Neun Bundesligaspiele, sechsmal war der Gastgeber Favorit, aber einen Heimsieg gab es an diesem Wochenende nicht. Köln verspielte zur Eröffnung seine Führung über Ingolstadt, Dortmund ließ sich zum Abschluss den Darmstädter Ausgleich einschenken. Dazwischen konnten auch Wolfsburg, Augsburg, Stuttgart und Frankfurt ihre Favoritenrolle nicht bis in die Stecktabellen der Nation umsetzen. Dazu kamen ein Auswärtssieg Leverkusens bei Werder (3 Niederlagen in Folge sind Bremer Recht), ein Schalker 1:0-Gewinn in Hamburg (Aber bitte mit Sané) und erwartungsgemäße drei Punkte für den FC Bayern in Mainz (gähn?).
Desweiteren: die große FIFA, der kleine DFB, der einzige Ermittler.
1. Der siebte Spieltag also. Der Rasenfunk bespricht ihn mit dem Herthaner Marc Schwitzky und FoFu-David. FoFu-Klaas hat ihn einmal mehr in 11 GIFs verarbeitet. FoFu-Ich habe in ein Diagramm gepackt, wer in dieser Saison wen geschlagen hat.
2. Handeln wir die Bayern ab: Ein Vorsprung von vier Punkten vor dem Rest der Liga ist nach sieben Spieltagen angehäuft. Rechtzeitig also, um die Tabellenführung auch bei einer Niederlage im direkten Duell gegen den BVB nächste Woche zu behalten. Diesmal ging es nach Mainz, wo Rene Maric (Spielverlagerung) einmal mehr ein simples, anpassungsarmes aber sehr solide ausgeführtes Spiel der Gastgeber sah, das aber gegen die auf anderem Niveau soliden Bayern erfolglos blieb. Jonas Beckenkamp (SZ) sieht im Innenverteidiger-Duo Boateng und Martínez die Zukunft der Bayern-Defensive.
3.
It's time for your weekly dose of "oh poor Stuttgart." This time Gladbach were the beneficiaries of their largesse. pic.twitter.com/a29w9q57Xl
— Michael Caley (@MC_of_A) September 26, 2015
Dass Stuttgart sein Heimspiel gegen Gladbach überlegen gestaltete, aber verlor, entspricht dem Geist ihrer bisherigen Saison. Der Vertikalpass zieht den Leser bei seinem Spielbericht mit den ersten drei Absätzen in seinen Bann. Auf Gladbacher Seite nimmt Michael Horeni (FAZ) den Abgang Favres zum Anlass, sich Gedanken über Abnutzung, Auszeiten und Alternativlösungen zu machen – da Trainer ja ohnehin nur beurlaubt werden, warum sollte man sie nicht nach einem Urlaub einfach zurück ins Amt holen?
4. Zwei weitere Klubs aus dem derzeitigen Tabellenkeller trafen in Augsburg aufeinander: Der Fünftplatzierte der Vorsaison unterlag der als Tabellenachte eingelaufenen TSG Hoffenheim mit 1:3. Der Akademiker-Fanclub würdigt den ersehnten Auswärtssieg an sich, ohne über weiterhin bestehende Mängel zu schweigen. Eugen Polanski nannte den aus spielerischer Sicht nicht unmittelbar zu rechtfertigenden Sieg »leider nur erkämpft« – eine Geringschätzung des Kampfes, über die man anderswo nur den Kopf schütteln wird.
5. Beim SV Werder schienen Selbst- und Fremdeinschätzungen zuletzt zu divergieren. Sportchef Thomas Eichin sprach noch vor wenigen Tagen davon, dass die Liga hinter Platz 3 durch den Kampf entschieden werde und sah Bremen für Ambitionen auf diese Plätze gerüstet. Die bisherigen Saisonsiege gelangen gegen die zum jeweiligen Zeitpunkt sieg- und mutlosen Mannschaften aus Gladbach und Hoffenheim, in der englischen Woche wurden alle drei Spiele verloren. Gegner waren dabei zunächst die beiden Aufsteiger, am Samstag folgte nun ein 0:3 gegen Leverkusen. Für Frank Hellmann (FR) bewirbt sich Bremen als Abstiegskandidat. Der Spielbericht von Rautenliebe moniert dabei fehlende Leidenschaft vor Mängeln in spielerischer Hinsicht. Der SV Werder soll also über den Kampf zum Spiel finden. In der Fremdwahrnehmung kann man sich gelegentlich fragen, ob für Viktor Skripnik dabei der Weg das Ziel ist. Er erweckt den Eindruck, den Slogan »Wer will es mehr?« zur Grundfrage des Fußballspiels erhoben zu haben. Wir dürfen gespannt sein, ob das am Ende für Platz vier reicht.
