Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten –
dürfen ihn einmal sehn.
Sie lasen: »Will dir den Frühling zeigen« von Rainer Maria Rilke. Erschienen in »Erste Gedichte« (Insel-Verlag, Leipzig 1913). Was die ARD kann, kann die Link11 schon lange. Und nun zum Spocht.
1. »Nur durch Emotionen wird das Produkt Fußball verkauft« – was klingt wie eine frühe Parole des früheren TSG-Geschäftsführers Jochen Rotthaus, der »die Herzen akquirieren« wollte, kommt aus dem Munde des HSV-Marketingvorstandes. Es sind inzwischen die Vereine mit Tradition und Fans, aber ohne sportlichen Erfolg im selben Maße, die sich derart BWL-studiert ausdrücken. Sie vermitteln den Fußball als Wirtschaftsobjekt, ihre Geschichte als einzurechnenden Faktor, die Leidenschaft ihrer Fans als Einnahmequelle. Weil andere Klubs das längst getan und unter anderem dadurch sportliche Erfolge und Mehreinnahmen erreicht haben. Weil der Weg der Kommerzialisierung eingeschlagen, die Schuldigen ausgemacht und die Feindbilder bennant sind, kann der Rest inzwischen weitgehend gefahrlos folgen. Der Weser-Kurier hat Fakten und Stimmen zur Ausschüttung der Fernsehgelder gesammelt.
2. Das titelgebende Zitat stammt heute von Harald Strutz, Präsident des 1. FSV Mainz 05 – einem Verein, der regelmäßig die Fronten wechselt. Manager Christian Heidel forderte einerseits ganz allgemein von Bundesligapartien das Potenzial, Zuschauer zu elektrisieren, findet aber andererseits (siehe 1.), dass diese Elektrisierung bei den Fernsehgeldern nicht berücksichtigt werden sollte, schließlich entstünden dem eigenen Verein dadurch Mindereinnahmen. Heidel schied die Bundesligavereine stets in jene, die dorthin gehörten und jene, die den eigentlich dorthin gehörenden den Platz wegnähmen. Sein Präsident Harald Strutz dagegen zeigt sich im Interview mit Spox offen für Investoren. Gerade Vereine, die etablierte Bundesligsten verdrängt noch in der Entwicklung zum festen Mitglied der Bundesliga begriffen seien, fände er als Unternehmer interessant.
3. Bleiben wir beim Geld: Die Kostenübernahme fußballnaher Polizeieinsätze bleibt diskutabel. SZ-Schwergewicht Heribert Prantl macht nicht viele Worte: die DFL solle zahlen. Die sich etablierende Kostenumlegung von Strafen für Böller und Beleidigungen ist »so logisch, das man sich fragen kann, warum die Klubs erst in jüngerer Zeit darauf gekommen sind«, findet Christoph Becker in der FAZ. Die Fanhilfe Hannover arbeitet indes weiter an den Folgen der Zwangsanreise zu Eintracht Braunschweig.
4. Sportschau.de analysiert regelmäßig die finanzielle Situation eines Bundesligisten. Diesmal steht Bayer 04 Leverkusen an, doch die »Fußball GmbH« ist von der Veröffentlichungspflicht der Geschäftszahlen befreit.
5. Auf der anderen Rheinseite, in Köln, war Geld schon immer ein Reizthema. Mal hatte man keines, zu anderen Zeiten war der Umgang mit den vorhandenen Mitteln verbesserungsfähig. Heute ist der eigene Verein so seriös geworden, dass das Geld der anderen stärker thematisiert wird. Dabei ist das eigene Fußballverständnis wachsam gegenüber Abweichlern: »Für uns zählen Werte wie Ehrlichkeit, Treue, Verbundenheit und Charakter und nicht Gewinnmaximierung«, sagt Stephan Schell. Deswegen wird von »Fans und Ultras« demonstriert, für den »Erhalt der Fankultur«, gegen Mäzene wie Dietmar Hopp, der im Zuge der Gewinnmaximierung mehrere Hundert Millionen Euro ausgab und sie ohne Treue oder Verbundenheit zu seinem Heimatverein in den Fußball steckte. Weiteres Leitthema ist das Strafensystem des DFB, das dem von Teilen oder Einzelnen der Kölner Fanszene wiederholt demonstrierten Verständnis von Fankultur sicherlich im Wege steht (Faszination Fankurve).
