Tor 16: Großartig. Einmalig.

Wenn ich betrunkene Iren singen sehe, dann wünsche ich mir eine Wildcard für Irland bei der WM 2014. Und bei der EM 2016… obwohl: das sollten selbst die Iren schaffen unter „Platinis 24“ zu kommen, die nach der Zwei-Drittel-Erweiterung beim nächsten Kontinentalvergleich mitspielen dürfen.

Markus Bark, freier Journalist (unter anderem für die Sportschau als Reporter_vorOrt unterwegs) würde sich dem Wunsch nach einer Wildcard für die Iren womöglich anschließen, denn auch er mag singende Iren.

Ja, klar. Dieses Jahr wird das was. Klar, lieber Steuerberater, du bekommst die Quittungen früher.

Jedes Jahr kriegt er das zu hören, und jedes Jahr wird er enttäuscht. Wobei es dieses Mal etwas wirklich besser werden könnte. Wohlgemerkt: es geht um die Steuererklärung für 2011. Mit dem Fußballereignis des Jahres hat das nur bedingt etwas zu tun. Allerdings ist mir jede Ablenkung willkommen, wenn es an die wenig geliebte Büroarbeit geht. Der gute alte Tischkalender liegt noch immer vor der Tastatur, und jedes Spiel, von dem ich berichte, wird dort noch eingetragen – wegen der Steuern. Beim Nachblättern für 2011 kam die Idee, mal die Spiele zu zählen und mit 2012 zu vergleichen. Hatte nichts mit Steuern, sondern mehr mit Ablenkung zu tun. Dachte mir das dann schön: Bringt ja auch was für den Adventskalender-Beitrag von Fokus Fußball.

Also, es waren irgendwie so 85 Spiele. Bin von einem ablenkenden Anruf beim Zählen abgelenkt worden und wollten dann auch nicht mehr von vorne anfangen. Ist ja auch nicht wichtig. Ist aber eine ganze Menge. 85 Spiele, und was war jetzt das Ereignis des Jahres? Klar, die Europameisterschaft war der Höhepunkt, aber welches Spiel?

Die schwierige Entscheidung fiel auf einen Tag, der im Kalender ein weißes Blatt geblieben ist. Es war der 20. Juni 2012. Vielleicht war es auch schon der 21. Juni. Der Abend war jedenfalls spielfrei gewesen, und die deutsche Mannschaft war zum Glück Gruppensieger geworden. Wäre sie Zweiter geworden, hätte ich das Konzert von Noel Gallagher in Danzig verpasst. Es war ein großartiges Konzert, ein netter Abend mit einigen Kollegen und einigen bis vielen Bieren des EM-Sponsors.

Irgendwann, vermutlich war es schon der 21. Juni, ging es dann ins Hotel. Am Ausgang stand eine Gruppe irischer Fans. Plötzlich ging es wieder um Fußball. Ein paar Iren waren noch in Danzig geblieben nach ihrem Spiel gegen Spanien. „Fields of Athenry“ – mehr muss zu diesem Spiel nicht gesagt werden. „Gänsehaut pur“ – ich mag solche Floskeln überhaupt nicht. Aber an jenem Abend beschrieb es den Ist-Zustand. Großartig. Einmalig.

Zumindest in dieser Masse einmalig. Denn am Ausgang der Fanmeile in Danzig wurden die fünf oder sechs oder sieben irischen Fans von einigen deutschen Journalisten gebeten (deutsche Juristen würden eher von „genötigt“ sprechen), noch einmal die „Fields of Athenry“ anzustimmen. Seitdem habe ich mein Fußball-Ereignis des Jahres als Video.

Tor 15: Der letzte Tanz des haarlosen Blenders

Es sind schwere Zeiten für viele Fußballfans in Deutschland, denn sie wollen aus Protest gegen die Kommunikationslegastheniker der Deutschen Fußball Liga ihre Emotionen im Zaum halten. Bis zum Winter. Besonders kreativ ist diese Form des Protests nicht. Sie ist  Ausdruck einer gewissen Ratlosigkeit. Deshalb bleibt vielen nur die Möglichkeit in Erinnerungen zu schwelgen an Momente des Glücks – auch wenn es nur von kurzer Dauer war.

Wer sich nicht erinnern kann, der dar in den Erinnerungen von Thomas Reinscheid schwelgen. Der Twitterati aus Köln-Süd ist bloggendes Mitglied der Sektion Twitter und des Dachverbandes der aktiven Fanclubs Köln und hat sich als seinen Fußballmoment des Jahres 2012 einen kurzen Lichtblick in einer der erfolglosesten Phasen seines Lieblingsvereins herausgepickt.

„Ein Spiel hat 90 Minuten“ – das wusste schon Bundestrainer Sepp Herberger in Zeiten, als es noch kein Phrasenschwein in einer niveauarmen Fußball-Talksendung eines Senders gab, der den Zusatz „Sport“ im Namen trägt, aber allzu häufig Sendeminuten mit Call-In-Spielshows oder ähnlichem Spökes auffüllt. Zwar erweitert sich die Zeitspanne einer Fußballpartie häufig dank Nachspielzeit noch um gefühlte Ewigkeiten, doch im Grundsatz entspricht Herbergers Phrase der Realität.

90 Minuten, das sind 5400 Sekunden. Unzählige Momente, die völlig bedeutungslos an uns abperlen. Aber auch Momente voller fiebriger Anspannung, in der sich die Zeit wie in Dalis „Beständigkeit der Erinnerung“ wie ein zäher, schmelzender Lavastrom fortzubewegen scheint. Momente, die lange in Erinnerung bleiben, und Momente, die ich am liebsten direkt wieder vergessen würde. Momente, die ich am Liebsten für immer auf meine Festplatte brennen möchte.

Aber es ist nicht nur das Spielgeschehen, das sich tief in unser Bewusstsein gräbt und dort Spuren hinterlässt – auch Szenen vor oder nach dem Spiel, Situationen im Stadion oder außerhalb und die kleinen oder großen Gesten können zu unvergesslichen Momenten, zu Bildern für die Ewigkeit avancieren. Wie die zehn Sekunden am 10. März 2012, als das schier endlose Zittern, Hoffen und Bangen mit dem Schlusspfiff des Schiedsrichters ein Ende fand. Als das große Poltern im Müngersdorfer Stadion begann, weil vor lauter Erleichterung zig-tausend Steine von den Herzen der FC-Anhänger purzelten. Als sich die Entspannung in einem völlig entfesselten Veitstanz des norwegischen Trainer Stale Solbakken vor der Südkurve Bahn brach.

Zuvor lagen wieder einmal harte Tage hinter dem 1.FC Köln. Sportlich wie auch außersportlich. Die Mannschaft konnte nach dem Auswärtscoup in Kaiserslautern drei bittere Niederlagen einstecken und schaffte in Sinsheim erst kurz vor Ende der Partie eine kleine Trendwende. Es schien, als hätte die Beendigung des Betzenberg-Fluchs (erster Sieg seit 1989!) unsere rot-weißen Götter mit dem Geißbock auf der Brust selbst verflucht. Die Talfahrt führte den FC hinunter bis Platz 14 – lediglich einen Platz und zwei Punkte vor dem Gegner aus Berlin.

Wäre der sportliche Niedergang nicht schon genug Ärgernis gewesen, setzte man rund um das Geißbockheim, ganz im Einklang mit dem kölschen Lebensgefühl, auf maximale Selbstzerstörung: Zunächst sorgte Miso Brecko nach der vereinseigenen Karnevalssitzung für Negativschlagzeilen, als seine Alkoholfahrt auf den Bahngleisen abrupt ein Ende fand. Der Tiefpunkt im Straßenverkehr war allerdings noch nicht erreicht: Kölner Fans jagten bei der Rückreise vom Auswärtsspiel in Hoffenheim auf der Autobahn einen Bus der Mönchengladbacher Erzrivalen und attackierten diesen unter anderem mit rot-weiß lackierten Backsteinen. Beteiligt bei dieser Aktion, so titelten die Medienvertreter prompt, sollten auch Mitglieder der größten FC-Ultrágruppe „Wilde Horde 96“ gewesen sein. Der Verein reagierte prompt und mit aller Schärfe, entzog der WH sämtliche Privilegien und regte sogar in einer Stellungnahme ein mögliches Vereinsverbotsverfahren an.

Keine guten Vorzeichen für das anstehende, immens wichtige Heimspiel gegen Hertha BSC, die in der vergangenen Woche mit einem 1:0-Erfolg über Werder Bremen aufhorchen ließen. Es war das Heimdebüt des Trainerdinos Otto Rehhagel, der Markus Babbel Michael Skibbe auf der Bank der Berliner abgelöst hatte und die „Alte Dame“ zum Klassenerhalt führen sollte. Der Tabellenvierzehnte traf also im Müngersdorfer Stadion auf den 15. der Bundesliga – ein Duell zweier Abstiegskandidaten, ein so genanntes „Sechspunktespiel“, ein Kampf um das Überleben in der 1. Bundesliga.

Drama, Baby!

Dem FC war die Bedeutung der Partie zu Beginn nicht anzumerken, der Tribüne leider auch nicht. Während sich unsere rot-weißen Götter mächtig ins Zeug legten und eine Chance nach der anderen herausspielten (diese aber – größtenteils in Person von Torjäger a.D. Milivoje Novakovic – vergaben), blieb die dringend benötigte Unterstützung von den Rängen aus. Die sonst dauersupportenden Ultras legten, wenn an diesem Tag überhaupt anwesend, die Arbeit nieder, auch der Rest des Stadions schien an lautstarken Gesängen und Anfeuerungen kaum interessiert zu sein. Nur als Christian Clemens die Geißböcke per fulminantem Rechtsschuss in Führung brachte, schwoll der Dezibelpegel im Müngersdorfer Stadion auf ein angemessenes Niveau an.

Ich saß derweil erstmals bei einem FC-Pflichtspiel auf der Osttribüne – die Karten für den Block, der an die Südkurve grenzt, hatte sich mein Mannschaftskollege von seinen Schwiegereltern in spe geliehen. Direkt an der Glasscheibe zu den Logen platziert, konnte ich sowohl das Geschehen auf den Rängen als auch auf dem Spielfeld perfekt verfolgen. Im üblichen Halbzeit-Schwaad wurde sich nicht nur dem halben Block vorgestellt, sondern auch heftig diskutiert: Die Führung schien nicht nur mir angesichts der herausgespielten Großchancen etwas dünn – dazu musste Rensing gegen eigentlich harmlose Berliner bereits zweimal sein volles Können auf der Linie abrufen, um ein – natürlich völlig unverdientes – Gegentor zu verhindern. „Ob das gut geht…?“ – anscheinend war ich mit meinen Sorgen nicht alleine.

