Die Blog- & Presseschau für Mittwoch, den 20.2.2013

Über 22 Jahre nach der Wiedervereinigung haben sich die Deutschen Sportfischer aus Westdeutschland (650.000 Mitglieder)  mit der ostdeutschen Vereinigung Deutscher Anglerverband (170.000 Mitglieder) zum Deutschen Angelfischerverband zusammengeschlossen. Die taz berichtet heute, dass sich die Angler vor allem aus einem Grund zusammengeschlossen haben: für den Kampf gegen den Kormoran. Denn: der Kormoran frisst den Anglern die Fische weg.

Es ist mir nicht bekannt, ob der Kormoran auch in Malaysia ein Problem darstellt. Ich weiß aber, dass die Angler dort Kelongs nutzen. Etwa 20 mal 6 Meter große Fischerhütten, die auf Stelzen gebaut im Wasser stehen.

Weltweite Berühmtheit erlangten die Kelongs aber nicht ob ihrer Architektur oder ihrer Fischerei, sondern wegen ihrer neuen Wortbedeutung. Denn:

In modern Singlish usage, the word kelong is now used as a suggestion of match fixing by referees, in particular in the context of soccer.

So beschreibt es Wikipedia, denn die Wettmafia wohnt nicht mehr in Holzhütten und verdingt sich als Menschenfischer – eindrucksvoll beschrieben von Michael Ashelm für die FAZ. Dazu hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute in einer animierten Serie eine fiktive Geschichte mit realistischem Hintergrund inszeniert. Ein hinterhältiges, effektives System.

Die Fußballverbände haben den deutschen Anglern eines voraus: sie brauchen keinen neuen Verband mit neuen Strukturen gründen. Aber vielleicht müssen sie in diesen Tagen den Gegner, den Kormoran des Fußballs, besser ins Auge fassen, um den Kampf gegen die Wettmafia besser zu organisieren. Wie das funktionieren kann beschreibt zum Beispiel Ouriel Daskal (Soccer Issue) und Emine Bozkurt (pdf). Unbedingt empfehlenswert im Zusammenhang mit dem Thema Matchfixing auch immer der Blog von Declan Hill.

presseschau

Nun aber zum Sport:

FC Arsenal – Bayern München

So wirklich damit gerechnet hat wohl keiner, dass Arsenal den Bayern in diesem Achtelfinale gefährlich werden könnte. Dass sich die Londoner dann aber ihrem Schicksal derart wehrlos ergaben und schon früh mit 0:2 zurücklagen war dann doch überraschend.

Christian Gödecke (Spiegel) lobt dennoch zuallererst die Bayern:

Die Münchner haben mal wieder gewonnen, zum sechsten Mal in Folge in diesem Kalenderjahr. Und sie taten das beim 3:1-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal mit einer so beängstigenden wie gewohnten Souveränität.

Christian Eichler (FAZ) sieht nüchtern eine „Gute Ausgangsposition für die Bayern“ für das Rückspiel und einen Trainer, der sich freut wie ein Schneekönig. Maik Rosner (FR) sah „extrem hungrige Bayern“:

Tatsächlich imponierten die Münchner über weite Strecken mit ihrem derzeit sehr kontrollierten, effektiven Spiel, in dem sie defensiv kaum etwas zulassen.

Auch der Baziblogger sieht die „Tür zum Viertelfinale geöffnet“, kritisiert aber auch das Spiel der Bayern:

Was mir nicht gefiel war das zuweilen schlampige Umschalt- und Aufbauspiel der Bayern nach der 2:0-Führung. Fehlpässe und Unkonzentriertheiten häuften sich, insgesamt hatte Arsenal laut UEFA-Statistiken sogar 10% mehr Ballbesitz. Einen solchen Wert rang den Bayern in dieser Champions-League-Saison noch kein anderes Team ab. Zeugt aber eben auch von einer insgesamt guten Leistung der Londoner.

René Maric (Spielverlagerung) sah „Bayern mit einem Auswärtssieg, der nicht ganz so überzeugend war, wie es das Ergebnis und die mediale Resonanz vermuten lässt.“

Die Tore des Spiels gibt es bei der Sportschau (0:59 min) und bei Sky (3:30 min).

