#Link11: Renminbi

„Wenn man den Karren schmiert, dann läuft er auch!“, pflegte mein Großvater immer zu sagen. (Fast) ganz im Zeichen des großen Geldverdienens und -ausgebens sowie derer, die das für Fußballclubs tun, steht denn auch die heutige Link11. Doch ist Vorsicht geboten, auch das wusste (der) Großvater (von Lao-Tses Enkel): „Wer sich auf die Zehen stellt, der steht nicht fest!“.

Ganz wie es meine humorlose Art ist, entlasse ich euch also mit vorwiegend kritischen bis ernsten Themen in die närrischen Tage. Gern geschehen.

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1. Wer sich auch nur eine Minute lang mit dem Wintertransferfenster beschäftigt hat, wird nicht um die Frage herumkommen, was eigentlich gerade in China los ist. Knapp 200 Mio. investierten die Clubs der sportlich unbedeutenden Superleague in Spieler wie Jackson Martinez, Ramires, Gervinho oder Freddy Guarin. Doch woher kommt all das Geld so plötzlich? Welchen Return on Investment versprechen sich die, die es ausgeben, von solchen Prestigetransfers? Cavanis Friseur entzerrt eine komplexe Gemengelage.

2. Geld hat auch Manchester City. Pep Guardiola wird das freuen, denn er darf es künftig ausgeben. Für die Citizens, die bislang viel zu wenig aus ihren (unbegrenzten) Möglichkeiten machten, könnte dies die lange erhoffte neue Zeitrechnung sein, schreibt Oliver Wittenburg (Spox). The Whitehouse Address erklärt, warum Pep der perfekte Mann für den Job ist. Constantin Eckner dagegen warnt eindringlich, dies werde seine schwerste Aufgabe. Schellenkaskaden für eine Premier League, die sich noch im taktischen Tiefschlaf befindet (Zeit).

3. Wir bleiben in England, wo der Name José Mourinho vermutlich bald wieder eine große Rolle spielen wird. Ein Name, der so eng mit schnellen Erfolgen wie dem raschen Ausbrennen der Mannschaften verknüpft ist, die sie erspielen. James Milin-Ashmore hat die Gründe für das Scheinen und Scheitern José Mourinhos in dessen bewegter Karriere gesucht – und gefunden (These Football Times).

4. Apropos bewegte Karrieren. Mourinhos Ex-Spieler John Terry dürfte seine bald an den Nagel hängen: Der FC Chelsea wird den Vertrag des Routiniers nicht über den Sommer hinaus verlängern. Liam Twomey lässt Terrys Fußballerleben Revue passieren. Das Kurzportrait eins äußerst streitbaren Charakters (ESPN).

5. Die Frage nach der Arbeitserlaubnis für Spieler aus dem internationalen Ausland war in England schon immer eine spezielle. Strenge Regularien, die kürzlich nochmals verschärft wurden, sollen zum Schutze einheimischer Talente garantieren, dass nur Elite-Spieler auf die Insel wechseln. Ein schlechter Scherz, wie Mark Ogden anhand des Pato-Transfers zum FC Chelsea befindet (Independent).

6. Nicht ganz zufrieden mit dem Transferfenster sind auch die Fans von Borussia Dortmund. Nach den Abgängen zweier Ersatzspieler verpflichtete der BVB trotz anderslautender Verkündungen keinen weiteren (Ersatz)Spieler (Kicker). Ein schmaler Grat, befindet Maurice Morth, denn Leistungsträger wie Reus oder Mkhitaryan sind durchaus verletzungsanfällig (Schwatzgelb). Lars Pollmann dagegen sieht den BVB allem Risiko zum Trotz in einer Situation, die auch als Chance zu begreifen sei (Bleacher Report).

7. Alljährlich veröffentlicht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte eine Liste der einkommensstärksten Fußballclubs. The Swiss Ramble hat sich die aktuellen Zahlen unter dem Elektronenmikroskop angeschaut und liefert gewohnt feine Kost für Finanzfetischisten. Wie sich die von Karl-Heinz Rummenigge halbjährlich ins Spiel gebrachte Idee einer Superliga auf das wirtschaftliche Gefüge des europäischen Vereinsfußballs auswirken würde, hat Stefan Szymanski analysiert (Soccernomics).

8. Wo viel Geld ist, lässt häufig auch die (Sport-)Korruption nicht lange auf sich warten. Dass das deutsche Strafrecht den Sport bislang nur unzureichend vor derlei Missbrauch geschützt hat, soll bald der Vergangenheit angehören, wenn es nach dem Bundesjustizministerium geht. Ein kürzlich vorgestellter Referentenentwurf sieht die Einführung von zwei neuen Straftatbeständen vor. Vorsicht: Kann Spuren von Juristendeutsch enthalten (Juris)!