Was daraufhin allerdings in der zweiten Halbzeit geschah, hätte sich auch der kühnste Fantast im Block nicht ausmalen können. „Nichts für schwache Nerven“, zieht der geneigte Fußball-Kommentator aus der Floskelschublade, „ein Spiel, dessen Verlauf selbst Hitchcocks Thriller toppt“. Zunächst behielt das Spiel allerdings seinen bereits bekannten Rhythmus: Der FC erspielte sich gute Einschussmöglichkeiten, doch beim Novakovics Privatduell gegen Hertha-Schlussmann Thomas Kraft behielt der Berliner Keeper erneut die Oberhand. Dem Schiedsrichter Guido Winkmann schien dieser Spielverlauf offenbar zu eintönig: Nach einem harten Einsteigen des soeben eingewechselten Jajalos gegen Herthas Kapitän Kobiashvili stellte der Unparteiische vom Niederrhein den Kroaten – zur Überraschung der Zuschauer, denn zuvor war Winkmann eher großzügig aufgetreten – vom Feld.

Dem ungläubigen Entsetzen auf dem Spielfeld und den Rängen folgten erhitzte Gemüter. Der FC musste nun in Unterzahl weniger um den so wichtigen Heimsieg kämpfen. In Unterzahl? Was für ein Unfug! Denn plötzlich stand das Kölner Publikum, zuvor entgegen ihrem Naturell eher reserviert auftretend, wie ein Mann hinter ihrem Team: Der allseits bekannte „Schieber“-Schlachtruf schallte durch das Stadion, die Berliner wurden bei jedem Ballkontakt (und davon hatten sie nun eine Menge) ausgepfiffen. In Müngersdorf wirkte es von der Lautstärke her, als ob gleich ein Düsenjet starten würde. Die oft beschworene „Rote Wand“ war binnen Sekunden zum 11. Mann im Team geworden – Einigkeit untereinander durch ein gemeinsames Feindbild.

Und es war noch lange nicht Schluss im Tollhaus „Müngersdorf“: Der eben noch gefoulte Kobiashvili kam im Zweikampf an der Mittellinie einen Schritt zu spät und zog Martin Lanig im Zweikampf die Beine weg. Es folgte eine „Rudelbildung“ vom Allerfeinsten: Kobiashvili verwickelte Lukas Podolski in einen Infight, dem dieser sich allerdings entzog. Der Georgier schien nicht genug zu haben und legte sich im Verlauf dieser Szene fast mit der gesamten Kölner Mannschaft an. Die Reaktion des mittlerweile völlig überfordert wirkenden Schiedsrichters: Kobiashvili, für das Foul bereits gelb verwarnt, erhielt die Ampelkarte, Podolski, der sich dem Würgegriff des Berliners lediglich ruckartig entzogen hatte, sah dagegen glatt Rot und demonstrierte beim Verlassen des Feldes die ihm unterstellte Tat am ebenso entsetzten Solbakken.

Das Stadion kochte nun endgültig: Neun Kölner stemmten sich gegen 10 Berliner, die in der verbleibenden Viertelstunde den Ausgleich erzwingen wollten. Mich hielt es – wie den Rest des Stadions – nicht mehr auf den Sitzen. Pfeifend, schreiend, auf und ab springend, Fingernägel kauend, bangend, betend. Mein Puls pumpte jenseits von Gut und Böse, der Blutdruck bewegte sich sicherlich in keinen gesunden Sphären mehr, das durch die Aufregung ausgeschüttete Adrenalin ließ meinen Körper zittern und beben. Jeder Ballgewinn wurde frenetisch gefeiert, jeder Angriff der Berliner begleitete ein infernalisches Pfeifkonzert. Müngersdorf stand kurz vor der Explosion.

„Ich will nicht wissen, was hier passiert, wenn die den Ausgleich schießen“, brüllt mir mein Kollege ins Ohr – wenn er überhaupt etwas gesagt hat und ich das nicht halluziniere. Ausgleich? Aufhören. Schlechtes Karma, so was darf man nichtmals denken. Kämpfen und siegen, FC – alles in die Waagschale werfen, was der Körper hergibt. Auf und neben dem Rasen. Hertha drückt, der FC eingeschnürt mit dem Mut der Verzweiflung. Hertha schießt, Rensing pariert glänzend. Hertha flankt, der FC pennt, Hertha schießt. Daneben, daneben, daneben – fast geht die Brille meines Kollegen beim Jubel über den Fehlschuss fliegen. Ich sehe eh nur noch verschwommen, alles in mir brennt, pulsiert, flucht, schreit: „Kratzen, beißen, Haare ziehen – egal wie, holt Euch die Murmel!“ – oder: „Flöt aff, do Woosch!“ – irgendwann muss doch Ende sein, wir spielen doch mindestens schon über 100 Minuten.

Minuten, die sonst im Flug vergehen, bleiben stehen. Definitiv ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum. Gebt mir den Flux-Kompensator, ich halte es nicht mehr aus. Riether erobert den Ball und läuft. Mit dem letzten Tropfen Sprit im Tank. Einwurf FC. Wie lange wird schon nachgespielt? 4 Minuten? Wann pfeift der Doof endlich ab? Rensing mit seinem gefühlt tausendsten Abschlag ins Niemandsland zum Gegner. Drei Pfiffe des Schiedsrichters, die Arme Richtung Mittelkreis zeigend. Ein Jubelschrei, der sicherlich in der ganzen Stadt zu hören war. Und ein Jubelsprint eines Trainers, wie ihn die Bundesliga noch nicht gesehen hat.

Wie von der Tarantel gestochen läuft Stale Solbakken, zuvor schon als emotionaler Nordländer aufgefallen, vor die Südkurve – und schreit seine Freude heraus. Es schien, als würde die Zeit nun endgültig stehenbleiben. Ein Trainer und die Fans – allesamt bis zum Anschlag emotionalisiert, allesamt vereint im Jubel über drei Punkte. „Das ist das Bild der Saison“, denken viele. Ich auch. Dabei bin ich in meiner eigenen Welt. Zusammengesunken auf meinem Sitz. Völlig platt. Ohne Stimme und Kreislauf. Fast. Zumindest ohne Fassung. Was war da geschehen? War das jetzt die Wende zum Guten? Der Auftakt in eine glorreiche FC-Zukunft? Es schien mir so, als ich nach einiger Zeit in die immer noch glückstrunkenen Gesichter meiner Mitfans sah.

Am selben Abend wurde Sportdirektor Volker Finke entlassen, der sich seit Saisonbeginn einen zermürbenden Machtkampf mit Trainer Solbakken geliefert hatte. Ob der Norweger diesen Sieg ähnlich euphorisch gefeiert hat, fragte ich abends in vertrauter Pokerrunde, als die Nachricht über den Ticker hereinkam. Im Sportstudio lief die Zusammenfassung des Spiels, das zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Anwesenden in Worte fassen konnte. Solbakken, wie er in der roten Vereinsjacke zu den Fans stürmt. Solbakken, wie er seinen Emotionen freien Lauf lässt. Solbakken, einer von uns.

Bald nicht mehr. Berlin war der letzte Tanz des haarlosen Blenders mit den coolen Sprüchen. Die Talfahrt des 1.FC Köln ging auch nach diesem epochalen Sieg weiter. Nach einer unsäglichen Leistung in Mainz, der schon mehrere Klatschen und eine falsch verkündete Trennung von Solbakken zuvorkamen, zog der Verein die Reißleine. Der sympathische Norweger war gescheitert: An einem untrainierbaren Team, dem jedwede Disziplin abging und das in einzelne Grüppchen zerfallen war. An einem unkooperativen Sportdirektor, der seine Machtspielchen mit dem Norweger trieb. An einem unfähigen Präsidium, das den Verein inmitten der Saison im Riss lies. Und vor allen Dingen: An sich. An seinen (vermeintlich revolutionären) taktischen Finessen. An seiner Sturheit. An seiner Laissez-Faire-Haltung. An seinem Entgegenkommen.

Doch in diesem einen Moment vor der Südtribüne, ich schwöre es, da war alles gut. Für einen Moment.

Podcast Spezial – Folge 10

 Im Blogspot360 begrüßt Patrick Völkner @voegi79 in Nick Triantafillou (anygivenweekend), Joel Grandke (Zac) und Tobias Singer (@MeineSaison) drei Sympathisanten von Vereinen die bei der Punktevergabe am letzten Wochenende leer ausgegangen sind. Die Stimmung ist trotzdem bombig.

Viel Fußball in der 80. Ausgabe der Big Show vom Sportradio 360. Es geht, natürlich, um das DFL-Sicherheitskonzept, aber auch um die Fußball-Bundesliga und um die Idee der „weltumspannenden EM 2020“.

Braucht die Bundesliga Fußball aus der Hauptstadt? Diese Frage diskutieren diese Woche im Futiklub unter dem Titel Hart. Härter. Hertha: Rene Schmöckwitz (CEO Schmöckwitz Ltd.), Martin Henkel (Berliner Zeitung), Joe Hunter Schmeichel (Berliner Morgenpost) und Stefan Osterhaus (taz Leibesübungen). Wessen Zeit knapp bemessen ist, der gebe sich mit der Kurzversion zufrieden.

Die Damen und Herren vom Textilvergehen blicken in Teve134 – Pimmelpropeller mit Wolfgang Niersbach auf den schönen Sieg mit den schönen Toren gegen den 1. FC Kaiserslautern zurück. Leicht verschnupft sprechen Sebastian, Steffi, Hans-Martin, Robert, und Gero außerdem über das DFL-Sicherheitspapier.

DFL-Sicherheitspapier 

Die WDR 2 Arena fragt ob das Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ eine Zerreißprobe für den Fußball darstellt. Es diskutieren der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig, Lorenz Rojan von der Polizeigewerkschaft und Jakob Scholz, dem Sprecher und Organisator der Fanproteste in Dortmund. Direktlink zur Audiodatei.

Der Bolzplatzheld Malte Dudd (@maltedudd) veranstaltete einen Google Hangout zum Thema Ohne Stimme, keine Stimmung. Die riesige Diskussionsrunde bestand aus Claudia Taubenrauch, Christian Kalla, Justus Faust, Maik Krue, Max Bernhard, Sebastian Fiebrig, Michél Mazingu-Dinzey sowie Henryk Kuzbik.

Hier noch das 22-minütige Segment vom Sportradio 360 als Einzeldatei. Es sprechen zum Thema Ben Praße (Sprecher der Faninitiative “Unsere Kurve”) und Thomas Hahn (SZ). 

Bundesliga 

Der FC Bayern, die Champions League und Werder Bremen werden in der 81. Ausgabe des Fehlpass-Podcasts behandelt. Der Gastgeber Yalcin Imre (@fehlpass) hat wieder einiges an Twitterprominenz um sich geschart, namentlich: Stefan Vogel (@surfin_bird), Mario Rieker (@RemmideM) und Kai Lorentz (@probek). Und weil die eindreiviertelstündige Sendung noch nicht lang genug ist, gibt es in der Preshow eine halbe Stunde Nachschlag.

Im Eintracht Frankfurt-Podcast sprechen Marvin, Alex und René über das tolle Spiel gegen Bremen, die Leistungen von Occean und die Stellschrauben im Winter. 

