Hannover – Leverkusen 3:2 (1:1)
Leverkusen verliert unnötig und bleibt trotzdem auf Rang 2 der Tabelle, wie Christian Otto (Tagesspiegel) berichtet. Ein Sieg gegen Hannover hätte einen 6-Punkte-Vorsprung auf Dortmund bedeutet.
Die böse Frage nach der Tabelle und der verpassten Chance beantwortete Rudi Völler auf seine Art. Erst schüttelte er milde seinen Kopf, dann kam eine abwinkende Handbewegung zum Einsatz, dazu gab es klare Worte. „Wir wissen, was wir können. Und wir wissen, dass die Bayern in dieser Saison eine Übermannschaft sind“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Das Eingeständnis von Völler, dass auch sein Klub es mit dem FC Bayern München derzeit nicht aufnehmen kann, rundete eine ärgerliche Niederlage ab.
Gladbach – Mainz 2:0 (0:0)
Juan Arango bewarb sich mal wieder für das Tor des Monats beim Sieg der Gldbacher gegen Mainz, wie Andreas Morbach (Tagesspiegel) findet.
Das 2:0 des 32 Jahre alten Südamerikaners war die nächste überzeugende Bewerbung für den Wettbewerb zum Tor des Monats: Heinz Müller, der Ersatzkeeper der Mainzer, hatte an der Seitenauslinie vor Patrick Herrmann geklärt – allerdings direkt vor Arangos linken Wunderfuß, der den Ball dann in hohem Bogen aus 44 Metern ins Tor schickte. Der glückliche Torschütze lag am Boden, alle Gladbacher inklusive Trainer Favre stürmten auf ihn zu – und Toni Polster durfte sich dazu gratulieren, dass er richtig viel Ahnung von Fußball hat.
Thomas Tuchel war vor allem über die Gerüchte um seine Person erbost, wie Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) erklärt.
Der Kragen platzte Tuchel trotzdem auf der Pressekonferenz, denn die Vorbereitung auf diese Partie war von einem sehr ärgerlichen Thema gestört worden. Die Bild-Zeitung hatte die Behauptung aufgestellt, Schalke 04 sei nach einer Trennung von Huub Stevens, über die seit einiger Zeit spekuliert wird, daran interessiert, Tuchel unter Vertrag zu nehmen. „Ich finde das respektlos gegenüber Huub Stevens“, zürnte der Mainzer Trainer nun. Er beklagte eine „Leichtfertigkeit, Dinge zu schreiben und auszusprechen, denn die Worte, die bleiben und erzeugen eine Stimmung, die eine Wirkung hat“.
Frankfurt – Bremen 4:1 (0:0)
Frankfurt spielt weiterhin oben mit und Jörg Hanau und Ingo Durstewitz (FR) bemerken, dass die Eintracht Angst vor einer gleichen Schmach, wie vor zwei Jahren hat.
Schon jetzt ist die erste Saisonhälfte ein voller Erfolg, die 27 Punkte sind das beste Ergebnis seit vielen Jahren. Und die Eintracht hat bereits jetzt einen Zähler mehr als vor zwei Jahren, als sie so bitterlich einbrach und nach der „Rückrunde der Schande“ (Präsident Peter Fischer) sang- und klanglos abstieg. Die Spieler sind heilfroh, nun auch diese 26 Punkte-Marke übersprungen zu haben. „Als die Bremer ausgeglichen haben, dachte ich nur: Wenn wir jetzt in Wolfsburg noch Unentschieden spielen, haben wir wieder diese 26 Punkte“, sagte Alexander Meier lachend.
Tobias Rabe (FAZ) beobacht 90 Minuten lang Kevin de Bruyne und ist voll des Lobes für den jungen Nachwachsspieler in Reihen der Bremer.
Die Zahlen sprechen für sich und für Kevin de Bruyne: 101 Ballkontakte, drei Torschüsse, vier Torschussvorlagen, 79 Prozent der Pässe zum Mitspieler und eine Laufdistanz von 12,1 Kilometer – diese Bilanz kann sich in der Bundesliga sehen lassen. Weil Fußball aber ein Mannschaftssport ist, schleicht der Bremer nach dem Abendspiel am Samstag dennoch geknickt vom Rasen. Hoch über ihm auf dem Videowürfel leuchten die entscheidenden Zahlen: Frankfurt 4, Bremen 1.
