Die Blog- & Presseschau für Donnerstag, den 21.02.2013

294 zu 805 Pässe. 27 Prozent Ballbesitz stehen 73 gegenüber. Die Zahlen sind ernüchternd, doch sie haben am Ende keinerlei Bedeutung. Weil nämlich das scheinbar spielbestimmende Team kein Kapital aus diesen schnöden Zahlen schlagen konnte. Der AC Mailand schaffte ein beeindruckendes 2:0 (Highlights bei Sky) gegen den FC Barcelona und das, obwohl auf dem Papier alles für die Katalanen in diesem Champions-League-Achtelfinale sprach.

Doch Treffer von Kevin-Prince Boateng (ein umstrittenes Tor, da ein Handspiel vorausging) und Suley Ali Muntari lassen die Chancen auf ein Weiterkommen des Tabellenführers aus der Primera Division relativ unwahrscheinlich erscheinen und Mario Balotelli und Robinho neben dem Platz jubeln (101 Goals).

Die Spielverlagerung bilanzierte.

Für Freunde des Offensivspiels und zahlreicher Torchancen war dies sicherlich kein schönes Spiel. Für den Taktiker umso mehr. Milan mit wohl einer der stabilsten Vorstellungen gegen den FC Barcelona, die man sich in den letzten Jahren ansehen konnte.

Sid Lowe (Guardian) stellt fest, dass jetzt unangenehme Fragen auf Barcelona zukommen und unangenehme Erinnerungen an Chelsea.

For the first time in 15 games Lionel Messi did not score or even threaten; for the 10th consecutive game Barcelona did concede. The warnings signs were real and for the Catalans this was reminiscent of a recent history they would prefer to forget. There were memories of Chelsea and there will be talk of Plan B. Gerard Piqué spent the final minutes as an emergency centre-forward but he, like his team-mates, could do little.

Schalke schaffte in der „Hölle“ von Galatasaray Istanbul ein respektables 1:1 und darf sich Hoffnungen auf das Viertelfinale machen. Die frühe Führung der Türken glich Jermaine Jones kurz vor dem Halbzeitpfiff aus (Tore beim ZDF)

Benjamin Knaack (Spiegel Online) sah „bessere Schalker“ als in der Bundesliga. Daniel Theweleit (FR) findet, dass die Champions League eine besondere Wirkung auf die Knappen hat.

Die Schalker Mannschaft hat eine Menge Kritik abbekommen in den vergangenen Wochen, sie sei schwierig, habe ihren alten Trainer Huub Stevens weggemobbt, hieß es. Und nachdem ihr Wunsch nach einem Trainerwechsel erfüllt war, schien es, als würden einige Spieler immer noch nicht mit vollem Engagement zu Werke gehen. Aber die Champions League scheint das Team irgendwie zu verzaubern.

Blogundweiss bejubelt den Schalker Fußball, bzw. dass endlich überhaupt wieder Fußball in königsblau gespielt wird. Torsten Wieland sah „unglaubliche Böcke“ in der Defensive, aber auch endlich wieder ein sehenswertes Angriffsspiel. Der Schalkefan freut sich derweil aufs Rückspiel, weil „Galatasaray drei Wochen älter und Schalke drei Wochen besser sein wird“.

Allseits gelobt wurde ein A-Jugend-Spieler auf dem Platz (Der Westen), der wohl zu den Gewinnern des Abends zählen dürfte.

Ordentlich spielte allerdings der erst 19-jährige A-Jugend-Meister Sead Kolasinac, der den formschwachen Christian Fuchs als Linksverteidiger ersetzte.

Statt auf ihn [Fuchs] setzte Keller auf Sead Kolasinac, noch keine 20 Jahre alt und in dieser Saison erst mit einer Aufstellung in der Startelf – beim 0:4 in München vor elf Tagen. Doch Kolasinac war nicht nur eifrig, sondern auch konzentriert. (SZ)

presseschau

Rechtsradikalismus in Aachen

Es bleibt weiter ein Thema in der Fußballwelt und speziell in Aachen. Nach der Auflösung der Aachen Ultras äußert sich nun ein Fan zu den Vorgängen am Tivoli. Eine umfangreiche und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema (Mobile Beratung gegen Rechtsradikalismus Köln).

Genau hier zeigt sich das Problem im Umgang des Vereins mit der Thematik. Es werden zahlreiche Aussagen getätigt, während entsprechende Taten selten erfolgen und wenn, dann wenig konsequent. Ein grundsätzliches Problem stellt dabei auch die Tatsache da, dass das Eintreten für die Arbeit gegen Rassismus, Homophobie oder Sexismus (entsprechend dem Grundgesetz oder dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz) als „linksradikal“ oder „linke politische Agitation“ von Verantwortlichen und zahlreichen Fans bezeichnet wird bzw. wie Ronny Blaschke es ausdrückt: als „linksextrem dämonisiert“, während sich die KBU „unpolitisch“ gibt.

