#Link11: Ist es das, was ihr wollt?

Der Fußball lebt von der Spannung, aber braucht man Spannung um jeden Preis? Muss man noch aus den letzten Spielen das letzte bisschen Spektakel herausquetschen? K.-o.-Spiele versprechen das Nonplusultra an Spannung. Im Vergleich zu einem Pokalfinale geht es bei den Spielen um Aufstieg und Abstieg. Nicht um das Tüpfelchen auf dem i am Ende einer Saison sondern ums nackte Überleben.

Das spürt man auf dem Platz und daneben. Die Macher versprechen sich davon einen doppelten Boden für die abstiegsbedrohten Vereine, zusätzliche Einnahmen und Emotionen. Die haben sie bekommen. Und Spannung bis zur allerletzten Minute der Bundesligasaison. Eigentlich perfekt, wenn da nicht der nackte Existenzkampf wäre, um das, für was man die ganze Saison mehr als 30 Spieltage lang gearbeitet hat. Auf die Sieger wartet keine blumige Zeremonie, kein Konfettiregen. Beim neutralen Beobachter bleibt ein schales Gefühl zurück.

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1. Der HSV spielt weiterhin Bundesliga. Beim Relegationsrückspiel in Karlsruhe ist einiges vorgefallen. Der HSV glich in letzter Minute nach einem umstrittenen Freistoßpfiff aus:

In der so erzwungenen Verlängerung gingen die Hamburger in Führung, der KSC vergab einen Elfmeter zum Ausgleich. Liest sich nüchtern, war aber hochdramatisch (FAZ). Der geglückte Nicht-Abstieg darf in Hamburg nicht über eine desaströse Saison hinwegtäuschen, meint Zwergenwerke

2. Auch das Aufstiegsspiel zwischen Offenbach und Magdeburg, das dem FCM zum Aufstieg verhalf, hinterlässt Spuren. Nur der FCM konzentriert sich aufs Spielgeschehen. Auf Offenbach wartet eine weitere Regionalligasaison – der Kader könnte auseinander brechen, der Trainer das Team verlassen und der Platzsturm von 30 OFC-Fans bringt den Verein in Misskredit (Christoph Ruf bei Spon). Das System Drittliga-Aufstieg prangert Thomas Badtke in seinem Kommentar bei n-tv nach den jüngsten Ereignissen an.

3. Und es ist noch nicht vorbei. Zumindest für Holstein Kiel und 1860 München, die heute Abend vor einer mutmaßlich imposanten Kulisse in der Allianz-Arena um den letzten zu besetzenden Platz in der 2. Bundesliga streiten. Die SZ über das finale Trainingslager der Münchner in Südtirol, wo die Saison auch ihren Anfang nahm. Die Sportschau über Holstein Kiel und die historische Dimension eines Aufstiegs.

4. Statt Abstiegskampf steht ab Sonntag die Fußball-WM der Frauen in Kanada an. Silvia Neids letzte große Mission als Bundestrainerin. Über das Turnier und die Bedingungen vor Ort spricht sie im Interview mit Frank Hellmann (der Westen). Womit ich fließend zum Fifa-Komplex überleite. Amélia Fouques ist Anwältin und im Vorstand des kanadischen Fußballverbands. Einblick nehmen in die Verträge zur anstehenden WM? Unerwünscht. Mit ihren Aussagen schildert sie ein Klima des internen vorauseilenden Gehorsams in ihrem Verband und die Angst vor einer Auseinandersetzung mit dem Weltverband (DLF).

5. Nicht nur deshalb fordert Fouques einen Austritt Kanadas aus der Fifa. Boykottforderungen und Rücktritte sind dieser Tage in Mode. Der Präsident der englischen FA fordert einen WM-Boykott der großen europäischen Fußballnationen 2018. Über konkrete Maßnahmen soll Uefa-intern im Vorfeld des Champions League Finals beraten werden (SZ). In einem Kommentar präzisiert Thomas Kistner die Aussichten auf einen WM-Boykott, zu dem sich Deutschland bisher zurückhaltend positioniert hat (SZ).

