutern den Vorgang. Zur anschließend aufgeworfenen Frage nach der Qualität deutscher Bundesligaschiris gibt es Meinungsartikel. Für eine dem Volkszorn entgegenkommende Position wird man erwartungsgemäß in der WELT fündig. Christian Hönicke (Tagesspiegel) hält die Kritik an den Leistungen der Schiedsrichter dagegen für übertrieben und ruft jene zum Streik auf.

8. Sonntag in Stuttgart. VfB-Sieg über Darmstadt. Garant für den schwäbischen Sieg: Przemysław Tytoń aus Zamość. Mit seinen Fähigkeiten im 1-gegen-1 und auf der Linie ermöglichte »Titti from the Block« (Vertikalpass) den Stuttgarter Offensivkräften, keinem Rückstand hinterherlaufen zu müssen. 2:0.

9. Hinter der Mannschaft gibt es Neues in Hannover: Christian Möckel, der als Scout zu Hoffenheimer Zweitligazeiten einst Demba Ba und andere aufspürte, wird Sportdirektor bei 96 (Spiegel). Auf dem Platz dagegen: Alles beim Alten. Niemals allein erläutert einmal mehr, dass Hannover »gewohnt schlecht« sei und nimmt den 2:1-Sieg in Hamburg mit einem Schulterzucken hin.

10. Ein kurzer Blick ins Ausland: In England gelang Liverpool (mit Klopp) ein Auswärtssieg bei Chelsea (mit Baby-Mourinho). Constantin Eckner (Spielverlagerung) hat das Spiel analysiert und teilt seine Erkenntnisse mit den Lesern. Ganz anders: José Mourinho, der nichts zu sagen hatte (YouTube) und sich damit in die Tradition der Strokes stellte (YouTube).

11. Neuigkeiten rund um den DFB: Mit Günter Netzer habe sich wohl der erste Kläger gegen Theo Zwanziger gefunden, berichtet die FAZ. Der maltesische Verbandschef wundert sich über Geldflüsse, in der SZ fällt auch hier Netzers Name. Thomas »Klandestin« Kistner mit einer Zusammenfassung der und Einschätzung zur Lage in der Affäre (DLF). Er warnt vor einer peinlichen Enthüllung durch schweizerische oder US-amerikanische Behörden. Dem möchte auch der Sportausschuss des deutschen Bundestages zuvorkommen (dessen Vorsitzende Dagmar Freitag im DLF).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von Freitag: Stefan Kuntz wurde 53)

Meist geklickter Link letzte Woche:
Die Beschreibung der Rolle Alfred Draxlers durch den BILDblog: »Der DFB-Außenverteidiger«

Field Reporter

Die Fußballreportage ist bis heute ein Klassiker des Hörfunks und hat nichts von ihrer Faszination verloren. Allerdings machen einige Fans ihre Reportagen inzwischen selbst – zum Beispiel beim Fanradio des Tennis Borussia Berlin, das übers Internet zum empfangen ist. Dank des technischen Fortschritts ist das im digitalen Zeitalter nur noch ein Kinderspiel. Welche Auswirkungen hat das auf den Journalismus?

Heute über die Field Reporter früher und heute, 90 Jahre nach der ersten Radioübertragung eines Fußballspiels in Deutschland – ein Gespräch im Deutschlandradio Kultur.

Mixed Zone
Hamburg: Der kopflose Rumpf von Uwe Seeler macht sich Sorgen + + + USA Abby Wambach beendet Karriere zum Jahresende (queer) + + + Wolfsburg: Der tödliche Pass beobachtet Thiago + + + Saarbrücken: Das FCS-Blog pausiert + + + Gelsenkirchen: Mittelhandbruch bei Höwedes (WAZ) + + + Duisburg: tut beim Zusehen weh, vermittelt Kees Jaratz eindringlich im Zebrastreifenblog + + + Berlin: Ein nahe eines Flüchtlingswohnheimes gelegener Sportverein kann durch ein Dutzend Asylsuchende den Spielbetrieb der Jugend aufrecht erhalten (Tagesspiegel) + + + Berlin: »›[…] dass wir die Juden vernichten müssen‹ – ich hör‘ sowas viel«. Ein rbb-Bericht über den Nahostkonflikt und die Spiele des TuS Makkabi + + + Babelsberg: Trainer Cem Efe nach dem Spiel gegen Zwickau über die Grenze zwischen gegenseitiger Provokation und Diskriminierung (FuPa) + + + Gelsenkirchen: »Schalker sind viele, da gibt’s alle Gedanken, egal wie krude.« Hier die von Torsten Wieland (Königsblog) + + +

#Link11: Was darf die Troika denn noch alles?

