#Link11: Saisonstart

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Nach gut sechs Wochen oder um genau zu sein 44 Tagen Pause meldet sich das Fokus Fussball Team wieder zurück. Unsere Blog- und Presseschau wurde noch immer nicht von einer großen Verlagsgruppe aufgekauft, von einem sympathischen Sponsor mit Geld ausgestattet oder per Crowdfunding großzügig mit Kapital ausgestattet.

Deshalb machen wir einfach weiter wie bisher. Ohne viel Aufhebens suchen wir nach den aus unserer Sicht lesenswertesten Fundstücken aus den Weiten des Internets. Dabei wollen wir in Zukunft unsere Auswahl etwas beschränken, denn wir hatten das ein oder andere Mal das Gefühl, dass wir Leserinnen und Leser mit zu vielen Verweisen überforderten oder gar verschreckten.

So wird unsere Auswahl in Zukunft zwar kleiner, wir wollen aber weiterhin Blogs und Presse gleichberechtigt nebeneinander präsentieren und das ohne von der Weiterleitung selbst großartig zu profitieren. Weiterhin freuen wir uns über eure Hinweise in den Kommentaren, per facebook, Mail oder twitter. Natürlich freuen wir uns auch über Feedback, Kritik und Lob und wünschen euch und uns eine unterhaltsame Saison 2014/2015 mit Blog- und Presseschauen an (fast) jedem verdammtem Wochentag. Zum Start als Brückenschlag zur WM mit einer weniger auf den Bundesliga fixierten #Link11.

Klaas Reese (für das Fokus Fussball Team)

blogundpresseschau

1. Zum Auftakt gratulieren wir den Spielerinnen der deutschen U20-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel. Im Spiel gegen Nigeria erzielte Lena Petermann in der 98. Minute das alles entscheidende Tor. (Womensoccer)

2. Die Weltmeisterschaft in Brasilien ist neben diesem frischen Erfolg gefühlt schon wieder eine kleine Ewigkeit her. Dem einen oder anderen klingen vielleicht noch die Stimmen der Fußballkommentatoren aus aller Welt in den Ohren (Guardian) oder es werden beim Anblick der Menschen, die in verschiedensten Ländern das WM-Finale verfolgen (YouTube), Erinnerungen an die eigene Fußballfeier nach dem Titelgewinn wach. Besonders gelungen ist natürlich auch der WM-Rückblick von Heinz Kamke der in „Benzemas Lächeln“ die WM auch poetisch verarbeitet.

Was bleibt sind taktische Veränderungen, die bei einem Weltturnier auch weltweit beobachtet und auf allen Kontinenten genutzt werden. Für den DFB hat unter anderem Frank Wormuth, Trainerausbilder des DFB und Trainer der U20-Nationalmannschaft, die WM 2014 ausgewertet. Im Interview mit spox erklärt er unter anderem, dass man beim DFB eine offensivere Ausrichtung beobachtet habe und dass fast alle bekannten Spielsysteme in Brasilien zu beobachten waren. Dazu werden in dem lesenswerten Gespräch – in dem nur Wormuths Kritik an den Kritikern im Internet langweilt – die Rolle der Außenverteidiger, die Variabilität aller Feldspieler und der verunglückte müllersche Freistossfaller diskutiert.

3. Abseits dieser schönen Fußballwelt hatte die WM auch eine gewalttätige Seite. Nicht nur in Brasilien. Auch in Deutschland. Miriam Hollstein (Die Welt) hat die Seite, die gern in der Berichterstattung verschwiegen wurde und wird, ausführlich beschrieben und grafisch aufbereitet. Kann in den nächsten Wochen auch eine Argumentationshilfe sein, wenn die angeblich so friedliche WM mit Freuden-Pyro verklärt und die Aggro-Ultras mit lebensgefährlichem Hass-Pyro verteufelt werden.

4. Neben dem fußballerischen Tamtam bleibt von der WM auch das Ballyhoo rund um die Spiele in Erinnerung. Die FIFA hat es geschafft jeden Zentimeter zu vermarkten und das Spiel wie ein zumeist aseptisch anmutende Show aussehen zu lassen. Auch in der Bundesliga hat diese Form der Komplettvermarktung immer mehr Überhand genommen. Uwe Ritzer (SZ) meint das die Kommerzialisierung dem Fußball dennoch gut getan hat. Der Fußball habe seine Seele noch nicht verloren, die Kommerzialisierung habe vielmehr geholfen ihn weiterzuentwickeln. Den Tabubruch sieht Ritzer bei der Erteilung der Lizenz für Rasenballsport Leipzig. Ein sicherlich strittiger Text, der zu Diskussionen anregen kann.