6. Nach und nach kommen immer mehr Details der Ermittlungen zutage, die gerade erst Fahrt aufnehmen. Die Einschläge in Richtung Sepp Blatter kommen näher. Jerome Valcke, enger Vertrauter Blatters, soll in die Zahlung der 10 Mio. $ des südafrikanischen Fußballverbands an Jack Warner verwickelt sein – der Tagesanzeiger veranschaulicht, die Fifa dementiert. Eine zentrale Rolle spielt auch der inzwischen schwer erkrankte Chuck Blazer. Er war einer der vertrauten Blatters und scheffelte über viele Jahre hinweg Geld mit dem Fußball – ein älteres ausführliches Porträt bei Buzzfeed. Die aktuellen Ermittlungen gegen die Fifa soll Blazer durch seine Unterstützung erst möglich gemacht haben – davon erhofft er sich Milde in seinem eigenen Prozess wegen Steuerhinterziehung (Stuttgarter Zeitung).

7. Jürgen Klopp macht den vielen Gerüchten um seine Person erstmal den Garaus und erklärt, sich bis auf Weiteres eine Pause vom Fußball zu nehmen (Tagesspiegel). Dem Trainerkarussell widmet sich auch die NZZ und blickt insbesondere auf Übungsleiter aus Portugal, die sich in dieser Saison europaweit mit fünf Titeln hervorgetan haben.

8. Tut sich da ein neuer Markt für die Bundesliga auf? Faktisch ja, aber in der Praxis wird Kuba wohl kaum eine Rolle in den Vermarktungsplänen der DFL-Strategen spielen. Dennoch: Fußball ist im Kommen und geschaut wird Bundesliga oder die spanische Primera Division. New York Cosmos reist nun als erstes US-amerikanisches Profiteam seit 1999 auf die Insel – mit dabei: Raúl (SZ).

9. Wer früh aufsteht oder sehr lange wach ist, kann dieser Tage die U20-WM in Neuseeland verfolgen. Ein Großteil des deutschen Kaders rekrutiert sich aus den U19-Europameistern von 2014. Den Kader und die Ausgangslage stellt Goal.com vor. Das Auftaktspiel gegen Fidschi wurde 8:1 gewonnen (DFB) – die Highlights.

10. Das Wembley-Stadion. Über Jahrzehnte hinweg der Inbegriff des Fußballtempels. Unzählige denkwürdige Fußballmomente spielten sich in Wembley ab. Im alten Wembley. Das Stadion, das heute den altehrwürdigen Namen Wembley trägt, ist ein Neubau. Vice hat ihm einen Besuch abgestattet und stellt fest – Wembley ist ein seelenloser Nicht-Ort.

11. Gibt es denn nichts Positives zu berichten über die Fifa und ihre Machenschaften? Schließlich verteilt der Weltverband über seine diversen Fördertöpfe jede Menge Geld an seine Mitglieder und es kann schließlich nicht alles in der Karibik versickern. Ein positives Beispiel ist Bosnien-Herzegowina. Noch vor wenigen Jahren regierte im nationalen Verband die Korruption, bedingt durch eine Aufteilung der Macht unter den Ethnien des Landes. Fifa und Uefa griffen durch und brachten einiges auf den Weg. The Balkanist über Reformen auf dem Balkan.

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Die vom Bildblog aufgedeckte Falschmeldung über angebliche Ermittlungen gegen Franz Beckenbauer.

Field Reporter

Blatter war Zeit seines Lebens in seinen 40 Jahren bei der Fifa immer ein großer Entfesselungskünstler, aber langsam könnte es eng werden.

Der ehemalige FIFA-Mediendirektor Guido Tognoni im DLF-Sportgespräch.

Mixed Zone
Erklärbär: für alle, die noch nicht wissen, wie die Fifa funktioniert (BR) + + + neuer Verein: Sebastian Prödl wechselt in die Premier League zum Watford FC (kickwelt) + + + Aufklärung: Jack Warner bezieht Stellung gegen Quatsch-Anschuldigungen, die ihm The Onion gemacht hat (FAZ) + + + Der alte Mann und das Tor: Luca Toni wird mit 38 nochmal Torschützenkönig (Tagesspiegel) + + + Sumpf: der türkische Fußball verliert an Attraktivität (NZZ)

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