Ein prominenter Gast im Fortuna Düsseldorf-Podcast von Direkt Verwandelt. Kapitän Jens Langeneke erzählt mehr als eine halbe Stunde offen und lebendig über seine Verletzung, die Fortuna, seine Mitspieler und seine weitere Karriereplanung. 

In der fünften Episode Wurzelzwerge des HSV-Rautenradios geht es um den wahren Chef im Hamburger Mittelfeld, eine Latte an weiteren Spielern, um die Regionalligamannschaft, die Mitgliederversammlung und die Schiri-Diskussionen in der Bundesliga. 

Auch auf Englisch wird über die Bundesliga gesprochen. So zum Beispiel beim BVB-Podcast The Yellow Wall oder beim Bayer 04-Podcast Neverkusen.

Wahrhaft phantastisches geschah in der Bundesliga Show Episode 83. Dort trafen Jon Hartley (Bundesliga Show), Niklas Wildhagen von Bundesliga Fanatic (@normusings) und Tobias Escher von Spielverlagerung (@TobiasEscher) zum Superpod zusammen. Thema: der 16. Spieltag. 

Casteroos

Der australische Fußball wird ja aus deutscher Sicht auch immer interessanter. Einerseits liefert Deutschland Eins-A Exportwaren, wie Thomas Broich (Brisbane Roar) oder Holger Osieck, der seit 2010 die australische Nationalmannschaft „Socceroos“ betreut. Andererseits entdecken Bundesligavereinen die australische A-League als Quell für billige und gut ausgebildete Spieler, wie Dortmunds Keeper Mitch Langerak oder Düsseldorfs Robbie Kruse.

Und natürlich werden auch in Down Under Fußball-Podcasts produziert.

Wöchentlichen Talk über die A-League und die Socceroos gibt es beim australischen Ableger des bekannten britischen Fußballmagazins FourFourTwo. In mittlerweile 161 Episoden geben die FourFourTwo Insider wöchentlich ihre Einschätzung zum Geschehen.

Immer freitags versorgt The Football Sack seine Hörer Updates und News rund um die A-League und den gesamten australischen Fußball. Und das kommt anscheinend gut an. 2011 und 2012 wurde The Football Sack bei den FFDU Fan Awards zum Podcast des Jahres gewählt.

Im gleichen Rhythmus geht That Was a Goal auf Sendung. Allerdings konzentrieren sie sich vor allem auf die „Football West Premier Division“. Die 1896 gegründete Liga ist die höchste Liga des Bundesstaates West-Australien und technisch gesehen die zweite Liga hinter der A-League, allerdings ohne Auf- und Abstiegsmöglichkeiten.

Europa

Über die Europa League wird ja nun eher selten gesprochen. Die Jungs von Libero Football machen es trotzdem und zwar in ihrem neuesten Podcast.

Normalerweise fokussieren sich die Podcaster von Backpage Football auf englischen Fußball. Da diesmal allerdings Andrew Gibney vom French Football Weekly zu Gast ist, gibt es auch einen größeren Abschnitt über die Ligue 1 und den OSC Lille.

Noch ein Podcast der sich ausschließlich mit der zweiten englischen Liga (npower Championship) beschäftigt. Gäste in Episode 18 sind Crystal Palace-Mittelfeldspieler John Salako, Leeds United-Boss Neil Warnock and kein geringerer als Brentford-Manager Uwe Rösler.

Football Podcast Review Project

Wer hier fleißig mitliest, wird erahnen, dass die Welt der Fußball-Podcasts ziemlich groß und nur schwer zu überblicken ist. Ein zentraler Anlaufpunkt fehlt. Der Neuseeländer Chris Oakley (@COakleyFtbl) will das ändern und hat deswegen das Projekt Football Podcast Review ins Leben gerufen. Noch befindet sich Oakley in der Frühphase und sucht Unterstützer, die ihre Ideen einbringen dürfen. Also, wer in irgendeiner Art dort mitmachen will, sollte jetzt auf die Webseite gehen und sich anmelden!

Tor 14: Ein unvergesslicher Abschied

Stell dir vor, dass du seit Jahrzehnten etwa alle zwei Wochen zum selben Ort gehst. Du kennst die anderen, die auch kommen. Du liebst diesen Ort. Du magst die Atmosphäre. Du erinnerst dich an viele Geschichten, wenn du auf deinem angestammten Platz sitzt oder stehst…

…und auf einmal soll es diesen Ort nicht mehr geben. Uwe Strootmann, Blogger Im Schatten der Tribüne, musste diese Situation in diesem Jahr erleben. Wenn man seinen Text jetzt so liest, dann könnte man auch schreiben: „durfte sie erleben“.

Wenn das Erlebnis des Jahres zugleich das traurigste und aber auch das schönste ist, dann muß es fast zwangsläufig etwas mit Fußball zu tun haben, denn wo sonst treten Gefühle so gebündelt auf; Sind nicht nur einfach gut oder einfach schlecht?

Der 19. Mai 2012 war es, an welchem das allerletzte Pflichtspiel im Georg Melches Stadion an der Hafenstraße in Essen Borbeck stattfand. Unser “GMS”, diese alte Kabachel, abgewrackt, amputiert und heruntergewirtschaftet. So wie kurz zuvor der ganze Verein. Und doch bis dato voller Stolz ein Stück weit auch dem modernen Fußball trotzend. Schließlich war man ja mal wer und Vorbild für viele anderen Stadien der 50er Jahre. Egal auch, in welcher Liga der RWE gerade mal wieder herumwurschtelte, an Spieltagen waren die schon weit entfernt sichtbaren Flutlichter Fixpunkte für all die Fans, welche die Hafenstraße nun in Richtung Hausnummer 97a bevölkerten. Dort angekommen für diese unvergleichliche Geräuschkulisse auf dem Vorplatz der Osttribüne sorgend. Immer auch unter den wachsamen Augen der Staatsmacht.

Essen ist kein einfaches Fußballpflaster: Essen ist rau, kann böse werden, dich aber auch in den Arm nehmen! Dein Schicksal teilen, immer ehrlich und ist mit ganzem Herzen rot-weiss. So wurde auch Fußball gespielt an der Hafenstraße, wurde es sogar erwartet. Manchmal jedenfalls, Ersteres jetzt. Wehe dem Spieler, welcher nur sein Trikot spazieren trägt.

All das war also das Georg Melches Stadion und eben noch viel mehr. Bis eben zu diesem letzten Spieltag der Regionalliga West: Rot Weiss Essen – Fortuna Köln hieß die letzte Paarung an traditionsreicher Stätte, dem Mythos, dem Stadion Töpperwien’scher Lobpreisung. Es sollte ein unvergesslicher Abschied werden.

Früher als sonst strömten die Fans aus allen Richtungen herbei, wurden Traditionen längst vergangener Tage wieder zum Leben erweckt (“Kokosnüsse jemand hier”….) und scheute fast ein jeder den Blick Richtung alte Westkurve, wo die neue Heimat schon in Lauerstellung lag.

Heute galt es, sich noch ein letztes Mal an gewohnter Stelle mit gewohnten Weggefährten zu treffen. Alles mittlerweile ritualisiert. Im Stadion selbst bereiteten die Ultras Essen und Umfeld eine “Choreo” vor, um dem geliebten Stadion gebührend Tschüss zu sagen. Und als schon erwähnte Lobpreisung krächzend aus den altersschwachen Boxen ertönte, zeitgleich eine unglaubliche “Choreo” hochgezogen wurde, flossen erste Tränen. Zu sehen aber nur auf der Haupttribüne, denn hier wurde das mit den Fähnchen gemacht. Die Stehtribünen waren unter Georg Melches und einer gigantischen Bildergeschichte versteckt. Welch ein Erlebnis an einem Tag zu einer Zeit, in der es sich persönlich nicht nur von einem Stadion zu verabschieden galt. Zu viel der Emotionen, zu viel der Tränen um einen herum. “An der Hafenstrasse, RWE” in einer klassischen Version abgespielt, “Adiole” in Originalversion, gestandene Männer, welche mehr schluchzten denn sangen. Alles in allem Emotionen, die sich zwangsläufig in Tränen auflösen mussten. Es floss also an allen Ecken munter vor sich hin.

Mit dem Anpfiff eines überraschend kurzweiligen Spieles in Anbetracht seiner sportlichen Bedeutungslosigkeit begannen dann die letzten 90 Minuten im Erbgut von Georg Melches. Es herrschte einige Minuten fast völlige Ruhe, es galt wohl allerorten, das gerade erlebte zu verarbeiten als aus irgendeiner Ecke der Haupttribüne dieses unvergleichliche “Oh immer wieder” angestimmt wurde.

Was soll ich sagen? Fußballerlebnis halt.

Es spielte sich dann harmlos, aber wie schon erwähnt, kurzweilig weiter. Der Unparteiische pfiff mal an, mal ab und zum Schluss pfiff er den Schlusspfiff.

Aus, aus, aus, das Spiel war aus und sechsundachtzig Jahre Georg Melches Stadion waren Geschichte. Fassungslose Gesichter bisweilen, die vielleicht jetzt erst realisiert hatten, daß es wirklich nun Abschied zu nehmen galt. Das Stadion leerte sich dementsprechend langsam. Viele blieben einfach in ihrem Block stehen, kauerten auf ihren Sitzen oder formierten sich noch einmal und sangen ihre Lieder. Auf der Haupttribüne wurde “Mexico” gesungen, einige der Sänger durften vielleicht erst jetzt nach dem allerletzten Abpfiff wieder ein Stadion betreten. Aber auch das gehörte zur Fußballkultur im Georg Melches Stadion.

Dieser Tag, definitiv mein Fußballerlebnis 2012, trotz so unglaublich vieler anderer intensiver Momente rund um das runde Leder. Ein Tag, welcher die Bedeutung dieses Vereins für die Menschen so unfassbar intensiv wiedergegeben hat, der aber noch viel mehr gezeigt hat, dass ein Stadion, richtig gelebt kein Konstrukt aus Beton ist, sondern eine Seele hat. Tausende sogar. Ein Stück Heimat ist. Das Georg Melches Stadion an der Hafenstraße war Heimat. Aber die Fans von Rot Weiss Essen wären nicht sie selbst, hätten sie die Seele des GMS nicht schon einige Meter weiter mit hinübergenommen in das Stadion Essen an der Hafenstraße. Und das es hier schon wieder ein klein wenig in Richtung Mythos gehen kann, verdanken wir aktuell den Sportfreunden Lotte. Ab 12:13 war auch das Spiel wieder ein Fußballerlebnis. Essen halt.

Die Blog- und Presseschau für Freitag, den 14.12.12

Die Nachwehen des 12.12. werden sicherlich noch ein paar Tage durch die Medienlandschaft ziehen. Der Boulevard wittert schon mal „Fan-Wut“, um den Leser auf brennende Stadien am Wochenende einzustimmen.

Wollen wir hoffen, dass die „Bild“ mal wieder nicht recht hat und die Fanszenen mit kreativem Protest auf die schnelle und oft intransparente Umsetzung vom „Sicheren Stadionerlebnis“ reagieren, um danach in einen Dialog zur Ausgestaltung der beschlossenen Sicherheitspositionen zu treten.

