Tor 7: „Stuttgart, nicht Chelsea oder Mein Fußballerlebnis des Jahres“

Bei der Auswahl der Autoren für den Adventskalender nutzte ich twitter und schrieb eines Abends zwei Dutzend Twitterati an. Danach bemerkt ich, dass sich doch mehrere Bayern-Fans darunter befanden, so dass ich schnell die Befürchtung hatte, dass alle über das „Finale Dahoam“ schreiben würden. Doch: weit gefehlt. Nach dem eindrucksvollen Text von Ben Neudek dürfen wir hinter Tor 7 einen ganz anderen Moment miterleben.

Oliver Schmidt, der unter seinem Pseudonym Paule als Breitnigge.de seit Jahren einer der erfolgreichsten Bayern-Blogger ist, wählte einen anderen Augenblick zu seinem Fußballerlebnis des Jahres 2012, den man beim Lesen mitfühlen kann. So schön kann Fußball sein.

Ich wurde nett gefragt. Und deshalb habe ich mir Gedanken gemacht. Was wohl mein „Fußballerlebnis des Jahres“ war. In 2012.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob es jetzt wirklich der 8329.Bericht zum Thema Finale und Chelsea FC sein muss.

Nein, muss es nicht.

Denn wenn man nur lange genug über etwas nachdenkt, kommt man durchaus auf einige alternative Themen. Auf Themen, die mich immer noch und ganz aktuell beschäftigen: Den FC Bayern, seine Fans und die Probleme, die beide miteinander haben.

Es war April. Ende April. Der FC Bayern hatte wenige Tage zuvor in Madrid das lang ersehnte Ziel erreicht. In einem Europapokalfinale zu stehen. Im eigenen Stadion. „Finale dahoam“.

Die Stimmung war – euphorisiert. Wobei dieser Begriff leicht untertrieben ist.

All das konnte ich nicht wissen, als ich mich (erfolgreich) um Karten für eben dieses Spiel bemüht habe. Gleichwohl passte es aber perfekt. Das Wetter, die Atmosphäre in der Stadt umwerfend.

Das Spiel lief ebenfalls gut. Wir gewannen mit 2:0, die Tore erzielten die Sportskameraden Müller und Gomez. Zu meinem Fußballerlebnis des Jahres (jaja, wenn wir das Finale mal auflen vor lassen, aber das ist ohnehin bei den All-Time-Top-3 gesetzt) wurde es in der 12.Minute des Spiels.

Warum?

Diese 12.Minute änderte meine Wahrnehmung. In Bezug auf so einige Dinge. Am Ende dieser Wahrnehmungskette war ich ein anderer Fan des FC Bayern. Noch wacher, noch differenzierter, noch mehr auf der Seite der aktiven Fans. Nicht weniger auf der Seite des Vereins, des Vorstands, aber mit einem weitaus größeren Meinungsspektrum.

Es gab – einmal mehr – einen Protest. Der Südkurve, der Ultras, des harten Kerns. Einige Leser dieser Zeilen mögen ob dieser Erwähnung nur gelangweilt zucken, aber schon damals wusste ich um einige der Probleme, die schon damals einer Lösung bedurften. Über Mittel und Wege kann man immer diskutieren, aber Probleme sind und waren vorhanden. Deshalb will ich nicht konkret auf das Problem an diesem 28.04.2012 eingehen, sondern auf die Abläufe und was die mit mir machten.

Ich saß auf der Haupttribüne, rechte Seite, mit direktem Blick auf die Südkurve und die aktiven Blöcke in der Mitte. 11:50 Minuten war es ruhig. Stummer Widerstand. Man hörte, wenn überhaupt nur die schwäbischen Gästefans, die ihr akustisches Glück kaum fassen konnten.

Dann sah ich den Capo auf sein Podest steigen. Sich in Position bringen. Wenn ich mich recht entsinne, gab es einen (lautstarken) Countdown.

Zehn – Neun – Acht – Sieben – Sechs – Fünf – Vier – Drei! – Zwei!! – Eins!!!

Und dann der Orkan. Ein Orkan eines Gesangs, wie wir Bayern-Fans ihn – außerhalb des Stadions – schon den ganzen Tag gesungen hatten (remember Real).

Eeeeeuroooopaaaaaaapooookaaaaaal, Euuuuuuurooooooopaaaaapoooookaaaaal, Euuuuuroooooopaaaaaaapoooookaaaaaaaaal!

Leute, man kann über die Bayern-Fans, die Arenabesucher und seine Stimmung in unserem Stadion sagen was man will und viele tun dies ja auch (also zumeist die, die dieses Stadion exakt einmal in der Saison wahrnehmen (wenn ihr Verein dort spielt)). Aber die Power, die dieser Stimmungsauftakt nach 12:00 Minuten Spielzeit erzeugt hat, habe ich so in der Form in einem Heimspiel persönlich und vor Ort noch nie zuvor erlebt. Es mag an der Euphorie nach dem Championsleague-Erfolg gelegen haben, aber in diesem Moment war ich – ich kann das ganz offen zugeben – den Tränen nahe. Nicht so sehr wie nach dem Müllerschen 1:0 kurz vor Abpfiff des Finales, aber doch so sehr, dass ich mich auch heute noch so sehr daran erinnere, während ich bewegt diese Zeilen schreibe.

Weshalb diese Emotion bei mir?

Weil hier überdeutlich gezeigt wurde, was bei uns und mit uns möglich wäre. Wenn es eine geeinte Fankurve gäbe. Wenn der Verein den aktiven Fans hier jede mögliche Hilfe zugestehen würde. Wenn wir alle unsere Stimmungs-Träume verwirklichen könnten. Und nicht neidvoll in andere Stadien blicken müssten. Selbst wenn da viel Image dabei ist, wie ich auch langjähriger, persönlicher Erfahrung weiß.

Wir brauchen diese Stimmung. Bei aller Kritik, die man am Ultra-Singsang äußern kann, aber ich habe – schon wieder ein Geständnis – die Zeiten des 90-minütigen-Dauersupports hinter mir. Ich kann (und will) das nicht mehr. Das Finale war hier eine Ausnahme und das habe ich auch (gar körperlich) zu spüren bekommen. Wer schreit, wer feuert an, wenn es nicht unsere “aktiven” Fans tun? Wir, die 40something-Familienväter? Nö.

Dieser Moment wird sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Als ein Ziel, als einer der bewegensten Momente meines FCB-Fantums.

Dieser Moment ist Motivation und Antrieb zugleich. Dieser Moment ist die Wurzel dafür gewesen, dass ich inzwischen dem Club Nr.12 beigetreten bin, dass ich mich differenzierter mit unseren eigenen Fans und den Strömungen in unserem Verein beschäftige. Noch differenzierter.

Dieser Moment sollte für alle Bayern-Fans ein solcher Moment sein.

Dieser Moment ist deshalb mein Fußballerlebnis des Jahres!

Die Blog- und Presseschau für Donnerstag, den 06.Dezember 2012

Wir befinden uns gerade in der Planung für die Weiterführung dieses Blogs, weshalb wir uns sehr eure Teilnahme an der Leserbefragung freuen würden. Unser Zwischenfazit gibts hier und die Umfrage dort.

Tor 6 in unserem Adventskalender hält einen Schalkefan versteckt. Viel Spaß beim Suchen.

Champions League

Die Bayern gewinnen am gestrigen Abend gegen Baryssau (eine von zahlreichen Schreibweisen) 4:1 und werden Gruppenerster. Zurück bleiben ein Tor von Mario Gomez, der von Beginn an ran durfte und eine rote Karte von Jerome Boateng. In den anderen Gruppen verabschiedete sich Titelverteidiger Chelsea aus dem Wettbewerb, Barcelona kam nur zu einem 0:0 und verlor Lionel Messi vermutlich mit einem Kreuzbandriss. Celtic qualifiziert sich mit 2:1 gegen Spartak Moskau für das Achtelfinale. Die Zusammenfassung beim Kicker.

Florian Haupt (Welt) fasst zusammen, wie es weiter geht.