Lutz Pfannenstiel der Weltenbummler

Er hat auf allen FIFA-registrierten Kontinenten einen Vertrag gehabt und bei den unterschiedlichsten Vereinen in seiner Karriere gespielt. David Dodds (IBWM) über Lutz Pfannenstiel, einen deutschen Torhüter, der einst ein Angebot vom FC Bayern München ablehnte.

Auch der DFB blickt auf Pfannenstiel und hat den Fußball-„Pensionär“ im Interview.

EDIT (11:24h) Friedemann Karig (RanOn) hatte ihn letzte Woche schon in der Sendung.

Mike Büskens entlassen

Der Aufstiegsheld der Fürther musste nun doch gehen. Normalerweise ereilt es die Übungsleiter direkt am Montag nach dem Spiel. Die Verantwortlichen in Fürth knobelten jedoch noch bis zum gestrigen Mittwoch. Christian Kamp (FR) berichtet.

Zwar steht zu vermuten, dass der Klubchef tatsächlich vorhatte, auch mit Büskens in die zweite Liga zu gehen – wenn es ein Abschied mit Anstand geworden wäre. Doch angesichts der zunehmend blamablen Lage, in der Fürth auch seinen guten Ruf zu verspielen drohte, sah Hack offenbar Handlungsbedarf.

Schalker Bus in Istanbul

Der Westen hat eine umfassende Reportage zum Schalker Mannschaftsbus verfasst. Der sollte nämlich beim Champions-League-Spiel in Instanbul vor Ort sein. Für den Busfahrer eine 40-stündige Reise über 2800 Kilometer.

Champions-League Nachlese

Bayern München steht nach dem 3:1 bei Arsenal quasi mit einem Bein im Viertelfinale. Die Duselbayern sahen die besten 25 Minuten der ganzen Saison.

Miasanrot sah trotz allseitiger Begeisterung ein eher durchschnittliches Spiel des Rekordmeisters.

Markus Wanderl (NZZ) widerspricht.

Christian Eichler (FAZ) meint, dass die Magie von Arsène Wenger nicht mehr da ist.

Ihr werdet mich vermissen, wenn ich fort bin“, sagte Arsène Wenger am Montag. Und wahrscheinlich wird er recht behalten mit seiner Prophezeiung an alle, die seine Zukunft beim FC Arsenal so sehr in Frage stellen wie nie zuvor in seinen 16 Jahren in London. Wenger hat dort Epochales geschaffen.

Terrys Soccer Blog sieht ein drittes Finale in vier Jahren für die Bayern als ziemlich realistisch.

Sky schaltete Werbung für sein Champions-League-Programm und zeigte bei Pro 7 beispielsweise einfach Live-Fußball. So kam es dazu, dass die Zuschauer von der Big Bang Theory in der Werbepause Lukas Podolskis Tor live sehen konnten (DWDL).

In den USA sahen das Spiel Real Madrid gegen Manchester United knapp eine 500.000 Zuschauer (EPL-Talk).

Zitat des Tages

„For the national team, he’s just an ordinary player“

Das meint Pele über den brasilianischen Superstar Neymar, er ergänzt jedoch (Goal).

He doesn’t play in a foreign country, and European football is very different from what we play here in South America. He wants to get the ball, dribble, use his skills, but he needs to leave the ball a little, play for the team. He’s very inexperienced internationally. Barcelona would be the ideal place for him.

Best-of-Bela-Rethy ist übrigens wieder da.

Kurz gemeldet

Desperado09 fordert auf, einfach mal „Nazis Raus“ im Signal-Iduna-Park zu rufen (Schwatzgelb).

Werder Bremen darf ein rechtsradikales Mitglied ausschließen (Fußballfans gegen Rechts, Welt).

Matchfixing hat sein eigenes Vokabular. AP gibt einen Einblick.

Anschi Machatschkala ist der Gegner von Hannover 96 heute Abend. Friedemann Karig (Ran) wirft einen genaueren Blick auf den Samuel Eto’o-Club.

Celta Vigo setzt ein Zeichen. Eine Verpflichtung von Salva Ballesta als Assistenztrainer ist keine Frage aufgrund rechtsradikaler Äußerungen (RP).

Eine Auflistung der Fernsehstationen, die die Premier League übertragen (Premier League).

