#Link11: Chaostheorie

Der deutsche Vereinsfußball befindet sich in einer Phase der Veränderung. Das betrifft sowohl die Art, mit der Fußballvereine geführt werden, als auch die veränderten Erwartungen, die damit einhergehen. Nicht nur Bayern München ist neben seinem Dasein als Sportmannschaft vor allem ein höchst professionell geführter, internationaler Konzern. Und Konzerne stehen – wie wir alle wissen – nicht sonderlich auf Überraschungen. Denn es geht um viel Geld, das sicher investiert werden möchte. Max Eberl sagte kürzlich, Fußball sei für einen Manager zu „80 % planbar“. Eine realistisch anmutende Einschätzung. Nach Spielen wie dem gestrigen Duell Bayern Münchens mit dem FC Barcelona sollten wir uns jedoch in Erinnerung rufen, dass die laut Eberl nicht planbaren 20 % des Fußballs zum großen Teil auf dem Platz stattfinden, dort, wo es am wenigsten gelingt, den Chaosfaktor Mensch auszuklammern. Und mal ehrlich: Genau das macht doch den Spaß aus, oder?

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1. Nun ist es also passiert: Der ist FC Bayern trotz anders lautender Zielvorgaben aus der Champions League ausgeschieden. Wie zu erwarten war, hätten die meisten Zuschauer es nach dem Spiel besser gemacht, als Pep Guardiola (Sport1). Offenbar haben die vergangenen Leistungen des Clubs bei einigen Betrachtern den Wunsch nach einem vollständig determinierten Spiel ausgelöst. Der mag fehlgeleitet sein – sollte vom FC Bayern jedoch als Lob aufgefasst werden. Wie weh dem Club das vieldiskutierte Fehlen von Robben, Alaba und Ribery tut, belegt Philipp Reich mit einigen Zahlen und Fakten (Watson).

Thomas Müller ist immer fit und lieferte gestern ein gutes Spiel ab – wie meist unter Guardiola. Oliver Fritsch meint trotzdem: Taktik-Chaot Müller und Kontrollfreak Pep – das sind Gegensätze (Zeit). Oliver Bierhoff nimmt derweil Mario Götze in Schutz, wie es sonst nur Löwenmütter tun (11 Freunde).

2. Der SV Darmstadt 98 ist im Begriff, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen (Spiegel). Zeit, sich mit dem waschechten Fußballzwerg zu beschäftigen, dessen Trainer Dirk Schuster sagt:

„Wir haben in der Bundesliga nichts verloren!“

(Welt)

3. Bei Schalke 04 dreht sich weiter alles um die abrupte Trennung von Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam. Den anfälligen wie eigenwilligen Boateng als Führungsspieler zu verpflichten, war von Beginn an ein Fehler, schreibt Lutz Wöckener. Boateng seien zunächst die Ambitionen der Vereinsführung aufgebürdet worden – nun habe man ihn geopfert (Welt). Die Spielergewerkschaft rät Boateng indes, den Noch-Arbeitgeber zu verklagen (Welt). Der ebenfalls suspendierte Marco Höger dürfte darauf wohl verzichten. Ihm winkt ein neuer Vertrag (Goal). Das werden sicher interessante Verhandlungen…  Schalkes Fans kommentieren das Chaos auf und abseits des Platzes beim nächsten Heimspiel mit Schweigen (Ruhrbarone).

4. Die deutsche U-17 Nationalmannschaft sorgt weiter für Furore bei der Europameisterschaft in Bulgarien. Das Team um den Dortmunder Felix Passlack bezwang Tschechien souverän mit 4:0 (Spiegel). Den zweimaligen Torschützen Passlack hat Constantin Eckner etwas genauer unter die Lupe genommen (Spielverlagerung).

5. Zum Aufstieg geprügelt? Der SV Altenessen II scheint dieser eine, ganz bestimmte Kreisligaverein zu sein, den wir alle kennen. Ihr wisst schon. Diese Sorte Verein, zu dessen Auswärtsspielen du deinen muskelbepackten Cousin als Unterstützung mit nimmst, weil du sonst um dein Leben fürchten musst. Besagte Cousins scheinen der Liga-Konkurrenz leider ausgegangen zu sein – weshalb die Duelle mit den vermeintlichen Schlägern seit nunmehr 2 Monaten boykottiert (und als Siege für Altenessen gewertet) werden (Spiegel). Klingt nach einer todsicheren Siegestaktik. Ruft mal jemand Pep Guardiola an?