Stuttgart – Schalke 3:1 (2:1)
Marko Schuhmacher (Stuttgarter Zeitung) sieht einen Bruno Labbadia, der versucht den Ball flach zu halten nach dem Sieg gegen Schalke.
Bis hierhin, sagt Labbadia nach dem Sieg gegen Schalke, habe in dieser Saison alles „super funktioniert“ – aber es gebe „keine Garantien, dass es auch so weitergeht“. Von einem möglichen Einzug in die Champions League wird der Trainer daher trotz der guten Perspektiven nicht einmal träumen: „Das Träumen habe ich mir schon lange abgewöhnt, seit ich beim VfB bin.“
Schalke verliert in Stuttgart und Oliver Müller (Welt) wundert sich, dass ausgerechnet Huub Stevens an der Schalker Misere Schuld sein soll.
Ausgerechnet Stevens, von den Fans zum „Jahrhundert-Trainer“ gewählt und erst im Oktober 2011 als Ralf Rangnicks Nachfolger verpflichtet, soll nun der Hauptgrund für die Krise sein. Vergessen ist nicht nur der jüngste internationale Erfolg, sondern auch die starke Vorsaison, als er ein Team, das auf mehreren Positionen nicht gerade nach seinen Vorstellungen zusammengestellt worden war, auf Rang drei geführt hatte.
Dirk Graalmann (Der Westen) frag sich, wie man einen würdevollen Abschied von Stevens hinbekommt.
Die Frage des „Ob“ ist passé, jetzt wird über das Wann und Wie debattiert. Der Abschied von Trainer Huub Stevens aus Gelsenkirchen im Sommer ist überaus wahrscheinlich; die Debatte dreht sich weiter: Wie bekommt der FC Schalke den gewünschten versöhnlichen Abschied vom „Jahrhunderttrainer“ hin, Blumen, Ehrenrunde und feuchte Augen inklusive?
Dortmund – Wolfsburg 2:3 (1:2)
Felix Meininghaus (Tagesspiegel) sieht Dortmund verlieren und in Wolfgang Stark den traurigen Protagonisten in einem Spiel, das anders hätte laufen können, hätte Stark nicht die rote Karte für Marcel Schmelzer gegeben.
Mit dem Knie und dem Oberschenkel, nicht mit der Hand, wie die Fernsehbilder zweifelsfrei belegten. Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte das anders gesehen und wurde damit zum zweiten Hauptdarsteller in einer Geschichte, die der Schiedsrichter umschreiben würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Allerdings sind Schiedsrichter beim Fußball dazu verdammt, Tatsachenentscheidungen zu treffen, die dann ohne Wenn und Aber umgesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen Disziplinen gibt es ausgerechnet in der weltweit populärsten Sportart keine Möglichkeit, einen Entscheid zu überprüfen und wenn nötig zu revidieren.
Hendrik Buchheister (SZ) weist auf die Ironie des Tages hin, dass gerade Schmelzer die rote Karte sah.
Und insgesamt war es bittere Ironie, dass gerade Schmelzer die Rolle des tragischen Helden zukam. Ihm war am Samstag die Titelgeschichte im Dortmunder Stadionheft gewidmet, in der es um die Hochs und Tiefs des Verteidigers in der jüngeren Vergangenheit ging. Die Geschichte trug die Überschrift: „Schmelzers bewegtes Jahr“.
Richard Leipold (FAZ) bemerkt jedoch auch noch andere Gründe, warum es beim BVB nicht mit dem Sieg klappen wollte.
Im Vergleich zum Champions League-Spiel gegen Manchester City auf vier Positionen verändert, legte die Mannschaft bei einer Temperatur in der Nähe des Gefrierpunktes einen schwungvollen Kaltstart hin. Das frühe Freistoßtor von Marco Reus schien der Partie eine klare Richtung zu geben. Doch dieser Eindruck täuschte. Neben den beiden Mittelfeldspielern Sebastian Kehl und Sven Bender fehlte dem BVB vor allem eins: Produktivität.
Gunnar Jans (AZ) sieht zwar nervige Dortmunder, will aber dass der DFB ein Zeichen setzt und Marcel Schmelzer zu keiner Sperre verdonnert.
