#Link11: Schlunz

Die neue Saison läuft. Und doch fühlt es sich für mich als Leser diverser Sportteile so an, als seien noch gewisse Rückstände (auch: Restmenge oder „Schlunz“) von Sommerpausenjournalismus am Boden des halbvollen Glases namens „Saison 15/16“ zu finden. (Vorwürfe, das Wort „Schlunz“ nur benutzt zu haben, weil mir sein Klang gefällt, weise ich an dieser Stelle vehement zurück.) So gab es bereits nach dem ersten Spieltag eine solche Vielzahl von „Analysen“ über den neuen Wundertrainer Thomas Tuchel, man könnte auf den Gedanken kommen, der BVB sei der einzige Verein in der Bundesliga. Von den luftigen Transfer“sagen“ um de Bruyne oder Müller möchte ich gar nicht erst anfangen.

Doch genug davon. Es gibt auch heute eine Reihe spannender Buch- und Podcastempfehlungen, bemerkenswerte Interviews, einen Blick in die Hinterzimmer der FIFA, Fakten zu den Finanzen deutscher Erstligisten und das Ende (?) eines geflügelten Fußball-Sprichwortes.

blogundpresseschau

1. Wir beginnen dennoch in Dortmund. Dann haben wir es hinter uns: Der BVB ist endlich in der neuen Saison angekommen. 3 zum Teil kurios verteidigte Gegentore sorgten in der gestrigen EL-Quali Partie gegen die Norweger von Odds BK bereits nach 22. Minuten für einen deutlichen Rückstand. Am Ende stand dank bewahrter Ruhe und einer verlässlichen Offensive um Gündogan und Kagawa ein 4:3 Sieg zu Buche. Diverse Arien über die tuchel’sche Trainerperfektion dürften nun aber zumindest für die kommenden 3 Tage verstummen.

Die Tore zum gestrigen Spektakel könnt ihr hier noch einmal anschauen. Einen Kurzbericht zum Spiel liefert Any Given Weekend, wobei es dieser Tweet von Dortmunds vorherigem Quali-Gegner aus Österreich wohl bereits auf den Punkt bringt:

Die Tickethotline des BVB genießt Legendenstatus unter seinen Fans, allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne, denn eine Karte für Heimspiele im Westfalenstadion zu bekommen, ist schwerer als eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Schwatzgelb Autor Denis hat dem Passierschein A38 unter den Telefonaten eine zärtliche Liebeserklärung gewidmet.

2. Ein Kenner der norwegischen Liga ist Ex-US-Nationaltrainer Bob Bradley. Der Coach des Erstligisten Stabæk gibt Charlie Hatch ein Interview über besagte Liga, die Lage des amerikanischen Fußballs und seinen ersten Trainerjob im zarten Alten von 22 Jahren (8by8).

3.

»Wenn sie sich von der Freundin trennen oder sich verletzen, Olaf Gerhardt hat ein offenes Ohr. »Fußball ist schnelllebig«, sagt er. Shawn Parker vom FC Augsburg habe er vor Kurzem noch im Trainingslager gesehen. Eine Woche danach rief er an: »Olaf, ich bin im Krankenhaus, wieder verletzt, Kreuzbandriss. Mach mal das Datenvolumen hoch.«

Olaf Gerhardt versorgt einen Großteil der Bundesligaspieler mit Smartphones, günstigen Mobilfunkverträgen oder Kühlschränken. Anrufen können ihn seine „VIP-Klienten“ laut eigener Aussage auch mitten in der Nacht. Tobias Zwior geht für 11 Freunde der Frage nach, wie der umtriebige „Handy-Dealer“ in den Dunstkreis der Fußballprofis gelangte.

4. Wenn wir, wie in den letzten Wochen und Monaten häufig geschehen, über das „System FIFA“ sprechen, müssten wir laut Andrea Böhm eigentlich auch vom „System Ahmed al-Fahad al-Sabah“ sprechen. Der Scheich und Präsident des kuwaitischen Fußballverbandes sei ein Mann zahlreicher Ämter und noch zahlreicherer Hinterzimmergespräche. Die Wahl des neuen FIFA-Präsidenten führe nur über ihn. Wer dieser stille Strippenzieher der großen Sportverbände ist, erfahrt ihr bei der Zeit.

5. Gestern befand sich ein interessanter Artikel in der #Link11, der die Beobachtung machte, Fußballvereine distanzierten sich zusehends von der Sportpresse. Ähnliche Beobachtungen machte während der Sommerpause schon Reinhard Rehberg im Trainingslager von Mainz 05. Er beklagte sich „damals“ über die „kontrollierte Gleichmacherei“ der Vereine (Rhein Main Presse).

Dass spannende Interviews mit nicht ganz erwartbaren Antworten dennoch möglich sind, beweisen Christoph Biermann und ein gut aufgelegter Lucien Favre bei den 11 Freunden. Sehr unterhaltsam!

