Der erste Spieltag der zweiten DFB-Pokalrunde ist ohne große Überraschungen über die Bühne gegangen. Der ein oder andere Favorit mühte sich zwar, aber einen Sieg David gegen Goliath gab es nicht. Die taz fasst die Ergebnisse zusammen.
An dieser Stelle noch mal der Hinweis auf unseren gestrigen Podcast „Collinas Erben„. Wenn alles gut geht, sollte in Kürze der Itunes-Feed bereit stehen.
DFB-Pokal
Die Dortmunder erledigen ihre Pflichtaufgabe gegen Aalen souverän, wie Maik Rosner (FR) zu berichten weiß.
Eigentlich war alles vorbereitet für weitere rührende Pokalgeschichten, die örtliche Prominenz inklusive. Aalens Oberbürgermeister Martin Gerlach und ein Pfarrer hatten sich im Stadionheft des VfR verheißungsvoll zu Wort gemeldet, und auch ein gewisser Robert Großkreutz, der sich als Großcousin des Dortmunder Profis Kevin Großkreutz vorstellte.
1860 gewinnt beim Berliner AK und kann sich immerhin übr 500.000 Euro für den Einzug in die 3.Runde freuen. Mehr Ausgelassenheit kam beim Zweitligisten nicht auf, wie Matthias Wolf (SZ) berichtet.
„Es hat keiner auf den Tischen getanzt“, vermeldete Sportdirektor Florian Hinterberger aus der Kabine: „Aber wir haben uns gefreut, weil wir darauf hoffen, dass dieses Spiel für uns die Wende war. Hätten wir verloren, wäre bei uns richtig Unruhe aufgekommen.“ Nun sind die Löwen in Runde drei, um rund 500 000 Euro an Pokalgeldern reicher. Auch, weil sie den Gegner ernster nahmen als die TSG Hoffenheim, die sensationell mit 0:4 am BAK gescheitert waren. „Wir waren gewarnt“, sagte Hinterberger: „Wir haben nichts dem Zufall überlassen und uns professionell wie auf ein Ligaspiel vorbereitet.“
Mainz gewinnt unspektakulär gegen Aue, die am Wochenende noch Bochum vom Platz fegten. Jan Christian Müller (FR) sieht einen zu schüchternen Zweitligisten.
Letztlich war es ein routiniert herausgespielter Sieg über den Erstrundenbezwinger der Frankfurter Eintracht. Aue, mit fast 2 000 und damit erheblich mehr Fans angereist als zuletzt 1899 Hoffenheim, spielte zu zaghaft, um die selbstbewussten Mainzer vor schwerwiegende Probleme zu stellen. Dabei hatte Aue zuletzt in der zweiten Liga den VfL Bochum mit 6:1 nach Hause geschickt.
Oliver Müller (Welt) sieht eine gefestigte Schalker Topelf, die Pflichtaufgaben souverän meistert.
Schalke ist derzeit so stabil wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das hat zum einen mit der Qualität des Kaders zu tun, die auch gegenüber der Vorsaison gewachsen ist. Weniger, weil Transfers das große Glück gebracht haben. Schließlich war der Abgang eines Spielers wie Raúl nicht so leicht zu kompensieren.
Unaufgeregt analysieren die Schalke-Blogger vom Sieg gegen Sandhausen. Web04 sieht Qualität auf der Bank. Torsten Wieland freut sich über den Fallrückzieher von Klaas-Jan Huntelaar EDIT: Ciprian Marica. Blogundweiss schaut genauer auf die zum Einsatz gekommenen Ersatzspieler der Knappen.
Bochum verliert am Wochenende 1:6 gegen Aue, entlässt den Trainer und sieht nun einen Silberstreif am Horizont. Mit sehr viel Mühe gewinnt der Zweitligist gegen Havelse.
Preußen Münster verliert daheim gegen den FC Augsburg. Ein Klassenunterschied ist nicht zu erkennen, dennoch gewinnt der Favorit aus Augsburg. Als Randnotiz bleibt Pyrotechnik im Fanblock.
Tennis? Fußball?
Während der gestrige deutsche Fußballabend eher überschaubar spannend war, ereignete sich im englischen League Cup ein historisches Spiel, dass selbst Jogi Löw erblassen lassen dürfte. Arsenal gewinnt nach 0:4-Rückstand noch 7:5 gegen Reading nach Verlängerung.
