Vier deutsche Klubs haben das Achtelfinale der Champions League erreicht. Dass das ein Novum ist, verwundert kaum, erinnert man sich daran, wie kurz es die Champions League in ihrem aktuellen Modus mit Achtelfinale überhaupt erst gibt: 10 Jahre, in denen Deutschland ja lange überhaupt maximal 3 Teilnehmer hatte.
Aber vergeben und vergessen. Die heutige Link11 kann nicht anders, als den deutschen Fußball und seine internationale Dominanz zu preisen. Diese Klubs werden auf Jahre hinweg unschlagbar sein.
1. Borussia Dortmund gewann trotz schwacher Leistung und vieler vergebener Chancen mit 2:1 in Marseille. Kevin Großkreutz rettete seinen Klub mit einem Treffer kurz vor Schluss (SZ).
2. Mit dem FC Schalke 04 hat auch der vierte deutsche Klub die Gruppenphase überstanden. Andreas Linke (Web04) sah einen tollen Fußballabend, was nicht nur an seiner korrigierten Sehschwäche lag. Schalke feierte gegen den FC Basel einen ungefährdeten 2:0-Erfolg, für den es der Mithilfe des Schiedsrichterteams gar nicht bedurft hätte, wie Torsten Wieland schreibt. Es hatte ein »Vier-Mann-Abseits« (Sueddeutsche.de) übersehen.
Ebenso wenig bedurft hätte es wohl der Verletzungen von Draxler und Höwedes, die beide »in diesem Jahr nicht mehr spielen können« (Jens Keller bei kicker.de). Weniger dramatisch formuliert: Für die beiden Spiele in den nächsten 10 Tagen fallen sie aus. Keller hat mit dem Sieg das im Vorfeld so titulierte »Endspiel« gewonnen. »Entwarnung gibt es nicht«, warnt ihn die FR. Was gestern bis zum Anpfiff um ihn und seine mögliche Nachfolge herum spekuliert wurde, kann auch heute noch nachgelesen werden. (SZ)
3. Auch außerhalb von Marseille und Schalke wurde gespielt. Neapel schlug Arsenal und schied mit 12 Punkten aus, St. Petersburg verlor in Wien und erreichte mit 6 Punkten das Achtelfinale. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen auf der Tribüne. Ein Überblick (dpa/FAZ). Von besonderem Interesse war die Fortsetzung der Partie zwischen Galatasaray und Juventus am Nachmittag. Das Spiel war wegen heftiger Schneefälle abgebrochen und ab der 32. Minute fortgesetzt worden. Im Wissen, nicht mehr auf Platz 4 abrutschen zu können, weil Kopenhagen am Vorabend gegen Real verloren hatte, gelang Galatasaray ein 1:0-Sieg und damit der Einzug ins Achtelfinale. (SZ)
Im Vorfeld der Achtelfinalauslosung kann man sich schon jetzt Gedanken machen, was passieren könnte. Unter den Einschränkungen, dass Erste auf Zweite, aber keine Teams aus dem gleichen Land oder derselben Gruppe aufeinandertreffen, sind einige Partien viel wahrscheinlicher als andere. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann es insbesondere schon wieder zu deutsch-englischen Duellen kommen: Grafik. Grafisch unterlegt ist auch der Überblick über die Einnahmen in CL & EL in einem Interview mit dem Sportvermarkter Martin Wagner bei der NZZ.
4. Die strengen Gesetze der Wahrscheinlichkeit verlieren selbstverständlich ihre Gültigkeit, wenn eine Auslosung manipuliert wird. Dass die FIFA so ihre eigenen Interessen über die der hehren Stochastik gesetzt hat, wird weiterhin gemunkelt. Auf die Beschwichtigung, die Auslosung sei aus sieben Kameraperspektiven gefilmt worden, reagiert Klaus Hoeltzenbein in der SZ mit einer schlichten Forderung: die FIFA solle das Bildmaterial doch einfach veröffentlichen.
5. Mit Abschluss des Fußballjahres kommt auch die Gruppenphase der Europa League zu ihrem letzten Spieltag: Eintracht Frankfurt ist bereits sicherer Gruppensieger, beim SC Freiburg ist mit dem Heimspiel gegen Sevilla von Gruppensieg bis Ausscheiden noch alles möglich. Angesichts der Doppelbelastung stellt sich die Frage, ob der SC Freiburg überhaupt weiterkommen möchte (dpa/FR). Einen Überblick über den Wettbewerb gibt abseits.at.
