Magazin Review: Transparent & The Blizzard

Fußball ist das alles beherrschende Thema in den Sportmedien. Im Fernsehen kann man fast rund um die Uhr irgendein Spiel verfolgen, schlägt man den Sportteil der Tageszeitung auf, findet man Berichte noch und nöcher und die ominösen Randsportarten, fristen ein trostloses Dasein im Schatten des Sportmagnaten Fußball. Umso erstaunlicher ist es, dass es relativ wenig bekannte und qualitativ gute Printmagazine gibt. Vor über 10 Jahren nun, machten sich die 11 Freunde auf, vom kleinen Magazin, verteilt vorm Stadion, zum großen Magazin für Fußballkultur zu werden. Mit Ausdauer, Talent und Qualität wurden die Fußballfreunde zum Vorbild in der Magazinlandschaft. Nur selten schafft es ein Magazin von ganz unten, bis in den Printolymp. Erst recht im Sportbereich.

Wenn nun mal ein neues Magazin erscheint, dann hofft man insgeheim auf eine weitere Sternstunde im Sportmagazinsegment. Deshalb werde ich von Zeit einen Blick in den Magazinmarkt werfen und schauen, ob eines Tages so etwas wie Diversität auf dem Markt entsteht.

Transparent

„Transparent“ ist ein Magazin für Fußball & Fankultur und erscheint vierteljährlich in ausgewählten (Zeitschriften-)Läden oder ist über den Direktversand der Website zu beziehen. Die Philosophie des Hefts ist folgende:

TRANSPARENT – das neue Magazin für Fußball und Fankultur.Fußball bietet mehr als 90 Minuten Sport – durch eine gewachsene und beeindruckende Fankultur sind in den letzten Jahren viele Facetten hinzugekommen, auf die sich ein genauerer Blick lohnt. Im TRANSPARENT-Magazin zeigen wir deshalb den Fußball aus allen Perspektiven.

Neben den Fans kommen bei uns alle möglichen Menschen rund um den Fußball zu Wort – Spieler, Funktionäre, Journalisten. Wir zeigen den Fußball, wie er ist: vielfältig.

Besonders nahe wollen wir dabei aber den Protagonisten der Fankurven sein, den Fans und Ultras. Sie sorgen für das Leben in und um die Stadien. Dabei gibt es positive und negative Aspekte, die wir aufzeigen und kritisch hinterfragen möchten.

Im Vorwort der Ausgabe 2 erfährt man zusätzlich, dass der Slogan des Magazins „Football, Culture & Politics“ ist und dass man vor allem an dem „politisch“ arbeite. Wenn man sich erst einmal durch eben dieses etwas holprige Vorwort gekämpft hat und die stark gehäufte Verwendung des Wortes „politisch“ in diesem überstanden hat, folgen interessante, bemühte, teils gute, teils mäßige 65 Seiten Inhalt, auf Hochglanzpapier gedruckt.

Es gibt Kurzmeldungen. Einen obligatorischen Stehplatzbericht, der viele Stimmen bietet und die ein oder andere Facette der Diskussion beleuchtet, die an anderer Stelle zu kurz kommt sowie 2-3 ergänzende Texte. Einen Blick auf die unterscheidlichen Meinungen von Presse und Fußballfans. Eine Fotostrecke mit desaturierten, kontrastreichen Bildern des Ludwigspark-Stadions. Ein Stück über Frauenfußball. Ein Interview mit Jürgen Sparwasser. Dies und Jenes. Rezensionen. Eine Art Spielbericht. Ein Bandportrait. Einen wunderbaren Gastbeitrag der Ballesterer-Redakteure Jakob Rosenberg und Nicole Selmer zum Thema UEFA, dass eines der Highlights des Magazins ist.

Optisch kommt „Transparent“ irgendwie verwegen daher. Vieles wirkt improvisiert, was Bilder und Layout angeht. Die linksbündig ausgerichteten Texte und die vielen Unterstreichungen, lassen das Auge oft verwirrt zurück.

Insgesamt ein Heft mit Potenzial, was sprachlich, optisch und qualitativ nicht an die großen Vorbilder herankommt, dass dennoch die ein oder andere Überraschung bereit hält. 3,90 Euro kann man da schon mal investieren.

