Die Blog- & Presseschau für Freitag, den 15. März 2013

In diesen Tagen macht eine kleine, aber feine Europapokal-Besonderheit Schlagzeilen: Die Auswärtstorregel. Sowohl in der Champions Leage als auch in der Europa League entschied diese Regel in mehreren Spielen, wer weiterkommt und wer ausscheidet. Christian Spiller (Zeit Online) stellt sich an die Spitze einer Bewegung, die den Sinn dieser Regel anzweifelt. Auch Jonathan Wilson (Guardian) hat sich gegen die Regel ausgesprochen. Ouriel Daskal (Soccer Issue) fordert gleich die Abschaffung des Hin- und Rückspiel-Systems und meint, der Heimvorteil für Gruppensieger müsse gestärkt werden.

Für Schlagzeilen sorgt insbesondere ein Grenzfall: die Auswärtstor-Regelung in der Verlängerung. Konkret entschied dies gestern die Partie Inter Mailand gegen Tottenham Hotspurs. Inter hatte in 90 Minuten das 0:3 aus dem Hinspiel egalisiert – eine historische Leistung. Danach trafen die Hotspurs in der Verlängerung und hatten plötzlich dank eines Auswärtstors die Oberhand.

Auf Twitter habe ich gestern diese Regelung kritisiert und gefordert, Tore in der Verlängerung dürfen nicht als Auswärtstore gelten. Die Logik: Die Hotspurs hatten durch die Verlängerung eine halbe Stunde länger Zeit als Inter, ein Auswärtstor zu erzielen. Dies lässt sich freilich genauso gut umdrehen: Wer in die Verlängerung geht, hat 30 Minuten mehr Heimspiel. Dadurch gehe jeder Vergleichswert zwischen den Spielen verloren, so mein Argument. Omar Chaudhuri (5 Added Minutes) liefert das Gegenargument: Die Auswärtstorregel in der Verlängerung gibt keinen statistisch signifikanten Vorteil, sondern balanziert den Heimvorteil aus. Mark Taylor (The Power of Goals) liefert eine ähnliche Statistik. Ich muss zugeben: In diesem Punkt scheine ich mich geirrt zu haben. Inter Mailand wird dies egal sein, sie scheiden trotz eines 4:1-Sieges aus.

Was also tun mit der Auswärtstorregel? Die Uefa ist ebenso wenig wie die Fifa für schnelle Regeländerungen bekannt, also werden wir wohl noch ein paar Jahre mit ihr leben müssen. Zumindest Bayern-Fans dürfte die Regel dem 0:2 gegen Arsenal Recht sein.

Europa League

Der VfB Stuttgart verliert auch das Europa-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom. Einen Spielbericht zum 1:3 im Geisterspiel von Rom hat Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) angefertigt.

Michele Coviello (Neue Zürcher Zeitung) beleuchtet das Basler Weiterkommen gegen St. Petersburg.

Die FAZ fasst alle Spiele zusammen. Der Kicker hat alle Viertelfinalisten im Überblick.

In der europäischen Fünf-Jahres-Wertung verliert die Bundesliga durch Stuttgarts Ausscheiden an Boden, weiß Transfermarkt.de.

FC Bayern – Krise oder einmaliger Ausrutscher?

Nach dem 0:2 bei Arsenal schrillen die Alarmglocken in München. Maik Rosner (Frankfurter Rundschau) fasst die Statements aller Münchener Spieler und Verantwortlichen zusammen. Ein besonderes Augenmerk legt er auf Hoeneß‘ Generalkritik.

Kai Butterweck (Indirekter Freistoß) hat eine Presseschau zur Champions League erstellt, mit Schwerpunkt auf den Bayern.

Cristian Nyari (Bundesliga Fanatic) analysiert gewohnt präzise und sachlich. Er zeigt Bereiche auf, in denen sich die Münchener in der Champions League noch verbessern müssen.

Besonders die Bayern-Blogger sind in heller Aufregung. Miasanrot sah das schlechteste Bayern-Spiel der Saison. Andreas Althoff (Baziblogger) meint, das war schon die dritte schwache Partie hintereinander. Patrick Fricke (Kaisergrantler) glaubt, die Spieler waren bereits in Gedanken bei der Auslosung. Michael Stricz (Stricz of Munich) beschwert sich über den schnellen Sinneswandel der Medien. Vom Favoriten zum Versager in nur einem Spiel, das ist ihm zu undifferenziert.

Marc Andruszko (Schlenzer.net) schreibt einen Brief an die Bayern-Fans. Er wundert sich, wie stark diese auf eine einzige Niederlage reagieren und fordert mehr Toleranz gegenüber schlechten Spielen. Peter Körte (Eins gegen Eins) fragt sich, ob die Schludrigkeiten bei einer klaren Führung auch zum ‚Bayern-Gen‘ gehören.

Das Viertelfinale der Champions League wird heute Mittag um 12 Uhr ausgelost, live zu sehen auf ZDFsport.de.

Zitat des Tages

Letztes Wochenende in Voerde ist meine Mannschaft permanent von den Rängen beleidigt und beschimpft worden. Bis ich mich dann umgedreht und den Leuten dezidiert erklärt habe, warum ihr rassistisches Geschwafel so völlig daneben ist. Dann waren sie still. Sie waren wohl überrascht, dass ich besser deutsch spreche, als die meisten von ihnen selbst.

