#Link11: »Wir kennen Bruns!«

Liebe Freunde des Fußballs,

ich würde gern in einem Flugzeug auf dem Rückweg zum Campo Bahia zu ihnen sprechen, weil meine warmen Worte dann eine Kamera für einen DFB-Film einfangen würde. Leider läuft es nicht so. Deshalb sage ich jetzt lieber nix und verstecke mich hinter PR-Floskeln. Irgendwas mit Transparenz. Mit Neubeginn. Aufklärung. Und Menschenrechten!

Liebe Freunde des Fußballs,

Gier ist nicht gut.

Herzliche Grüße!

blogundpresseschau

1. In Krisensituationen meidet man lieber das Mikrofon und schreibt einen Offenen Brief. Hat sich auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gedacht und veröffentlichte erst ein Zehn-Punkte-Papier, um dann eine Erklärung am ARD-Mikrofon beim Länderspiel abzulehnen. Sportschau-Moderator Opdenhövel hatte Verständnis und die FIFA – wo weitere Daten beschlagnahmt wurden (Zeit) –  lobte Niersbachs Vorschläge (FAZ). Na dann.

Martin Bells (RP) kommentiert die mit Kalkül formulierten Vorschläge Niersbachs.

2. Kommen wir zur WM: Kai Pahl (allesaussersport) ärgert sich über den Spielplan. ESPN liefert ein sehenswertes Kurzportrait der Weltklassespielerin Marta, die die schwedische Staatsbürgerschaft anstrebt und sich nach ihrer Karriere ein stetiges Wechseln zwischen Brasilien und Schweden vorstellen kann. Doris Akrap (taz) sprach mit DFB-Teammanagerin Doris Fitschen. Sebastian (Vertikalpass) schreibt über seine Begeisterung für den Fußball der Frauen.

3. Lars Kranenkamp (werder2013) verteidigt den Frauenfußball gegen Respektlosigkeit und Sexismus. Auch St.Pauli Nu*de ärgert sich über »sexistische Kackscheiße« an einem besonders erbärmlichen Beispiel. Oliver Fritsch (Zeit) macht sich auf die Suche nach dem Hype, der dem Frauenfußball nach der WM in Deutschland 2011 vorausgesagt wurde.

4. Ach ja. Länderspiel war ja auch. So unnötig wie unspektakulär. Ulrich Hartmann (SZ) wähnt die »Weltmeister im Urlaubsmodus«. Roland Zorn (FAZ) lobt das genügsame Kölner Publikum und das Debüt des Gladbachers Patrick Herrmann. Die taz ist zuversichtlich, dass es gegen Gibraltar reicht.

5. Den neuen Claim der Nationalmannschaft »Die Mannschaft« samt Logo bewerten Designexperten in einer Umfrage von Horizont unterschiedlich. Einen wichtigen Hinweis liefert Paul Joyce:

6. Außerdem wurde gestern die 1.Runde des DFB-Pokals in einer ausufernden Zeremonie (Video) kurz vor Mitternacht ausgelost. Der Bahlinger SC empfängt den SV Sandhausen. Freiburg muss zum HSV Barmbek-Uhlenhorst. (Sportschau)

7. Meppen ist dieses Jahr nach 16 Jahren Pause auch mal wieder im DFB-Pokal dabei. Passend dazu ein schönes Fundtück im FC Poppe Blog aus dem Jahr 1982. In Meppen kannten sie damals Bruns. Aber wer war dieser Maradona?

8. Sami Khedira kennt man in Meppen und Madrid. Und nun auch in Italien, denn der ehemalige Stuttgarter wechselt zu Juventus Turin. Ben Barthmann (spox) meint, dass dieser Schritt Chancen und Risiken birgt, sich am Ende aber für Verein und Spieler wohl auszahlen wird.

9. John Oliver, britischer Late Night Unterhalter mit eigener Show in den USA wurde in den letzten Wochen und Monaten nicht müde die FIFA zu kritisieren. Um nun auch den Bewohnern von Trinidad & Tobago zu verdeutlichen, dass ihr Landsmann Jack Warner ordentlich Mist gebaut hat, buchte er sich kurzerhand Sendezeit bei Trinidads größter Fernsehstation. Das ganze war eine Reaktion auf Warners Ausführungen im selben Sendefenster einige Tage zuvor.  (YouTubeGuardian, SZ) Jürgen Kalwa (NZZ) stellt das betrügerische System von Jack Warner vor.

10. In diesen Tagen jährt sich die Weltmeisterschaft 1990 bereits zum 25.Mal. Gestern zum Beispiel war der 25.Jahrestag des Auftaktsieges gegen Jugoslawien, das zu den besten Spielen von Doppeltorschütze Lothar Matthäus zählt.Der ARD-Teletext hat das Jubiläum als Anlass genommen, um täglich an die Ereignisse vor einem Vierteljahrhundert auf ihren Seiten 840-849 zu erinnern. Ebenso erinnern der Twitter-Account @HisTOOORie und – besonders ausführlich und zeitgenau – die Macher von @1990Football.

Passend dazu ist auch die Oral-History des Guardian über die USA bei der WM 1990.

11. Zum Abschluss ein Leckerbissen. ESPN FC Sport Science hat das fantastische Tor von Lionel Messi im spanischen Pokalfinale auseinander genommen. Tolle Arbeit. Interessante Beobachtungen.

Meist geklickter Link gestern

Peter Ahrens (Spiegel) über La Mannschaft und ihren neuen Bus.

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Field Reporter

»Das Verbot in seiner jetzigen Form ist wie ein zahnloser Tiger. Es unterläuft den Sinn und Zweck, den es meines Erachtens eigentlich haben sollte: Eine spürbare Bestrafung zu sein. »Sperre light« würde ich sagen. Die Spieler können weiterhin an den Verein gebunden werden, sie trainieren mit der Mannschaft, sie werden integriert, dürfen Freundschaftsspiele bestreiten und sogar wieder verliehen werden. Barcelona kann trotz der Sperre fast so weiter machen wie vorher.«

Sportjurist Paul Lambertz erklärt im Interview mit Fabian Scheler (11 Freunde), warum der FC Barcelona trotz Sperre weiterhin Spieler verpflichten kann.

Mixed Zone
Biographien: Wie sich die Buchumschläge von Sportlerbüchern gleichen. (Flipflopflyin) + + + Flop: Läuft nicht bei der FIFA. (Zeit) + + + Trikot des Tages: He told his wife. (The Arsenal Shirt Project) + + + Öffnungstermin: Das Fußballmuseum öffnet am 23.Oktober. (Die Glocke) + + + Offener Brief: Lukas Brandl (Inside 11) bittet die Löwen-Fans um Geduld. + + + Kandidatur: Zico will FIFA-Präsident werden. (Sportschau) Die Wahl findet voraussichtlich am 16.Dezember statt. (FR) Die Wahl für den Austragungsort 2026 wird verschoben (FAZ).  + + + Absage: Markus Weinzierl geht vorerst nicht zum FC Schalke 04. (WDR) + + + Evolution: Alex Diamond (Bleacher Report) mit einer ausführlichen Analyse der Trainerkarriere von Pep Guardiola. + + + Sportdirektor: Azzouzi kommt zur Fortuna. (Der Westen, RP) + + + Gütetermin: Neururer und »sein« VfL treffen sich Ende August erneut, um ihren Rechtsstreit um Punkteprämien beizulegen. (beck-blog) + + + Vermarktung: Die weltweit am besten zu vermarktenden Fußballer. Bei Nummer 6 musst du jubeln. (Zeit) + + + Ungewöhnlich: Der Modus der Aufstiegsspiele in Italien ist anders. (Vice) + + + Tanzbär: Torsten Wieland (Königsblog) hadert mit seinem Lieblingsclub. + + + Vertragsverlängerung: Luca Toni (38) macht weiter. (NZZ) + + + Lobhudelei: Der Übersteiger schwärmt vom Rasenfunk und droht mit Kehlkopfgrätschen.

#Link11: Mannschafts-freie Zone

Stell dir vor, es ist Länderspiel – und keinen interessiert’s. Die neueste Marotte der Uefa, nach der Saison noch Länderspiele durchzuführen, ist ermüdend. Die Spieler haben sich ihre Sommerpause verdient – und auch wir Fans beschäftigen uns dieser Tage lieber mit der WM als mit Spitzenspielen wie Deutschland gegen Gibraltar. Noch lächerlicher sind eigentlich nur Freundschaftsspiele im Juni – und genau so eins findet heute Abend statt. Deutschland gegen die USA. Die Kölner interessiert das nicht wirklich: Das Spiel ist noch nicht ausverkauft (s. Süddeutsche). Es wird genauso wenig Thema dieser Link11 sein wie der verkrampfte Versuch des DFB, das deutsche Nationalteam als „die Mannschaft“ zu vermarkten (siehe dazu Peter Ahrens herrlichen Kommentar auf Spiegel Online).

blogundpresseschau

1. Kümmern wir uns lieber um die wichtigen Themen: Fußball-WM! Brasilien und Frankreich gewinnen ihre Auftaktspiele (s. Spiegel Online). Als Nachtrag zu Montag gibt es eine Analyse zu Nigeria gegen Schweden, geschrieben von Jolle (Spielverlagerung). Jens Kirschneck plädiert indes im Interview mit DRadio Wissen dafür, der Frauenfußball solle nicht immer nur neidisch auf die Männer blicken.

2. Die Transferzeit ist eröffnet! Julien Wolff (Welt Online) fasst die Lage beim FC Bayern zusammen. Welche Spieler müssen gehen? Wer steht auf der Tansferliste? Neues gibt es auch aus der medizinischen Abteilung der Münchner: Die Personalie Müller-Wohlfahrt dürfte noch allen gut in Erinnerung sein. Nun gibt es eine kleine, aber feine Neuerung, schreibt der kicker.

3. Das Trainerkarussell auf Schalke dreht sich: Die Knappen zeigen Interesse an einer Verpflichtung von Markus Weinzierl. Ihm soll ein Vierjahresvertrag vorliegen (s. u.a. DerWesten). Torsten Wieland (Koenigsblog) fasst die mediale Gemengelage zusammen.

4. Auch in Frankfurt dreht sich momentan alles um die Trainersuche. Neunundfuenfzig schaut sich an, wer alles auf der Kandidatenliste steht, und analysiert deren Fähigkeiten. Eintracht Inside ist derweil gar nicht begeistert, dass Patrick Ochs nach Frankfurt zurückkehren will.

