#Link11: In sicheren Händen

Torhüter als Bündnispartner zur Unterstützung von Flüchtlingen. Tolle Idee.

»In safe hands« nennt Bochums Torwart Andreas Luthe seine Initiative, die sich für neue Nachbarn einsetzen will. (RevierSport) Also: »Raus aus der Deckung«.

blogundpresseschau

1. Der Blatter Sepp will als FIFA-Präsident weitermachen. Er habe sich schließlich nichts zu Schulden kommen lassen. (FAZ) Aber was wäre denn eigentlich, wenn seine Zeit jetzt zu Ende wäre. Der Tagesanzeiger zeigt, dass für die Nachfolge aktuell »nur Funktionäre mit zweifelhaftem Ruf infrage« kämen. DOSB-Chef Hörmann plädiert für einen Rücktritt Blatters und zeigt sich auch bei Platini skeptisch. Der ehemalige FIFA-Reformer Mark Pieth wünscht sich »einen Franziskus« für die FIFA und hat dabei auch deutsche Kandidaten im Blick. (FAZ)

2. Wie eng Sepp Blatter und der nun-wohl-doch-nicht Nachfolger Michel Platini miteinander kooperiert haben, zeigt der Beitrag von Thomas Kistner (SZ). Als »Max und Moritz« waren sie erst Verbündete und dann erbitterte Gegner. Mal gucken wo das noch hinführt.

3.  Fürth konnte sich gestern über den vierten Sieg in Serie freuen. Dieses Mal war Eintracht Braunschweig unterlegen. (kicker)

4. Ein ähnliches Schicksal wollen die deutschen Vetreter in der Champions League vermeiden. Die Frankfurter Rundschau blickt voraus auf die Spiele von Bayer Leverkusen (»Leverkusen mit breiter Brust«) und Bayern München. (»Guardiola will mehr«) Vidal und Rode werden den Bayern gegen Zagreb wohl fehlen. (kicker) André Schürrle will im Old Trafford »alles raushauen« – auch ohne Luiz Gustavo. (kicker) Dort wartet Bastian Schweinsteiger, der bei den Fans von Manchester United wohl gelitten ist. (RP) Auch Borussia Mönchengladbach muss gegen Manchester ran und hofft nach dem Aufwärtstrend in der Bundesliga auch auf einen Umbruch in der Champions League. (RP)

5. Bis vor wenigen Minuten wusste ich nicht, dass es ein »Institut für Fußballmanagement« gibt. Günter Klein (Münchner Merkur) hat es besucht und mit dem Fachbereichsleiter Social Media Marketing gesprochen. Professor Tobias Haupt berät in dieser Funktion unter anderem Oliver Kahn und Hannover 96 und erklärt aus seiner Sicht die Notwendigkeiten und Gefahren der Social Media Kanäle von Sportlern und Vereinen:

»Jemand muss die strategische Mütze aufhaben. Entscheidend ist, dass das Ganze authentisch funktioniert. Es geht nicht, dass das Management für den Spieler Dinge postet und es sich auch so anhört, dass es vom Manager kommt. Die Fans merken das sofort. Beispiele waren: Tranquillo Barnetta, der sich mit einem Tweet beschwerte, dass er nicht eingewechselt wird. Während des Spiels – da war klar, dass das nicht von ihm selbst stammen konnte. Wie soll er auf der Schalker Ersatzbank mit Handy dasitzen? Bei Mario Götze kam es auch mal vor: Er schoss ein Tor, und auf seinem Account war zu lesen: „Juhu, ich habe gerade ein Tor geschossen.“ Das ist natürlich bescheuert.«

6. Ich warte noch drauf, dass sich mal ein Spieler per twitter beim kicker über eine schlechte Note beschwert, denn auch wenn alle immer betonen, dass sie das nicht interessiert, so ist es immer wieder erstaunlich wie oft mit Noten argumentiert wird. Seit Jahrzehnten werden diese Spielernoten vergeben und seitdem es auch noch Managerspiele gibt, die den Netzmanagern Punkte für Tore und Noten ihrer Teams versprechen, werden die Bewertungsmaßstäbe allwöchentlich in Frage gestellt. Christoph Dach (Tagesspiegel) über eine alte Reporteraufgabe, die heute auch Computer übernehmen können.

7. Ob auf Deutschlands Campingplätzen auch die Noten vom vergangenen Fußballwochenende diskutiert werden, weiß ich nicht. Konfliktpotenzial bietet der Fußball den Gartenzwergfreunden aber allemal, wenn die Parzellenbewohner rivalisierenden Clubs die Daumen drücken. Dirk Gieselmann (11 Freunde) hat sich nach Grav gewagt, wo 1000 Liter Wasser aus dem Schalke-Planschbecken in den Garten des Nachbarn schwappen, der es mit der Dortmunder Borussia hält. Unglaubliches Bildmaterial zur Geschichte von Norman Konrad gibt es in einer 11 Freunde-Bildergalerie.

8. Auf dem Campingplatz werden die Rivalitäten mit Frotzeleien ausgetragen. Schade, dass es auf Deutschlands Amateurplätzen immer wieder zu schlimmeren Auseinandersetzungen zwischen Spielern und zu Gewalt gegen Schiedsrichter kommt. Aktuell sorgen Vorfälle in Hamburg für Aufsehen, die der NDR Sportclub zum Anlass genommen hat, sich der Thematik zu widmen und über Probleme und Lösungen diskutiert.

Schön, dass es daneben auch noch schönere Schiedsrichter-Geschichten gibt. Zum Beispiel die von Paul Kluth, der seit 45 Jahren Spiele leitet und auch mit 82 Jahren noch nicht ans Aufhören denkt. (Köln.Sport) Den Profi-Schiedsrichtern widmet sich Alex in seiner Collinas Erben Kolumne für n-tv. Themen sind  Lewandowskis Jubel und die Verletzung von Schiedsrichter Drees.

9. Ein Thema, das immer wieder für Verwunderung sorgt, sind die Bestrafungen von Fußballvereinen durch die DFB-Sportgerichtsbarkeit. Der MSV Duisburg muss für ein geschmackloses Plakat über Rudi Assauer 12.000 €uro Strafe bezahlen. (WAZ) Der Rechtsanwalt Dr.Andreas Hüttl nennt das Urteil »Sportgerichtswahnsinn«, weil »diese Geschmacklosigkeit« »der ordentlichen Justiz sicher keine 100,- € wert« wäre (twitter). Schon im Juni hatte Hüttl Auszüge aus einem Gerichtsurteil des Landgerichts Hannover getwittert. Das Gericht hatte ausgeführt, dass die Sportgerichtsbarkeit »elementaren rechtsstaatlichen Anforderungen nicht genügt«. (twitter)

In diesem Zusammenhang sei auch nochmals auf einen Text von FoFu-Kollege Julian hingewiesen, der in seinem Blog SG Neureich Bimbeshausen fragte, was der Unterschied zwischen den Geschmacklosigkeiten in Duisburg und den Rufen der Fans von 1860 München sei, die Hopp »Sohn einer Hure« nannten.

10. Die Regionalliga ist vom Prinzip her die höchste Amateurklasse in Deutschland. Doch die Anforderungen an die Vereine sind hoch, gilt die Liga doch als Durchgangsstation in den Profifußball. Vereine aus der Provinz tummeln sich neben alten Traditionsvereinen und Zweitvertretungen, viele Vereine wollen nicht rein, andere kommen durch ungerechte Aufstiegsregelungen nicht raus. Ron Ulrich und Thorsten Schaar (11 Freunde) über ein absurdes Konstrukt.

11. Anderes Land, andere Liga, noch gewaltigere Herausforderungen. In Russlands zweiter Liga spielen Vereine die sich über das ganze Land erstrecken. Reisen von der baltischen Enklave bis in die Nähe der nordkoreanischen Grenze gehören dazu, zehn unterschiedliche Zeitzonen werden bespielt. Manuel Veth (futbolgrad) über die Notwendigkeit einer Ligareform.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Andrés Guardado wurde 29)

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Der 7.Spieltag in 11 GIFs.

Field Reporter

»Es ist wichtig zu wissen, wie eine Mannschaft, die das Trikot des FC Bayern trägt, zum Erfolg kommen will. Natürlich hängt das auch immer von der Qualität der Gegner ab: Betrachtet man die U19- oder U17-Bundesligen, aber auch die Regionalliga, hat man da Schwergewichte zu schlagen. Die Spielidee sollte dennoch immer klar ersichtlich sein. Es geht dabei aber nicht primär um Dinge wie Gegenpressing: Das ist für mich die Basis, das muss nach Ballverlust einfach passieren. Es geht darum, wie man es organisiert. Der Erfolg des Gegenpressings hängt davon ab, wie ich meinen Ballbesitz organisiere. Da gibt es wichtige Nuancen, die definieren: Das ist Bayern München, das sieht mehr nach Borussia Dortmund aus, das könnte Hoffenheim oder Leipzig sein.«

Heiko Vogel im Interview mit Fatih Demireli (spox) über Nachwuchsarbeit beim FC Bayern, nationale und internationale Konkurrenz um Talente und neue Ideen aus anderen Sportarten.

 

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich wenig Sorgen.  + + + Refugee representative: Neue Aufgabe für Roberto Hilbert in Leverkusen. (Deutsche Welle) + + + Finnischer Arbeitsethos: Beim FC Zürich hat Sami Hyypiä klare Vorstellungen. (NZZ) + + + Zöseln: In der Schweiz hat Joe Zinnbauer beim FC St.Gallen eine neue Aufgabe übernommen. (Senf) + + + Fußballfluchten: Im Eintracht Museum wurde zu einem Theaterstück über Jörg Berger und zu einer Gesprächsrunde mit Norbert Nachtweih und Stadionsprecher André Rothe zum Thema Flucht(versuche) aus der DDR geladen. (Beves Welt) + + + Analyse: Warum Dynamo Dresden den VfR Aalen deutlich schlug. (Fußball in Sachsen) + + + Plan B: Wo die Ersatzleute ihre Mitspieler besonders gut vetraten: SZ. + + + Verantwortung und Strafe: Was das Zündeln bei Spielen des 1.FC Saarbrücken für den Verein bedeutet. (Das FCSBlog 2.0) + + + Bildband: Schicke Fotos vom Westfalenstadion. (FAZ) + + + Drohung gegen Fotografen: Beim Spiel des SC Freiburg soll Fan-Fotografen in Leipzig das Fotografieren von RB-kritischen Statements verboten worden sein (Faszination Fankurve) Rasenballsport hat sich geäußert und versichert, dass dies keine Vorgabe des Vereins gewesen sei (Faszination Fankurve) + + + Wochenendrebellen: Wer ist das eigentlich? (Fanzeit)

#Link11: Heimnachteil

Neun Bundesligaspiele, sechsmal war der Gastgeber Favorit, aber einen Heimsieg gab es an diesem Wochenende nicht. Köln verspielte zur Eröffnung seine Führung über Ingolstadt, Dortmund ließ sich zum Abschluss den Darmstädter Ausgleich einschenken. Dazwischen konnten auch Wolfsburg, Augsburg, Stuttgart und Frankfurt ihre Favoritenrolle nicht bis in die Stecktabellen der Nation umsetzen. Dazu kamen ein Auswärtssieg Leverkusens bei Werder (3 Niederlagen in Folge sind Bremer Recht), ein Schalker 1:0-Gewinn in Hamburg (Aber bitte mit Sané) und erwartungsgemäße drei Punkte für den FC Bayern in Mainz (gähn?).