Die Zusammenfassung des zweiten Spiels, FC Porto gegen FC Malaga 1:0 (0:0) bei Sky.

Torlinientechnologie

Die FIFA hat verkündet, dass ab der WM 2014 in Brasilien die Technik Einzug ins Spiel hält. Michel Platini hat den Einsatz der Technik für die UEFA abgelehnt. Man setzt weiter auf Torrichter, die viel kostengünstiger seien. Auch in der Bundesliga wird es keinen Einsatz von Technik geben, auch wenn sich schon die ersten Ex-Profis und Funktionäre für eine Verwendung der Torlinientechnologie ausgesprochen haben. (SZ, Spiegel)

Die Schottische Furche begrüßt die Einführung:

“ […]diese Entscheidung ist für die historische Spielform unseres Sports nicht einschränkend, sondern steht schlicht und ergreifend für Fairplay. Wer immer noch meint, dass die kulturelle wie mediale Tragweite von Wembley-Toren wichtiger und romantischer sei als eine sportlich-neutrale Bewertung, erhöht nicht nur die Möglichkeit für systematische Korruption, sondern verschweigt zudem jegliches Vertrauen in den Sport von Seiten des zahlenden Zuschauers.“

Paul Linke (FR) beschreibt die einzige Hürde, die bei der Einführung noch zu nehmen ist:

Doch während das Wann schon feststeht, ist das Wie noch nicht geklärt. Torkamera (Hawk Eye) oder Chip im Ball (GoalRef), das sind die beiden alternativen Systeme, über die noch entschieden werden muss, angeblich bis April.

Die SZ stellt beide Systeme vor.

Rechte im Block

Thilo Danielsmeier, Mitarbeiter des Dortmunder Fanprojekts, hofft, dass die Vorfälle in Donezk den Verein und die Fans wachgerüttelt haben. Er war von drei rechtsradikalen Männern zusammengeschlagen worden.  (RevierSport)

BVB-Fanvertreter Marco Blumberg hat  derweil Dortmunds Trainer Jürgen Klopp zu einem stärkeren Engagement gegen Rechts aufgefordert. (WAZ)

Passend dazu auch der gestern meist geklickte Artikel: Luschenelf: Kein Tabubruch

Der Selbstversuch

Gegengeraden Gerd war ob des Auftritts seines Lieblingsvereins St. Pauli gegen den 1. FC Köln nicht begeistert. Nicht von der Mannschaft und nicht vom Schiedsrichter. Dennoch wollte er den Spielleiter nicht als Schuldigen an die Wand stellen, sondern Empathie für den Unparteiischen entwickeln. Dazu hat er sich selbst als Regelhüter versucht. Das Ergebnis:

„27-mal Gelb, 5-mal Rot, 8-Mal Gelb-Rot“

Hausgemachtes

Eine neue Folge von Collinas Erben steht zum Hören bereit. Episode 14 heißt schlicht Lehrwart.

Kurz gemeldet

Slavic Football Union erklärt die Pläne einer neuen russisch-ukrainischen Liga und beleuchtet den Politik und Wirtschaft – insbesondere Gazprom – auf die Gründung dieser neuen Konstellation haben.

Peinlich: Schalke 04 verbietet Fans Unterschriften gegen die Kooperation mit Viagogo zu sammeln. (RevierSport, Stadionwelt)

Die Sportschau hat die Fakten zum heutigen Spiel Schalke-Galatasaray gesammelt. Matthias in der Weide (Schalkefan) hat die zur Schalker Europapokalgeschichte gebündelt.

Frank van der Velden (Sportschau) stellt Burak Yilmaz, „Galatasarays Goalgetter“, vor. Der kicker dreht den Scheinwerfer auf Hamit Altintop. Für ihn ist das Spiel ein Treffen mit alten Bekannten.

Daniel Theweleit (FR) meint, dass ein Weiterkommen für Schalke 04 extrem wichtig ist. Es herrscht „Königsblaue Finanznot“.

