Fußballblog des Monats: September 2013

Blattmacherei, Terminstress und grippale Infekte müssen als Ausreden herhalten, um die verspätete Wahl zum Fußballblog des Monats zu mea-culpieren.

Alle Nominierten sind zum Glück auch ohne aktuellen Anlass lesens und empfehlenswert und somit auszeichnungswürdig. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre und schließen diese Einleitung mit dem Wunsch aller Restaurantbesitzer und Social Media Mitarbeiter: „Bitte empfehlen sie die Beiträge weiter!“

Update: Auch wir haben hier unser „Phantomtor“. Sarah Peters Beitrag zum Auswärtsspiel des 1. FC Köln ist erst im Oktober veröffentlicht worden. Ist deshalb schon jetzt erste Nominierte für den Fußballblog des Monats Oktober.

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Tobias Escher nominiert: Der letzte Zehner: Die Türkei und ihr Fußball

Eine Artikelform, die in letzter Zeit an Bedeutung verlor, ist der „Vor-Ort-Bericht“. Es mag an meiner subjektiven Wahrnehmung und an der Filterblase liegen, in der ich wohne, aber ich habe das Gefühl, dass immer seltener wirklich gute, subjektiv gefärbte Erlebnisberichte in Fußballblogs zu lesen sind. Eine sehr gelungene Ausnahme von der Regel gab es im September bei „Der letzte Zehner“ zu bewundern: Der Autor verknüpft die Eindrücke seiner letzten Türkeireise gekonnt mit Erläuterungen zur türkischen Fußballkultur. Ich habe die ersten beiden Beiträge dieser Serie sehr genossen und dabei sowohl viel über den Autor als auch das Fußballland Türkei gelernt – das gehört meiner Meinung nach zu einem gelungenen Blogartikel dazu. Ich freue mich für meinen Teil auf weitere Beiträge aus der Serie „Die Türkei und ihr Fußball“.

Jens Peters nominiert: Wochenendrebell: Nix Okocha

Der Wochenendrebell hat einen Sohn. Dieser schreit ihn schon mal publikumswirksam im ICE an. Aber so richtig. „Ich hasse Dich und ich wünschte du wärst tot“, so die Aussage, die wohl kein Elternteil jemals gerne hören mag und trotzdem ist Jay-Jay der beste Sohn der Welt. Jay-Jay hat das Asperger-Syndrom und dies ist noch lange kein Grund betroffen zu werden, denn Jay-Jay gehts gut und erlebt mit seinem Vater Woche für Woche tolle Dinge. Papsi – so nennt Jay-Jay den Wochenendrebell – gehört nämlich zur „Mannschaft-für-Sohn-Findungskommission“. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht durch die Nation zu reisen und einen Lieblingsverein für den Sohnemann zu finden. Es gibt schlechtere Aufgaben für einen Vater und wahrlich schlechtere Themen für ein Blog. Ein wunderbares Beispiel über die Erlebnisse der Beiden ist des Wochenendrebells Text über einen Ausflug nach Bielefeld und die Angst, dass der Sohn München-Fan werden könnte.

Thomas Reinscheid nominiert: Laura Reinkens: Kontrollen beim Auswärtsspiel in Leverkusen – Vereinsliebe bis unter den BH

Fans. Oder besser gesagt: So genannte „Fans“. Chaoten. Randalierer. Feuerteufel. Todesangst in deutschen Stadien! Diese kriminellen Subjekte müssen endlich gestoppt werden. Damit diese brandschatzende Meute nicht bald auch ihr Kind frisst. Aus diesen kranken Gedanken heraus entspringt der Sicherheitswahn beim Eintritt in deutsche Stadien, der stinknormale Menschen dazu zwingt, die Schuhe vor Ordner auszuziehen, in Zelten begrabscht zu werden oder was auch immer an den Einlässen der hiesigen Fußball-Landschaft so erdacht wird. Einen besonders verstörenden Fall notiert Laura Reinkens in ihrem Blog: In Leverkusen wurde beim Gastspiel von Hannover 96 weiblichen Fans in den BH gefasst, um dort nach verbotenen Gegenstände zu fingern. Ein absolutes Unding – und ein Fall, der zeigt, dass das Öffentlichmachen solcher Vorgänge über konventionelle Medien anscheinend nicht funktioniert. Denn das Thema wurde nur in diesem komischen „Neuland“ behandelt. Gut, dass Laura das getan hat. Ich belohne es mit der Nominierung zum Blogbeitrag des Monats.

Stephan Uersfeld nominiert: Trainer Baade: Wer kein Ziel hat für den ist jeder Wind ungünstig

Wenn alles wieder zu schnell wird, wenn die Schlagzeilen sich überschlagen und die großen Geschichten auch in die kleinen Blogs überschwappen, gibt es in der deutschen Fußballbloglandschaft wenig Zufluchtsorte.

Die Skizzen und Beobachtungen des Trainers haben da seit Jahren ein Alleinstellungsmerkmal. Der Duisburger greift sich einen Nebensatz, blickt auf ihn und nimmt ihn auseinander. „Wer kein Ziel hat, für den ist jeder wind ungünstig“ (welch ein Titel!) blickt, am Beispiel TSV 1860 München, auf die stets gleichen Fehler bei der Trainersuche der Profiverein.

Aber eigentlich, findet der unterschätzte Chronist des modernen Fußballs, ist das alles auch gut so.

Klaas Reese nominiert: Sarah PetersAuswärtsspiel des 1.FC Köln in Karlsruhe – Ein Augenzeugenbericht

Herr Escher hat schon recht in seiner Nominierungsrede: es gibt weniger Augenzeugenberichte in Blogs. Ichh denke, Sarah Peters hätte gern auf ihre Erlebnisse verzichtet und von einem schönen Auswärtsspiel in Karlsruhe berichtet. Sarah ist Fan des 1.FC Köln und schreibt über eine denkwürdige An- und Abreise. In ihrem Bericht grenzt sie ab zwischen selbst Erlebtem und Erzähltem. Sie will nicht sagen, dass alle FC-Anhänger Engel sind, aber wenig in ihrer Erzählung lässt Polizei und Ordnungskräfte in einem guten Licht stehen. Die Gesetzeshüter werden in Zeitungen oft nur durch die eigenen Polizeiberichte dargestellt und eigenes Verschulden von Konfliktsituationen im Umfeld von Fußballspielen findet dort keinen Platz. Es sind solche Berichte, die die Fans ins Feld führen können, wenn sie von der Polizei mehr Selbstkritikbereitschaft einfordern.

In den Kommentaren wird Sarah Peters direkt vereinnahmt oder in eine Ecke gestellt. Verdient hat sie das nach der Schilderung dieser wohl sehr ärgerlichen Erlebnisse nicht, es zeigt aber wie verfahren die Situation ist. Auch ein Verdienst dieses Blogbeitrages.

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Die Abstimmung läuft bis zum 25.10.2013 – 18:00 Uhr.

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