9.

»Kein rot-weisses also, sondern ein grünes Wunder hätte die Stadt dringend nötig. Bei der Luftqualität ist Essen nahezu gleichauf mit Stuttgart. Die vorläufige Auswertung der Messstellenwerte von 2015 durch das Umweltbundesamt zeigt, dass auch im Ruhrgebiet womöglich bald erste Fahrverbote drohen.«

Um viel Geld geht es auch beim Instandhalten eines Fußballstadions. Vor allem, wenn man sich bei den Betriebskosten deutlich verkalkuliert. Der Stadt Essen ist genau das passiert. Nun streicht Europas „Grüne Hauptstadt 2017“ stolze 500.000 €, die für den Radverkehr vorgesehen waren, ersatzlos, um sie ins Stadion zu stecken. Hannes Leitlein, prägnant, über Eitelkeit und Kurzsichtigkeit im Ruhrpott (Zeit).

10. Nun zu einem wirklich ernsten Thema: Wer sich dieser Tage mit politischen Dingen befasst, wird nicht umhin kommen, festzustellen, dass in Deutschland nicht nur der völkische Rassismus, sondern auch der Antisemitismus quicklebendig ist. Gewisse Parteien machen bereits wieder Wahlkampf im „alten“ Gewand: Pöbeln, Opferrolle einnehmen, sukzessive erweitern, was angeblich gesagt werden dürfen muss. Und obwohl ihr Feind aktuell „der Muslim“ ist, steckt der politische Unterbau ihrer Anhängerschaft doch auch ganz tief drinnen, im organisierten Hass gegen Juden und Israelis. Besonders in Dresden haben diese Kreise ihre Wurzeln auch in der Fußballszene oder suchen bewusst deren Nähe. Conrad Lippert hat deshalb die Gedenk-Initiative „!Nie wieder“ gegründet, über die er mit Astrid Rawohl gesprochen hat (Deutschlandfunk).

Apropos Gedenken: So sympathisch der heutige FC St. Pauli auch sein mag – auch der „Kultclub“ aus Hamburg hat gute Gründe, sich daran zu erinnern, dass gerade die Dinge hart erarbeitet oder gar erkämpft werden müssen, die man später, wenn man viel Glück hat, einmal als selbstverständlich abtun kann (NDR).

Theresienstadt ist mit weitem Abstand der beängstigendste Ort, den ich je betreten habe. Deutlich sind hier noch die Verbrechen des NS-Regimes in winzigen Zellen für bis zu 70 Personen oder barbarischen Hinrichtungsapparaturen konserviert. Und auch dort spielte der Fußball eine (letztlich perverse) Rolle, die der Kinofilm „Liga Terezin“ für die Nachwelt festhält. Wer heute behaupten will, der Fußball sei „unpolitisch“ oder müsse es sein, dem sei dieser Film und der Beitrag von Beves Welt dazu wärmstens empfohlen. Allen Anderen aber natürlich auch.

11. Zaher al Hazwani, Hobbykicker des „Syrischen SV“ und Flüchtling, spricht eindringlich darüber, welche Kraft Fußball an der Basis noch immer hat. Vielleicht ist dieses kurze Video, nach all den eher kritischen Dingen, die es heute über den Sport zu lesen gab, ein passender Abschluss (FAZ).

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Radosław Kałużny wurde 42)

Meist geklickter Link gestern

Der Videobeweis im Fußball und die Grenzen der Gerechtigkeit – Christian Kamp in der FAZ

Field Reporter

»Unserer Meinung nach ist zu wenig über [diese] Investmentfonds bekannt. Ihre Existenz im Fußball wirft große Fragen auf, etwa jene nach möglichen Interessenskonflikten und Spielmanipulationen. Natürlich besteht auch das Risiko der Geldwäsche oder anderer krimineller Machenschaften. Diese Fonds haben nur finanzielle Absichten, das führt zu einer schiefen Vertragslage zwischen Vereinen und Spielern.«

Dubiose Geschäftspraktiken, die wahre Transfersumme von Gareth Bale. Die Gruppe „Football Leaks“ sorgt derzeit für Aufsehen. Ron Ulrich hat sie gesproche (11 Freunde).

Mixed Zone
Aufstrebend: Alexander Bommes im Gespräch mit Spox + + + Beef: Theo Zwanziger zieht vor Gericht – und gewinnt gegen Katar (Heute.de) + + + Deutungshoheit: Polizeieinsatz gegen den FC Union in der Kritik (Textilvergehen) + + + Integer: Fans trauern gemeinsam im Stadion (Neues Deutschland) + + +  Sammler: Aus Liebe zum Spiel (VICE) + + + Schon gesperrt: Bremens Neuzugang Yatabaré (Kicker) + + +

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