Und damit stehen alle Achtelfinalteilnehmer fest. Bei der Auslosung am Freitag werden in Topf eins folgende Gruppensieger zu finden sein: Bayern, Dortmund, Schalke, Barcelona, Málaga, Manchester United, Paris St. Germain, Juventus Turin. Die Gruppenzweiten: Valencia, Real Madrid, Arsenal, AC Milan, Porto, Donezk, Celtic, Galatasaray. Gespielt wird das Achtelfinale ab Mitte Februar.

Bei Sky gibt es alle Spiele in der Zusammenfassung.

Lars Wallrodt und Oliver Müller (Welt) schwelgen in Champions-League-Lobeshymnen auf den BVB.

Denn einer der wichtigsten Leistungsparameter einer Spitzenmannschaft ist die Unabhängigkeit von einzelnen Spielern. Da ist Dortmund nationale Spitze. Bayern München benötigt Franck Ribery als Ideengeber, Schalke 04 die Tore von Klaas-Jan Huntelaar. Der BVB hingegen verkraftete in den vergangenen beiden Jahren jeweils den Abgang seines Spielgestalters und spielte anschließend stärker als zuvor.

Auch das 09blog ist sehr zufrieden mit den Dortmundern, die fleißig durchrotierten.

Was bleibt, ist, dass Borussia Dortmund auch im sechsten Vorrunden-Spiel bewiesen hat, dass sie zurecht Gruppensieger in dieser Gruppe wurden. Gegen jeden Gegner konnte Dortmund mindestens einmal gewinnen, bis auf das Rückspiel gegen Real Madrid war Dortmund immer über den Großteil des Spiels die absolut spielbestimmende Mannschaft.

Europa League

Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) fragt sich, warum der VfB nicht im Free TV übertragen wird.

Kabel 1 begründet die Entscheidung mit „programmstrategischen Gründen.“ Dahinter verbirgt sich die aus Sicht der TV-Macher ungünstige Anstoßzeit der Partie gegen Molde, die schon um 19 Uhr beginnt. Der Anstoß in Levante erfolgt dagegen erst um 21.05 Uhr – und mit diesem Sendetermin hat Kabel 1 an den ersten fünf Gruppenspieltagen schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Durchschnittlich 2,6 Millionen Zuschauer schalteten sich da ein, was einem Marktanteil von 9,1 Prozent entspricht. Der durchschnittliche Marktanteil von Kabel 1 beträgt 5,6 Prozent. Noch ein Vergleich: das Europa-League-Qualifikationsspiel des VfB gegen Dynamo Moskau brachte es bei Kabel 1 noch nicht einmal auf eine Million Fernsehzuschauer. Das Spiel begann damals im August um 18 Uhr.

Toter Linienrichter

Im Zuge der Berichterstattung um den toten Linienrichter in den Niederlanden, hat der DFB ein Interview mit Herbert Fandel auf seiner Seite veröffentlicht. Fandel sagt: „Schiedsrichter sind keine Gegner“.

Schon vor Wochen drohten die Täter wohl mit Mord.

Schiedsrichter Gerald Bote wurde einst auf dem Fußballplatz niedergeschlagen. Nach dem Vorfall in den Niederlanden unterhält sich das Morgenmagazin (ARD) mit ihm.

Oliver Fritsch (ZEIT online) interviewt einen Hamburger Amateurschiedsrichter Ralph Vollmers.

Sicherheit im Stadion

Der Sicherheitseuro wird abgelehnt, stellt Georg Leppert (FR) fest. Der Vorschlag von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier findet keinerlei Zuspruch bei Vereinen und Fans.

RW Essen hatte Probleme mit gewaltbereiten Fans. Seit der Anstellung eines Sozialpädagogen hat sich die Situation gebessert, berichtet Olivia Fritz (Deutsche Welle).

Der SV Waldhof Mannheim äußert sich zum „Sicheren Stadionerlebnis“.

Die Bayern-Story

Miasanrot hat eine aktuelle halbstündige ZDF-Dokumentation zu den Bayern aus München gefunden und in seinem Blog verlinkt. Dabei ist der Fan des FCB eher enttäuscht, aber für Nichtfans vielleicht dennoch interessant.

Phlegma Kroos

Christian Eichler (FAZ) fragt sich, ob es bei Toni Kroos für den großen Durchbruch reicht.

Hat er das Zeug zur ganz großen Nummer? Kroos passt mit seiner Mischung – übersprudelndes Talent, untertouriges Temperament – in die beliebte Schublade mit Kickern, denen es angeblich nicht an Begabung, aber an Biss fehlt. Das Klischee wird gern mit Gerüchten gefüttert, zuletzt vor vier Wochen in einer Zeitschrift, die schrieb, Kroos sei wegen „lässiger Spielweise“ bei den Bossen in Ungnade gefallen und solle den Klub verlassen.

Wesley Snejder in Mailand

Die Fußballergewerkschaft FIFpro sprach neulich von der Erpressung Snejders in Mailand. Birgit Schönaus (SZ) Bericht geht eher in die Richtung, dass sich der Niederländer wie eine Diva verhält, die zuviel Geld verdient.

Den Mund zu voll genommen

Zu dieser Erkenntnis kommt Markus Babbel in einer Agenturmeldung der dpa (FR). Im Interview äußert er sich auch zu Tim Wiese.

Er war sieben, acht Jahre in Bremen der König. Er muss sich mehr öffnen. Er darf jetzt nicht im Selbstmitleid zerfließen.“

Und Eren Derdiyok.

„Ich war erschrocken von seinem Zustand. Wir haben sehr lange gebraucht, ihn überhaupt in eine ordentliche Verfassung zu bringen.“

Ebenfalls sehr voll nimmt Frank Willmann (Tagesspiegel) den Mund und zieht fröhlich und bissig in seiner Kolumne über Babbel her.

Ganz besonders den Bayern schien Hoffenheims heimlicher Meistertrainer sehr zugeneigt. Babbel als Meister des Wortschwalls. Trotzdem und gerade deshalb, Supernasen wie Neururer, Brehme, Babbel und Konsorten machen die mediale Fußballerei mit ihrem unglaublichen Geschwätz richtig fett und bringen Freude in manch tristes Heim. Herr Babbel, bleib uns erhalten, in Bayern wird sicher bald ein Futterplatz für sie frei! Fürth oder Augsburg scheinen mir reif für gestandene Musspritzer, äh Fachtrainer.

Ein Team aus Eigengewächsen

Der FC Barcelona lief die Tage schon einmal mit einem Team komplett aus Eigengewächsen auf. Ben Hayward (Goal.com) blickt auf diese außergewöhnliche Entwicklung beim spanischen Erstliga-Team.

Sie lachten ihm ins Gesicht: Louis van Gaal wurde damals beim FC Barcelona zum Gespött, als er verkündete, er wolle ein Team nur mit Spielern aus der vereinseigenen Akademie „La Masia“. Doch ein Jahrzehnt später ist der Traum des Holländers Realität geworden.

Schweizer Gladbach-Fans

Betram Job (Financial Times Deutschland) berichtet vom Gladbach Fanclub „Schweiz 93“, die sogar eine Wohnung in Mönchengladbach angemietet haben.

Robby Keane und seine Lieblingsteams aus der Kindheit

Der normale Mensch wächst man mit einem Lieblingsverein als Kind auf, Robby Keane inzwischen mit 10.

Wettbetrug in Italien

Tom Mustroph (NZZ) beleuchtet den italienischen Wettskandal in der Serie A. Von Woche zu Woche gibt es neue Meldungen.

Warum outet sich Joey Barton nicht?

Die Dailymail fragt sich warum, sich Joey Barton nicht outet.

So here’s a thought. Joey Barton continues his quest for intellectual and social respectability. Why not come out as gay?

Ronaldo

Tobias Käufer (FAZ) beschäftigt sich mit dem ehemaligen Weltfußballer Ronaldo, der Mitglied des Organisationskommitees der Fußball-WM 2014 ist und 16 Kilo zu viel auf den Rippen hat. Warum das Thema ist? Erfahrt ihr von Tobias Käufer.

Gewinner des goldenen Schuhs in der Premier League

Am Haar erkannt.

