Deutschland erduselt sich einen 2:1-Sieg gegen Österreich in der WM-Qualifikation, so die einhellige Meinung in den Medien und ein Interview mit einem homosexuellen Bundesligaspieler sorgt für Aufregung.
Nationalmannschaft
Ballverliebt analysiert aus österreichischer Sicht das Länderspiel Deutschland – Österreich und sieht die größte deutsche Schwäche im Fehlen von Bastian Schweinsteiger, der durch Toni Kroos nicht adäquat ersetzt werden konnte.
Bei Deutschland zeigte sich einmal mehr, dass man einen Bastian Schweinsteiger in guter Form einfach nicht ersetzen kann. Toni Kroos wirkte auf dieser Position verloren: Nach vorne blieb er wirkungslos, nach hinten fehlte ihm die dafür notwendige geistige Schärfe. Das eröffnete Österreich viele gute Tormöglichkeiten. Es war generell keine gute Leistung des EM-Semifinalisten.
Der kicker berichtet von einem schmeichelhaften Sieg der deutschen Mannschaft. Die FR dagegen spricht von Glück und Verstand. Die Kollegen von der FAZ sehen offene Fragen, die Jogi Löw mitnimmt. Die Süddeutsche Zeitung beobachten eine DFB-Elf unter Augenhöhe. Der Tagesspiegel spürte bereits den kalten Hauch von Cordoba im Nacken der Deutschen. Die 11 Freunde freuen sich über die Fortsetzung der historischen Siegesserie. Die Welt sieht die verlorene Leichtigkeit im deutschen Spiel.
Als einen der großen Verlierer sieht die FR Marko Arnautovic. Der Bremer spielte phasenweise brillianten Fußball, um dann kurz vor Ende der Partie die Chance auf den Ausgleich zu versieben. Die Einsamkeit des Stürmers.
In der 86. Minute hatte Arnautovic die Chance zum Ausgleichstreffer: Eine flache Hereingabe von Jako Jantscher kam zielgenau auf den in den Fünfmeter-Raum sprintenden Arnautovic, Manuel Neuer war bereits geschlagen, Arnautovic hätte den Ball „nur“ über die Linie schieben müssen. Doch der Techniker vergab. Statt ins Netz flogt der Ball am rechten Pfosten vorbei, statt Torjubel blieb Arnautovic mehr als zehn Sekunden fassungslos auf dem Boden liegen.
Vor dem Spiel gegen Österreich war oft die Rede von den vielen Österreichern, die mittlerweile in der Bundesliga spielen. Eine Grafik von „Ballverliebt“ zeigt deshalb mal auf einer Karte „Wo spielen österreichische Fußball-Legionäre?„
Das österreichische Kabarettisten-Duo Stermann und Grissemann sind vor dem gestrigen Spiel zu Cordoba interviewt worden. Einst parodierten sie das legendäre Spiele als Nazis im argentinischen Exil, die für das ORF die Partie Deutschland gegen Deutschland kommentieren. Inzwischen nervt sie Cordoba.
Entsetzlich! Nicht mal Hans Krankl wollte noch drüber reden. Selbst ich als Deutscher hätte mir gewünscht, dass Österreich gewinnt, damit man Cordoba durch Wien ersetzen kann.
Am Rande des WM-Quali-Spiels
Mehmet Scholl kritisiert Trainer und Spieler der DFB-Elf. Die AZ spricht von Scholl Guevara.
Scholl gestern weiter, etwas diplomatischer: „Wir haben einen sehr guten Bundestrainer, keine Frage. Was wir brauchen, sind Spielertypen, die vielleicht auch mal einen anderen Plan haben als der Trainer. Ich weiß nicht, ob diese Art von Hörigkeit so gut ist.” Hört, hört! Doch wer könnte Ziel dieser Attacke sein? Doch nur Kapitän Philipp Lahm und sein Stellvertreter Bastian Schweinsteiger, vielleicht noch Routiniers wie Klose.
WM-Qualifikation
Waldis Club Der Sportschau-Club
Waldi ist ausgemustert. Vom Stammtischpalaver zur vermeintlich seriösen Diskussionsrunde. Gestern lief zum ersten Mal die neue Fußballtalkshow der ARD nach einem Qualifikationsspiel. Die Stimmen reichen von „Abschaffen“ bis zu „Hat Potenzial“.
Klaas Reese sieht eher das Potenzial der Sendung, auch wenn vieles noch nicht passte.
Potential ist da. Die Moderatoren und die Redaktion müssen nur deutlich mutiger bei der Themensetzung sein, um auch mal Kontroversen auszulösen und die Gäste aus der Reserve zu locken. Nur so kann der Zuschauer einen größeren Nutzen aus der Sendung mitnehmen und Erkenntnisgewinn sammeln.
Die FR fragt: „Wer braucht die Quatsch-Runde?“
Waldis Club geht, Sportschau-Club kommt – und der kommt seicht. Im Vergleich zu Waldemar Hartmanns Plauderrunde ist Sportschau-Club fast schon eine spannende Talkshow. Am Ende fragt man sich trotzdem: Wer braucht die?
Der Tagesspiegel ist sich auch noch nicht sicher, wie das Konzept der Sendung aussieht.
Je später der Abend, desto flüssiger das Niveau. Aber „Waldis Club“ war schlau. Nach mehr als drei Stunden Länderspiel-Fixierung war die Sendung nicht darauf angelegt, nochmals 30 vergleichbare, verwechselbare Minuten dran zu hängen. Wer „Waldis Club“ sah, der wusste, was er tat, er bekam, was er wollte: ein sehr spätes Stadion-Bier.