Der Freitag war in den vergangenen Wochen immer der spannenste Tag der Woche, denn dann erschien der Spiegel mit einer Enthüllung zum DFB. Diese Woche hat sich das etwas gelegt, der DFB wurde wohl von seinen Medienberatern mit einem Maulkorb versehen und lässt sich nur noch von den fast unabhängig arbeitenden Anwälten von Freshfields  befragen. Derweil hat die Öffentlichkeit aber weitere Fragen. Gestellt werden sie hier.

Auch schon einen Blick auf das anstehende Fußballwochenende geworfen und überlegt, was man stattdessen machen könnte? Es fällt schwer, sich angesichts der sehr klaren Tabellensituation für die Bundesliga ordentlich zu begeistern. Geht aber nicht allen so, (zum Glück!) deshalb hat die Link11 auch ein paar Vorbemerkungen zum anstehenden Spieltag.

Außerdem im Fokus: die dritte Liga, eventuelle Menschenrechtsverletzungen durch die BRD und eine neue Troika-Sanktion. Wie immer hart am Limit, diese Link11.

blogundpresseschau

1. So langsam ähneln sich die Mechanismen bei der Aufklärung des #DFBgate rund um die WM-Vergabe 2006 denen der FIFA. Fast-Externe Untersuchungen, Anwälte, Schlammschlachten und: Riesige Wirtschaftsunternehmem, die Compliance-Abteilungen im Rücken haben und nun etwas besorgt sind über ihr Sponsorengeld für den DFB. Als Teilnehmer der freien Wirtschaft darf ihnen das Gebaren des von ihnen mitfinanzierten Verbandes nicht gefallen. Gülten die Compliance-Regeln der Wirtschaft auch im Sport, sähe manche Verbandsspitze schon jetzt anders aus. (Zum Beispiel weil mittlerweile klar ist, dass die erste Pressemitteilung des DFB von vor zwei Wochen einige Unwahrheiten enthielt). Bis das auch in den Chefetagen der Deutschland-AG ankommt, spielen alle weiter mit und die DFB-Partner mühen sich zu gleichlautenden Statements, welche die FAZ auflistet.

Auffällig: Die Adidas-Zeilen unterscheiden sich in Ton und Schärfe doch ein wenig von den anderen. Jan Böhmermann, bisher nicht als Kenner der Fußballszene aufgefallen, hat sich deshalb in seinem Knallhart-Check „Eier aus Stahl“ eine unscheinbare zentrale Figur der Branche vorgenommen: Herbert Hainer, Chef von Adidas, seit gestern auch die „Spitze des Scheißbergs“.

2. Der Deutschlandfunk hat sich Michaela Englmeier (SPD-MdB, Mitglied im Sportausschuss), Wolfram Eilenberger (Sportphilosoph) und Anno Hecker (FAZ-Sportchef) eingeladen, um 40 Minuten lang die aktuellen Fragen im #DFBgate aufzuarbeiten. Tut gut, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich der „Ach, so schlimm ist das doch nicht, bestochen haben doch alle“-Fraktion anzuschließen. Ein paar Ausschnitte:

„Wir haben ein Kaiserreich“ (Anno Hecker)

„Der DFB ist in dieser Frage handlungsunfähig.“ (Anno Hecker)

„Gäbe es kein Problem mit der Zahlung, wüssten wir schon die Antwort.“ (Wolfram Eilenberger).

„Beckenbauer ist die Verkörperung des Problems“ (Wolfram Eilenberger).

3. Die Kollegen von Zeit Online gehen eine Ebene weiter nach oben und schauen auf die Meta-Entwicklung des DFB als Sportverband. Oli Fritsch‘ Analysen dazu sind es eigentlich immer wert, gelesen zu werden. Er listet die fragwürdigen DFB-Entscheidungen als Staat im Staat der vergangenen Jahre auf. Starring: Das DFB-Museum, die äußerst dünnen Reformforderungen an die FIFA, die zunehmende Lust der Sportler und Vereine, Verbände vor zivile Gerichte zu zerren und nicht zuletzt: die anstehende EM-Bewerbung. Ihr wollt Weltmeister sein?

4. Der Schwerpunkt der SZ bei der Aufklärung des #DFBgate lag in meinem Augen vor allem darauf, zu klären inwieweit das DFB-Verhalten justiziabel ist. Thomas Kistner analysiert, was es bedeuten würde, wenn die derzeitige DFB-Darstellung (6,7 Millionen an das FIFA-Finanzkomittee, was dann, wissen wir nicht) stimmt: Dann wäre auch der laut Eigendarstellung saubere DFB Teil des korrupten Fifa-Systems. Auch das reicht schon für einen Skandal mittlerer Größe.