Have you ever wanted to know which player won the Premier League Golden Boot in 2004, but rather than be told his name, you’d much prefer to identify the striker just by his hair, his eyebrows and where possible, a bit of beard action?

Of course you haven’t, you’re not a pervert.

Top-Link des gestrigen Tags

Die visuelle Darstellung der Torerfolge von Demba Ba und Papiss Cissé.

Tor 6: Eine Frage des Respekts

Am Dienstag konnte sich der FC Schalke 04 als Gruppenerster für das Achtelfinale der Champions League qualifizieren. Es sieht so aus als ob die Schalker an ihre internationale Erfolgsserie aus der vergangenen Saison anknüpfen können, die erst im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten ein Ende fand.

Doch nicht (nur) der Erfolg an sich, sondern das Drumherum einer Europapokalreise mit dem Lieblingsverein ist das was die meisten Fans dazu treibt unter Woche in ferne Länder zu reisen.

Und weil heute Europa League Spieltag ist und wieder tausende Fans ihren Lieblingsvereinen nach Spanien oder in die Türkei nachreisen, um Europapokalflair zu genießen, passt der Text von Matthias in der Weide, der als Schalkefan zu den kreativsten Köpfen der Blogosphäre gehört, ganz hervorragend hinter Tor Nummer 6.

Jetzt hat es mich doch erwischt. Mit 38 Jahren fühle ich mich zum ersten Mal richtig alt. Dabei hatte ich alles dafür getan, bei naturgemäß schwindenden körperlichen Fähigkeiten zumindest im Geiste mit der in den späten 1990ern geborenen Generation mitzuhalten. Doch dann wurde ich mit dem „Jugendwort des Jahres 2012“ konfrontiert, das mir überhaupt nichts sagen wollte: Yolo! Seitdem befürchte ich täglich, dass mir im Bus ein Sitzplatz angeboten wird.

Wie schafft es „Yolo“ in einen Beitrag zu meinem Fußball-Moment des Jahres? Als ich darüber sinnierte, wie weit entfernt ich schon von den jungen Leuten bin, ging ich die Begriffe durch, die ich bislang für Jugendsprache hielt. „Respekt“ ist so ein Wort, das sich ob seiner inflationären Verwendung bei sich anbahnenden Streitigkeiten unter Halbstarken längst aus meinem aktiven Sprachschatz in die Wortfülle der Jugend verabschiedet hatte. Ungefähr so: „Alter, hast kein Respekt?“, in der Regel erwidert durch ein überzeugendes „Deine Mudda!“

Das Wort „Respekt“ leitet sich aus dem lateinischen „respectus“ ab und bedeutet „Zurückschauen“, in der erweiterten Definition aber auch „Berücksichtigten“. Daraus kann man „Wertschätzung“ ableiten, wobei „Wertschätzung“ nicht als „nachahmenswert“ missverstanden werden sollte. Ich kann Menschen wertschätzen ohne mit ihnen tauschen zu wollen. Aber ich respektiere, dass sie so sind, wie sie sind, und fühle mich durch ihr Handeln nicht angegriffen. Ein schönes Wort.

„Respect“ ist ein Slogan, mit dem die UEFA seit Jahren Kampagnen fährt. Es taucht unter anderem auf Werbebanden und Trikotärmel-Flocks auf. Trotzdem wirkt es im Fußball – sind wir mal ehrlich – oft deplatziert. Wenn sich Spieler gegenseitig die mit „Respect“ beflockten Arme in das Gesicht rammen, wenn Assistenten von einer wutschnaubenden Spielertraube umringt sind, wenn der vierte Offizielle auf den Namen Bibiana Steinhaus hören muss, um vom Trainer eines Reviernachbarn nicht mit Haut und Haaren gefressen zu werden, dann ist da wenig Respekt zu spüren. Und wenn die Fans sich auf den Rängen gegenseitig Gräueltaten zubrüllen, die erst beendet sein sollen, wenn die Grabstätte des anderen geschändet worden ist, dann hat das mit Respekt nichts mehr zu tun.

Umso schöner war es, als ich Anfang April im baskischen Norden Spaniens Erlebender einer kleinen Begebenheit wurde, in der Respekt mehr war, als ein abgenutztes Wort aus einer Image-Kampagne. Schalke trat beim Athletic Club aus Bilbao zum Viertelfinal-Rückspiel in der Europa-League an und ich durfte drei Tage lang hautnah dabei sein. Über ein Gewinnspiel war ich in den Mannschaftsflieger und ins Mannschaftshotel gespült worden. Da ließ es sich sogar gut ertragen, dass die Chancen auf ein Weiterkommen nach der 2:4-Hinspielpleite eher theoretischer Natur waren.

In diesen Tagen befand sich Bilbao im Ausnahmezustand.

Nicht nur das winkende Halbfinale der Europa-League versetzte das Baskenland in freudige Erregung. Vor allem das Erreichen des Finales im Copa des Rey mit dem Endspiel gegen den FC Barcelona sorgte dafür, dass die Stadt im April 2012 den Fußball lebte. An jedem Gebäude prangte mindestens eine Athletic-Flagge. Viele Häuser in der Innenstadt waren sogar derart in rot und weiß gehüllt, als habe Christo eine Wette verloren und den Einsatz einlösen müssen.

Am Spieltag selbst waren die Straßen voll mit Menschen in gestreiften Trikots. Jung und alt, vom Neugeborenen bis zur gebrechlichen Seniorin mit mehr als 90 baskischen Regenfrühlingen auf dem krummen Buckel, tummelten sich in der Altstadt und rund um das in die Jahre gekommene Stadion San Mamés. Dazwischen ein paar Hundert Schalker.

Man kam ins Gespräch, tauschte Schals, Wimpel und Pins und als man nichts mehr zum Tauschen hatte, ersetzten Umarmungen die materiellen Güter. Beseelt von so viel Gastlichkeit erklommen wir die Stufen des Stadions und fanden uns in einem gemischten Block der besseren Kategorie wieder, in dem Basken und Schalker gemeinsam das Spiel verfolgten. Jeder auf seine Weise, jeder frenetisch und – nachdem Schalke mit 1:0 in Führung gegangen war – auch mit dem sakralen Ernst, der Fußballfans zu Eigen ist. Trotz zwischenzeitlicher Hoffnung endete das Spiel mit 2:2. Schalke hatte sich anständig aus dem Wettbewerb verabschiedet und war an einem Team gescheitert, dass das Momentum auf seiner Seite hatte. Damit konnte ich leben und sog die letzten Momente einer tollen Auswärtstour im Stadion ein.

Als wir eine halbe Stunde nach dem Spielende von den Ordnern angewiesen wurden, San Mamés zu verlassen und uns die Aussicht auf einen halbstündigen verregneten Fußmarsch zurück zum Hotel, hindurch durch eine siegestrunkene Fanmasse der Gastgeber, nicht wirklich erwärmte, geschah es. Auf einem der engen Vorplätze des Stadions, offenbar am Spielerausgang, hatte sich eine größere Gruppe Athletic-Fans versammelt und wartete laut singend auf ihre Helden. Wir Schalker, eine Gruppe von vielleicht 40 Personen aus dem „besseren“ Block, mussten die wogende Masse durchqueren. Trotz aller Freundlichkeit des Tages eine durchaus heikle Situation. Feiernde Sieger hier, leicht frustrierte Verlierer da: brenzlig. Als uns dann die ersten Bilbao-Anhänger erspähten, hektisch mit dem Finger auf unsere Gruppe deuteten und auch die Nebenstehenden auf unser kleines Häuflein aufmerksam machten, brach sich eine gewisse Nervosität bahn.

Die vor Sekunden noch in ohrenbetäubender Lautstärke feiernde Menschenmasse verstummte, teilte sich und bildete eine schmale Gasse. Es war für einen Moment gespenstisch still und wir fühlten, wie viele Hundert Augenpaare in in diesem kurzen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, auf uns ruhten.