Es gilt jetzt, die richtigen Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen. Das kann nur bedeuten, dass der DFB in solchen Fällen einen unberechtigt vom Platz gestellten Spieler trotz der Fifa-Regel, dass eine Sperre zu folgen hat, freispricht. Und zweitens gegen den Doppelt- und Dreifach-Irrsinn der Fifa vorzugehen, dass ein solches (vermeintliches) Handspiel immer Elfmeter plus Rot plus Sperre nach sich ziehen muss. Vor allem aber sollte man die Schiedsrichter konsequenter als bisher gegen die Wut-Attacken schützen.
Daniel Berg (Der Westen) führt ein großes „Aber“ zur Dortmunder Niederlage an.
Allerdings ist an dieser Stelle ein ausdrückliches Aber angebracht. Denn der BVB muss sich eine Teilschuld an der Niederlage ankreiden lassen. Dortmund überrannte den VfL in den ersten Minuten. Im Gefühl, dieses unglaublich einseitige Spiel an diesem Tage niemals verlieren zu können, schlichen sich Fahrlässigkeiten ins schwarz-gelbe Spiel ein. Kleine Dekorationen, die nicht nötig sind, in Szenen, die besser mit größtmöglicher Konsequenz in Tore oder wenigstens gefährliche Abschlüsse verwandelt worden wären.
Markus Völker (taz) macht Dortmunder zum Emoticon fürs Herz.
Klopp erzählt diese Geschichte immer wieder. Und gerade in der Weihnachtszeit geht sie einem auch sehr zu Herzen. Wer will schon die kalten, technokratischen Erfolge des FC Bayern feiern? Wer will den bajuwarischen Zuchtmeistern zuhören, die ihre Belegschaft zu schnöden Punktelieferanten degradieren?
Augsburg – Bayern 0:2 (0:1)
Saskia Aleythe (SZ) sieht Bayern, die nur noch der Schlendrian im Kampf um die Meisterschaft stopnnen kann.
Bei den Bayern ist währenddessen der Respekt vor dem Schlendrian omnipräsent, der die Münchner schon das ein oder andere Mal die Stimmung vermiest hat. „Stoppen können wir uns jetzt nur selbst, wenn wir anfangen, Larifari zu machen“, sagte Gomez, der auch offenbarte, dass er sich mit seiner neuen Funktion als Späteingesetzter nicht wirklich wohl fühlt. Der Frage, wie er sich in der Rolle des Jokers gefalle, wich er etwas umständlich aus: „Ich gefalle mir in der Rolle, Deutscher Meister werden zu wollen.“
Lars Gartenschläger (Welt) denkt, dass Jupp Heynckes gerade an seiner eigenen Krönung arbeitet, nach langen Jahren der Erfolglosigkeit.
Der Titel 2013 würde ihm zugleich einen Eintrag in die Geschichtsbücher bringen: Gewinnt Jupp Heynckes die Meisterschaft, wäre er der älteste Meister-Trainer in der Liga – noch ist es Willy Multhaup, der 1965 mit Werder Bremen im Alter von 61 Deutscher Meister wurde.
Nürnberg – Düsseldorf 2:0 (1:0)
Nürnberg siegt gegen Düsseldorf und dass der Sieg nicht höher ausfiel lag vor allem an Düsseldorfs Keeper Fabian Giefer (RP).
Seine Leistung auf dem Platz schmälert das selbstredend nicht. Durch Paraden der gehobenen Kategorie verhinderte Giefer eine deutlich höhere Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg. An den Treffern von Sebastian Polter und dem überragenden Markus Feulner war er machtlos. Raphael Schäfer musste auf der anderen Seite überhaupt keinen Ball abwehren, Fortuna brachte von ihren acht Torschüssen keinen direkt aufs „Club“-Tor.
Manchester gegen Manchester
United gegen Citizens. Niels Lehnebach (Spiegel Online) war dabei und hat ein spektakuläres Stadtderby in Manchester beobachtet.
Dabei siegte United mit 3:2 durch ein Last-Minute-Tor von Robin von Persie und Rio Ferdinand bekam eine Münze an den Kopf. Balotelli durfte von Beginn ran, wohl vorerst zum letzten Mal. Warum fasst die BBC zusammen. Why always me?
City gab eine Meldung heraus, dass man die eigenen Fans für den Münzwurf sanktionieren werde.
Der Münzwurf war übrigens nicht der erste im Stadtderby. Auch Craig Bellamy auf Citys Seite war schon Opfer.
