Tor 14: Das sind wir.

 

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Die größten Niederlagen erlebt man einsam. Hat man eine starke Schulter und tröstende Worte an der Hand, ist es meist einfacher auch die größte Schmach zu verkraften. Aber was macht man, wenn zwar liebe Menschen um einen sind, die aber gar nicht verstehen, warum man eigentlich traurig ist?

Stefan Vogel, bekennender BVB-Fan mit Wohnsitz München (ausgerechnet) und Blogger (viel zu selten) lässt tief in eines Vaters Seele blicken, die plötzlich ganz gelb leuchtet.

Der schönste Fussball Moment in 2013.

Dieser Moment war ein Moment zwischen nur zwei Menschen. Keine Zuschauer. Er hatte auch keine Relevanz für irgendjemand anders. Nur für mich.

Ich habe eine Frau und zwei Töchter. Drei Frauen also und die Einstellung zu Fußball wechselt mit aufsteigendem Alter von egal zu Verachtung. Das egal sieht so aus, dass ich den Töchtern zigmal erläutern musste, dass die in schwarz-gelb meine Lieblinge sind, was der Mann in bunt macht (nämlich gucken, dass sich keiner haut und schubst) und wie eine Konferenz funktioniert. Nach einiger Zeit hatten sie die Grundzüge begriffen und ließen sich – widerwillig – zum Double 2012 mit Fanschals fotografieren.

Sie realisierten meine Enttäuschung über das CL Finale und meinten, ich solle nicht traurig sein, Dortmund bekäme ja sicher bald wieder eine Chance und dann würden sie bestimmt gewinnen. Das sei doch nur gerecht. Wenn ihr wüsstet, Mädchen. Andererseits ist es ein Privileg nicht zu wissen, wie die Welt funktioniert.

Und dann kamen die Bayern.

Woran man merkt, was für eine Saison die Bayern spielen? Die Grosse bringt aus der Schule hier in München den von allen Jungs gesungenen Stern des Südens mit. Und sang es mit der Kleinen zusammen, der sie es offenbar klandestin beigebracht hat, mir überraschend vor. Mit stolzen Augen schauten sie mich an, weil sie doch ein Fußballlied gelernt haben.

Habt ihr aber nicht! Ihr habt euch einseifen lassen.

Das habe ich den Mädchen natürlich so in dieser Härte nicht gesagt. Ich habe sie lieber emotional erpresst und traurig dreingeschaut und einen allgemein waidwunden Eindruck hinterlassen. Funktionierte. Seitdem wird es nicht mehr gesungen und die Kleine beugt sich des Öfteren zu mir rüber und flüstert mir ins Ohr: „Nicht vom FC Bayern singen, gell?“

Sie wissen nun also, dass ihr Vater leidenschaftlich hinter seinem Verein steht und den Fußball liebt. Was bislang aber nicht etwa dazu führte, dass man mal einen gepflegten Ball spielte in der Wohnung oder auf dem Spielplatz. Von richtigem Fußball im Verein ganz zu schweigen. Bälle wurden, wenn man sie nicht gänzlich ignorierte, in die Hand genommen und wahllos durch die Gegend geworfen.

Und darum war der schönste Moment der, als die kleine Tochter an einem Sonntag vor wenigen Wochen mit einem Micky Maus Plastikball ins Zimmer kam und rief:

„Papa, lass uns spielen. Wir sind Dortmund.“

Das sind wir.

 

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