Kaum hatte der erste Mutige seinen Fuß in die angebotene Gasse gesetzt, ertönten vereinzelte Klatschgeräusche. Mit jedem blau und weiß gekleidetem Fan, der sich auf den Weg traute, wurde der Applaus lauter. Nur Sekunden später klatschte der gesamte Vorplatz. Nicht hämisch, nicht untermalt von verzerrten Gesichtern die ein „Ätsch, wir haben es euch gezeigt!“ transportieren sollen, sondern aufrichtig und ernsthaft – und mit einem sanften Lächeln im Antlitz. Es war ein Applaus, der all‘ die großartigen Eindrücke dieser Tage in sich vereinte. Es war in dieser Form der größtmögliche Ausdruck von Respekt, den eine Fangruppe einer anderen, mit der man vor ein paar Minuten noch im sportlichen Wettstreit stand, erbieten kann. Und wir? Wir konnten nicht anders, als auf dem Weg durch die Gasse zurück zu applaudieren, Schultern zu klopfen, Hände zu schütteln und zu staunen.

Keiner der auf dem Platz versammelten Bilbao-Fans wäre aus übertriebener Gastfreundlichkeit heraus bereit gewesen, das Weiterkommen seiner eigenen Mannschaft nachträglich zu bedauern. Sie feierten ihren Club und das hatten sie sich auch verdient. Doch bei aller Freude vergaßen sie nicht, dass ihr Sieg auch eine Niederlage für uns bedeutete. Mit ihrem ehrlichen Applaus brachten sie es auf den Punkt. Es gibt ihn doch, den Respekt unter Fußballfans. Manchmal muss man lange nach ihm suchen und mehrere tausend Kilometer in Bussen und Flugzeugen zurücklegen. Aber in Bilbao habe ich Respekt erlebt und diesen gerne zurückgegeben.

Yolo, Alter!

Zwischenbilanz

Vier Monate gibt es Fokus Fussball inzwischen und das Ende unserer ersten Projektphase naht. Geplant war die Durchführung der Blog- und Presseschau bis Ende des Jahres – dann wird Bilanz gezogen.

Inzwischen sind noch viele andere Inhalte dazu gekommen. Fokus Fussball brummt wie ein äußerst lebendiger Bienenstaat und dennoch ist die Fortführung nicht selbstverständlich.

Unser bisheriger Aufwand liegt schätzungsweise bei 2-3 Stunden am Tag, teilweise mehr und teilweise natürlich auch weniger. Wenn man bedenkt, dass wir auch noch unseren „normalen“ Job haben, einen Alltag, Freunde, Famillie, etc. dann ist die Durchführung von Fokus Fussball mit sehr viel Organisation verbunden. Was uns definitiv immer wieder motiviert, sind die vielen Reaktion aus den unterschiedlichsten Kreisen, die hauptsächlich positiv sind.

Und da liegt der Hund begraben. Es kann doch nicht alles gut sein? Und damit ihr Kritik, Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge ganz anonym äußern könnt, führen wir heute eine Leserbefragung durch, wo ihr ganz ungeniert äußern könnt, was ihr blöd findet. Wir ziehen dann unsere Schlüsse daraus. Also: Die Durchführung dauert nicht lange. Vielleicht 5 Minuten, aber es hilft uns ungemein weiter. Ihr könnt enweder am Ende des Artikels direkt die Umfrage ausfüllen oder dem Link folgen.

Damit nicht genug. Damit wir das Pensum hier weiter halten können, brauchen wir Unterstützung. Wir überlegen beispielsweise die Website neu und übersichtlicher zu gestalten. Kennt ihr Theme-Designer, die Lust haben uns auf die Sprünge zu helfen? Geld ist auch immer ein Thema. Kennt ihr Leute, die hier werben wollen? Habt ihr eine tolle Idee für Fokus Fussball? Meldet euch einfach über die üblichen Kanäle.

Die Besucherzahlen haben sich äußert positiv entwickelt. Die Grafik soll die positive Entwicklung der letzten Monate verdeutlichen. Im Schnitt kommen zwischen 500-1000 Besucher auf die Seite, die sich dann 4-5 Seiten anschauen.

Deshalb vielen Dank allen, die unsere Seite bei twitter, facebook oder in ihren Blogs empfohlen haben.

Wir werden uns in der nächsten Woche zusammen setzen und planen. Euch danken wir schon mal an dieser Stelle.

Klaas & Jens

Die Fokus-Fußball-Viererkette – Folge 1: Der jonglierende Trainer

Wir wollen Fokus Fußball zum Fußballinformationsdienst ausbauen und um umfassend zum Thema berichten zu können, darf eine Taktikkolumne nicht fehlen. Zu unserer großen Freude konnten wir Jakob Jochmann gewinnen, der uns bereits äußerst anschaulich die ein oder andere taktische Finesse in der Kontextschmiede und bei „On the Pitchnäher brachte. Viel Spaß!

Fußballtaktik oder vielmehr die Diskussion darüber ist ein Nischenthema. Allerdings eines, das sich rasant dem Mainstream nähert, nicht zuletzt wenn es darum geht, die taktischen Fähigkeiten von Trainern zu bewerten. Ich selbst bin da nicht unschuldig, dabei ist die Außenperspektive und mangelnde Einsicht in die Trainingsrealität häufig problematisch. Eines sollte uns immer bewusst sein: Ein Trainer braucht mehr als taktische Brillanz, um erfolgreich zu sein. Wer in der Menschenführung oder als Mentor scheitert, dem hilft keine Taktik, Spiele zu gewinnen.

Ein sympathischer Typ zu sein, auf den alle hören, und obendrein ein hervorragendes Verständnis von Raumverknappung und Chancenerarbeitung zu haben, reicht aber immer noch nicht aus. Die eigentliche Kernkompetenz eines Trainers {{1}} ist es, sein oder ihr Wissen auch an die Spieler zu vermitteln und ihnen zu ermöglichen, die Vision auf dem Spielfeld umzusetzen.

Wir können strategische Maßnahmen kritisieren und fragen „warum spielen die Flügelstürmer nicht invers {{2}}?“ denn eine solche Maßnahme lässt sich mit einer schlichten Ansage an die Spieler vermitteln: „Du spielst heute links.“ Aber spontane Formationswechsel und Spielzüge in einer Regenschlacht auf dem Schalker Acker {{3}} einzufordern, von denen wir sicher sind, dass sie angesichts der Aufstellung des Gegners erfolgversprechender gewesen wären, das ist wirklich leichter gesagt als getan.

Wer glaubt, dass ein kurzer Griff zur Taktiktafel in der Halbzeit die Spieler in die Lage versetzt, den neu entworfenen Matchplan umzusetzen, der hat wohl jegliche Erinnerung an die Schulzeit verdrängt. Wie viel haben wir von den Tafelbildern im Kopf behalten? Richtig. Komplexe Schemata von einer schnellen Zeichnung zu verinnerlichen, ist schwer genug. Daraus auch noch die Entscheidungen vorherzusehen, die es später auf dem Platz zu treffen gilt, ist schier unmöglich, nicht zuletzt weil da auch noch elf Spielverderber unterwegs sind, die alles daran setzen, solche Pläne zu vereiteln.

Das wahre Trainergenie zeigt sich in der Fähigkeit, Spielern zur Umsetzung taktischer Anweisungen zu verhelfen. Übung macht den Meister, aber wie können wir Trainingseinheiten so gestalten, dass sie die gleichen Entscheidungszwänge simulieren, wie ein Wettkampf? Wie können wir diese kritischen Situationen in einer ausreichend hohen Anzahl herbeiführen, dass die Spieler unsere Lösungsansätze von der Taktiktafel verinnerlichen und automatisieren?

Wissensvermittlung ist schwierig genug. Vermittlung spezialisierten Wissens unter den mannigfaltig beschränkten Bedingungen, die der Profialltag mit sich bringt ist wahnsinnig schwer. Vermittlung kollektiver Entscheidungsfindungsprozesse in einem übergeordneten taktischen Schema in wenigen Stunden pro Woche ist schier unmöglich. Wenn wir einen Ball ins Spiel bringen, müssen wir uns schon über viel mehr Dinge den Kopf zerbrechen, als kollektive Positionstreue, Anlaufwinkel und Übergabepunkte. Außerdem müssen die Spieler auch noch irgendwie die Kondition für 90 Minuten Sprintwettkampf in der uns gegebenen Zeit erarbeiten. Überanstrengen dürfen sie sich auch nicht, weil die Trainingssteuerung den optimalen physischen Zustand für jedes kommende Spiel sicherstellen muss.