6. Die »Topspiel«-Paarung am Samstagabend führte Hamburg und Schalke gemeinsam in den Volkspark – die Partie lief aber auf deutlich höherem Niveau ab als am Abschlussspieltag der vergangenen Saison. Martin Rafelt (Spielverlagerung) sah sogar Ansätze im Spielaufbau. Hendrik Buchheister (Spiegel) hebt den Jüngsten aus der an Youngstern reichen königsblauen Elf hervor. Schalkes Marco Höger erlitt einen Kreuzbandanriss (Spiegel) – die Hinrunde dürfte für ihn damit beendet sein.
7.
»Tolle Schlagzeile« pic.twitter.com/yhXvFqjmbB
— Klaas Reese (@Sportkultur) September 27, 2015
Lassen Sie sich vom Foto nicht verwirren, Dortmund spielte gestern zum Abschluss des Spieltages gegen Darmstadt. Einen Sieg gab es dabei aber ebenso wenig wie im abgebildeten Duell gegen Hoffenheim: 2:2 stand es am Ende. Daniel Theweleit (Spiegel) portraitiert eine Mannschaft, die sich nach 2 Unentschieden, die auf 11 Siege folgten, plötzlich sehr kritisch sieht.
8. Zu den bislang noch nicht abgehandelten Spielen: Sie gingen alle 1:1 aus und waren keine Fußballfeste. Im Eröffnungsspiel des siebten Spieltags trennten sich Köln und Ingolstadt ohne große Highlights mit diesem Ergebnis (Effzeh.com). Hannover, das derzeit wohl schwächste Team der Liga (»Hannover ist insgesamt besser als zuletzt, schlechter ging aber auch nicht«), traf auf einen schwach aufgelegten VfL Wolfsburg und erzielte dasselbe Resultat (Niemals allein). Die Hertha erarbeitet sich in einer Partie auf bescheidenen Niveau einen Punkt in Frankfurt (Tagesspiegel).
9. Der DFB arbeitet derzeit am Aufbau seines Fußball-Museums in Dortmund. Das Projekt konnte einem schon länger etwas geleckt vorkommen (»Der Fußball soll sein emotionales Zuhause hier […] bekommen«, DLF, 13.09.). Nun ist sich der DFB nicht einmal zu schade, einen ausgewachsenen Reisebus seines Sponsors, den die Weltmeister von 2014 nach ihrer Rückkehr nach Deutschland für sensationelle 23 Minuten benutzten, mitten ins Museum zu parken. Lars Spannagel (Tagesspiegel) hat das Kopfschütteln in Worte gefasst.
10. Am Freitagnachmittag wurde bekannt, dass sich Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Sepp Blatter richten und der FIFA-Präsident diesbezüglich vernommen wurde (als »Auskunftsperson«, eine Schweizer Zwischenform von Zeuge und Beschuldigtem). Die SZ fasst die Lage um den belasteten Blatter und den immer stärker verwickelten Michel Platini zusammen.
11. Für den Spiegel analysiert Jens Weinreich das Verhalten des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach, der nun seine Fassungslosigkeit und Bestürzung abdrucken lässt und doch Weinreich zufolge »Aufklärung und Reformen aktiv behinderte«.
Field Reporter
»Der deutsche Fußball hat Platini ja demonstrativ immer unterstützt. […] Was sagt das eigentlich über die hiesige Fußballszene aus?« »Man müsste jetzt eigentlich erwarten, dass es einen Aufstand der Anständigen gibt – aber niemand steht auf« – »Also gibt es keine Anständigen im deutschen Fußball?« – »Das könnte damit zusammenhängen, dass es in diesem Milliardengewerbe, das sich selbst kontrolliert und politische Autonomie genießt, nicht allzu viele Anständige gibt.«
Thomas Kistner spricht beim Deutschlandfunk über die Aussagen, die sich anhand der Ermittlungen gegen die FIFA über jene treffen lassen, gegen die nicht ermittelt wird. Auch über denkbare zukünftige Angriffspunkte (Beckenbauer, WM 2006) und die Hoffnung auf die Zerschlagung der FIFA als solche.
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Feliz cumpleaños, Andrés Guardado!