Desweiteren: die große FIFA, der kleine DFB, der einzige Ermittler.

blogundpresseschau

1. Der siebte Spieltag also. Der Rasenfunk bespricht ihn mit dem Herthaner Marc Schwitzky und FoFu-David. FoFu-Klaas hat ihn einmal mehr in 11 GIFs verarbeitet. FoFu-Ich habe in ein Diagramm gepackt, wer in dieser Saison wen geschlagen hat.

2. Handeln wir die Bayern ab: Ein Vorsprung von vier Punkten vor dem Rest der Liga ist nach sieben Spieltagen angehäuft. Rechtzeitig also, um die Tabellenführung auch bei einer Niederlage im direkten Duell gegen den BVB nächste Woche zu behalten. Diesmal ging es nach Mainz, wo Rene Maric (Spielverlagerung) einmal mehr ein simples, anpassungsarmes aber sehr solide ausgeführtes Spiel der Gastgeber sah, das aber gegen die auf anderem Niveau soliden Bayern erfolglos blieb. Jonas Beckenkamp (SZ) sieht im Innenverteidiger-Duo Boateng und Martínez die Zukunft der Bayern-Defensive.

3.

Dass Stuttgart sein Heimspiel gegen Gladbach überlegen gestaltete, aber verlor, entspricht dem Geist ihrer bisherigen Saison. Der Vertikalpass zieht den Leser bei seinem Spielbericht mit den ersten drei Absätzen in seinen Bann. Auf Gladbacher Seite nimmt Michael Horeni (FAZ) den Abgang Favres zum Anlass, sich Gedanken über Abnutzung, Auszeiten und Alternativlösungen zu machen – da Trainer ja ohnehin nur beurlaubt werden, warum sollte man sie nicht nach einem Urlaub einfach zurück ins Amt holen?

4. Zwei weitere Klubs aus dem derzeitigen Tabellenkeller trafen in Augsburg aufeinander: Der Fünftplatzierte der Vorsaison unterlag der als Tabellenachte eingelaufenen TSG Hoffenheim mit 1:3. Der Akademiker-Fanclub würdigt den ersehnten Auswärtssieg an sich, ohne über weiterhin bestehende Mängel zu schweigen. Eugen Polanski nannte den aus spielerischer Sicht nicht unmittelbar zu rechtfertigenden Sieg »leider nur erkämpft« – eine Geringschätzung des Kampfes, über die man anderswo nur den Kopf schütteln wird.

5. Beim SV Werder schienen Selbst- und Fremdeinschätzungen zuletzt zu divergieren. Sportchef Thomas Eichin sprach noch vor wenigen Tagen davon, dass die Liga hinter Platz 3 durch den Kampf entschieden werde und sah Bremen für Ambitionen auf diese Plätze gerüstet. Die bisherigen Saisonsiege gelangen gegen die zum jeweiligen Zeitpunkt sieg- und mutlosen Mannschaften aus Gladbach und Hoffenheim, in der englischen Woche wurden alle drei Spiele verloren. Gegner waren dabei zunächst die beiden Aufsteiger, am Samstag folgte nun ein 0:3 gegen Leverkusen. Für Frank Hellmann (FR) bewirbt sich Bremen als Abstiegskandidat. Der Spielbericht von Rautenliebe moniert dabei fehlende Leidenschaft vor Mängeln in spielerischer Hinsicht. Der SV Werder soll also über den Kampf zum Spiel finden. In der Fremdwahrnehmung kann man sich gelegentlich fragen, ob für Viktor Skripnik dabei der Weg das Ziel ist. Er erweckt den Eindruck, den Slogan »Wer will es mehr?« zur Grundfrage des Fußballspiels erhoben zu haben. Wir dürfen gespannt sein, ob das am Ende für Platz vier reicht.

6. Die »Topspiel«-Paarung am Samstagabend führte Hamburg und Schalke gemeinsam in den Volkspark – die Partie lief aber auf deutlich höherem Niveau ab als am Abschlussspieltag der vergangenen Saison. Martin Rafelt (Spielverlagerung) sah sogar Ansätze im Spielaufbau. Hendrik Buchheister (Spiegel) hebt den Jüngsten aus der an Youngstern reichen königsblauen Elf hervor. Schalkes Marco Höger erlitt einen Kreuzbandanriss (Spiegel) – die Hinrunde dürfte für ihn damit beendet sein.

7.

Lassen Sie sich vom Foto nicht verwirren, Dortmund spielte gestern zum Abschluss des Spieltages gegen Darmstadt. Einen Sieg gab es dabei aber ebenso wenig wie im abgebildeten Duell gegen Hoffenheim: 2:2 stand es am Ende. Daniel Theweleit (Spiegel) portraitiert eine Mannschaft, die sich nach 2 Unentschieden, die auf 11 Siege folgten, plötzlich sehr kritisch sieht.

8. Zu den bislang noch nicht abgehandelten Spielen: Sie gingen alle 1:1 aus und waren keine Fußballfeste. Im Eröffnungsspiel des siebten Spieltags trennten sich Köln und Ingolstadt ohne große Highlights mit diesem Ergebnis (Effzeh.com). Hannover, das derzeit wohl schwächste Team der Liga (»Hannover ist insgesamt besser als zuletzt, schlechter ging aber auch nicht«), traf auf einen schwach aufgelegten VfL Wolfsburg und erzielte dasselbe Resultat (Niemals allein). Die Hertha erarbeitet sich in einer Partie auf bescheidenen Niveau einen Punkt in Frankfurt (Tagesspiegel).

9. Der DFB arbeitet derzeit am Aufbau seines Fußball-Museums in Dortmund. Das Projekt konnte einem schon länger etwas geleckt vorkommen (»Der Fußball soll sein emotionales Zuhause hier […] bekommen«, DLF, 13.09.). Nun ist sich der DFB nicht einmal zu schade, einen ausgewachsenen Reisebus seines Sponsors, den die Weltmeister von 2014 nach ihrer Rückkehr nach Deutschland für sensationelle 23 Minuten benutzten, mitten ins Museum zu parken. Lars Spannagel (Tagesspiegel) hat das Kopfschütteln in Worte gefasst.

10. Am Freitagnachmittag wurde bekannt, dass sich Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Sepp Blatter richten und der FIFA-Präsident diesbezüglich vernommen wurde (als »Auskunftsperson«, eine Schweizer Zwischenform von Zeuge und Beschuldigtem). Die SZ fasst die Lage um den belasteten Blatter und den immer stärker verwickelten Michel Platini zusammen.

11. Für den Spiegel analysiert Jens Weinreich das Verhalten des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach, der nun seine Fassungslosigkeit und Bestürzung abdrucken lässt und doch Weinreich zufolge »Aufklärung und Reformen aktiv behinderte«.

Field Reporter

»Der deutsche Fußball hat Platini ja demonstrativ immer unterstützt. […] Was sagt das eigentlich über die hiesige Fußballszene aus?« »Man müsste jetzt eigentlich erwarten, dass es einen Aufstand der Anständigen gibt – aber niemand steht auf« – »Also gibt es keine Anständigen im deutschen Fußball?« – »Das könnte damit zusammenhängen, dass es in diesem Milliardengewerbe, das sich selbst kontrolliert und politische Autonomie genießt, nicht allzu viele Anständige gibt.«

Thomas Kistner spricht beim Deutschlandfunk über die Aussagen, die sich anhand der Ermittlungen gegen die FIFA über jene treffen lassen, gegen die nicht ermittelt wird. Auch über denkbare zukünftige Angriffspunkte (Beckenbauer, WM 2006) und die Hoffnung auf die Zerschlagung der FIFA als solche.

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Der letzte Zehner – »Sport Bild Watch«

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von Freitag: Karl-Heinz Rummenigge wurde 60)

Bandenwerbung

Was ist passiert, wenn ein schöner Spielzug entweder zu einer Randnotiz verkommt oder aber bis ins kleinste Detail seziert, und somit für alle Zeiten zerstört wird? Was ist passiert, wenn sich das Misstrauen der Fans gegen alles von oben, und oben meint die anderen Fans, die Vereine, die Ligen, die Verbände, bestimmte, aber einer muss bestimmen!, derart verstärkt hat, dass kein Dialog mehr möglich ist.

Ermittler Dietfried Dembowski hat zum Kongress geladen – »bis wir nicht mehr mit den vögeln ziehen«

Mixed Zone
Stuttgart: Buffy Ettmayer macht sich Sorgen. + + + Rostock: Investor plant Schuldenerlass, falls Ausschreitungen ausbleiben (liga3) + + + Mainz: Hjulmand-Vertrag aufgelöst, kein Wort über Kompensationszahlungen (kicker) + + + Porzellankiste: Auch diese Woche sieht sich ein ehrenwerter Fußballprofi mit sicherlich ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert (FAZ) + + + Frankfurt: Gedankenspiele zum Stadionausbau (FAZ) + + + Nürnberg: Akademie für Fußballkultur kürt Fußballbuch des Jahres + + + Newcastle: »McClaren having a day out with his carer Siem de Jong«. In meinem Koof wird er von Al Pacino synchronisiert. (Vine) + + + Rostock: Eine Stimme aus dem Anhang des FC Hansa zu den Vorkommnissen rund um die Partie gegen Magdeburg (hansafans.de) + + + Dortmund: Ermittlungsverfahren gegen Reus eingestellt (Polizei DO) + + + Manchester: Der Telegraph seziert ein altes Foto mit van Gaal, Advocaat und zwei dekorierenden Damen + + + Trainerfuchs: Peter Panamera Neururer im Gespräch mit dem DLF + + +

#Link11: Der Fußballgott & Krawall in Liga 3

Auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Mönchengladbach sind zwei Fans des FC Augsburg bei einem Autounfall ums Leben gekommen. (Augsburger Allgemeine) Das Fokus Fussball Team möchte an dieser Stelle allen Angehörigen und Freunden kondolieren und wünscht allen Fußballfans, die am Wochenende quer durch die Republik reisen, wie jede Woche eine sichere An- und Heimreise.

blogundpresseschau

  1. Wie schon gestern gebührt die Auftaktempfehlung der #Link11 einem Podcast. Dieses Mal dem Rasenfunk mit der von M-Jay Ost moderierten Episode zum 6.Spieltag, weil er drei hervorragende Gäste zu bieten hat: Marcus Bark, Marc Hagedorn und Link-Elf Julian Ritter sind zu Gast. Also: runterladen, anhören und abonnieren!
  2. Ein großes Thema beim Rasenfunk ist – dank Julian – auch die TSG Hoffenheim. Eine wichtige Frage: Wird in der Bundesliga mit zweierlei Maß entschieden? Darf der Pep Schiedsrichter anfassen und der Markus darf das nicht? Der kicker fasst die Debatte zusammen. Lutz-Michael Fröhlich äußerte sich bei DFB-TV (ab 3:28min) zur Situation. Er meint, dass diese Entscheidung so richtig ist und gegen alle Trainer in selber Art und Weise zu treffen sei.
  3. Warum hört ein Fußballprofi im Alter von 29 Jahren mit dem Fußball spielen auf? Marcell Jansen versucht es im Interview mit Andreas Bock (11 Freunde) zu erklären.
  4. Es gibt keinen Fußballgott. Meint zumindest der Frankfurter Stadionpfarrer Eugen Eckert. Ein Gespräch über begrenzte Sprache, Kindernamen und die Liturgie des Fußballspiels, über Fußball als Religion und die Flüchtlingskrise. (FAZ)