Jonglieren ist die große Trainerkunst, oder weniger metaphorisch gesagt; die passenden Trainingsinhalte zu erstellen, die den verschiedenen Anforderungen zur Wissensvermittlung und physischen Konditionierung optimal gerecht werden. Nur Teams, denen vermittelt wurde, wie sie die Anweisungen auf der Taktiktafel umzusetzen haben, können dies auch tun. Das sollte unser Ansatz sein, wenn wir Trainer kritisieren. Haben die Spieler Lösungen parat? Nicht, dass ausgerechnet die Speziallösung, die wir für ein einzelnes Spiel entdeckt haben, von unserem Team ungenutzt blieb.

—–

[[1]]genauso einer Trainerin natürlich[[1]]
[[2]]mit ihrem starken Fuß für häufigeren Torabschluss innen[[2]]
[[3]]ohne Worte[[3]]

Die Blog- & Presseschau für Mittwoch, den 5.12.2012

Toter Linienrichter

Tobias Müller (Zeit Online) über den Tod eines Linienrichters in den Niederlanden und Gewalt gegen Unparteiische in Deutschland.

Der Verband hat für das kommenden Wochenende alle Amateurspiele abgesagt. (SZFAZSpiegel Online)

Nach dem Bekanntwerden früherer Morddrohungen steht der Niederländische Fußballverband in der Kritik. (RP)

Das ARD-Morgenmagazin berichtet über Schiedsrichter Gerald Bote, der auf dem Fußballplatz brutal niedergeschlagen wurde und über Aktionen des Berliner Fußballverbandes gegen Gewalt.

Gundolf Walaschewski, Schiedsrichterobmann des Fußballverbands Westfalen, berichtet im Gespräch im ARD-Morgenmagazin über Gewalt im Amateur- und Jugendfußball und deren mögliche Ursachen.

ZIS-Statistik

Die WAZ hat die Statistiken der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze auseinander genommen. Ein Artikel über verwirrende Zahlen und eine merkwürdige Auskunftspolitik.

Champions League

Hier gibt es die Zusammenfassungen der Spiele von Sky.

Hendrik Buchheister (SZ) lobt die Dortmunder B-Elf, die sich erfolgreich gegen Manchester City wehrte.

Philip Behrendt (Turnhallengeruch) freut sich über den Gruppensieg der Schalker, ärgert sich aber über die einseitigen Torwartdiskussionen:

Bei allen Gegentoren wird sich wie besessen auf den Torhüter fixiert, als hätte sonst niemand auf dem Feld irgendetwas mit der Verhinderung von Gegentoren zu tun. Was ein Manuel Neuer in seiner Zeit auf Schalke wohl beispielsweise ohne Marcelo Bordon und Mladen Krstajic gewesen wäre? Ich will es besser gar nicht wissen.

Blogundweiss.de zieht neun Lehren aus dem Spiel in Montpellier.

Das Web 0.4 sucht nach Gründen dafür, dass die Freude über den Gruppensieg so gering und die Sehnsucht nach der Winterpause so groß ist.

Schalke Fan Matthias in der Weide über den glanzlosen Gruppensieg.

Die Spielstärke der internationalen Vertreter der Bundesliga wird international anerkannt. Goal.com sucht nach den Hintergründen für die Qualität der Clubs: „The Bundesliga blueprint that has the German league taking over Europe“

Vor dem Spiel gegen Bayern München sprach Aleksandr Hleb mit 11 Freunde über die Champions League und den Wunsch wieder in der Bundesliga zu spielen.

Der letzte Spieltag der Champions League bietet wenig Spannung. In den meisten  Gruppen ist die Entscheidung längst gefallen. Dennoch überlegt UEFA-Boss Michel Platini die Europa League abzuschaffen und die Champions League weiter aufzublasen. Ron Ulrich (11 Freunde) fragt sich, ob der Franzosen überhaupt noch zu stoppen ist.

Sicherheit in Fußballstadien

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, begrüßt im Interview mit Web.de den Einsatz der umstrittenen Nacktzelte: „Sie sind bei bestimmten Spielen absolut richtig und vernünftig.“

Gerd Dembowski, Sozialwissenschaftler und Fanforscher an der Leibniz Universität Hannover, meint im Interview mit dem hannöverschen Stadtmagazin magaScene: „Das Fußballstadion ist das größte Jugendzentrum der Stadt“

Der Druck der Politik auf die Fußballfunktionäre ist derweil enorm. Politiker fordern, dass das Sicherheitskonzept unbedingt am 12.12. verabschiedet wird. Hessens Ministerpräsident hat dazu vorgeschlagen von Fußballfans einen Sicherheitseuro zu verlangen. Die Idee hat ordentlich Kritik ausgelöst. (SportschauSpiegel Online, FAZ)

Literatur und Medien

Die Broschüre „Kurvenlage“ der Initiative gegen rechte (Hooligan-)Strukturen gibt es beim Allgemeinen Studierendenausschuss der HBK Braunschweig zum Download..

Was mache ich in einer fremden Stadt, wenn mein Verein spielt? Bremen Fans blättern einfach in „Auswärts zu Hause“ von Nina Spranz. „Hamburg ist grün-weiß“ hat das Buch besprochen.

Am 12.12. stellen Claus Melchior und Hardy Grüne in München die neue 60er Chronik vor: Die Löwen – Die Fußball-Geschichte des TSV München von 1860″

Der Zebrastreifenblog über „Das Buch Dietmar“ und die Anfrage an den MSV doch bitte mittrainieren zu dürfen, um sich – kettenrauchender Mann von Ende 50 – fithalten zu können.

Mia san rot hat Fernsehreportagen über Fußballfans gesammelt und bewertet.

Vor einer Woche sorgte die Löschung von Fußballvideos von Fortuna-Videos.de für einige Aufregung. Direkt verwandelt hat jetzt mal ganz generell überlegt: Meine privaten Fanaufnahmen wurden von der DFL gelöscht. Was kann ich dagegen tun?

Historie

Der Libero erinnert ob der Herbstmeisterschaft von Eintracht Braunschweig an vergangene Zeiten und hat Videomaterial vom letzten Spiel der Braunschweiger in der Bundesliga gefunden. Gegner damals: Bayern München.

Kurz gemeldet

„The story goes that either Demba Ba or Papiss Cissé are in goalscoring form for Newcastle United but not both simultaneously.“ Eine Grafik, die diese Behauptung untermauert zeigt „On Goals Scored„. Tolle Idee.

Tobias Singer (Meine Saison) fragt sich: Wer ist denn nun wirklich der Aufbaugegner für den sich alle halten?

„Eine Deutsche sorgt im Auftrag der Fifa dafür, dass immer mehr Frauen auf der ganzen Welt Fußball spielen – und sich dadurch so emanzipieren, dass sie sich gegen Unterdrückung und Benachteiligung zur Wehr setzen.“ Thilo Kömma-Pollath (FAZ) über Frauenfußball in Bahrein.

Die NZZ berichtet über die Ermittlungen im italienischen Fußball gegen Spielabsprachen.

Trainer Baade wandelte auf „Küppersbuschs Spuren“.

Patrick Völkner (Kommentar der Woche) zur Causa Klopp-Fröhlich:

So sympathisch es auch sein kann, wenn sich ein erwachsener Mann den infantilen Trieben hingibt, so problematisch wird es doch, wenn er dabei die Grenzen des Respekts bei Seite schiebt.

1899 aktuell hat die komplette Rede von Hoffenheim Manager Andreas Müller bei der Mitgliederversammlung des Vereins transkribiert:

Wisst ihr, was ich liebe? Ich liebe mein Leben. Und mein Leben ist Fußball. Das ist, was ich liebe. Deshalb fällt es mir ungeheuer schwer, wenn ich jetzt zurückdenke, einen Trainer zu entlassen. Das ist nicht schön. Ich bin zehn Wochen hier und stehe vor einer Entscheidung, von der bin ich überzeugt bin. Ich habe gesehen, dass die Angst mitspielt und das Vertrauen untereinander nicht mehr so da ist. Es tut trotzdem weh, wenn man einen loyalen Mensch und richtig guten Typen gemeinsam mit seinem Co-Trainer entbinden muss. Deswegen möchte ich hier an dieser Stelle beiden an dieser Stelle für ihre Arbeit bei der TSG Hoffenheim danken.