5. Die Bundesliga-Saison ist vorbei – Zeit für Rückblicke aller Orten. Einen besonderen hat sich Patrick Völkner (Spox) ausgedacht: Er vergleicht die Leistungen sämtlicher Schiedsrichter. Am Ende kommt eine sauber sortierte Tabelle heraus.

6. Marc Kosicke ist einer der einflussreichsten Fußballberater – und einer der gefragtesten im Moment, schließlich gehört Jürgen Klopp zu seinen Klienten. Haruka Gruber (Spox) sprach mit ihm über seinen Job und über die Zukunft von Klopp.

7. Immer wieder Fifa: Fabian Scheler (11Freunde) stellt Chuck Blazer vor, den Mann, der den Fifa-Skandal mit seinen Aussagen gegenüber dem FBI ins Rollen gebracht hat. Die Sportfunktionäre der Fifa, aber auch anderer Sportarten sind derweil nicht froh über die amerikanische Einmischung. Evi Simeoni (FAZ) glaubt, davon könne die Hamburger Olympia-Bewerbung profitieren. Maradona möchte indes Vize-Präsident der Fifa werden (s. Welt Online). Wer noch mehr Ironie möchte: Bei Adidas, Erfinder der Sportkorruption (einfach mal ISL googlen), werden Stimmen laut, der Sponsor solle selbst die Fifa aufräumen, schreibt Andreas von Delhaes-Guenther (Bayernkurier). Vielleicht wäre es vorher einmal angebracht, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten.

8. Dreizehn Finalteilnahmen, dreizehn Siege. Die Cup-Final-Bilanz des Schweizer Klubs FC Sion gehört zu den eindrucksvollsten Serien des Weltfußballs. Auch am Wochenende gewannen sie wieder ein Cup-Final, diesmal gegen den Schweizer Branchenprimus FC Basel. Peter B. Birrer (NZZ) schreibt, wieso der Schweizer Fußball einen Klub wie den FC Sion braucht.

9. Was wurde eigentlich… aus dem Campo Bahia? Man erinnert sich: Das Campo Bahia war das „Weltmeister-Camp“, das der DFB eigens für die WM 2014 bezog. Viel hatten sich die Dorfbewohner von der DFB-Präsenz versprochen – und viel hatte der DFB versprochen. Ein Jahr später ist das Trinkwasser immer noch braun, die Touristenscharen bleiben aus und der Trainingsplatz der DFB-Elf verrottet. Jörg Meyn und Kai Schiller (DerWesten) mit einer sehr interessanten Reportage über geplatzte Hoffnungen.

10. Außergewöhnliche Trikotsponsoren sind im Fußball keine Seltenheit mehr. Doch eine Heavy Metal Band – das ist neu. Eine solche Band ist Sponsor bei Carl Zeiss Jena geworden, schreibt Ron Ullrich (11Freunde). Die Band erklärt, wie es dazu kam.

11. 75 Stunden dauerte ein Amateurkick. Es war der Versuch, ins Guiness Buch der Rekorde zu gelangen. Warum dieser Versuch wohl gescheitert ist, erklärt Fussball.de.

Meist geklickter Link gestern
Der Ticket-Preisvergleich der Ruhrnachrichten hat euch besonders interessiert.

Mixed Zone
Seitenwechsel: Sol Campbell will konservativer Bürgermeister von London werden (s. FAZ). + + + Todesurteil: In Ägypten wurden elf Fußballanhänger wegen ihrer Beteilung an den Vorfällen im Port Said Fußballstadium zum Tode verurteilt. Damals starben bei einer Massenpanik und Kämpfen zwischen Fans und Polizei 70 Menschen (s. Reuters). + + + Safe seating: Celtic führt als erster großbritannischer Spitzenklub wieder Stehplätze ein (s. Fanzeit). + + + In letzter Minute: Der FC Gerona verpasst den Aufstieg in die erste spanische Liga – wortwörtlich in der letzten Minute (s. FAZ). + + + Bella Italia: Sami Khedira kehrt nicht in die Bundesliga zurück, sondern wechselt zum Champions-League-Finalisten Juventus Turin (s u.a. FAZ). + + + Biete Tore, suche Spielpraxis: Lukas Podolski zieht es in die MLS, schreibt Jan Christian Müller. + + + Verlängerung: Luis Enrique bleibt bis 2017 Trainer in Barcelona (s. Spiegel Online).

#Link11: Stimmen aus dem Off

Die Bundesliga-freie Zeit ist die Zeit der Off-Themen. Ich begrüße das. So finden sich in der heutigen Link11 neben Aktuellem von Frauen-WM, Fifa und der Herren-Nationalmannschaft auch ein paar Randthemen, die durchaus eine Erwähnung wert sind. Was machen die Dauerkartenpreise? Was sind brasilianische Verhältnisse? Was hat New York mit Fußball am Hut? Die Link11 liefert Antworten.

blogundpresseschau

1. Vier Partien gab es gestern bei der Frauen-WM in Kanada – Übersicht, Ergebnisse und Spielberichte direkt bei der Fifa. Die komplette WM wird Ralph Gunesch bei mein sportradio begleiten – mit kurzen täglichen Updates und einer Reihe von ausführlichen Sendungen. Das Interesse an der WM scheint sich in Kanada selbst in Grenzen zu halten, wie der Bericht vom Eröffnungsspiel der taz aus einer Bar in Ottawa beweist.

2.  Ein Beispiel für die Praktiken der Fifa gefällig? Chung Mong-Joon ist Ehren-Vizepräsident der Fifa und im Gespräch um die Blatter-Nachfolge. Dawn.com dokumentiert seine Verbandelung mit dem pakistanischen Fußballverband. Es ist viel Geld geflossen im Rahmen von Fifa-Förderprogrammen, wohl um die Unterstützung bei Wahlen zu sichern. Die acht geförderten Projekten sind bis auf eines nicht fertiggestellt.

Zur aktuellen Lage in Sachen Fifa-Komplex und zur Rolle Deutschlands führt der DLF ein Sportgespräch mit Rafael Buschmann und Harald Stenger Domenico Scala, Finanzaufseher der Fifa, soll nun intern Reformen auf den Weg bringen – der Tagesspiegel stellt ihn vor.

3. Den FC Dornburg hatten wir hier schon einmal vor ein paar Monaten in der Link11 – ein rechtsextremes Fußballteam, das in den tiefen des Amateurfußballs Sachsen-Anhalts seine Gegner auf dem Platz mehrmals tätlich angriff. Auch 3 Monate nachdem die Probleme öffentlich thematisiert wurden und einige Vereine sich klar gegen den FC Dornburg positioniert haben, bleibt die Situation unverändert. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt scheint das Problem weiterhin zu vernachlässigen (taz). Aktiver zeigt sich Borussia Dortmund. Der Verein entzog dem Fanclub „Borsig Borussen“ den Stauts eines offiziellen Fanclubs, nachdem dieser sich an einer Demo der Partei „die Rechte“ beteiligt hatte (Faszination Fankurve).

4. Vater Staat. Manchmal sorgt er für Kopfschütteln. Aktuell zum Beispiel im Fall eines Werder-Fans, der 2012 nach einem Spiel in Bielefeld von Hooligans angegriffen und schwer verletzt wurde. Sein Angreifer wurde verurteilt, kann aber die Gerichtskosten nicht tragen. Die soll stattdessen der Geschädigte übernehmen (Welt).

5. Das Champions League-Finale war vermutlich der letzte große Auftritt von Xavi. Auch wenn wir hier schon einige Xavi-Porträts verlinkt haben, dieses bei twentyminutereads ist es ebenfalls wert, gelesen zu werden. Anhand von Xavis Aussagen in einer ganzen Reihe von Interviews wird seine gesamte Karriere, beginnend mit seiner Kindheit, rekonstruiert.

6. Die Bundesliga macht Pause – hinter den Kulissen wird an den Kadern für die neue Spielzeit gebastelt. Besonderen Handlungsbedarf hat der HSV, der eine Verkleinerung des Gehaltsetats anstrebt und einen personellen Umbruch in Gang bringen will – mal wieder (der Westen). Mit Transfergerüchten hat es der Vertikalpass nicht so und erinnert an die wilden Spekulationen aus dem VfB-Transfersommer 2009 als Ersatz für Mario Gomez gesucht wurde. Um sich dann doch ein paar aktuell im Umlauf befindlichen Namen zu widmen.

7. Jetzt schon an die kommende Saison denken, kann nicht schaden. Dauerkartenpreise sind ein Dauerthema. Folgerichtig haben die Ruhrnachrichten die Preise der kommenden Saison verglichen und machen auf mitunter nicht gerade dezente Veränderungen aufmerksam.

8. Die letzten DFB-Länderspiele der Herren vor der Sommerpause stehen an. Die Kernfrage: Wie motiviert ist der nicht ganz so stark besetzte Kader (SZ). Und ganz wichtig: der Markenkern der Nationalmannschaft wurde um ein weiteres Element erweitert – man firmiert jetzt auch offiziell als „Die Mannschaft“. Das Designtagebuch analysiert „Die Mannschaft“, Michael Rosentritt fragt, ob das nötig war (Tagesspiegel).

9. Brasilien ist fußballverrückt. Neymar ist der nationale Fußballheiland. Die ganze Fixierung verdeutlicht der Bericht des Tagesspiegels über die Rezeption des Champions League-Finals, das ganz im Zeichen Neymars stand. Nach ihm kommt lange nichts. Das spürt vor allem der Frauenfußball und dessen bekanntestes Gesicht Marta. Die mehrfache Weltfußballerin findet seit Jahren keinen Klub der dauerhaft den Spielbetrieb aufrecht erhalten kann – in einem Fall wurde die Frauenabteilung bei Santos aufgelöst, weil die Herren um Neymar den nationalen Titel holten und damit die Gehälter stiegen – alles eine Frage der Prioritäten (the Atlantic).

10. Kommen wir zur Wirtschaft: Manch ein Vereinsboss in Liga 2 und 3 beschwert sich regelmäßig über die dürftige Einnahmensituation und Probleme bei der Sponsorensuche. Im Vergleich zu anderen Sportarten, befinden sich Fußballvereine dennoch in einer komfortablen Situation – der Strahlkraft des Fußballs sei Dank. Die Welt zeigt das große Gefälle zwischen Fußball und anderen Sportarten auf.

11. Ich bin leicht zu haben. Man werfe Musik, Fußball und Gesellschaft zusammen und schon hat man einen Platz in der Link11 sicher. Verdientermaßen. In Bed With Maradona hat sich New York vorgenommen und liefert einen bunten Strauss von Texten mit angekoppeltem Soundtrack. Matthäus und Beckenbauer, Pelé, Henry, the Strokes, die Beastie Boys – alle sind sie da. Und auch die erste USA-Reise von Real Madrid in den 1920ern findet Erwähnung. Meine Meinung: muss man gelesen und gehört haben!