»Arbeitsrechtlich gesehen sind Verträge im Profi-Fußball eine Katastrophe.«

Sagt der auf Arbeitsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Dieter Breymann gegenüber der Rheinischen Post. Theoretisch könnte sich Borussia Mönchengladbach deshalb trotzdem von Ex-Trainer Lucien Favre ob seiner Demission Geld holen. Theoretisch. Nach Meinung von Rechtsanwalt Christoph Schickhardt wird es keine Abfindungszahlung von Favre an die Borussia geben. (11 Freunde)
Der Vertrag mit Max Eberl wurde derweil bis 2020 verlängert. (Spiegel) Hoffentlich unter arbeitsrechtlich ordentlichen Bedingungen.
6. Beim Drittligaderby zwischen Osnabrück und Münster kam es nach dem späten Ausgleichstreffer für den VfL zu einem Handgemenge. Ein Gegenspieler in Zivil war auf den Platz gestürmt und schubste einen Preußen um. Der Grund liegt 18 Monate zurück. (Text: SZ, Video: NDR)
7. Die Drittliga-Partie von Hansa Rostock gegen den 1.FC Magdeburg endete im Desaster. Nach Ausschreitungen stand das Spiel kurz vor dem Abbruch. Der Verein zieht nun Konsequenzen aus dem Verhalten der Unverbesserlichen. (NDR / Spiegel)
8.

»Ich bin immer tolerant und kein Fan von Schwarz-Weiß-Denken. Gleichzeitig bin ich kein Fan von der Theoretisierung des Fußballs. Aus meiner Sicht ist das keine Erfolgsstory und deswegen glaube ich, dass der deutsche Fußball mehr und mehr in ein Problem hineinläuft. Viele Ex-Profis haben vielleicht nicht die Zeit oder die Lust, den enormen Zeitaufwand eines Trainers oder Managers auf sich zu nehmen. Mit der Konsequenz, dass Theoretiker ihre Chance bekommen, die sich sehr damit beschäftigen, wie der Fußball funktionieren könnte – aber es selbst nie erlebt haben. Diese Theoretiker kommen zunehmend in den Fußball und es ist klar, dass dadurch die Qualität nicht besser wird.«

Jens Lehmann schlägt im Interview mit Haruka Gruber (spox) in die Scholl-Kerbe, der sich vor wenigen Wochen despektierlich über die Laptop-Trainer äußerte. Klingt nach einer Kampagne, ist aber zum Glück nur ein Teil des Gesprächs, das sich dazu noch mit dem von Lehmann unterstützen Projekt »Kicking Girls« befasst, das Mädchen mit Migrationshintergrund das Fußballspielen ermöglichen möchte.
9. Abdu Wahaab Mahamoud Ali kommt aus Somalia und muss mit 14 Jahren die Flucht ergreifen, weil in seiner Heimat sein Zwillingsbruder erschossen wurde. Eigentlich hatte die Terrorgruppe Al-Shabaab wohl Abdu im Visier, weil der Fußball spielte und nicht für die Islamisten kämpfen wollte. Es folgte eine Flucht über Ägypten und Italien bis nach Deutschland, wo Abdu heute in Hamburg lebt und für einen Oberligaverein spielt.(11 Freunde)
10. Auch Claudio Tamburrini musste vor vielen Jahren aus seiner Heimat flüchten. Er war Torwart des argentinischen Zweitligisten Almagro de mi Vida und machte sich berechtigte Hoffnungen mit seinem Verein in die erste Liga aufzusteigen – bis seine Name auf einer Liste auftauchte und die Militärjunta ihn ohne Prozess in ein Gefängnis steckte und folterte. (Zeit)

»Es gab unter dem Wachen diesen Witz.Sie fragten: ‚Wer ist der Torwart von Almagro?‘, und wenn ich sagte ‚Ich‘, schlugen sie mir in den Magen und sagten ‚Na dann fang mal den hier!’«

  1. Die Bilder von seinen ersten Auftritten in Manchester zeigen einen jungen Mann mit Zahnlücken und einem fragwürdigen Modegeschmack. Heute ist Cristiano der durchgestylteste Fußballer der Welt – wenn es diesen Ausdruck überhaupt gibt. Dazu spielt er herausragend gut Fußball. Grund genug für Mike L- Goodman (Grantland) die letzten zehn Jahre der Karriere des Ausnahmefußballers Revue passieren zu lassen: »The Evolution of Cristiano Ronaldo«.

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»Sport Bild Watch« wandelt auf den Spuren von Lewandowski und macht heute den Hattrick voll.

Field Reporter

»Ich bin weiterhin verbissen. Aber manche Dinge sehe ich inzwischen anders. Einige nehmen sich in der Bundesliga zu wichtig. Wir Spieler können vielleicht eine Sportart ziemlich gut, das bedeutet aber nicht, dass man außerhalb ein besserer Mensch ist. Das weiterzugeben an die jungen Leute, ist sehr wichtig. Es wird jedoch immer schwieriger.«

Sandro Wagner im Interview mit Michael Ebert (kicker) über »unschöne Abgänge« aus Berlin, eine neue Arbeitseinstellung und das gute Arbeitsklima in Darmstadt

Mixed Zone
Hannover: Alle machen sich Sorgen – außer Michael. + + + 5 Gründe: Warum St.Pauli so erfolgreich ist. (Spiegel) + + + Fußballfotografie: Der Tödliche Pass ruft zur Crowdfundingaktion für ein tolles Projekt auf. + + + Fantalk: Bei den Clubfans United erfährt man im aktuellen Spieltagsinterview Einiges über den FCN, die Arminia und über fanunfreundliche Anstoßzeiten der DFL.+ + + Außenansicht: Wie ein Fußballfan aus Belfast die Fußballvereine in Hamburg wahrnimmt. (These Football Times) + + + Neuanfang: Heiko Westermann über die Herausforderung Betis Sevilla und den Abwärtsstrudel beim Hamburger SV. (11 Freunde) + + + Elfemterstatistik: Salihovic und van der Vaart überraschen neben einigen üblichen Verdächtigen in Europas Top 10. (twitter) + + + Zündstoff: Die Ruhrknappen Bottrop wenden sich in einem Offenen Brief an Vorstand und Aufsichtsrat des SFCV + + + Ungewiss: Die Folgen des VW-Skandals für den Fußball sind schwer einzuschätzen. (FAZ / Tagesspiegel / RP). + + + Neuer Job: Bader geht zu 96. (SZ) + + + Jobgarantie: Winterkorn bleibt im Aufsichtsrat des FC Bayern Münschen. (Spiegel) + + + Jobdiskussionen: Peter Neururer war in München. (SZ) Schupp laut »Sky« entlassen, der FCK dementiert. (SWR) + + + Falschmeldung: Warum Dieter Müller dachte, dass er seinen Rekord verloren hat. (Tagesspiegel) + + + Trauer: Der ehemalige Bundesligaprofi des VfB Stuttgart und Schalke 04, Dragan Holcer, ist im Alter von 70 Jahren gestorben. (StZ) + + + Einblick: Die FIFA lässt Ermittler an Valckes E-Mails. (FAZ) + + +  Chronistenpflicht: Der 6.Spieltag in 11 GIFs.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Wolfgang Wolf wurde 58. Ob es wohl einen Blumenstrauß vom 1.FC Nürnberg gab?)

#Link11: Leichenteile & Auferstehungen

Das vermeintlich wichtigste Ereignis des gestrigen Tages hatte (eigentlich) nichts mit Fußball zu tun. Und doch ist Martin Winterkorn, frisch zurückgetretener VW-Vorstandsvorsitzender, vielen Sportsfreunden ein Begriff. Im Lichte der aktuellen Ereignisse sei daher noch einmal auf zwei ältere Beiträge verwiesen, die aufzeigen, wie viel Einfluss der Konzern im deutschen Profifußball hat (Sport Inside & Zeit).

Dass der VfL Wolfsburg bereits am Dienstag für Furore sorgte, verdirbt mir eine grandiose Überleitung zum gestrigen Ligaspieltag. Daher preise ich (trotz zweier auferstandener „Traditions“vereine) an dieser Stelle andere Themen an (in willkürlicher Reihenfolge): Guardiolas Rasur, Mourinhos Fehltritte, Fußballer, die mit einem Koffer voller Leichtenteile ins Trainingslager (des FC Bayern) reisen. Das Übliche also.

blogundpresseschau

1. Der 6. Spieltag der deutschen Erstliga-Herren ist absolviert. Eine angeregte Zusammenfassung, Analyse und Bewertung in Podcastform liefert die erlauchte Expertenrunde (Eckner! Fetzer! Ramm!) beim Forecheck.

2. Der BVB tut sich gegen Hoffenheim schwer. Das hat Tradition, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, denn gerade die sprechen eingefleischte Fußballtraditionalisten, zu denen sich vermutlich die Mehrheit des schwarzgelben Anhangs zählt, der TSG ja gerne mal ab. Am Rande des Spiels machte Borussias Anhang mit seiner Kritik an der Hoffenheimer Ticketpolitik auf sich aufmerksam. Die TSG reagierte prompt und lenkte auf, wie ich finde, beachtliche Weise ein (11 Freunde). Während des 1:1 Unentschiedens gab es dann zwei recht bemühte Teams und viel Gezeter zu bestaunen (Spiegel). BVB-Kapitän Hummels ärgerte sich über seine Mitspieler (Kicker), der auf die Tribüne geschickte Markus Gisdol über das Schiedsrichtergespann und Pep Guardiola. Warum, weiß jedoch niemand genau.

3. Borussia Mönchengladbach lebt und machte beim 4:2 gegen den FC Augsburg eine gute Figur, während Stürmer Raffael gleich mal den Vorlagen-Lewandowski gab. Rene Maric analyisert André Schuberts taktische Krisenbewältigungsstrategie (Spielverlagerung). Sollte der Neu-Trainer eine Übergangslösung bleiben, hat Manuel Felipe Breuer bereits einige Ideen gesammelt. Dafür hat er seinen Blick Richtung Niederlande und Belgien gewandt, wo er interessanten Fußball beobachtet hat (Halbangst).

4. Der VfB Stuttgart lebt! Und: Auch in Hannover fielen beim 3:1 Erfolg der Schwaben 3 Tore innerhalb von nur 4 Minuten. Der Vertikalpass ist sicher: Nun ist der vielzitierte Bock endlich umgestoßen! Hannover 96 dagegen scheint von einer solchen Mensch-Tier-Interaktion ujah’scher Prägung derzeit weit entfernt. Das denkt auch Martin Kind (Spiegel). Christian Gödecke beeindruckt das vermutlich wenig. Er hat in den vergebenen Stuttgarter Großchancen gelesen und die gewonnenen Erkenntnisse dazu genutzt, die gesamte restliche VfB-Saison vorherzusagen (Spiegel).