Goldmann saxt kommentiert den „Stuttgarter Weg: Von Wasser und Wein“ des VfB.

Klaus Dieter Pagels wir neuer Trainer in Simbabwe. (DFiA)

Nach der verbalen Entgleisung gegen den VfB-Torwart Sven Ulreich wurde die offenen Foren von www.stuttgarter-zeitung.de und www.stuttgarter-nachrichten.de für eine Woche geschlossen. Die Stuttgarter Zeitung plant keine Wiedereröffnung.

Extra

Manches Mal veröffentlichen Blogger ihre Texte nicht: Zu albern, zu profan, zu peinlich. Schön, dass Heinz Kamke hier eine Ausnahme gemacht und den eigentlich unpublizierbaren Fünfzeiler in seinem Adventskalender veröffentlicht hat.

Der Platzwart aus Hannover gibt „Auf die Zwölf„.

Tor 5: Schlaflos in München

Tolle Tore, wunderbare Spielzüge und Erfolge des  Lieblingsvereins waren es, die ich erwartete als ich verschiedene Fußballafficionarios um ihr Fußballerlebnis des Jahres 2012 für den „Fokus Fussball Adventskalender“ bat. Doch im Gegensatz zum kitschigen Hollywood Film hält der Fußball oft nur für eine Fangemeinde ein Happy End bereit. Ein leidenswerter Sport.

Ben Neudek twittert und bloggt als Stadtneurotiker und verbreitet so seine lesenswerten „Ansichten aus dem Millionendorf“. Egal ob Fan des FC Bayern München oder nicht – sein Text hinter Tor 5 löst Mitgefühl aus.

4.24 Uhr. „Nein! Das ist kein Omen! Das ist nur Deine Schlafmützigkeit!“ Was man sich vor so einem Spiel eben einredet, wenn die U-Bahn zwei Minuten zu früh abfährt. Ich begebe mich im Dunkeln wieder an die Oberfläche und fahre mit der nächsten Trambahn in die Stadt. Um kurz vor Fünf deutet wenig auf einen ereignisreichen Tag hin. Einzig ein paar Fans des FC Chelsea sehe ich am Odeonsplatz. Hoffentlich sind sie bis Abends wieder nüchtern. In der zweiten U-Bahn, die ich erwische, riecht es nach Schweiß und Alkohol. Man fährt eher heim als ins Stadion.

„Nächster Halt: FRÖTTmnng!“

Vor der Arena sind die Stände aufgebaut, das Luftkissenboot ist fest in Hand der UEFA. Ein paar Menschen vom zuständigen Sicherheitsdienst führen ihre Hunde aus. Fährtenkunde, bevor die Massen einfallen. Ich fühle mich wie die vier Touristen, die sich sie ebenfalls zum Photographieren eingefunden haben. Auf dem Rückweg in die Stadt riecht es frisch.

Am Marienplatz tauchen die ersten Menschen mit Trikots auf. Rot führt gegen Blau. Am Rosenheimer Platz sticht mir die AZ in die Augen. „Heute sind wir alle rot!“ Nur das Lila der an den Rändern platzierten Anzeigen stört. In der Bäckerei meines Vertrauens ist um kurz nach 7 noch nichts los. Dafür sind die Auslagen voll.

Nachmittags. Ich mache mich in Richtung Olympiastadion auf: schon auf den ersten 100 Metern werde ich mit einem „Sechzig!“ angemacht. In der U-Bahn stinkt’s. Ich ärgere mich, daheim nicht noch ein oder zwei Bier getrunken zu haben. Darüber hinaus: Orientierungslosigkeit. „Wo müssen wir hin?“ „Theresienwiese!“ „Olympiastadion!“ Egal, dann wird eben gesungen. Sofern man die Versuche so nennen kann. Gröhlen trifft’s eher. Die wenigen Menschen in den blauen Trikots halten sich dezent zurück.

Hauptbahnhof. Trikotträgerinnen und Trikotträger, wohin ich blicke. Einige tragen Lederhosen dazu. It feel’s like Wiesn. Die Hemmungen haben Zeit bis Montag. Mindestens.

Chelsea- und Bayernfans haben ungefähr den gleichen Promillegehalt. Ich komme an allen vorbei. Mir ist ohne Alkohol schwindelig. Die wenigen Passanten, die mit dem Geschehen nichts zu tun haben, wirken Fremde in ihrer Heimat. Ein Baustellenhinweis der MVG erinnert daran, daß es in München noch einen Fußballverein gibt. In der Trambahn wird viel Bier getrunken und noch mehr kistenweise transportiert. Die Dachauer Straße ist so leer, daß ich sie an der Kreuzung Landshuter Allee überqueren kann.

Willy-Gebhardt-Ufer. Wer kein Fußballfan ist, fährt Rad. Und flieht. Es liegt noch Niemand im Biedersteiner Kanal. Vor dem Olympiastadion versuche ich meinen Kartenvermittler zu erreichen. Aber das Netz ist zusammengebrochen. Wenigstens treffe ich den Michel. Verabredet haben wir uns nicht. Aber wir haben beide ein Date mit unseren Vermittlern. Wir stehen rum, unterhalten uns und versuchen unsere Eintritte zu erreichen. Keine Chance.

Ein Bier? Ein Bier! Ich stelle mich an. Viele Buden sind es nicht. Ich sehe dennoch daß Heineken alkoholfrei verkauft wird. Scheiß UEFA! Aber das Bier ist aus. „Ey, nur Zwei! Die anderen sind weg! Für die Schwuchteln müssen wir kein Bier holen!“ Wenn es denn eins gäbe. Es kommt Bewegung in die Schlange. „Du brauchst mich hier ned so anmachen! Ich bin die Chefin hier! Aber ich kann auch nix dafür, wenn wir nicht genügend Becher bekommen!“ Dafür gibt es jetzt wieder Bier. Das aber aus der hohlen Hand zu trinken, ist auch keine Alternative. Netz gibt’s auch keins. Wir stehen immer noch ohne Ticket da. Eine SMS erreicht mich. Irgendjemand hat mein Ticket, das er mir überreichen will. Aber ich kann ihm nicht antworten.

Dunkle Wolken ziehen auf. Es wird windig, unsere Stimmung passt sich dem ändernden Wetter an. Wir werden angesprochen. „Braucht Ihr Ticket?“ Zögern. Beratschlagen. Zuschlagen. Hilft ja nix. Wir wollen dabei sein. So stelle ich mir Drogenkauf an der Giselastraße vor.

Wir sind drin. Wir stehen wieder an. Durst haben wir ja auch noch! Es dauert auch nur eine weitere halbe Stunde. Inzwischen ist es 20 Uhr, als wir uns gen Haupttribüne begeben. Zweite Reihe, von unten. Aber dafür haben wir Bier und sind drin. Aber Michel stellt zurecht fest, daß das nicht reicht. Er zieht los, um noch mal Bier zu holen. Ich bewundere ihn. Er scheint das bessere Nervenkostüm zu haben. Zwischendurch habe ich Netz. Neben mir nimmt ein junges Paar Platz. Sie erwartet wohl kühle Temperaturen und zieht sich noch mal um. Es gibt schlimmere Anblicke.
Die alt-ehrwürdige Schüssel ist bereits gut gefüllt, aber Stimmung kommt erst auf, als die Choreographie vom Club Nr. 12, für die sich eine Eintrittskarte schon gelohnt hätte, zu sehen ist.