Die Blog- und Presseschau dreht sich heute aber nicht nur um die DFL. Ich empfehle die aufmerksame Lektüre der „Fußballnotizen“.

Nach der Ordentlichen Mitgliederversammlung des Ligaverbandes am 12. Dezember 2012 ist auf Bundesliga.de die beschlossenen Antragspakete veröffentlicht.

Diskussionen zum Sicherheitspapier

Kai Tippmann (altravita.com) beobachtet den deutschen Fußball aus Italien. In seinem Text „Lehrstück in Sachen Demokratie“ finden sich neben Medien und Politikschelte auch die Überzeugung wieder, dass die Fans gezeigt haben, dass sie Macht im Fußballgeschäft besitzen:

Es wäre schön, wenn Fußballfans in Deutschland sich dieser gewonnenen Macht bewusst werden und sie nicht einer Reflexreaktion opfern. Wir leben in einer Mediendemokratie und “12:12″ nichts ist Law & Order-Fanatikern unangenehmer als ein friedlicher, bunter und witziger Protest. Sollte sich irgendein Fan in irgendeinem Zelt vor dem Stadion tatsächlich nackt ausziehen müssen, kann man immer noch das Ende der Fankultur mit einem zünftigen Feuerwerk feiern. So weit ist es aber in Deutschland noch lange nicht.

Der Bolzplatzheld lud zum Google Hangout und ließ Journalisten, Blogger und Fans gut 70 Minuten über das verabschiedete Papier und das Getöse Drumherum diskutieren. Daraus:

„Je wichtiger der Sieg gemacht wird desto größer wird die Angst vor der Niederlage“

Franz Beckenbauer

Bei WDR 2 diskutierte Michael Brocker in der Sendung „WDR 2 Arena“ mit Andreas Rettig (designierter Geschäftsführer der DFL), Lorenz Rojahn (Gewerkschaft der Polizei), Jakob Scholz (Redakteur von schwatzgelb.de und Sprecher und Organisator der Fanproteste in Dortmund) und Anrufern zum selben Themenkomplex.

Das Deutschlandradio sprach mit dem Historiker Franz-Josef Brüggemeier. „Er befürchtet, dass die Freude am Spiel beim Publikum weiter verloren geht, wenn Stehplätze verboten oder Tickets nur noch personengebunden verwendet werden dürfen.“

Auch bei Sport 1 wurde unter anderem mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann diskutiert. Leider gibt es die Diskussion nur im Zusammenschnitt auf der Homepage des Senders. Dazu gibt es hier noch eine Aussage von Hansi Küpper, der sich über Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, echauffiert.

Der Rotebrauseblogger rollt das „Sicherheitsjahr 2012“ und die sich an verschiedenen Punkten aufgebauschte Debatte auf. Dabei bekommt jede Gruppe ihr Fett weg. So auch die DFL, die etwas fordert was sie bisher nicht geboten hat:

Apropos sprechen. Auch nach dem Abnicken der 16 Anträge betonte die DFL mit den Fans im Gespräch bleiben zu wollen. Was witzig ist, weil die Gespräche bisher nicht gerade dialogorientiert sind. Und man sich fragen darf, worüber denn DFL/ DFB und Fans reden werden, wenn die Verbände ihre Entscheidungen eh im Alleingang angehen und man über das Thema vieler Fans schlechthin Pyrotechnik (und nein, das schließt Böller nicht mit ein) nicht mal ansatzweise reden will.

Reaktionen auf das Sicherheitspapier

Fanvertreter und Fanprojekte rechnen mit weiteren Protesten. (DeutschlandradioFAZ) Stadionwelt interviewte einen Sprecher der Initiative „12:12“, Philipp Markhardt und blickt ausführlich auf den 12.12. in Frankfurt zurück.

Stadionwelt hat Stimmen aus allen Lagern zur Verabschiedung des Sicherheitspapiers gesammelt.

Boris Herrmann (SZ) über die Ablehnung der Anträge durch Union Berlin.

Die DFL hat das Papier aus Sicht vieler Fans in aller Eile ohne weitere Diskussionen und transparente Entscheidungsfindung verabschiedet. Die Verabschiedung wird sicherlich zu unterschiedlichen Bewertungen der Situation führen und verschiedene Reaktionen hervorrufen. Exemplarisch möchte ich hier nur auf geplante Proteste in zwei Städten eingehen, um die Blog- und Presseschau nicht zu umfangreich werden zu lassen.

In Kaiserslautern soll beim Spiel gegen Aalen statt bisher 12:12 nun 90 Minuten geschwiegen werden. In der Winterpause soll dann auf einer großen Versammlung von allen Fans gemeinsam über das weitere Vorgehen beraten werden (Der Betze brennt). In Köln will die Wilde Horde beim Ligaspiel gegen Sandhausen und im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart auf Support verzichten, um der Enttäuschung über das Verhalten der DFL zum Ausdruck zu bringen:

Das nicht vorhandene Verständnis der DFL von einem Dialog mit Fanorganisationen, hat unser Vertrauen zum Ligaverband endgültig zunichte gemacht. Wir sind schlichtweg geschockt, dass sich die „Solidargemeinschaft Fußball“ dem Druck der Politik mit symbolischen Aktionismus beugt, anstatt diesem mit breiter Brust und sachlichen Argumenten entgegen zu treten.

Die Ankündigung hat dazu geführt, dass sich Effzeh.com in einem Offenen Brief an die Wilde Horde wendet:

Du verstehst es ja durchaus, mich immer wieder in ein Wechselbad der Gefühle zu jagen. Ich mag deine Show im Stadion, ich mag die Effekte bei Choreographien. Ich mag nicht deine uneindeutige Einstellung zum Thema Gewalttäter. Hier hätte ich schon lange ein klareres Statement erwartet. Schwamm drüber, in letzter Zeit hast du mich überzeugt, mir gefiel was auf den Tribünen im FC-Block passierte. […]

Der Verein und die Mannschaft sind viel zu groß, als sich von irgendwelchen Statuten und Papieren kaputt machen zu lassen. Der DFL und unserem Innenministerium wird sehr egal sein, ob du schweigst oder bunt und laut anfeuerst. Mir ist es das nicht, ich mag dich bunt und laut.

Fußballnotizen

Während die Klub WM in Europa nur einen geringen Stellenwert hat, ist die Euphorie in Südamerika groß. 20.000 Fans des SC Corinthians aus São Paulo sind in derzeit und geben auch mal eine Niere, um dabei zu sein. (NZZ) Die Corinthians haben sich für das Finale qualifiziert und treffen auf den Chelsea FC. Die Londoner haben sich mit 3:1 im Halbfinale gegen Monterrey aus Mexiko durchgesetzt. (NY Times)

Wie ticken eigentlich Polizisten? – Man bekommt meist leider nur die Meinung von Funktionären von Gewerkschaften zu hören. Das Interview mit Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften, liefert einen Einblick in das Innenleben der Polizei. (ballesterer.at)

Der FC Barcelona hat mehr Spieler ausgebildet, die aktuell in Europas Top-Ligen spielen, als jeder andere Verein in der Welt. (Sportintelligence.com)

In Ägypten haben die Ultras der Fußballclubs ihren Anteil am Sturz der Mubarak Diktatur. Auch in den aktuellen Auseinandersetzungen spielen sie eine gewichtige Rolle. Martin Krauss (taz) über den „Ultrademokratischen Sport“:

Es ist eben gerade die Behauptung der Fans, sie seien unpolitisch, die die politische Bedeutung des Fußballs beweist.

In Hamburg setzen Polizei und Verfassungsschutz in der Fußball-Fanszene verdeckte Ermittler und V-Leute ein. Das hat der der SPD-Senat zugegeben. Konkrete Fragen blieben unbeantwortet berichtet  (taz)

„Die Vorgehensweise ist stets dieselbe. Entweder auf der Straße oder per Telefon versuchen Beamte Kontakt aufzunehmen“, berichtet die Fangruppierung Ultra St. Pauli. „Sie kommen dabei nicht mal aggressiv rüber, sprechen einen mit Vornahmen an und bitten um ein Gespräch.“

„In Bed with Maradona“ hat die 100 besten Spieler Unter 23 gesucht. Hier wird die Herangehensweise erklärt. Hier gibt es die Liste. Knapp ein Zehntel besitzen den deutschen Pass.

Der Kommentatoren Blog hat die Medien-Ansetzungen zum 17.Spieltag. Im „Screensport“ von „Alles ausser Sport“ gibt es unter anderem die Fußballübertragungen des heutigen Tages.

Wie schlagen sich eigentlicht deutsche Fußballer im Ausland. Dieser Blog sammelt Ergebnisse und Geschichten.

Nach Ausschreitungen beim Spiel gegen Olympique Marseille darf der französiche Erstligist SC Bastia seine Heimspiele auf bisher unbestimmte Zeit nicht mehr im eigenen Stadion austragen. (ORF Sport)

Wegen Ausschreitungen beim U21-Match gegen England ist der serbische Fußballverband (FSS) hart bestraft worden. Die UEFA verurteilte den FSS zu einem U21-Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie einer Geldstrafe von 80 000 Euro. (spox) Aus Sicht von Owen Gibson (The Guardian) hat die UEFA es mit diesem Urteil wieder verpasst ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Das Finale der Copa Sudamericana wurde abgebrochen. Spieler wurden mit Waffen bedroht. (FAZ)

Die FIFA hat die Ermittlungen gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden Mohammed Bin Hammam eingestellt. (DeutschlandradioSpiegel Online)

In England zieht der Polizeiverband eine Wiedereinführung der Stehplätze in Fußballstadien in Betracht. (Stadionwelt)

Alessandro Del Pieros Auftakt in Australien verlief nicht rund: der Italiener ist verletzt, sein Verein ist Tabellenletzter. Es ist unklar, ob der Vertrag nach der Saison um ein Jahr verlängert wird. (ORF Sport)

Andreas Rüttenauer (taz) hat die aktuelle Biographie von Lothar Matthäus gelesen.

Extra

Das Projekt Spielfeldschnitte bittet um Spenden. 2013 soll ein Fußballturnier für Teams aus allen möglichen Ländern realisiert werden.

Bolzen Online sammelt die Videos des Jahres. Zum Beispiel ein besonders emotionales Meisterschaftsinterview.

Michael Wollny (Eurosport) schreibt in seiner Kolumne „Abgeblogged“ über ein Fußballszenario im Jahr 2017, dass zum Mitführen von Megafonen verpflichtet und die Abschaffung der Liegplätze nötig macht.

Welcher Spieler hat die meisten Berufungen in die „Kicker Elf des Jahres“ geschafft? Sportsaal hat die Antwort.

Fehlschuss des Tages: Mushaga Bakenga (Cercle Brugge)

Im Blog-G gibt es neben warmen Worten auch einen loriotesken Mikrofonumbau bei der letzten Pressekonferenz der Eintracht aus Frankfurt vor dem Jahresende.

