Die Blog- & Presseschau für Donnerstag, den 25.10.2012

Diese Saison muss sich niemand für die deutschen Champions League-Teilnehmer schämen. Drei Siege wurden am dritten Spieltag eingefahren, Dortmund und Schalke führen ihre Gruppen an und die Bayern liegen punktgleich in ihrer Gruppe mit dem Spitzenreiter in Schlagdistanz.

Champions League

Wie gewohnt gibt es die Zusammenfassungen der Champions League im „Sky Sport HD“-Kanal auf Youtube.

Dortmund bezwingt Real Madrid

Dortmund feiert seinen Triumphug an die Spitze der Champions League-Gruppe und die Süddeutsche Zeitung beginnt mit Nebensächlichkeiten, wie zum Beispiel Klopps Verkleidung.

Einfach unser Spiel spielen!, das hatte Dortmunds Trainer vorher als Devise ausgegeben, allerdings hielt er sich selbst nicht daran. Er spielte sein Spiel nicht, keine Kappe trug er, keine BVB-Ballonseide, statt dessen: einen grauen Anzug, dem Anlass angemessen. Spötter hatten in der vergangenen Saison ja angemerkt, dass Klopps Verkleidung verantwortlich sein könnte für das Fremdeln seiner Mannschaft auf der großen Bühne.

Auch Stephan Herrmans (Tagesspiegel) blickt erst einmal auf den deutschen Trainer und sein Verhalten.

Jürgen Klopp schien fast ein bisschen neidisch zu sein auf José Mourinho. Er blickte nach rechts, wo der Trainer von Real Madrid die Grenzen seiner Coaching-Zone sehr großzügig auslegte, dann blickte er zum Vierten Offiziellen. Wieso darf der, was bei mir immer gleich bestraft wird?, stand in Klopps Gesicht geschrieben. Mourinho lief derweil weiter die Seitenlinie entlang, wie es ihm beliebte. Das große Real Madrid lässt sich nicht zähmen – es sei denn, der spanische Rekordmeister spielt in Deutschland. Da schrumpft der Riese auf Zwergenmaß. Von 22 Europapokalspielen auf deutschem Boden hat Real erst eins gewonnen.

Oliver Wurm (Welt) reibt sich verwundert die Augen, wie aus dem hässlichen Entlein der letzten Saison, so ein hübscher Dortmunder Champions League-Schwan werden konnte.

Es ist bemerkenswert, wie schnell sich die Mannschaft von Jürgen Klopp vom naiven Frischling, der in der Königsklasse reichlich Lehrgeld bezahlen musste, zu einem unangenehmen Stolperstein für absolute Topteams entwickelt hat.

Roland Zorn (FAZ) erklärt den Sieg mit der gewohnten taktischen Ordnung des Meisters und der Rückkehr alter Leistungsträger.

Andererseits merkte man den Borussen an, dass sie sich in ihrer gewohnten 4-2-3-1-Formation wieder wohl fühlten, nachdem sie beim 1:2 gegen die Schalker in einem 3-5-2-System überfordert wirkten. Neben der zurückgewonnenen Ordnung und dem sehenswerten Pressing und Gegenpressing kam dem BVB auch zugute, dass die zuletzt angeschlagenen Nationalspieler Götze und Schmelzer wieder zur Verfügung standen.

Daniel Theweleit (FR) ordnet den Dortmunder Sieg nüchtern ein und verweist auf die Gefahren im nationalen Geschäft. Schließlich würde dort die Krise lauern.

Die wahre Standortbestimmung steht dem BVB aber trotz dieses großen Abends noch bevor. Am kommenden Samstag soll in Freiburg endlich der erste Auswärtssieg in der Bundesliga erspielt werden, im Ligaalltag liegt eine Serie von gerade einmal fünf Punkten aus den zurückliegenden fünf Partien hinter den BVB. Die Krise lauert auf nationalem Parkett, zumal die noch ausstehenden Begegnungen mit Ajax Amsterdam und Manchester City ohnehin von größerer Bedeutung sind als das dieser Festtag gegen den spanischen Rekordmeister.

Zonal Marking geht in die taktische Analyse des Dortmund-Spiels.

Vom Derbydepp zum Champions League-Flutlichthelden stellt Athletic Brandao fest und erinnert an einen denkwürdigen Abend.