Ohnehin sollten wir uns nicht zu viele Fragen stellen, wie die Satiriker von Extra3 recherchiert haben:

5. Zurück in den Bundesliga-Alltag: Das klingt in diesen Tagen immer wie eine Drohung, dreizehn Stunden am Stück Eisenbahnromantik im MDR gucken zu müssen. Ganz so schlimm ist es noch nicht, die Meisterschaft allerdings wird diese Saison wohl nicht mehr verhandelt. (Kleine Randbemerkung von mir: Ich war am Dienstag im Stadion in Wolfsburg und war etwas irritiert darüber, wie unfassbar lust – und kraftlos der amtierende Pokalsieger und Vizemeister den FC Bayern gewähren ließ. Die allumfassende Dominanz lässt sich nicht nur durch Münchner Stärke erklären.)

Sei es drum: FourFourTwo hat sich saisonübergreifend verschiedene Guardiola-Aufstellungen der Bayern angesehen und kommt zum Schluss: Ganz schön variabel, der Mann. Und der Bayernblog Miasanrot macht sich immer noch die Mühe, vor kommenden Gegnern zu warnen, heute Abend vor Eintracht Frankfurt.

6. Rüber zum Giesinger Stadtrivalen: Dort zogen einige 1860-Anhänger gemeinsam mit dem bekannten Fananwalt Marco Noli nun vor den Europäischen Gerichtshof der Menschenrechte. Sie wollen bewirken, dass die Bundesrepublik Deutschland wegen der Einstellung der Ermittlungen in einem Fall von Polizeigewalt beim kleinen Münchner Derby für eine Verletzung der Menschenrechtskonvention verurteilt wird. Harter Tobak. Bene Nießen erklärt, wie es dazu kam.

7. Unruhige Zeiten durchläuft auch die TSG Hoffenheim. Trainer weg, Huub Stevens da, jüngster Bundesliga-Coach aller Zeiten bald da, ihr habt das alles hier bei Fokus Fußball verfolgen können. Huubs Premiere bei seinem 87. Bundesliga-Verein wird am Wochenende in Köln stattfinden. Wer der starke Mann in Hoffenheim ist, dürte den Lesern dieses Blogs klar sein: Dietmar Hopp. Die Kölner Südkurve, deren Augen sich nach der Präsentation des neuen Sondertrikots „Karneval 2015/16“ langsam wieder erholen, wird auch im achten Bundesligajahr der TSG nicht müde, Hopps Einmischungen zu kritisieren.

8. + + + Eigenwerbung an: Finde ich eigentlich selbst ein wenig komisch, ich mache es trotzdem mal. Ihr müsst ja nicht klicken :)

Ich war in dern vergangenen Wochen ein paar Mal mit dem Kollegen Marco Bertram vom Fanmagazin Turus.net unterwegs, an so schönen Orten wie Rüdersdorf und Magdeburg. Da ich im „Westen“ geboren bin, dort 23 Jahre lang gelebt habe, finde ich es gerade sehr spannend, die dritte Liga und den „Osten“ zu erkunden. Diese Gedanken und noch ein wenig mehr über eine interessante Region habe ich in diese Reportage gefasst. Könnt euch damit einstimmen auf eines der brisantesten Spiele der Saison: Dresden – Magdeburg (morgen 14 Uhr, live im MDR), wo die Dresdner Ultras die größte Vereinschoreographie aller Zeiten angekündigt haben. (852 Tage Arbeit, 20 000 Euro Kosten)

Eigenwerbung aus. + + +

9. Wir bleiben aber im Osten:

»Nach außen hat er stets den harten knorrigen Geyer gemimt. Aber wenn du dir seinen Respekt erarbeitet hattest, dann war er unglaublich liebenswürdig, fürsorglich, fast liebevoll. Ede Geyer war für uns damals wie ein Vater, er hat auf uns aufgepasst, hat uns geschützt«

Vasile Miriuta, neuer Trainer von Energie Cottbus, schwelgt in Erinnerungen an Ede Geyer, seinem früheren Trainer und wie der ihn heute beeinflusst.