Meist geklickter Link gestern
Die visuelle Auswertung der Offensiv- und Defensiv-Arbeit in der Bundesliga (experimental 3-6-1).

Field Reporter

„Wir glauben an Poschner. Wir geben ihm Zeit […] natürlich trägt er die Verantwortung, aber mir gefällt das Wort ,gescheitert‘ nicht.

Das wäre auch ein bisschen hart nach dieser Saison, nicht oder? Noor #Ifanyoneplaningoralreadyplannedtostopusweareablefinishhimwithinasecond Basha hält zu Poschner (SZ).

Mixed Zone
Alkoholbedingte Ausfallerscheinungen: der Bremer SV aktualisiert seine Akkreditierungsregeln für Pressevertreter (Vereinswebsite) + + + Zenitesk: das neue Auswärtstrikot von Schalke 04 (Torsten Wieland via Twitter) + + + Einkaufstour trotz Transfersperre: Barcelona wird auf der Suche nach einem neuen Außenverteidiger fündig (BBC) + + + 20 Jahre Tödlicher Pass: die Zeit stellt das Fußballmagazin vor + + + Neuzugang: der BVB holt Julian Weigl von 1860 München (SZ) + + + Investigativ: Maradona foult seinen Enkel im Garten (der Telegraph deckt auf) + + + Klingelnde Kassen: Update zum Siegeszug des Fifa-Films „United Passions“ – am ersten Wochenende spielte der Film 607 $ ein (Guardian)  + + + Skandal in Kanada: Drucker defekt – Bernd Schmelzer ist dran

#Link11: Schwärmereien und feministische Regungen

Für eine frühe #Link11 ist es nie zu früh. Besonders dann, wenn sie aufs Wochenende zurückblickt: Auf das Finale der Champions League, den Beginn der Frauen-WM, die von der ganz großen Bühne vorerst wieder verschwundende FIFA und einige Texte zum Ende einer langen Saison.

blogundpresseschau

1. Oliver Fritsch: »So wunderbar kann Fußball sein« (ZEIT)

Der Fußball hat zuletzt seine finsterste Seite gezeigt, gierige Funktionäre wurden von der Polizei aus Luxushotels abgeführt. Im spektakulären Berliner Champions-League-Finale gaben der FC Barcelona und Juventus Turin am Samstagabend in Berlin dem Spiel Würde und Klasse zurück und fegten für etwa zwei Stunden das Trübsal hinweg, das den Fußball derzeit belastet. Als dann am Schluss der Mann die Tafel hochhielt, staunten einige Zuschauer, dass die neunzig Minuten schon abgelaufen waren. Man hatte bis dahin einfach weder Zeit noch Anlass, auf die Uhr zu schauen. Zu sehr war man mit dem Schwärmen beschäftigt.

2. Den taktischen Blick auf das Spiel hat Martin Rafelt bei Spielverlagerung zu einem Text verarbeitet. Christoph Biermann (11Freunde) widmet sich dem womöglich besten FC Barcelona aller Zeiten, Peter Ahrens (Spiegel Online) den alten Herren der alten Dame. Der Tagesspiegel hat internationale Pressestimmen gesammelt und über die Kosten des Spiels für Berlin berichtet Jonathan Sachse (Zeit).

3. Die Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag begonnen. Das Eröffnungsspiel zwischen Kanada und China hat Spielverlagerung analysiert. Im ersten Spiel der DFB-Auswahl setzten sich die deutschen Frauen am späten Sonntagabend mit 10:0 gegen die Elfenbeinküste durch. Dabei ging Deutschland sogar großzügig mit seinen Chancen um, findet Daniel Meuren (FAZ)

4. Nach der WM wird Silvia Neid den Trainerposten an Steffi Jones abgeben. Lars Spannagel (Zeit) porträtiert die Frau, in deren Berufung sich »bisweilen verkrampftes gesellschaftliches Sendungsbewusstsein« des DFB ablesen lässt: Jones hat nicht nur eine steinige Karriere als in Jungenmannschaften mitspielendes »Negerlein«, als nebenbei putzende Amateurfußballerin und schließlich als Franz Beckenbauer der Frauen-WM hinter sich, sie tritt den Job als Nationaltrainerin auch ohne Trainererfahrung an.

5. Weil die Aussagen in den FAZ-Interviews der deutschen Protagonistinnen Silvia Neid und Nadine Angerer in meinen Augen ausnehmend uninteressant sind (Stichwort: Kunstrasen), soll der Blick beim Frauenfußball heute in die Schweiz gehen. Frank Hellmann (FR) sprach mit Tatjana Haenni, FIFA-Direktorin für Frauen-Wettbewerbe, über den weltweiten Entwicklungsstand im Frauenfußball und die Anreize durch Vergrößerung des Teilnehmerfeldes. Ein Gespräch mit der Schweizer Nationaltrainerin findet sich unten beim »Field Reporter«.

6. Rund um die FIFA gab es am Wochenende wenig Neues. Jens Weinreich hat auch am Samstag und Sonntag mitgeschrieben.

7. In dieser Woche treffen europäische Senioren-Nationalmannschaften zum letzten Mal in dieser Saison zusammen, um Qualifikationsspiele für die EM 2016 auszutragen. Eine der Überraschungsmannschaften nach der Hälfte der Spiele ist Island, die in ihrer Gruppe fünf Punkte vor den Niederlanden und sieben vor der Türkei liegen. Der Deutschlandfunk betreibt Ursachenforschung.

8. Zum Abschluss der Bundesligasaison sind alle Schüsse gezählt und die wunderbaren Grafiken von Experimental 3-6-1 zu abgegebenen und kassierten Schüssen und deren Verwertung sind auf den neuesten Stand gebracht worden. Besonders interessant: Man könnte Dortmund durchaus für ein Team der Top-3 halten.

9. In Frankfurt ging die Saison mit dem Abschied Thomas Schaafs zu Ende. Bei Eintracht Inside wird der Stadt der Trainerfindung festgehalten und in den Kommentaren gibt es Kritik an der Rolle der Medien.

10. Nach fünfundzwanzig Jahren Amateurfußball ist der 1. FC Magdeburg im gesamtdeutschen Profifußball angekommen. Nur der FCM blickt auf den Verlauf der lange ersehnten Aufstiegssaison zurück.

11. Auf eine lange gemeinsame Geschichte im Profifußball können die Lokalrivalen Liverpool und Everton zurück blicken. Matt Gault schreibt bei These Football Times »A Tale of One City« und erzählt von einer Rivalität, die auf dem Platz zu Feldverweisen führt, abseits des Platzes aber friedlich bleibt, vom Merseyside Derby.

Meist geklickter Link letzte Woche
BILDblog – »›Bild am Sonntag‹ serviert FIFA-Kaiserschmarrn«.

Field Reporter

Frauenfussball wird immer nur einen Nischenplatz haben.
[…]
Ich glaube nicht, dass ich eine feministische Regung habe. […] Ich finde einfach, die Frauen und Mädchen haben die Aufmerksamkeit verdient, weil sie so viel leisten. Ich möchte, dass die Leute Respekt haben vor dem Einsatz und der Leistung der Spielerinnen.

Die Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Gespräch mit der NZZ über Vergleiche mit den Männern, Akzeptanz und die Situation in der Schweiz.

Mixed Zone
1981: Frankreich–Belgien in Bildern. Einfach so (The Vintage Football Club) + + + Brotterode: Kreisoberligameister tritt wegen Spielern im Einsatz beim G7-Gipfel nicht an (Fanreport) + + + Los Angeles: Die erste reguläre Vorstellung des FIFA-Films »United Passions« sahen zwei Kinobesucher (Reuters) + + + Hoffenheim: Sejad Salihovic verlässt den Verein nach neun Jahren (achtzehn99) + + + U21: EM-Kader steht (SpOn) + + +
U20: Drittes Spiel, dritter Sieg bei der WM (SpOn) + + + Turin: Liam Gallagher im Benefizspiel (NME) + + + Äthiopien: Neven Subotic führt Tagebuch über den Besuch seiner Stiftung (Ruhrnachrichten) + + +

#Link11: Ich hab in Katar noch nie einen schlafen gesehen

Für alles rund um die FIFA verweise ich erneut gern auf Jens Weinreich, der handelnde und im Hintergrund tätige Personen, Dokumente, Machenschaften und Vorwürfe kennt wie wohl kaum ein anderer deutscher Journalist. Sein Blog hält über wesentliche Neuentdeckungen auf dem Laufenden – der Titel »Was vom Tage übrig bleibt« lässt erahnen, warum vieles, womit die großen Zeitungen ihre Seiten füllen, dort nicht festgehalten wird.

blogundpresseschau

1. Einen Überblick der Ungereimtheiten von WM-Vergabe zu WM-Vergabe liefert Oliver Fritsch in der ZEIT, die SZ trennt ein paar Fakten von Spekulationen. Im Rampenlicht stehen derzeit vor allem die folgenden Personen: Enthüller Andrew Jennings (Washington Post), Übergangsleiter Domenico Scala (SZ), Kronzeuge Chuck Blazer (FAZ) und natürlich Patron Sepp Blatter (Thomas Kistner, SZ).

2. Was hält die FIFA von Einzelpersonen abgesehen an der Macht? Natürlich auch der DFB, seine Sponsoren und die deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, befindet Michael Ashelm in der FAZ. Unterm Strich sind es vor allem die Fernsehrechte und damit wir alle als Zuschauer, die den Markt dafür am Leben erhalten, wie Axel Hansen (ZEIT) unterstreicht.

Der frühere Sposoring-Chef von VISA legt bei Mumbrella.com.au dar, weshalb er jedem Sponsor dringend davon abraten würde, sich jetzt von der FIFA zu lösen. Endreas Müller nimmt eine besonders nüchterne Rolle ein und hält der FIFA vor, sie habe vor lauter Korruption deutlich weniger erfolgreich gewirtschaftet, als es in ihrer hervorgehobenen Rolle angesichts des deutlich größeren Wachstums bei UEFA und Premier League möglich gewesen wäre.

3. Eine FIFA-Weltmeisterschaft findet derzeit weitgehend unbemerkt in Neuseeland statt: Die der U20-Junioren. Nach zwei Siegen gegen Fidschi und Usbekistan ist die deutsche Auswahl (u.a. mit den Bundesligaprofis Brandt und Stendera) bereits sicher eine Runde weiter. Ein Spielbericht der letzten Partie findet sich bei Spox, ein Gespräch mit Marc Stendera auf DFB.de.