Die Zeit lädt zum Randale-Quiz.

Meist geklickt

Gestern war das „Sicheres Stadionerlebnis anno 1992: 1. FC Nürnberg gegen Bayer Leverkusen“ bei turus.net.

Die Blog- & Presseschau für Donnerstag, den 13.12.2012

Was für den nicht fußballaffinen Menschen der 21.12.2012 ist, ist gerade für den Fußballfan der 12.12.2012. Der Untergang der Welt. Das Konzeptpapier der DFL zum Thema Sicherheit im Stadion ist abgesegnet worden. Die folgende Diskussion bewegt sich hauptsächlich zwischen Schwarz (Pro) und Weiß (Contra). Nunancen sind am Tag danach schwer zu identifizieren. Es bleibt mir nur Dembowski zu zitieren.

In der unerträglichen Kakophonie war es nicht möglich, ruhigere, besonnenere Stimmen zu filtern. Es war laut, es war der Untergang und es war das Ende der Zukunft, die der deutsche Fußball sich gerade erst erschaffen hatte. Fanvertreter aller Farben warben für ihren Kampf, Politiker sonnten sich in dem, aus ihrem unerklärlichen Druck erschaffenen Glanz. Ich fragte mich, wer die jetzt überhaupt noch wählen sollte. Ich würde es nicht tun. Aber ich würde mich auch nicht dazu verleiten lassen, in den Schwanengesang einzustimmen.

Sicheres Stadionerlebnis abgesegnet

„Mit großer Mehrheit“ sei das Papier von den 36 DFL-Klubs in allen 16 Punkten verabschiedet worden, verkündete Liga-Chef Reinhard Rauball auf der Pressekonferenz in Frankfurt. „Egal, ob Sitzplatz oder Stehplatz, schweigend oder nicht schweigend, Teilnehmer einer Fan-Demonstration oder Besucher des Familienblocks: Wir können allen Fans versichern, dass die heutigen Beschlüsse die Fußball-Kultur in Deutschland nicht gefährden.“ (kicker)

Christian Spiller (ZEIT online) meint, dass die Fans als Gewinner vom Platz gehen. Unaufgeregt kommentiert er warum das ganze Diskussion auch ihre guten Seiten hat.

Zum einem wird mit dem beschlossenen Paket keineswegs die Fankultur zu Grabe getragen. Es ist viel weniger einschneidend als gemeinhin angenommen. Gegen besser geschulte Ordnungskräfte oder einen Dialog zwischen Klubs und Fans wird kein Anhänger der Welt etwas einwenden. […] Vor allem aber haben die Fans in dem ganzen Trubel rund um das Maßnahmenpaket ihre Position gestärkt. Weil sie gezeigt haben, dass die Fußballfunktionäre nicht mehr an ihnen vorbeiregieren können. Und weil sie einiges für ihr Image getan haben.

Nicole Selmer (Publikative) sieht die Hauptakteure nach dem Beschluss auf Konfrontationskurs.

In der Tat führt dieser Beschluss nicht zu einer größeren Entfernung zwischen den Akteuren. Er führt vielmehr dazu, dass die Hardliner in Verbänden und Vereinen, in Innenpolitik und Polizei auf der einen und die in den Fanszenen auf der anderen ungebremst aufeinander zu rennen. Eine Kollision mit Kollateralschäden ist abzusehen und da hilft es auch nicht, dass DFB und DFL in ihren Verlautbarungen unisono von „Leitplanken“ sprechen, die mit den nun gefassten Beschlüssen errichtet seien.

Christoph Ruf (Spiegel Online) fragt, ob nicht mal die Ultras in Vorleistung treten könnten.

Wie wäre es denn, wenn die Ultras mal in Vorleistung gingen? Wenn sie bundesweit öffentlich erklären, dass sie auf Pyrotechnik verzichten? Wer als Politiker dann noch die Abschaffung der Stehplätze forderte, würde sich lächerlich machen.

Claudio Catuogno (SZ) fordert unter anderem mehr Sozialarbeiter für die Vereine.

Wer nur diesen Teil der Debatte verfolgt hat, dem muss all das, was die Politik als Lösung ins Spiel bringt, schlüssig und angebracht vorkommen. Ein Verbot von Stehplätzen, Ganzkörperkontrollen am Stadioneingang, um auch in BHs und Körperöffnungen nach Feuerwerk suchen zu können, lebenslange Stadionverbote für Störer. Und vor allem: Dass die Fußballklubs, diese auf Millionen gebetteten Unterhaltungsbetriebe, bitteschön die Polizeikosten selbst bezahlen sollen, die sie mit ihren Spielen verursachen.

Michel Horeni (FAZ) beschwört die Vereine, den neuen Player Ernst zu nehmen.

Wichtiger jedoch als einzelne Anträge, die der Profifußball an diesem Mittwoch durchgewinkt hat, wird der Ton sein, mit dem der organisierte Fußball künftig seiner Klientel in der Kurve begegnet, die nicht mehr wie noch in der jüngsten Vergangenheit einfach ignoriert werden kann. Stimmungsboykotte in den Stadien und Demonstrationen in Städten haben zuletzt gezeigt, dass im Profifußball ein neuer Player aufs Spielfeld drängt, der für die Fußball-Führungskräfte eine neue, aber noch ziemlich unbekannte Herausforderung darstellt.

Tobias Schall (Stuttgarter Zeitung) sieht das Problem im Beginn der Debatte.

Die Anhänger wollen ernst genommen – und nicht nur als Claqueure in der Kurve gesehen werden, sondern als mündige Gesprächspartner. Es ist der Geburtsfehler des jetzigen Konzeptes, dass genau das am Anfang mal wieder versäumt worden ist.

Turus fokussiert nochmal und stellt fest, was das Papier für den Fan bedeutet.

Beim Maßnahmenpaket ist dem aktiven Fußballfan nicht klar, was genau ihn ab der Saison 2013/14 erwartet. Kein Wunder also, dass diese diesem DFL-Papier komplett argwöhnisch und ablehnend gegenüberstehen. Eine Diskussion um einen möglichen kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik wird es eh nicht geben, das wurde im Anschluss der Konferenz sofort in der Meldung der DFL verankert.

Der Torbote hat eine Storify-Geschichte angelegt rund um den Sicherheitsgipfel.

Jens Bierschwale und Udo Moras (Welt) skizzieren die Entwicklung des gestrigen Tags.

Der Einwand von fünf Vereinen, die Verabschiedung aufzuschieben, fand keine Mehrheit – womit letztlich auch ein befürchtetes Eingreifen der Politik abgewendet wurde. Innenminister von Bund und Ländern hatten die DFL und den Deutschen Fußball-Bund sowie die Vereine aufgefordert, nach vermehrten Ausschreitungen in den Arenen zu einer Entscheidung in der Debatte um mehr Sicherheit in den Stadien zu kommen.

Einschub der Redaktion: Die 5 Vereine sind Köln, Union Berlin, St. Pauli, der HSV und Werder Bremen.

Thomas Weinmann, Fanbeauftragter von Borussia Mönchengladbach zeigt auf, welche Punkte dazu führten, dass die Vereine um Aufschub baten.

Heute wurden „nur“ noch über 16 selbständige Anträge abgestimmt, bei denen vor der Abstimmung lediglich zwei noch als relativ kritisch zu betrachten waren. Diese beiden betreffen die Einschätzung, wann ein Spiel ein Risikospiel mit allen möglichen Konsequenzen sein wird, und man darauf aufbauend die Gästekontingente senken oder sogar gegebenenfalls wegfallen lassen kann. Zu den beiden letzten gab es ebenfalls recht kurzfristig Änderungsanträge bzw. Wünsche auf Verschiebung der Abstimmung zu diesen Anträgen. Dazu ist es nicht gekommen, da mit großer Mehrheit keine Verschiebung und auch keine Änderung gewünscht wurden.

Union Berlin lehnt das Sicherheitspapier ab.

Der 1. FC Union Berlin hat den vom Vorstand des Ligaverbandes eingereichten Anträgen des Antragspaketes „Stadionerlebnis“ nicht zugestimmt, da die tatsächliche Sicherheitslage im deutschen Fußball aktuell keine Beschlussfassung erfordert.

ZDFsport auch mit einem Überblick von Reaktion auf Twitter. Deutscher Fußball. RIP.

11 Freunde haben erste Fanreaktion gesammelt. Die Reaktion sind durchweg negativ.

Alles im chronologischen Ablauf bei Stadionwelt.

Markus vom Schalker Megafon mit einer ersten Reaktion zur Verabschiedung des DFL-Konzepts.

Und doch bleibt am Ende Hoffnung. Die Hoffnung, dass die DFL den Druck, den sie verspürt hat, jetzt los ist, und endlich wieder mit ihren Fans spricht. Es wird so viel Papier beschrieben, entscheidend ist, was die Vereine daraus machen. Hoffentlich reden sie dafür wenigstens mal mit ihren Mitgliedern.

St.Pauli *Nu sieht ein gefährliches Ergebnis.

Vor allem die möglichen Maßnahmen zur verdachtslosen Überwachung von Fans, den Beschlüssen zum Verbot von “zur Vermummung geeigneten Utensilen”, deren Aufspüren und Sanktionieren sowie von Pyrotechnik bleiben, aller Beschwichtigungsrhetorik zum Trotz, vollkommen einseitig, potenziell verfassungswidrig und senden das erwartet gefährliche Signal via Polizei und Vereine (und Kapitalgesellschaften !), an die organisierten und desorganisierten Fans: wir hören euch (12:12), aber nicht zu.

Fortuna Düsseldorf gehört wohl zu den Vereinen, die dem Konzept zugestimmt haben. Direkt verwandelt ist enttäuscht.

Doch für heute sind wir enttäuscht, weil der Verein es versäumt hat, ein Zeichen zu setzen und es den DFL-Granden ermöglicht hat, sich auf die Schultern zu klopfen und ihren Pseudo-Sicherheits-Sermon in die Welt hinausposaunen zu können. Schade, Fortuna!

Auch Tinneff ist unzufrieden mit seinem Verein – der Borussia aus Dortmund und stellt nebenbei klar, was Ganzkörperkontrolle heißt.

Das wird die Hardliner natürlich beflügeln nach dem Motto: Wenn die Politik mit Polemik an ihr Ziel kommen, können wir Fans das auch. Sicherlich, der politische Druck war groß und Rauball musste die Fronten befriedigen, aber sich dann hinzustellen und zu erzählen, man hätte sich nicht dem Druck der Politik gebeugt, halte ich für albern. […] Auch hätte man klar publizieren müssen, dass Ganzkörperkontrollen im Grunde nichts anderes als intensivere Kontrollen sind, wie man sie auch am Flughafen hat (Danke für die Info an unseren Fanbeauftragten). Damit hätte man sicherlich die Situation etwas beruhigen können.

Anygivenweekend geht die Diskussion langsam auf den Geist und möchte aber, dass die Parteien vor allem im Dialog bleiben.