6-1, 7-5 looks like Arsenal are going to have to win the League Cup in straight sets.
— Graham Sibley (@grahamsibley) Oktober 30, 2012
Apropos Tweets zum Spiel. 101goals hat unschöne Tweets von Arsenal-Anhängern gesammelt, als es noch 4:0 für Reading stand.
Bundesliga
Nedfuller und Frau Pleitegeiger blicken angesichts der freien Woche des HSV auf den letzten Bundesligaspieltag.
Gerald Asamoah über Kahn und Effenberg
Patrick Reichardt (Goal.com) interviewt Gerald Asamoah nach dem Spiel der Fürther gegen Bremen. Der bekennt, dass er immer noch ein Schalker Herz hat und verteidigt die junge Generation in der Nationalelf.
Hier frage ich mich: Was haben ein Kahn oder ein Effenberg denn mit der Nationalmannschaft gewonnen? Klar hat Oliver Kahn mit dem FC Bayern viel erreicht, aber mit dem DFB haben wir damals auch nie einen Titel geholt, auch wenn wir nah dran waren. Die Jungs jetzt haben eine gute Chance und eine gute Mannschaft und ich glaube fest daran, dass sie ihren Titel holen werden.
Fußballer als Blogger
Bundesligaprofis in völlig neuen Situationen. Lewis Holtby ist unter die Blogger gegangen. Dabei berichtet er authentisch von Ausflügen in die Heimat, vom Derby und vom Champions League Spiel in London.
Diese Spiele sind für mich, auch wenn ich schon drei Derbys miterlebt habe, immer noch etwas ganz Besonderes. Wenn man auswärts vor 80.000 Zuschauern auf dem Platz steht ist das einfach ein geiles Gefühl, die Stimmung ist immer grandios. Ich habe jedes Mal das Gefühl, als ob ich eine zweite Lunge hätte und laufe noch mehr als sonst. Ich weiß zwar, dass viele Spieler kommen und gehen und die Vereine oft wechseln, aber solche Partien sind einfach magische Momente, für die es sich lohnt täglich zu schuften.
Fußballer als Kolumnisten
René Adler hat in dieser Saison großen Aufwind. Unverletzt und in Topform spielt er sich in die „Alles außer Fußball“-Kolumne der Zeit. Oliver Fritsch (ZEIT Online) porträtiert zu diesem Anlass den HSV-Keeper.
Nacktscanner / Nacktcontainer
Andreas Rüttenauer (DFB-Watchblog) fragt sich, warum niemand gegen das Aufstellen von Containern protestiert, in denen Fans in nacktem Zustand durch-/untersucht werden dürfen, wo es doch vor Jahren einen Aufschrei der Entrüstung beim Stichwort „Nacktscanner“ an Flughäfen gab. (via Marcus Bark)
Wie leise ist es im Vergleich dazu in diesen Tagen, in denen die Deutsche Fußballliga zusammen mit dem DFB ein Sicherheitskonzept vorgelegt hat, das das Aufstellen von Containern vorsieht, in denen Fans nackt kontrolliert werden sollen. […] Ausziehen! Könnte ja sein, dass jemand etwas Böses in der Unterhose hat, das er ins Stadion schmuggeln will.
Der Aufschrei des aufgeklärten Bürgertums über derartig massive Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte von Menschen bleibt aus. Eine Frage drängt sich auf: Werden die Fans in den Kurven von der Mehrheitsgesellschaft schon gar nicht mehr als Menschen wahrgenommen?
Auch Michael Ashelm (FAZ) sieht in Nackkontrollen keine Lösung.
Aktuelle Gewaltdiskussion
Nun gut, ich will nicht unrealistisch sein, aber ich will zumindest meinen Beitrag dazu leisten, dass auch die Revierderbys friedlicher werden und fange daher mit folgendem ghandiesken und durchaus ernst gemeinten Schlachtruf an:
The Villains Rink nach dem Derby und seinen Erlebnissen vom Wochenende.
Das BVB-Fanzine Schwatzgelb will der Polizei mit einem ausgeklügelten Fragebogen vor dem nächsten Spieltag helfen.