5. Benteke, Rooney, Costa, Agüero. Die Premier League ist ein Sammelbecken für Stürmerstars. Ein kleiner Name wie Odion Ighalo kann dabei leicht übersehen werden. Dabei hat Watfords Hoffnungsträger eine interessante Geschichte zu erzählen. Cavanis Friseur berichtet von einer europäischen Fußballodyssee.

6.

»Und wenn ich irgendwas von alldem nicht schaffen sollte, dann weiß ich mittlerweile, dass das Leben wichtiger ist als der Sport.«

Bastian Schweingsteiger ruht in sich selbst und erzählt Cathrin Gilbert von Heimatgefühlen, Ehrgeiz im Alter und englischer Herzlichkeit (Zeit).

7. Diego Costa vom FC Chelsea hat gute Chancen als einer der ganz großen Rüpel des Jahrzehnts in die Fußballgeschichtsbücher einzugehen. Zumindest aber ist er der erste Spieler, für den der nationale Fußballverband FA eine Schiedsrichter-Entscheidung nicht nur aufhebt, sondern komplett umkehrt. Mit dem Ergebnis einer Sperre für Costa (Welt).

8. Okay. Einer geht noch. Ein letzter. Robert Lewandowski, passabler Stürmer. Featuring Pep Guardiola, glattrasierter Trainer.

9. Die Liste derer, mit denen José Mourinho Streit hat, ist lang. Der neueste Eintrag stammt von Eva Carneiro, seit heute ehemalige Chefärztin des FC Chelsea. Der Vorwurf sexistischer Beleidigungen steht im Raum – Carneiro erwägt rechtliche Schritte. Sie Tom Adams erklärt, warum die Affäre Mourinhos bislang schlimmster Fehltritt ist (Eurosport).

10. Die FIFA versucht wieder einmal, sich selbst zu reformieren. Wie zu erwarten, hat sie dafür eine Task-Force aus einigen der düstersten Gestalten im Weltfußball zusammengestellt, die Sport Inside in einem sehenswerten Beitrag auseinandernimmt.

11.

»Ein Sommer in den Siebzigerjahren, der FC Bayern fährt ins Trainingslager, und Kapellmann, der nie ein gewöhnlicher Fußballprofi war, nimmt ein Gehirn mit, eingelegt in Formalin.«

Jupp Kapellmann war, das erscheint gesichert, kein gewöhnlicher Fußballprofi. Den ehemalige Spieler des FC Bayern prägte schon zu aktiven Zeiten eine Faszination für den menschlichen Körper – heute ist er leitender Arzt in einem saudi-arabischen Klinikum. Benedikt Warmbrunn berichtet er vom verdorbenen Fußballgeschäft und einem Land, in dem trotz Menschenrechtsverletzungen nicht alles schlecht ist (Süddeutsche).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Hans Siemensmeyer wurde 75)

Meist geklickter Link gestern
Nochmal Der letzte 10er mit seinem neuen Blogformat „SportBILD Watch“.

Field Reporter

»Solidarität heißt in letzter Konsequenz die Umverteilung von Geld von Reich zu Arm, ohne Zweifel. Hat das einen Sinn? Sehr gute Frage. Von echter Solidarität sieht man tatsächlich herzlich wenig in der „Fußball-Familie“. Aber im Moment zahlen arme Spieler in sehr schwieriger Lage den Preis für das bestehende System.«

Die Spielergewerkschaft Fifpro hat bei der EU-Kommission Beschwerde gegen das Transfersystem im europäischen Fußball eingereicht. Begründung: Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung. Stefan Szymanski erklärt Christoph Becker, warum das gerechtfertigt ist (FAZ).

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler jubelt… besorgt.  + + + Unter die Lupe genommen: Dortmunds Julian Weigl (Abseits.at) + + + Klartext: Uli Hoeneß verteidigt sein Flüchtlingsprojekt (FAZ) + + + Livorno: Ein Verein im Portrait (Guardian) + + + Geht so: Die Bundesliga-Einschaltquoten in den Vereinigten Staaten (Worldsoccertalk) + + +

#Link11: Lewa geht weiter

Robert Lewandowski mit den meisten Toren als Einwechselspieler, dem schnellsten Hattrick, dem schnellsten Viererpack und dem schnellsten Fünferpack in der Geschichte der Bundesliga. Machte aus einem 0:1-Rückstand innert 10 Minuten eine 5:1-Führung. War nicht schlecht, muss man zugeben. Dagegen verblasst der Rest natürlich. Trotzdem: Feine Texte auf 2-11.

blogundpresseschau

1 2 3 4 5. Fünnef Tore in neun Minuten. Dirk Gieselmann (11Freunde) versucht sich an einer Einordnung.

»Ich weiß auch nicht, was passiert ist«, sagte Daniel Caligiuri, Tränen oder Schweiß oder beides in den Augen, Sekunden nach dem Abpfiff mit zitternder Stimme. Fieldreporter kennen kein Erbarmen, sie fragen immer diejenigen nach Erklärungen, die sie nicht haben, und an diesem Abend der Dritten Art traf es den armen Caligiuri, der nun dastand wie einer, der beim Gassigehen am Mittellandkanal eine fliegende Untertasse gesehen hatte.

2. Das Spiel um Lewandowski herum, also vor allem vor ihm (zeitlich) und hinter ihm (räumlich). Falls das noch von Interesse ist: »Guardiola stellt falsch auf, aber richtig um«, meint Tobias Escher (Spielverlagerung) zur Partie BayernWolfsburg.

3. Hertha BSC schlug den 1. FC Köln mit 2:0. Jörn & Jörn (Morgenpost) über das Spiel und den Neuzugang und Doppeltorschützen Ibisevic.

4. Im Duell zweier Teams, deren Spielanlage das Fußballherz niedriger schlagen lässt, besiegten die Darmstädter Mentalitätsfußballer die Bremer mit 2:1. Frank Hellmann (FR) hebt besonders die Neubesetzung des Darmstädter Angriffszentrums mit Doppeltorschütze Wagner und Jan Rosenthal anstelle der Publikumslieblinge Stroh-Engel & Sailer hervor.

5. Der HSV hat »äußerst glücklich« in Ingolstadt gewonnen und nun zehn Punkte auf dem Konto. Der Spielbericht auf Sportschau.de enthält die vorstehende Bewertung, bei Zwergenwerke wird insbesondere Labbadia trotzdem bejubelt.

6. Am heutigen Mittwoch trifft der VfB Stuttgart auf seinen fußballerisch wohl schlagbarsten Gegner der bisherigen Saison: den Hannoverschen Sportverein von 1896. In den vergangen Spielen taten sich die Schwaben dadurch hervor, guten Fußball ohne erfolgreichen Torabschluss zu spielen, den Fokus also mehr auf das namensgebende Bewegungsspiel denn auf die fußballspezifischen Ergebniskriterien gerichtet. Heinz Kamke konnte sich für das letzte Spiel seiner Mannen dennoch erwärmen. Hannover dagegen ist in den Augen des Norddeutschen Rundfunks dieser Tage ein einzige Großbaustelle. Punkt eins:

die Mannschaft. Den bisherigen Eindrücken nach hat der Kader im Vergleich zur Vorsaison, als die Klasse erst am letzten Spieltag gehalten werden konnte, noch einmal an Substanz verloren. Der Abgang von Ex-Kapitän Lars Stindl (nach Gladbach) konnte nicht kompensiert werden.

7. In Sinsheim wird Borussia Dortmund im Gastspiel bei der TSG Hoffenheim einen Versuch unternehmen, die Tabellenführung zu halten. Die Vorzeichen scheinen eindeutig: bei den Westfalen läuft derzeit fast alles zusammen, bei den Badenern nur wenig. Im Vorfeld der Partie sind die veranschlagten Topzuschläge in den Fokus geraten, doch noch vor Anpfiff wurde die Angelegenheit zu den Akten gelegt. Beim Deutschlandfunk ist alles gesagt.

8. Dass mal alles zusammen läuft, mal überhaupt nichts, hat Zoltan Sebescen innerhalb weniger Wochen im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit erlebt. Bei ihm lagen ein Nationalelfdebüt als Außenverteidiger und ein Dreierpack in der Liga nur wenige Tage auseinander. Er wurde Teil der Vizekusen-Mannschaft und verdankt sein Karriereende einer Zecke, die nie Andreas hieß. Peter Stolterfoht (ein ähnlich großartiger Name) hat anlässlich eines Zahnradbahngesprächs der Stuttgarter Zeitung sein Auf und Ab aufgeschrieben.

9. Holger Gertz (Süddeutsche) schreibt über die Liebe modeignorierender Männer zum Trikot.

Dass der Mehrheit der deutschen Männer Klamotten wurscht sind, kann man der Mehrheit der deutschen Männer ansehen. Sie lassen sich ihre Kleidung von den Frauen rauslegen. Im Umfeld des Fußballs immerhin sind sie imstande, ein Kleidungsstück auch nach ästhetischen Gesichtspunkten zu beurteilen, das Hemd ihres Vereins. »Besser wär natürlich eine Kordel am Kragen« – einen Satz mit Modeblogger-Charme formuliert so ein Mann nur dann, wenn er über ein Trikot redet.

10. Für sein Blog »Der letzte Zehner« hat Cihan Acar ein altes Format wiederaufleben lassen: Beim »Sport Bild Watch« blättert er sich durch die letzte Ausgabe des Fachmagazins und gleicht die Schlagzeilen einerseits mit der Realität, andererseits mit dem Informationsgehalt des zugehörigen Textes ab.

11. Leider in der noch jungen Saison schon wieder Thema in der #Link11: Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateurbereich. Die Verbandsschiedsrichter des Hamburger Fußball-Verbandes benennen in einem offenen Brief sowohl die Probleme als auch diejenigen Vereine, deren Verhalten im Umgang mit Gewalttätern berechtigten Anlass zur Sorge gibt. Besonders bemerkenswert ist angesichts der Urheber des Briefes, dass es sich keineswegs um die niedersten Klassen, sondern durchaus um Probleme im gehobenen Amateurbereich handelt. Auch in Leipzig gab es am vergangenen Wochenende einen Vorfall: Ein B-Jugendspieler schlug den Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht (Sportbuzzer).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Roy Präger wurde 44)

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Wochenendrebell – »Mein Interview mit Marco Höger«

Bandenwerbung
Die neueste Kabinenpredigt. Diesmal zum Roman »Wintertransfer« von Philip Kerr.

