#Link11: Samba aus Greifswald

Deutschland 7, Brasilien 1. Was nach reiner Zahlenspielerei aussieht, wurde gestern Abend zur Realität. Jogis Jungs, angeführt von einem überragenden Toni Kroos, stürmte ins WM-Finale. Ein Abend, den nicht nur Fans der DFB-Elf sicherlich so schnell nicht vergessen werden. Der 8. Juli, er könnte zu einem „Wo warst du damals, als…“-Tag werden. Der 8. Juli, als ein Kerl aus Greifswald brasilianischer war als die Brasilianer selber.

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1. „Ein Sieg für die Geschichtsbücher“ titelt die Frankfurter Rundschau zurecht. Aber nicht nur wegen des deutschen 7:1-Kantersiegs: Miroslav Klose krönt seine Rekordjagd mit dem 16. WM-Tor seiner Karriere (t-online.de), Thomas Müllers 1:0 war dagegen der 2000. Länderspieltreffer der DFB-Auswahl (focus.de). Joachim Löw mahnt nach dem ersten Finaleinzug seit 2002 zur Demut (via dfb.de), auch der überragende Toni Kroos beruhigt die erhitzten Gemüter: „Weltmeister wird man nicht im Halbfinale“, so der Doppeltorschütze (ZDFSport). Nach dem Verpassen des Spiels um Platz drei ist Mutti der Libero schockiert. „Böse vercoacht“ lautet das Urteil.

2. Weitere Rekorde: Das ZDF darf sich beim Halbfinalduell der zwei Fußball-Giganten über einen Allzeit-Quotenrekord freuen (FAZ). Auch auf Twitter generierte die Partie ein großes Interesse: 35,6 Millionen Tweets bedeuten laut Sport1 Rekord für ein Sportereignis. Das Netz sorgte auch für sprachliche wie visuelle Highlights – einige davon seht ihr bei ZDFSport. Die ersten fünf Treffer der Deutschen in einem Bild gibt’s via Twitter.

3. Während in Fußball-Deutschland Hochstimmung herrscht, ist das Entsetzen in Brasilien nach dem Debakel groß (Berliner Zeitung). A Football Report sieht Geschichte, die sich wiederholt – und macht den Brasilianer Mut angesichts einer Niederlage, die das Maracanazo noch toppen dürfte. Luiz Felipe Scolari, Trainer der Seleção, nimmt die Schuld für das desaströse Ausscheiden auf sich (SpOn). In vielen Städten kam es nach dem Aus zu Ausschreitungen (11Freunde). Die WELT berichtet von den Reaktionen aus Rio de Janeiro, eine schöne Bildergalerie von einem Fanfest aus Rio hat Brafus 2014.

4. Weitere Reaktionen: Die internationale Presse überschlägt sich mit Lob für die deutsche Elf (Sportschau). Der Fehlpass-WM-Podcast spricht knapp 38 Minuten über die 90 Minuten von gestern Abend, 7 Dinge über 8 Tore gibts bei Zum Blonden Engel. Ein „surreales Fußballspiel auf allerallerhöchstem Niveau“ sah Trainer Baade, ein Abend, der sich eingebrannt hat, konstatiert Torsten Wieland auf seinem Königsblog.

5. Die Analysen: „Es wurde Geschichte geschrieben“ beschreibt Gegen den Ball das Unbeschreibliche – und gibt Toni Kroos die Bestnote. Keine Antwort auf dessen Spielkontrolle hatten die Brasilianer, analysiert Zonal Marking-Mastermind Michael Cox für den Guardian. „Taktisch hervorragend eingestellt“, „überragend gegen den Ball“, „konterte sehr fokussiert“ – spielverlagerung.de stellt der Elf von Joachim Löw nicht überraschend ein fabelhaftes Zeugnis aus. „Deutschland nützte die Schwächen konsequent aus“, attestiert ballverliebt.eu.

6. „How Germany Pulled Off Its Football Renaissance“ – wie sich die DFB-Auswahl vom typisch deutschen Stereotyp des mechanischen, seelenlosen Arbeiters zu dieser Elf, die „wie Brasilianer“ spielen (O-Ton Scolari), wurden, erklärt yahoo.com in ihrem langen Text.

7. Neben all dem Jubel über den Finaleinzug nicht zu vergessen: Heute wird in der Partie zwischen Argentinien und den Niederlanden der Endspiel-Gegner gesucht. Im Fokus stehen vor diesem Duell natürlich die Topstars Arjen Robben und Lionel Messi (Sportschau). Einen klaren Favoriten sieht Gegen den Ball-Autor Michel Massing in seiner Prognose für BettingExpert. Die NZZ berichtet über Argentiniens Trainer Alejandro Sabella, der von seiner Öffentlichkeitswirkung geradezu der Gegenpart zu Bondscoach Louis van Gaal scheint.

8. Die Enthüllung, die keine war: Alex Feuerherdt schreibt für Collinas Erben über die FIFA-Anweisung, möglichst spät die erste Gelbe Karte zu zeigen.

9. Über den Ticket-Skandal, der mitten rein ins Herz der FIFA-Familie reicht, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dass Philippe Blatter, Neffe des FIFA-Patriarchen Joseph Joseph Blatter und CEO des Sportmarketing-Unternehmens Infront, eine Position bei Match Hospitality bekleidet, dementiert Infront (ran.de).

10. Internationaler Fußball: Adidas bietet Manchester United offenbar 100 Millionen Dollar per anno und scheint damit den Konkurrenten Nike aus dem Feld zu schlagen (businessweek.com). CavanisFriseure analysieren die Situationen im französischen Fußball – AlJazeera hält dort ebenso wie Canal+  Rechte für Übertragungen der Ligue1.

11. Fankurve: Die Kölner Polizei erklärt die Umgebung des Müngersdorfer Stadions sowie das Stadion selbst zu einem „gefährlichen Ort“ und kann dort quasi nach Belieben Ausweiskontrollen und Durchsuchungen durchführen (Faszination Fankurve). Das Online-Fanzine effzeh.com hält das für eine „gefährliche Idee“, die nicht sonderlich zum Verständnis zwischen Ordnungskräften und Fußballfans beiträgt.

 

Meist geklickter Link gestern:

Die internationale Wahrnehmung der deutschen Nationalmannschaft hat Euch vor dem Halbfinalduell offenbar sehr interessiert. (FAZ)

Field Reporter

„Und jetzt darf der Opa ran!“

Thomas Müller beendet das Interview nach dem Spiel mit Stil und leitet geschickt zu Team-Oldie Miroslav Klose über (via ZDFSport)

Mixed Zone: +++ Keine Freigabe: Max Meyer wird von Schalke 04 nicht zur U19-EM gelassen (derwesten.de) +++ Kein Verständnis: Der 140+-Blog schüttelt über den Rückennummern-Streit beim Hamburger SV den Kopf +++ Kein Assistent: DFB dementiert Meldungen über eine Verpflichtung von Thomas Tuchel als neuen Co für Bundestrainer Joachim Löw (Berliner Zeitung) +++ Keine Realität: Ein Studio zeigt die animierte Anatomie eines Fußballspielers (via itsnicethat.com) +++

Rausschmeißer:

Die BBC scheint ihren Zuschauern nicht zuzutrauen, das gestrige Ergebnis korrekt zu erfassen und hilft graphisch nach (via twitter.com/simond)

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