Die Blog- & Presseschau für Montag, den 11.März

Robin Patzwaldt (Ruhrbarone) und Marcel Reif (Tagesspiegel) tuen das was sich viele Medienvertreter nicht trauen: Sie konstatieren die Langeweile, die mit der aktuellen Bundesligasaison einhergeht:

Meisterschaft? Geklärt. Champions League? Bayer und Borussia. Abstiegskampf? Nicht wirklich. Einzig der Wettbewerb um die Europa League Plätze und den Geld verheißenden Champions League Qualifikationsrang ist noch nicht ausgespielt. Aber leider hat die UEFA die Europa League so ins Abseits reformiert, dass die Spannung hier nur für die beteiligten Teams und deren Anhänger greifbar ist.

Ist aber auch vielleicht mal ganz gut. So werden die Marktschreier mit den peinlichsten Superlativen schneller entlarvt und ein Marder wird zum Highlight des Spieltags. (SRF)

presseschau

Insolvenzticker

Für Vereine unterhalb der ersten oder zweiten Liga wird es immer schwerer sich finanziell über Wasser zu halten. Oft melden Vereine deshalb Insolvenz an. Der Sporthistoriker Hardy Grüne begleitet dieses Phänomen in seinem Blog seit vielen Monaten mit dem Insolvenzticker. Mit dem Magazin nordvier sprach er über den Drahtseilakt im Amateurleistungsfußball. 

Derby

Matthias in der Weide (Schalkefan) zeigt sich begeistert vom Spiel seines Lieblingsvereins:

Was für ein Spiel! Was für ein Derby! Was für eine elektrisierende Stimmung in der Arena! […]

Wer auf Schalker Seite einen Spieler des Spiels küren will, wird sich schwer tun. Ich versuche es erst gar nicht und freue mich darüber, dass die Mannschaft in Gänze ein gutes Spiel zeigte, dass es auf keiner Position einen Ausfall gab und dass sich auch Jens Kellers taktische Umstellung zur Mitte der zweiten Halbzeit – als er Neustädter durch Fuchs ersetzte und Kolasinac ins defensive Mittelfeld beorderte – als richtig weil zusätzlich stabilisierend herausstellte.

Daniel Theweleit (taz) lobt die halbe Mannschaft der Schalker:

Joel Matip spielte sich in eine Art Rausch, praktisch jeden Zweikampf entschied der Innenverteidiger für sich, Roman Neustädter erinnerte in der ersten Halbzeit an jenen großartigen Strategen, der er zu Saisonbeginn war, Atsuto Uchida beherrschte gemeinsam mit Jefferson Farfan den rechten Flügel und bereitete die Tore von Julian Draxler (12.) und Klaas-Jan Huntelaar (35.) vor, und Timo Hildebrand wird immer mehr zu einem Rückhalt.

Eike Kühl (Zeit) lobt Draxler, den „Anti-Grokreutz“. Blogundweiss lobt den „Über-Matip“. Unter Flutlicht hat den von Höwedes ungeliebten Super-Zeitlupe-Jubel als GIF gefunden.

Richard Leipold (FAZ) beobachtete wie die Dortmunder das Spiel – wie im Hinspiel – schon in der ersten Halbzeit verloren:

Bevor der Ball rollte, machten einige BVB-Fans ihren Block mittels Pyrotechnik zu einer Art Feuerball. Als das Spiel begonnen hatte, flackerten immer noch Reste von Flammen auf, und Schiedsrichter Peter Gagelmann drohte damit, die Partie aus Sicherheitsgründen zu unterbrechen. Doch der Brand auf der Tribüne ließ sich letztlich leichter löschen, als das Feuer, das die Profis des FC Schalke, nach einer kurzen Findungsphase, auf dem Rasen in der Dortmunder Hälfte entfachten. Wie im ersten Ruhrgebietsderby dieser Saison wirkten die Königsblauen wacher und gewitzter – und lagen mit zwei Toren Unterschied vorn.