Field Reporter

»Ich bin doch der Kaiser, ich kann mich doch nicht entschuldigen, das habe ich noch nie gemacht.«

Eine Geschichte über Franz Beckenbauer und seine Worte über einen »winzigen Mexikaner« bei der WM 1986 (11Freunde)

Mixed Zone
Stuttgart: Buffy Ettmayer macht sich Sorgen um den VfB + + + Metrik: Für Leser mit Interesse an und Vorkenntnissen in den Standardmaßen der Fußballstatistik: Die Einführung des xPDO bei 11tegen11 + + + Vereinheitlichung: Wider das moderne Tornetz! (11 Freunde) + + + Osnabrück: Wegen Ermittlung des Einzeltäters nach Feuerzeugwurf nur Blocksperren, kein Geisterspiel (DFB.de) + + + Alte Herren: Sieger bei den DFB-Ü40/50-Cups: Hannover und Bielefeld (DFB.de) + + + Porzellankiste: Xabi Alonso bestreitet Vorwürfe, die sich sicherlich als unzutreffend herausstellen werden (SZ) + + + Verbeek: wird für seine Wortwahl (gestern in der #Link11) durchaus kritisiert (FR, Reviersport) + + + Doppelpass: Günter Klein (Münchner Merkur) über den Dauerbrenner des deutschen Fußballtalks und die Zukunft der Idee + + + Cantona: quartiert Flüchtlinge ein (Donaukurier/AFP) + + + #BILDnotwelcome: BILDblog hat Fotos aus den Stadien gesammelt + + + #RefugeesWelcome: Der Effzeh klotzt + + + Fake or Real: Crazy Football Names. John Oliver muss sich entscheiden (Dailymotion) + + + Kaiserslautern: Runjaic geht (SWR) + + + Katar vs Zwanziger: Der aktuelle Stand (Jens Weinreich) + + + Frauen: Kroatien – Deutschland 0:1 (FAZ) + + + Der einzig wahre Lewandowski: Sascha. Wie lässt er den FC Union spielen? (Eiserne Ketten) + + +

Kabinenpredigt: Der Wintertransfer

Gute Fußballkrimis sind nicht sonderlich häufig anzutreffen. Oft endet der Versuch, Fußball und Krimi zu verbinden mit einer wenig passenden Beschreibung der Fussballwelt und einer Storyline, die auch ohne das runde Leder ausgekommen wäre. Anders bei Philip Kerr. In seinem Thriller Wintertransfer ist der Fußball integraler Bestandteil: Ein Trainer stirbt, der Co-Trainer wird zum Ermittler wider Willen.

Der englische Hauptstadtverein London City ist dank dem Geld eines zwielichtigen russischen Milliardärs die englischen Fußballligen hochgeklettert. Scott Manson ist Co-Trainer des fiktiven Fußballclubs, der aus der Fusion vierer Vereine aus dem Londoner East End entstanden ist. Unter seinem Chef, der Trainerlegende Zarco, versucht er die Weihnachtszeit zu überstehen, die im Mutterland des Fußballs vor allem eins bedeutet: Stress. Während die meisten anderen europäischen Ligen im Winterschlaf sind, wird auf der Insel so viel gespielt wie sonst selten. Und dann ist auch noch das Transferfenster offen.

Scott Manson hasst Weihnachten aber nicht nur deshalb. Vor Jahren wurde er in einem Justizskandal eines Verbrechens beschuldigt, das er nie begangen hatte. Sein Verhältnis zur Polizei ist seither stark gestört. Und trotzdem wird er bald darauf selber zum Ermittler. Der Chefcoach von London City wird ermordet. Manson muss den Täter finden. Weil die Polizei dazu nicht in der Lage scheint. Weil sonst Details über den Verein und Coach Zarco bekannt werden. Und weil Manson nur so zum definitiven Nachfolger Zarcos werden kann.

Der Roman von Philip Kerr besticht auf mehreren Ebenen. Kerr schafft es, den Profifußball so zu beschreiben, wie er ist. Oder zumindest so, wie wir Aussenstehende ihn uns vorstellen: dubiose Geschäftsmänner, unbeglichene Rechnungen, zwielichtige Deals. Er schafft es aber auch, einen Mordfall in eine schlüssige Geschichte zu verpacken, die sich dem Leser trotzdem nicht von Anfang an offenbart. Im Gegenteil: Weil man immer mit neuen Erkenntnissen rechnet, kann man das Buch kaum zur Seite legen. Und Kerr streift gleichzeitig Tabu-Themen wie Homosexualität, die im Fussball bis heute existieren. Schade, dass er sie nur streift. Meist gelingt es ihm ausserdem, Randgeschichten zum Leben der Hauptfigur einzubauen, die diese greifbarer machen. Nur zum Schluss verliert er etwas die Geduld und entwickelt das Liebesleben Mansons etwas gar abrupt weiter. Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Wer Fußball und Krimis mag, kann mit Wintertransfer von Philip Kerr eigentlich nichts falsch machen.

Cover des Buchs Wintertransfer von Philip Kerr

Copyright: Verlag Klett-Cotta

Titel: Der Wintertransfer
Autor: Philip Kerr
Typ: Fussballkrimi
Preis: €14.95 / CHF 19.90
Seiten: 425
Infos: http://www.klett-cotta.de/buch/Literarischer_Krimi/Der_Wintertransfer/61855
Empfehlenswert für: Alle Krimifreunde

#Link11: Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich

Dienstantritt. An einem Dienstag. Wie passend. Dienstag ist der Montag der Frisöre. Niemand mag Montage. Außer man hat Urlaub – Jürgen Klopp steht für die Link11 nicht zur Verfügung. Seit Sonntag ist am Niederrhein Aschermittwoch. Am ganzen Niederrhein? Nein, für den einen oder anderen kommen Weihnachten und Ostern zusammen. Mit Frisören pflegt der aber eher keinen Kontakt.

Ähm… an die Arbeit.

blogundpresseschau

1. Überraschende Ereignisse werfen ihre Schatten bisweilen in Pressekonferenzen voraus. Und manchmal ist es genau andersrum. Borussia Mönchengladbachs respektive Max Eberls bemerkenswert offene PK zum Rücktritt von Lucien Favre kann auf Fohlen.TV in voller Länge angesehen werden.

2. Übergangsweise – von Eberl auch klar so benannt – tritt André Schubert Favres Nachfolge bei den Gladbachern an. Der 44-Jährige hatte dort erst zu Saisonbeginn die II. Mannschaft übernommen. Wasn das für einer? Ein 2012 von der Süddeutschen Zeitung geführtes Interview vermittelt einen ersten Eindruck vom Charakter des damaligen St.-Pauli-Cheftrainers.

3. Wie wird der Tabellenletzte den Verlust des enorm beliebten und erfolgreichen Schweizers verarbeiten? Diese Frage versucht abermals die Süddeutsche Zeitung zu beantworten. Die vorsorgliche Absage von Jürgen Klopp ist in Ulrich Hartmanns Artikel zwar nur eine Randnotiz – wir sollten dennoch alle froh sein, dass dieser Kelch an uns vorüber geht:

4. Vor Favres Abgang war die einigermaßen missglückte „Wir helfen“-Kampagne der Bild-Zeigung das bestimmende Thema des Bundesliga-Wochenendes.

»Bild ist ein Bollwerk gegen Hass. Wer etwas anderes behauptet, lügt«

Nachdem es einige Tage verdächtig ruhig um ihn geworden war, hat sich Chefredakteur Kai Diekmann jetzt in einem Interview mit Meedia unter anderem mit obigem Zitat lautstark zurück gemeldet.

Bochums Trainer Gertjan Verbeek behauptet etwas anderes:

5. Theo Zwanziger verwandelt sich immer mehr in eine Art Heiner Geißler des Weltfußballs und macht sich damit nicht nur Freunde: Die Bezeichnung Katars als „Krebsgeschwür des Weltfußballs“ versucht der Fußballverband des Emirats derzeit per Unterlassungsklage zu unterbinden. So ist das manchmal mit originellen Vergleichen. Der frühere DFB-Präsident hat nun aber seine Klageerwiderung beim zuständigen Landgericht Düsseldorf vorgelegt. Brisant: Als Zeugen werden darin prominente Funktionärskollegen wie sein Nachfolger Wolfgang Niersbach, Joseph Blatter und Michel Platini benannt. Der Verhandlungsbeginn ist für den 2. Februar 2016 vorgesehen, die FAZ kennt weitere Details.

6. Man crush, anyone? Was den ewigen Roma-Kapitän Francesco Totti so besonders macht, beleuchtet Eight by Eight. Auf Englisch. Und mit viel Hach.

7. Jay-Jay aka die wesentlich bessere Hälfte der Wochenendrebellen hat es wieder getan.

»Magst du Klatschpappen?«

Diesmal befragt er einen aktuellen Bundesliga-Profi, der beim Kicker-Managerspiel doppelt so teuer wie Weigl ist, aber nur ein Drittel von Draxler kostet. Tolltastisch.

8. Was hierzulande als „Kick and Rush“ bekannt ist, wird im vermeintlichen Ursprungsland dieser Taktik profanerweise als „long ball“ bezeichnet. Der Niederländer hingegen nennt seinen „voetbal totaal“ eher… ach, Trainer Baade kann das viel besser erzählen.

9. Zahl des Tages: 1. Exakt so viele Partien wurden gestern in den fünf höchsten deutschen Spielklassen ausgetragen. Sport1 hatte zu einer seiner berühmt-berüchtigten Regionalliga-Übertragungen geladen und sich mit Hessen Kassel vs. Waldhof Mannheim eine namhafte Paarung der Südwest-Staffel ausgesucht. Das kam nicht überall soo gut an:

In seine Spielbericht beschränkt sich der Sportsender gewohnt unboulevardesk auf das Wesentliche.

10. Wolfsburg: Die Karavwane siegt weiter, der Sultan hasst Dost? (Süddeutsche Zeitung)

11. Wolfsburg: Ach nee, doch nicht. (T-Online)

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Horst Buhtz wäre 92 geworden)

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Noch einmal die #BILDnotwelcome-Thematik: Trifft der Leitsatz „auch schlechte PR ist gute PR“ wirklich immer zu? Bitte entscheiden Sie selbst.

Field Reporter

»Warum spricht man Fußballern die Fähigkeit der sozialen Weiterentwicklung ab?
Am Beispiel Gojko Kacar: Jeder, wirklich jeder Mensch macht Fehler. Man kann sie verzeihen, man kann sie nicht verzeihen. Gut, ich gehöre zu denjenigen, die zweite Chancen geben, oder Dritte oder Vierte. Weil ich daran glaube, dass Menschen sich entwickeln.«

Beim HSV läuft es momentan den Umständen entsprechend ganz ordentlich. Sportlich zumindest. Im Umgang untereinander (genauer: Fans mit Spielern) sieht Baldrinho allerdings deutliches Verbesserungspotential.

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen um Rudi Völler + + + Leverkusen: Rudi Völler macht sich Sorgen um den weiteren Saisonverlauf (Kicker) + + + Hannover: #Frontswag-Bingo (Twitter) + + + Echte Siege: Ist der BVB schon wieder auf einem Level mit den Bayern? (11Freunde) + + + Krefeld: Er kann es nicht lassen (WELT) + + + Bundesliga-Check: Möglicherweise werden Eier benötigt (Spielverlagerung) + + + Doping: Gibt es im Fußball nicht, die UEFA legt trotzdem eine neue Studie vor (Detektor.FM) + + + Ziemlich grün: Fußballerischer Appetitanreger (Twitter) + + + Seziert: Arsenals Finanzen (The Swiss Ramble) + + +

#Link11: Goodbye, Dramaqueen

Unlängst beschäftigten sich die Kollegen der 11FREUNDE mit dem „Konsensklub“ aus Gladbach und deren Trainer Lucien Favre, der offenbar nicht zum ersten Mal seinen Rücktritt angeboten hatte. Auch diesen Sonntag machte er das wieder, erneut wollte Sportdirektor Max Eberl ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Mach ich es eben selbst, dachte sich Dramaqueen Favre und erschütterte die Borussia damit „ins Mark“, wie sie selbst schrieb.

