Während hinter einigen Toren des Adventskalender die Suche nach dem Fußballereignis des Jahre 2012 fast an der Ereignisarmut oder an mannigfachen Lowlights gescheitert ist, schlägt das Pendel bei Fans der Dortmunder Borussia in die andere Richtung aus. Zu viele Erfolge und spektakuläre Momente pflasterten den Weg der Titelsammler aus dem Ruhrgebiet.
Ina Steinbach, Bloggerin von Tor-Szenen, hat sich der Aufgabe gestellt und einen ekstatischen Moment ausgewählt.
Einen BVB-Fan nach dem Fußballmoment des Jahres 2012 zu fragen, ist fast gemein. Was nimmt man da? Meistertitel? Pokalfinale? Ekstatisches Doublefeiern? Gruppensieg in der Todes/Hammer/Meistergruppe? Einen Sieg gegen Real Madrid live im Stadion zu sehen? Ich musste grübeln.
Und dann auf einmal ist es ganz einfach. Da war dieser eine Moment. Am 11. April. Ich stand dicht gedrängt auf der Süd, Block 11. Spielstand 1:0, das Spielende schien greifbar nahe. Auf der anderen Seite des Feldes passierte auf einmal irgendwas vor Weidenfellers Tor. Keine Ahnung, was genau. Wer ein Strafraumfoul im Stadion akkurat erkennen kann, werfe den ersten Stein. Leider weiß ich auch immer noch nicht, was vor dem Strafstoß passierte, verdrängt. Die nächsten Sekunden, die sind noch ganz genau da.
Robben kann man dank seines engen Leibchens auch von ganz weit weg erkennen. Er läuft an. Die komplette Südtribüne scheint für einen magischen Moment den Atem anzuhalten. Ich tu es auf jeden Fall. Fluche mit dem Rest-Atem leise vor mich hin, bisher lief das Spiel doch gut. Spitzenmäßig sogar. Dann, Sekunden später: Weidenfeller hält. Ein Erleichterungsschrei aus 80.000 Kehlen ist bestimmt noch in München zu hören. Mein Kumpel Till dreht sich um, jubelt mir ins Ohr, hebt mich trotz Stehplatz-Platzmangels ein paar Zentimeter in die Luft. Mein Ohr klingelt noch ein paar Stunden später von seinem Jubelschrei. Glaubt er mir übrigens bis heute nicht. An mehr kann ich mich von den Minuten nach dem gehaltenen Elfer nicht erinnern. Nur an unendlichen Jubel, Erleichterung und eine Welle an Entschuldigungen gen Weidenfeller, den ich vorher nie mochte. Jetzt aber schon.
Das Spiel ging 1:0 aus. Danach gratulierte Hoeneß zur Meisterschaft. Das war mir aber egal – glücklich saß ich mit piependem Ohr auf der Süd, ein Bier in der Hand und erfüllt von einer Mischung aus Erleichterung und einem Gefühl der Unbesiegbarkeit. Danke, Roman Weidenfeller. Ausgerechnet du beschertest mir meinen Fußballmoment des Jahres. Wer hätte das gedacht.