Anpfiff. Ich sehe wenig, weil der Zaun im Weg steht. Stehen darf ich aber auch nicht, weil sich Zuschauer hinter mir beschweren. Ich will nicht streiten, ich kann nicht streiten. Ich bin auch an so einem Abend aggressiv gehemmt. Vor mir hinter dem Zaun stehen Fans, die meine Sicht beeinträchtigen. Ich könnte sie blöd anmachen, weil ich ja nix sehe. Schweinsteiger bekommt Gelb. Wofür, sehe ich nicht. Ich darf ja nicht stehen. Michel kommt mit drei Bier zurück. Ich bedanke mich nicht adäquat, weil ich es nicht kann und mich eher in der Pflicht sehe, das Nichtgesehene für ihn kurz zusammenzufassen.

Zwischendurch werden Vermisstenanzeigen durchgegeben. Wir sehen immer wieder Fans, die unentwegt auf und ab gehen. Sie gehen in die Knie. Sie krallen sich verzweifelt am Zaun fest.

Jubel! 1:0! Nein, doch nicht! (Ich bekomme es in der Aufregung erst später mit.) Es ist inzwischen dunkel. Die dunklen Wolken sind nicht mehr zu sehen. Viele Aufschreie sind zu hören.

1:0! Es werden Bengalos angezündet. Marcel Reif und Stefan Effenberg verstummen in der Masse der Jubelnden. Friede, Freude, Pott. Die Vorfreude steigt im Rund ins unermessliche.

1:1. Stille. Keine Pfiffe, keine Bengalos. Einfach nur Stille. Es fühlt sich an wie Lethargie.

Verlängerung. Die Stadionanimateure schalten wieder zu spät zum Spiel. Die Nervösen sind noch nervöser. Zwei Fans rennen in unserem Karree auf und ab. Sie schimpfen, sie hadern, sie verzweifeln offen. ADHS muss bei so einem Spiel eine ganz üble Krankheit sein. Aber es sind auch die Kaltblütigen unterwegs. Einige müssen wohl ihr erst heute im Fanshop am Hauptbahnhof erworbenes Trikot amortisieren und sammeln Pfandbecher auf. Der Eifer, mit dem sie sammeln, deutet nicht darauf hin, daß es eine Übersprunghandlung ist. Zwischendurch vergibt der FC Bayern einen Elfmeter. Ich habe also keine Zeit, mich über diese Pfennigfuchser aufzuregen. Das Spiel erfordert meine ganze Kraft. Der Michel und ich können uns eh nur noch anschauen. Reden geht nicht mehr.

Elfmeterschießen. Inzwischen kann ich nur noch schreien. Die Pfennigfuchser sammeln ungestört weiter. Auf und nieder, immer wieder.
„Und aus“, sagt Marcel Reif. Stille. Leere. Die Ersten gehen. Wer gehen kann, geht, die Anderen blieben fassungslos sitzen. Ich biete Michel mein Noagerl an. Als Sammer beginnt, über Chelsea zu schimpfen, gehen wir. Unsere fünf Becher zurückgeben. Die nächste Schlange. Ich huste. Einer der der vor mir Stehenden, der sehr viele Becher eingesammelt hat, beginnt mich zu beschimpfen. Auf Schwäbisch. Er wirft mir fehlenden Anstand vor. Ich murmele nur, daß er sich von dem Becherpfand sicher einen guten Hustensaft leisten kann. „Ja, so schauschd Du aus!“ Er trägt ein Robben-Trikot und Lederhosen. Ich ziehe ostentativ meinen nicht vorhandenen Rotz hoch. Es ist meine Form, die in mir heute erstmals aufkommende Aggression zu kompensieren. Er schiebt sich mit 58 Euro aus der Menge. Davon wir er sicher seinen Enkeln erzählen. Wo er die Becher gesammelt hat, werden sie nicht erfahren. Gegen den Strom bewegen wir uns zur Dachauer Straße. Die Stille im Olympiapark ist gespenstisch. Es ist ein langer Trauerzug, der ohne Leichenschmaus nachhause will. Die Trambahn am Goethe-Institut ist brechend voll. Wie laufen, wie viele andere Zurückgebliebene auch, gen Stadtmitte. Ins Kosmos werden werden wir nicht reingelassen. „Keine Trikots heute!“ Kann man machen. Am Hauptbahnhof stehen wir wieder Schlange. Vorm Rubenbauer, der Tegernseer verkauft, warten auch Andere auf ihre Abfüllung. Eine Verkäuferin und ein Verkäufer sollen rund 100 Durstige schnellstmöglich bedienen. Geld verdienen auf die Schnelle für den Pächter. Vor uns zweifelt ein Frustrierter, der auf den patzig vorgetragenen Wunsch „Bier“ Augustiner vorgesetzt bekommt, daß Bier Bier sei. Wer kann auch schon darauf kommen, daß er Becks aus der Dose meint? Ich bekomme den Frust der Verkäuferin zu spüren, indem sie sie mir die sieben Cent Rückgeld auf einen Quadratmeter verteilt. Ich wünsche ihr einen schönen Sonntag. Ich möchte den Job ja nicht machen.

1 Uhr. Wir trinken unser erstes Bier. Die Erschöpfung meldet sich in den Beinen. Wir sehen Kinder. Wir verabschieden uns. In der Nachttrambahn erklärt ein Australier, warum er Chelsea-Fan sein muss.

2.20 Uhr. Ich bin daheim und trinke mein erste Bier im Sitzen. Ich versuche die Eindrücke zu sammeln.

Es war ein unvergesslicher Tag, der leider einen sehr großen Schönheitsfehler hatte.

Tor 4: Der VfB schlägt Balotelli

Er ist Chefredakteur der Gazzetta di Kalk und feierte große Erfolge als Fan des VfB Stuttgart. Auf twitter gehört er zu den unterhaltsamsten Schreibern und poltert gern im Affekt. Aber immer mit Herz.

Um es mit Markus Lanz zu sagen: Wir freuen uns sehr und bedanken uns sehr, sehr herzlich für den hochinteressanten Text hinter Tor Nummer 4 bei @LLCurly.

„Schreib mal dein Fußballerlebnis des Jahres auf!“ – sagt er zu mir, Italo-Schwabe aus Köln, und ich dachte im ersten Moment „will er mich verarschen?“ Ich bin Fan des VfB Stuttgart, genetisch der Squadra Azzurra angehörig, wohnorttechnisch sympathisiere ich mit dem Effzeh. Ich habe seit Jahren kein Fußball-Highlight mehr erlebt!

HALT. STOP! Das stimmt ja gar nicht. Hat die Squadra Azzurra nicht mit einer taktischen Meisterleistung den Spanier ein Remis abgetrotzt? Und hat dieselbe Mannschaft nicht Deutschland aus dem Turnier gekickt? Auch sieht man ein Spiel wie in Dortmund nicht jedes Jahr. Die eigene Mannschaft liegt 2:0 hinten, kämpft sich zurück, geht durch Schieber in Führung, Dortmund kann das Spiel noch mal drehen, geht 4:3 in Führung und in der Nachspielzeit erzielt Gentner das 4:4. WOW – WAS FÜR EIN SPIEL! Und ich war im Stadion! WAHNSINN!

Und doch ist mein Highlight ein anderes. Es ist das Auswärtsspiel in Kopenhagen. Todkrank (Männergrippe) geht es früh morgens um sieben Uhr (oder so) los – mit der S-Bahn ins Dorf an der Düssel. In Leverkusen-Mitte steigt ein gut angeheiterter Rapid-Fan mit einer Flasche Kölsch in die Bahn und möchte wissen, wie viele Haltestellen es bis nach Leverkusen-Mitte sind. Spontan entschließt er sich bis nach Düsseldorf zu fahren. Am Flughafen angekommen möchte keiner meinen neuen Reisepass sehen, für den ich 5 Tage (!!!) auf dem italienischen Konsulat verbracht habe. Mit einer Propellermaschine geht es dann los. Ankunft in Kopenhagen, einchecken ins Hotel und ab zur Jungfrau – was für ein Reinfall. Weiter in die Stadt zu den anderen VfB-Fans. Am Fan-Treffpunkt angekommen beschließen Hirngabel und ich erst mal ordentlich Kaffee zu trinken, in rauen Mengen. Irgendwann treffen wir die Jungs aus Berlin und der Spaß beginnt. Bier – Fußball – ewig langer Fußmarsch zurück – einmal in die falsche Richtung gefahren – Pizza aus dem Mülleimer essen (nein, nicht ich) und zum guten Schluss ein Tee im Irish Pub (sic!). Im Hotel noch von Sägearbeiten geträumt und morgens um vier wieder zurück nach Köln. What a Day!