Die Link11 vermengt heute außerdem Abschied nehmen, herzreißende Niederlagen, fremdenfeindliche Beleidigungen, sich selbst überhöhende Chefredakteure und Politik machende Argentinier in einen Blogeintrag. Kurz: Es war ein normales Fußballwochenende. Viel Spaß!

blogundpresseschau

1. Er hat es wieder getan. 2009 erklärte Lucien Favre seinen Rauswurf bei der Hertha in einer kruden Pressekonferenz  aus seiner Sicht. Gestern ist er nun vom Traineramt in Gladbach zurückgetreten. Ähnlich seltsam, denn er wählte den Alleingang an die Öffentlichkeit. Parallelen zum Abschied 2009 und dem Aus in Gladbach sechs Jahre später sehen einige: Das Neue Deutschland registrierte diese anhand von Favres Auftritten vor der Presse, ebenso wie Stefan Osterhaus in der NZZ, der zusätzlich die Abgänge Kramer und Kruse mit in seine Analyse einbezieht.

Kicker und Spiegel Online stoßen in etwa ins gleiche Horn, indem sie Favre unterstellen, die Mannschaft unmittelbar vor einer englischen Woche und in einer der schwersten Phasen seit dem Fast-Abstieg 2011 (Favres Beginn), im Stich zu lassen.

Gewohnt kurzweilig (35 Minuten) greift auch der Rasenfunk Favres Rücktritt auf. Zudem auch alle weiteren Partien in der messerscharfen Analyse des Ermittlers.

(Interessanter Aspekt jetzt: Markus Weinzierl vom FC Augsburg ist nun der Trainer der Liga, der am längsten bei seinem Klub ist.)

2. Genauso viele Punkte wie Gladbach hat der VfB Stuttgart. 0. In einem verrückten Match mussten die Schalker eigentlich nichts machen, außer auf die eine Chance zu warten, die der VfB ihnen anbot, um den Ball im Tor unter zu bringen. Auf der anderen Seite wollte genau das der VfB nicht hinbekommen. Ralf Fährmann hielt alles fest, was mehr oder weniger gefährlich auf sein Tor kam. Die SZ würdigt deshalb eine eine herzzerreißende Niederlage.

3. Am anderen Ende der Tabelle können wir uns langsam aber sicher auf die kommenden Wortüberhöhungen des Duells der beiden ungeschlagenen Klubs freuen. Der BVB und die Bayern schicken sich an, die 2-Vereine-Dominanz wieder herzustellen. Das Borussia-Fanzine Schwatzgelb.de sieht auch schon die ersten Parallelen zum von kindlicher Freude geprägten Herbst des Meisterschaftsjahres 2010/11.

Im Süden hat Miasanrot.de hat die nüchterene Analyse des Sieges in Darmstadt und würdigt Sebastian Rode.

4. Erstaunlich ruhig bleibt es derzeit um den Hamburger Sportklub. Nach den turbulenten Anfangswochen mit geklautem Rucksack und Pokalaus mittelmaßen sich die Rauten in der Liga ein. Grund genug für Raute22c die trotzdem auftauchenden Unstimmigkeiten nach dem 0:0 gegen Frankfurt unter der Prämisse „Unsere Probleme hätte ich gerne“ aufzuarbeiten.

5.Wir kommen zum Thema der vergangenen Woche. Der Seismograph der Debatte um die Bild, der Twitteraccount von Kai Diekmann, blieb über das Wochenende bis auf die wenigen Danksagungen an die Vereine stumm. Zumindest schob er keine Provokation mehr hinten nach. Eine seiner besseren Ideen, schließlich hingen in vielen Stadien am Wochenende Protestplakate. (Das Round-Up hat der Wochendrebell.)

Das Schweigen des Sprachrohrs interepretiere ich jetzt einfach mal als einen kleinen Sieg der Kritiker, auch wenn das die oberste Etage der Axel-Springer-Straße 65 vermutlich anders sieht. (Spoiler: Ja, sieht sie)

Bild-Sportchef Walter M. Straten schweigt derweil auch, wird aber nicht allzu glücklich über den St-Pauli-Kritik- Alleingang seines Chefs gewesen sein. Denn es lässt sich zum Beispiel aus der Schalker Pressemitteilung ziemlich viel Unverständnis gegenüber der Bild-Redaktion heraus lesen, mit dem die Reporter der Zeitung künftig konfrontiert sein werden. Auch der 1. FC Köln ging in seiner Stellungnahme auf die gelegentlich unsauberen Methoden des Blattes ein.

Für mich ist das Thema durch. Während Fußballdeutschland die Bild am Wochenende im Mittelpunkt seiner Debatten hatte, rammte auf dem Mittelmeer eine Fähre ein Flüchtlingsboot und mindestens 13 Menschen starben, während sie auf ein friedliches Leben in unserer Wohlstands-Blase hofften. Es ist unerträglich. Zäune werden an den Außengrenzen hochgezogen, Kriegsschiffe patroullieren auf dem Meer und die armen Menschen, die es hier her schaffen, müssen es ertragen, dass sich eine Zeitung auf ihrem Rücken profilieren möchte. Das ist mir einfach viel zu billig und zu kurz gedacht, als das ich es noch weiter kommentieren möchte.

6. In Heidenheim schrieben die dortigen Fans ein neues Kapitel im Buch „Mehr oder weniger kreativer RB-Leipzig-Protest“ und klebten Geldscheine an den Leipziger Bus.

Dort aufgedruckt: Didi Mateschitz mit einer auffälligen Nase.

Für den Rotebrauseblog offenbar Antisemtismus:

Für Stadioncheck ein bisschen weniger. Anschließend diskutieren beide.

7. Vom einen Projekt zum anderen. Der frühere Verein Austria Salzburg wurde von einem Getränkehersteller gekauft und spielt seitdem in der Champions League in Österreich als dessen Litfaßsäule. Das wollten die enttäuschten Fans nicht und gründeten ihren eigenen Klub, Austria Salzburg. Von ganz unten haben sie es in die 2. Liga geschafft. Jetzt stößt das Projekt der Fans aber an seine Grenzen, denn das in Eigenregie renovierte Stadion genügt nicht den Anforderungen an ein Risikospiel. Und, ihr ahnt es, helfen kann jetzt eigentlich nur noch der ungeliebte Grund für die Neugründung: RB Salzburg. Der Standard erklärt die prekäre Situation.

8. In Berlin wurde unterdessen das Urteil gegen Meteor 06 gesprochen. Der Verein fiel in der Kreisliga durch antisemitische Beleidigungen und tätliche Angriffe gegen einen Zuschauer von Maccabi Berlin auf. Nun wurde über die Strafe entschieden: Bis 2017 ist der Täter vom Fußball gesperrt, Meteor hat sich ebenfalls von ihm getrennt. Dass der Streit zwischen den Vereinen damit nicht ganz geklärt ist, berichtet der Tagesspiegel.

9. Vor kurzem hatte ARD-Rechercheur Hajo Seppelt in einem Deutschlandfunk-Interview schon angedeutet, dass Doping auch im Fußball bald wieder auf die Agenda rücken würde. Nun ist es soweit: Vergangene Woche verkündete die Uefa, dass sie ein neues Anti-Doping-Programm in Auftrag gegeben habe („Das stärkste, das es bislang gab“). Offenbar ist diese PR auch nötig, denn am Wochenende veröffentlichten die ARD und die Sunday Times eine Studie, die die Uefa selbst in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis:

Auffällige Steroid-Werte bei 68 Fußballern, die aus Langzeit-Studien vor allem aus der Champions League zustande kam.

Oha.

Die Kollegen von Fußballdoping sehen die Mär „Kein Doping im Fußball“ nun endlich durchbrochen und haben jetzt einige Fragen an die Uefa.

10. Von der Uefa ist der Weg nicht weit zur FIFA. Den am Freitag entlassenen Jeroma Valcke widmet taz-Redakteur Andreas Rüttenauer eine Liebeserklärung („Schade um das ehrliche Arschloch). Spiegel Online berichtet über Mails und weiteres brisantes Material, das Ermittler nun doch nicht einsehen dürfen. Schweizer Recht macht es möglich. Und Claudio Catugno entlarvt in der SZ derweil das Märchen von Sepp Blätter, er könne nicht alle seine schwarzen Schäfchen bewachen und blickt mit Skepsis auf den stillen deutschen Fußballverband.

11. Ein kurzer Blick nach Argentinien. Dort herrscht zur Zeit Wahlkampf um das Amt des Staatspräsidenten, am 25. Oktober wird gewählt. Einer der Kandidaten: Mauricio Macri, ehemaliger Präsident der Boca Juniors und derzeit Bürgermeister von Buenos Aires. Eine weitere praktische Funktion: Er ist ein Freund von Carlos Tevez, der seit dieser Saison wieder für seine große Liebe Boca aufläuft. Nun hat sich Tevez zur Armut des Landes geäußert und damit den Eindruck erweckt, feinste PR für seinen Kumpel Macri zu machen. Denn erstens genießen in Argentinien Fußballer und ihre ausgesprochenen Sätze Weisenstatus und zweitens gibt es die von Tevez angesprochen Armut laut offizieller Regierungslinie so nicht, weswegen Tevez galant als „Hurensohn“ beschimpft wurde. Ein Lehrstück über den Einfluss von Fußball in Argentinien bei der Jungle World.

Meist geklickter Link am Freitag
„Wir waren alle mal Flüchtlinge“. Christian Streichs Rede über seine Sicht auf die weltweiten Flüchtlingsbewegungen. Sehr gut. Auch heute noch sehenswert.

Field Reporter

»Die Mulis, die unsere Ausrüstung tragen sollten«, erzählte er, »sind alle krepiert. Wir nicht. Was mich am Leben erhielt, waren mein Wille, das Glück – und die vage Hoffnung, dass eines Tages der Ball wieder rollen würde.«

Dettmar Cramer war mehr als ein Fußballtrainer, das ließ er auch seine Interviewpartner spüren. Am Donnerstag verstarb er. Dirk Gieselmann erinnert sich an seine Lehrstunden.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von Freitag: Heiko Peschke wurde 52)

Bandenwerbung 1:

Kollege Klaas fasst für die Lesefaulen unter euch den Spieltag in 11 Gifs.

Bandenwerbung 2:

Collinas Erben mit einer neuen Ausgabe ihres Podcasts, unter anderem mit der Frage an die Schiri-Ultras der Brigarde Hartmut Strampe, wo man seinen Beitritt zu den „Schiri-Hipstern“ erklären kann. Die Brigade tourt unterdessen weiter durch Deutschland, immer auf der Suche nach unparteischem Support.

