#Link11: Montag

Zu leben ist – Krieg mit Trollen
in Herzens und Hirnes Gewölb’.
Zu dichten – das ist zu halten
Gericht über sich selbst.

Dienstag ist der neue Montag. Zumindest, was die Link11 betrifft. Da wir gestern leider keinen Artikel veröffentlichen konnten, gibt es heute entsprechend viel aufzuarbeiten. Ich pendle zwischen sachlicher Bundesliga-Nachbetrachtung und den ganz großen sozialen, künstlerischen, ja, metaphysischen Fragen. Wer kümmert sich um die Rechte junger Fußballer? Ist Oliver Kahn ein Hippie geworden? Ist Arsene Wenger eher Rembrandt oder eher Ibsen? Könnte Stefan Effenberg womöglich doch kein so guter Trainer sein, obwohl er gut pöbeln kann? Macht ihn das zu einem Charles Bukowski oder zu einem Mario Barth? Was ist Langeweile? Quo vadis, deutscher Fußball?

blogundpresseschau

1. Der 21. Bundesligaspieltag bot einige Überraschungen und das rekordverdächtige Debüt von TSG-Trainer Nagelsmann. Tobias Escher bespricht die Partien HSV gegen Gladbach, Köln gegen Frankfurt und das besagte Debüt in seiner Spieltagskolumne für Spielverlagerung. Der hochgeschätzte Rasenfunk unterzieht das Fußballwochenende einer Tiefenbetrachtung.

5 Erkenntnisse zum jüngsten Bundesligatrainer aller Zeiten hat auch Benedikt Treuer gewonnen (Spox). Constantin Eckner analysiert die taktischen Kniffe des Neulings, greift dabei allerdings zu einer Headline, für die ich hiermit 1899 Stunden Twitterverbot fordere (Sport1).

2. Bayerns Routinesieg in Augsburg (wie immer kompetent analysiert von Miasanrot) wurde von der erneuten Verletzung Holger Badstubers überschattet. Dirk Gieselmann widmet sich dem „zerbrechlichen Krieger“, mit dem aktuell wohl ganz Fußballdeutschland leidet (11 Freunde).

Unerfreulich bleibt für Bayern-Unterstützer auch das Thema Katar. Wie es dort nach unzähligen Beteuerungen mittlerweile um die Bedingungen für Arbeiter steht, weiß der DeutschlandfunkSport Inside beleuchtet unter anderem den Widerspruch zwischen dem Vermarkten Hervorheben einer jüdischer Vereinstradition und Millionengeschäften mit einem stramm antisemitischen Regime. Mit O-Tönen eines gewissen A. Feuerherdt.

3. Beim BVB, der im Schongang 1:0 gegen Schlusslicht Hannover gewann, entdeckt Malte von Schwatzgelb derweil seine Liebe für die Langweile. Und die könnte man in Dortmund auch sicher genießen – gäbe es da nicht die Nazischläger von der „Borussenfront“.

4. Dem deutschen Fußball stehen derweil im Zuge ihrer Premier League Fixierung zukünftigen Konkurrenzfähigkeit einschneidende Reformen bevor (Sport1). Jens Kirschneck, im Fußballkulturmodus, alb-träumt währenddessen von einer Horrorzukunft, in der es nur noch Werks- und Konzernvereine gibt (11 Freunde).

5. 

»Wenn wir Fußball darauf reduzieren, dass nur das Gewinnen, das Zählbare etwas wert ist, verleugnen wir seine wirkliche Funktion, nämlich die Vermittlung von Spaß, Identifikation, Emotion und Lebensfreude.«

Klingt vernünftig, oder? Welcher Ex-Profi das gesagt hat, dürften trotzdem nur die wenigsten erraten (Welt).

6. Europas Fußballligen sind für junge afrikanische Talente schon länger ein Symbol der Hoffnung, endlich den Lebensverhältnissen der Heimat entfliehen zu können. Leider schlagen Betrüger immer häufiger Kapital aus dieser Hoffnung. Meist mit verheerenden Folgen. Doch auch europäische Clubs bedienen sich rücksichtslos auf dem billigen afrikanischen Markt. Dabei hat die FIFA Regeln, die genau das verhindern sollen. Eigentlich (ZDF).