4. Noch nicht begonnen hat dagegen die FIFA-Weltmeisterschaft der Frauen. Sie findet auf Kunstrasen in Kanada statt und beginnt aus deutscher Sicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Philipp Eitzinger (Ballverliebt) bereitet mit einem umfassenden Vorbericht auf die Rahmenbedingungen und die Mannschaften des Turniers vor.

5. Morgen findet in Berlin das Finale der Champions League zwischen Juventus und Barcelona statt. Wie die Turiner taktisch vorgehen, wird von Grup14.com analyisert. Auf Seiten der Katalanen stehen mit Messi, Neymar und Suarez drei außerordentlich gute Stürmer, die Sebastian Stier im Tagesspiegel würdigt. Dahinter wirkt der »Herrscher über Raum und Zeit hinter Messi und Co«: Sergio Busquets. Constantin Eckner (11Freunde) stellt ihn vor. Ob der FC Barcelona trotz großer Spieler und großer Erfolge vor dem Zerfall steht, bespricht Florian Haupt in der Welt.

6. Ausgeglichenheit und Qualität der Finalmannschaften über die Jahre finden sich in einem Diagramm von Omar Chaudhuri (Twitter). Prosaischer ist der Rückblick auf die Austragungen des Landesmeisterpokals, die Scott Murray für den Guardian verfasst hat. Bei ESPN hat Emanuele Colombo einige Szenen der Champions-League-Saison als GIFs aufbereitet.

7. Schon am letzten Wochenende gab es in Berlin entscheidende Spiele: Neben dem Finale im DFB-Juniorenpokal spielte Tennis Borussia um den Aufstieg in die Oberliga, außerdem gewann der VfL Wolfsburg erstmals den DFB-Pokal der Senioren. Einen Bericht vom Wochenendausflug nach Berlin mit Besuch der beiden letzteren Spiele hat der Übersteiger verfasst.

8. Eine Hymne auf der Acht:

Er stieß Schindler von sich. Und als dieser einfach nicht ablassen wollte, setzte Kircher ihm auch noch unmissverständlich die Faust auf die Brust und fixierte ihn mit einem Blick, der so finster und kalt war, dass sich wohl selbst der Terminator und der Undertaker bibbernd in den Armen gelegen hätten. Ein Blick, der sagte: »Es reicht! Mir. Meinen Kollegen. Dem Fußball.«

Benjamin Kuhlhoff (11Freunde) schrieb ein Loblied auf Knut Kirchers Spielleitung im Rückspiel der Relegation zwischen zweiter und dritter Liga (1860 München – Holstein Kiel).

9. Aktives Abseits blickt zurück: Was wäre, wenn es die Relegation nie gegeben hätte? Was wäre uns erspart, was verwehrt geblieben? Wer wäre gekommen, wer wäre gegangen? Eine subjektive Auswahl von Leverkusen 1982 bis Hamburg 2015.

10. Beim Abstiegsendspiel zwischen Hannover und Freiburg bliebt die Relegation schließlich beiden Vereinen erspart. Der Wochenendrebell war diesmal nur mit seiner Tochter beim Spiel der Grünen gegen die Roten. Sein Bericht deckt sowohl die moralischen Bedenken beim Besuch eines entscheidenden Spiels als Unbeteiligter als auch neue Entwicklungen in der Wochenendrebellenfamilie ab.

11. In der ARD hat Olli Dittrich seine lose Reihe von Parodien erfolgreicher Fernsehformate fortgesetzt. Nach dem Frühstücksfernsehen und dem Talkgespräch nahm er sich diesmal der Enthüllungsreportage an. Dabei enthüllt er Schorsch Aigner, einen Mann, der über Jahrzehnte als Franz Beckenbauers Doppelgänger fungierte und an vielen Stationen seiner Karriere beteiligt war. Die Sendung ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Meist geklickter Link gestern
angedacht – »Ungeschriebene Oden«

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Bei »Collinas Erben« ist die Saisonabschlussfolge erschienen: »CE69 – Das schwarze Trikot«.

Field Reporter

Welche Party war besser: »La Septima« nach 32 Jahren ohne Titel in Madrid oder die Entladung im Jahr nach dem »Finale dahoam« in München?
Kein Mensch kann sich vorstellen, wie es ist, in einem offenen PKW durch Madrid zu fahren, wenn einem zwei Millionen Menschen vom Straßenrand zujubeln. Der Jubel am »Plaza de Cibeles« und anschließend mit 100 000 Menschen im Bernabeu, das war unbeschreiblich. Man kommt sich vor wie im Film.
Wie geht der Realist Jupp Heynckes mit so einer Situation um?
Nüchtern.

Mit Tim Jürgens (11Freunde) spricht Jupp Heynckes über die Champions League.

Mixed Zone
Dresden: Die Dritte Liga spielt in der kommenden Saison mit acht Klubs aus den neuen Bundesländern. Die Tabelle der sechs bisherigen Ostklubs untereinander bei Ballsalat + + + Fürth: holt Kumbela (SpVgg) + + + Hoffenheim: verpflichtet Schär (achtzehn99) + + + Düsseldorf: verstärkt sich mit Julian Koch (Fortuna 95) + + + Paderborn: kündigt nach Fanprotesten Korrekturen bei den Ticketpreisen an (Westfalenblatt) + + + Bundesliga: Die Endtabelle nach 2-Punkte-Regel (Trainer Baade) + + + München: Mit der Zukunft von 1860 befasst sich die SZ + + + München: Der FC Bayern begrüßt zur Saisoneröffnung diesmal Real Madrid, Tottenham und den AC Mailand (kicker) + + + Waging: Lorant schafft Klassenerhalt in der Nachspielzeit der Relegation (SZ) + + + Niederlande: Die Eredivisie-Saison im taktischen Rückblick bei Spielverlagerung + + +

#Link11: Das Blatter-Spezial

Sepp Blatter tritt zurück. Irgendwann. Ja, das ist der Fifa-Chef, der sich trotz der Korruptionsermittlungen in seinem engsten gerade erst hat wiederwählen lassen. Für großen Jubel dürfte der Schritt des 79-jährigen Schweizers nicht gesorgt haben. Zumindest nicht bei den Journalisten, den er damit gestern den Feierabend versaute.

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1. Welchen Grund hat Sepp Blatter eigentlich, vier Tage nach seiner Wiederwahl zurückzutreten? In der Frankfurter Allgmeinen Zeitung wird die Vermutung geäußert, dass Anwälte ihm dazu geraten haben, weil er sich als Privatperson besser gegen die Ermittlungen wehren könne, als wenn er weiter Fifa-Chef bliebe. Die New York Times nennt zeitgleiche direkte Ermittlungen der US-Behörden gegen Blatter als möglichen Grund für den überraschenden Schritt.

2. In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung wird klar gemacht, dass der Rücktritt Blatters nicht sofort erfolgt und er sich damit zumindest Luft verschafft, um im Hauptquartier Ordnung zu schaffen. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was damit gemeint ist. Ein strategischer Rückzug eben. Ein neuer Präsident soll angeblich erst zwischen Dezember 2015 und März 2016 gewählt werden.

3. Auf Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke zielen und damit Sepp Blatter treffen. In der Süddeutschen Zeitung wird diese Strategie der amerikanischen Ermittler beschrieben. Valcke sei nicht nur der Mann fürs Grobe, sondern hätte vielleicht Interessantes über Sepp Blatter zu erzählen. Begonnen hat die Beziehung Blatter-Valcke kurz vor der Pleite der Fifa-Rechteagentur ISL, die mit 141 Millionen Euro Sportfunktionäre bestach.

4. Wer mit wieviel Geld den Verein Fifa finanziert, zeigt der Spiegel. Etwas komplexer hergeleitet, aber durchaus schlüssig erklärt die Zeit: Die Fifa gibt uns das Unmoralische, was wir insgeheim verlangen. Deshalb würden wir zwar die Fifa auspfeifen, aber trotzdem bei jeder WM alle Spiele sehen.

5. Dass ein Finanz-Chef durchaus auch Geld besitzt, ist nicht verwunderlich. Aber so viel? Laut Jens Weinreich dürfte Fifa-Fanz-Chef Don Julio Humberto Grondona rund 100 Millionen Euro besitzen. Eine interessante Aufschlüsselung, die Raum für viele weitere Fragen lässt.

6. Da das hier aber keine Blatter11 des Tages werden soll, sondern eine Link11, wechsele ich mal das Thema und komme zum Aufreger des Relegationsspiels zwischen dem HSV und KSC zurück. Ein vermeintliches Handspiel des Karlsruher Meffert ermöglichte dem Hamburger Diaz den Ausgleich per Freistoß in letzter Minute. Alex von Collinas Erben erklärt bei NTV, warum Schiedsrichter Manuel Gräfe diese Entscheidung traf. Etwas polemischer geht die Süddeutsche Zeitung die Handspielregel an und erklärt sie zur unfairsten Regel des Fußballs. War das nicht vor kurzem noch die vermeintliche Dreifachbestrafung? Aber manchmal sieht man in der Überzeichnung Missstände tatsächlich besonders deutlich.

7. Mit einer starken Meinung zur Relegation kommt der Spiegel und fordert: Schafft sie ab! Weil sie im Zweifel nur die abstiegsbedrohten höherklassigen Vereine belohnt. Weil sie ein zusätzliches Schloss am beinahe closed Shop Bundesliga sind. Den Kommentar können sie beim Spiegel heute noch einmal veröffentlichen. Sie müssen nur die Namen HSV durch TSV 1860 und Karlsruhe durch Holstein Kiel ersetzen.

8. Bleiben wir noch einmal beim HSV. Bei 11Freunde wird fehlende Demut bei den HSV-Spielern thematisiert, die nach der erneut überstandenen Relegation ausgelassener feierten als der FC Bayern seinen 25. Meistertitel. Der Spiegel schaut sich die Personalie Bruno Labbadia an. Trainer und Verein hätten sich beide gebraucht und müssten sich aber auch beide zur nächsten Saison neu erfinden, wenn nicht wieder das gleiche drohen soll. Das wichtigste für mich: Der Autor bringt das Wort „Mettbrötchen“ im Text unter. Bei der Taz verabschiedet sich jemand vom HSV als Fan. Etwas ehrlicher kommt das Abnabeln bei Nurdertim.de herüber, der erzählt, wie er das Spiel erlebte, obwohl er mit dem Klub nichts mehr zu tun haben will.