Ich muss etwas gestehen: Mich beginnt die Debatte über das “sichere Stadionerlebnis” zu langweilen. Auf der einen Seite regieren Populismus und Drohkulisse, aber von der anderen hört man ebenfalls wenig Konstruktives. Nach der Verabschiedung des überarbeiteten DFL-Sicherheitskonzepts könnte man meinen, der Untergang der Fußballkultur stünde bevor – wenn man den Angstmachern auf Seiten der Fans Glauben schenkt. Dabei sind der Kontrollwahn bei den einen und die Angst vor jeder Veränderung bei den anderen nur die Effekte einer ähnlich gelagerten, medienbefeuerten Paranoia.

In Braunschweig ist man zwar auch enttäuscht über den Ausgang hofft aber auf weitere Kommunikation zwischen den Parteien. Was jetzt noch kommt ist noch unklar.

Welche Aktionen konkret in Braunschweig geplant werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, da sicher auch bundesweite Kampagnen hier eine große Rolle spielen werden. Positiv können wir dennoch konstatieren, dass auch ein solch brisantes Thema für eine weitere Intensivierung des Dialogs zwischen Fans und dem Verein Eintracht Braunschweig geführt hat. Dies soll und muss nach dem Papier nun fortgesetzt werden, damit wir zumindest im Eintracht-Stadion für eine weiterhin lebendige Fankultur eintreten können. Wir sind zuversichtlich, dass dies mit den aktuellen Verantwortlichen gelingen wird.

Der Chemieblogger schwört auf Nachhaltigkeit.

Je nachhaltiger sich die Fans mit guten Argumenten für ihre Interessen einsetzen, desto größer ist ihre Chance, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen

Im Schatten der Tribüne beleuchtet den Prozess der letzten Wochen und Monate im Fall des „Sicheren Stadionerlebnis“ und versucht ein gutes Schlusswort zu finden.

Zu guter Letzt aber noch einen Vorschlag, wie sich alle Lager endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: Lest Sammy Drechsel, lest „Elf Freunde müsst Ihr sein“! Dort ist zu lesen, welchen Wert ein Paar Fußballschuhe hat, oder ein Trikot. Ist von Freundschaft und Zusammenhalt die Rede. Von Ausschreitungen, Gewalt, Wasserwerfern und Leibesvisitation steht da nichts geschrieben.

Der Betze brennt zu den Entwicklungen und Einstellungen zum Thema in Kaiserslautern.

Hier nochmal die Präsentation der DFL, die den Vereinen vor dem gestrigen Tag zugesendet wurde.

Fandebatte

Philipp Köster und Ron Ulrich (11 Freunde) identifizieren die größten Scharfmacher in der Fandebatte. Die sitzen nicht bei der Polizei, sondern in der Politik.

Angelika Beuter fragt sich in einem Gastbeitrag im Web04, warum sie oft bei Fußballspielen wie ein Hooligan von der Polizei behandelt wird.

Sepp Blatter möchte, dass Tabak und Alkohol aus den Stadien verbannt werden. (20 Minuten)

Rechte unterwandern Sicherheitsdienst beim BVB

Rafael Buschmann (Spiegel Online) berichtet vom Nazi-Problem beim amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Dort haben Rechtsextreme den Sicherheitsdienst unterwandert, verbreiten so rassistische Parolen und verprügeln Gästefans. Der BVB hat bisher noch keine gute Antwort auf dieses Problem.

Doch der Verein, der seit Jahren mit einer Infiltrierung von rechts zu kämpfen hat und sich mit etlichen Arbeitskreisen, Projekten und sogar der Aufnahme einer ausdrücklichen Passage in die Stadionordnung, die jede Form von rechtem Gedankengut beim BVB verurteilt, zur Wehr setzt, wird sich vielen weiteren Fragen stellen müssen.

Gästeblock 1992

Kein Gästeblock? Leverkusen-Fans kommen eh nicht? Turus erzählt vom Spiel Nürnberg gegen Leverkusen aus dem Jahr 1992.

Altravita berichtet von Arrigo Provedani, der kürzlich den Gästeblock ganz für sich allein hatte.

Zum Tod von Manfred Amerell

Manfred Amerell ist am Dienstag tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Die Polizei teilte mit, dass Fremdverschulden oder ein Suizid auszuschließen ist – die Todesursache jedoch unklar ist.

Andreas Bock (11 Freunde) mit einer Skizze seiner Karriere, samt des Skandals um Amerell und Michael Kempter. Warum zum Schluss noch mal betont wird, dass ein Selbstmord auszuschließen ist, bleibt als Frage über.

Thomas Kistner (SZ) mit einem Nachruf auf Amerell, der bis zuletzt um seine Rehabilitierung kämpfte.

Rastlos, meist zwischen Wut und Verzweiflung oszillierend, hatte Amerell um seine Rehabilitierung gekämpft. Noch am 1. Dezember hat er in einem Gespräch mit der SZ neue Klagen dargelegt, die er vorbereite und in Kürze anstrengen wolle. Am Montag der vergangenen Woche führte er zu diesen Themen, die ihn praktisch rund um die Uhr beschäftigten, auch ein Gespräch mit seinem Freund und Rechtsanwalt Jürgen Langer, dem er am Abend noch eine SMS schickte.

Sara Peschke (Spiegel Online) geht fast ausschließlich auf Amerells Wirken als Schiedsrichter ein, der sich vor allem für den Respekt vorm Unparteiischen einsetzte.

Auch als er 1994 nach 66 Bundesliga-Spielen seine aktive Karriere beendet hatte, kritisierte er regelmäßig den mangelnden Respekt der Profis auf dem Platz. Die Worte seiner Wutrede nach der Zweitligapartie zwischen 1860 München und Eintracht Frankfurt sind legendär: „Diesen Heuchlern auf der Bank sage ich auf gut Bayerisch: Wie der Herr, so’s Gescherr. Diese Rasenden auf den Bänken sind das Vorbild für Randgruppentäter auf den Rängen.“

Was macht Pep Guardiola

Dieser Frage geht Andreas Burkert (SZ) nach und „spürt“ Guardiola in New York nach, wo er mit Woody Allen Essen geht und das Bildungsangebot der Stadt nutzt. Natürlich geht es auch um die Option, dass der Trainer in München anheuern könnte.

Mensch Bruno

Einst war Bruno der Problembär. Und noch heute ist der Name nicht unbelastet. Tobias Schall (Stuttgarter Zeitung) fragt sich warum Stuttgart und Bruno Labbadia nicht warm miteinander werden.

Es geht um ihn. Um seine zwei Jahre in Stuttgart. Um den Menschen Bruno Labbadia. Um den Trainer, der hier so kritisch hinterfragt wird und den Club erst vor dem Abstieg gerettet hat, dann in die Europa League geführt hat und der mit seiner Mannschaft in allen drei Wettbewerben dabei ist. Dessen Bilanz so gut ist und dessen Image so seltsam.

Mario Gomez im Reifeprozess

DerBayernBlog sieht einen gereiften Mario Gomez, der schon bald als Führungsspieler genannt werden könnte.

Trotzdem wird sein Name im Zusammenhang mit dem Begriff Führungsspieler beim FC Bayern bisher nicht genannt. Die Aussagen des gewandelten Mario Gomez machen Mut, dass er erkannt hat wie wertvoll er für diese Mannschaft sein kann. Weit über die reine Torquote hinaus.

Wer ist Messi?

Der sambische Verband Lionel Messis Rekord von 86 Toren in diesem Kalender Jahr an. Nicht, dass er die nicht geschossen hätte, sondern, dass das ein Rekord ist.

Der Fußballverband Sambias behauptet, der frühere Nationalspieler Godfrey Chitalu habe einst 107 Tore binnen eines Jahres erzielt – ebenfalls 1972. Die FIFA ist bereits informiert, doch es gibt ein Problem.

Problem ist, dass dies nirgends dokumentiert ist. (Kicker)

Jeré Longman (New York Times) bittet darum Messi zu genießen und nicht auf die Zahlen zu achten.

Wer als Kind auf der Straße gespielt hat, traf auch schon mal mehr als 1200 mal im Jahr.

Strafe für Jermaine Jones

Der Schalkefan versteht nicht, warum Jermaine Jones vier Spiele für seine rote Karte gesperrt wurde.

Fernsehrechte

Auch in Zukunft dürfen Fußballfans Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften weiterhin frei empfangbar im Fernsehen schauen. EDIT: Es handelt sich um eine Empfehlung.  (FAZ)

Ein Gutachter des obersten EU-Gerichts hat den Einspruch der Fifa und Uefa gegen ein Urteil früherer Instanz als unbegründet zurückgewiesen.

Ultras angezeigt

Der FC Bayern München zeigt Mitglieder der Ultragruppierung Inferno Bavaria an für die Präsentation eines derben Plakats beim Spiel gegen Hannover. (tz)

Doktor Socrates

Für das portugiesisch sprechende Fußballvolk.

Hörtipp

Heute Abend in der WDR2-Arena. Ein Gespräch über das verabschiedete Sicherheitspapier der DFL mit Andreas Rettig, Lorenz Rojahn (Polizei-Gewerkschaft) und Jakob Scholz (Fanproteste Dortmund).

Torjubel mal anders

Sieht irgendwie nach Haka aus.

Sicherheitskonzept der Bahn

Auch die Bahn hat ein neues Sicherheitskonzept. (Titanic)

Weihnachtsfeier beim SC Freiburg

Karim Guédé an der Beatbox.

Fuel for Fans

Canal + wirbt für Fußball (und für sich)!

Tor 13: Zweite Liebe

Was macht ein Bayern-Fan in Bonn, der nicht jedes Wochenende zu den Heim- und Auswärtsspielen seines Lieblingsvereins fahren kann, Stadionatmosphäre aber nicht missen will? Er besucht mit einer gewonnenen Eintrittskarte den lokalen Sportverein.

Dass aus so einem geplant einmaligen Besuch eine jahrelange Leidenszeit werden kann, beschreibt Michael Bach hinter Tor 13 des „Fokus Fussball Adventskalenders“ als Fußballerlebnis des Jahres 2012.

12.03.2006
Mit einer gewonnenen Eintrittskarte führt der Weg zum ersten Mal zu einem Heimspiel des höchstklassigen ortsansässigen Vereins, in den Sportpark Nord zum Bonner SC. Zum Spitzenspiel gegen die die Tabelle anführende 2. Mannschaft von Borussia Mönchengladbach haben sich mehr als 2.000 Zuschauer eingefunden, die Atmosphäre gefällt auf Anhieb. Leider verläuft das Spiel aus Bonner Sicht einseitig in die falsche Richtung: Angeführt von einem überragenden Marvin Compper setzt die Borussia sich hochverdient und den Spielverlauf nur unzureichend widerspiegelnd mit 4:2 durch und leicht vorentscheidend in der Tabelle ab.

Andererseits, wann werde ich den Verein überhaupt nochmal anschauen und was interessiert mich das als Bayernfan, der nur ein wenig Wochenendunterhaltung im Wohnort sucht, überhaupt?