5. Ebenso streitbar ist die Kampagne „Nein zu Red Bull!„, die sich vehement gegen den Aufsteiger wehrt und ebenfalls eine Änderung der Lizenzbedingungen verlangt. Unterstützergruppen kommen aus vielen Städten mit Zweit- und Drittligavereinen, teilweise auch von Bundesligaclubs. Ob diese Form des Protests, die oft in Boykottaufrufen mündet, sinnvoll ist, bleibt aus meiner Sicht fraglich. Ein kreativerer Protest und weniger aggressiver Umgang mit Unterstützern und Befürwortern von Rasenballsport wäre schließlich auch ein Weg. Claus Vetter (Tagesspiegel) war beim Spiel Leipzig gegen Aue, hat den Protest der Erzgebirgler beobachtet und sieht gute Chancen, dass sich der Verein aus Leipzig auf allen Ebenen etablieren kann und die Proteste abebben werden. Michael Ashelm (FAZ) nennt die Proteste gegen Rasenballsport „Heuchelei“.

6. Einige unterstützende Fans könnten in puncto Kommerzialisierung und Kapitalisierung auch die eigenen Vereine kritisieren – zum Beispiel für die horrenden Preissteigerungen, die in den letzten Jahren von den Fußballvereinen bei Ticketpreisen vollzogen wurden. Arne Steding, Mitinitiator der Initiative „Kein Zwanni für´n Steher„, hat für 11 Freunde die Tricks und Kniffe bei den Preissteigerungen herausgearbeitet. Was sich die Vereine erlauben (können) ist nicht mehr feierlich. Fußball ist leider für viele schon jetzt nicht mehr bezahlbar.

Das zeigt auch Der Übersteiger mit der mittlerweile vierten Auswertung der Dauerkartenpreise. Sporting Intelligence hat die Preise in der Premier League verglichen.

Field Reporter:

 „And if there’s one thing I know about the German people is that they love football almost as much as they love the sound of my silky voice. So it would be madness for me not to buy into a club there.“

David Hasselhoff übernimmt Hansa Rostock kaufen. Zumindest wenn der Autor von footy fair den Inhalt seiner Flasche Jägermeister richtig gedeutet hat.

7. Neben steigenden Dauerkartenpreisen müssen sich Fußballfans auch stets mit Nebenleuten auseinandersetzen, die versuchen rechtes Gedankengut in den Fankurven populär zu machen. Exemplarisch zeigt dies der Kurvenkonflikt in Braunschweig bei dem sich der Verein deutlich gegen die links gerichtete Ultragruppierung aussprach. Ein Gerichtsurteil besagt jetzt, dass die Aggressionen allerdings nicht von den ausgeschlossenen Ultras sondern von den rechten „Alten Kameraden“ ausgingen. „Mit einer öffentlichen Benennung der Aggressoren oder gar Sanktionierung tut sich die Eintracht weiter schwer.“, berichtet Thorsten Poppe im Deutschlandfunk.

Es gilt also weiterhin für das Thema zu sensibilisieren, wie auch die Anfeindungen gegen den Dortmunder Fanbeauftragten von rechter Seite zeigen (Ballspielvereint bei facebook). Auch ein Prozess in Frankfurt zeigt die Abgründe, die sich in Fußballfankreisen auftun. Ein Fan von Dynamo Dresden hatte beim Auswärtsspiel das ekelhafte Lied von der U-Bahn nach Auschwitz gesungen. Der Sänger ist sich der Schuld nicht mal bewusst und möchte nun nicht mal die gering anmutenden Strafe von 90 Tagessätzen zu 20 €uro zahlen wie Stefan Behr (FR) berichtet. Schließlich sei das U-Bahn-Nazi-Lied laut einem Urteil des Oberlandesgerichts Rostock nicht volksverhetzend.

9. Ein weiterer Aufreger, der in der Sommerpause etwas unterging, war der Umgang des Deutschen Fußballbundes mit Mitbewerbern auf dem Markt der Amateurergebnisse. Jahrelang hat sich der DFB wenig um diesen Bereich gekümmert. Seitdem aber auch hier wirtschaftliche Erfolge gefeiert werden können, versucht der Verband sein eigenes Portal fussball.de zu pushen und würde wohl am Liebsten den anderen Portalen die Geschäftsgrundlage zu entziehen. Vereine werden so zum Beispiel in Bayern mit einer Strafe belegt, wenn sie keinen Liveticker zu ihren Bezirksligaspielen anbieten. Was das für das Portal Fupa.net bedeutet beschreibt der Bürgerblick. Frank Vollmer (Abseitsmagazin) erklärt wie der DFB ein Medienmonopol zum Gelddrucken entstehen lassen will. Oliver Fritsch (Zeit) berichtet von Boykottüberlegungen betroffener Vereine. Die Verbände reagieren mit der Löschung kritischer Kommentare.

