#Link11: Mit allen Wassern gewaschen

Auch Montserrat hat eine Stimme, die gehört werden will. Sepp Blatter gefällt das und er weiß, wie und vor allem wo man Überzeugungsarbeit leisten muss. Diese Link11 ist sehr Fifa-lastig, ich konnte nicht anders in Anbetracht der bevorstehenden Wahl. Darüber hinaus wartet die Link11 mit Trainerrücktrittskapriolen, absurden Aufstiegsspielen und einer Huldigung an einen prägenden Fußballer auf. Und Europa League ist auch noch.

blogundpresseschau

1.Thomas Schaaf tritt von seinem Traineramt bei Eintracht Frankfurt zurück. Besser gesagt, er scheint gegangen worden zu sein. Trotz Erreichen des Saisonziels gab es anscheinend intern anhaltend Kritik an seiner Person, die Schaaf zum Rücktritt bewegte (SZ). Als Grund nennt Schaaf in seiner offiziellen Mitteilung die Berichterstattung der Medien – was Eintracht Inside nicht nachvollziehen kann. Stefan Krieger sieht den, in seinen Augen unrühmlichen Abgang, auch als Zeichen des nachlassenden Einflusses von Schaaf-Befürworter Heribert Bruchhagen im Verein (Blog-G). Der Tödliche Pass ist hingegen der Meinung, dass Schaaf richtig gehandelt hat, nachdem zuvor Interna bewusst an die Medien weitergegeben und seine Nachfolge bereits öffentlich diskutiert wurde. Kicker-Chefredakteur Rainer Franzke sieht Schaaf gar als „Mobbing-Opfer“.

2. Was die Relegationsspiele in der Bundesliga, das sind für Viertligisten die berüchtigten Spiele um den Aufstieg in Liga 3. Die Meister der Regionalligen müssen in KO-Spielen auskungeln, wer demnächst drittklassig spielen darf. Für alle Beteiligten ein nervenaufreibender Vorgang. Carsten Pilger hat drei Wünsche für seinen FC Saarbrücken in den Spielen gegen die Würzburger Kickers. Das FC Magdeburg-Blog führt noch einmal die Absurdität der durch die Aufstiegsspiele verlängerten Saison vor Augen. Ein Ausblick auf die Begegnung Offenbach – Magdeburg findet sich bei Rot & Weiß, eine Offenbach-Magdeburg-Koproduktion. Mit Ausnahme des Spiels Werder II – Gladbach II werden die Partien im Free-TV übertragen bzw. gestreamt.

3. Xavis Zeit im Trikot des FC Barcelona geht zu Ende. Nach dem Saisonende entschwindet er nach Katar. Grund genug, noch einmal einen genaueren Blick auf seine Karriere zu werfen. The Whitehouse Address hat ihm ein Porträt gewidmet und sieht ihn als den Schlüsselspieler des vergangenen Jahrzehnts. Er war der spielerische Kopf der spanischen EM-Sieger 2008, die nicht auf Kraft und Athletik vertrauten sondern spielerische Elemente in den Vordergrund stellten. Xavi war es auch, der als wichtiger Baustein in Pep Guardiolas Barcelona mit seinem Team Europas Fußball dominierte und einen neuen Spielstil prägte.

4. Wer den Niedergang eines Verein beobachten möchte, der muss nach München zum TSV 1860 schauen. Ganz egal, wie die Relegationsspiele um den Verbleib in Liga 2 ausgehen – es ist viel kaputt gegangen im Verein. Das hat mit der Uneinigkeit zwischen Verein und Geldgeber, aber vor allem mit der dadurch bedingten katastrophalen Personalpolitik zu tun (SZ).

5. Da war doch noch was? Richtig, heute ist Finaltag in der Europa League. Dnjepr Dnjepropetrowsk gegen den FC Sevilla in Warschau. Es geht im Übrigen nicht nur um einen Pokal und ein Preisgeld sondern auch um einen Startplatz in der Champions League. Die Sportschau mit den Fakten zum Spiel. Dem ukrainischen Klub und seinem Besitzer widmet sich die taz. Juande Ramos, der bereits beide Finalteilnehmer trainierte, liefert seine Einschätzung im Interview bei 11freunde.

