Ganz schwieriger Tag heute. Als wohl trainierter Fußballfan darf man jetzt bloß nicht aus dem Rhytmus kommen. Schon die Umstellung von Nachtspielen um 1 auf frühre Anstoßzeiten um 22 Uhr war schwierig, jetzt aber einen ganzen Tag aussetzen – das wäre sicherlich ein fataler Fehler. Sicher, man kann ein paar Minuten damit zubringen sich die Achtelfinalpartien und die Planungen der Fernsehsender zu notieren (newsroom), aber danach droht man in ein Loch zu fallen. Meine Empfehlung ist deshalb der Genuss von gut Deutschland – Niederlande bei der WM 1990 (YouTube) um 18 Uhr und um 22 Uhr lasst ihr Frankreich – Deutschland bei der WM 1982 laufen (YouTube – achtet dabei besonders auf die eingekehrkerte Auswechselbank bei Minute 14:50).
Zwischen den Spielen dürft ihr dann gern mal abschalten. Empfiehlt sich bei dieser WM eh meistens. Es sei denn es gibt wieder Fotos von pudelnassen Journalisten und anderen Begleiterinnen.
1. Gestern machte das deutsche Team dank eines schönes Tores von Thomas Müller den Einzug ins Achtelfinale als Gruppenerster perfekt. Da half dem US Men Soccer Team nicht mal die Pumphilfe von Hulk Hogan. (YouTube) Man gut, dass das Spiel überhaupt püntklich angepfiffen werden konnte – auch dank Monty-Python-Platztest (The Washington Post)
Jan-Christian Müller (FR) lobt vor allem die Aufstellung, denn aus seiner Sicht tut Schweinsteiger der Mannschaft sichtlich gut. Thomas Hummel (SZ) mahnt, dass es zu früh zum Feiern ist. Rafael Buschmann und Peter Ahrens (Spiegel) sehen das deutsche Team so reif wie nie zuvor. Tobias Escher (Spielverlagerung) hat das Spiel taktisch analysiert. Christian Kamp (FAZ) sieht die Leistung der deutschen Nationalmannschaft kritisch. Er meint: es muss noch deutlich mehr kommen, damit es für den Titel reicht.
2. Ich hatte sehr gehofft, dass nach dem Spiel gegen die USA die Berichte über den Nichtangriffspakt von Gijón abreißen würden. Nun heißt der nächste Gegner der Deutschen Nationalmannschaft aber Algerien und die haben das Ausscheiden von 1982 nicht vergessen (BBC) Benjamin Knaack (Spiegel) und Claudio Catuogno (SZ) stellen das algerische Team vor.
3. Zeit für Rückblicke auf die Vorrunde. Die NZZ hat die zehn größten Überraschungen gesammelt. Andreas Rüttenauer (taz) nennt die WM ein „fußballerisches Desaster“. Der Bayern Blog blickt besonnen besonders auf die Bayern-Buben. Der Fehlpass-Podcast diskutiert die Vorrunde mit Max-Jacob Ost und Tobias Escher.
4. Die Bewertung der WM wird immer öfter auch den Daten überlassen. Richard Whittall (Foreign Policy) legt dar, warum die Datensammelwut – wie sie zum Beispiel im Baseball von großer Wichtigkeit ist – im Fußball nicht die dominierende Rolle spielen sollte.
5. Für einige Spieler wird die WM nun zum körperlichen Härtetest, denn morgen beginnt der Fastenmonat Ramadan. James Montague (New York Times) über die Effekte des Fastens aus die sportliche Leistungsfähigkeit.
6. Ein großes Thema während dieser WM ist auch der aufkeimende Nationalismus. Die Sozialpsychologin Petra Becker warnt, dass der Nationalstolz in Fremdenfeindlichkeit umschlagen kann. (Migazin) Auch Jan Tölva (Transparent) glaubt nicht, dass die Fanhnenschwenkerei nur harmlos ist. Marvin Mertens (Mittendrin) hofft gar auf ein schnelles Ende dieser WM, damit es keinen Platz für Rassismus und Nationalismus unter dem Deckmantel des Spors gibt. Fußball gegen Nazis hat „Blackface und andere Scheußlichkeiten“ gesammelt.
Auch gegen die Deutschen gibt es Vorurteile wie eine Untersuchung über Nazi-Beschimpfungen bei twitter zeigt. (Regressing)
7. Bitteres Thema sind auch die Matchfixing Vorwürde gegen den Fußballverband von Ghana. The Telegraph hat Videomaterial veröffentlicht, das den Verbandschef stark belastet.
8. Ein Blick in die WM-Geschichte ist das Elfmeter Quiz: Drin oder nicht? Und wo genau ging der Ball hin? (iceviral) „Spot The Ball“ von der NY Times kennt ihr ja schon.
9. Borussia Dortmund ist bei der Suche nach einem „strategischen Partner“ fündig geworden. 9% der Anteile des Vereins werden für 27 Millionen Euro veräußert. (SZ)
10. Luis Suárez wurde von der FIFA für 9 Spiele gesperrt. Dazu darf er die nächsten vier Monate an keinen Fußballaktivitäten teilnehmen. Thomas Kistner (SZ) kommentiert: „verdiente Strafe für einen Serientäter“. Die WM 2014 ist also für ihn beendet. Mutti, der Libero hatte eigenlich eine viel schlimmere Strafe verlangt.
Mehr über Sperren hat Lukas Rilke (Spiegel) lesenswert zusammengefasst.
11. Wir starten mit Sehempfehlungen, wir enden damit: „Das Wunder von Bern. Die wahre Geschichte.“ (ZDFinfo Mediathek) 45 Minuten hervorragende Bilder und eine weitesgehend bekannte Geschichte aus interessantem Blickwinkel.
Meist geklickter Link gestern:
Das freut uns. Meist geklickt gestern: die neueste Ausgabe von Collinas Erben.
Field Reporter
„Kein Sponsor übt Kritik. Das ist ein Skandal, wie die Sponsoren kuschen. Die Sponsoren brüsten sich mit gesellschaftlicher Verantwortung, doch geht es darum, gesellschaftliche Missstände zu benennen, sind kritische Töne kaum zu hören“
André Bühler, Leiter des Deutschen Instituts für Sportmarketing, mahnt Reformen der Fifa an und erwartet dafür von den offiziellen Sponsoren, dass sie mehr Druck ausüben. (Stuttgarter Nachrichten)
Mixed Zone: Sperre aufgabhoben: Beckenbauer darf wieder zum Fußball. (Sportschau) + + + Veranstaltungstipp für Hamburg: Die Doppel-Sechs lädt heute Abend zum Copacabana Spezial. + + + Singende Fußballer: Ronald Strehl (Deutschlandradio) über die größten Hits der Kicker. + + + Soziale Verantwortung: Pavel Bußen (Transparent) fordert die FIFA auf mehr zu tun.
Rausschmeißer: Die irrste WM aller Zeiten. (scheissfussball)