Tor 11: Was im Hinterkopf dräut

„Ich habe aber nicht nur ein Lieblingsteam.“ – Was aus dem Munde eines unreflektierten Teens wie die bockige Zurschaustellung fußballerischer Gleichgültigkeit klingen mag, ist beim Autoren des Textes hinter Tor 11 lang gelebte Polyamory. Abwechselnd schlägt das Herz für die alte Liebe Effzeh und das Local Team aus Berlin. 

Der hoch gelobte Spielbeobachter lebt in einer offenen Beziehung mit zwei Clubs. Er beschreibt das auch klug. Da sollte die Suche nach einem Fußballhighlight im ablaufenden Jahr doch kein Problem sein, oder?

Mein allerschönstes Fußballerlebnis 2012:

Danke für die Aufmerksamkeit, das war es, ich hoffe, es hat Euch gefallen.

Nun gut, etwas ausführlicher soll es dann doch sein: Das allerschönste Fußballspiel 2012 hat leider nicht stattgefunden. Ausgefallen wegen ist nicht. Fand seinen historischen Platz im Niemals. Ist ins Reich der Mythen und Legenden abgeritten.

Obwohl ich es schon ahnte, bin ich sie extra noch einmal durchgegangen, die Spielpläne meiner beiden Herzvereine, des 1.FC Köln und des 1.FC Union Berlin, habe mir alle Spiele der Rückrunde 2011/12 und der Hinrunde 2012/13 angesehen: Nichts, nada, niente.

Sicher, das eine oder andere Spiel könnte in die nähere Verlosung kommen: Da wäre zum Beispiel dieses höchst unterhaltsame 5:4 der Eisernen gegen Hansa Rostock am 33. Spieltag. Neun Tore, das ist doch mal was, sieht man nicht alle Tage. 0:2 stand es nach 10 Minuten, zur Pause 3:3. Aber trotzdem, und trotz aller Dramatik für die Rostocker, deren Abstieg an diesem Tage endgültig entschieden wurde, das Ganze war nur höchst unterhaltsam. Wir standen auf den Rängen der Alten Försterei und lachten und johlten, aber eigentlich war es ein wenig egal, Union war schon lange jenseits von Gut und Böse und die Absurdität des Spielverlaufs trug das ihrige dazu bei. Und seien wir ehrlich, ein großes Spiel, ein Spiel, das den Titel Spiel des Jahres 2012 zu Recht trägt, verträgt nicht all zu viel amüsante Absurdität.

Ähnlich verhält es sich mit dem 2:3 Sieg der Kölner Mannschaft in Regensburg am 10. Spieltag. Bis zur 87. Minute führte die Mannschaft aus Bayern mit 2:0, ehe dann drei Kölner Tore binnen fünfeinhalb Minuten das Spiel komplett auf den Kopf stellten. Wir brauchten viele Kölsch in der Berliner Kneipe, in der wir uns immer sammeln, um den effzeh zu sehen, um das Kichern wieder loszuwerden. Aber die ersten 87 Minuten waren das reine Grauen, limitierte Regensburger konnten nicht viel, wenn auch mehr als indisponierte Kölner. Wäre das Spiel ein Endspiel um den Wasauchimmer-Pokal gewesen, ja sicherlich, es wäre historisch gewesen. Aber das war es nicht. Es war ein graupeliges Spiel zweier Mannschaften, die nicht viel hinbekamen im Tabellenkeller der zweiten Liga.

Überhaupt die Tabellenkeller der ersten und zweiten Liga, da habe ich mich dieses Jahr herumgetrieben, und nein, Spaß macht das nicht. Union spielte eine mäßige Rückrunde und eine nicht viel bessere Hinrunde. Und der 1.FC Köln setzte in der Rückrunde neue Maßstäbe und erlang eine Meisterschaft nach der anderen: Die Meisterschaft im Tabellenabsturz, die Meisterschaft im Verein-Zerstören und die Meisterschaft im Komplett-Auseinanderfallen. 0:1, 1:4, 0:1, 0:1, 1:2, 0:2, 1:1, 1:0, 1:4, 1:6, 1:2, 1:1, 0:4, 0:3, 1:1, 1:4, 1:4 (aus Kölner Sicht). Und ehrlich, die Ergebnisse waren noch das Beste. Und falls jetzt jemand sagt: Hej, da ist doch ein 1:0-Sieg dabei: Stimmt. Gegen den auf neun Mann dezimierten damaligen Tabellenletzten. Tut mir leid, liebe Leser, die heutige Adventskalenderpraline ist verdorben.

Nachdem ich das nun alles niedergeschrieben hab, denke ich, dass das allerschönste Fußballspiel 2012 in der Fantasie stattfand. Und damit meine ich nicht ein erträumter hoher Kölner Sieg am letzten Spieltag gegen die Bayern, der noch den Relegationsplatz bedeutet hätte, um mal ein Beispiel zu nennen. Nein, kein konkretes, zurecht gesponnenes Spiel. Sondern das Spiel, dass da immer im Hinterkopf dräut. Das Spiel, das sein könnte. Das Spiel, das uns neunzig Minuten dran bleiben läßt. Uns jedes verfluchte Wochenende wieder auf die Ränge oder vor den Fernseher treibt, trotz besseren Wissens. Das Spiel, das mich, selbst nach der katastrophalsten Rückrunde seit der Erfindung des Fußballs wieder und wieder dazu bringt, den Gang zu wagen oder den Fernseher anzuschalten. Und genau dieses Spiel, Alter, ich sag’s Dir, das war mal richtig geil.

Und eines Tages werd‘ ich es auch sehen.

TS06 – Das Torspiel des 16.Spieltags

Zu hören gibt es Vedad Ibisevics Treffer zum 3:1 gegen Schalke 04, mit dem er die Führung in der Torjägerwertung übernahm.

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Torspiel. Ein Tor, das sich hören lassen kann.

Torspiel abonnieren:

Die Blogschau für Montag, den 10.12.2012

Traditionell trennen wir Montags die Blog- und die Presseschau. „Warum?“ wurden wir in der Leserbefragung gefragt! Der einfache Grund ist die Übersichtlichkeit, wenn wir nach einem Bundesligaspieltag alles in einen Artikel packen würden, gäbe es einen großen Textwust mit vielen, vielen Links.

Wer noch einen tollen Blogtipp hat, bitte anonym hier eintragen.

Und jetzt noch schnell das aktuelle Adventskalender-Türchen öffnen.

Bundesliga

Gladbach – Mainz 2:0 (0:0)

Gladbach besiegt Mainz vor allem aufgrund ausgeprägter Effizienz findet die Spielverlagerung.

Ein Spiel, dass in der ersten Spielhälfte interessanter war, aber in der zweiten Halbzeit wegen einer kurzen Drangphase der Gladbacher im Verbund mit der nötigen Effizienz ihre Entscheidung fand.

Frankfurt – Bremen 4:1 (0:0)

Gute Laune in Frankfurt und man spricht sogar vom Champions-League-Qualiplatz. Blog-G ist gar nicht Bange.

Bruchhagen meint, es wäre nach Bayern, Dortmund und Schalke alles möglich, man könne Vierter bleiben. Veh spricht davon, dass wenn man sich im Winter verstärken könne, wäre es möglich, den vierten Platz zu halten. Und Finanzchef Hellmann grinst und sagt, dass so eine Verstärkung durchaus drin sein könnte, schließlich wäre die Hinrunde super gelaufen, nicht nur sportlich, nein, auch wirtschaftlich.

Die Spielverlagerung sieht den Fehler bei Thomas Schaaf, dass Werder verlor.

Thomas Schaaf hatte sich was ausgedacht – und es schlug fehl, obwohl es nicht fehlschlug. Die Innenverteidiger wurden aus dem Spiel genommen, die Außen mussten umständlich angespielt werden und die Sechser in der Mitte wurden beengt.

Stuttgart – Schalke 3:1 (2:1)

Goldmann Sax beobachtet eine seltsame Stimmung zwischen Fans und Trainer in Stuttgart, obwohl man weiterhin auf drei Hochzeiten tanzt.

Nun ist es schon erstaunlich: Der VfB rutscht in der Tabelle momentan Woche für Woche nach oben, spielt auch im kommenden Jahr mit etwas Glück weiter auf den berühmten drei Hochzeiten. Und doch scheinen Fans und Verein fast schon lethargisch voneinander distanziert. Besonders das Verhältnis zum Trainer will einfach nicht in geregelte Bahnen laufen. Man möchte kaum glauben, dass Labbadia demnächst bereits zwei Jahre in Amt und Würden ist. Ihn selbst scheint die emotionale Kälte der Anhänger am meisten zu wurmen; von jeher scheint der Trainer an einem Persönlichkeitsproblem zu leiden – ganz gleich, welchen Verein er bisher betreute.

Turnhallenphil fragt sich, warum und wann es den Knacks im Schalker Spiel gegeben hat.

Die elementare Frage muss nun für alle Verantwortlichen sein, wo genau dieser Knacks passiert ist. War es die Unklarheit über die Zukunft einiger Spieler? Ich glaube ja, wie früher bereits gesagt, nicht an solche Zusammenhänge, aber das heißt ja nichts.

Der Schalkefan kritisiert den Trainer.

Natürlich mündet dies alles in einer Trainerdiskussion in der sich Huub Stevens leider nicht sehr geschickt anstellt. Anstatt Fehler klar anzusprechen und die Verantwortlichen auch verbal in die Pflicht zu nehmen, stellt er sich weiterhin vor „seine Jungens“ und wiegelt jede Nachfrage barsch ab. Stevens will der „Vater“ sein, der sein Team schützt. Das ehrt ihn. Sein Problem: Die „Jungens“ danken es ihm nicht. Damit macht er sich angreifbar.

Ein schlechtes Gefühl hat nicht nur Torsten Wieland was die Schalker angeht.

Dortmund – Wolfsburg 2:3 (1:2)

Athletic Brandao sieht beim Wolfsburger Sieg einen Wolfgang Stark, der das Spiel mit vier zu Unrecht gegebenen Toren maßgeblich beeinflusst.

So krass wie der völlig überforderte FIFA-Referee hat vermutlich seit Ewigkeiten kein Unparteiischer mehr in der Eliteklasse daneben gelegen. Auch wenn es manchmal schwer zu sehen war: gleich vier der fünf Treffer (!) des Nachmittages fielen unter irregulären Umständen. Nur das Siegtor durch Bas Dost (73.) war über alle Zweifel erhaben.

