Datenschrank: Torlose Minuten diverser Bundesliga-Spieler

Nahezu alles wird heute im Fußball erfasst. Fußball ist ein Zahlenspiel. Das fängt bei den einfachen Dingen an, wie dem Spielstand und geht bis zu diffizilen Dingen, wie der Distanz, die einzelne Spieler zurücklegen.

But while the hairdos were elaborate the numbers were elementary. Half-time score. Full-time score. Attendance. 1-11, 0-90. 4-4-2. That was pretty much it. Nowadays almost everything in football is tracked and crunched. Prozone monitors players‘ movements every 10th of a second, sprints, rests and more. (Guardian)

Für den Zuschauer daheim am Fernseher, für den Leser der Zeitung am Frühstückstisch sind dies meist nur schnöde Zahlen. Für den Kommentator, den Schreiber, den Sportjournalisten im Allgemeinen sind sie Füllwerk im schlechtesten Falle, aber im besten Falle Argumente für das Belegen einer These. Doch dazu kommt es in den seltensten Fällen.

Eine oft angeführte Statistik ist die des Ballbesitz. Wieviel Ballbesitz hat eine Mannschaft? 60 Prozent? 70 Prozent? Je höher, desto besser, desto dominanter, so die These. Der FC Barcelona hatte diese Höchstwerte im Champions-League-Spiel gegen den AC Milan, doch gebracht hat es nicht. Also was belegt diese Zahl? Das Ballbesitz nicht zum Ziel führt? Vielleicht ja schon, aber der FC Barcelona hatte nur Pech? Es ist immer eine Frage in welchen Kontext der Betrachter oder der Analyst diese Zahlen stellt. Oft bleiben es leere Worthülsen, die für sich sprechen sollen, es aber nicht tun.

Ebenfalls oft angeführt, ist die Statistik wie lange ein Stürmer nicht getroffen hat. Hat Mario Gomez beispielsweise 458 Minuten kein Tor erzielt, so liegt die Krise für den Stürmer des FC Bayern München knisternd in der Luft. Die Frage der Field-Reporter nach einem weiteren Spiel ohne Treffer wird 100prozentig in diese Richtung gehen. „Herr Gomez. Wie fühlt es sich an, solange nicht getroffen zu haben.“

Herr Gomez wird dann hoffentlich die richtige Antwort geben. Dass er zwei Vorlagen gegeben hat und die mindestens so wichtig sind. Oder, dass er verletzt war und noch nicht so richtig wieder in Form ist und noch 1-2 Spiele braucht. Oder, aber dass würde er nie tun, das Team nicht richtig für ihn arbeitet oder er keine brauchbaren Vorlagen bekommt. Es gibt viele Gründe, aber letztlich werden Stürmer scheinbar nur an ihren Toren gemessen.

Damit alle Leser von Fokus Fussball also auf genau diesen Fall vorbereitet sind, haben wir nicht nur die Top-11-Torschützen der Bundesliga mal genauer angeschaut und geguckt, bei wem die Krise vorprogrammiert ist, sondern darüber hinaus die Spieler, die eigentlich fürs Tore schießen bei den 18 Bundesligavereinen prädestiniert sind. Wenn sie dann in der Kneipe sitzen mit ihren Freunden, können sie dann rufen, dass die Einwechslung nichts bringt, weil er schon 234 Minuten ohne Torerfolg ist.

Oder wir schauen auf die Faktoren hinter den Zahlen. Warum hat ein Alex Meier seit 462 Minuten nicht getroffen? Eigene Unfähigkeit? Weils bei der Eintracht im Offensivspiel hapert? Weil der Pfosten im Weg war? Der Gegner zu stark? Was ist mit Vedad Ibisevic? 569 Minuten ohne Tor. Also seit mehr als 6 Spielen ohne Treffer. Wie kommt das? Und wie gut hat er davor getroffen, wenn er trotzdem schon 10 Tore gemacht hat. Krise?

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Und hat Mario Gomez jetzt bessere Karten als Mario Mandzukic für die Startelf, weil er erst seit einer Minute ohne Treffer ist? Wohl kaum.

Am Ende muss man die nackten Zahlen interpretieren. Warum hat Gerald Asamoah seit 1136 Minuten nicht getroffen (das Alter? Fürth? Abstiegskandidat?) und warum Roberto Firminho seit 842 Minuten nicht (Hoffenheim? Abstiegskandidat?). Was ist mit Marcus Berg (Kommt beim HSV nicht klar? Kaum Einsätze?)?

Oder interessiert das doch alles gar nicht?

So why don’t broadcasters use data that clubs have long since dipped into? Blake Wooster from Prozone, which provides match data to Canal Plus and Al-Jazeera, believes is it about understanding audiences. „I sometimes make the distinction between what is interesting and what is important,“ he says. „Professional footballers and gamblers are interested in the key performance indicators that contribute to winning – viewers perhaps less so.“ (Guardian)

Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Irgendwo zwischen leerer Worthülse, der nackten Zahl und der Tiefenanalyse. Ich würde mir manchmal wenigstens etwas Kontext wünschen.

Zum Spaß. Unsere Liste diverser Spieler mit Anzahl ihrer Tore und Länge der Pleitenserie. Völlig subjektiv ausgewählt. In der Regel die Stürmer eines Vereins plus X minus Spieler, die weniger als 10 Partien auf dem Buckel haben.

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Die erste Ausgabe des Datenschranks gibts hier.

Veröffentlicht von

Seit der Geburt im Jahre 77 ansässig in der lebenswertesten Stadt der Welt – Münster. Erste Stadionerfahrungen leider nicht beim schönsten Fußball der Welt, sondern bei den Preußen aus Münster in der Oberliga. Inzwischen Social-Media-Manager, Journalist, Blogger und dem Leverkusener Vizekusen-Syndrom verfallen. Eine Geschichte voller Mitleid und Trauer, genährt von der Hoffnung, eines Tages eine Hand an der Meisterschale zu haben. Google+

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