Schalke gewinnt erstmals auf der Insel

Philipp Selldorf (SZ) war beim Spiel der Schalker gegen Arsenal und sah einen historischen Erfolg für die Westfalen.

So was gab es noch nie beim FC Schalke 04: Erstmals in ihrer Klubgeschichte gewinnen die Gelsenkirchener ein Pflichtspiel in England. Nach dem Erfolg im Revierderby schlägt der Bundesligist auch den FC Arsenal mit 2:0. Huntelaar und Afellay krönen eine Klasseleistung der Elf von Huub Stevens mit zwei geschickt herausgespielten Treffern.

Jörg Strohschein (Tagesspiegel) sah zunächst übervorsichtige Schalker, die ihren Respekt erst im Laufe des Spiels ablegten. Davor luden sie den Gegner immer wieder zu Kontern ein.

Allerdings erwies sich die Innenverteidigung um Benedikt Höwedes und Joel Matip, wie bereits in der jüngeren Vergangenheit, als nur sehr schwer überwindbar. Die Königsblauen bekamen die Partie mit zunehmender Spieldauer allerdings immer besser in den Griff und hatten schließlich, zwei Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte, sogar die beste Möglichkeit.

Sarah Peschke (Spiegel Online) beobachtet im weiteren Verlauf das Erfolgsrezept der Schalker.

Während das Londoner Publikum immer unruhiger wurde, ließen die Gäste sich nicht aus der Ruhe bringen. Immer wieder versuchten sie es mit dem ähnlichen Schema: Über Farfan oder Uchida auf der rechten Seite in die Mitte Richtung Huntelaar – zunächst allerdings ohne nachhaltigen Erfolg.

Web0.4 beobachtet die goldenen Jungs in London und findet für jeden Spieler nette Worte. Vergessen sind die letzten Wochen, wo es noch um Pfiffe aus dem Publikum ging.

Auch der Schalkefan findet überhaupt kein Haar in der Suppe und ist einfach zufrieden. Darüber hinaus findet er noch lobende Worte für den Schiedsrichter.

Blogundweiss sagt einfach „Weiter so, Jungs!“

Nur Torsten Wieland findet den ein oder anderen Kritikpunkt, wie zum Beispiel die Auswechslung von Marco Höger, für den Jermaine Jones auf den Platz kam.

Bayern München in Lille

Der Baziblogger war enttäuscht von der zweiten Hälfte der Bayern in Lille und hofft, dass Jupp Heynckes die richtigen Lehren aus dem Spiel zieht.

In der zweiten Hälfte sahen wir dann wieder das Bayern München, das unorganisiert, mutlos und unkonzentriert spielt. Man kann hier von Glück reden, dass Lille derart harmlos in der Offensive agierte und vorrangig ein paar Schüsse aus der zweiten Reihe abgegeben wurden, die weit am Tor vorbei in den Zuschauerrängen landeten.

Auch das Bayernblog sah eine kritische zweite Hälfte, aber auch Thomas Müller als Elfmeterschützen und einen mutigen Philipp Lahm.

Auch herausragende Spiele sind eher die Ausnahme für Lahm, weil er inzwischen gerade offensiv nur selten das Risiko sucht. Er zieht im Zweifel den sicheren Quer- oder Rückpass vor und stoppt bei seinen Vorstößen häufig an der Sechzehner-Grenze, um einen gut postierten Nebenmann zu suchen. […] Es macht daher Mut wie Lahm gegen Lille bei der Elfmeter-Szene mutig in den Strafraum zog und damit die spielentscheidende Szene einleitete. Es ist zu hoffen, dass diese Bereitschaft zum Risiko wieder ein wesentliches Element in Lahms Spiel wird.

Miasanrot sieht das Problem der Bayern im schwachen Mittelfeld und wertet das Spiel statistisch aus. Beim Mehmet-Scholl-Sieg war alles ein bisschen zu kompliziert.

Vergleicht man das Champions League Spiel in Frankreich mit dem Auftritt des Duos Schweinsteiger/Martínez in der Bundesliga gegen Hoffenheim wird deutlich was ich mit Präsenz meine. So wenige Pässe spielte Bastian zuletzt gegen Bremen (64) und auch dort zeigte der FC Bayern München nicht seine beste Seite. […] Meiner Meinung nach hat man auch in Weißrussland deutlich gesehen wie wichtig Schweinsteiger für unser Spiel und die Moral ist.