Rob Alef vom Volk ohne Raumdeckung findet, dass die Dortmunder Niederlage nicht nur an Stark lag.

Es lag ja nicht nur an Diego und an Stark, dass Wolfsburg in Lüdenscheid gewonnen hat. Benaglio und Schäfer schnuppern an der Form des Meisterjahres, Naldo ist wieder fit und torgefährlich, Dost ist der erhoffte Knipser. Nur Olic ist ungefähr so glücklos wire Thomas Müller in der Vorsaison und wird wohl noch weitere schöpferische Pausen erhalten. Mit den Wölfen könnte in der Rückrunde wieder zu rechnen sein.

Das 09blog hat Verständnis für Wolfgang Stark. Auch wenn er sich natürlich geärgert hat.

Die Kritik gestern Abend ging mir dann aber auch irgendwann zu weit. Wenn auf einmal sehr viele Twitterer den Moralapostel spielen und den Eindruck erwecken, als hätten sie noch nie einen Fehler in ihrem Job gemacht, wirkt das nicht mehr glaubhaft.

Anygivenweekend hat zwar ebenfalls Verständnis für Stark, kritisiert aber auch den Referee für den „Hang zur großen Geste“.

Schiedrichter machen Fehler. Auch gravierende, so wie die Spieler. Das Problem bei Wolfgang Stark ist sein Hang zur großen Geste. Bei einem Handelfmeter und dem folgenden Platzverweis sollte man sich sicher sein, doch Stark scheint es wichtiger, durchzugreifen und große Entscheidungen zu treffen. Das zeigt auch seine Vergangenheit, die er mit Dortmund hat.

Dembowski wie immer mit einem Augenzwinkern zur Stark-Entscheidung.

Ich erzählte wieder von Stark, von seiner Geschichte, von seinen wenigen Metern, die ihn von München trennten. „Geh doch in Dein Internet, Dembowski. Starte einen Shitstorm. Immer wenn wir verlieren, soll der Schiedsrichter schuld sein. Der hat sich soeben übrigens entschuldigt. Das muss man auch mal sagen: Der hat Eier! Der gibt seine Fehler zu. Würde Dir auch gut zu Gesicht stehen, Du verdammter Egoist.

Gib-mich-die-Kirsche fordert den Videobeweis.

Fehler sind menschlich. Doch wenn sie solch eklatante Auswirkungen haben, dann sollte man sich überlegen, wie man derartige Fehler minimieren kann. Die effektivste Methode um solch spielentscheidende Fehlentscheidungen zu minimieren ist der Videobeweis. Jede Mannschaft sollte ein oder zwei Mal pro Spiel die Gelegenheit haben, einen Videobeweis zu verlangen, wie es bei anderen Ball- und Mannschaftssportarten schon lange üblich ist. Bleibt zu hoffen, dass die im Fußball vorherrschenden konservativen Kräfte in möglichst naher Zukunft auch zu dieser Einsicht gelangen.

Haihappening wünscht sich eine sachliche Diskussion.

Was jedoch nicht passieren darf, ist das Vermischen ärgerlicher Fast-Alltäglichkeiten mit Themen wie “Rafati” oder “niederländischer Linienrichter”. Dass solch tragischen Vorfällen jeder auch nur abstrakte Bezug zur fußball-üblichen Schiedsrichterkritik fehlt, sei einmal dahingestellt. Es geht, darüber schrieb ich hier schon vor wenigen Tagen, um die Definition der Begriffe “Vorbild” und “Verantwortung”. Für das Klima im internationalen Fußball sind all seine Akteure in Summe verantwortlich.

Miasanrot kommentiert Boris Rupperts Text (der letztes Jahr für die Beleidigung von Stark mit einer Geldstrafe und Kommentierverbot belegt worden war) und das Auftreten der Dortmunder in den letzten Tagen.

Was mir aber am meisten missfällt bzw. mich wundert ist der langsame Niedergang der Dortmunder Souveränität. Diese Ruhe und Geschlossenheit der Schwarzgelben machten sie in den letzten Jahren für viele Fußballfans doch erst richtig attraktiv. Das Münchner Selbstbewusstsein ist eben nichts für jedermann.

Schwatzgelb entwirft ein alternatives Ende eines Spiels, in dem Wolfgang Stark keine rote Karte gegeben hat.

Augsburg – Bayern 0:2 (0:1)

Der Burnster hat wenig Mitleid mit den Augsburgern, die von mittelmäßigen Bayern geschlagen werden.

Ich kann das Gejammer um Fürth und Augsburg nicht mehr hören. Ich habe ja auch viele Spieltage lang mein Mitleid bekundet, aber wer nie gewinnt, der ist nun einmal auch nicht besser als sein Tabellenplatz suggeriert. Ende der Diskussion. Und Bayern reicht ein mediokres Spiel um ihren Vorsprung gegenüber Dortmund bis ins Unrealistische auszubauen.

Miasanrot mit der Kurzanalyse und Lob für den Gegner. Für dass er sich nichts kaufen kann.

Unser Gegner spielte frech und ohne Respekt im heimischen Stadion von Beginn an mit. Aus ihrer Tabellensituation heraus sollten sie das auch, aber am Ende des Tages spielt uns das in die Karten. Entstehende Räume können wir nutzen. Ein Sturmlauf gegen tief stehende Gegner war nicht nötig. Da der FC Bayern anscheinend die Präzision in München vergessen hatte, entwickelte sich zwar Zug zum Tor, aber richtig gefährlich wurde es lange Zeit nicht.

Nürnberg – Düsseldorf 2:0 (1:0)

Die Clubfans United entdecken den Spieler der Vorrunde und haben schon jetzt eine Träne im Knopfloch, anlässlich des sicheren Abschieds dieses Spielers.

“Wenn der soo waidamachd, wärd ball Rejool Madridd voor da Dier schdeh.”

“Oder Barcelona”, sagte der Wirt.

“Genau das isses ja”, sagte ich. “Genau das ist das Tragische. Ein guter Spieler wird beim Club nicht alt.”

Zweite Liga

EDIT: Textilvergehen-Podcast verzögert sich. (Union schnuppert an den Aufstiegsplätzen zur Bundesliga und dennoch geht es im Textilvergehen-Podcast nicht nur darum, sondern auch um die Sicherheitspolitik in deutschen Stadien. Pimmelpropeller mit Wolfgang Niersbach.)

Statistiktaktik

Wer etwas Zeit hat und sich mit Taktik auskennt, dürfte diese Lobpreisung der Spielverlagerung Roman Neustädters freuen.

Die Würger von Dresden

Der Frittenmeister vermerkt, dass Ordner keine Spieler würgen sollen. Auch nicht in Dresden. Auch nicht, wenn sie vorher vom Platz geflogen sind.

Fandemos

Bilder von der Kölner Fandemo für Fußballkultur gibt es hier.

Doping im Fußball

Perikles Simon bei den 11 Freunden über Doping im Fußball, gefunden beim Fußball-Doping-Blog.

Manchester-Stadtderby

Es ist schon vorbei, dennoch lesenswert die 11 Facts zum Derby beim Libero.

Pyrofeuerwerk

Ein wahres Pyrofeuerwerk hat das Schalker Megafon gefunden.

Die Presseschau für Montag, den 10.12.2012

Hannover – Leverkusen 3:2 (1:1)

Leverkusen verliert unnötig und bleibt trotzdem auf Rang 2 der Tabelle, wie Christian Otto (Tagesspiegel) berichtet. Ein Sieg gegen Hannover hätte einen 6-Punkte-Vorsprung auf Dortmund bedeutet.

Die böse Frage nach der Tabelle und der verpassten Chance beantwortete Rudi Völler auf seine Art. Erst schüttelte er milde seinen Kopf, dann kam eine abwinkende Handbewegung zum Einsatz, dazu gab es klare Worte. „Wir wissen, was wir können. Und wir wissen, dass die Bayern in dieser Saison eine Übermannschaft sind“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Das Eingeständnis von Völler, dass auch sein Klub es mit dem FC Bayern München derzeit nicht aufnehmen kann, rundete eine ärgerliche Niederlage ab.

Gladbach – Mainz 2:0 (0:0)

Juan Arango bewarb sich mal wieder für das Tor des Monats beim Sieg der Gldbacher gegen Mainz, wie Andreas Morbach (Tagesspiegel) findet.

Das 2:0 des 32 Jahre alten Südamerikaners war die nächste überzeugende Bewerbung für den Wettbewerb zum Tor des Monats: Heinz Müller, der Ersatzkeeper der Mainzer, hatte an der Seitenauslinie vor Patrick Herrmann geklärt – allerdings direkt vor Arangos linken Wunderfuß, der den Ball dann in hohem Bogen aus 44 Metern ins Tor schickte. Der glückliche Torschütze lag am Boden, alle Gladbacher inklusive Trainer Favre stürmten auf ihn zu – und Toni Polster durfte sich dazu gratulieren, dass er richtig viel Ahnung von Fußball hat.

Thomas Tuchel war vor allem über die Gerüchte um seine Person erbost, wie Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) erklärt.

Der Kragen platzte Tuchel trotzdem auf der Pressekonferenz, denn die Vorbereitung auf diese Partie war von einem sehr ärgerlichen Thema gestört worden. Die Bild-Zeitung hatte die Behauptung aufgestellt, Schalke 04 sei nach einer Trennung von Huub Stevens, über die seit einiger Zeit spekuliert wird, daran interessiert, Tuchel unter Vertrag zu nehmen. „Ich finde das respektlos gegenüber Huub Stevens“, zürnte der Mainzer Trainer nun. Er beklagte eine „Leichtfertigkeit, Dinge zu schreiben und auszusprechen, denn die Worte, die bleiben und erzeugen eine Stimmung, die eine Wirkung hat“.

Frankfurt – Bremen 4:1 (0:0)

Frankfurt spielt weiterhin oben mit und Jörg Hanau und Ingo Durstewitz (FR) bemerken, dass die Eintracht Angst vor einer gleichen Schmach, wie vor zwei Jahren hat.

Schon jetzt ist die erste Saisonhälfte ein voller Erfolg, die 27 Punkte sind das beste Ergebnis seit vielen Jahren. Und die Eintracht hat bereits jetzt einen Zähler mehr als vor zwei Jahren, als sie so bitterlich einbrach und nach der „Rückrunde der Schande“ (Präsident Peter Fischer) sang- und klanglos abstieg. Die Spieler sind heilfroh, nun auch diese 26 Punkte-Marke übersprungen zu haben. „Als die Bremer ausgeglichen haben, dachte ich nur: Wenn wir jetzt in Wolfsburg noch Unentschieden spielen, haben wir wieder diese 26 Punkte“, sagte Alexander Meier lachend.