10. Ihr habt es fast durch die Link11 geschafft, es ist Freitag, das Wochenende naht. Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Unter der Woche auch wieder keine Sekunde zum Atmen gehabt? Fokus-Fußball-Kollege Tobias Escher hatte ein wenig mehr Zeit als ihr gestresste Arbeitsseelen und hat sich, einfach weil er es kann, WM-Turniere der letzten 50 Jahre angeguckt. Ergebnis seiner Intensivrecherche: Sein persönliches Ranking der deutschen WM-Mannschaften seit 1954. Unter den ersten Fünf befinden sich nur zwei Weltmeisterteams.

Sein Sieger war und ist bis heute übrigens nicht frei von Dopingvorwürfen. In der aktuellen ZEIT gibt es ein Dossier zum Doping im Amateursport, es kommen dort auch interessante Fußballstimmen aus der Bezirksliga zu Wort.

11. Zum Abschluss noch eine üble Skandalmeldung: Die Troika ist in Griechenland nun defintiv zu weit gegangen. Die deutsche Austeritätspolitik hat eine neue, perfide Gestalt angenommen: Michael Skibbe soll dem Nationalteam den Fußball beibringen. Viel Spaß, liebe Griechen!

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Godfried Aduobe wurde 40)

Meist geklickter Link gestern
11Freunde-Redakteur Alex Brandt Raack gibt sich als Gründer der „Brigade Hartmut Strampe zu erkennen, entschuldigt sich ein wenig bei seinen Journalisten-Kollegen für den falschen Namen und kündigt weiterhin bedingungslose Neutralität an.

Field Reporter

»The only regret I have is that in my life in football I am a very generous man in my thoughts and I think people are good and then I have realised that most of the time I was, let’s say, trapped by people.«

Und:

»If you see my face when I opened it, I was not the happiest man to say it is Qatar. Definitely not. We were in a situation where nobody understood why the World Cup goes to one of the smallest countries in the world.«

Sepp Blatter und die Financial Times gehen im FIFA-Restaurant in Zürich Mittagessen, es gibt Fifa-Salat, und Schlammwürfe in Richtung Michel Platini. Ein spannender Text.

Mixed Zone

      • Sommermärchen: Der Kaiser sorgt sich um seine Kleider. (Hans-Christian Andersen) + + + Ausgeschieden: Die U17 verliert das Achtelfinale bei der WM gegen Kroatien (Sport 1)  + + + Bundesliga bei RTL? Das würden sich nur zehn Prozent der Leser von Digital Fernsehen wünschen (Digital Fernsehen)+ + + Redet viel und lange über den BVB, Jürgen Klopp, Berater, Marcell Janssen, Tomas Rosicky, die BVB-Insolvenz … Florian Kringe bei (Spox) + + + Die Assis kommen: Frosinone Calcio in der Serie A (Vice Sports) + + + Geht Fußballfachbegriffen wie Peng! Bumm! Popelpopelpopel! Tohuwabohutor! nach: Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs (ZwWdF) + + +

#Link11: 50 Shades of Dominanz

Es fällt mir schwer, dieser Tage den Überblick über alles zu behalten, was im Fußball passiert. Die FIFA wird von innen wie außen zersetzt, steht aber dennoch vor der Wahl des nächsten Patriarchen, der künftig ihre undurchsichtigen Geldflüsse in die richtige Richtung lenken darf. Der DFB wiederum bezichtigt die FIFA der Schuld am deutschen Korruptionsskandal, ist aber gleichzeitig Gegenstand einer „externen Untersuchung“ (durch seine Kumpels aus dem Rotarier-Club). Der FC Bayern wird weithin dafür geschmäht, die Bundesliga zur langweiligsten Veranstaltung seit der Erfindung der Ü-30 Party zu machen, scheint aber dennoch das einzige Thema zu sein, für das TV-Journalisten sich ernsthaftes Interesse abringen können.

Sei es drum. Die Teilnehmer am Achtelfinale des DFB-Pokals der Herren stehen fest. Zuschauer wie ehemalige/aktuelle Mitarbeiter des FC Bayern Experten mussten sich dabei am gestrigen Abend mit der zweiten Riege des deutschen Fußballs (also alles unterhalb des umkämpften ersten Bundesligatabellenplatzes) zufrieden geben. Währenddessen gaben zahlreiche Fußballfunktionäre entrückte Interviews über Ludwig XVI., den Zerstörungsfeldzug der Europäischen Union gegen den Weltfußball und brutale mittelalterliche Kriegstaktiken. Passt ja irgendwie.