Der „Sportschau-Club“ will sich ganz weit von „Waldis Club“ absetzen. Ernste Männer sollen ein ernstes Gespräch über eine ernste Sache führen. Moderator Opdenhövel vergaß in der gläsernen Studio-Box in Wien fast sein Dauerlächeln, DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, Franz Wohlfahrt, früher Bundesligaspieler und heute ÖFB-Torwarttrainer, und Red-Bull-Manager Ralf Rangnick schauten seriös. Opdenhövel sagte: „Wir machen nicht die Analyse der Analyse“. Was kam? Genau. Noch mehr Expertise, noch mehr Bundestrainertum, die Scholl-Rolle verteilt auf noch mehr Scholls.
Zu Gast im Sportschau-Club war auch Ralf Rangnick, seines Zeichens ehemaliger Trainer bei Schalke 04. Der Schalkefan beschreibt seine Gefühle beim Wiedersehen.
Bundesliga
Ian Holyman analysiert für Eurosport die derzeitige Situation in Hannover und sieht in den Niedersachsen einen ernsthaften Kandidaten für die Champions Leage.
Though the top three places in the Bundesliga are sown up, fourth — and the final Champions League spot — is wide open, and Hannover are one of a half-dozen teams who could claim it. If they do that, Slomka, whose contract runs out next June, will be able to name his price, and not necessarily at Hannover.
Raphael Holzhauser dürfte nur den Kennern der Nachwuchsszene bekannt sein. Heinz Kamke im Diskurs über die Qualitäten des VfB-Spielers und der Einschätzung diverser Verantwortlicher.
Interview mit Aufregungsfaktor
Gestern wurde ein Interview mit einem homosexuellen Bundesligaspieler im fluter veröffentlicht. Der anonyme Spieler beschreibt seinen Alltag, das ständige Schauspiel, dass er abliefern muss, wie sich die Mitspielern verhalten und ob er Angst vor den Fans hätte, wenn seine Homosexualität an die Öffentlichkeit gelangen würde.
Einen guten Kommentar zur Welle, die dieses Interview geschlagen hat, gibt es bei Torszenen zu lesen.
Ein Raunen. Ein erstes Interview mit einem schwulen Bundesliga-Profi. Dann kurze Enttäuschung, nein es ist leider kein Coming-Out. Aber dennoch lesenswert. Auch wenn die Einsortierung in die Kategorie “Sex” etwas irritiert. Bitte erst einmal lesen, im Nachfolgenden kommen nur meine Kommentare zu den diversen Aspekten, die heute teilweise schon mit viel Ausdauer auf Twitter diskutiert wurden.
Eine gewisse Enttäuschung war aus manchen Tweets herauszulesen, man sei nach diesem Interview ja auch nicht schlauer als zuvor. Das stimmt, es wurde niemand geoutet, es wurden keine schmutzigen Details wiedergegeben – jedes Detail hätte die Anonymität des Interviewten ja ins Wanken gebracht. Ich finde den Einblick in die Gedankenwelt und Ängste eines ungeouteten Profisportlers dennoch spannend: Die Angst vor’m endgültigen Ende jeder Privatsphäre, die Angst vor der Reaktion der Fans, aber auch die Tatsache, dass die Mannschaftskollegen offenbar Bescheid wissen.
2.Liga
Oliver Fritsch kommentiert und verurteilt für Zeit Online das Vorgehen des 1.FC Köln im Fall von Kevin Pezzoni.
Wieso bitte soll die Arbeitslosigkeit für Pezzoni die bessere Wahl sein als eine kurze Pause? Horstmanns Aussage erhärtet den Verdacht, dass der Verein die Drohungen gegen Pezzoni als Gelegenheit genutzt hat, sich von einem Mitarbeiter zu trennen, der unwichtig geworden war.
International
Arne Friedrichs Trikot ist an 25.Stelle der bestverkauften Jerseys in der Major League Soccer. Die Positionen 1, 2 & 3 belegen natürlich David Beckham, Thierry Henry und Landon Donovan.
Im Zuge der Financial Fairplay-Bestimmungen wurden nun Preisgelder von Europapokal-Wettbewerben einbehalten. Bei 23 Clubs wird nun zunächst untersucht, ob alle Bestimmungen korrekt eingehalten wurden.
Fans
„Publikative.org“ war bei den „Mainzer Fantagen“ und sieht in der Veranstaltung „Ein Stückchen Hoffnung„
„In beeindruckender Art und Weise hat die Mainzer Fanszene eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die vorerst ihresgleichen sucht und sicherlich auch ein Anstoß sein kann, es ihr gleich zu tun. Denn – so viel sei vorab gesagt: Davon braucht Fußballdeutschland viel, viel mehr.“
Der Fall eines Übergriffs von Kölner Fans auf einen Gladbacher Fanbus wird wohl eingestellt. „Es gibt kaum Beweise.“
Sechs Monate nach dem Angriff von Mitgliedern der gewaltbereiten Fan-Gruppierung des 1. FC Köln, der „Wilden Horde“, auf einen Bus mit Fans von Borussia Mönchengladbach stehen die Ermittlungen kurz vor dem Abschluss.
„Direkt verwandelt“ kommentiert das Vorgehen des DFB gegen ein Plakat im Düsseldorfer Block, dass mit „Fick dich DFB“ beschriftet war.
Extra