Tobias Rabe (FAZ) beobacht 90 Minuten lang Kevin de Bruyne und ist voll des Lobes für den jungen Nachwachsspieler in Reihen der Bremer.

Die Zahlen sprechen für sich und für Kevin de Bruyne: 101 Ballkontakte, drei Torschüsse, vier Torschussvorlagen, 79 Prozent der Pässe zum Mitspieler und eine Laufdistanz von 12,1 Kilometer – diese Bilanz kann sich in der Bundesliga sehen lassen. Weil Fußball aber ein Mannschaftssport ist, schleicht der Bremer nach dem Abendspiel am Samstag dennoch geknickt vom Rasen. Hoch über ihm auf dem Videowürfel leuchten die entscheidenden Zahlen: Frankfurt 4, Bremen 1.

Stuttgart – Schalke 3:1 (2:1)

Marko Schuhmacher (Stuttgarter Zeitung) sieht einen Bruno Labbadia, der versucht den Ball flach zu halten nach dem Sieg gegen Schalke.

Bis hierhin, sagt Labbadia nach dem Sieg gegen Schalke, habe in dieser Saison alles „super funktioniert“ – aber es gebe „keine Garantien, dass es auch so weitergeht“. Von einem möglichen Einzug in die Champions League wird der Trainer daher trotz der guten Perspektiven nicht einmal träumen: „Das Träumen habe ich mir schon lange abgewöhnt, seit ich beim VfB bin.“

Schalke verliert in Stuttgart und Oliver Müller (Welt) wundert sich, dass ausgerechnet Huub Stevens an der Schalker Misere Schuld sein soll.

Ausgerechnet Stevens, von den Fans zum „Jahrhundert-Trainer“ gewählt und erst im Oktober 2011 als Ralf Rangnicks Nachfolger verpflichtet, soll nun der Hauptgrund für die Krise sein. Vergessen ist nicht nur der jüngste internationale Erfolg, sondern auch die starke Vorsaison, als er ein Team, das auf mehreren Positionen nicht gerade nach seinen Vorstellungen zusammengestellt worden war, auf Rang drei geführt hatte.

Dirk Graalmann (Der Westen) frag sich, wie man einen würdevollen Abschied von Stevens hinbekommt.

Die Frage des „Ob“ ist passé, jetzt wird über das Wann und Wie debattiert. Der Abschied von Trainer Huub Stevens aus Gelsenkirchen im Sommer ist überaus wahrscheinlich; die Debatte dreht sich weiter: Wie bekommt der FC Schalke den gewünschten versöhnlichen Abschied vom „Jahrhunderttrainer“ hin, Blumen, Ehrenrunde und feuchte Augen inklusive?

Dortmund – Wolfsburg 2:3 (1:2)

Felix Meininghaus (Tagesspiegel) sieht Dortmund verlieren und in Wolfgang Stark den traurigen Protagonisten in einem Spiel, das anders hätte laufen können, hätte Stark nicht die rote Karte für Marcel Schmelzer gegeben.

Mit dem Knie und dem Oberschenkel, nicht mit der Hand, wie die Fernsehbilder zweifelsfrei belegten. Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte das anders gesehen und wurde damit zum zweiten Hauptdarsteller in einer Geschichte, die der Schiedsrichter umschreiben würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Allerdings sind Schiedsrichter beim Fußball dazu verdammt, Tatsachenentscheidungen zu treffen, die dann ohne Wenn und Aber umgesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen Disziplinen gibt es ausgerechnet in der weltweit populärsten Sportart keine Möglichkeit, einen Entscheid zu überprüfen und wenn nötig zu revidieren.

Hendrik Buchheister (SZ) weist auf die Ironie des Tages hin, dass gerade Schmelzer die rote Karte sah.

Und insgesamt war es bittere Ironie, dass gerade Schmelzer die Rolle des tragischen Helden zukam. Ihm war am Samstag die Titelgeschichte im Dortmunder Stadionheft gewidmet, in der es um die Hochs und Tiefs des Verteidigers in der jüngeren Vergangenheit ging. Die Geschichte trug die Überschrift: „Schmelzers bewegtes Jahr“.

Richard Leipold (FAZ) bemerkt jedoch auch noch andere Gründe, warum es beim BVB nicht mit dem Sieg klappen wollte.

Im Vergleich zum Champions League-Spiel gegen Manchester City auf vier Positionen verändert, legte die Mannschaft bei einer Temperatur in der Nähe des Gefrierpunktes einen schwungvollen Kaltstart hin. Das frühe Freistoßtor von Marco Reus schien der Partie eine klare Richtung zu geben. Doch dieser Eindruck täuschte. Neben den beiden Mittelfeldspielern Sebastian Kehl und Sven Bender fehlte dem BVB vor allem eins: Produktivität.

Gunnar Jans (AZ) sieht zwar nervige Dortmunder, will aber dass der DFB ein Zeichen setzt und Marcel Schmelzer zu keiner Sperre verdonnert.

Es gilt jetzt, die richtigen Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen. Das kann nur bedeuten, dass der DFB in solchen Fällen einen unberechtigt vom Platz gestellten Spieler trotz der Fifa-Regel, dass eine Sperre zu folgen hat, freispricht. Und zweitens gegen den Doppelt- und Dreifach-Irrsinn der Fifa vorzugehen, dass ein solches (vermeintliches) Handspiel immer Elfmeter plus Rot plus Sperre nach sich ziehen muss. Vor allem aber sollte man die Schiedsrichter konsequenter als bisher gegen die Wut-Attacken schützen.

Daniel Berg (Der Westen) führt ein großes „Aber“ zur Dortmunder Niederlage an.

Allerdings ist an dieser Stelle ein ausdrückliches Aber angebracht. Denn der BVB muss sich eine Teilschuld an der Niederlage ankreiden lassen. Dortmund überrannte den VfL in den ersten Minuten. Im Gefühl, dieses unglaublich einseitige Spiel an diesem Tage niemals verlieren zu können, schlichen sich Fahrlässigkeiten ins schwarz-gelbe Spiel ein. Kleine Dekorationen, die nicht nötig sind, in Szenen, die besser mit größtmöglicher Konsequenz in Tore oder wenigstens gefährliche Abschlüsse verwandelt worden wären.

Markus Völker (taz) macht Dortmunder zum Emoticon fürs Herz.

Klopp erzählt diese Geschichte immer wieder. Und gerade in der Weihnachtszeit geht sie einem auch sehr zu Herzen. Wer will schon die kalten, technokratischen Erfolge des FC Bayern feiern? Wer will den bajuwarischen Zuchtmeistern zuhören, die ihre Belegschaft zu schnöden Punktelieferanten degradieren?

Augsburg – Bayern 0:2 (0:1)

Saskia Aleythe (SZ) sieht Bayern, die nur noch der Schlendrian im Kampf um die Meisterschaft stopnnen kann.

Bei den Bayern ist währenddessen der Respekt vor dem Schlendrian omnipräsent, der die Münchner schon das ein oder andere Mal die Stimmung vermiest hat. „Stoppen können wir uns jetzt nur selbst, wenn wir anfangen, Larifari zu machen“, sagte Gomez, der auch offenbarte, dass er sich mit seiner neuen Funktion als Späteingesetzter nicht wirklich wohl fühlt. Der Frage, wie er sich in der Rolle des Jokers gefalle, wich er etwas umständlich aus: „Ich gefalle mir in der Rolle, Deutscher Meister werden zu wollen.“

Lars Gartenschläger (Welt) denkt, dass Jupp Heynckes gerade an seiner eigenen Krönung arbeitet, nach langen Jahren der Erfolglosigkeit.

Der Titel 2013 würde ihm zugleich einen Eintrag in die Geschichtsbücher bringen: Gewinnt Jupp Heynckes die Meisterschaft, wäre er der älteste Meister-Trainer in der Liga – noch ist es Willy Multhaup, der 1965 mit Werder Bremen im Alter von 61 Deutscher Meister wurde.

Nürnberg – Düsseldorf 2:0 (1:0)

Nürnberg siegt gegen Düsseldorf und dass der Sieg nicht höher ausfiel lag vor allem an Düsseldorfs Keeper Fabian Giefer (RP).

Seine Leistung auf dem Platz schmälert das selbstredend nicht. Durch Paraden der gehobenen Kategorie verhinderte Giefer eine deutlich höhere Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg. An den Treffern von Sebastian Polter und dem überragenden Markus Feulner war er machtlos. Raphael Schäfer musste auf der anderen Seite überhaupt keinen Ball abwehren, Fortuna brachte von ihren acht Torschüssen keinen direkt aufs „Club“-Tor.

Manchester gegen Manchester

United gegen Citizens. Niels Lehnebach (Spiegel Online) war dabei und hat ein spektakuläres Stadtderby in Manchester beobachtet.

Dabei siegte United mit 3:2 durch ein Last-Minute-Tor von Robin von Persie und Rio Ferdinand bekam eine Münze an den Kopf. Balotelli durfte von Beginn ran, wohl vorerst zum letzten Mal. Warum fasst die BBC zusammen. Why always me?

City gab eine Meldung heraus, dass man die eigenen Fans für den Münzwurf sanktionieren werde.

Der Münzwurf war übrigens nicht der erste im Stadtderby. Auch Craig Bellamy auf Citys Seite war schon Opfer.

Toter Linienrichter

Wolfgang Hettfleisch (FR) kommentiert die Geschehnisse in der Niederlanden und kritisiert Sepp Blatter.

Das allein erklärt sicher nicht, was in Jugendfußballern, die fast noch Kinder sind, vorgeht, die einen Mann derart misshandeln, dass er stirbt. Aber Cruyff sucht immerhin nach Antworten, während der Fifa-Präsident Sepp Blatter einfach die alte Platte vom Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft auflegt. Damit ist es längst nicht mehr getan. Wir müssen hinschauen, müssen sagen, dass was schiefläuft, wenn wochenends Krieg herrscht auf den Amateurfußballplätzen. Das sind wir Richard Nieuwenhuizen schuldig.

Der Standard mit Bildern von den Trauerfeiern.

Andreas Liebmann (SZ) zur Situation in Deutschland. Alarmstufe Rot.