Vielleicht hätte ich eingangs schreiben sollen, dass es mir schwer fällt, Fußball dieser Tage nicht als zähflüssigen Brei aus Klüngel und devoter Elitenverehrung wahrzunehmen. Zumindest gefühlt hüpften mir diese Woche Hegemonie abseits des Platzes und „Dominanz“ darauf entgegen, wann immer ich in einen Sportteil blickte oder den Fehler machte, den Fernseher anzuschalten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir unsere Haltung zum Großevent Fußball allmählich ein wenig verändern. Vielleicht aber auch nicht.

Entschuldigt bitte die polemische Einleitung. Es gibt manchmal Tage, da habe ich einfach schlecht geschlafen. Ich gelobe Besserung.

blogundpresseschau

1. Heute bei „Alte Männer teilen die Welt unter sich auf“:
Günter Netzer reiht sich in die Gruppe derer ein, die ihre Pfründe gegen Vaterlandsverräter Theo Zwanziger zu verteidigen versuchen. Letzterer beschuldigt Netzer, ihm gegenüber die Bestechung von FIFA-Funktionären gestanden zu haben. i-Tüpfelchen: Netzers Anwalt benennt dessen Frau Elvira als Kronzeugin.
Im selben Artikel: Die den DFB von unabhängiger Seite überprüfende Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ist… womöglich doch nicht komplett unabhängig (FAZ).
Der NDR nennt die PR-Offensive Netzer/Beckenbauer einen „medialen Stellungskampf“.

»Ich sitze seit Jahrzehnten in verschiedenen Gremien des FC Bayern München. Aber ich duze mich mit keinem Menschen von diesem Verein. Ich sehe mich da völlig unabhängig. […] Ich duze mich nicht mit Beckenbauer. […] Nein. Beim Focus duze ich auch niemanden. […] «

Helmut Markwort, FC Bayern-Vorstand und Focus-Herausgeber, attackiert währenddessen Spiegel-Chefredakteur Brinkbäumer für dessen Kritik am deutschen Sportjournalismus aufs Schärfste und beteuert zudem glaubwürdig, dass Ehrenmänner keine Interessenkonflikte kennen (Meedia). In diesem Sinne: Schicken Sie mir den Chefredakteur!

2.

»Gentlemen’s Agreements waren in der Praxis ein durchaus normaler Vorgang. In diesen Kreisen hat man solche Agreements, wie sie ja lange in ganz Europa üblich waren, für sehr ernst und bindend genommen. Wie der deutsche Handschlag. Man hat sich früher die Hand gegeben und Verträge geschlossen. Das spielt sich auch auf diesem Niveau ab.« (Tagesspiegel)

Noch eine Prise unterhaltsamer geht es derweil bei den Ehrenmännern der FIFA/UEFA zu. Sepp Blatter, erst vorgestern von seinem „Berater“ als Opfer robespierr’scher Zerstörungswut ausgemacht, gab der russischen Nachrichtenagentur Tass ein Interview, dessen wirre Äußerungen zusammenzufassen wohl eine #Link423 erfordern würde. In aller Kürze: Wladimir Wladimirowitsch ist ein guter Freund von Joseph Josephowitsch. Die WM-Vergabe an Russland war „abgemacht“, bevor darüber abgestimmt wurde. Die EU will Blatter (persönlich) fertig machen. England versucht das Gleiche mit Russland. Die USA auch. Die UEFA ist von einem Anti-FIFA Virus befallen. Enjoy!

Umblende: Besagte UEFA versucht derweil händeringend Brutus Michel Platini loszuwerden. Dieser dazu im Tagesanzeiger:

»Heute habe ich den Eindruck, ein Ritter aus dem Mittelalter zu sein und vor einer Festung zu stehen. Ich versuche, in sie hineinzukommen, um den Fußball hineinzubringen, stattdessen schüttet man mir aber kochendes Öl auf den Kopf.«

3. Zum DFB-Pokal: Mehmet Scholl, Laptoptrainer und FC Bayern-Sprecher des öffentlich rechtlichen Fernsehens bewertet Fußballer seit Dienstag offenbar nach dem einzig relevanten Leistungsindikator, den sich ein deutscher Fernsehexperte vorstellen kann: Der Eignung, mal für den großen FC Bayern zu spielen. Julian Draxler bekam dann auf der Bayernkompatibilitätsskala gleich mal eine 0,0 ausgestellt. Wo Mario Gomez in dieser Skala rangiert, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Der von Scholl im selben Atemzug hochgelobte Stefan Effenberg ging mit dem SC Paderborn gestern dann völlig überraschend gegen einen anderen Bundesligaclub mit 1:7 baden (Schwatzgelb). (SKY-Kommentar hierzu: „Nun können sie nur hoffen, nicht gegen die Bayern gelost zu werden!!“) Sören Österland, Paderborns Co-Trainer, wird von Andreas Bock zu seiner gemeinsamen Zeit mit dem Trainer Mehmet Scholl sowie seinem aktuellen Engagement „unter“ Effenberg interviewt und fragt wenig überraschend: „Geht’s um Fußball oder um Gesichter?“ (11 Freunde)

Ein weiterer Bundesligist aus Schwaben steht derzeit auf etwas wackligen Beinen, gewann aber sein Pokalspiel und unterhält darüber hinaus königlich. Vor allem den Vertikalpass, der komplett „In the Zone“ ist.