9. Nicht erst seit dem Clash zwischen Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Josep Guardiola i Sala beim FC Bayern steht das Thema Verletzungen im Mittelpunkt der Berichterstattung. Beim Blog Fußballverletzungen werden die Fehltage der einzelnen Spieler summiert und nach Klub sortiert ergibt das ein gut twitterbares Säulendiagramm. Ergebnis demnach: Schalke top, Gladbach flop. Für mich hat diese Auflistung allerdings nur einen ähnlich begrenzten Aussagewert wie die Laufleistung von Spielern in einer Partie. Erstens dürften ein, zwei schwere Verletzungen einen Verein in dieser Tabelle schnell nach unten schicken, denn das wird nicht gewichtet. Außerdem ist es für Trainer durchaus auch entscheidend, ob sich der Stammkeeper oder der dritte Torwart verletzt. Wenn eine Mannschaft drei, vier Spieltage auf vier, fünf Stammspieler verzichten muss, dürfte das durchaus heftige Auswirkungen haben sich aber in dieser Tabelle nicht so stark widerspiegeln.

10. In einer Kolumne bei ESPN fordert Uli Hesse die Uefa auf, die gesammelten Daten (16.000 Verletzungen in zwölf Jahren wurden für eine Studie gesammelt) transparent zu machen. Denn die Häufungen von Verletzungen bei Bayern München oder Borussia Dortmund würden Rätsel aufgeben. Zumal aus der Studie klar ersichtlich sei, welche Trainer verletzungsvorbeugend arbeiten würden und welche nicht.

11. Fast elf Stunden Podcast! Mir blieb etwas die Spucke weg, als meine Podcast-App heute die drei Episoden vom Rasenfunk Royale geladen hatte. Respekt an alle Beteiligten. Max vom Rasenfunk hat mit Experten von jedem der 18 Bundesligaklubs gesprochen und mit Rasenfunk Royale quasi das Kicker-Sonderheft der Podcast hervorgebracht. In Episode 1 geht es um Tabellenplatz 1-7. In Episode 2 um die Plätze 8-12. Und um ganz unten geht es in Episode 3. Bis zum Trainingsstart der Zweiten Liga dürfte ich jetzt genug Stoff für die Ohren haben.

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Vice – Wembley ist ein seelenloser Nicht-Ort.

Field Reporter

Die schlauen Leute danach immer. Mach dies, mach das, mach jenes. Warum spielt ihr nicht selbst oder trainiert? Geht mir nicht auf die Eier.

KSC-Torwart Dirk Orlishausen nach der Relegation gegen den HSV auf Twitter

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Fifa: Interpol veröffentlicht die Haftbefehle gegen Offizielle (Interpol) + + + Twist and shout: So schön wie von den Anhängern von Motherwell haben wir den Beatles-Klassiker noch nie in einer Fankurve gehört (Youtube) + + + Eingestellt: Die Verfahren gegen Polizisten für den Blocksturm beim Spiel Schalke – Saloniki wurden eingestellt (Faszination Fankurve) + + + Ingolstadt: Wie könnte Ingolstadt sein Spiel in der Bundesliga aufziehen? Eine Vorschau. (Spielverlagerung) + + + Lego: Alle Stadien der Premier League mit Legosteinen nachbauen? Wenn ihr die Zeit nicht habt, kauft euch die Arenen halt. (Brickstand) + + + Männlichkeit: Warum wird Fußball mit Männlichkeit verbunden? Eine Analyse (Spunk) + + + Hertha: Pal Dardai hat in Berlin die Mammutaufgabe, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen (Tagesspiegel)  + + +

#Link11: Ist es das, was ihr wollt?

Der Fußball lebt von der Spannung, aber braucht man Spannung um jeden Preis? Muss man noch aus den letzten Spielen das letzte bisschen Spektakel herausquetschen? K.-o.-Spiele versprechen das Nonplusultra an Spannung. Im Vergleich zu einem Pokalfinale geht es bei den Spielen um Aufstieg und Abstieg. Nicht um das Tüpfelchen auf dem i am Ende einer Saison sondern ums nackte Überleben.

Das spürt man auf dem Platz und daneben. Die Macher versprechen sich davon einen doppelten Boden für die abstiegsbedrohten Vereine, zusätzliche Einnahmen und Emotionen. Die haben sie bekommen. Und Spannung bis zur allerletzten Minute der Bundesligasaison. Eigentlich perfekt, wenn da nicht der nackte Existenzkampf wäre, um das, für was man die ganze Saison mehr als 30 Spieltage lang gearbeitet hat. Auf die Sieger wartet keine blumige Zeremonie, kein Konfettiregen. Beim neutralen Beobachter bleibt ein schales Gefühl zurück.

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1. Der HSV spielt weiterhin Bundesliga. Beim Relegationsrückspiel in Karlsruhe ist einiges vorgefallen. Der HSV glich in letzter Minute nach einem umstrittenen Freistoßpfiff aus:

In der so erzwungenen Verlängerung gingen die Hamburger in Führung, der KSC vergab einen Elfmeter zum Ausgleich. Liest sich nüchtern, war aber hochdramatisch (FAZ). Der geglückte Nicht-Abstieg darf in Hamburg nicht über eine desaströse Saison hinwegtäuschen, meint Zwergenwerke

2. Auch das Aufstiegsspiel zwischen Offenbach und Magdeburg, das dem FCM zum Aufstieg verhalf, hinterlässt Spuren. Nur der FCM konzentriert sich aufs Spielgeschehen. Auf Offenbach wartet eine weitere Regionalligasaison – der Kader könnte auseinander brechen, der Trainer das Team verlassen und der Platzsturm von 30 OFC-Fans bringt den Verein in Misskredit (Christoph Ruf bei Spon). Das System Drittliga-Aufstieg prangert Thomas Badtke in seinem Kommentar bei n-tv nach den jüngsten Ereignissen an.

3. Und es ist noch nicht vorbei. Zumindest für Holstein Kiel und 1860 München, die heute Abend vor einer mutmaßlich imposanten Kulisse in der Allianz-Arena um den letzten zu besetzenden Platz in der 2. Bundesliga streiten. Die SZ über das finale Trainingslager der Münchner in Südtirol, wo die Saison auch ihren Anfang nahm. Die Sportschau über Holstein Kiel und die historische Dimension eines Aufstiegs.

4. Statt Abstiegskampf steht ab Sonntag die Fußball-WM der Frauen in Kanada an. Silvia Neids letzte große Mission als Bundestrainerin. Über das Turnier und die Bedingungen vor Ort spricht sie im Interview mit Frank Hellmann (der Westen). Womit ich fließend zum Fifa-Komplex überleite. Amélia Fouques ist Anwältin und im Vorstand des kanadischen Fußballverbands. Einblick nehmen in die Verträge zur anstehenden WM? Unerwünscht. Mit ihren Aussagen schildert sie ein Klima des internen vorauseilenden Gehorsams in ihrem Verband und die Angst vor einer Auseinandersetzung mit dem Weltverband (DLF).

5. Nicht nur deshalb fordert Fouques einen Austritt Kanadas aus der Fifa. Boykottforderungen und Rücktritte sind dieser Tage in Mode. Der Präsident der englischen FA fordert einen WM-Boykott der großen europäischen Fußballnationen 2018. Über konkrete Maßnahmen soll Uefa-intern im Vorfeld des Champions League Finals beraten werden (SZ). In einem Kommentar präzisiert Thomas Kistner die Aussichten auf einen WM-Boykott, zu dem sich Deutschland bisher zurückhaltend positioniert hat (SZ).

6. Nach und nach kommen immer mehr Details der Ermittlungen zutage, die gerade erst Fahrt aufnehmen. Die Einschläge in Richtung Sepp Blatter kommen näher. Jerome Valcke, enger Vertrauter Blatters, soll in die Zahlung der 10 Mio. $ des südafrikanischen Fußballverbands an Jack Warner verwickelt sein – der Tagesanzeiger veranschaulicht, die Fifa dementiert. Eine zentrale Rolle spielt auch der inzwischen schwer erkrankte Chuck Blazer. Er war einer der vertrauten Blatters und scheffelte über viele Jahre hinweg Geld mit dem Fußball – ein älteres ausführliches Porträt bei Buzzfeed. Die aktuellen Ermittlungen gegen die Fifa soll Blazer durch seine Unterstützung erst möglich gemacht haben – davon erhofft er sich Milde in seinem eigenen Prozess wegen Steuerhinterziehung (Stuttgarter Zeitung).

7. Jürgen Klopp macht den vielen Gerüchten um seine Person erstmal den Garaus und erklärt, sich bis auf Weiteres eine Pause vom Fußball zu nehmen (Tagesspiegel). Dem Trainerkarussell widmet sich auch die NZZ und blickt insbesondere auf Übungsleiter aus Portugal, die sich in dieser Saison europaweit mit fünf Titeln hervorgetan haben.

8. Tut sich da ein neuer Markt für die Bundesliga auf? Faktisch ja, aber in der Praxis wird Kuba wohl kaum eine Rolle in den Vermarktungsplänen der DFL-Strategen spielen. Dennoch: Fußball ist im Kommen und geschaut wird Bundesliga oder die spanische Primera Division. New York Cosmos reist nun als erstes US-amerikanisches Profiteam seit 1999 auf die Insel – mit dabei: Raúl (SZ).

9. Wer früh aufsteht oder sehr lange wach ist, kann dieser Tage die U20-WM in Neuseeland verfolgen. Ein Großteil des deutschen Kaders rekrutiert sich aus den U19-Europameistern von 2014. Den Kader und die Ausgangslage stellt Goal.com vor. Das Auftaktspiel gegen Fidschi wurde 8:1 gewonnen (DFB) – die Highlights.

10. Das Wembley-Stadion. Über Jahrzehnte hinweg der Inbegriff des Fußballtempels. Unzählige denkwürdige Fußballmomente spielten sich in Wembley ab. Im alten Wembley. Das Stadion, das heute den altehrwürdigen Namen Wembley trägt, ist ein Neubau. Vice hat ihm einen Besuch abgestattet und stellt fest – Wembley ist ein seelenloser Nicht-Ort.

11. Gibt es denn nichts Positives zu berichten über die Fifa und ihre Machenschaften? Schließlich verteilt der Weltverband über seine diversen Fördertöpfe jede Menge Geld an seine Mitglieder und es kann schließlich nicht alles in der Karibik versickern. Ein positives Beispiel ist Bosnien-Herzegowina. Noch vor wenigen Jahren regierte im nationalen Verband die Korruption, bedingt durch eine Aufteilung der Macht unter den Ethnien des Landes. Fifa und Uefa griffen durch und brachten einiges auf den Weg. The Balkanist über Reformen auf dem Balkan.