Field Reporter:

„Der DFB sagt bislang immer, man müsse sensibilisieren und enttabuisieren. Aber das sind meiner Meinung nach nur leere Worte. Es ist nicht genug, Stiftungen zu gründen und Hotlines einzurichten, bei denen Betroffene anrufen können. Wir müssen endlich proaktiv und präventiv arbeiten, die Dinge klar ansprechen. Fußballprofi Andreas Biermann hat einmal gesagt, dass es schön wäre, wenn er als Betroffener mal vom DFB gefragt werden würde, wie es sich als Fußballprofi mit Depressionen lebt. Aber der DFB habe ihn nie danach gefragt, kritisierte er einmal. Jetzt ist es zu spät. So etwas darf nicht mehr vorkommen. Biermann hatte zuvor schon dreimal versucht, sich umzubringen. Das waren drei Hilferufe, die nicht erhört wurden. Sein Tod erschüttert mich zutiefst. Es ist schrecklich. Er war gerade mal 33 Jahre alt, hatte Familie.“

Babak Rafati, Ex-Bundesligaschiedsrichter, der sich vor einem Spiel in Köln versuchte das Leben zu nehmen, kritisiert im Interview mit Tim Röhn (Welt) den DFB und will mit dem Verband beim Kampf gegen Depressionen von Profifußballern zusammenarbeiten.

 

9. Kommen wir zur Bundesliga. Bereits vor dem ersten Spieltag hat Moritz Küpper (Deutschlandfunk / Audio: 18:25 Minuten) die Macht des Fußballs untersucht und beschreibt wie eine Sportart unsere Gesellschaft dominiert. Beim Tagesspiegel versuchen fünf Autoren ihre Vorfreude auf die Bundesligasaison in Worte zu fassen. Bei n-tv kamen viele Blogger zu Wort und durften ihre Sicht auf ihre Lieblingsvereine verraten. Ulrich Stock (Zeit) stellt den Bundesliganeuling aus Paderborn vor und beim WDR kann man sich die Dokumentation zum Aufstieg in der Mediathek anschauen.

10. Die Spielverlagerung hat nach dem 1.Spieltag wieder viele Spiele analysiert. So zum Beispiel das erste Unentschieden des SC Paderborn 07 in der Bundesliga. An dieser Stelle sei aber vor allem auf die neue Serie hingewiesen, die in dieser Saison den VfL Bochum begleitet und den Weg des Peter Neururer vom Feuerwehrmann zum Architekten nachzeichnen will. Ein spannendes Projekt.

11. Zum Abschluss etwas Kultur, denn der neue Kulturpodcast Fehlfarben hat in seiner ersten Folge über die Ausstellung „Unter Spielern – Die Nationalmannschaft“ von Regina Schmeken bei ordentlich Wein gesprochen. Da säuft der Rasen im Bild ab, die Hängung überzeugt und die Spieler überzeugen in ihrer abstrakten Darstellung. Anke Gröner hat das Podcastprojekt und die Weine in ihrem Blog ausführlicher vorgestellt. Das Buch zur Ausstellung gibt es auch im Handel (Affiliate Link).

Bandenwerbung:

Collinas Erben werden zu jedem Bundesligaspieltag eine Kolumne bei n-tv veröffentlichen. Zum Auftakt erklärt Alex warum Klopp blöd aus der Wäsche guckt.

Nachspielzeit:

Boliviens Staatspräsident Evo Morales ist nun auch Fußballprofi. (Deutschlandfunk) Mal schauen, ob er seine Aggressionen nun besser im Griff hat als früher. (hier mit der Rückennummer 10 im grünen Trikot: YouTube)

4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Könnte man diesen permanenten „send Voicemail“ Button bitte entfernen? Der stört der Lesegenuss auf dem smartphone ungemein.
    Danke.

  2. Ich setze diese Anmerkung mal hier drunter, da in dieser Link11 die Kürzung derselben angekündigt wurde.
    Ich schätze die kürzere Version sehr. Weniger Links und etwas weniger Text erleichtern mir den Überblick. Insofern möchte ich eure Entscheidung befürworten, jedoch fehlt mir die MixedZone sehr. Da war immer viel KlimmBimm drin der mich interessierte und eine kurze schnelle Zusammenfassung vieler Themen die irgendwie von Bedeutung waren, jedoch nicht breit genug ausgeführt wurden um in die erste Elf zu gehören.
    Vielleicht möchtet ihr darüber noch mal nachdenken und auch den meistgeklickten Link wieder einführen.
    Ansonsten Danke ich vielmals für die ganze Arbeit.

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