Ein anderer, laut Daniel Theweleit ein wenig seltsamer Bundesligist aus dem Revier, verlor gestern das zweite Spiel binnen weniger Tage gegen einen Club vom Niederrhein (Spiegel).

4. Ein als „Diva vom Main“ bekannter Verein verlor bereits am Dienstag gegen einen Drittligisten – und das so deutlich, dass allerorten Besorgnis aufkommt. Beim Blog 59 ist man mit den „Nerven am Ende“. Bei Eintracht-Inside macht man seinem Unmut über die „senfgelbe Mut- und Lustlosigkeit“ der eigenen Mannen Luft. Doch Marc Heinrich weiß, was am allerschlimmsten ist: Der nächste Gegner hat einen Namen. Und der ist Bayern München (FAZ).

5. Jürgen Klopp, der nie den FC Bayern trainiert hat, feierte gestern seinen ersten Erfolg als neuer Coach des FC Liverpool (Welt). Marco Kieferl sieht im pöhler’schen Engagement bei den „Reds“ dennoch eine schwer zu bewältigende Aufgabe – fehlt Klopp doch eigentlich die Zeit, um echte Veränderungen zu bewirken (Spox).

6. Denny ist ein Neonazi, Robert ein Hip-Hopper. Die beiden verbinden eigentlich nur die Zwickauer Plattenbausiedlung der Wendezeit und der Fußball. Eigentlich. Eine lesenswerte Kurzgeschichte mit realem Hintergrund (Krautreporter).

7. In den letzten Wochen sorgten Deutschlands erste Schiri-Ultras mit dem denkwürdigen Namen „Brigade Hartmut Strampe“ für einige hochgezogene Augenbrauen. Die ganze Wahrheit hinter dem Hype haben die 11 Freunde für euch.

8. Mit Abby Wambach verliert der Weltfußball eine seiner ganz großen Persönlichkeiten. Die 35-jährige Weltmeisterin beendet nach 16 Jahren am Jahresende ihre Karriere. Daniel Meuren nähert sich dem Charakter Wambach und der großen Müdigkeit am Ende einer bewegten Laufbahn (FAZ).

9. (Die) Dominanz (einiger Weniger) ist nicht nur abseits des Platzes ein großes Thema. Dustin Ward stellt sich einige Kernfragen zum taktischen Themenkomplex „Spielkontrolle rund um den gegnerischen Strafraum“ und versucht sie anhand detaillierter Statistiken zu beantworten. Für Herrn Scholl sicher zu „laptop“ – ich finde die Gedankenspiele aber sehr interessant (StatsBomb).

10. Mit Freunden ins Stadion gehen, schnell noch ein, zwei Biere schlürfen, kurz aufs Klo… im leeren (und verschlossenen) Stadion aufwachen. Ihr kennt das vermutlich. Stephan Reich erzählt dennoch noch einmal (wenn auch nicht aus eigener Erfahrung), wie sich das anfühlt (11 Freunde).

11. Tristan da Cunha ist eine kleine Inselgruppe im südlichen Atlantik, der Name des dortigen Fußballclubs und Handlungsort des Buches „The Lonely Island“. Tomos Knox erzählt die Geschichte einer entlegenen kleinen Gemeinschaft, die kaum verrückter nach Vereinsfußball sein könnte – auch wenn das nächste Gegnerteam über 2000 Kilometer entfernt ist (Terrace).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Sascha Rösler wurde 38)

Meist geklickter Link gestern
Eine Massenschlägerei interessierte euch gestern am meisten (FuPa).

Field Reporter

»Guardiola ist mein Vorbild!«

Der künftige Trainer eines Bundesligisten aus Sinsheim steht Gareth Joswig Rede und Antwort darüber, wie es ist, mit nur 25 Jahren einen Bundesligisten zu trainieren (11 Freunde).