Die Blog- & Presseschau für Dienstag, den 4.12.2012

Liebe Fußballfreunde,

es ist unfassbar, welche Meldung sich gestern aus den Niederlanden verbreitete, denn die Unversehrtheit von Unparteiischen muss auch im Falle der schlechtesten Leistung eines Schiedsrichtergespanns auf allen Fußballplätzen dieser Welt gewahrt bleiben.

Um so trauriger, dass der Betroffene Schiedsrichter-Assistent seinen Verletzungen erlegen ist.

Toter Amateur-Linienrichter

Jugendfussballer in den Niederlanden haben einen Schiedsrichter-Assistenten zu Tode geprügelt. (DeutschlandfunkSpiegel Online, FAZ)

Trainerentlassung in Hoffenheim

Christoph Ruf (Spiegel Online) schreibt über die desaströse Bilanz der TSG:

Seit Ralf Rangnick im Januar 2011 entnervt das Handtuch warf, scheint das Team regelrecht untrainierbar zu sein. Allerdings ist es unter Babbel noch eine Spur lebloser geworden. Zufall? In gut geführten Vereinen werden Transfers auch nach Faktoren wie Teamfähigkeit und sozialer Kompetenz getätigt. Nicht so in Hoffenheim, wo Milliardär Dietmar Hopp jüngst eine Fanversammlung einberief, um der Basis zu erklären, wie segensreich seine „Freundschaft“ zu Spielerberater Roger Wittmann sei.

Auch die FAZ sieht die Hoffenheimer seit 2011 in einer Abwärtsspirale:

Seit Rangnicks Abgang am Neujahrstag 2011 ist beim einstigen Dorfclub keine Ruhe eingekehrt: Auf dem Managerposten hatte zuvor schon Jan Schindelmeiser für Ernst Tanner Platz gemacht. Tanner wurde dann von Babbel in Doppelfunktion abgelöst, ehe Müller im September kam. Auf der Trainerbank saß nach Rangnick erst der farblose Marco Pezzaiuoli, ehe Hopp mit Holger Stanislawski einen echten Typen einstellte – und nach nur gut sieben Monaten feuerte, als die Kraichgauer auf Rang acht lagen.

Tobias Schächter (taz) beschreibt die Saison der Kraichgauer:

Es ist schon lange ein Elend, der Mannschaft zuzuschauen. Mit einer verfehlten Transferpolitik, dem ohne Not ausgerufenen Saisonziel Europapokalteilnahme, wirren Aufstellungswechseln und einer einfallslosen Krisenrhetorik manövrierte Babbel sein Team auf Relegationsplatz 16. Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, und der Glaube, mit diesem Trainer die Wende zu schaffen, ist schon lange kaum noch vorhanden.

Übergangstrainer bis zur Winterpause wird U-23 Coach Frank Kramer.

Der SWR hat einen Mitschnitt der Entlassungs-PK mit Manager Andreas Müller auf der Homepage veröffentlicht.

Am Abend war Mitgliederversammlung in Hoffenheim. 250 Mitglieder waren zugegen. Die RP berichtet von Müllers Rede:

„Es ist an der Zeit, dass wir aufstehen und zeigen, wer wir sind. Ist doch geil, Dorfklub, finde ich richtig gut. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir drin bleiben. Was mit Zusammenhalt im Team möglich ist – unmenschlich. Wie werden Gegner schlagen, davon werden wir noch träumen“, sagte Müller.

Als Nachfolger werden außerdem Kaiserslauterns Ex-Trainer Marco Kurz und der Bundestrainer-Assistent Hansi Flick gehandelt. (StZ) Auf der Versammlung räumte Müller dem Interimstrainer Chancen ein. (RP)

Die Sportschau bietet als Service einen Trainerentlassungsindex.

Hertha gewinnt 2:1 in Cottbus

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) lobte die Intensität des Spiels, sah aber auch eine große Schwäche im Zweitligaspiel:

Das Berlin-Brandenburg-Duell hatte alles, was man gemeinhin von einem Derby erwartet: viele Fouls und Unterbrechungen, immer wieder hitzige Debatten der Spieler untereinander oder mit dem Schiedsrichter, dazu gegenseitige Beschimpfungen der beiden Fan-Lager. Nur die spielerische Klasse war deutlich unterrepräsentiert.

Daniel vom Hertha BSC Blog sah einen „Grottensieg“, blickt aber ohne Groll zurück:

2:1 in Cottbus also, ein echter Grottensieg. Drei Einzelaktionen und ansonsten eine solide Abwehrleistung. Solange Hertha so die Punkte zum Aufstieg holt, darf es gerne mehr solcher “schlimmen” Montagabendspiele geben.

Medien

Florian Helmuth (Planet of Sports) hat den ersten „Inside Report“ auf Sky Sport News HD gesehen. Das neue Programmformat bot Stärken und Schwächen.

Frauen

Framba hat die Highlight der ersten Saisonhälfte zusammen geschnitten.

Kurz gemeldet

Die Deutsche Bahn will mehr Fanzüge. Dies war eines der Ergebnisse eines Treffens mit Fußballfans. (ZDF (mit Video), Berliner ZeitungTagesspiegel)

Bei einem Treffen in Hannover setzten Politiker die Fußballverbände unter Druck. Niedersachsens Innenminister Schünemann forderte die Verbände auf das umstrittene Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ umzusetzen. (RP)

Auch in Köln wird am 8.12. demonstriert. Stadionwelt sprach mit Stephan Schell, der die Demo mit organisiert.

Stefan Osterhaus (NZZ) heißt Thomas Tuchel einen „Bruchweg Mourinho“:

Kaum ein Konkurrent vermag den Plan des Gegners so zu durchschauen wie er. Er ist ein Antizipationsgenie. Bald eilte ihm der Ruf des Bruchweg-Mourinho voraus. Mochten andere jeweils ihre sogenannten Spielphilosophien mit dem Hauch einer Geheimwissenschaft verkaufen: Tuchels Pragmatismus zeitigt den bemerkenswerten Erfolg, Mainz 05 in der ersten Liga zu halten.

BVB-Boss Watzke meint, dass deutsche Fans romantischer und anspruchsvoller sind als Anhänger englischer Clubs. (NZZ)

Der FC Bayern wird von Gazprom umworben. (SZ)

Angeblich wird der noch bis 2016 datierte Vertrag mit Jose Mourinho zum Saisonende aufgelöst. (Spiegel Online, NZZ)

Paris Saint Germain buhlt angeblich um Ex-Barcelona-Trainer Pep Guardiola. (RP)

Extra

Daniel Brühl ist großer Fan des FC Barcelona. Im Interview mit Steffen Dobbert (Zeit Online) geht es nicht immer friedlich zu und der Journalist erwischt den Schauspieler einige Mal auf dem falschen Fuß, dennoch erfährt der geneigte Leser Einiges vom Leben eines Barcelona-Fans, der das Spiel und die Spiele seines Lieblingsvereins im Stadion oder in seiner Bar in Berlin genießt und seinem Patenkind einen Barca Strampelanzug schenkt.

Sebastian Vettel hat bei Eintracht Frankfurt eine Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit bekommen. (spox)

Was für ein Bild: Zidane tanzt in Madrid für A Football Report.

Torjubel des Tages: Der pinkelnde Hund (101 Great Goals).

Tor des Tages: Wesley, Al Hilal (101 Great Goals)

Der Fehlschuss des Tages: Matthew Kilgallon, Sunderland (101 Great Goals)

Bis zum 4.Januar kann für die UEFA-Elf des Jahres abgestimmt werden. Hier finden sich alle Nominierten.

TS05 – Das Torspiel des 15.Spieltags

Babbels letztes Gegentor als Hoffenheim-Coach. Marko Arnautovic hat es erzielt.

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Torspiel. Ein Tor, das sich hören lassen kann.

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