Torsten Wieland (Königsblog) ließ sich vom Spiel mitreißen:

Die Stimmung war großartig! Am Ende saß kaum noch jemand auf seinem Sitz, die Schlussphase war stehend besser zu ertragen. Dieses Hin und Her, Dortmund mit der letzten Kraft, Schalke nicht in der Lage, endlich das entscheidende dritte Tor zu erzielen. Ein aufregendes Spiel, fast über die gesamten 90 Minuten, bis zum erlösenden Schlusspfiff.

Any Given Weekend schreibt von einem „blauen Fleck, der schmerzt“. Den schmerzlichsten Moment von Mario Götze hat 8bit eingefangen. Dembowski verarbeitete das Spiel zunächst ungewohnt einsilbig. Sonntag hatte er dann beim Kaffee-Bier-Wechsel die Worte wiedergefunden. (Update: Es war wohl andersrum: Erst schrieb er, dann schwieg er.)

Felix Meininghaus (SZ) sieht eine Mitschuld erneut beim Trainer Jürgen Klopp. Auch  Tobias Escher (Spielverlagerung) beobachtete wie Klopp zur Halbzeit taktische Mängel durch Wechsel zu beheben versuchte.

Mats Hummels hat sich beim Spiel verletzt und fällt wochelang aus (SZ). Auch Huntelaar fehlt wegen einer Knieverletzung länger (kicker).

Vor dem Spiel hatten sich prominente BVB-Fans gegen Nazis und Gewalt im Fußballstadion ausgesprochen (Ruhrbarone):

Wir wünschen uns eine deutliche Positionierung des Vereins, der Spieler und aller Fans zu diesem Thema, denn wir wollen nicht zusammen mit Nazis den BVB unterstützen.

Wir wollen in keiner Straßenbahn mehr hören müssen, wie Leute in BVB-Trikots brüllen, dass sie eine U-Bahn nach Auschwitz bauen!

Zitat des Tages

Wenn es Gewalt gegenüber Schiedsrichtern gibt, dann passiert sie fast ausschließlich an der Basis. Man kann gar nicht häufig genug den Hut vor diesen Schiedsrichtern ziehen. Für mich sind diese Menschen Helden, die Woche für Woche in den Kreisligen für einen Hungerlohn dem Fußball dienen.

Thorsten Kinhöfer im lesenswerten Interview mit der taz.

Bundesliga

In Hamburg träumt man jetzt schon etwas lauter vom internationalen Wettbewerb nach dem Sieg am gestrigen Sonntag. Im aufgehübschten NedsBlog freut man sich über die taktische Umstellung im Spiel des HSV, hält aber auch mit Kritik nicht hinterm Berg:

4-2-3-1. Das war mal eine Anpassung nach den letzten Spielen, die meiner Meinung nach notwendig war. Zu lange mußte der offensive Mittelfeldspieler im 4-4-2 hinten mit aushelfen, nun bekam er mal endlich die Freiheit auch vom Trainer.

Hat er sie genutzt? Ich meine nein, aber bin da mit meiner Meinung wohl wie immer in der Minderheit.

Trainer Baade reiht Greuther Fürth in die Ewige Tabelle ein: Forever No. 51. Christian Kamp (FAZ) schreibt passend dazu den Abgesang auf die Fürther:

Dass es für Fürth am Ende nicht reichen wird, hat weniger mit der Stärke der anderen als mit eigenen Fehleinschätzungen zu tun. Im Nachhinein erscheint es blauäugig zu glauben, dass das Abenteuer Erste Liga mit zweitklassigen Strukturen zu bewältigen wäre: ohne einen Sportchef beispielsweise. Oder ohne einen Stürmer, dem eine gewisse Torgefährlichkeit zuverlässig zuzutrauen ist. Die Bundesliga verzeiht solche Fehler nicht – sie bestraft sie ziemlich hart.