6. Der VfL Wolfsburg hat die Saison zurecht auf Platz 2 beendet. Vor allem zu Beginn der Rückrunde war das Hecking-Team konstant erfolgreich. Die VW-Millionen, mit denen das aktuelle Team finanziert wurde, sind dieser Entwicklung nicht abträglich. Betrachtet man nur die Einnahmen/Ausgaben-Situation der Wölfe, operiert der Verein über seinen Möglichkeiten. Nicht zu vergessen, die vielen versenkten Millionen für Transfers seit der Meisterschaft unter Felix Magath. Schwatzgelb hat sich Einnahmen und Ausgaben im Vergleich zu anderen Mannschaften, nicht ohne kritische Seitenhiebe, angesehen.

7. Sepp Blatter hat die Zeichen der Zeit verstanden. Alles sieht danach aus, als würde er am 29. Mai wiedergewählt werden. Ein Grund dafür könnte sein, dass Blatter versteht, wen er als Verbündeten braucht. Simon Kuper sieht in seinem Text für die Financial Times genau das in den WM-Vergaben an Russland und Katar. Blatter-Herausforderer Prinz Ali Bin Al Hussein machte indes ein unmoralisches Angebot publik, das u.a. 47 Stimmen bei der Präsidentschaftswahl umfasste (SPON).

Sepp Blatter hält sich aus dem Gröbsten heraus. Heute morgen wurden in Zürich mehrere Fifa-Funktionäre aufgrund von Bestechungsvorwürfen in Millionenhöhe festgenommen. Um wen es sich dabei handelt, weiß die New York Times, der Fifa-Präsident soll nicht darunter sein – erste Informationen liefert u.a. die FAZ. Um 11 Uhr hat die Fifa eine Pressekonferenz anberaumt, die live übertragen wird.

8. Wie kann man der Fifa überhaupt noch schaden? Vermutlich nur, wenn man ihr ans Portemonnaie geht. Das Geld stammt von Großsponsoren, die sich im Glanz der WM-Turniere sonnen. Eine Reihe von Werbeanzeigen weist derzeit aber auch auf die andere Seite hin – die Ausbeutung, die durch ein Fifa-Sponsoring indirekt unterstützt wird. Einige der kreativen Motive bei distractify. Unter den Großsponsoren findet sich auch adidas. Der Sportartikelhersteller stellt sich nach außen als nachhaltiges Unternehmen und guter Arbeitgeber dar. Die Mitarbeiter sehen das anders – angefangen bei unbezahlter Mehrarbeit und unbezahltem Bereitschaftsdienst. In einem langen Text dokumentiert die Zeit die schlechten Arbeitsbedingungen bei adidas und stützt sich dabei auf die Aussagen von Mitarbeitern, die sich an die Öffentlichkeit trauen.

9. Und nochmal die Fifa. Das wichtigste Machtinstrument des Sepp Blatter sind die zahlreichen Zuwendungen, von denen vor allem die kleinsten Verbände profitieren, was Sepp Blatter wiederum deren Stimmen sichert, was wiederum seine Wiederwahl sichert. Die Fifa-Milliarden werden über diverse Töpfe und Förderprogramme verteilt – die wichtigsten davon hat sich der Tagesanzeiger vorgenommen – visualisiert nach Land und mit ein paar Erläuterungen, warum diese Zuwendungen einerseits nötig sind, sie aber andererseits immer wieder versickern. Sehr anschaulich.

10. Sport und Politik dürfen nicht vermischt werden! Ein Ausspruch, den man hierzulande allzu oft hört und der einem Vergleich mit der Realität meist nicht standhält. In Israel ist die Situation etwas anders gelagert. Dort hat nahezu jeder Klub auch eine politische Bedeutung. Dort gibt es sie noch, die Arbeiterklubs, aber auch Beitar Jerusalem, eine Mannschaft, deren Fanszene man als ultrarechts bezeichnen kann und die bei unpassenden, sprich muslimischen, Neuzugängen schon mal einen Brand in der Geschäftsstelle legt (Neues Deutschland).

11. Zum Abschluss der Link11 ein bisschen Meta-Ebene: mit Spielberichten ist es ja so eine Sache. Oft klingt das, was man so als Spielbericht liest, sich sehr ähnlich. Ein und dieselben Worthülsen geben sich die Klinke in die Hand. Wieso nicht das Ganze automatisieren? Die Frage ist überflüssig, der automatische Spielbericht ist schon Wirklichkeit – z.B. hier. Timo Stein beim Cicero mit seinen Gedanken zum Roboterjournalismus, der seiner Meinung nach nur stattfinden kann, weil die von Menschenhand geschriebenen Texte nicht besser sind.

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