6. Ali gegen Foreman, Powell gegen Lewis… Messi gegen Ronaldo? Zuletzt ging vor acht Jahren ein Weltfußballer-Titel nicht an einen der Beiden. Dirk Gieselmann wird Angst und Bange ob der schier unglaublichen Überlegenheit der beiden Ausnahmeathleten. Denn er weiß, dass die Sportgeschichte mit Duellen dieser Gewichtsklasse nicht gerade spendabel umgeht (11 Freunde). Wird demnächst früher alles besser gewesen sein?

7. Einige werden vermutlich am Rande mitbekommen haben, dass kürzlich ein polnischer Ultra bei Auseinandersetzungen mit der Polizei ums Leben gekommen ist. Radoslaw Zak arbeitet die Hintergründe zum Tod Dawid Dziedzics für Ballesterer auf.

8. Auch bei Eintracht Frankfurt klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Realität. Das schreibt zumindest Björn Wisker. Der Verein selbst sehe das Abschneiden in der Bundesliga und die Art seines Zustandekommens offenbar nicht so kritisch und arbeite sich lieber an vermeintlich böswilligen Journalisten ab. Als eher trockener Charakter wurde Eintracht-Coach Thomas Schaaf früher einmal (unter anderem von Journalisten) gefeiert. Diese Zeiten sind nun offenbar vorbei. Schaafs einsilbige Art könne ihm in Frankfurt zum Verhängnis werden, schreibt (abermals) Dirk Gieselmann (11 Freunde).

9. Der Rubel rollt im europäischen Vereinsfußball vor allem in der Champions League. Benny Semmler wirft einige beeindruckende Zahlen in den Raum: So verdiene allein die Berliner Tourismus-Branche ca. 21 Mio. € mit dem Endspiel der Königsklasse (Blog trifft Ball). Dass Einnahmen freilich nur eine Seite der Medaille sind, verdeutlicht Jonathan Sachse. Er zeichnet das Bild einer steuerfinanzierten Luxusparty für Ehrengäste. Und nennt ebenfalls beeindruckende Zahlen (correct!v).

10. Die Berichte über Auseinandersetzungen zwischen (linken) Ultras und (rechten) Hools im Umfeld des SV Werder sind nicht neu. Zuletzt wurde der interne Konflikte der Bremer Fanszene beim Derby gegen den HSV überdeutlich. Nach einem kräftezehrenden inneren Konflikt und 5 Festnahmen nebst Hausdurchsuchungen (Kreiszeitung) geht nun auch die Bremer Polizei davon aus: Wenn Neonazis links Ultras attackieren, liegt ein politisches Tatmotiv vor (Spiegel). André Anchuelo klagt an, die deutsche Polizei sei in solchen Fragen offenbar lernresistent (Jungle World).

11. Elf wackere Union Fans mit einer Vorliebe für obskure Reiseziele befinden sich in Tiraspol, Transnistrien. Man bereitet sich mental auf das Derby aller Derbys (Sheriff Tiraspol gegen den FC Tiraspol) vor, eine Partie, die mindestens so politisch aufgeladen ist, wie BFC Dynamo gegen Union in den frühen 80er Jahren. Was folgt, sind spannende Erzählungen zu den gesellschaftlichen Hintergründen der Partie und ein Spielbericht, der mich auf ungute Weise daran erinnert, warum ich damals in der Kreisliga (vermutlich) immer die Rückennummer 4 tragen musste (Spielbeobachter). Stichwort: Chaosfaktor

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Stefan Osterhaus über eine Hexenjagd namens Götze (NZZ)

Field Reporter

„Wir sind weltweit zusammen mit Real Madrid der einzige Club, der unabhängig ist. Wir haben keine multinationalen Konzerne im Hintergrund wie Bayern München. Wir haben keinen Scheich, wir haben keinen Milliardär oder eine Private-Equity-Gesellschaft. Wir haben nur uns selbst, unsere Fans und den Wert unserer Marke.“

Barca-Vizepräsident Javier Faus ist ein Mann der Romantik (Handelsblatt).

Mixed Zone
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