Unfassbar erscheint auch die Geschichte von Cristian Manea. Eigentlich sollte das rumänische Talent beim FC Chelsea spielen – welchem Club, bzw. welcher privatwirtschaftlichen Drittpartei er mittlerweile wirklich gehört, ist kaum mehr nachvollziehbar. Costin Ştucan taucht in ein Geflecht aus korrupten Agenten, Steueroasen, Betrug und profitgierigen Nationalhelden ein. Einen besseren Wirtschaftsthriller werdet ihr so schnell nicht lesen (Futbolgrad).

7. Stefan Effenberg steht, ungeachtet der Tatsache, dass er ein Meister im Geben aggressiv-respektloser Interviews ist, als Trainer des SC Paderborn vor dem Aus. Aktives Abseits fasst die Lage des müden Tigers zusammen.

8. 

»Ein Team aus 11 Zidanes würde dich jederzeit fertig machen – aber ein Team aus 10 Nevilles und einem Rivaldo könnte das auch.«

Ein Zitat, das zwingend nach einer Analyse unter Zuhilfenahme von zwei bis acht Gläsern Bier verlangt, finde ich. So oder so, Rivaldo war eine der schillerndsten Fußballfiguren der Jahrtausendwende. These Football Times, mit bildhübschem neuen Langtext-Format, huldigt einem der großen Fiesling-Genies des europäischen und südamerikanischen Fußballs.

9. Knapp 20 Jahre und über 1000 Spiele als Coach. Arsene Wenger ist das Urgestein der Premier League. Doch längst sind nicht mehr alle davon überzeugt, dass der große Feingeist des FC Arsenal sein Spätwerk mit einem Titel zu krönen vermag. Jonathan Wilson fragt: Ist Wenger am Ende nur ein Sturkopf, der sich nicht mehr entwickeln mag oder doch ein Altmeister, der rechtzeitig zu sich selbst findet? Großartig (Guardian)!

10. Mit Kater zum Spiel, dann folgt ein 90-minütiges Grätschenmassaker, nach dem Spiel setzt es Backenfutter. Wahrlich, der Ruf des Amateurfußballs könnte besser sein. Doch ist er gerechtfertigt? Der Tagesspiegel hat ein datenaffines Journalistenteam in die Berliner Hobbyfußball-Szene entsandt, um den 6 gängigsten Klischees auf den Grund zu gehen. Herausgekommen ist mit dem „Blutgrätschen-Report“ eine in jeder Hinsicht gelungene Reportage. Hach. Schön.

11. Nur ein Trailer zu den TV-Austrahlungen der uruguayischen Primera División. Es gibt eben Promo – und es gibt Promo.

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Field Reporter

»Wir spielen nicht Monopoly, wenn wir aufsteigen. Wenn wir jedoch einen begabten jungen Spieler finden, dessen Marktwert sich noch erhöhen lässt, sind wir auch bereit, eine entsprechende Ablöse zu zahlen. Aber nicht für ältere Spieler. Wir brauchen ein organisches Wachstum.«

Ralf Rangnick denkt in Assets, nicht in Hotels (FAZ). Michael Horeni entlockte Leipzigs Trainer einige Schmankerl dazu, was von RB in der Bundesliga zu erwarten ist.

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von Freitag: Heinz-Josef „Jupp“ Koitka wurde 64)

Mixed Zone
HamWolfsburg: Klaus Allofs macht sich noch keine Sorgen. Stefan Osterhaus schon (NZZ).  + + + Paradigmenwechsel: Ist Heinz Müller der neue Bosman? Oder gar mehr (Welt)? + + + Gelsenkirchen: Matip wechselt abslösefrei. Die SZ kritisiert Heldt, Hassanscorner dankt dem Spieler + + + Gigantisch: Barca zerlegt Vigo (Messi! Trickelfmeter! Frechheit?!) (Laola) + + + Dummheit des Jahres: PSG suspendiert Verteidiger Aurier. Zurecht. (Spiegel) + + + Niederlande: Spielmanipulation aufgedeckt (RevierSport)

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