6. Den Nachwirkungen der öffentlichkeitswirksamen HoGeSa-Aktionen widmet Vice einen Artikel. Dass auch »einvernehmliche Hooligan-Kämpfe« als Straftat bewertet werden und somit Hooligans der Bildung einer kriminellen Vereinigung verdächtig werden, hat Folgen, über welche die Sächsische Zeitung berichtet und dabei ein Loblied auf die sächsische Justiz singt – die letzte Strophe in Moll.
7. »Und täglich grüßt die Extrawurst« beim Volk ohne Raumdeckung ist eine Streitschrift, die mit Eloquenz und Verve sowie anhand von in ihrer Vielzahl beeindruckenden Fallbeispielen die Existenz des Bayernbonus‘ darlegen will. Wie man auch zum inhaltlichen Vorwurf und dem Beweis durch Beispiel stehen mag: der Kraft freisetzende Ärger, der in diesen Text geflossen ist, macht ihn alleine schon lesenswert.
8. In der Bundesliga steht Hannover an der Pforte des Abstiegssumpfes und die Hertha vor dem gesicherten Mittelfeldplatz. Die Berliner Morgenpost mit einem Vorbericht zum Freitagsspiel.
9.
Wenn es mit Lorant jetzt nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Aber wenn es klappt, dann sind wir alle Helden.
Josef Hofmann, der Vereinsvorsitzende des TSV Waging am See, im launigen Telefoninterview mit einem Redakteur der Süddeutschen Zeitung.
10. Der GoalImpact, ein Algorithmus zur Bewertung von Spielern quer durch die Geschichte des Fußballs, hat sich einem Upgrade unterzogen. Thomas Müller wird nun als bester Spieler aller Zeiten geführt. Mit dem TretImpact befasst sich der zurückgekehrte Ermittler Dietfried Dembowski in seinem völlig anderen Blog eher prosaischer und verächtlicher Ausrichtung.
11. Romantik, deren Zeit vorbei ist. Das blutende Herz einer mit 0:4 Unterlegenen, geschlagen und verloren: »Das Herz von St. Pauli«.
Dann verselbstständigte sich das Geschehen auf seltsame Weise und überrollte mich, als stünde ich mit unsicheren Füßen auf einem Surfbrett im Angesicht einer riesigen Monsterwelle, die auf mich zu rast und mich unter sich begräbt. Tor um Tor fiel, in teils bizarrer Entstehung und mich erfasste ein Entsetzen, das mir die Sprache verschlug.
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»Pep nervt«.
Bandenwerbung
Die Collinas-Erben-Kolumne bei n-tv.de arbeitet die Mittwochsspiele im DFB-Pokal auf.
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The centre of everything is the relationship, and empathy, not only with the individual but in the team. And to have that empathy in the team we all must give up something. It’s not about establishing the perfect relation between me and you; it’s about establishing the perfect relation to the group, because the group wins things; it’s not the individual who wins things
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Tolle Link-11! Natürlich muss man als Link-11-Autor nehmen, was man kriegen kann – und manche Tage haben eben das Potential für bessere Linkelfen (Linkelben?) als andere. Aber ich mag Deine Art, die Links recht ausführlich zu kommentieren!
Nicht, dass ich die „alte“ Link-11 nicht gemocht hätte, aber die Link-11 hat viel dadurch gewonnen, dass es mehrere Autoren und insbesondere mehrere Autoren mit direkt unterscheidbarem Schreib- und Kommentarstil gibt.