Mixed Zone
München: Franz Beckenbauer macht sich keine Sorgen.  + + + Kurios: Spieler will rote Karte zurückgeben und verschuldet Gegentor (Spiegel) + + + Ekstase in den Niederlanden: Ein Derbytor in der 95. Minute (Youtube) + + + Verfolgt Real Madrid: Mourinhos langer Schatten (ESPN)

#Link11: Der Pokal ist tot

Da sitzt man entspannt auf dem Sofa nachdem Junior endlich im Bett ist, schaltet voller Vorfreude auf Spannung, Dramatik, Monster, Muta- und Sensationen den Fernseher ein, und dann ist da alles schon frühzeitig entschieden.
2:0 für den Verein aus Bayern gegen diesen gesponserten Werksverein. Der Pokal ist aber ja mal sowas von tot.
Und später erhöhte Unterhaching dann ja sogar noch auf 3:0.
Um den Pokal kommen wir natürlich heute nicht herum, auch das Thema WM 2006 und die schwarzen Kassen lässt uns nicht los.
Ich prophezeie mal mutig: Morgen wird es ähnlich sein.

blogundpresseschau

1. Also, ran da, WM 2006-Vergabe. Der DFB gegen die Fußballöffentlichkeit, Zwanziger gegen Niersbach, alle gegen Zwanziger.
Ihr blickt da nicht mehr so ganz durch? Kunststück. Visualisierungen helfen bei sowas immer, Zeiglers Wunderbare Welt des Fußballs (ab 8m26s) hat sich mal dran versucht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und wem diese „Sendung mit der Maus“-Aufarbeitung zu kindisch ist, liest das alternativ bei Endreas Müller nochmal nach.
Ansonsten könnte man ja zu dem Thema fast täglich eine eigene #Link99 befüllen, ich beschränke mich daher mal auf das subjektiv ausgewählte, ebenfalls ohne Anspruch auf Vollständigkeit. In der Huffington Post kommentiert Grünen-Abgeordneter Özcan Mutlu etwas populistisch, aber inhaltlich korrekt: „Keine Schlammschlacht auf Kosten des Fußballs“ und fordert den DFB zur aktiven Hilfe an der Aufklärung auf. Soviel übrigens auch mal wieder zum beliebten Blödsinn: „Politik hat im Fußball nichts zu suchen!„.
Was auch die Süddeutsche Zeitung belegt, die im Sport-Ressort auf Günter Netzers Verleumdungsvorwurf an Zwanziger schaut, im Politik-Ressort hingegen den Kongo beleidigt.
Der Tagesspiegel interviewt den Blatter-Berater Klaus J. Stöhlker, der nebenbei auch mal wieder eine Hintertür für einen längeren Amtsverbleib Blatters andeutet. Und Blatter selbst? Gibt Interviews in russischen Medien.
Im DFB kann man sich hingegen nun wieder beruhigt hinlegen, denn man hat nicht nur eine Kanzlei beauftragt die Dinge herauszufinden, die man selbst wissen müsse, sondern diese prüft nun auch. Und das Beste: Sie tut dies mit Nachdruck! Na dann, alles wird gut.
Last but not least: Lukas Rilke wundert sich im Spiegel darüber, dass für viele mal wieder der Überbringer der schlechten Nachrichten am Pranger steht, bzw. erklärt warum für ihn die positiven Erinnerungen an die WM 2006 auch positiv bleiben.

2. Zurück auf den Rasen: DFB-Pokal!
Und da beginnen wir mit: Musik! (FB-Seite von Simon Handle, Nr.7 bei Erzgebirge Aue)
Weniger zum Singen zu Mute war den Fans von Hannover 96, im Niemals Allein-Blog schaut man auf das 1:2 bei Darmstadt 98.
Der Miasanrot-Blog hingegen seziert gewohnt gut gelaunt das Ausscheiden des Titelverteidigers.
Und beim Blick auf die heutigen Spiele versucht sich Viktoria Köln an der Sensation (WDR).

3. Ein Blick zurück auf das vergangene Wochenende: HoGeSa-Demonstration in Köln.
Doch während der braune Mob seine Wiederauferstehung feiern wollte und von HoGeSa 2.0 faselte, wurde es ein wahlweise ein Desaster (Sechel.it) oder endete genau da, wo es hingehört, in der traurigen Realität (publikative.org).

4. Wenn Personen im Fußball sich mit harter Kritik konfrontiert sehen, verweisen diese ab und an mit mahnendem Zeigefinger auf „Den Fall Robert Enke“.
Autor Ronald Reng erzählt bei Sportbuzzer, warum dies eine Zweckentfremdung von Enkes Tod ist.