Aus diesem Grund hat sich die Redaktion von schwatzgelb.de entschlossen, der Dortmunder Polizei in Zukunft helfend zur Seite zu stehen. In einem zunächst befristeten Feldversuch sollen in Deutschland einmalig die Reisebewegungen von Fußballfans erfasst und die dadurch entstehenden Konfliktpotentiale bereits frühzeitig erkannt und entschärft werden. Hierzu wurde in mehreren Überstunden am Wochenende ein übersichtlicher Fragebogen entwickelt, mit dem punktgenau zu jedem Heimspiel die Anreisepläne der Anhänger erfasst und in die konkrete Einsatzplanung der Ordnungshüter einfließen können.
Schiedsrichter in Italien
Tom Mustroph (taz) berichtet über einen Fall vom Wochenende, als ein reguläres Tor vom Schiedsrichter nicht gegeben wird und welcher Zusammenhang zwischen Referees und Vereinen besteht.
Doping im Fußball
Jesus Villar Rodriguez (Fußball Watch Blog) geht der Frage nach, ob Doping im Fußball etwas bringt und belegt seine Positionen mit unterschiedlichen Quellen.
Schlechte Ernährung und Marketing
Trainer Baade bringt das Vorzeigebeispiel für schlechte Ernährung in Zusammenhang mit dem grandiosen Marketingeffekt.
Fußballgeschichte
René Martens hat ein Stück Fußballgeschichte auf St.Pauli gefunden.
Podcast / Hörstoff
Union spielt gegen Paderborn und wie gewohnt sitzen die Jungs und das Mädel vom Textilvergehen beisammen und podcasten. So richtige Stimmung mag aber nicht aufkommen aufgrund des Ergebnis.
In trauter Runde sitzen frei von Begeisterung Robert, Gero und Sebastian. Später kommt Steffi dazu und kocht Kaffee. Uns allen fehlt ein Spiel wie das gegen Kaiserslautern, an dessen Feuer man sich wärmen kann. So bleibt uns nichts, als einerseits eine Mannschaft zu loben, der letztlich wenig vorzuwerfen ist. Gleichzeitig sind wir kreuzunglücklich.
Hans-Joachim Eckert, Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer der Ethik-Kommission der FIFA setzt „sich selbst ein Ultimatum für seine Reformtätigkeit im Fußballweltverband. Bisher hatten er und der neue Chefermittler Michael Garcia lediglich den Fall Mohamed Bin Hammam bearbeitet.“ Der Deutschlandfunk berichtet.
Neonazi-Hooligans im Wald
Spiegel TV berichtet von rechtsradikalen Hooligans, die sich mit Hakenkreuz auf dem Arm im Wald die Köpfe einschlagen.
Rassismus in der Premier League
Titus Chalk (11 Freunde) berichtet über einen Schiedsrichter, der zwei Spieler bei einem Premier League-Spiel beleidigt haben soll. Über das erschreckende Bild des englischen Fußballs.
Fußballlieder Fehlanzeige
Kees Jaratz vom Zebrastreifenblog war im Theater und hat sich „Männer – ein Fußballliederabend“ angeschaut und angehört. Eine Rezension eines Liederabends mit weniger Fußballbezug als erwartet.
So sei bei allen Einwänden vorab gesagt: “Männer – Ein Fußballliederabend” verlässt man in vergnügter Stimmung. Die Schauspieler kitzeln mit großer Spiellaune immer wieder komische Momente aus den typisierten Männerfiguren heraus, die Musik der Millionenhits erweist sich noch in der Parodie als kraftvoll und ein paar choreografierte Szenen parodieren die Ensemblebewegung von Musicals. Dynamik auf der Bühne, Spektakel fürs Auge.
Termine
Das Fanprojekt Leverkusen hat die Wanderausstellung „Tatort Stadion 2“ rund um Diskriminierung auf und um den Platz nach Leverkusen geholt.
Und auch die Coloniacs sind ähnlicher Mission unterwegs. Anlässlich der FARE ACTION WEEK 2012 und des EU-Projekts FOOTBALL FOR EQUALITY organisiert das Kölner Arbeitsbündnis zum fünften Mal Aktionstage gegen Rassismus, in diesem Jahr stehen diese unter dem Motto »Gegen Diskriminierung im Sport«.
Bärte
Ohne Worte. Da wird der coolste Hipster blass. (via Heinz Kamke)
Toplink des gestrigen Tags
The Swiss Ramble über das finanzielle und sportliche Comeback des BVB