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Die vom Bildblog aufgedeckte Falschmeldung über angebliche Ermittlungen gegen Franz Beckenbauer.

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Blatter war Zeit seines Lebens in seinen 40 Jahren bei der Fifa immer ein großer Entfesselungskünstler, aber langsam könnte es eng werden.

Der ehemalige FIFA-Mediendirektor Guido Tognoni im DLF-Sportgespräch.

Mixed Zone
Erklärbär: für alle, die noch nicht wissen, wie die Fifa funktioniert (BR) + + + neuer Verein: Sebastian Prödl wechselt in die Premier League zum Watford FC (kickwelt) + + + Aufklärung: Jack Warner bezieht Stellung gegen Quatsch-Anschuldigungen, die ihm The Onion gemacht hat (FAZ) + + + Der alte Mann und das Tor: Luca Toni wird mit 38 nochmal Torschützenkönig (Tagesspiegel) + + + Sumpf: der türkische Fußball verliert an Attraktivität (NZZ)

#Link11: Zahlen, bitte!

Die heutige Link11 hat vor allem mit Zahl(ung)en zu tun. Die 52. Bundesligasaison ist beendet. Sie hatte sowohl das schnellste (nach 9 Sekunden), als auch das Tor aus der weitesten Entfernung (83 Meter) zu bieten. Xabi Alonso hatte beim FC Köln 216 Ballkontakte. Eine FIFA-Exekutivmitglied verdient im Jahr angeblich ca. 150.000 € an Aufwandsentschädigungen. Für eine WM in Katar sterben 62 Menschen pro Fußballspiel. Ihr seht vermutlich schon, wohin das wieder führt.

Auch im Programm: Die Dauerkartenpreise des SC Paderborn. Der Kaderpreis des FC Schalke. Ein Rechenverfahren fürs Elfmeterschießen. 419 Folgen Doppelpass mit Jörg Wontorra. Legendäre Finanzbeamte der Bundesliga-Geschichte. Warum England nur jeweils 1 Superstar pro Spielergeneration hervorbringt.

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1. Auch am Wochenende machte die FIFA wieder von sich reden. Aufregende 72 Stunden voller Bestechung und Politik gipfelten am Freitag mit der absurden Krönungszeremonie des wiedergewählten Patriarchen Sepp Blatter. Ich versuche in der Folge eine grobe Übersicht über einige der (aus meiner Sicht) interessantesten Artikel zu geben.

Jürgen Kalwa sieht die Ermittlungen gegen den Weltverband noch längst nicht am ihrem Ende. Auch Blatter könne zum Ziel der US-Ermittler werden (Deutschlandfunk). Sebastian Moll stellt deren Chefin, US-Justizministerin Loretta Lynch und ihre Arbeitsweise vor (Zeit). Beeindruckt wirkt Blatter bislang noch nicht und droht bereits wieder munter seinen Kritikern (SZ). Also alles beim Alten. Wer, abseits eifriger US-Behörden, Blatter das Drohen austreiben soll, ist nach wie vor unklar. Michael Hanfeld erklärt, warum von ARD & ZDF kein Protest einer WM in Russland oder Katar zu erwarten ist (FAZ). Oliver Fritsch zeigt auf, warum die UEFA und Michel Platini keine strahlenden Ritter in der Not sind (Zeit). Thomas Kistner nennt die bisherigen Bemühungen des europäischen Verbandes „stümperhaft“ und spielt die Möglichkeit eines europäischen FIFA-Boykotts durch (SZ).

Jens Weinreich geht in die Tiefe und zeichnet auf faszinierende Weise den klassischen Ablauf einer „Kommissionszahlung“ im Selbstbedienungsladen der FIFA nach. Leider kommt auf jeden Weinreich mindestens ein Günter Jauch. In dessen Studio durfte FIFA-Sprecher Alexander Koch beinahe unkommentiert Sätze wie diesen in die Runde werfen:

„Aus voller Überzeugung: Die Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar ist gut für die Arbeiter dort.“

Dass Jauch hier keine Einwände hatte, mag daran liegen, dass sein Arbeitgeber (siehe oben) sich anschickt, wirklich, wirklich viel Geld mit besagter WM zu verdienen. Und vermutlich noch mehr auszugeben. Ich ziehe meinen Hut und sage Champs-Élysées. Die allwöchentliche Schmäh-Kritik an Jauchs oft zahnloser Art mag zwar häufig dem Selbstzweck dienen, die gestrige Sendung jedoch hat sich eine halbhohe Verbalgrätsche redlich verdient. Peter Ahrens lässt sich nicht lumpen. Warum es nicht ratsam ist, sich zu komplexen Themen wie diesem in der BILD (falsch) zu informieren, erläutert das BildBlog in aller Kürze. Erwartbar.

2. Wer „A Beautiful Mind“ gesehen hat, weiß vielleicht wer John Nash war. Der brillante (und kürzlich verstorbene) Mathematiker war ein Experte auf dem Gebiet der Spieltheorie. Liebend gerne würde ich diese Perle der Weisheit nun angemessen erklären, doch leider war in Mathematik eine komplette Null… ihr solltet mal meine ehemaligen Lehrer fragen. Schlimm. Ich lasse daher Wikipedia sprechen:

In der Spieltheorie werden Entscheidungssituationen modelliert, in denen sich mehrere Beteiligte gegenseitig beeinflussen. Sie versucht dabei unter anderem, das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen davon abzuleiten.

Christian Hesse hat, unter Zuhilfenahme von Nashs berühmtester Arbeit, die perfekte Taktik für Elfmeterschützen berechnet (Zeit). Dass dafür Platz auf Jens Lehmanns Spickzettel gewesen wäre, gilt derzeit als nicht gesichert.

3. Um Zahlen geht es auch dem SC Paderborn. Dem Bundesliga-Absteiger eilt das Image des sympathischen Underdogs inmitten aufgepumpter Sportkonzerne voraus, doch seine Fans dürfte das derzeit nicht trösten. Ein seit längerem wegen der immens teuren Dauerkarten schwelender Konflikt mit dem Verein ist nach erneuten Preiserhöhungen wieder neu entflammt und findet seinen vorläufigen Höhepunkt in einem offenen Brief der aktiven Fanszene an Vizepräsident Martin Hornberger (Passione).

4. Der DFB-Pokal geht an den VfL Wolfsburg. BVB-Trainer Jürgen Klopp räumt damit ohne einen letzten Titel seinen Stuhl in Dortmund. Any Given Weekend berichtet von einem aus Borussensicht Sicht ernüchternden Finale. Der VfL Wolfsburg wird im Gegensatz zum BVB gerne als seelenloses Marketingprojekt eines Industrieriesen charakterisiert, ein Verein ohne „Kultur“. Genüsslich zitiert man dabei üblicherweise die neusten Zahlen aus der Wolfsburger Transferhistorie. Dass echte Liebe zum Beispiel beim BVB auch durchs Portemonnaie geht, vergessen die Kulturpessimisten dabei gerne (11 Freunde). Dabei war der verdiente Titelgewinn des VfL, so unpopulär diese Meinung unter eingefleischten Fans sein mag, durchaus ein sympathischer (SZ). Dass nicht nur Jürgen Klopp Sprüche klopfen kann, dürfte jedenfalls hiermit bewiesen sein.

5. Eine „Kultur“ im Sinne althergebrachter Sitten und Gebräuche hat Eintracht Frankfurt. Ein wichtiger Teil dieser Kultur sind die berüchtigten Zeiten der Diva vom Main, die die glorreiche SGE seinerzeit tief in die roten Zahlen getrieben hatte. Derzeit gleicht der Verein auf den ersten Blick tatsächlich einer Großbaustelle, die Trennung von Thomas Schaaf verlief chaotisch, das Geld ist noch immer knapp. Eintracht Inside fasst den Stand der Dinge zusammen und geht auf Trainersuche. ’59 lässt in einem kritischen Gastbeitrag keine Zweifel aufkommen: Die Diva ist zurückgekehrt!

6. Trotz der zweithöchsten Gehälter der Liga: Auch der FC Schalke ist derzeit ein Verein voller Fragezeichen. Die größten stehen, neben der Trainerfrage, hinter der Person Horst Heldt. Die Halbfeldflanke hat eine Schalker Saison voller Strategiewechsel und Missverständnisse chronologisch zusammengefasst. Heldt erhöht derweil wieder einmal den Druck auf seine Spieler und überrascht mit kreativen Vertragsklauseln (Reviersport). Torsten Wieland beruhigt jedoch die königsblauen Gemüter: Alles halb so wild – langfristig betrachtet. (Königsblog).

7. Schalke und die Eintracht suchen einen Trainer – Sascha Lewandowski kann seinen nächsten Verein womöglich frei wählen. Seit seinem Abschied von der Bundesligabühne scheint die Popularität des noch bei Leverkusen unter Vertrag stehenden „Neulings“ ständig zu steigen. Philip Sagioglou kennt die Gründe für Lewandowskis Gefragtheit (Welt).

8. Man mag vom Doppelpass halten, was man will, doch 419 Sendungen sind eine Hausnummer. Genau so viele Episoden der legendären Biertrinkerrunde hat Jörg Wontorra moderiert, bevor er am Sonntag seinen Ausstand gab. Jens Hungermann blickt auf 419 Sendungen mit Phrasenschwein, prominenten Gästen und Legende Udo Lattek zurück (Welt).

9. Echte Liebe via Twitter? Pah! Fohlenelf via Snapchat! (Ihr wisst schon. Die, die das 3 Milliarden-Angebot von Zuckerberg abgelehnt haben.) Das Mobilnetzwerk mit den sich selbst löschenden Inhalten ist  – daran besteht spätestens jetzt kein Zweifel mehr – der heißeste Sch***. Die Borussia will damit junge Fans gewinnen und erzielt bereits beachtliche Erfolge in Sachen Followeraufbau (Handelsblatt). (Disclaimer: Ich habe Snapchat in der letzten Woche ausprobiert und war ähnlich überfordert wie damals im Mathe-Unterricht.)

10. Dem englischen Fußball wird seit Jahren nachgesagt, zu wenige Talente nach oben zu spülen. Ein Rooney, ein Scholes, ein Keegan pro Generation, das ist zu wenig. The Whitehouse Address geht noch einen Schritt weiter und schreibt: England produziert insgesamt zu wenige kreative Spielertypen, für die genialen Premier League Momente sorgen seit Jahren die Silvas, Henrys und Cantonas. Eine fußballphilosophische Spurensuche.