02.12.2012
Turbulente Jahre mit Amateurfußballtristesse, einem berauschenden Aufstiegsjahr mit anschließender ansprechender Regionalligasaison, der folgenden zweiten Insolvenz des Vereins, einem Jahr ohne erste Mannschaft und dem Neustart in der Landesliga liegen nicht nur hinter dem Bonner SC, sondern auch hinter mir.

Der runderneuerte Verein ist seit anderthalb Jahren nicht mehr auf (Mäzenaten-)Pump und Willkür gebaut, sondern wird von einer ehrenamtlichen Gruppe geführt, die als Team zusammenarbeitet. Die Mannschaft ist ehrlich sowie solide finanziert zusammengestellt und spielt zumindest ergebnistechnisch an der Ligaspitze mit. Der Zuschauerschnitt des nicht mehr klassenhöchsten Bonner Vereins liegt zwischen 400 und 500, weit höher als bei den anderen Vereinen der Region. Es lebt der Traum, wieder in eine Liga zurückzukehren, bei der weniger als die Hälfte der Auswärtsspiele mit der Stadt- oder Straßenbahn erreicht werden können. Und neben anderen „ Freunden & Fans* “ steht auch mein Name auf der Trikotbrust.

Deshalb führt der Weg an diesem Tag wieder in den Sportpark Nord, es ist längst lieb gewonnene, 14tägige Routine geworden. Dass es wieder ein Spiel Tabellenzweiter gegen Tabellenerster gibt, ist dagegen ein neues Erlebnis mit dem „neuen“ Bonner SC. Spitzenreiter ist der SSV Merten, kein Unbekannter seit einem grotesken 4:5 zur letztjährigen Saisoneröffnung und einem 3:1 im lokalen Pokal vor einigen Wochen.

Obwohl weit und breit kein Compper zu sehen ist, wandern die Gedanken in den März vor sechs Jahren zurück… Wo ist die defensive Ordnung? Was sind das für plumpe Fehlpässe? Waaaah, warum geht der verdammte Ball an die Latte?!? Oh Gott, diese Stockfehler! Wie kann Merten sich nur erdreisten, eine konsequent durchgezogene Spielanlage zu haben? Aber immerhin, der Einsatz stimmt. Das hat er schon oft. 2:4. Sechs Punkte.

Aber es ist nicht mehr 2006. Mir ist es nicht mehr egal, welche Worte der Trainer in der Analyse wählt. Es freut mich, dass die verschiedenen Fangruppen, die sich nicht unbedingt grün sind, Einigkeit für den Verein gezeigt haben. Und ich weiß, dass ich beim nächsten Heimspiel wieder da bin. Als Bayern- und Bonner SC-Fan.

* Weil sich vor der Saison kein Sponsor fand, der einen angemessenen Betrag für die Trikotbrust zahlen wollte, wurden insgesamt 304 Felder zu je 10 Stellen für 33€ (Normaldruck) bzw. 55€ (Fettdruck), die um den Schriftzug „Freunde & Fans“ gruppiert sind, verkauft, so dass die „normalen“ Vereinsunterstützer (inklusive des #tkss) in der Saison 12/13 als (ein) Hauptsponsor fungieren.

Die Blog- und Presseschau für Mittwoch, 12.12.2012

In der neuesten Folge vom Podcast „Collinas Erben“ sprechen wir über das „Feindbild Schiedsrichter„. Insbesondere der Tod des Schiedsrichter Assistenten in den Niederlanden und die Anfeindungen von Schiedsrichter Stark ließen Alex, Tobias und mich etwas grundsätzlicher werden.

Hinter Tor 12 im Fokus Fussball Adventskalender zeigt sich dagegen die Schönheit des Fußballs mit ihren positiven Emotionen.

In der Blog- und Presseschau steht natürlich das Strategiepapier „Sicheres Stadionerlebnis“ im Mittelpunkt, denn heute wird abgestimmt in Frankfurt.

„Sicheres Stadionerlebnis“

[Update] Dies ist die vorab an die Vereine verschickte Präsentation der DFL. (12Doppelpunkt12.de)

Martin Teigeler (WDR.de) hat die Hintergründe für die Diskussion zum und die Kritik am Strategiepapier „Sicheres Stadionerlebnis“ zusammengefasst.

Tagesschau und DFB.de fassen die zur Abstimmung stehenden Punkte zusammen. Spiegel Online bietet dazu eine interaktive Grafik an. Dazu werden die Positionen der Politik, der DFL und der aktiven Fanszene zusammengefasst.

Das ZDF Morgenmagazin sprach mit dem designierten DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig über schlechte Kommunikation, Druck der Politik und Vereine, die das Konzept ablehnen

Innenminister Friedrich kündigt stets vollmundig an, dass er im äußersten Fall die Stehplätze abzuschaffen gedenkt. Laut Spiegel Online fehlt ihm dazu die Befugnis.

NRW-Innenminister Jäger sprach mit der taz und macht Druck auf die Verantwortlichen:

Warum diese Eile?

Weil die Zahl der Straftaten mit Verletzungsfolgen von Jahr zu Jahr steigt. Und wir haben das Problem, dass 30 Prozent der Einsatzzeit der Bereitschaftspolizei beim Fußball aufgewendet werden. Da müssen wir runter.

Der Fanforscher Harald Lange, Professor für Sportwissenschaften an der Universität Würzburg, spricht mit der WAZ über Fehler in der Kommunikation mit den Fußballanhängern und den aus seiner Sicht überzogenen Druck der Politik.

11 Freunde sprach mit Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers über das Konzeptpapier „Stadionerlebnis“. Der Verein will heute zustimmen.

Zwei Mitglieder der Borussen-Fan-Gruppierung Sottocultura sprachen mit Karsten Kellermann (Rheinischen Post) über das Sicherheitspapier der DFL, über Pyrotechnik im Stadion und das Selbstverständnis der Ultras:

Ja, wir Ultras sind romantisch und vertreten konservative Werte. Bei uns geht es um Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Es gibt sicherlich Leute, die sagen, dass unsere Verhaltensweisen faschistoide Tendenzen haben.

„indirekter freistoss“ fasst die Positionen der Presse zusammen und stellt sie gegeneinander: Feuriges Finale

Der Jurist Thomas Feltes sollte den Liga-Verband DFL bei der Stadionsicherheit beraten. Nach Meinungsverschiedenheiten musste er gehen. Im Interview mit Spiegel Online meint er, dass die Macht der Fans unterschätzt wird. Im Gespräch mit der Tagesschau sagt er, dass die Sicherheit in deutschen Stadien schon gegeben sei und der Druck der Politik an Nötigung grenze.

Der Blog „Magischer FC“ nimmt direkten Bezug auf das Interview mit Feltes und beschreibt detailliert eigene Recherchen und Erkenntnisse. Am Ende des lesenswerten Beitrags „Das Märchen von den laschen Vereinen“ ziehen die Autoren ein klares Fazit:

Wenn ich nicht endlich beginne, richtige Statistiken zu führen, Wirkungen zu untersuchen und ernsthaft mich mit Mechanismen auseinandersetze, werde ich immer nur das Falsche tun.

Die Blogger bei Direkt verwandelthaben unter der Überschrift “Kurz vor Zwölf – Fankultur vs. Politik” gestern einen Thementag bestritten. In vier Beiträgen werden vier unterschiedliche Fragestellungen bearbeitet:

Im Doppelinterview mit der FAZ sprechen Michael Gabriel und Volker Goll, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte in Frankfurt, über die Bedeutung der Anhänger für den Fußball und das Rezept für mehr Sicherheit in den Stadien.

Stefan Krieger (Blog G) ist sich sicher, dass das Papier heute durchgewunken wird:

Das Papier wird durchgewunken werden. Kleine gallische Dörfer mögen sich noch wehren, aber am Ende haben auch diese das Votum der Mehrheit zu akzeptieren. Die Veränderungen werden dann langsam kommen. Vielleicht wird man sie anfangs als Zuschauer im Stadion gar nicht wirklich mitbekommen. Erst nach einiger Zeit wird man sich wundern und fragen, was früher eigentlich anders war.

Sara Peschke (Spiegel Online) sprach mit Mitgliedern des FC United of Manchster. Der Verein wurde nach dem Verkauf von Manchester United an Malcolm Glazer gegründet. Andrew Walsh, Vorsitzender des englischen Siebtligisten, rät den Verantwortlichen in der Bundesliga, dem Beispiel Premier League nicht auf allen Ebenen zu folgen, denn:

„Schaut nach England: Hier haben die Menschen verlernt, wie man den Fußball wirklich feiern kann.“

Entwertete Dauerkarten

Bei der insolventen Alemannia aus Aachen kommt es jetzt ganz dicke für die Fans: die Dauerkarten verlieren ihre Gültigkeit. Dies  bestätigte Sachwalter Rolf-Dieter Mönning gestern auf Anfrage der Aachener Zeitung den Vorgang: „Daran führt im Insolvenzrecht leider kein Weg vorbei.“

Der Verein verprellt hier sicherlich die größten Unterstützer des Vereins. Ob weiterhin solche Briefe mit dem Taschengeld von Kindern den Weg in die Geschäftsstelle finden werden, ist fraglich.

Werder Bremen

Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, im Interview mit Thorsten Waterkamp (Weser Kurier) über seine neue Rolle in Bremen nach dem Abgang von Klaus Allofs, die Suche nach einem neuen Sportchef und die finanzielle Situation des Vereins.

Zlatko Junuzovic im Gespräch mit der Kreiszeitung: „Wir dürfen nicht blind offensiv sein“

Doping im Fußball

spox-User funkbarrio beschreibt ausführlich die Geschichte des Dopings im Fußball: Vitamine bestätigen die Regel

Kurz gemeldet

Der ehemalige Bundesliga Schiedsrichter Manfred Amerell ist tot. (FAZSportschau)

Im Fall des getöteten Schiedsrichter Assistenten hat die Polizei in den Niederlanden weitere Verdächtige festgenommen. (Spiegel)

Sebastian Krause (Deutschlandradio) berichtet über wachsende Kritik am bayerischen Fußballverband. In Bayern ist es vermehrt zu Gewalt gegen Schiedsrichter gekommen.

Jan Tölva (Fußball gegen Nazis) über den Kampf gegen Rechts in Braunschweig. Wird er geführt? Wer führt ihn?

Bei der Klub WM in Toyota, im Westen Japans, werden Torkameras getestet. Die NZZ stellt die Systeme vor.

Beim HSV hat man durch Spiele außerhalb der nationalen Wettbewerbe schon über vier Millionen Euro eingenommen. Nach der zuletzt angesetzten Reise nach Brasilien soll das nächste Ziel im Mai die USA sein. Nach Nordkorea würde man zum Beispiel nicht fahren. (MoPo)

Textilvergehen hat die erste Hauptversammlung der An der Alten Försterei Stadionbetriebs AG begeleitet. Interessant war vor allem, ob die Übertragung von Aktien an den Verein über die Bühne geht. Um 20:27 Uhr war es dann soweit. Dazu machte Präsident Zingler „den Wurst-Uli“.