6. Zu den anstrengendsten Begleiterscheinungen des Fußballzirkus zählt für mich die aufgeregte Berichterstattung über Transfers und Nicht-Transfers. Und wir haben es noch nicht geschafft – das Transferfenster ist bis einschließlich 31. August geöffnet. Grund genug, mal einen Blick auf die Typologie von Fußballtransfers zu werfen. Vom untreuen Jungstar bis zum Verstoßenen (SZ).

Ein besonders nerviger Faktor im alljährlichen Transfertheater ist das (angebliche) Werben Manchester Uniteds um, wenn man es genau nimmt, jeden Fußballer eines Marktwertes über 20 Mio. €. In diesem Sommer ist Thomas Müller einer von vielen Dauerkandidaten – gewechselt ist jedoch auch er noch immer nicht. Philipp Ohnesorge hat Mitleid mit United Manager van Gaal und gibt ihm daher ein paar Tipps, wie es doch noch mit dem großen Coup klappt (11 Freunde).

8. Noch vor wenigen Wochen galt der FC Barcelona als das Nonplusultra der Fußballwelt. Doch nach zuletzt lustlosen Auftritten samt zahlreicher Gegentore hängt beim Branchenprimus der Haussegen schief. Thomas Gaber benennt die Krisenherde der Blaugrana bei Spox.

9. Christoph Schröder ist Literaturkritiker und Amateurschiedsrichter mit Leib und Seele. Gleich zwei „Problemberufe“ die das Potenzial für interessante Schwänke und Beobachtungen bieten. Gut, dass Schröder sie in einem Buch niedergeschrieben hat. FumS hat einige Stellen aus „Ich pfeife!“ zitiert.

10. 

»Das Verbandsrecht tut sich schwer mit der Vereinbarkeit zum Aktien- und Wettbewerbsrecht. Wir müssen immer nach Kompromissen suchen, um den Wettbewerb für alle möglichst lange ausgeglichen zu gestalten. Das könnte man als Rückzugsgefecht bezeichnen, aber ich bin dafür, dieses Gefecht so lange wie möglich zu führen.«

Axel Hellmann, Finanzvorstand der Frankfurter Eintracht, sprach mit Nicole Selmer in der letzten Woche über 50+1, Mehrfachbeteiligungen an Fußballclubs und warum für VW Sonderregeln in genau dieser Frage gelten (Ballesterer). Taufrisch ist dagegen der neue Eintracht Podcast, in dem ausführlich über unter anderem Marketingdeals in der Bundesliga und Kevin Großkreutz gesprochen wird. Ergänzend zu Ersterem (ebenfalls eine Empfehlung der Herren Podcaster!): Die Verteilung der Fernsehgelder in der kommenden Spielzeit bei Fussball-Geld.de.

11.But can he do it on a cold rainy night in Stoke?“ ist ein unter Fußballfans geflügelter Satz, mit dem man andeutet, jemand sei ein „Schönspieler“. Der Satz verdeutlicht perfekt, welches Image dem Premier League Club anlastet: Lange Bälle, weite Einwürfe, Robert Huth. Doch der Stoke City FC hat sich gewandelt, Spieler wie Bojan, Arnautovic oder Shaqiri prägen (zukünftig) den Fußball des Clubs. Für James Whittaker ist der gute Saisonstart der „Potters“ deshalb keine Überraschung (ESPN).

Geburtstagskind des Tages

(Auflösung von gestern: Joshua Kennedy wurde 33)

Nachtrag
In der gestrigen #Link11 befand sich unter anderem ein Link, in dem es um den FC St. Pauli ging, der das Logo von RB Leipzig von seiner Website löschte. Bildblog fand nun heraus: Das geschah wohl schon vor einigen Monaten.

Meist geklickter Link gestern
Skrupellose Methoden von BILD-Reportern im Umgang mit schwerverletzten Fußballern beim BildBlog

Field Reporter

»Der Verein versteht sich nicht als kleiner Verein mit großem Potenzial, sondern als großer Verein mit großer Geschichte. Am Stadion steht eine Statue von Heinz Krügel, dem Trainer der Europapokalsieger von 1974. Noch heute halten die Fans dort an und fotografieren sich mit dem Denkmal.«

Die dritte Bundesliga der Herren ist gut gefüllt mit ostdeutschen Vereinen. Marco Betram erzählt Fabian Scheler von der „Bundesliga des Ostens“ und einem neuen Selbstvertrauen in den „neuen“ Bundesländern, das viel mit einem ganz speziellen Verein zu tun hat (Zeit).

Mixed Zone
Hamburg: Uwe Seeler macht sich Sorgen.  + + + Burnley: Gute Schulnoten gegen Tickets – eine schöne Idee (Burnley FC Community) + + + Kaiserslautern: Der Betze brennt im Interview mit FCK-Legende Udo Scholz + + + München: Die Leiden des jungen T. (Welt) + + + München2/Frankfurt: Eine Ode an Wolfgang Kraus (Miasanrot) + + + München 3: Robben fühlt mit Ribery (Goal) + + + Berlin: Hertha hat einen neuen Hoffnungsträger (Tagesspiegel) + + + Dinner for 22: Die spanische Liga trägt zukünftig auch an Silvester Spiele aus (FAZ)

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