Kamp (FAZ) kann aber auch den Hoffenheimern trotz des Sieges nicht die Fähigkeit zum Abstiegskampf zusprechen:

Letzter gegen Vorletzter, schwächste Heimmannschaft gegen schlechtestes  Auswärtsteam: das verhieß Abstiegskampf in Reinform – und mithin die Frage, ob  die als zart besaitet geltenden Hoffenheimer dazu überhaupt in der Lage sein  würden. Auch wenn es kurios klingen mag: eine Antwort darauf gab es am Samstag  nicht. Noch bevor es des Nachweises von Charakter und Stehvermögen bedurfte,  führten die Kraichgauer 2:0, herzlich eingeladen von einer Fürther Defensive, die erstklassigen Aufgaben nicht im Ansatz gewachsen war.

Frank Hellmann (FR) berichtet über eine Einladung der mitgereisten Hoffenheimer an den degradierten Tim Wiese:

Im Block wurde nämlich in Anspielung auf die jüngsten Zerwürfnisse mit Tim Wiese ein Transparent gespannt: „Ey Tim, fahr ma auswärts – wir zahlen den Alk!“ Marco Kurz war über Nachfragen zu diesem Thema wenig amüsiert

Oliver Trust (Tagesspiegel) hat den Moment der größten Stuttgarter Verunsicherung bei der Niederlage gegen Hamburg festgehalten:

Wie tief die Verunsicherung beim VfB ist, zeigte sich, als Labbadia Cristian Molinaro einwechseln wollte, das Publikum mit Pfiffen reagierte, und Labbadia sein Vorhaben sofort wieder aufgab und den bereits einsatzbereiten Italiener von der Seitenlinie zurück zum Aufwärmen schickte. Wieder gab es wütende Pfiffe und nun auch „Bruno raus“-Rufe. Die Negativserie in der Liga sorgt in Stuttgart für extrem schlechte Stimmung, obwohl der VfB im DFB-Pokal das Halbfinale gegen den SC Freiburg erreichte und als letzte deutsche Mannschaft in der Europa League vertreten ist.

Beim Remis trafen die Frankfurter wieder nicht ins Tor. Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) sahen Struktur im Frankfurter Spiel, aber wenig Erfolgversprechendes vor dem gegnerischen Tor:

Das war alles sehr nett anzusehen, die vielen Kurzpässe, die Kombinationen über viele, viele Stationen, doch am Ende verpuffte das ewige Ballgeschiebe im Nirgendwo. Armin Veh brachte es hinterher mit einem Bonmot auf den Punkt: „In letzter Konsequenz waren wir nicht konsequent genug.“ Was den Frankfurtern komplett fehlte war so etwas wie ein Spieler mit Killerinstinkt, einer, der den Sack auch mal zugemacht hätte, der mit einem herzhaften Schuss auch mal den Abschluss gesucht hätte.

Stefan Krieger (Blog-G) sieht in den Umstellungen in der Winterpause das Hauptproblem für die Stagnation bei der Eintracht:

Irgendwie fehlt die Geilheit. Und irgendwie fehlt natürlich ein Alex Meier, der so eingesetzt wird, dass er der Mannschaft helfen kann. So wie in der Vorrunde. Weil er sich plötzlich auf einer Position wiederfindet, wo er seiner größten Stärke beraubt wird.

Der Wechsel im System hat sicher den ein oder anderen Gegner kurzfristig verwirrt. Schwerer aber wiegt, dass auch Eintracht Frankfurt dadurch nicht mehr die Mannschaft der Vorrunde ist. Ob dies am Ende reicht, den erhofften Platz zu erreichen, der dazu berechtigt, in der nächsten Saison international zu spielen, bleibt abzuwarten. Im Augenblick spricht nicht viel dafür.

Daniel Meuren (FAZ) schreibt ein Arbeitszeugnis für Stefan Kießling: Kein Visum für Kasachstan.

Für Diskussionen sorgte vor allem der Elfmeterpfiff gegen Leverkusen. Die Diskussion mit den Protagonisten hat das ZDF in einem Video zusammengefasst. Auch bei auch-mal-abseits sorgte die Entscheidung des Schiedsrichters für Unverständnis: Reaktion vs. Reflex! Auch die Mainzer vom Kigges konnten die Entscheidung von Florian Meyer nur schwerlich nachvollziehen. Freuen sich aber über das ungewohnte Gefühl von „drei glücklichen Punkten auf dem Konto“.