Toter Linienrichter
Wolfgang Hettfleisch (FR) kommentiert die Geschehnisse in der Niederlanden und kritisiert Sepp Blatter.
Das allein erklärt sicher nicht, was in Jugendfußballern, die fast noch Kinder sind, vorgeht, die einen Mann derart misshandeln, dass er stirbt. Aber Cruyff sucht immerhin nach Antworten, während der Fifa-Präsident Sepp Blatter einfach die alte Platte vom Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft auflegt. Damit ist es längst nicht mehr getan. Wir müssen hinschauen, müssen sagen, dass was schiefläuft, wenn wochenends Krieg herrscht auf den Amateurfußballplätzen. Das sind wir Richard Nieuwenhuizen schuldig.
Der Standard mit Bildern von den Trauerfeiern.
Andreas Liebmann (SZ) zur Situation in Deutschland. Alarmstufe Rot.
Fankultur
Vor dem ominösen 12.12. beleuchtet Frank Hellmann (FR) immer neue Drohkulissen in der anhaltenen Diskussion um das „sichere Stadionerlebnis“.
Verständlich, dass Rauball flehentlich an Vereine und Fans appelliert, „dass wir nicht von der Politik ferngesteuert werden.“ Will heißen: Das neue Pamphlet muss am Mittwoch verabschiedet werden. Und vor diesem Hintergrund würde auch einer wie Kretschmar einlenken: „Wir hoffen, dass ein Protest nach dem 12. Dezember erst einmal nicht vonnöten ist, und wir uns voll und ganz auf den zukünftigen Dialog konzentrieren können.“ Das klingt fast schon versöhnlich.
2000 Fans demonstrierten für die Fankultur in Köln.
Michael Wollny (Eurosport) kommentiert die Macht der Stille.
Lars Wallrodt (Welt) erzählt die Geschichte vom ehemaligen Platzwart von Eintracht Frankfurt, dessen Leben durch Pyrotechnik nachhaltig verändert wurde.
Messi bricht Müllers Rekord
Gegen Betis Sevilla erzielte Messi die Tore 85 und 86 des Kalenderjahres 2012 (SZ) und brach damit Müllers Rekord von 85 Treffern. (Video)
Ivan Klasnic in Mainz
Er habe Rituale wie ein Drogensüchtiger erklärt Ivan Klasnic im Interview mit Jan Christian Müller (FR). Über seine Nierenplantation und den steinigen Weg zurück auf den Platz.
Ich habe Rituale wie ein Drogensüchtiger. Ich nehme morgens um neun und abends um neun immer meine Tabletten. Morgens mehr als abends. Das ist schon Routine für mich. Ich lache jeden Morgen über mich selber und sage: „Guten Morgen, das ist jetzt dein Frühstück.“
Al-Ahly Kairo bei der Klub-WM
Olaf Jansen (FAZ) beschreibt die Mischung aus Politik, Religion und Fußball, die den Fußball in Ägypten so antreibt und wie eine Tragödie Kairo bestimmt.
Dickel und Rupert bestraft
Norbert Dickel und Boris Rupert vom BVB-Fanradio wurden für Beleidigungen von Wolfgang Stark in einem Spiel in der letzten Saison bestraft. (Spiegel Online) (EDIT: Der Artikel stammt aus dem Jahr 2011 und ist in Zusammenhang mit Starks Leistung am Wochenende sehr interessant. – Kennt jemand die Kommentierung Dickels vom Wochenende? – Antwort kommt prompt vom 09blog.)
Beide müssen nun eine Geldstrafe zahlen. Rupert wurde für zwei Partien sogar eine Kommentierung untersagt.
Falcao trifft 5 Mal
Nicht Messi, nicht Ronaldo, sondern Falcao traf am Wochenende 5 mal ins gegnerische Tor.
Klar, durch den Rupert-Artikel gestern auf bvb.de hat das Thema jetzt an Brisanz zugenommen. Aber ich verstehe nicht ganz, warum der SpOn Artikel von vor über einem Jahr jetzt hier in der Presseschau steht?!
Jepp. Der sollte eigentlich in einem anderen Zusammenhang stehen, nämlich dem, dass Stark ja nun offensichtlich den BVB Unrecht getan hat.
Ah ok. Dann macht’s wieder mehr Sinn ;)
Pingback: Die Blogschau für Montag, den 10.12.2012 | Fokus Fussball