Fankultur

Vor dem ominösen 12.12. beleuchtet Frank Hellmann (FR) immer neue Drohkulissen in der anhaltenen Diskussion um das „sichere Stadionerlebnis“.

Verständlich, dass Rauball flehentlich an Vereine und Fans appelliert, „dass wir nicht von der Politik ferngesteuert werden.“ Will heißen: Das neue Pamphlet muss am Mittwoch verabschiedet werden. Und vor diesem Hintergrund würde auch einer wie Kretschmar einlenken: „Wir hoffen, dass ein Protest nach dem 12. Dezember erst einmal nicht vonnöten ist, und wir uns voll und ganz auf den zukünftigen Dialog konzentrieren können.“ Das klingt fast schon versöhnlich.

2000 Fans demonstrierten für die Fankultur in Köln.

Michael Wollny (Eurosport) kommentiert die Macht der Stille.

Lars Wallrodt (Welt) erzählt die Geschichte vom ehemaligen Platzwart von Eintracht Frankfurt, dessen Leben durch Pyrotechnik nachhaltig verändert wurde.

Messi bricht Müllers Rekord

Gegen Betis Sevilla erzielte Messi die Tore 85 und 86 des Kalenderjahres 2012 (SZ) und brach damit Müllers Rekord von 85 Treffern. (Video)

Ivan Klasnic in Mainz

Er habe Rituale wie ein Drogensüchtiger erklärt Ivan Klasnic im Interview mit Jan Christian Müller (FR). Über seine Nierenplantation und den steinigen Weg zurück auf den Platz.

Ich habe Rituale wie ein Drogensüchtiger. Ich nehme morgens um neun und abends um neun immer meine Tabletten. Morgens mehr als abends. Das ist schon Routine für mich. Ich lache jeden Morgen über mich selber und sage: „Guten Morgen, das ist jetzt dein Frühstück.“

Al-Ahly Kairo bei der Klub-WM

Olaf Jansen (FAZ) beschreibt die Mischung aus Politik, Religion und Fußball, die den Fußball in Ägypten so antreibt und wie eine Tragödie Kairo bestimmt.

Dickel und Rupert bestraft

Norbert Dickel und Boris Rupert vom BVB-Fanradio wurden für Beleidigungen von Wolfgang Stark in einem Spiel in der letzten Saison bestraft. (Spiegel Online) (EDIT: Der Artikel stammt aus dem Jahr 2011 und ist in Zusammenhang mit Starks Leistung am Wochenende sehr interessant. – Kennt jemand die Kommentierung Dickels vom Wochenende? – Antwort kommt prompt vom 09blog.)

Beide müssen nun eine Geldstrafe zahlen. Rupert wurde für zwei Partien sogar eine Kommentierung untersagt.

Falcao trifft 5 Mal

Nicht Messi, nicht Ronaldo, sondern Falcao traf am Wochenende 5 mal ins gegnerische Tor.

Tor 10: Gerade machen gegen Nazis

Ich bin bei den Texten hier im Kalender immer wieder begeistert, welche Gedanken sich die Autoren gemacht haben, um einen lesenswerten Text abzuliefern. Hinter Tor 10 darf man den Gedanken des Autoren folgen.

Frodo vom FC St.Pauli Fanzine „Der Übersteiger“ beginnt seine Gedankenreise durch das Fußballjahr 2012 aber mit einer Konversation auf twitter:

„Wir wollen bei Fokus-Fussball.de einen Adventskalender machen. Hast du Lust dafür dein „Fußballerlebnis des Jahres“ aufzuschreiben?“

Ja, so kommt man zu sowas. Auf twitter den falschen Leuten folgen, die einem dadurch Direktnachrichten schreiben können und so unverfängliche Anfragen stellen, wie:

„Wir wollen bei Fokus-Fussball.de einen Adventskalender machen. Hast Du Lust dafür dein „Fußballerlebnis des Jahres“ aufzuschreiben?“

Man fragt dann zwar noch höflich nach Vorgaben wie Inhalt und Länge, weiß aber vorher schon, dass da ein fröhliches „Nee, mach mal wie Du meinst, fühl Dich frei!“ zurück kommt, weil man das selbst nicht anders machen würde.

Und dann sitzt man da. Weihnachten find ich doof, die Adventszeit auch. Und wirklich toll war dieses Fußballjahr ja auch nicht. Okay, am 31.12.2013 wird der FC St.Pauli schon 684 Tage Derbysieger sein, aber sonst? Worüber soll man schreiben? Das 0:1 zuhause gegen den VfR Aalen?

Mitten in diese grummelige Vorweihnachtszeit, als man sich vor lauter „Last Christmas“-Gedudel kaum noch in den Supermarkt traut, draußen kalter Nieselregen einsetzt und die Schiedsrichter noch unfairer mit dem eigenen Verein umgehen, als man das seit 102 Jahren ja eh schon immer fühlt, rückt dann der Abgabetermin immer näher, noch immer steht kein sinnvolles Thema parat.

Ja klar, das übliche halt, was aber postwendend vom Teufelchen rechts auf der Schulter mit einem vorweihnachtlichen „Is‘ eh alles blöd!“-Grummeln beiseite gewischt wird.

Die irischen Fans bei der EM? Blödsinn, wer regelmäßig mit Celtic unterwegs ist, war wohl von „Fields of Athenrye“ kaum überrascht.

Zlatan Ibrahimovic mit seinem Fallrückzieher in einem belanglosen Testspiel?

Quatsch, den hat man selbst in der Vorwoche auf Asche und mit Jeans (und ohne neonfarbene Schuhe) genauso reingebufft, aus noch größerer Entfernung, nur eben ohne Fernsehkamera. Und ohne, dass der vorher noch aufgeditscht war, so!

Die DFL mit ihrem duften Sicherheitskonzept, die endlich dafür sorgt, dass auch Frauen und Kinder sich in einigen Jahren eventuell mal in deutsche Fußballstadien trauen… nee, merkste selbst.

Die unfassbaren Gewalt-Exzesse beim Relegations-Spiel in Düsseldorf. Moment, ich muss noch mal schnell die Anzahl der Toten googlen, die bei der anschließenden Diskussionen bei Kerner und Co. mit Fachpersonal wie Marijke Amado entsetzt den Kopf in den Flachbildschirm gerammt haben.

Die Love-Story von Oliver Kahn und Katrin Müller-Hohenstein, denen man von Herzen viel Spaß und eine lange gemeinsame Zeit auf Usedom wünschte, dann aber doch feststellen musste, dass sie eine Rückfahrkarte nach der EM hatten.

Ach nee, alles scheiße. Okay, also nochmal von ganz vorne in diesem schicken Jahr 2012. Oh, warte mal… ja, da war was, was sich als Thema eignet. Eigentlich ein unfassbares Geschehen, welches wirklich im Nachhinein exemplarisch für dieses Jahr in Fußball-Deutschland stehen
könnte, welches aber nach einiger Zeit dann doch so etwas wie einen Regenbogen und ein Leuchten im Dunkeln darstellen könnte:

Der Schweinske-Cup 2012, ein Hallenturnier in Hamburg-Alsterdorf.

Überregional hatte das Turnier nie für viel Aufsehen sorgen können, in den letzten Jahren war nicht einmal mehr der Verein aus Stellingen erschienen. So hatte es sich immer mehr zum Turnier der singenden Fanszene des FC St.Pauli entwickelt, insbesondere natürlich für USP.

Das Turnier war alljährlich ein echtes Highlight geworden, an zwei Tagen feierte man die Mannschaft, aber in erster Linie natürlich auch sich selbst. Denn akustische Gegenwehr gab es nicht und die Lieder machten in der Halle eben noch mehr Spaß. Und wer sich im Stadion von jenem klischeebehafteten „Dauerlalala“ gestört fühlte, blieb dem Hallenzauber einfach fern, klassische Win/Win-Situation.

Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass die Fans des Vereins das Turnier (welches von einem verdienstvollen Hamburger Geschäftsmann, Horst Peterson, organisiert wurde, welcher über die Jahre ebenfalls ein freundschaftliches Verhältnis zu USP aufbaute) zu ihrem gemacht hatten. Ohne sie wäre es längst zu einem reinen Amateur-Fußballturnier geworden, da dann auch der FC St.Pauli irgendwann die Lust daran verloren hätte.

Doch dieses Jahr, am 6.Januar 2012, änderte sich alles.

Traditionell sammelte sich USP und Umfeld an der U-Bahn Station in der Nähe der Halle, um in einem gemeinsamen Marsch mit Gesängen zur Halle zu ziehen. In den vergangenen Jahren war es dabei immer mal wieder zur Verwendung pyrotechnischer Gegenstände außerhalb von Menschenmassen gekommen, weit harmloser und ungefährlicher als beispielsweise wenige Tage vorher (Silvester) an den Hamburger Landungsbrücken oder der Binnenalster geschehen, aber eben doch Grund genug für eine stark Präsenz zeigende Polizei.

In der Halle angekommen kam es während des ersten St.Pauli-Spiels zu einem Angriff einer Gruppe Lübecker, die vielleicht mit dem ebenfalls anwesenden VfB sympathisierten, vielleicht aber auch einfach nur mal ungehemmt ihre rechte Gesinnung ausleben wollten. Und dank eines fehlenden Konzepts der Polizei eben dies auch konnten. Denn die hatte, statt die ca. 30köpfige Gruppe im Auge zu behalten, die etwa 2.000 St.Paulianer eingekesselt, die gerade euphorisch ihre Spieler besangen. Dies nutzte besagte Gruppe dann, um durch die Halle zu laufen und nach dem Überrennen von Familienvätern und Kindern einen Bannerklau zu versuchen.

Was folgte, ging durch die Medien. Fans, die den Job der überforderten (wenn auch zahlreich anwesenden) Polizei übernahmen und den Diebstahl sowie die Körperverletzung verhindern wollten, deren Notwehr dann von den Kameras eingefangen wurde und als große Randale über
die deutschlandweiten Sendeanstalten verbreitet wurde. Ein Anfang im Lieblingsthema des Boulevards für 2012 war gefunden, die häßliche Fratze der Fußballgewalt.

War zwar alles anders als in großen Lettern am nächsten Tag zu lesen war, aber das interessiert ja kaum.

Und nur fürs Protokoll: Nein, ich schreie hier nicht nach der Hilfe der Polizei. Nur wenn sie denn schon in solcher Masse anwesend ist, so soll sie doch bitte auch die Gewalt verhindern, und nicht noch begünstigen und verschärfen.