Roland Zorn (FAZ) sieht bei der Niederlage der Freiburger gegen Wolfsburg einen klaren Schuldigen: den Trainer.

So hat sich Christian Streich selten geirrt: Beim 2:5 gegen Wolfsburg verunsichert der Sportclub-Trainer durch eine missglückte Aufstellung.

Thomas Hummel (SZ) über den viel gelobten Fabian Giefer und dessen Umgang mit Wechselgerüchten.

Bayern Fans schauen trotz starker Keeper beim Gastverein Bundesligaspiele sehr entspannt – schreibt Miasanrot. Auch im Bayern-Corner weiß man die Art und Weise des FCB zu schätzen.

Die Spielverlagerung findet das passende Fazit zum Spiel München gegen Düsseldorf:

Eigentlich lief alles perfekt für Düsseldorf: Bayern zeigte nicht sein bestes Spiel, war äußerste fahrlässig in der Chancenverwertung und beging hinten zwei grobe Stellungsfehler. Die Fortunen selbst zeigten sich eiskalt im Abschluss und hatten einen überragenden Torwart. Ich denke, ich lehne mich mit der Behauptung, dies sei das Rezept für einen Außenseitersieg in München, nicht zu weit aus dem Fenster.

Bayern spielte jedoch keinesfalls schlecht, sondern zeigte sich sehr geduldig und spielte den Gegner müde. Während Düsseldorf in der ersten Halbzeit noch konsequent verschob, schlichen sich hier in der der zweiten Halbzeit einige Fehler ein, die höchstwahrscheinlich physisch bedingt waren.

Mediathek

Das ZDF feiert Jay-Jay Okochas bekanntestes Tor.

Im Interview mit dem Deutschlandradio zeigt sich der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München Karl-Heinz Rummenigge idavon überzeugt, dass die Ausrichtung in Deutschland auf Liquidität an die UEFA-Regelungen der „Break Even“-Regel angeglichen werden muss. Demnach dürften alle Vereine in in einer bestimmten Periode nicht mehr Geld ausgeben als sie einnehmen.

UEFA-Generalsekretär sieht deutsche Regelungen als Vorbild für Europa. (dradio)

Sammelsurium

Endreas Müller lobt das Buch Magazin OstDerby überschwänglich.

Das Textilvergehen hat wieder Mal tolle Bilder vom Spiel der Eisernen aus dem Archiv geholt..

Die Entwicklung des Logos von Real Madrid hat battesbuliblog.

6 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Reif verzapft schreibend also genauso viel Humbug wie am Mikrofon. Dass diese Saison alles entschieden ist, wird niemand abstreiten. Und der Kampf um Europa interessiert tatsächlich nur die Involvierten.

    Aber wie sah nochmal die Bundesliga-Tabelle 2011 aus? Da steckten Schalke, Stuttgart, Bremen, Gladbach tief drin im Keller. Fast jedes Jahr kommt ein Überraschungs-Team nach Europa. 2011 waren es sogar zwei mit Hannover und Mainz. Sehe das alles andere als das Ende der Romantik, wie Reif es konstatiert.

  2. Danke für die Verlinkung. Und auch jene auf Kinhöfers Interview habe ich gerne genutzt. Allerdings irrt er in einem Fall, oder nicht?

    Der Trainer springt auf, schreit und geht entweder auf den vierten Offiziellen, den Assistenten oder den Schiedsrichter los. Er wird aber nie den gegnerischen Spieler anschreien.

    Den letzten Satz hab ich anders in Erinnerung. Wobei ich da jetzt keine Häufigkeitsverteilung angeben könnte. Aber „nie“ stimmt doch wohl ganz sicher nicht.

    • „Nie“ ist sicherlich übertrieben. Aber ich denke Kinhöfer hätte recht, wenn er meint, dass die Trainer zumeist die Bestrafung fordern anstatt den Foulenden strafend anzuschauen.

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