Dazu sprach der WDR mit Michael Skibbe, der Spieler auf Schalke und Trainer in Istanbul war: „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust“

Dominic Bardow (Tagesspiegel) über das Aufeinandertreffen AC Mailand gegen den FC Barcelona und die Bedeutung des Spiels für die italienischen Parlamentswahlen:

Zwei Prozent Stimmenzuwachs, hat Berlusconi einmal geschätzt, habe 2008 der Transfer von Ronaldinho zum AC Mailand seiner Partei bei den folgenden Wahlen gebracht.

Im Web 0.4 hofft man aber nicht nur wegen des Geldes auf einen Erfolg. Vielmehr will man Selbstvertrauen zurückgewonnen wissen. In den Wort von Andreas Linke klingt das natürlich viel besser:

Schalke ist so weit entfernt von einer breiten Brust wie ich von einer Schmalen, dabei war die Anzahl an unerfahrenen Spielern im Kader schon mal weitaus höher. Zumindest momentan weit entfernt, denn genau diese breite Brust kann man heute Abend wieder erringen.

Phil (Turnhallengeruch) weiß, dass Schalkes Ehrenpräsident Gerd Rehberg – wohl begründet natürlich – keine Angst vor Galatasaray hat.

„Andreas Rettig, Geschäftsführer der DFL, hat auf dem SpoBiS in Düsseldorf in einem Vortrag zum Thema „Fans in der Bundesliga: Teilhaber, Partner, Stimmungsmacher“ die Vereine in die Pflicht genommen. Den Dialog mit den Fans könne kein Verband in Frankfurt führen.“ (Stadionwelt) Christian Seifert, Vorsitzender der DFL, sprach am selben Ort über die Auslandsvermermarktung der Bundesliga. Die Erlöse sollen deutlich steigen. (Goal)

In Spanien wurde ein 17-jähriger Schiedsrichter schwer von Spielern verletzt. (FAZSpiegel)

Der Rotebrauseblogger wähnt Dortmunds Hans-Joachim Watzke mit seiner Werksclub-Kritik in einer Zeitschleife gefangen.

Robert Lewandowski bleibt drei Spiele gesperrt. (DFB.de)

Sammelsurium

Ein RWE-Fan schildert im Blog Im Schatten der Tribüne, warum er Schalke auch nicht mag. Eine Geschichte ohne Mobiltelefon.

Trainer Baade wünscht sich die Unaufgeregtheit früherer Kommentatoren zurück: „Guten Abend aus Mexiko City!“

Dirk von Gehlen berichtet im Gefällt mir-Blog der Süddeutschen Zeitung über Fußball-Mems und gesperrte Videos.

Mediathek

Rudi Gutendorf ist auf allen Kontinenten als Trainer beschäftigt gewesen. KICK OFF!, eine Sendung der Deutschen Welle, gibt Einblick in das Leben und Wirken von „Riegel Rudi“, der wohl als unbekanntes Vorbild für Rangnicks Regelschule im Fernsehen bezeichnet werden darf. Seht selbst:

Stanislawaski, Terim, Keller – Doppel Sechs bekommt sie alle vor die Kamera:

Beim Regionalliga-Heimspiel des KSV Hessen Kassel – TuS Koblenz hat die Ultra-Gruppierung Scena Chassalla eine Choreographie zum 1.100-jährigen Stadtjubiläum und ein Video zur Entstehung und Ausführung gebastelt. (Stadionwelt)

In einem Podcast Spezial – nicht zu verwechseln mit DEM Podcast Spezial – diskutieren die Spielverlagerungsmacher die taktische Entwicklung des FC Bayern von Hitzfeld bis heute.

Rausschmeißer

Wen meint Heinz Kamke mit seinem Fünfzeiler?

Mailand und Barcelona in 8bit.

Diego Armando Maradona bekommt bei Daniel Nyari Illustrations eine rote Knollnase. Nur übertroffen in Größe und Form von der des illustrierten Lionel Messi.

Veröffentlicht von

Aufgewachsen im schönen Schaumburger Land. Liebt den Sport und schätzt den Großteil seiner Kultur. Lebt als Hörfunkjournalist mit angeschlossenen Blogs in Köln. Google+.

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