#Refereeswelcome

Mixed Zone

Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen.  + + + Horst Heldt mit einer interessanten Analyse seines Transfersommers (Blick.ch) + + + Der 1.FC Magdeburg hat die fanunfreundlichste Ansetzungen der 3. Liga (meint NurderFCM) + + +

#Link11: Lügen in Serie

Ein Kollege schrieb mir diese Woche: „Es ist aber auch ne tolle Zeit zum schreiben gerade.“ Er hat Recht. Jetzt schickt sich auch noch die Fifa an, in einen Wettstreit mit der Bild um Schlagzeilen zu treten. Im Mittelpunkt: Generalsekretär Jerome Valcke, Serienlügner.

Kein Lügner aber zumindest ein übler Provokateur ist Kai Diekmann. Der Bild-Chefredaktuer hat diese Woche so überheblich ausgeteilt, dass er selbst die ersten Fußballvereine anekelte. Seine Kampagne wird er trotzdem weitermachen, am Wochenende tragen die meisten Bundesligisten den Bild-Aufnäher am Oberarm. Auch dazu hier in der Link11 mehr.

Irre Woche, das kann man nicht anders sagen. Und die Bundesliga beginnt heute erst. Wenn jetzt noch Red Bull seinen Rückzug aus allen Sponsorings bekannt gibt, können wir den Laden schließen. Davor aber noch die Link11 lesen.

blogundpresseschau

1.  Manchmal stelle ich mir die Fifa als einen Kreis voller greiser Männer vor, die in einem abhörsicherem abgedunkeltem Raum sitzen und genau wissen, dass sie sich an der Leidenschaft vieler Fans schamlos bereichern. In diesem Raum hofft jeder der Anwesenden darauf, nicht der nächste zu sein, dem Korruption nachgewiesen wird. Für einen hat das Bangen nun ein Ende: Pfüat di, Jerome Valcke. Vom Fifa-Freund Jens Weinreich gerne als Serienlügner genannt (gerichtlich erlaubt!), wurde der Generalsekretär nach einer dramatischen Sitzung gestern Abend freigestellt. Valcke hat, natürlich, alles bestritten. Ich sage mal: Schwierig, wenn man offiziell Lügner genannt werden darf. Die Geschichte, warum der Generalsekretär gehen musste, liest sich wie ein lupenreiner Krimi-Plot. Das Valcke offenbar schon fast ein Jahr vor der Vergabe wusste, dass Katar die WM 2022 bekommen würde, könnte auch noch spannend werden. Beim Schweizer Tagesanzeiger liegt der Fall sauber der Reihe nach aufgeschlüsselt.

Damit ist Sepps engster Vertrauter, Geschäfteeinfädler und Feuerwehrmann weg. Frage an die Buchmacher: Wie lang ist der Strohhalm, an den sich der scheidende FIFA-Boss noch klammert? Geht es nach den Dokumenten, die einige Medien diese Woche auf einem USB-Stick bekommen haben, sehr kurz. Erstmals könnte ihm Korruption nachgewiesen werden. Ebenfalls beim Tagesanzeiger zu lesen.

2. Nun aber zu denen, die auch wirklich Fußball spielen: Der BVB hatte gestern unerwartete Probleme gegen die sich wehrenden Russen aus Krasnodar. Erst in der Nachspielzeit fiel das 2:1 für die Borussia. Und: Das Stadion füllte sich nicht komplett. Zudem gab es Proteste gegen die Bild-Aktion (Mehr dazu später). Schwatzgelb.de reiht die Beobachtungen des Abends aneinander.

3. Souveräner bewältigte der Lokalrivale seine Aufgabe: Schalke gewann gegen Nikosia auf Zypern 3:0. Der Königsblog mit einer geteilten Analyse: Zum einen eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse, zum anderen seine Meinung zur Bild-Kampagne und warum Schalke wohl mitmachen wird.

Der Kicker hat alle Ergebnisse des gestrigen Spieltages.

4. Seine Premiere feierte gestern der FC Augsburg. Unter dem Slogan #keineSau war der Underdog nach Spanien gereist. Augsburg verkaufte sich in Bilbao 40 Minuten lang sehr gut, Halil Altintop brachte den FCA gar in Führung. Das Spiel endete aber 3:1 für die Spanier, trotz der Stewardessen (!). Kathrin Steinbichler war für die SZ mit in Bilbao und hat den Tag beobachtet.

5. Es ist die wohl anfälligste Region des Körpers für Fußballverletzungen: Das Kreuzband im Knie. Kim Kulig riss sich eben jenes 2011, kam zurück, musste wieder operiert werden und beantragt nun mit 25 Jahren und einem künstlichen Kreuzband Sportinvalidität. 33 Mal stand sie für die Nationalelf auf dem Feld und galt als eines der vielversprechenden Talente. Schade. Womensoccer mit einer Hommage an ihre Vergangenheit und einer Jubelarie auf ihre zukünftige Aufgabe bei DFB und ZDF.

6. Wir bleiben bei den Damen. Verteidigerin Saskia Bartusiak wurde gestern zur neuen Kapitänin der Nationalmannschaft gewählt. Tragen darf sie die Binde gleich heute, die Frauen starten um 16 Uhr in Halle/Saale in die EM-Quali gegen Ungarn. Im Fokus steht dabei auch Co-Trainerin Steffi Jones, die nächstes Jahr Chefcoach werden soll und sich nun einarbeiten darf. Hat nicht jedem gefallen. Daniel Meuren analysiert bei faz.net das Verhältnis von Noch-Trainerin Silvia Neid und Steffi Jones und bespricht die anstehenden Herausforderungen. (Leider benutzt er dabei das stereotype Narrativ der Mode, weil es um „modebewusste Frauen“ geht. Muss nicht sein, finde ich.)

7. Auch heute kommen wir um das Thema nicht drum rum: Die Diskussionen um den Bild-Badge „Wir helfen – Refugees Welcome“ hat gestern wohl alle Bundesligisten beschäftigt. Ich probiere es zunächst mal mit einer kleinen Übersicht. Es ist, Stand jetzt, fast alles dabei:

Ein kompletter Verzicht (FC St. Pauli, Union Berlin, VfL Bochum, SC Freiburg, MSV Duisburg, der dafür aber mit kompletten Refugees-Welcome-Aufdruck am Trikot), ein halber Verzicht (1. FC Nürnberg), ein Unverständnis über den Verzicht (Flüchtlinge rein, Rheinland raus!), und keine Reaktion, also wohl der normale Bild-Badge am Oberarm (der Rest, unter anderem auch die komplette 1. Liga).

Sei es drum. Zu Kai Diekmann muss man nicht mehr viel sagen. Der ist komisch. (Für eine andere Wortwahl vermisse ich von Zeit zu Zeit Diekmanns Freund Malte Dürr. Malte, falls du das liest, schick doch mal ein paar Vorschläge.) Was ich mag, ist die besonnene Reaktion der Vereine. Sie verweisen auf ihr eigenes Engagement und verzichten in den Stellungnahmen auf große Polemik. Unterdessen bloggen viele Fans leidenschaftlich gegen ihre Klubs an, bei Fortuna Düsseldorf sieht der Supportes Club gar einen Schlag ins Gesicht aller Fans und einen Verrat an der Identität des Vereins. Harter Tobak. Die Aktion hat meiner Meinung nach zwei Dinge gezeigt:

  • Die Bild schafft es weiterhin mit plumper Provokation mehrere Tage lang ein Feuer und damit Aufmerksamkeit zu entfachen. Weil sie gleichzeitig auch ein „Bundesliga-Lizenznehmer“ (Effzeh) ist, also Geld an die DFL und damit indirekt die Vereine für exklusive Videos überweist und das auch bei den kommenden TV-Verhandlungen 2016 ausweiten möchte, bleibt das Blatt ein mächtiger Mitspieler des Geschäfts. Ein Ausscheren will gut überlegt sein. Deshalb haben die meisten Vereine in ihrer Ablehnung wohl auch eher Solidarität mit St. Pauli bekundet als das Schaffen der Bild anzugreifen.
  • Andererseits hat sich gezeigt, dass sich unter Fußballfans eine breite Front und ein tiefes Misstrauen gegenüber der Bild gebildet hat. Und das dieses Raunen an der Basis noch immer bis in die Chefetagen durchdringt. Der Vereinsgedanke, er lebt ein bisschen weiter.

8. Auch das hatten wir gestern schon hier: Der „Fanrun“ zu Gunsten der Flüchtlinge beim FC Bayern wird weiter heiß debattiert. Die Neuigkeiten seit gestern: Auch Domains zu einem Lauf zur Europameisterschaft 2016, beim BVB und bei S04 wurden schon reserviert, von wem ist nicht klar. Bislang fehlt auch eine Meldung des FC Bayern und eine ordentliche Rückmeldung der Veranstalter von Mandigo. Mal abwarten.Weiterhin die Empfehlung auf das Storify von Twitteruser @helmi und auf den geupdateten Blog von Miasanrot.

Die taz sieht bei der Bild, die bei beiden Themen, „Fanrun“ und der Aktion am Wochenende beteiligt ist, ein Engagement als Geschäft. Außerdem bemerkt sie, dass @helmi, der als erster skeptisch wurde und anfing, Antworten auf seine Fragen zu suchen, dabei ganze Arbeit geleistet hat, in etwa so wie ein Journalist. Es zeigt sich gerade an diesem Beispiel, dass sich gute Blogger längst auf Augenhöhe mit Journalisten bewegen können und, wenn Zeit investiert wird, auch schöne Ergebnisse dabei rausspringen.

9. Vieles hatten die Blogger auch zur vergangenen Transferperiode zu schreiben. Der Transferwahnsinn diesen Sommer war keine besonders neue Entwicklung. Aber schon einigermaßen abgefahren, wie schnell und teuer Spieler im Juli und August verschachert wurden. Die europäische Spielergewerkschaft Fifpro will nun deshalb laut faz.net bei der EU-Komission Beschwerde einreichen und nichts weniger als das Transfersystem abschaffen. Die Gründe: Die Reichen beherrschen den Markt als Kartell, die kleinen Ligen bluten aus und ausstehende Spielergehälter werden zur Verhandlungsmasse. Christoph Becker erklärt die Offensive der Gewerkschaft.

10. Einer der Vereine, die laut Fifpro Teil des übermächtigen Kartells sein sollen ist der FC Barcelona. Dinge, die man bislang über den FC Barcelona wusste:

  • Messi

 

 

 

  • Pep
  • Xavi, Iniesta, Neymar, Suarez, Puyol
  • Haben ne ordentliche Jugendakademie (die ab und an auch mal mit illegalen Kindertransfers bestückt wird)
  • Deshalb darf Barcelona gerade offiziell keine Transfers tätigen, was aber einen stolzen Katalanen nicht weiter juckt
  • Sie fänden ohnehin ein eigenes Katalonien ganz geil
  • Sie finden Madrid demnach nicht ganz so geil
  • Haben viele Pokale

Dinge, die man (ich) bislang nicht über den FC Barcelona wusste:

  • Rechte Hooligans, die für einige Skandale in der Vergangenheit verantwortlich waren (Schweinskopf vs. Figo), eine Zeit lang sogar vom Verein hofiert wurden, jetzt aber verboten sind, aber irgendwie immer noch da.