Bevor ich mich in Details verliere: Man kann beim Magischen FC-Blog, beim Lichterkarussell, auf Publikative.org und natürlich auch bei uns selbst nachlesen, wie es wirklich war, dies würde hier den Rahmen etwas sprengen.

Warum also ist dies für mich das „Fußballereignis des Jahres 2012“?

Ist es gar nicht, denn es gab für mich gleich zwei Ereignisse des Jahres, die allerdings erst durch eben diese unerfreulichen Vorfälle möglich wurden.

  • Die Pressemitteilung des FC St.Pauli, in der sich vom Verein erstmals (!) in einem solchen Thema deutlich und öffentlich hinter die eigenen Fans gestellt wurde. (Dies war in der Vergangenheit, siehe Angriff auf das Jolly Roger 2009, nicht immer so.) Und in der Mitteilung wurde nicht versucht, die Schuld zwischen Fans und Polizei aufzuteilen und zu relativieren, sondern die Schuld an der Eskalation wurde deutlich (und zurecht) der Polizei zugeordnet, was bei Ereignis 2 dann ja auch nochmal von unabhängiger Seite bestätigt wurde. Und natürlich das Zitat des Jahres vom Sicherheitschef des Vereins, Sven Brux:

“Man muss es mal so deutlich sagen und bei der Realität bleiben: Wir werden landauf, landab dafür gerühmt, dass wir gegen Nazis stehen. Dann muss man sich auch mal gerademachen! Wenn einer Nazi-Sprüche macht, muss ihm klar sein, dass ihm das auch körperlich beim FC St.Pauli nicht guttun wird.“

Danke, Sven!

  • 2. Eine weitere Pressekonferenz, im Mai 2012, als das Team um Thomas Feltes, von der Ruhr-Universität Bochum, Juristische Fakultät, Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft, ihre Untersuchungsergebnisse veröffentlichten, in der es eben um besagte Schuldfrage an jenem Abend ging.

Die zwischendurch geäußerten Blendfeuer der Hamburger Polizei wurden hier von unabhängiger Seite gelöscht und entlarvt, vielleicht auch der Auftakt zu einer differenzierteren Betrachtung der kreativen Wahrheitsinterpretation der Polizei in Fußballzusammenhängen… zumindest dachte ich das damals noch und so ganz mag ich die Hoffnung auch noch nicht aufgeben.

In diesem Sinne: Ich fühl mich sicher!

Quellenangabe, Folge 3

Schaut man Fernsehen, dann irritiert oft die Einblendung „Quelle: Internet“. Wir wollen genauer sein als die Qualitätsmedien – und die, die sich dafür halten – und stellen in unserer Serie „Quellenangabe“ lesenswerte Blogs vor. Die Reihenfolge der Veröffentlichungen spielt dabei keine Rolle. Aus Gründen der Übersichtlichkeit loben wir je drei Blogs pro Folge. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.


Der VfB Stuttgart interessiert mich nicht. Es sei denn ein Spieler der Schwaben hat sich in meine kicker- oder comunio-Mannschaft verirrt. Dank Heinz Kamke (was für ein wunderbares Pseudonym) ist das anders, denn seinen Blog angedacht widmet sich in ausgewogenen, feingeistigen Artikel vor allem dem Lieblingsverein des Autors. Und das ist nun mal der VfB. Kamke schreibt dabei mit viel Humor und liebevollen Beobachtungen über seine Besuche im Stadion. Besonders der Eintrag über den ersten Stadiongang mit seinem Sohn sei hier exemplarisch erwähnt.

Den angedacht-Blog jetzt aber als reinen VfB Blog auszuweisen wäre schlicht gelogen, denn einige sozialromantische Verblendungen und der wichtige Kampf gegen Homophobie in Fußballstadien sind nur zwei Themen beim Kamke, der in jeden gut sortierten RSS-Feed gehört. Denn  Jannik hat Recht, wenn er anmerkt, dass Heinz „einfach einer der besten Erzähler unserer Fußballblogger-Zeit“ ist.

Es gibt Fußballvereine im Profifußball, die werden von keinem Blogger „betreut“. Das liegt oft an der Größe der Anhängerschaft (böse Zungen behaupten gar, dass es an fehlenden Internetanschlüssen in bestimmten Regionen liegt). Bei Fortuna Düsseldorf war ich letzte Saison schon überrascht, dass es so wenig Infos in der Blogosphäre zum aufstrebenden Zweitligisten gibt. Direkt verwandelt hat diese Lücke jetzt geschlossen. In kürzester Zeit ist der Blog von Jens Wangenheim und Niko Hinz zu einem Anlaufpunkt für Fans und Interessierte geworden, die die aus ihrer Sicht einseitige Berichterstattung rund um die Fortuna nicht mehr ertragen können. Mit lesenswerten Spielberichten, hörenswerten Podcasts und amüsanten Karikaturen hat sich Direkt verwandelt schon nach kurzer Zeit großes Lob verdient. (twitter / facebook)

In unserer täglichen Blog- und Presseschau taucht ein Blog, das fast tägliche Erwähnung verdient hätte, nur selten auf: alles ausser sport. Das liegt oft einfach daran, dass Kai Pahl zu ähnlicher Zeit bloggt wie wir. Dann können die Besucher des Blogs Hintergründiges zu Sportmedien, Sportrechten und vielem mehr lesen. Dazu gibt es den täglichen Rundumschlag zu Sportübertragungen im Fernsehen. Und zwar nicht nur zum Fußball, sondern von Rugby über Floorball bis zu College Basketball wird alles vermerkt.

Die Arbeit von Kai wird zum Glück durch zahlreiche Kommentatoren im Blog gewürdigt. Bei alles ausser sport hat sich eine Diskussions- und Anmerkundskultur entwickelt, die sicherlich einzigartig in deutschen Sportblogs ist. Wir möchten Blog und Kommentare an dieser Stelle ausdrücklich loben und hoffen, dass wir in Zukunft öfter in der Blog- und Presseschau auf Kai Pahls Texte verweisen können. Verdient haben sie es. (twitter / facebook)

Tor 9: Die Iren kommen

Die meisten Fußballfans, die mal mit ihrem Lieblingsverein auf Auswärtstour im Europapokal waren,  schwärmen von ihren Touren. Dabei ist das Spiel des internationalen Wettbewerbs zwar der Grund der Reise, nicht aber unbedingt das Highlight.

Wenn man dann nicht dabei sein kann und von den Erlebnissen anderer Fans liest, dann gibt man alles, um wenigstens beim Rückspiel dabei zu sein. Vor allem wenn feierwütige und sangesfreudige Iren zum Auswärtsspiel nach Hannover kommen. 

Ansgar Löcke, Student und 96-Fan aus Berlin, durfte das genießen und erzählt hinter Tor 9 im „Fokus Fussball Adventskalender“ von einem Fußballspiel, das zur Nebensache wurde.

Anfang August, ganz Deutschland ist in der Sommerpause. Die Europameisterschaft ist verarbeitet – nun ja, teilweise. Der Großteil der Bundesligisten hat noch trainingsfrei, da schickt sich ein Verein aus Niedersachsen an, das Abenteuer Europa der Vorsaison zu wiederholen. Das Erreichen des Europa-League-Viertelfinales hat die Fans begeistert, das hat Erwartungen geweckt. In der Liga ging am Ende die Puste aus, also muss es über die Qualifikation in die Gruppenphase gehen.

Das bedeutet im schlimmsten Fall: Auswärtsreise in die hinterste Ecke Osteuropas oder Vorderasiens. Diese Entfernung, gepaart mit noch keiner vorhandenen Form der Mannschaft und unebenen Plätzen in der Pampa, kann ein schnelles und unrühmliches Aus bedeuten. (Einfach mal die Mainzer fragen…) Dementsprechend nervös wird die Auslosung bereits Ende Juli verfolgt, mögliche Gegner sind ein Vertreter aus Bosnien-Herzegowina (kommt dem Schreckensmodell recht nahe) und die St. Patricks Athletic aus Irland. Sofort liegen die Sympathien bei St. Pats.

Viele Fans buchen auf Verdacht schon Flugtickets nach Irland, hoffen einfach auf den Erfolg der Iren. Als sich diese tatsächlich im Rückspiel nach Verlängerung durchsetzen, ist nicht nur bei Fußballfans in Dublin der Jubel riesengroß. Auch RyanAir reibt sich die Hände. Last-Minute-Flüge bringen Geld. Dennoch finden viele, sehr viele 96-Fans kurzfristig bezahlbare Flüge und Unterkunft, um den Verein auf der ersten Stufe zu unterstützen. Ich leider nicht. Mein Budget ist überschritten, kann an dieser großartigen Fahrt nicht teilnehmen. (Etwas anderes in Zeiten von Guttenberg und Schavan zu behaupten wäre auch grob fahrlässig bis idiotisch.) So sehe ich im Fernsehen, wie Andreasen sein Tor schießt und man sich dann über die Zeit zittert, dabei aber das Toreschießen zu wichtigen Zeiten nicht vergisst. 3:0 auswärts gegen die Iren. Die Sache ist durch. Warum also noch zum Rückspiel? Oder überhaupt?

Wegen des Vereins, natürlich. Man will seine Mannschaft sehen. Als ein Hannover-Fan, der nicht in Hannover wohnt, der als Student auch nicht das Geld hat, um immer hinzufahren, nimmt man für gewöhnlich jede Möglichkeit wahr, wenn es im preislichen Rahmen liegt. Aber noch etwas anderes spielt da hinein: die Iren treffen. Über Twitter hat man genug Kontakt zu Fans, die nach Dublin gereist sind und eine grandiose Zeit dort hatten, zusammen mit den „Saints“-Fans. Die berichten mit Glanz in den Augen (wenn man ihn in den Tweets denn erkennen kann) und großartigen Bildern.

Es steht fest, die Iren wollen sich revanchieren. Die Bilder der EURO sind noch im Kopf, ich habe irische Fans auf der Fanmeile in Berlin getroffen und den Sieg gegen Portugal gefeiert, bevor sie weiter nach Polen fuhren. Ein Jahr habe ich in Irland gelebt, kenne den Enthusiasmus, den sie ihrem Land und ihrer Mannschaft entgegenbringen. Es herrscht also Vorfreude auf beiden Seiten, Pats-Fans freuen sich auf die Reise nach Deutschland, Hannover-Fans freuen sich auf den irischen Besuch; die Geschichten aus Dublin haben sich schnell herumgesprochen.

