#Link11: Beckendaum, Blattini & Pep Jobs

„Trotzt“ man dem Terrorismus wirklich am ehesten dadurch, dass man sich seine Existenz jederzeit und an jedem Ort (ungewollt) bewusst macht? Wo hört das „Vergegenwärtigen“ auf, wo fängt ein sich dem Paranoiden annäherndes „VerALLgegenwärtigen“ an? An welcher Position dieser nur vermeintlichen Gleichung kann der Fußball überhaupt eine positive Kraft beim Erhalt dessen sein, was es doch unbedingt zu erhalten gilt? Und wer lässt überhaupt den Terror in unseren Alltag: Der Terror sich selbst oder „wir“?

Hat ein Fußballtrainer „Erfolg“, wenn seine Mannschaft ein Uhrwerk geworden ist, das genau so wie er tickt – oder doch eher, wenn er Erfolg hat?

Wer lebt am wenigsten in der gegenwärtigen Realität, Sepp Blatter, Michel Platini oder Franz Beckenbauer?

All diese und weitere bohrende Frage beantwortet (hoffentlich) die heutige Link11.

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1. Der VfB Stuttgart hat nach etwas mehr als einem Drittel der Saison Trainer Alexander Zorniger entlassen. Friedhelm Funkel Ein Nachfolger ist noch nicht präsentiert worden. Seine katastrophalen Ergebnisse rechtfertigen wohl diesen frühen Schritt. Für einen in Zanklaune befindlichen Oliver Fritsch ist Zorniger jedoch nicht nur zurecht entlassen worden, sondern auch das Symbol eines taktischen Missverständnisses im deutschen Fußball (Zeit). Für Christoph Ruf ist Zorniger auch an seiner Art zu Kommunizieren gescheitert (Spiegel). Auch Felix Götz macht beim scheidenden Coach zumindest eine gewisse Starrköpfigkeit im Bezug auf seinen Spielstil aus (Spox). Der Vertikalpass, angefressen, nimmt Zorniger nicht in Schutz, sagt aber vor allem: Der VfB ist untrainierbar! Auch Christian Prechtl zeichnet ein großes Bild und weiß, von wo der Fisch bekanntermaßen stinkt.

2. Alles wie immer: Bayer Leverkusen hat gegen den vermeintlich „leichten“ Gegner seiner Champions-League Gruppe zumindest teil-versagt. Aber solche internationalen Ergebnisse und die Stagnation, deren Ausdruck sie sind, gehören längst zur Leverkusener DNA, schreibt Sven Goldmann im Tagesspiegel. Jan Reinold gibt im Kicker die einfache Antwort auf die Frage, was die Werkself für das zum Weiterkommen nun unabdingbare Wunder gegen Barca benötigt (Kicker). SPOILER: „Es“ schießt viele Tore und tanzt einen formschönen Schuhplattler.

Momo Akhondi sagte dagegen schon vor einigen Tagen, dass Roger Schmidt keinen „Plan B“ benötige und ein konsequentes Gegenpressing nichts mit mangelnder Kreativität, sondern viel eher etwas mit Effizienz zu tun habe (RP Online).

3. Der FC Bayern schwebte selbst in Unterzahl quasi ohne Reibung über Olympiakos hinweg, wie Muhammed Ali vermutlich über Axel Schulz hinweggeschwebt wäre, hätten sie sich je im Ring gegenübergestanden. Für Christoph Leihschwitz ist Guardiolas Team schon fast zu gut, um sich nur noch auf das nächste Spiel zu konzentrieren (Spiegel).

Ob der Architekt unter anderem dieses Erfolges aber dem Verein erhalten bleibt, das bleibt ein großes Rätsel. Guardiola-Biograph Martí Perarnau gewährt im Interview mit der Neuen Züricher Zeitung zumindest einige Einblicke darüber, wie der Steve Jobs des Weltfußballs tickt.