Fred Otten hat bei der Vice die Details.

11. Bei all den ganzen Aufreger-Themen, die diese Woche den Puls haben hochschnellen lassen: Lehnt euch am Freitag mal kurz zurück, freut euch auf euer Fußballwochenende und gönnt euch diese 36 Traumtor-TordesJahres- UnfassbareKiste-Sekunden von Christian Beck aus Magdeburg. Werde versuchen, die Bude am Samstag gegen Lichtenrade-Ost nachzumachen. (In den nächsten Wochen also keine Link11 von mir. Bin dann im Krankenhaus.)

https://www.youtube.com/watch?v=aEN2fjgAYuk

 

Meist geklickter Link gestern
Vermutlich war euch die Lawine an Artikeln zum St. Pauli-Bildaktion-Verzicht ein wenig too much. Dann flüchtet man schonmal zum leichteren Stoff: Hakan Calhanoglu und seine Freistoßübungen haben am meisten interessiert.

Field Reporter

»Jetzt haben wir wenig über Fußball geredet, aber es gibt ja auch wichtigere Themen.«

Christian Streich, streitbar, aber ein Mann mit Rückgrat, gibt eine denkwürdige Pressekonferenz. Enthält Einblicke in die Entscheidungsfindung in seinem Verein, wie man mit der BILD-Kampagne umgehen soll. Sein mehrminütiger Monolog ist absolut sehenswert, dreht sich weiter, behandelt die Kolonialisierung der Europäer, die Flüchtlingsursachen und die deutsche Hilfsbereitschaft. Er sitzt vor den Sportjournalisten und erzählt einfach ein bisschen aus seinem Leben. Schön.

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Sergej Barbarez wurde 44)

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich vorerst keine Sorgen, denn: Joe Zinnbauer hat einen neuen Job (Sportinsider)   + + +  Die Bayern intervenieren nach der Polizeiattacke in Piräus bei der Uefa (SZ) + + + Heute wird vor dem Sportgericht die antisemitische Attacke gegen Tus Makkabi Berlin verhandelt. Ein Interview. (Berliner Woche) + + + Robert Pohl, Sprecher von „Unsere Kurve“, erklärt seinen Frust darüber, dass viele Vereine an der Bild-Aktion teilnehmen werden (11freunde) + + +  In Babelsberg braucht niemand die Bild, um Flüchtlingen zu helfen. Hannes Hilbrecht war bei Welcome United (ZEIT Online) + + + Kann Bayer Leverkusen auch verteidigen? (NZZ) + + + Ein bisher nicht näher definierter Blog ätzt gegen „Reizphilosoph“ Wolfram Eilenberger und dessen Abkehr vom FC Bayern. (Bayernmedien) + + + Dettmar Cramer ist gestern gestorben. Ruhe in Frieden. (DFB) + + +

#Link11: Welcome

Lass mich mal den Donnerstag machen. So viel Zeit hab ich die Woche über gar nicht, aber da geht es ja dann nur um die CL-Spiele und vielleicht kann ich Mittwoch schon etwas vorarbeiten.
Haha, Maik, selten so gelacht.

blogundpresseschau

1. Es ist ja gefühlt doch so, dass die Nummer 1 auch am häufigsten angeklickt wird.
Heute fällt die Wahl da nicht schwer und ich bin mir sehr sicher, bei den Links zu diesem Thema viele vergessen oder übersehen zu haben, die da auch zugehören. Es fiel in der Masse der vielen Reaktionen aber leider noch schwerer als sonst, den Überblick zu behalten. Und das ist gut so. #BILDnotwelcome
Man könnte hier sicher noch viel zu dem Thema schreiben, doch ist es unter unseren Lesern wahrscheinlich ein bißchen, wie Eulen nach Athen zu tragen oder zu erklären, dass der Ball (rund) ins Tor (eckig) muss. Die Links unter der Trikotnummer 1 sind also allesamt empfohlen, besondere Grüße gehen dann zusätzlich an das Zitat des Tages, siehe unten.

2. Während der FC St.Pauli die Form des freiwilligen Verzichts auf die Teilnahme am BILD-Marketing wählte und dies eigentlich auch nicht öffentlich machen wollte, fordern ja nun Fans fast aller Vereine ihren jeweiligen Club dazu auf, diesem Beispiel zu folgen. Der Ausgang bleibt abzuwarten, bei vielen dürfte die Angst vor anschließender schlechter (sogenannter) „Presse“ überwiegen.
Positive Ausnahme ist da bis jetzt einzig der MSV Duisburg. Zwar wurde dort noch nicht kommuniziert, ob das BILD-Logo auch den Ärmel schmücken wird, aber bei einem großflächigen Brustaufdruck „Refugees Welcome“ statt des Sponsors Balck Crevice geht es dann immerhin unter, wenn es denn überhaupt drauf bleiben sollte.

3. Damit genug von diesem Thema, eigentlich eh schon wieder viel zu viel Aufmerksamkeit für die Brandstifter. Kommen wir zu schönerem: Der Champions League. Genauer: Der Auftakt des FC Bayern bei Olympiakos Piräus.
Doch während man sich dort über den zwölften Auftaktsieg der Bayern in Folge in diesem Wettbewerb freuen sollte und die Kollegen der Spielverlagerung und vom MiaSanRot-Blog dies auch gewohnt fachmännisch in die taktischen Feinheiten zerlegen, gibt es aus Fansicht leider einen anderen Schwerpunkt. Wenn selbst ein Verein wie der FCB, der sich bisher nicht durch sonderlich polizeikritische Aussagen positionierte, von unverhältnismäßigem Schlagstockeinsatz“ (SZ) spricht, so scheint doch einiges schief gelaufen zu sein.
Auch wenn generell die Vorstellung von „Verhältnismäßigem Schlagstockeinsatz“ eine eher merkwürdige ist.
Darüberhinaus gibt es (ebenfalls in der SZ) noch Aufschlußreiches über die wirtschaftliche Situation von Olympiakos, seinen Herrscher und einen Manipulationsverdacht.

4. Bleiben wir kurz bei den Bayern und knüpfen doch nochmal an die vorherige Diskussion an. Der FC Bayern veranstaltet einen „Fan Run„, dessen Erlöse dann auch besagter „Wir helfen“-Aktion der BILD zugute kommen., 29,99€ für einen 5.000-Meter Lauf und als Bonus gibt es auch noch ein BILD-Plus-Abo? Auch sonst ist da alles etwas merkwürdig und intransparent. Man möchte dem FCB ein „Das Gegenteil von Gut ist Gut Gemeint“ entgegenschleudern und zumindest @helmi hat diesbezüglich mal auf storify damit angefangen.

5. Stadionsprecher – das vielleicht letzte Mysterium des Profifußballs?
Jedenfalls gibt es vom sachlichen Vermelder der relevanten Informationen bis hin zum marktschreierischen Entertainers alle möglichen Facetten, selbst in Deutschland. Und wenn man dann in andere Länder schaut, wird es oft noch interessanter, was die 11Freunde jetzt in einem Interview mit „Decibel“, dem Stadionsprecher des SSC Neapel herausarbeitet.

6. Nochmal zurück zum sportlichen Teil der Champions League: Auch Bayer Leverkusen ist ja mit dem 4:1 gegen Bate Baryssau durchaus erfolgreich in die Gruppenphase gestartet, was angesichts der weiteren Gruppenmitglieder AS Rom und FC Barcelona natürlich auch so eingeplant war.
Hakan Calhanoglu konnte bei seinen bisherigen Auftritten abseits des Platzes wenig Bewerbungen für den Orden „Goldene Rhetorik am Bande“ einreichen und auch die Überschrift in der FAZ „Ich musste ballern, ballern, ballern…“ klingt eher nach einem Jürgen Drews-Song als nach neuen Erkenntnissen. Trotzdem durchaus lesenswert, was er über Freistöße, „Hallo sagen“ und vieles Weitere erzählt.

7. Vom türkischen Nationalspieler Calhanoglu ist der Weg dann nicht allzuweit zu Carsi, der führenden Ultra-Gruppierung von Besiktas. Im aktuellen TRANSPARENT-MAGAZIN geht es generell um das Thema „Fußballfans vs. Erdogan„, hier kann man schon mal ein wenig reinschnuppern.

8. Ach ja, Europa-League ist ja auch noch, interessiert nur gefühlt eben #KeineSau. Der FC Augsburg (Augsburger Allgemeine) freut sich natürlich trotzdem wie Bolle auf seine internationale Premiere, während der BVB (schwatzgelb.de) und Schalke 04 (sport1) wohl die Gruppenphase möglichst schnell und schadlos überstehen wollen.
„Genießen“ sei trotzdem das falsche Wort, so Paul Verhaegh im Kicker, aber freuen würde man sich schon. Zurecht, unbedingt.
Außerdem beleuchtet die Sportschau den mathematischen Ansatz des FC Midtjylland, sich langfristig Erfolg zu sichern.

9. Und wenn man dann die ganzen internationalen Spiele abgehakt hat, kommt es am Wochenende ja u.a. zum Derby in Köln gegen Mönchengladbach, welches in Sachen „Boykott“ weiter auf beiden Seite für hitzige Debatten sorgt. Die Borussen gehen heute dann lieber zum Training als Samstag zum Spiel (kicker), während man bei effzeh.com mit „Zehn Dinge, die man nicht unkommentiert stehen lassen kann“ ein Medienhandbuch für Fanfragen veröffentlicht.

10. Ein letztes Mal der FC Bayern: Erfolg macht sexy, sagt mensch. Wolfram Eilenberger erklärt nun aber in der ZEIT, warum regelmäßiges „zum Höhepunkt kommen“ nicht gleichbedeutend mit wohligem Knistern ist. Läuft vielleicht demnächst als Verfilmung bei RTL II im Nachtprogramm, vorerst aber nur schriftlich: „Lieber FC Bayern, es ist aus mit uns.

11. Out of Soccer: Gestern lief die Meldefrist für die Olympia-Bewerbung für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 ab. Aus Deutscher Sicht schmeisst Hamburg seinen Hut in den Ring, so denn ein für Ende November geplantes Referendum dies nicht vielleicht doch noch verhindert.
Über Pro und Contra werden sich die Hamburger Bürger bis dahin hoffentlich ausführlich informiert haben, bei einem von den Befürwortern erhofften positiven Ausgang würde es dann im September 2017 gegen die Kandidaten Paris, Rom, Budapest und Los Angeles gehen (DW), die Entscheidung fällt in Lima.
Jens Weinreich blickt bei SPON auf „508 Seiten Prinzipien

Meist geklickter Link gestern
10.000 freie Plätze beim BVB-FKK. (Ruhrbarone)

Field Reporter

»Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.«

Max Goldt

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Karl-Heinz Riedle wurde 50)

Mixed Zone
Hamburg:
 Uwe Seeler macht sich Sorgen um Kai Diekmann.  + + +  Bremen: Tim Borowski, Sportlicher Leiter der U23 wirft nach wenigen Monaten hin. + + + St.Gallen: Joe Zinnbauer wechselt in die Schweiz