11. Die Stars der UEFA und der FIFA verdienen 20 Mio. € im Jahr. Die Stars der UPSA (Upper Prison Sports Association) in Uganda sitzen 20 Jahre wegen Mordes ab. David Goldblatt berichtet von einer völlig anderen Fußball-Liga (Guardian).

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Die Selbstfindung des Ralf Rangnick beim Rotebrauseblogger

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„Wir hatten 1988 ein Trainingslager in Spanien, die Mannschaft des FC Southampton war ebenfalls dort. Deren Keeper John Burridge und Jim Flowers faszinierten mich. Wie sie miteinander umgingen und sich über Schimpfwörter und Anschreien zu Höchstleistungen pushten. Das habe ich übernommen und gemerkt, dass das auf viele Mitspieler und Gegner eine Wirkung hat.“

Genau mein Typ: Klaus Thomforde. Finanzbeamter, Torwart, Pauli-Legende (11 Freunde).

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Hamburg: Ultra Club „The Chosen Few“ löst sich auf (Faszination Fankurve) + + + Compton: Karim Bellarabi ist den 8-Tray Gangsta Crips beigetreten (Christian Nyari/Twitter) + + + Beihilfe? Das Bundesinnenministerium schulte ägyptische Ordner beim DFB-Pokalfinale (FAZ) + + + London: Arsenal holt den Cup (n-tv) + + + Offenbach: Niederlage & Platzsturm in der Relegation – der OFC geht in jeder Beziehung baden (Rot und Weiß) + + +  Saarbrücken: Die Regionalliga tut weh (DasFCSBlog) + + + Saarbrücken 2: Petition zum Erhalt einer alten Anzeigetafel (Change.org) + + + Ostwind: Die kommende Saison in Liga 3 wird eine derbyreiche (Sport im Osten/Twitter) + + + Umbruch: Hoeneß krempelt die Bayern-Jugend um (WELT) + + + Neuseeland: Deutschlands U-20 der Herren zählt zum WM-Favoritenkreis (Deutschlandfunk) + + + St. Petersburg: Zenit mit der Mutter aller Meisterschaftsfotos (Squawka/Facebook)

#Link11: Der Proceß

Topthema ist auch heute die FIFA. Die Nachrichten dazu haben politische und juristische Ausmaße, die einzuordnen ich mich nicht im Stande sehe. Ein Indiz dafür: Die Texte zur FIFA sind bei vielen Zeitungen nicht mehr unter »Sport« zu finden, werden von anderen Redaktionen verantwortet. Ich kann nur weitergeben, was sie dazu geschrieben haben. Was ich dagegen selbst einordnen kann, ist Folgendes:

Ohne bei Adam und Eva anfangen zu wollen – die Erde ist keine Scheibe, deswegen kann eine flache Karte nur ein verzerrtes Bild von ihr wiedergeben. Es gibt in der Kartografie verschiedene Konzepte, mit diesem Problem umzugehen. Die von der ARD benutzte Mercator-Projektion stellt Formen gut dar, verzerrt aber Flächen – Staaten am Äqauator sehen kleiner aus als solche nahe der Pole. Beispielsweise wirkt Madagaskar in der Mercator-Projektion nur etwa halb so groß wie die sichelförmige Insel nördlich Russlands (Nowaja Semlja), während das reale Größenverhältnis etwa 6:1 beträgt. Die Wikipedia hält zum Vergleich dieselbe Illustration auf Basis der Robinson-Projektion vor, die darauf angelegt ist, weder Flächen noch Entfernungen oder Formen allzu stark zu verzerren. Will man dagegen eine Grafik schaffen, auf der die Mitgliedsstaaten der UEFA möglichst groß und wichtig aussehen, ist die Mercator-Projektion der ARD geradezu ideal. Wollen wir hoffen, dass die restliche Berichterstattung ohne solche groben Verzerrungen auskommt.

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1. Jemand mußte Joseph B. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, sollte er eines Morgens als Präsident der FIFA abgewählt werden. Der über die FIFA stets gut informierte Journalist Jens Weinreich tickert »live aus Zürich: FIFA-Krönungsmesse für Kim Il-Blatter«. Dass es tatsächlich zur Abwahl kommt, scheint derzeit unwahrscheinlich. Für den Spiegel fasst Weinreich die Lage vor der heutigen Sitzung zusammen (Man achte auch auf die eingeblendete Karte). Die Tagesschau hat ein Multimedia-Dossier zum Thema erstellt.

2. In diesem Frühjahr pflegte B. die Abende in der Weise zu verbringen, daß er nach der Arbeit wenn dies noch möglich war – er saß meistens bis neun Uhr im Bureau – einen kleinen Spaziergang allein oder mit Bekannten machte und dann in eine Bierstube gieng, wo er an einem Stammtisch mit meist älteren Herrn gewöhnlich bis elf Uhr beisammensaß. Wolfram Eilenberger vergleicht die Stituation der Herrn mit der des SED-Politbüros 1989 (MDR). Die SZ hat die Figurenkonstellation einiger älterer Herren visualisiert, der Economist die Einnahmen und Ausgaben der FIFA. Der Deutschlandfunk beschreibt das »System Blatter« aus Familie und Finanzen.

Die New York Times schildert die Festnahme der Festgenommenen. dpa&FAZ fassen die Korruptionsfälle zusammen. Die FAZ hebt den entscheidenden Einfluss der FIFA-Sponsoren hervor, beleuchtet deren Haltung und hat weltweit Pressestimmen gesammelt.

3. Der HSV war telephonisch verständigt worden, daß am nächsten Montag eine kleine Untersuchung in seiner Angelegenheit stattfinden würde. Sein Schicksal ist bislang noch ungewiss. Das Relegations-Hinspiel gegen den KSC am gestrigen Abend endete 1:1. Hendrik Buchheister (Spiegel) über Selbst- und Fremdwahrnehmung der Hamburger Leistung.

4. Ralf Rangnick wartete während der letzten Wochen von Tag zu Tag auf eine neuerliche Verständigung, er konnte nicht glauben, daß man seinen Verzicht auf den Trainerposten wörtlich genommen hatte und als die erwartete Verständigung mit einem neuen Trainer wirklich nicht kam, nahm er an, er sei stillschweigend in das gleiche Haus für die gleiche Zeit wieder vorgeladen.
Um 11 Uhr hält RB Leipzig eine Pressekonferenz ab, auf der aller Voraussicht nach der bisherige Sportdirektor als neuer Cheftrainer präsentiert wird. Der Rotebrauseblogger ordnet diese Trainerwahl ein.

5. Als Thomas Schaaf an einem der letzten Abende den Korridor passierte, der sein Bureau von der Haupttreppe trennte – er gieng diesmal fast als der letzte nachhause, nur in der Expedition arbeiteten noch zwei Diener im kleinen Lichtfeld einer Glühlampe – hörte er hinter einer Tür, hinter der er immer nur eine Rumpelkammer vermutet hatte, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben, Seufzer ausstoßen. Der Hessische Rundfunk hat das Seufzen des Aufsichtsrats hinter Schaafs Rücken ebenfalls vernommen. Sein Artikel enthält detaillierte Schilderungen, die ein alternatives, aber konsistentes Bild davon liefern, wie Konstellationen und Geschehnisse der letzten Wochen zu Schaafs Rücktritt geführt haben. Eintracht Inside analysiert die Analyse.

6. Eines Nachmittags – Robin D. war gerade vor dem Postabschluß sehr beschäftigt – drängte sich zwischen zwei Bloggern, die Schriftstücke hereintrugen D.’s Trainer Huub, ein kleiner Grundbesitzer vom Niederlande, ins Zimmer. In Teil zwei des VfB-Saisonrückblicks bei Goldmann saxt taucht er erstmals auf, bei der Dankesrede des Vertikalpass zum Klassenerhalt wird er schon lobend erwähnt.

7. An einem Wintervormittag – draußen fiel Schnee im trüben Licht – saß Jürgen K. trotz der frühen Stunde schon äußerst müde in seinem Bureau. Sein damaliger Entschluss, zum Saisonende beim BVB aufzuhören, hat den Fans im Stadion am letzten Samstag 80.000 gebrochene Herzen eingebracht – so hat Neverevertown seine Abschiedsvorstellung erlebt.

8. Endlich hatten sich die Fans wieder entschlossen, der Vereinsführung ihre Vertretung zu entziehn. Der Pariser Red Star FC wird mit dem Aufstieg in die zweite Liga erneut das angestammte, aber untaugliche Stade Bauer verlassen müssen – die Anhänger ziehen nicht mit. Frank Willmann (Tagesspiegel) war in Paris, unweit von Sacrè Couer.

9. Stefan Groenveld bekam den Auftrag, einem italienischen Geschäftsfreund der St. Paulianer, der für sie sehr wichtig war und sich zum ersten Mal in dieser Stadt aufhielt, einige Fotos von der Auswärtsfahrt zu zeigen. Seine Schilderungen und Bebilderungen des Sonderzuges nach Darmstadt am 34. Spieltag finden sich hier.

10. Am Vorabend des achtundzwanzigsten Mai – es war gegen sieben Uhr abends, die Zeit der Stille auf den Straßen – kamen zwei Mannschaften ins Magdeburger Stadion. Der ortsansässige FCM aus der Regionalliga Nordost traf auf den Meister der Regionalliga Südwest, die Offenbacher Kickers. Nicht nur der Modus der Qualifikation zur Dritten Liga wirkt fragwürdig, in der Benennung der Ligen (Nordost, Nord, West, Südwest, Bayern) manifestiert sich auch die Scheu vor der Himmelsrichtung Ost. Sollte Magdeburg siegreich aus den Partien hervorgehen, würden die ehemals der DDR angehörigen Bundesländer in der kommenden Saison acht Drittligisten stellen. Das Hinspiel entschieden die Domstädter mit 1:0 für sich, zwei Blogtexte aus den an beiden Stirnseiten errichteten Stehblöcken liegen mir vor: »Nur der FCM« berichtet von der Nordtribüne und vor allem von der Zeit zwischen An- und Abpfiff, »Blog Rot & Weiß« war auf der Südtribüne, widmet sich aber insbesondere der Zeit vor An- und nach Abpfiff.

11. Trotz der Menschenkenntnis und Welterfahrung, welche der Fan während seiner langen Dienstzeit außerhalb des Stadions erworben hatte, war ihm doch die Gesellschaft seines Fanblocks immer als außerordentlich achtungswürdig erschienen und er leugnete sich selbst gegenüber niemals, daß es für ihn eine große Ehre war einer solchen Gesellschaft anzugehören. Heute vor 30 Jahren starben beim Europapokalendspiel 39 Menschen. ZDFsport erinnert an die Katastrophe, The Anfield Wrap bringt eine Einführung in englischer Sprache.