The Blizzard

The Blizzard ist ein englisches Magazin, dass vierteljährlich erscheint und gerade Ausgabe 6 veröffentlicht hat. Inzwischen kann man schon von einem etablierten Magazin sprechen, dass mit einer optisch einfachen, aufgeräumten Inszenierung überzeugt. Die Texte sind eher schon literarisch und bestechen durch teilweise wunderbares Englisch. Die aktuelle Ausgabe kommt auf 20 Artikel von teils kurzgeschichtenlangen Außmaßen. Doch wie kam es zu „The Blizzard“?

I’d been frustrated for some time by the constraints of the mainstream media and, in various press-rooms and bars across the world, I’d come to realise I wasn’t the only one who felt journalism as a whole was missing something, that there should be more space for more in-depth pieces, for detailed reportage, history and analysis. Was there a way, I wondered, to accommodate articles of several thousand words? Could we do something that was neither magazine nor book, but somewhere in between?

Wenn man sich die deutschen Frust-Blogger und -Twitteristi anschaut, wundert man sich, dass niemand aus dem gleichen Antrieb so ein Magazin auf die Beine gestellt bekommt. „The Blizzard“ wird als elektronische Ausgabe und als Printausgabe vertrieben. Beide Ausgaben basieren auf dem Pay-what-you-want-Prinzip, wobei es für die Printausgabe den Mindestpreis von 6 englischen Pfund gibt.

Blickt man in die aktuelle Ausgabe findet man die unterschiedlichsten Texte.

  • Brendan Rodgers outlines his football philosophy to Philippe Auclair
  • David Bartram asks if football can survive in China without a Chinese success story
  • Luis Catarino examines the origins of the great Benfica side of the 1960s
  • Tim Vickery investigates the Brazilian myth of jogo bonito
  • Karel Haring interviews Antonín Panenka about that chipped penalty
  • Iain Macintosh talks psychosis and his 20-year addiction to Football Manager

Hier ein Auszug aus Barney Ronays Bericht über das erste, echte Twitterfußballturnier – die Euro 2012.

Except, this privilege has now largely dissolved at the top level. These days everybody has access, via ever-widening blanket television coverage. The reporter has access to players, but then so does the fan at home via Twitter and via the instant news wrap of the internet. Moreover, the viewer at home and the man on the train with his mobile minute-by-minute have access to a conversation that happens beyond the grasp of the reporter urgently honing his print-deadline copy in the press box, with opinions dissected, cast aside and resurrected with fevered haste. And so the newspaper man appears bang on cue 90 minutes later, star-jumping in through the front door with his flowers and his bottle of wine, his box-fresh 900 words, just as everybody else is leaving by the back door.

Hier noch ein guter Einblick, wie die Magazinmacher ticken.

Wer gerne auch mal ein längeres Stück über Fußball liest, der englischen Sprache Herr ist und gute Geschichten liebt, sollte bei „The Blizzard“ zuschlagen.

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Die taz hat „Transparent“ ebenfalls unter die Lupe genommen.

Dank einiger gelungener Texte (sämtliche zur Stehplatzthematik) und eines guten Gespürs für Themen lässt dieses Heft darauf hoffen, dass sich in Deutschland ein weiteres Fußballmagazin etablieren kann.

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2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Den Blizzard hätten Ihr ruhig mehr hypen können. Die Themen sind originell, bestens recherchiert, zeitlos. Das ist mehr als Frustverarbeitung, das ist Qualität, wie sie m.M.n. nirgendwo geboten sonst geboten wird und vllt. auch nicht werden kann, weil der Inhalt zu wenig Mainstream, zu exotisch ist und der Sprachstil zu wenig angepasst ist. Das führt allerdings zum Glück dazu, dass jeder Artikel verschlungen wird, man dabei manchmal vergisst, dass es eigentlich „nur“ um Fußball geht und dass sich unheimlich viel von den Theorien und Geschichten ins Langzeitgedächtnis schleicht.

    • Ich stimme dir uneingeschränkt zu. Mir fällt es nur immer schwer, etwas so dermaßen über den grünen Klee zu loben! Ich hoffe es hat angeregt zu lesen und über die Ausmaße der Qualität kann sich dann jeder selber ein Bild fällen.

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