Georgina Turner über die größten Spielmacher-Ausschaltungsduelle der Fußballgeschichte. Mit dabei: Franz Beckenbauer 1966 gegen Bobby Charlton (Sports Illustrated).

Tim Wiese ist auf seinen Torwarttrainer losgegangen. Es soll ihm aber nicht gelungen sein, ihn festzuhalten.

(Ralf Heimann) Meldung bei Sportbild.

Der VfB Stuttgart gibt eine Statement zur Partnerschaft mit Viagogo heraus.

Die Faninitiative „Fußballfans gegen Homophobie“ wurde mit einem Preis bedacht. Siehe auch Bericht bei queer.de.

Dem Berliner FC wird der Fanbetreuer wegrationalisiert (Berliner Kurier).

Ein E-Learning-Tool für den Ethikcode der FIFA. Oder so ähnlich (FIFA).

Sehlingers Streetfootball. Fußball rund um den Globus (Bolzen).

Effzeh.com ist sich sicher. Der 1.FC Köln braucht Skandale.

Mediathek

In einer fremden Stadt unterwegs. Freitagabends noch kicken? Das soziale Netzwerk Jogabo soll das Problem lösen. Stadt eingeben, Umgebungssuche, Spielpartner finden plus mehr (Battes Buliblog).

Musa Okwonga hat für das Spiel-Magazine eine schöne Musikplaylist erstellt. Für Freunde von Fußballhäppchen garniert mit schicker Musik.

Die goldenen Fußballjahre auf der Insel. Eine Fotogallerie von Mail Online.

Reiner Calmund (Sky) reagiert auf die Watzke-Äußerungen zum Thema „Traditionsvereine“ und kollabiert beinahe.

Spätzleschießer oder Visionär? So titelt der Futiclub in seiner aktuellen Ausgabe.

Animierte Gifs als Werbemittel (Battes Buliblog).

Rausschmeißer

Die Kriegsreporterin Silke Burmester (taz) schreibt über abgeschlagene Emanzen und David Beckham wird fotografisch als Aufmacher genutzt. Was das mit Fußball zu tun hat? Nicht viel, aber man muss ja auch mal über den Tellerrand schauen.

Apropos David Beckham. So sieht es aus, wenn der Mann zum Training fährt (Zum runden Leder).

7 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Öhm… Bei den Premier-League-Rechten ist Deutschland/Sky nicht aufgeführt. Haben die etwa die Rechte verloren?

  2. Kleine Korrektur: Dem 1:0 für Milan ging kein Handspiel voraus, auch wenn es zunächst so aussah. Aber »Sky« hat in der 67. Minute eine Wiederholung aus der Hintertorperspektive gezeigt, in der gut zu erkennen gewesen ist, dass Zapata zwar die Arme hochriss, den Ball dann allerdings ins Gesicht bekam. Ich habe versucht, diesen Moment in einem Screenshot festzuhalten: http://bit.ly/XANrJN – Dort ist es zwar nicht ganz eindeutig zu erkennen, aber wenn man die bewegten Bilder sieht (z.B. über »SkyGo«), wird es klar.

    • Danke für die Anmerkung. In der ersten Zusammenfassung gestern Abend fiel es noch unter Handspiel. Die angeführten Bilder legen tatsächlich das Gegenteil nahe.

      Unabhängig davon hatte ich das Gefühl, dass der Ball vom Kopf an den Arm runterspringt und der Arm durchaus im Spiel sein könnte. Fällt ja nun in den Bereich der Spekulation, aber wäre es dann ein Handspiel oder ist das unabsichtlich? In der Szene hätte er die Körperfläche vergrößert, also Handspiel?

      • Wenn ich mir das animierte GIF so anschaue, sehe ich nicht, dass der Ball da vom Gesicht auf den Arm springt. Insofern scheint mir da alles regulär verlaufen zu sein. Aber nehmen wir an, es wäre die Hand oder der Arm mit im Spiel gewesen: Ja, dann hätte es sich um ein strafbares Handspiel gehandelt. Zapata reißt die Arme vergleichsweise früh hoch; diese Handhaltung wird als »unnatürlich« gewertet, und eine Vergrößerung der Körperfläche liegt ebenfalls vor.

        • Danke für die Info.

          Sonst gebe ich nur zu bedenken, dass Fernsehbilder, Webvideos oder gar animierte GIFs nicht zwingend die Realität abbilden müssen. Wie schon mal erwähnt, kann der Ball in einem „Frame“ eine überraschend lange Strecke zurücklegen, die über Abseits oder kein Abseits, Hand oder kein Hand entscheidet. Du als Kritiker des Zeitlupenwissens, solltest dich doch gerade von so etwas distanzieren, oder ;) ?

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