Dazu kommt die Geschichte von dem irischen Fan, dem von 96-Fans im Forum geholfen wurde. Er half den 96-Auswärtsfahrern, billige Pubs und Unterkünfte zu finden, wollte auch gerne nach Hannover aber konnte es sich nicht leisten. Daraufhin sammelten 96er spontan, bis sie das Geld für die Flugtickets beisammen hatten und den völlig überwältigten jungen Mann damit überraschen konnten.

Die Einstellung ist generell sehr positiv geprägt vor dem Duell, es entwickelt sich eine kleine Fanfreundschaft heraus. Dabei spielt auch Twitter eine große Rolle, es verbindet beide Gruppen miteinander.

Und hier setzt meine Geschichte wieder ein. Denn größtenteils spreche ich mit Fans, die von Dublin nach Hannover fliegen. Da kann ich auf keinen Fall behaupten, meine Anreise wäre zu weit. Und treffen will ich die Fans ja sowieso. Also hole ich mir kurzfristig noch Karten, ausverkauft wird das Stadion für das Spiel ja auf keinen Fall, und plane die Fahrt mit meinem Bruder. Von den Eltern auf Fehmarn soll es nach dem Spiel nicht etwa nach Hause, sondern nach Berlin, in die zweite Heimat. Das gestaltet sich als entsprechend schwierig zu planen, denn nach Abpfiff fährt kein Zug mehr in die Hauptstadt. Das war aber bereits in der Vorsaison schon einmal das Problem, damals wurde die Nacht einfach durchgemacht. Und das, so sage ich mir, sollte doch in Kombination mit ein paar hundert irischen Fans überhaupt kein Problem sein. Gesagt, getan.

Nachmittags kommen wir in Hannover an. Es bleibt Zeit, sich mit Freunden zu treffen und im Fan-Shop das Shirt passend zur Begegnung zu kaufen, für mich und einen irischen Bekannten, für den das Bestellen im Online-Shop sonst eine Wartezeit von mehreren Wochen und überhöhte Versandpreise bedeutet hätte. In der Stadt trifft man auf viele irische Fans, die das Spiel am Donnerstagabend als Auftakt für ein langes Wochenende in Deutschland nutzen. Die Flüge nach Hause gehen am Samstag oder Sonntag von Düsseldorf oder Hamburg, da kann man die Zeit vor und nach dem Spiel auch für Shopping und Sightseeing benutzen. Und natürlich für vergleichsweise billiges Bier in der inoffiziellen irischen Botschaft, dem Irish Pub. Viel Bier.

Im Stadion gibt es das nur alkoholfrei. UEFA-Regeln. Es ist ein milder Abend, noch laufen die Olympischen Spiele. „Dabei sein ist alles.“ Das könnte auch das Motto des Spiels am Abend sein. Saints-Fans wissen, dass es nichts mehr für sie zu reißen gibt. Ein klitzekleiner Funken Hoffnung ist noch da, im Hinspiel kam man ja auch zu teils sehr guten Chancen. Außerdem wäre es ein Sakrileg, nicht dabei gewesen zu sein, beim „Wunder von Hannover“.

20:30 ist Anpfiff. Die UEFA hat keine Kosten und Mühen gescheut und passend zum Motto des Abends ein Gespann aus Aserbaidschan vorbeigeschickt. Es wird ja nichts passieren. Die Gäste werden es am Anfang der Partie probieren, ein schnelles Tor zu machen und Druck aufzubauen. Sollten sie scheitern, wird die Intensität rapide abnehmen und die Spielleitung zum Kinderspiel. Und so wird es auch. St. Pats bemüht sich, gibt ein gutes Bild von sich ab, kann die Hintermannschaft der Hannoveraner aber nie ernsthaft gefährden. Im Fanblock die Iren, die ihr Glück kaum fassen können, einmal in einem so großen Stadion zu stehen. Sitzen, UEFA-Regeln. Egal, unterstützt wird trotzdem aus Leibeskräften.

Nach einer halben Stunde das 1:0, kurz nach der Halbzeit das 2:0. Beide Innenverteidiger per Kopf nach Standardsituationen, Haggui und Eggimann. Die Tore, wie das gesamte Spiel, verschwinden nach Abpfiff im Statistikarchiv. Das Stadion ist knapp über halbvoll, noch etwas für die Statistik.

Nach dem Spiel vor dem Stadion, an der Kneipe auf der Großbildleinwand kommt noch Sport. Olympia. Diesmal zählt das andere Motto: „Höher, schneller, weiter!“ Es ist Finale, Beachvolleyball der Herren. Fans, die das Stadion verlassen, schauen noch einmal hin, zusammen wird nach gemeinsamen Bangen (mehr als während des gesamten Spiels, warum hätte man auch sollen?) die Goldmedaille bejubelt.

Mein Bruder macht sich auf den Weg zum Auto, ab nach Hause. Meine Tasche liegt im Schließfach. Und ich mache mich auf den Weg zum Pub, der erste Zug geht ja erst um 5.30 Uhr. Im und vor dem Pub sind schon genügend Fans am Feiern, es gibt ja immer etwas zu feiern. Deutsche und Iren vermischen sich, tauschen sich über die wichtigen Themen der Zeit aus. Was ist besser, Bundesliga oder Premier League? (Die eigene Liga wird sehr realistisch außen vor gelassen.) Was weiß der Gegenüber vom eigenen Land; Musik, Sehenswürdigkeiten, Kultur, Bierpreise? Fragen über Fragen. Und zum Glück gibt es am Tresen immer genug Nachschub. Dass man die verabredeten Treffen eher vergisst oder nur per Zufall nachholen kann, ist beinahe logisch. Wenn dann kannte man sich ja sowieso nur von Profilbildern, wie soll man sich da angetrunken in einer Sommernacht in Hannover erkennen? Wenn man im Gespräch über bekannte Namen stolpert, strahlt man sich an und freut sich, als kenne man die Person bereits ewig. Im Verlauf des Abends wird es immer alberner, aber keinesfalls schlechter. Im Grunde ein komplett typischer Kneipenabend, nur halt mit zuvor wildfremden Fußballfans aus einem anderen Land. Und trotzdem funktionierts. Beide Seiten sind komplett glücklich mit dem Zusammentreffen.

Die Zeit vergeht wie im Flug, Glas um Glas leert sich und auch in den Reihen der irischen Fans lichten sich die Reihen langsam. Zwei Nächte in Folge Vollgas geben kann nicht jeder, auch nicht jeder Ire. So gegen 4.30 Uhr mache ich mich langsam auf in Richtung Bahnhof, vollkommen beeindruckt. Ticket kaufen und sich dann in den dunklen Zug setzen. Kurz an das Erlebte zurückdenken, glücklich einschlafen.

Warum jetzt dieses Erlebnis?

In vielen Punkten passt es nicht zu einem „echten“ Fußballerlebnis. Das Spiel war kein Topspiel, kein mitreißendes Erlebnis. Es ging um (so gut wie) nichts, da alles bereits entschieden war. Und trotzdem hat sich diese Erinnerung eingebrannt. Eine simple Erinnerung, wie harmonisch Fans miteinander umgehen können. Fans aus anderen Ländern, die sich noch nie zuvor getroffen haben und sofort auf freundschaftlicher Ebene mit einander klarkommen. Die den Beweis erbringen, dass Fanfreundschaften kein Relikt aus längst vergangenen Zeiten sind und mitnichten heute nur noch die Rivalität wichtig ist. Durch diesen Aspekt ist das Spiel für mich mein „Fußballerlebnis des Jahres“.

Tor 8: Die Oscars, Schnitzel & Kapfenberger in Wien

Als ich Fanny frage, ob sie Lust hätte ihr Fußballerlebnis des Jahres auszuschreiben, bekomme ich die Antwort: 

Wie lieb & schön, dass Ihr mich fragt! „Leider“ hab ich das schon aufgeschrieben, glaub‘ ich:

Who the fuck is Barcelona?

Wenige Momente später kommt die nächste Nachricht:

Oder es war das Heimspiel gegen Bayern?

Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München 2:0

Oder ich überlege nochmal & schreib was Neues, haha.

Das hat sie dann zu unserem Glück gemacht (auch wenn die beiden oben verlinkten Spiele sicherlich noch einen ticken weiter oben in der Kategorie „Fußballerlebnis des Jahres 2012“ stehen). Fanny, Bloggerin und Co-Autorin beim bayer04blog, über eine Reise nach Österreich:

Ende Februar fahre ich – zum ersten Mal in meinem Leben – nach Wien. Eigentlich um mit meiner filmverrückten Freundin aus Frankfurt bei unserer gemeinsamen filmverrückten Freundin aus Österreich die Oscar-Verleihung zu schauen. Irgendwie wird ein Fußball-Wochenende daraus.

Ich fliege nicht so gerne, also beschließe ich stattdessen zehn Stunden mit dem Zug von Düsseldorf nach Wien zu fahren. Am Bahnhof kaufe ich mir die neue Ausgabe der 11 Freunde, die mit Jogi Löw drauf, es ist kurz vor der EM, ich denke zu dem Zeitpunkt noch, dass wir Europameister werden.
Das Stadionposter in der Ausgabe ist ausgerechnet die Generali Arena des FK Austria Wien, bis 2010 Franz-Horr-Stadion. Das muss ich sofort twittern, woraufhin eine Unterhaltung beginnt, in deren Verlauf ich zuerst den bis dato unbekannten neuen Freund unserer österreichischen Freundin kennenlerne (direkt mal folgen), und dann schnell die Idee aufkommt, am Wochenende in Wien gemeinsam ein Fußballspiel im Stadion anzuschauen. Die Vorfreude steigt, im ICE irgendwo zwischen Bonn und Frankfurt.

Ich habe ja eine Dauerkarte in Leverkusen und wenn man bereits alle zwei Wochen einen festen Termin im Stadion hat, kommt man nicht wirklich dazu, Spiele anderer Vereine zu schauen. Ich zumindest nicht.