Ausbildungsversager

Das „Schalker Megafon“ geht hart mit deutschen Journalisten ins Gericht. Rund um das Derby gab es Ausschreitungen, die jedoch durch die Journaille teils falsch wieder gegeben wurden.

Journalisten sollen Dinge recherchieren, unvoreingenommen an alle Themen herangehen, mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten, sie schon gar nicht in ihre Berichte einfließen lassen, Dinge auch hinterfragen sowie einordnen und immmer die Gegenseite hören. So habe ich das noch gelernt. Scheinbar kommt nicht mehr jeder Kollege in den Genuss einer solchen Ausbildung.

Offener Brief an die Dortmunder Polizei

Das Fanmagazin Schwatzgelb hat gestern einen offenen Brief an die Dortmunder Polizei verfasst, in dem die Vorgehensweise der Ordnungshüter rund um das Derby kritisiert wird.

Wir müssen reden. Und zwar über den Derby-Samstag. Was war das denn bitte? Gut, wir sind ja inzwischen gewohnt, dass Ihr Euch von Spiel zu Spiel neue Taktiken und Vorgehensweisen überlegt, deren Sinn sich uns – vorsichtig ausgedrückt – nicht immer auf den ersten Blick erschließt. Aber die Planlosigkeit, mit der Ihr am Samstag zu Werke gegangen seid, toppt sogar die Darbietung unserer Schwatzgelben auf dem Platz. Wie war es denn bei Euch? Habt Ihr auch erst 90 Minuten vorher erfahren, dass Ihr mit ganz neuer Taktik in den Einsatz geht?

Wisst ihr noch? Ronaldinho!

Ronaldinho war mal die pure Freude auf dem Platz. Tricks, Tore und immer ein Lächeln im Gesicht. Irgendwann ließ das alles nach und der Brasilianer war nur noch ein Schatten seiner selbst. Inzwischen scheint er wieder Spaß am runden Leder zu haben, wie die Ode an Ronaldinho von „In Bed with Maradona“ erahnen lässt.

As the shadows crept across the field, Ronaldinho sent a magisterial curve arcing through the warm, late afternoon air. It was a lovely thing, the flight of that ball – true and honest, tracing a line as bittersweet as the trail of a jet plane passing far overhead, heading off to an unknown, but surely better, landing spot. The landing in this case was the furious bonce of giant defender Leonardo Silva. Cavalieri never even moved, and Atlético had won it.

Sicheres Stadionerlebnis

Der Indirekte Freistoß hat diverse Pressestimmen zum Konzeptpapier der Deutschen Fußball-Liga zusammengefasst.

Jürgen Bergmann, Fanbeauftragter des 1. FC Nürnberg äußert sich in der Süddeutschen Zeitung zum Sicherheitskonzept der DFL.

Der HSV hat ein Statement zum Thema abgegeben.

Düsseldorfer Stadionerlebnis

Trainer Baade war mit ein paar anderen Bloggern beim Spiel des FC Bayern München in Düsseldorf. Heraus gekommen ist ein launiger Bericht über gute Würste und matschige Brötchen.

Vincent Kompany macht Politik

Kompany twittert und verspottet die Rechtsextremen in Belgien. Die taz berichtet.

Reißerische Überschriften

„Lesbische Spielerinnen sind besser“ – Es geht gar nicht so viel um Homosexualität, sondern um viel mehr, wenn Anna Kloppe (taz) die Fußballerinnen Mis’da Ramounieh und Marcia Diketwane interviewt.

Russland auf dem Vormarsch

Ölmultis in der Fußballliga, die WM im eigenen Land und unterstützt jetzt auch noch der DFB die Russen? Olaf Sundermeyer geht für den Deutschlandfunk dieser Frage nach.

Gladbacher Krise

Jannik Sorgatz von „Entscheidend is aufm Platz“ wirft einen Blick auf das Spiel der Gladbacher in Bremen und erinnert sich an vergangene Jahre. Er kommt zum Schluss, dass man nicht gleich in Panik verfallen muss.

Fragen und Punkte für Collinas Erben

Schiedsrichterproblematiken sind in, zeigt nicht nur unser Podcast „Collinas Erben“, sondern auch die Tatsache, dass sich „Abenteuer Fußball“ mit der Rückpassregel beschäftigt.

Der Fußball-Seismograph

Werbung, aber äußerst intensiv. Nike installiert einen Seismographen im Fußballstadion.

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Trainer Baade und der #tkss

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