5. Man weiß vor lauter Themen teilweise ja gar nicht mehr wohin damit. So ging auch die Verpflichtung eines 28jährigen Trainers bei der TSG Hoffenheim (SPON) zur neuen Saison gestern in der #Link11 fast unter, während Huub Stevens Verpflichtung den Stuttgarter Wohnungsmarkt im Frühjahr 2016 merklich entspannt: Der Kurzzeittrainer (Eurosport).
Auf Facebook vermeldete der Akademikerfanclub e.V. seine Trainingseindrücke aus Zuzenhausen. Idyllisch.

6. Auch in England war gestern Abend mal wieder (Liga-)Pokal, Bayern-Bezwinger Arsenal vergeigte zuhause mit 0:3 gegen den Zweitligisten Sheffield Wednesday und deren Coach Carlos Carvahal hatte genau das auch vorher schon so geplant: Telegraph

7. Der Rems-Murr-Kreis. Unendliche Weiten.
Und ein Spielabbruch in der Kreisliga, zwischen dem SV Winnenden und dem FC Kosova Kernen.
Bei FUPA kann man nun (neben allem weiteren, was der Rems-Murr-Kreis fußballerisch so zu bieten hat) nachlesen, wie das Sportgericht das Spiel wertet, welches in einer Massenschlägerei endete.
(Spoiler: So, wie man sich oft Endergebnisse wünscht, wenn zwei Teams gegeneinander spielen, die man beide nicht mag. Klappt nur meist nicht.)

8. Kleine Podcastecke: Der Glückauf-Pils Podcast beleuchtet auch in Episode 5 (wenig überraschend) wieder hörenswert alles rund um Schalke 04. Die Bohndesliga ist bereits mit Folge 9 Teil 1, Teil 2) am Start, u.a. war mit Lars Mrosko ein Scout der Profivereine zu Gast, der kürzlich mit Ronald Reng ein Buch veröffentlicht hat.
Ich selbst war bei „Mein Sportradio“ zu Gast und durfte in der Rubrik „Das Spiel meines Lebens“ über das UEFA-Pokal Finale 2003 zwischen dem FC Porto und Celtic sprechen.

9. Nochmal zurück nach Good Old Germany, eine Schlagzeile wie sie der Boulevard nicht schöner hätte malen können: „Löwen-Fans verklagen Deutschland“ (Süddeutsche).
Tatsächlich ist das Thema aber gar nicht so amüsant wie es zunächst erscheint, denn es geht vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte um Polizeigewalt, der sich bereits im Jahr 2007 bei einem Spiel an der Grünwalder Straße zugetragen hat. Auch der Merkur berichtet.

10. Während man in Hamburg noch auf den Bürgerentscheid Ende November hinfiebert, um dann endlich zu wissen ob man das Geld für die Olympiabewerbung 2024 weiterhin mit Feuer und Flamme ausgeben darf, ist man in Brasilien schon deutlich weiter.
800 Millionen US-Dollar hatte das Stadion in Brasilia gekostet, in dem bei der WM 2014 70.000 Zuschauer Platz fanden, und in dem auch 2016 bei den Olympischen Spielen Fußballspiele ausgetragen werden sollen. Das Problem: Die Stadt schafft es in der aktuellen Wirtschaftskrise des Landes nicht, die 2,5 Mio $ jährlich an Unterhalt für das Stadion aufzubringen. Die Austragung der Spiele dort im nächsten Jahr ist fraglich. (Reuters)

11. FC United of Manchester, AFC Wimbledon, HFC Falke.
In England und Deutschland sind Vereine, die sich vom Kommerz abwenden und von Fans neu gegründet werden um wieder an die Basis des Spiels zu kommen inzwischen bekannt. Bereits seit acht Jahren gibt es ein ähnliches Konstrukt in Israel, Hapoel Katamon Jerusalem (Jungle World).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Michael Tarnat wurde 46)

Meist geklickter Link gestern
Die steilen Pässe Thesen des Herrn Draxler, ausgehebelt vom BildBlog.

Field Reporter

»Durchläuft mehrere Stadien: Mann macht Ausbildung zum Flitzer«

Der Postillon

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen um Theo, Wolle, Sepp und das Franzl.  + + +  Stuttgart: Goldmann Saxt macht sich Sorgen um die medizinische Abteilung des VfB  + + +  Swansea: Christoph vom Übersteiger war beim Spiel Swansea City – Tottenham  + + +  Henstedt-Ulzburg: Nicht Spielberechtigten Spieler eingesetzt. Nicht im Amateurfußball, sondern in der 2.Bundesliga (Handball)