Der nächste Tag. Samstagnachmittag, aber draußen ist es schon fast dunkel. Wir sitzen bei Schnitzel und Erdapfelsalat und Bier, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß, zusammen und reden über das bevorstehende Spiel der Austria gegen den Kapfenberger SV. Gleichzeitig läuft in Deutschland Bundesliga, aber ich habe in Österreich kein Internet auf dem iPhone und muss die Einheimischen alle paar Minuten nerven und fragen, wie’s steht. Noch im WLAN meiner Gastgeberin hatte ich mir in Vorbereitung die Tabelle der österreichischen Bundesliga angeschaut – und da geht’s schon los: Dass das in Österreich auch „Bundesliga“ heißt, musste ich erst mal recherchieren. Beim Essen verkünde ich: „Kapfenberg ist ja gar nicht so schlecht, die sind zehnter!“ „Es gibt nur zehn Mannschaften.“
Dass die Tabelle bei Platz 10 aufgehört hatte, war mir durchaus aufgefallen, aber ich nahm an, es ginge auf der nächsten Seite weiter, und kümmerte mich nicht weiter drum, nachdem ich den Kapfenberger SV entdeckt hatte.

Das Spiel beginnt um 18:30 Uhr, wir sind erst kurz vorher da, aber kriegen ohne Probleme fünf Karten. Vor dem Stadion laufen nur vereinzelt Leute rum, alles ist total entspannt, kein Gedränge, keine aggressive Stimmung, und kein Pfand. Die Eintrittskarten sind klein und aus fester Pappe, ein bisschen wie der kleine Abriss vom Boarding Pass. Und alles ist lila! Also violett. Voll schön.

Es sind knapp 7.000 Zuschauer im Stadion. An einem Samstag Abend in der Bundesliga in der Hauptstadt Österreichs. Wir sitzen für 25,00 € pro Person auf der Haupttribüne auf violetten Sitzen und trinken mehr von dem leckeren Bier, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Auf dem Platz ist so ziemlich alles dabei. Drei gelbe Karten, ein Platzverweis nach gelb-roter Karte, und ein verwandelter Elfmeter, alles in der ersten Halbzeit. 1:0 für Kapfenberg, den Tabellenletzten, beim Tabellenzweiten. Knapp fünfzig Gästefans sind aus Kapfenberg mitgereist, sie tragen rot, und auch ein bisschen gelb, wenn ich mich richtig erinnere.
 Die Heimfans gegenüber haben sogar einen Oberrang. Ich frage mich die ganze Zeit, ob das mehr sind als bei uns in Leverkusen. Vielleicht, wahrscheinlich. Vielleicht singen nur mehr mit, oder sie singen lauter? Es macht jedenfalls Spaß ihnen zuzuschauen.

In der zweiten Halbzeit passiert nicht mehr viel. Wir trinken noch mehr Bier und quatschen ein bisschen. Über Leute, die beim Fußball quatschen, und Frauen, die irgendwann anfangen ins Stadion zu gehen, obwohl sie nie was mit Fußball am Hut hatten. Meine Freundin aus Frankfurt erzählt, wie sie früher mit ihrem Papa im Waldstadion war, und ich erinnere mich an den alten Glasgow-Fan, der meiner Mama beim Champions League Heimspiel seinen Schal schenkte. Ich schicke meiner Mama eine SMS, dass ich in Wien beim Fußball bin, woraufhin sie zu Hause in Bonn Sky einschaltet.

Der letzte Eintrag im Spielbericht auf kicker.de ist das Tor in der 45. Minute. Nach dem Abpfiff habe ich mir im Fanshop eine Austria-Tasse gekauft. Das 11 Freunde Stadion-Poster habe ich im Zug mit zurück nach Düsseldorf genommen. Im Mai ist es mit umgezogen von der alten in die neue Wohnung. Aufgehängt habe ich es noch nicht.

Podcast Spezial – Folge 9

Vorneweg nochmal ein Hinweis auf den hauseigenen Fokus Fußball-Podcast. Dieser beinhaltet die formidable Schiedsrichtershow „Collinas Erben“ (@CollinasErben), den Talk „Gespräch en Blog“ und das allspieltägliche „Torspiel“.

 

Prolog

Blogspot 360 geht in die 17. Runde. Patrick Völkner (@voegi79), Felix Flemming (@medispolis), Alex Feuerherdt (@LizasWelt) und Stefan Helmer (@clubfans_united) arbeiten die Aktion 12:12 auf. Zudem sinnieren sie über die Pläne von Mirko Slomka, suchen Teamspieler in Nürnberg und Ersatz für Holger Badstuber.

Die elfte Ausgabe vom Spielverlagerungs-Podcast dreht sich um den Tabellenletzten FC Augsburg, Allofs neuen Klub VfL Wolfsburg und den SC Freiburg.

In der Big Show LXXIX vom Sportradio 360 geht es natürlich auch wieder um Fußball. Mit den Gästen David Nienhaus (@ruhrpoet) und Oliver Fassnacht (Eurosport) geht es vor allem um die Klubs im Ruhrgebiet. 

Wein und Bier

Ob die Herren vom Futiklub zu Ehren Platinis eine Pulle Spätburgunder geköpft haben ist nicht überliefert. Aber immerhin reden sie über den französischen UEFA-Präsidenten und dessen EM-Reform. „Mondieu, macht Platini den Fußball kaputt?“, fragen sich Florian Haupt (Welt am Sonntag), René Schmöckwitz (Schmöckwitz Limited), Andreas Rüttenauer (taz-Leibesübungen) und Kai Schächtele (Autor).

Auch die Einlaufkinder Fred (@freval) und Nico (@muskelberg) trafen sich wieder bei einem leckeren Bräu und sprachen über das Konzept “Sicheres Stadionerlebnis”. Zudem lesen sie aus Diplomarbeiten über Kloppo und loben Mo Idrissou. Randale, Bambule, Frankfurter Schule.

Zweite Liga, Erste Klasse

Robert und Sebastian vom Textilvergehen sitzen in der Küche und sind glücklich. Denn schließlich steht Union Berlin am Ende der englischen Woche auf dem siebten Tabellenplatz. Deswegen reden sie in Teve133 lieber, zusammen mit dem Bochumer Gast Ralf, über den VfL Bochum und Ralfs Wunschtrainer.

Ein Gipfeltreffen gab es beim St. Pauli-Videoblog Pommes brau-weiß in der vorletzten Folge, Portion 97. Da war nämlich „der typische St-Pauli-Fan“ G. Alao (aka. Hendrik von Bültzingslöwen, Chefredakteur von Doppelsechs.tv) in der Show zu Gast.

Schöne „Talk Fundsachen“ beim FC St. Pauli-Podcast. Die haben drei Hertha-Ultras beim Singen mitgeschnitten und mit einem FCKler ein zehnminütiges Interview geführt, das eigentlich nur ein kleiner O-Ton werden sollte.

Hans Meyer

Ein guter Gast freut den Podcasthörer. Beim 1Live Elfer, der Fußballshow, gibt Hans Meyer seine Einschätzung zum derzeitigen Bundesligageschehen zum Besten.

Interviews

Timo Hildebrand blickt auf eine ziemlich abwechslungsreiche Karriere zurück: die Stuttgarter Meisterschaft, dann die Versuche in Valencia und wieder in der Bundesliga Fuß zu fassen. Beim 1Live Plan B Talk berichtet er über die Höhen und Tiefen seiner Karriere, über seinen Image-Kampf und den Glauben an sich selbst.

Auf der Schwelle zum Profi scheiterte Bayern-Talent Timo Heinze. Darüber hat er ein Buch geschrieben und darüber spricht er im Deutschlandfunk.

Zwei Aktive des Fußballgeschäfts, die hierzulande nur noch seltener gehört werden, bat transfermarkt.tv diese Woche zum Interview. Gesprächsleiter Timo Strömer sprach mit dem derzeit arbeitslosen Trainer Dietmar Demuth und dem ehemaligen Nationalspieler Kevin Kuranyi.

Klubpodcasts

Im Eintracht Frankfurt-Podcast haben sie die beiden Spiele der Englischen Woche aufzuholen. Alex, Marvin und René beleuchten die Schwächen der eigenen Mannschaft und verstehen die Aussagen von Veh nicht.

In der neuesten Folge blicken die bayrischen Erfolgsfans zurück auf den deutschen „El Clásico“ Dortmund gegen Bayern sowie auf das CL-Spiel gegen Baryssau. Es könnte sich zudem lohnen die vorletzte Folge „Aus der Kurve“ nachzuhören. Ruben erzählt dort nämlich einige Anekdoten von der Jahreshauptversammlung.

Und noch zwei Englischsprachige: „We’re #2“ freuen sich die Jungs vom Neverkusen Podcast. Und The Yellow Wall widmet sich dem Unentschieden zwischen Bayern und Dortmund.

And now for something completely different…

Täglichen britischen Fußballtalk hat die BBC mit 5 Live Football Daily im Angebot. Streng im Rhythmus der Englischen Wochen sprechen James Richardson und wechselnde Gäste beim Guardian in Football Weekly über die Premier- und die Champions League.

Im Pubcast von wildeastfootball.net, der sich eher anhört wie ein Tunnelcast, reden fünf britische Fußballliebende über den chinesischen Fußball. Genauer gesagt, über Anelka, die Fankultur Guangzhous, Teehäuser und das Getränk „Weißer Alkohol“.

Auch die Argentinien-Spezialisten vom Hand of Pod melden sich zu Wort. Haben dafür allen Grund, denn schließlich wurde in Vélez Sársfield letzte Woche der Meister der Clausura 2011 gekürt.

Eine kleine Rundereise durch Europa gibt es dank dem Italian Football Fancast („The Mask of Toro“), French Football Weekley („Nice to see you, to see you lose… again.“) und PortuGOAL („Is Portugal turning into a two-team league?”)

Playback Media macht Nischenprodukte. Obwohl Fußballklubs hunderdtausende Anhänger hätten, so die Gründer auf ihrer Webseite, gäbe es keine lokalen Radiostationen, die Sendungen produzieren, die sich nur einem Team widmen. Das ist die Nische. In der Saison 2012/13 besteht die Playback Media-Kollektion aus gleich neun klubspezifischen Insel-Podcasts (Newcastle, Chelsea, ManC, Liverpool, Arsenal, QPR, West Ham, Rangers & Spurs) sowie einem allgemeinen Fußballpodcast (The Whistleblowers).

Krise! bei AFR Voice, dem Podcast von A Football Report. Die Briten beklagen in David Beckham, Roberto Di Matteo und Mark Hughes, die jüngsten Opfer des Fußballs.

Ungefähr dieselben Themen beackert der Macher vom Football Manager 2013 Miles Jacobsen (@milesSI) im  Football Manager 2013-Podcast. In Episode 7 hat Jacobson mit Adam Leventhal (@AdamLeventhal) und Miguel Delaney (@MiguelDelaney) zwei illustere Gäste.