Tickets für das Pokalfinale der Frauen in Köln können ab heute erworben werden. Für das Finale der Herren im DFB-Pokal kann man sich bewerben. Dazu ruft der DFB zur Wahl von Nationalspieler und Tor des Jahres auf.

Dynamo Dresden hat noch nicht entschieden, ob man in dieBerufung gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts geht. (FAZ)

Ilombe Mboyo hat – wie wir schon gestern zeigten – einen wichtigen Elfmeter kläglich verschossen. Nun ist der Stürmer von seinem Amt als Kapitän zurückgetreten. (Spiegel Online)

Arsenal hat sich im Ligapokal blamiert und ist gegen einen Viertligisten ausgeschieden. (NZZ)

David Nienhaus (WAZ) sprach mit Moderatorin Julia Scharf über Frauen im Sportjournalismus.

Meist geklickt

Gestern suchten die meisten den Weg zur Messi-Müller-Vergleichsgrafik.

Passend dazu ist Lionel Messi auch an der Spitze im „Global Soccer Ranking“ der Associated Press. Er führt die Liste mit 170 Punkten vor Falcao (169) und Rooney (120) an. Auf Platz 4 ist Mesut Özil (98), bester Bundesliga-Profi ist Vedad Ibisevic auf Rang 8 mit 29 Punkten.

Extra

Die Schwalbe des Jahres: Leonardo Bonucci (Juventus Turin)

Ein Wettanbieter hat Bayern München schon jetzt zum Deutschen Meister erklärt. (Sky Sports)

Heinz Kamke dichtet weiter. Heute sogar doppelt.

Tor 12: Klingelndes Ohr

Während hinter einigen Toren des Adventskalender die Suche nach dem Fußballereignis des Jahre 2012 fast an der Ereignisarmut oder an mannigfachen Lowlights gescheitert ist, schlägt das Pendel bei Fans der Dortmunder Borussia in die andere Richtung aus. Zu viele Erfolge und spektakuläre Momente pflasterten den Weg der Titelsammler aus dem Ruhrgebiet.

Ina Steinbach, Bloggerin von Tor-Szenen, hat sich der Aufgabe gestellt und einen ekstatischen Moment ausgewählt.  

Einen BVB-Fan nach dem Fußballmoment des Jahres 2012 zu fragen, ist fast gemein. Was nimmt man da? Meistertitel? Pokalfinale? Ekstatisches Doublefeiern? Gruppensieg in der Todes/Hammer/Meistergruppe? Einen Sieg gegen Real Madrid live im Stadion zu sehen? Ich musste grübeln.

Und dann auf einmal ist es ganz einfach. Da war dieser eine Moment. Am 11. April. Ich stand dicht gedrängt auf der Süd, Block 11. Spielstand 1:0, das Spielende schien greifbar nahe. Auf der anderen Seite des Feldes passierte auf einmal irgendwas vor Weidenfellers Tor. Keine Ahnung, was genau. Wer ein Strafraumfoul im Stadion akkurat erkennen kann, werfe den ersten Stein. Leider weiß ich auch immer noch nicht, was vor dem Strafstoß passierte, verdrängt. Die nächsten Sekunden, die sind noch ganz genau da.

Robben kann man dank seines engen Leibchens auch von ganz weit weg erkennen. Er läuft an. Die komplette Südtribüne scheint für einen magischen Moment den Atem anzuhalten. Ich tu es auf jeden Fall. Fluche mit dem Rest-Atem leise vor mich hin, bisher lief das Spiel doch gut. Spitzenmäßig sogar. Dann, Sekunden später: Weidenfeller hält. Ein Erleichterungsschrei aus 80.000 Kehlen ist bestimmt noch in München zu hören. Mein Kumpel Till dreht sich um, jubelt mir ins Ohr, hebt mich trotz Stehplatz-Platzmangels ein paar Zentimeter in die Luft. Mein Ohr klingelt noch ein paar Stunden später von seinem Jubelschrei. Glaubt er mir übrigens bis heute nicht. An mehr kann ich mich von den Minuten nach dem gehaltenen Elfer nicht erinnern. Nur an unendlichen Jubel, Erleichterung und eine Welle an Entschuldigungen gen Weidenfeller, den ich vorher nie mochte. Jetzt aber schon.

Das Spiel ging 1:0 aus. Danach gratulierte Hoeneß zur Meisterschaft. Das war mir aber egal – glücklich saß ich mit piependem Ohr auf der Süd, ein Bier in der Hand und erfüllt von einer Mischung aus Erleichterung und einem Gefühl der Unbesiegbarkeit. Danke, Roman Weidenfeller. Ausgerechnet du beschertest mir meinen Fußballmoment des Jahres. Wer hätte das gedacht.

Die Blog- und Presseschau für Dienstag, den 11.12.2012

DFB-Sportgerichtsbarkeit

Dynamo Dresden wurde aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen. Hannover 96 wurde mit einer Geldstrafe von 70.000 Euro belegt. Sportal erörtert die Zusammenhänge zum Sicherheitskonzept.

Sechundneunzig.com kommentiert und hinterfragt die Kollektivstrafen.

Die FAZ bietet eine Chronologie von Dresdner Auffälligkeiten

Marcel Schmelzer wird nach der Roten Karter im Spiel gegen den VfL Wolfsburg nicht gesperrt. Das Verfahren wurde vom DFB-Sportgericht eingestellt.

Sicherheit im Stadion

Der Kriminologe, Jurist und Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes übt im Interview mit Spiegel Online Kritik am Sicherheitspapier. Er äußert sich darin „über die Sinnlosigkeit von Stadionverboten und beklagt die Unwissenheit der Verbandsbosse über die Fan-Kultur“.

sport inside berichtet über das politische Kräftespiel: „Spalten statt Versöhnen“

Sven Brux vom FC St. Pauli spricht mit der FAZ über das umstrittene Sicherheitskonzept im Fußball und Maßnahmen, die er bei seiner Arbeit mit den Fans präventiv ergreift.

Christoph Ruf (Spiegel Online) über die ähnlichen Ansichten von Fans, Funktionären und Polizei.

Michael Horeni (FAZ) meint, dass der Streit um das Sicherheitspapier die Strukturen des Profifußballs anzugreifen droht.

Im gedruckten Spiegel werden Fußballfans und Terroristen verglichen – auch wenn dem Autoren Jörg Kramer im Text auffällt, dass Fans „natürlich keine Terrositen“ sind. (Die Schottische Furche)

BVBoisseree ruft zum Verzicht auf „Die heilige Kuh“ Pyrotechnik auf:

Wer jetzt sagt: Morgen Pyro, übermorgen unsere Fahnen, Banner, Choreos, dem sei gesagt: Nein! Denn hierfür lässt sich eine überwältigenden Mehrheit der Fußballfans finden, die diese Art der Fankultur schützen und erhalten möchte. Den Kritikern wäre mit einem Pyroverzicht auf einen Schlag ein Großteil des Nährbodens genommen.

Doch wer lieber auf die fraglos vorhandenen Fehler der Polizei guckt, wer die populistischen und wertenden Medienberichte und die Aussagen von ahnungslosen Politikern als Anlass nimmt, um selbst Dummheiten zu begehen, der hilft bereitwillig, ein negatives Bild von uns in der gesamten Öffentlichkeit zu zeichnen .

Die taz titelt heute: Menschenrecht auf Pyrotechnik. Andreas Rüttenauer kommentiert.

Thorsten Haselbauer (ZDF) protokolliert die Aktion „12 Doppelpunkt 12“

Hillsborough

Die Tragödie von Hillsborough, bei der 96 Menschen ihr Leben verloren, soll auf Antrag des Generalstaatsanwalts neu aufgerollt werden. (Spiegel Online)

Schiedsrichter

Deine Sportschau zeigt Bilder von den Trauerfeierlichkeiten bei der Beerdigung des getöteten niederländischen Schiedsrichters.

DFB.de hat eine Themenwoche Schiedsrichter eingerichtet. Zum Auftakt sprach Steffen Lüdeke mit Lutz Michael Fröhlich: „Die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung ist niedriger.“

Collinas Erben“ äußern sich heute noch ausführlich zur Thematik.

Alex Raack (11 Freunde) zollt Schiedsrichter Wolfgang Stark Respekt.

Thomas Hummel (SZ) kommentiert die Reaktionen auf Starks Fehlpfiffe: Feindbild im Fußball – Wenn der Schiedsrichter zum Freiwild wird.

Stiftungen

„Es gibt in Deutschland rund 1500 Stiftungen mit dem Satzungszweck Sport. Auch viele Bundesligaclubs haben längst ihre eigenen Stiftungen. Und immer öfter geben prominente Athleten Stiftungen einen Namen – und ein Gesicht.“ sport inside über fehlende Transparenz bei Sportstiftungen.

Medien

„Thilo Proff, erst seit März 2012 Vorstand Sport von Constantin Medien und Geschäftsführer des Senders Sport1, scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen aus – aus persönlichen Gründen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.“ (Horizont)

Literatur

Kees Jaratz (Fakten und Gerüchte aus dem Stadionbus) über die Biografie von Peter Neururer.

Timo Konietzka

Die taz über die letzten Tage des ehemaligen Nationalspielers (neun Tore in drei Spielen).

Schalke

Torsten Wieland (Königsblog) ruft zum Schutz des Trainers Huub Stevens auf:

Ich glaube, dass Horst Heldt diese zweite Amtszeit Huub Stevens’ von Beginn an bis Sommer 2013 geplant hat. Das wäre nicht verwerflich, wenn offen gesprochen wurde, was ich allerdings nicht beurteilen kann. In der jetzigen sportlichen Situation sind die ewigen Gerüchte und Zeitungsartikel gegen Huub Stevens kaum zu ertragen. Ich hoffe jetzt auf klare Worte Heldts.

Insolvenzticker

Bernd Müllender (taz) über den tiefen Fall von Alemannia Aachen.

Extra

Messi? Müller? Four Four Two hat verglichen und alles in eine Grafik gegossen. Birger Haman (Spiegel Online) und Andreas Bock (11 Freunde) zerbrechen sich dazu den Kopf, welche Rekorde Messi noch brechen kann. Alle Messi Tore in einem Video gibt es bei 101 Great Goals.

Catch me if you can: Fanartisch beobachtet Trainer Yılmaz Vural bei der Ballbehandlung.

Meen Choi zeichnet Fußballer. The Beautiful Gear zeigt Bilder von Ronaldo, Neymar, Iniesta und Özil.

Die Assists des Tages: Mirko Vucinic & Andres Iniesta (101 Great Goals)

Eigentor des Tages: Brian Wilson (101 Great Goals)

Der schlechteste Elfmeter aller Zeiten? Ilombe Mboyo (101 Great Goals)

Tor des Tages: Jens Jonsson. 93.Minute. Ausgleich zum 3:3  (101 Great Goals)

Wer zu den Boca Juniors wechselt muss mit schlimmen Frisuren rechnen. (The Beautiful Gear)

Schon in den Adventskalender geschaut?