6. Die Bundesliga hat noch zwei Spiele bis zur Pause. Vor dem Duell der aktuellen Erfolgsvereine Nürnberg und Hannover steht Klaas Reese bei Clubfans United Rede und Antwort. Das »Papierkugel Blog« beginnt im Angesicht der 0:7-Niederlage gegen Bayern, die Lage an der Weser zu bilanzieren. Jene Bayern nehmen noch vor Weihnachten an der Klub-WM in Marokko teil. Der Baziblogger führt in den Wettbewerb ein.
7. Bei der taz scheint man in der Vorweihnachtszeit besonders revolutionär-romantisch zu werden: Martin Krauss schwelgt in Gedanken über die subversive Kraft des proletarischen Sports.
8. Was nach den Genfer Konventionen nicht gegen gegnerische Streitkräfte eingesetzt werden dürfe, solle gegen Fußballfans im eigenen Land nicht gang und gäbe sein. Eine Stellungnahme zum Einsatz von Pfefferspray auf turus.net.
9. Englische Sportjournalisten wird außerhalb der Spiele die Möglichkeit, mit Spielern von Newcastle United zu sprechen, nur noch gegen Bezahlung angeboten. (Chronicle Live)
10. Fans von Babelsberg 03 berichten von den Schwierigkeiten, beim Fußball gegen Rassismus Farbe zu bekennen. Der 1. FC Lok Leipzig und der Nordostdeutsche Fußballverband untersagten in der Regionalliga »jede Äußerung gegen Diskriminierung im und rund um das Stadion« (03Nuller).
11. Zwei Anliegen, die Öffentlichkeit oder Unterstützung suchen: Ein Investment-Banker und BVB-Fan wurde 2011 beim Feiern des Meistertitels festgenommen und sitzt seitdem in Haft (Westfälische Nachrichten). Das österreichische Magazin Ballesterer hingegen geriet in eine juristische Auseinandersetzung mit den Generaldirektor des österreichischen Fußballverbands und wendet sich in einem offenen Brief an seine Leser. Eine solidarische Einleitung in diese Angelegenheit findet sich beim Hamburger Übersteiger-Blog.
Bester Link gestern:
Abenteuerliche Sex-Metaphern im Saarland – mit Abstand der am häufigsten geklickte Link des Mittwochs. (fussball.de)
Bandenwerbung:
Auch am Zwölften des Monats wartet in unserem Adventskalender wieder ein Fußballerlebnis des Jahres 2013. Viel Spiel, wenig Drumherum: »Der reinste Fußball«.
Field Reporter
Hinten müssen wir kompakt stehen, vorne wie kleine blau-weiße Wespen ausschwärmen und zustechen.
Der ehemalige Dortmunder Kevin-Prince Boateng erklärte schon vorab das Erfolgsrezept der Schalker gegen Basel. (Fußballer reden viel)
Mixed Zone: Stindl ist ein Spieler, der sich womöglich selbst falsch einschätzt. Empfehlung: Rollentausch mit Xhaka (Spielverlagerung) + + + Boateng hat seinen Vertrag verlängert. Das ist eine Meldung wert (SZ) + + + Cavani ist defensivstärker als vermutet (Spielverlagerung) + + + Struuunz erinnert sich an Trapattoni (SZ) + + + Hyypiä übertrifft als Trainer die Erwartungen (WDR) + + + Kießling zeichnet sich durch außergewöhnlich konstante Torgefahr aus (BSports Stat Insights) + + + Eichner ist seit Vertragsende in Köln arbeitslos (der-fussball-profi.de) + + +
zu punkt 3: ich verstehe nicht, wie die kreuztabelle mit den wahrscheinlichkeiten zur cl-achtelfinalauslosung zustande kommt. dass man nicht gegen gruppengegner und auch nicht gegen deutsche mannschaften antritt, ist klar. aber wieso sollen englische mannschaften dann wahrscheinlicher sein als die jeweils vier anderen? wird leider nicht erklärt…
Die Erklärung braucht leider mehr Raum, als es die Link11 wohl zuließe, aber auf Nachfrage versuche ich mich gern einmal:
Es gibt in der CL vier Gruppen, bei denen jeweils ein Team aus Deutschland und ein Team aus England kommt, und vier weitere ohne ein Team aus Deutschland oder England. Betrachten wir also ein Team aus einer deutsch-englischen Gruppe, sagen wir, die Bayern. Aus den deutsch-englischen Gruppen gibt es nur einen möglichen Gegner: Arsenal. Warum? United, Dortmund und Chelsea sind unmöglich, weil sie auch Gruppensieger sind, Leverkuen und Schalke sind unmöglich, weil sie aus Deutschland sind und City ist unmöglich, weil sie in der Bayern-Gruppe waren. Aus den nicht-d/e-Gruppen dagegen ist jeder der vier Gruppenzweiten als Gegner möglich. Genau so verhält es sich mit jedem der acht deutschen und englischen Teams.