Die Blog- & Presseschau für Freitag, den 7.12.2012

Einen wunderschönen guten Morgen in die Runde. Vielen Dank für die zahlreichen Antworten in unserer Leserumfrage. Wer noch will, kann sich gerne eintragen. In den nächsten Tagen werden wir auf einige Punkte der Leserbefragung noch einmal explizit eingehen. Darüber hinaus möchte ich auf unseren Adventskalender verweisen. Heute mit Breitnigge, der gar nicht vom Finale dahoam erzählt.

Im Laufe des Tages folgt noch die Podcastschau.

Europa League

Die Bundesliga überwintert komplett in der Europa League. Hannover verspielt zwar wieder einmal einen 2:0-Vorsprung, wird aber trotzdem Gruppenerster. Stuttgart unterliegt sogar Molde, Leverkusen gewinnt vor 10.000 Zuschauern und Gladbach siegt in Istanbul. Die Zusammenfassungen bei Sky.

Halb04 analysiert die Leistungen, der Spieler, die gegen Trondheim aufliefen und sonst nicht in der Startelf stehen.

Fußball-EM 2020

Die Fußball-EM findet nun tatsächlich in 12 oder 13 europäischen Metropolen statt. Auch der deutsche Verband will sich mit Städten bewerben.

Jens Weinreich (Spiegel Online) kommentiert die Vergabe der Fußball-EM 2020 und sagt „Gut so!“

Verkümmern mit einer Euro 2020 in Metropolen irgendwo Entwicklungspotentiale? Absolut nicht. Das Beispiel Portugal 2004 sollte allen Romantikern eine Warnung sein. Niemand braucht leerstehende Arenen, die noch Jahrzehnte nach einem wenige Tage währenden Sportfest täglich horrende Betriebskosten verschlingen. Andere Argumente, wonach der Euro 2020 Flair abhanden käme, sind ebenfalls zu vernachlässigen. Die Frage ist doch: ein bisschen Flair oder Milliardenschulden?

Jogis Jungs wissen noch nicht so richtig, ob sie die Fußball-EM 2020 gut oder schlecht finden sollen.

Positiv ist dabei sicherlich zu bewerten, dass keine umfangreiche Infrastruktur errichtet werden muss, die möglicherweise nach Turnierende unnötige Überkapazitäten bildet. Außerdem bekommen viele Länder ein kleines Stück vom Kuchen EM ab. Andererseits fällt dem Turnier natürlich die Identität und Kultur, die ein Turnier in einem bestimmten Land mit sich bringt. So erfährt man etwas über Städte und Regionen, die vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Dieser Aspekt wird bei einem übergreifenden Turnier wahrscheinlich wegfallen, da sich jedes Land mit seinen Metropolen um einen Austragungsort bewerben wird. Für Fans ist ein Turnier in ganz Europa in meinen Auge zudem wenig reizvoll. Das richtige Feeling kann da doch gar nicht aufkommen, wenn man permanent von A nach B durch den Kontinent hoppen muss, um sein “Follow-your-Team”-Ticket nutzen zu können.

Der Futiclub fragt sich, ob Platini den Fußball kaputt macht.

Champions League

Erstmals durfte Manuel Neuer im Spiel gegen BATE die Kapitänsbinde über den Arm streifen. Richtungsweisend, wie Miasanrot findet.

Einige Personen in der Südkurve werden das zwar nicht gern gesehen haben, aber ich finde es grandios und stimme Stefen hier zu. Manuel kündigte in einigen Interviews an, dass er nun mehr Führungsaufgaben übernehmen möchte und die Weitergabe der Kapitänsbinde ist ein guter Schritt in diese Richtung. Seine Schalker Vergangenheit spielt für mich hier keine Rolle mehr. Er ist Spieler des FC Bayern und lebt das wie jede andere Person auch.

Daniel Meuren (FAZ) schmunzelt über die altbackene Art, wie der FC Bayern Holger Badstuber via Pappkarton eine gute Genesung wünscht, während der Rest der Welt Messi, Kate und Co. Besserungswünsche via Twitter schickt.

Toter Linienrichter

Der Kölner Stadtanzeiger berichtet via SID, dass 100 ehrenamtliche Schieds- und Linienrichter in den Niederlanden ihr Amt niedergelegt haben. Darüber hinaus kommen immer weitere Fälle von Gewalt(androhungen) ans Tageslicht.

Bundesliga-Freitagsspiel

Die Bundesliga geht los und der Hamburger SV muss mal wieder am Freitagabend ran. Heutiger Gegner ist die TSG Hoffenheim, die mit neuem Trainer aufwartet. Derweil schreibt Florian Weil (Welt), dass der HSV nicht mehr die Wundertüte der Liga sein will. Zu inkosistent waren die Leistungen der Hanseaten zuletzt.

Kommentatoren

Martin Groß bekam wohl gestern von seinem Arbeitgeber die Bauchbinde „Sexiest Man alive“ verpasst, wie das Kommentatoren-Blog berichtet. Alle Ansetzungen des Wochenendes finden sich dort.

Bundesliga

Achim Bogdahn (taz) kümmert sich in seiner Kolumne um die vorweihnachtlichen Geschehnisse in der Bundesliga.

Ein Glück, dass sich Trainerlegende Rudi Gutendorf nie Tattoos hat stechen lassen (55 verschiedene Vereine und Nationalmannschaften!) und dass Babbel nie im holländischen Breda Trainer war – der dortige Verein hat den längsten Klubnamen der Welt: „Nooit Opgeven Altijd Doorzetten Aangenaam Door Vermaak En Nuttig Door Ontspanning Combinatie Breda“. Da wäre der Platz an Babbels Oberarm ausgegangen.

Die Konsequenz einer durchzechten Nacht

Björn Lindemann spielte einst höchstens zweite Liga in Deutschland. Nach einer durchzechten Nacht fliegt er beim Drittligisten Carl Zeiss Jena aus dem Team und lässt sich von einem thailändischen Team verpflichten. Nach Anfangsschwierigkeiten ist er dort nun ein Star, wie Olaf Jansen (ZEIT online) berichtet.

Spekulation um Trainernachfolge in Wolfsburg

In Wolfsburg (Wolfsblog) wird in Fankreisen darüber spekuliert, ob Bernd Schuster ein potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Interims-Coach Köstner wäre.

Wunschgegner auf Schalke

Auf Schalke sucht Blogundweiss dagegen den Wunschgegner für das Achtelfinale.

Sicheres Stadionerlebnis

Die Politik u.a. in Person von NRW-Innenminister Ralf Jäger macht Druck und drängt auf ein noch klareres und härteres Konzept seitens der DFL, dass aber auf jeden Fall bald beschlossen werden soll. Der Schwatz-Gelbe Sascha antwortet in einem offenen Brief.

Martin Teigeler (WDR) erklärt den Lesern, dass Fußballfans eine digitale Gegenwahrheit zu den Darstellungen von Verband, Medien und Polizei entwerfen.

Bei der Recherche fällt auf, dass Fans und Polizei kaum noch einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Auch als Stadiongänger merkt man in den letzten Jahren, dass die Abneigung auf beiden Seiten zugenommen hat. Meine subjektive Wahrnehmung ist, dass einige Polizisten Fans teils herablassend und aggressiv behandeln. Und bei vielen Fans ist die Staatsmacht ebenfalls so unbeliebt wie vielleicht noch nie.

Für Fankultur

Für die Fankultur wollen Dortmund und Wolfsburg-Fans am Samstag gemeinsam auf die Straße gehen, aber auch in Köln, Duisburg und Augsburg soll es Aktionen geben.

Am Samstag werden die BVB-Fans zu einem altbewährten Protestmittel greifen: Sie haben eine Demonstration angemeldet. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Fankultur vielfältig ist“, sagt Jakob Scholz, einer der Organisatoren. „Friedlich, bunt und friedlich“, so Scholz, wollen die Fans nicht gegen etwas demonstrieren, sondern ausdrücklich für den Erhalt der Fankultur.

Der Torhüter

Das Sport-Magazine schaut in der Torwartgeschichte zurück. 100 years of Evolution.

US-Fußball-Geschichte

Ebenfalls 100 Jahre blickt Josie Baker (Lagconfidential) zurück. Nämlich in der US-Fußballgeschichte.

Jakob Jantscher im fernen Russland

Der Österreicher Jakob Jantscher spielt bei Dynamo Moskau und berichtet dem Kurier von seinem Leben in der Millionenmetropole.

Nachwirkungen des Jugoslawien-Kriegs

Der Jugoslawien-Krieg ist längst vorbei, doch die Nachwehen bekommt selbst heute noch der Fußball auf dem Balkan zu spüren. Sebastian Kempkens (ZEIT online) berichtet von Prügeleien, Hassgesängen und Stadionverboten für Auswärtsfans.

Adventskalender

Auch die Spielverlagerung befüllt einen Adventskalender. Hinter dem 6.Türchen steckt beispielsweise Dante. Warum?

Wo man im Münchener Umfeld nur hinhört, Dante genießt eine riesige Wertschätzung. Das Preis-Leistungsverhältnis ist überragend, Dante kostete nur knapp fünf Millionen. Doch auch sportlich genießt der Neuzugang ein hohes Ansehen. Neuer bezeichnete ihn jüngst als einen der besten Spieler, mit dem er je zusammengespielt hat. In der brasilianischen Nationalmannschaft spielte Dante bisher keine Rolle. Wenn er bei Bayern weiterhin so gut spielt wie bisher, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis er den Durchbruch in der Selecao schafft.

Champions League-Ringe

In den USA der obligatorische Meisterschaftsring Gang und Gäbe. Nun übernahm Didier Drogba diesen Brauch und ließ für sich und seine Mannschaftskollegen Champions League-Ringe anfertigen. Für 800.000 Pfund.

Fußball-Filme

Wer in den Weihnachtsferien noch nicht vor hat, kann sich mit diesen 10 Machwerken der jüngeren Filmgeschichte auseinandersetzen. Gemeinsames Thema: Natürlich das runde Leder.

Bild des Tages

Benditlikebender hat den Rasenball gefunden.

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Birgit Schönaus Text über Wesley Snejders Probleme in Mailand

PS: Da immer wieder Fragen kommen, warum dies und jenes Blog nicht auftaucht oder ihr meint, dass wir euer Blog noch gar nicht kennen, würde ich euch bitten uns dieses mitzuteilen. Es ist nicht auszuschließen, dass wir die komplette Anzahl der deutschen Fußballblogs nicht kennen. Deshalb einfach anonym eintragen.