#Link11: Livin‘ la liga loca

Die Zweite Bundesliga startet am Freitag, also übermorgen, in ihre 42. Saison, die zugleich die 35. eingleisige und 25. wiedervereinigte Spielzeit sein wird. Dazu zwei Texte. Anschließend acht Balladen und zum Schluss ein Trauerspiel. Dann haben wir Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Krawehl!

blogundpresseschau

1. Die beste Zweite Liga. Als feststehender Ausdruck, unbeeindruckt von etwaigen länder- oder saisonübergreifenden Vergleichen. Ich lerne immer besser, dass es mir egal sein kann. Das Volk ohne Raumdeckung blickt ins diesjährige Teilnehmerfeld und hebt besonders Leipzig und Nürnberg hervor.

2. Ein weiterer Traditionsverein, stolz und etwas schwerfällig wie ein zweihundert Jahre altes Krokodil, ist der 1. FC Kaiserslautern. Während die FAZ in den letzten Monaten immer wieder federführend darin war, Verflechtungen und Mauscheleien zwischen den FCK und seiner Region zu monieren, gibt sich die SZ zahmer. Tobias Schächter mit einem auf Boshaftigkeiten verzichtenden Bericht über die Lage am Betzenberg, wo »die Gegenwart mit der Vergangenheit« nicht mehr mithalten kann.

3. Beim Randalemeister dagegen scheint die Gegenwart auf Augenhöhe mit der Vergangenheit zu sein. Anlässlich eines Testspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Leeds United in Österreich prügeln Anhänger beider Lager aufeinander ein. Es gibt brutale Fotos, aber soll man sie veröffentlichen? Ingo Durstewitz und Stefan Krieger (Blog-G) waschen alles ab von der Schande, der Scham und der Schuld. Sie waschen alles gründlich ab und haben Geduld. Der eine tippte nachts los, der andere morgens fertig. Eine virtuelle Redaktionskonferenz.

4. Lassen sich Dinge ändern, für die man nichts kann und in die man geriet, ohne es zu wollen oder zu ahnen? Die 3. Liga, Übergangsbereich zwischen den höchsten Amateurklassen und dem Pay-TV-Fußball, hat wirtschaftlich seit ihrer Gründung einen Schritt nach vorn gemacht, sich aber das Image einer Früher-war-alles-besser-Liga erhalten. 120minuten über den Stand einer Spielklasse: »Hoch-professionelle Fußball-Romantik«.

5. Die DFL hat die Ausschüttungen aus der Zentralvermarktung bekannt gegeben. Der kicker hat die Zahlen aufgelistet. Bemerkenswert finde ich besonders, dass die Erlöse aus der Auslandsvermarktung von einem Sockelbetrag abgesehen ausschließlich vom Abschneiden im Europapokal abhängig sind. Bei aller Diskussion um die Verteilung der Gelder: Was ist da noch zu sagen, wenn wir ohnehin die Hälfte verschweigen? So erhält der VfB Stuttgart für eine maue Europa-League-Saison mit drei Siegen aus zehn Spielen 2012 und vier Qualispiele ohne einen einzigen Sieg gegen Plowdiw und Rijeka 2013 noch heute 7,6 statt 2,5 Millionen Euro aus der internationalen Vermarktung. Auch Hannover kann von einem solchen Bonus zehren und nimmt so insgesamt mehr als der in den letzten beiden Jahren weit enteilte VfL Wolfsburg ein.

6. Autor »Scherben« bei Schwatzgelb möchte das Regelwerk in seiner aktuellen Fassung in Stücke reißen. Und es kommt nicht darauf an, dass wir zerstören, sondern was wir zerstören und warum wir es tun. Nicht aus Angst vor Gott, den Schiedsrichtern oder wirtschaftlicher Verelendung – ich brauche einen Grund. Ein Beispiel:

Fußballer wirken oft wie eine Horde verzogener Kleinkinder, die nur mit klaren Regeln und strikten Konsequenzen zu bändigen sind. Zeitschinden, den Ball noch ein Meterchen vorlegen, einen Einwurf hinauszögern, nach dem Abseitspfiff noch aufs Tor schießen… […] Unser Wunsch für die Zukunft: Sobald der Schiri pfeift, ist der Ball für Spieler tabu und wird erst wieder von einem Kicker berührt, wenn der Schiedsrichter die Erlaubnis erteilt hat.

7. Die Premier League als Geldspeicher, aus dem die Scheine in 10-Millionen-Euro-Büdeln geworfen werden, um Granaten wie Joselu zu verpflichten? »Ich habe das System durchschaut und es ist am Ende«, könnte man meinen. Der Guardian-Bericht aus der Akkuratesse der Saisonvorbereitung bei Swansea trotz dem Leser allerdings Respekt ab. Vielleicht könnte die Bundesliga ähnlich viel Geld erwirtschaften, wenn man nur gleichermaßen akribisch arbeiten würde.

8. Aber zurück zu den Scheinen in 10-Millionen-Euro-Bündeln: Christian Heidel äußert sich in der FAZ zum Wirtschaften in Zeiten der englischen Millionen. Seine Hoffnung: Es wird immer dasselbe sein und es wird immer so weitergehen. Kein Mainzer Vertrag soll im nächsten Sommer ablaufen, man ist bereit für Anrufe von der Insel.

9. Piotr Trochowski ist zurück in der Bundesliga. Ohne all die Fehler, ohne all die Löcher und mit einem anderen Gesicht. Mit 31 Jahren und 15 Startelfeinsätzen in den letzten drei Jahren keine sichere Bank, aber doch ein interessanter Versuch des 35-maligen Nationalspielers, in der Bundesliga und Europa League wieder Fuß zu fassen. Christof Kneer (SZ) über seine Vergangenheit und seine Zukunft.

10. »Play the Game« mit einem differenzierten Blick auf die FIFA-Pressekonferenz am Montag. Über den Geldscheinwerfer ist hier zu lesen, sein Plan sei so einfallsreich gewesen, »as if a somebody had arrived coughing at a general assembly in a tobacco company«. Über die FIFA ist zu lesen: Abwarten, Magie oder Gewalt helfen in Wirklichkeit auch nicht gegen alles. Sinngemäß.

11. Es ist nicht direkt ein Fußballthema, aber eine Diskussion, die sich um Monica Lierhaus entspinnt, ist hier zumindest nicht vollkommen falsch. Die ganze Zeit, die wir vergeuden für Gerede – ich möchte das Sommerloch (noch zweimal schlafen) lieber mit einem Blick außerhalb des Kernbetriebs als mit einem Freundschaftsspielbericht stopfen. Mit Frédéric Valin (Zum Blonden Engel) hat sich ein dem Fußball nicht fremder Blogger der Angelegenheit angenommen.

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2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank an dieser Stelle für die tägliche Link11! Kenne sie leider noch nicht sehr lange und frage mich, wie ich so lange ohne leben konnte. ;-)

    @Manfred Schöner Text. Kannte ich noch nicht, trifft aber genau meinen Nerv.

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