4. Sepp Blatter und Michel Platini stehen vor dem lebenslangen Ausschluss aus der FIFA (Spiegel). Der Grund: Bestechung. Zumindest Ersterer will die selbst eingesetzte Ethikkommission nun austricksen, um ihre möglichen Schritte gegen ihn zu umgehen. Tim Röhn erklärt, wie (Welt).

5.

Mats Hummels reagierte nach der neuerlichen harten Kritik an seiner Person auf Twitter zuletzt gereizt. Die darauf folgenden Reaktionen ließen im Gros vermuten: So darf sich ein Fußballspieler nicht öffentlich äußern. Kollege Ilkay Gündogan setzte Hummels‘ Worte später im Gespräch mit Sport1 in einen Kontext und ließ sie damit meiner Ansicht nach deutlich verständlicher erscheinen. Ob Gündogan selbst derweil wieder ganz der Alte oder doch eher ein sehr guter Neuer ist, beantwortet Lars Pollmann anhand einiger Statistiken (Bleacher Report).  

6. Der Terror von Paris löste auch im Fußball großes Mitgefühl aus. Geht es jedoch um Handlungsoptionen, die es aus besagtem Terror abzuleiten gilt, regiert die Härte. Der Sport ist als potenzielles Anschlagsziel längst zu einem Symbol europäischer „Stärke“ geworden. Michael Ashelm und Anno Hecker fürchten sich vor zu Trutzburgen umfunktionierten deutschen Stadien (FAZ). Frankreich „trotze“ derweil dem Terror mit Public Viewing bei der kommenden Euro 2016, schreibt die FAZ. Passt.

7.Apropos europäische Trutzburgen: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Hasan Ismaik, jordanischer Geschäftsmann und eiserner Regent bei 1860 München, ebendiesem Vorzeigeobjekt chaotischer Vereinsführung trotz dringlicherer Themen eine solche bauen will. Am Ende ist eben doch Globalisierung (SZ).

8.

»Ich freue mich, dass ich endlich mal wieder hier bin und mit vernünftigen Menschen über Fußball sprechen kann!« (Quelle: Franz Beckenbauer bei SKY)

Nach seinem vielsangenden Interview mit der Süddeutschen hatte Franz Beckenbauer vorgestern bei seinem Arbeitgeber Sky die Gelegenheit, noch einmal eine abgerundete Version seiner Aussagen zu präsentieren. Die Formulierung „reines Gewissen“ fiel (Welt). Nach einer Einspielung des Gesprächs mit Patrick Wasserziehr gab der Mann der keine Sklaven gesehen hat dann sein Comeback in einer Talkrunde anlässlich des gestrigen CL-Spieltages. Tosender Applaus aus dem Zuschauerraum. Franz hat seine Schuldigkeit getan.
Passend dazu: Mario Nowak mit einem schönen Kommentar über das Unbehagen, das Idole bei uns auslösen sollten (Flankengötter).

9. Als ich noch ein Kind war, hatte ich feinsäuberlich „Romario“ und „Ronaldo“ mit einem dünnen Filzstift auf die Rücken zweier Stürmer meines Tischkickers geschrieben. Shazil Lone hat dem Sturmduo meines Lebens und seiner glohrreichen Saison 1997 eine lesenswerte Nacherzählung gewidmet(These Football Times). Hach.

10. Noch weiter in der Vergangenheit: Die 1960er waren (auch) die Ära von Helenio Herrera, einer der schillerndsten und zugleich streitbarsten Trainerpersönlichkeiten „alter“ Schule. Der ehemalige Barca und Inter Coach hat unter anderem Späße wie den catenaccio oder Trainingslager mitzuverantworten und bekommt seine verdiente Würdigung von Thore Haugstad (20 Minute Reads).

11. 

»[clubs] are a mobile-first media organisation«

Zurück im Hier und Jetzt, aus dem dieses Zitat von Richard Arnold, Managing Director von Manchester United, stammt. The False 9 greift es auf und spinnt daraus eine Zukunftsvision von Fußball als globalem Dorf Digitalmarktplatz, auf dem die Grenzen zwischen einzelnen Akteuren zunehmend verschwinden.

 

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