Die Teams aus den anderen vier Gruppen können dagegen gegen sieben verschiedene Gegner gelost werden: Für einen Gruppenersten aus einer dieser Gruppen sind alle Gruppenzweiten bis auf den Gruppenzweiten der eigenen Gruppe als Gegner möglich, das gleiche gilt umgekehrt auch für die Gruppenzweiten. Der Grund dafür ist, dass es bis auf die deutschen und englischen Teams keine Konflikte wegen der Nation gibt: Real, Barca und Atletico sind allesamt Gruppensieger, können also sowieso nicht gegeneinander gelost werden, und aus jedem anderen Land ist höchstens ein Team überhaupt im Achtelfinale dabei.
So weit die Ausgangslage. Warum ist nun ein Spiel Bayern-Arsenal (oder, nur mit vertauschten Gruppen oder Vertauschung von Gruppenersten und -zweiten, ansonsten ist alles exakt gleich) wahrscheinlicher als etwa Bayern-Galatasaray? Es liegt sozusagen daran, dass Galatasaray »leichter zu losen« ist: Sie haben viele Gegner, die möglich sind. Arsenal dagegen hat weniger mögliche Gegner. Wenn Bayern-Galatasaray als Paarung gezogen wird, hat Arsenal nur noch vier mögliche Gegner, es gibt also deutlich weniger Möglichkeiten, die restlichen Teams einander zuzulosen, als wenn Bayern zu Arsenal gelost worden wäre. In jenem Fall hätte nämlich Galatasaray immer noch sechs mögliche Gegner gehabt, es gäbe entsprechend mehr Möglichkeiten, wie die anderen Teams gepaart werden können.
Da die Auslosung aber zufällig aus allen möglichen Konstellationen (es sind etwa 3500 verschiedene Konstellationen möglich) geschieht und es mehr Konstellationen mit dem Spiel Bayern-Arsenal als Konstellationen mit dem Spiel Bayern-Galatasaray gibt, ist das Spiel Bayern-Arsenal deutlich wahrscheinlicher.
Klar wird bei der Auslosung nicht aus einem Topf mit 3500 Kugeln ein Los gezogen, auf dem dann alle 8 Paarungen auf einmal stehen, die Wahrscheinlichkeiten gelten dennoch. Zwar hat Bayern, wenn sie als erste gezogen werden, eine Chance auf Arsenal, die genau so groß ist wie die auf Galatasaray. Wenn aber andere Paarungen zuerst gezogen werden, steigt die Wahrscheinlichkeit von Bayern-Arsenal immens, einfach weil mit jedem gezogenen Team mögliche andere Gegner der beiden aus dem Spiel sind. Insgesamt ergibt sich so die Wahrscheinlichkeit von 30% für das Spiel Bayern-Arsenal.
Nachfragen willkommen!
wow, ich bin beeindruckt über die mühe und länge der antwort. vielen dank für den ausflug in die tiefen der statistik und wahrscheinlichkeitsrechnung!
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Kannst Du es noch ein bisschen komplizierter machen bitte?
Nach meinem Wissen werden (je nach Wunsch des Fernsehsenders) wahrscheinlich die Bayern und der BVB in unterschiedliche Tableaus eingeordnet, damit sie nicht am selben Tag spielen (gilt nur fürs Achtelfinale). Damit verändern sich doch die Wahrscheinlichkeiten nochmal während der Auslosung, oder?
Ich hatte vorgestern irgendwo gelesen, dass es diese Regelung nicht mehr gäbe, sie sollte aber für die Wahrscheinlichkeiten keinen Unterschied machen.
Auf den ersten Blick: Die Klubs derselben Nation spielen ohnehin nie gegeneinander und man kann bei jeder Konstellation die Spiele so verteilen, dass beide Tage gleichmäßig besetzt sind (da es 5 Nationen mit nur einem Klub gibt, die beliebig angesetzt werden können). Wenn ich die Tableaus also so verstehe, dass beispielsweise vorab die Gruppenersten in einen Dienstags- und einen Mittwochstopf geteilt werden (zB Di: ManU,Bay,Real,PSG, Mi: City,BVB,Barca,Atl) ändert sich an der Auslosung selbst ja überhaupt nichts, nur dass man bei jeder gelosten Paarung sofort den Tag kennt.
Aber wie gesagt: Ich kenne die genaue Regelung und die Funktionsweise der Tableaus nicht, das nur als erste spontane Überlegung.
Um hier kurz reinzugrätschen: In den vergangenen Jahren hat die Uefa die Spiele erst einen Tag nach der Auslosung terminiert. Ich denke, dass sie es dieses Jahr wieder so handhaben werden. Dass Bayern und der BVB nicht am selben Tag spielen sollen, hat daher keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeiten.
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