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Heinz Kamke – »Urlaubsgeblubber«

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I think 80% of us got an injury. A lot were out of form, out of the good performances that we were used to having. It was a kind of a trauma and it’s important to come back stronger.

Eines Morgens fühlte sich Per Mertesacker viel frischer und widerstandsfähiger als sonst. Im Interview mit dem Guardian sprach er über die Bürde des WM-Titels.

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Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen + + + Berlin: Dardai bleibt im Amt (kicker) + + + Hannover: Dufner und Frontzeck auch (H96) + + + Dortmund: BVB holt Weigl (kicker) + + + Nürnberg: FCN holt Behrens (Clubfans United) + + + Darmstadt: droht der Ausverkauf (FR) + + + Fürth: Büskens geht (SZ) + + + Schalke: Barnetta und Fuchs gehen (S04) + + + TV: Die Kommentatoren in den Relegations- und Pokalspielen (Kommentatorenblog) + + + Aalen: VfR erhält Drittligalizenz (Verein) + + + Waren/Müritz: SV 09 geht drei Klassen tiefer (Wir sind Müritzer) + + + Duisburg: 10 erinnerungswürdige Momente der Drittligazeit (Zebrastreifenblog) + + + Warschau: Das Europa-League-Finale in der Analyse von Spielverlagerung + + +

#Link11: Die Unbestechlichen

Die lange Liste von Skandalen rund um die FIFA und ihren berüchtigten Präsidenten Sepp Blatter ist um ein Kapitel reicher. Wie nach den zahlreichen Enthüllungen des gestrigen Tages nicht anders zu erwarten, geht es heute vor allem um die Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband.

Bei aller berechtigten Kritik an der FIFA und aller berechtigten Wut auf Herrn Blatter möchte ich jedoch zunächst anmerken: Sowohl Fans als auch Blatter-Gegner innerhalb der Fußballbranche sollten es nicht dabei belassen, ihre Kritik einzig auf die Machenschaften ruchloser Geschäftsleute zu konzentrieren. Denn es bedurfte erst der Intervention einer US-Behörde, die FIFA ins Schwitzen zu bringen. Blatters Gelddruckmaschinerie mag regelmäßig kritisiert werden – doch dabei bleibt es eben meist. Zu gern berauschen sich all jene, die Blatter aufs Korn nehmen, am Fußball, dessen zentrale Organisation die FIFA nun mal ist. Stimmt’s? Gerade im Hinblick auf eine WM in Katar muss aber (so glaube ich) die Frage gestellt werden, welchen moralischen Preis man für eine Sportveranstaltung zu zahlen bereit ist. Und ob man das Festlegen dieses Preises in die Hände genau der Menschen legen sollte, die man so vehement kritisiert.

Doch genug der gesalbten Reden. Die Link11 hat natürlich noch weitere spannende Themen zu bieten.

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1. Am gestrigen Tag wurden 7 hochrangige FIFA-Funktionäre in Zürich festgenommen (NY Times). Das US-Justizministerium wirft ihnen zahlreiche Vergehen aus den Bereichen Bestechung und Geldwäsche vor. Sport1 hat eine Übersicht über die wichtigsten Fakten zusammengestellt, die offizielle Erklärung des US-Justizministeriums findet ihr hier. Eine eilig von der FIFA einberufene Pressekonferenz verlief gewohnt absurd. Mike Glindmeier hat die Perlen der Kritikunfähigkeit in einem Live-Ticker verewigt (Spiegel). Jens Weinrich, personifizierte Faust im Nacken korrupter Sportfunktionäre, glaubt noch nicht so recht daran, dass die gestrigen Vorfälle Blatter zu Fall bringen werden (Tagesanzeiger). Auf seinem eigenen Blog spricht er noch einmal ausführlicher über den aktuellen Skandal. Till Schwarze und Christian Spiller stellen euch die 5 Gesichter des FIFA-Korruptionssumpfes vor (Zeit).

Andreas Rüttenauer mahnt derweil, dass ein paar Verhaftungen nicht ausreichen, um dem System FIFA gefährlich zu werden. Er gibt Staaten, die mit dem Verband zusammenarbeiten, eine Mitschuld (taz). Ronald Lindner tut dasselbe mit dem Sportartikelhersteller Nike (FAZ). Dominik Bardow und Johannes Nedo merken an, dass Veränderungen im Fußball bei den Fans beginnen müssen und zeigen Gegenmodelle zur FIFA auf (Tagesspiegel).

2. Die Fußballromantik des Ruhrgebiets hat wenig mit der polierten Welt der FIFA zu tun. Hier bilden noch immer Werte wie „Tradition“ und „Maloche“ das ideologische Grundgerüst vieler Fans. Christoph Biermann hat ein Buch darüber geschrieben, wo bei der Fußballidentität des Ruhrgebietes die Wahrheit zum Mythos wird und warum das eigentlich keine Rolle mehr spielt. Nils Müller bespricht es für Weltenkreuzer.

3. Wo Fußball „malocht“ wird, da ist ein beherzt nach vorne geknüppelter langer Ball meist nicht weit. Zumindest in der Bundesliga, die in der aktuellen Saison wieder deutlich häufiger zur Brechstange gegriffen hat, als die europäische Konkurrenz. Danial Montazeri hat die beachtliche Renaissance des schönsten aller fußballerischen Werkzeuge auf taktische Gründe untersucht (Spiegel).

4. Das Wort „Brechstange“ kommt im Vokabular von Arjen Robben und Franck Ribéry nicht vor. Zu blöd, dass die beiden keine 21 mehr sind. Miasanrot geht auf die Suche nach Nachfolgern und kramt dafür tief in der Statistik-Kiste.

5. Wichtig is aufm Platz? Jein. Die Bundesliga ist längst auch zu einem Wettstreit der Werbeexperten, Social Media Manager und Markenbotschafter geworden. Zwar mag eine Corporate Identity oft eher ein Wunschbild des Unternehmens sein, das tatsächlich in der hübschen Verpackung steckt. Doch die Art, wie Vereine kommunizieren, welche Themen sie zum Beispiel durch Interviews selbst auf die Agenda setzen, beeinflusst die „Realität“ nachhaltig. Das Munich Digital Institute hat eine sehr interessante Markenanalyse der Bundesliga anhand dreier Beispiele (FCB, BVB, SGE) vorgenommen.

Über den FC Bayern wird vor allem Content vermittelt, der über die sportliche Leistung des Vereins hinausgeht. Der Verein setzt auf ein Red-Carpet-Image, er steht für professionell-prominente Spieler und Charity-Work. Im Vergleich dazu konzentriert sich der BVB stark auf das eigene Kerngeschäft.

6. Der SV Werder und seine Fans pflegen eine Freundschaft mit dem Anhang von Hapoel Katamon Jerusalem aus Israel. Regelmäßig treffen sich die Fußballbegeisterten, um von- und miteinander zu lernen – und natürlich um Spaß beim Fußball zu haben. Jüngst (zum Zwecke der Gängelung) bei der FIFA eingereichte Ausschluss-Anträge gegen den israelischen Fußballverband zeigen: Nicht nur eine schöne, sondern auch eine wichtige Institution. Laura Piotrowski hat ihr einen Text zum 10-jährigen Bestehen gewidmet (Fußball gegen Nazis).

7. Christie Rampone ist so alt, die hat nen Gehörschaden – vom Urknall! Ok, sorry. So alt ist sie natürlich bei weitem nicht. Dennoch ist die US-Nationalspielerin eine Ikone des Frauenfußballs. Juliet Macur erzählt, wie anno 1997 ein altmodisches Fax die Welt des Sports gehörig aufmischte (NY Times).

8. Wir bleiben in den Vereinigten Staaten. Das amerikanische Liga- und vor allem Jugendsystem unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht strukturell vom dem, was wir aus Europa kennen. Tucker Schneider ist U-18 Keeper der Colorado Rapids und gibt Lukas Brandl einige spannende Einblicke in das Leben eines nordamerikanischen Nachwuchsfußballers (Inside11).

9. Ibrahimovic, Anelka, Pfannenstiehl… Christoph Wagner! Es gibt eine Reihe von Fußballern, die etwas mehr von der Welt gesehen haben, als andere. Die meisten jedoch im Zuge einer Profikarriere. Wagner, Autor von „An Old International“, berichtet in seiner neuen Serie für 120 Minuten von seinen Erlebnissen in den Kreisligen Europas. Eine schöne Idee.

10. Die Spieler des FC Sevilla dürfen sich nach der gestrigen Titelverteidigung getrost „Könige der EuroLeague“ nennen (FAZ). Falls ihr das Spiel nicht gesehen habt und euch nun fragt, ob ihr etwas verpasst habt: Sorry, habt ihr! Es war vor allem in Halbzeit 1 eine wahre Fußball-Gala. Das dürfte Blatter-Konkurrent und UEFA-Boss Platini gefreut haben, konnte er sich gestern doch hervorragend in Szene setzen (Spiegel).

11. Heinz Kamke urlaubt. Und tut, was jeder pflichtbewusste Fußballblogger unter Palmen bei einer eisgekühlten Kokosmilch tun würde: Sinnieren. Über Christian Streichs Authentizität, die sportliche Zukunft des VfB Stuttgart und eine Geißel der Menschheit, die auf den Namen „Silverlight Plugin“ hört (Angedacht).

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Das BVB-Fanblog Schwatzgelb mit seinem Rundumschlag gegen die Wolfsburger Transfers der letzten Jahre

Field Reporter

„Ich will nicht alles über einen Kamm scheren. Aber wenn jemand wie Herr Bruchhagen verkündet, dass er zwar Freiburg und Paderborn den Abstieg nicht wünscht, es aber wichtig wäre, wenn Stuttgart und Hamburg drinbleiben, weil man die großen Namen brauche, dann ist das eine Haltung, die mir Sorgen macht. Vor allem, wenn man gerade selbst die U 23 abgeschafft und jahrelang nicht auf die eigene Jugend geachtet hat. Nach dem Motto: Das ist zu teuer, wir lassen die Arbeit woanders machen. Mit uns ist ein Symbol in die zweite Liga runtergegangen, nämlich das der nachhaltigen Arbeit.“

Fritz Keller, Präsident des SC Freiburg, in der FAZ über „Traditionsclubs“. Amen. Junge, komm bald wieder!

Mixed Zone
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