Olaf Jansen (WDR) nimmt sich dem Thema Rassismus und Gewalt in den unteren Spielklassen an. Das Zitat stammt von einem betroffenem Spieler.

National

Welcher Bundesliga-Verein ist der Beliebteste? Die Stehplatzhelden wollen es herausfinden mit einem speziellen Voting-System.

Der Halbangst Blog sieht die Stellung des Westens in der Bundesliga gefährdet.

Matthias in der Weide (Schalkefan) berichtet, dass der FC Schalke mit einem Heimspiel in die neue Saison startet. Dann wird Julian Draxler auf alle Fälle dabei sein, denn Horst Heldt hat ihn für unverkäuflich erklärt, schreibt Andreas Ernst (DerWesten).

Die Nordkurve Leverkusen hat immer wieder mit Vandalismus in ihrem Stadioneck zu kämpfen. Sie wollen nun eine Alarmanlage anbringen.

Karsten Kellermann (RP-Online) porträtiert Patrick Herrmann. Seine starken Leistungen in dieser Saison erklärt er mit seiner neuen Rolle.

Alexander Endl (Clubfans United) bietet eine ruhmreiche Statistik: Der 1. FC Nürnberg ist seit 1978 nach einem Konklave ungeschlagen! Außerdem gibt es ein Interview mit Philip Behrendt vom Schalker Blog Turnhallengeruch.

Dieter Hecking lässt beim VfL Wolfsburg neue Aufstellungsvarianten proben, hat Maximilian Arnold (Wolfs-Blog) im Training beobachtet.

Die Mehrheit der Deutschen würde Hoffenheim in der ersten Liga nicht vermissen, weiß Sport1 mit Beruf auf eine Studie. Die Kraichgauer haben derweil eine neue Aktion gestartet: „Gemeinsam Flagge zeigen für eine erstklassige Region“ soll das Umfeld einen. Mehr auf der Homepage der TSG Hoffenheim. Jens Hungermann (Welt Online) schreibt über neumodische Teambuilding-Methoden in Hoffenheim: „Warum Hoffenheims Spieler aufeinander schießen.“

Bernd Jolitz (RP-Online) macht bei den Düsseldorfern eine Schwäche in den letzten zehn Minuten ausfindig.

Thomas Reinscheid (Effzeh.com) interviewt den Capo der Wilden Horde zum Thema Sicherheitspapier.

Hep Monatzeder ist neuer Präsident von 1860 München. Frank Hellmann (Sportschau) beleuchtet den neuen Mann und die aktuelle Lage des Zweitligisten.

Tom vom Commando-Bochum attestiert seinem VfL: „Habemus torlos!“

Kickers Offenbach und Alemannia Aachen werden wegen hoher Schulden zwei Punkte abgezogen, weiß Christoph Pauli (Aachener Nachrichten).

International

Jogi Löw hat seinen Kader für die Spiele gegen Kasachstan bekannt gegeben. Niklas Wildhagen (Bundesliga Fanatic) fasst zusammen.

The Best Eleven hat alle europäischen Spieler in der MLS gesammelt.

Beim Algarve Cup verloren die deutschen Frauen das Finale mit 0:2 gegen die USA. Nora Kruse (Womensoccer) hat alle Ergebnisse sowie einige Bilder gesammelt. Rosa Wernecke (Spielfeldschnitte) analysiert das Finale kurz und knackig.

Ein Kessel Buntes

Das Fußball-Film-Festival 11mm hat in Berlin gekommen. 11Freunde hat passend dazu eine Themenseite erstellt.

Tor-Kristian Karlsen (Guardian) schreibt über einen speziellen Fall des Match-Fixings: Ein Team hat einem gegnerischen Stürmer alle Freiheiten der Welt gegeben, damit dieser bei den Scouts gut ankommt.

Berlin möchte EM-Spielort 2020 werden, weiß u.a. Spiegel Online.

Mediathek

Trainer Baade hat den Film „66/67 – Fairplay war gestern“ aus den Weiten des Internets ausgegraben.

Rausschmeißer

Die 11Freunde zeigen die wohl schönsten Werbeplakate eines Fußballvereins.

1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar

  1. Der Guardian hatte ja wie beschrieben auch berichtet und in den Kommentaren darunter habe ich einen aus meiner Sicht spannenden Vorschlag gefunden: http://www.guardian.co.uk/football/blog/2013/mar/13/the-question-football-away-goals#comment-21962147

    Spätestens seit dem 4:4 Werders gegen Valencia, was zum Ausscheiden auf Grund der Auswärtstorregel geführt hat, bin ich gegen die Regel – natürlich nur aus subjektiv empfundener Unfairness ;)

    dieser Vorschlag könnte zum einen heilen, dass ohne die Regel „zu viele“ strapaziöse Verlängerungen entstehen. Kürze Verlängerungseinheiten á 10 Minuten. Vor der Verlängerung und nach jeder Einheit, falls es zu keiner Entscheidung gekommen ist, wird die Zahl der Spieler reduziert. Die entstehenden Räume dürften Tore wahrscheinlicher machen (siehe auch Eishockey).

    Natürlich soll im Original-Kommentar auch das Elfmeterschießen auf diese Art und Weise abgeschafft werden (kein Wunder…englischer Artikel…).
    Ich würde allerdings weiterhin das 11er-Schießen nach drei Einheiten (also nach wie vor 30 Minuten) austragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, wäre aber deutlich reduziert.

    Spannender Ansatz – aber dürfte wohl vielen Traditionalisten gegen den Strich gehen ;)

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