Champions League-Nachschlag
Rafael Buschmann (Spiegel Online) geht in seiner Analyse des 2:1-Siegs des BVB gegen Real Madrid auf Marcel Schmelzer ein. Schmelzer traf zum entscheidenden 2:1 gegen die Königlichen.
Es gibt Geschichten, die sind fast zu kitschig, um sie sich auszudenken. Schmelzers Vorstellung gegen Real mit seinem Volleyschuss direkt ins Herz des spanischen Meisters als Krönung ist so eine Story. Denn genau dieser Schmelzer war es, dem Bundestrainer Joachim Löw zuletzt zwischenzeitlich die internationale Top-Qualität absprach.
Daniel Theweleit (taz) schmunzelt über seine Kollegen und die „Ausgerechnet Schmelzer“-Geschichten, nimmt aber ebenfalls dankbar die Steilvorlage des Linksverteidigers an.
Ausgerechnet Schmelzer riefen die Reporter oben auf der Tribüne in die entfesselt jubelnde Arena hinein, denn der Linksverteidiger trifft eigentlich nie, in seinem 137. Pflichtspiel war ihm zuvor erst ein einziges Tor gelungen, ein eher unwichtiger Treffer gegen den 1. FC Köln. „Was Marcel Schmelzer da heute Abend gespielt hat, das war wie von einem anderen Stern“, sagte Jürgen Klopp später im Fernsehen und fügte an: „Glückwunsch an Deutschland, so einen Linksverteidiger zu haben.“
Das 09blog ist einfach froh über den 3er und vergisst dabei die Sorgen der Bundesliga.
Wie Klopp schon nach dem Spiel attestierte, spielerisch war das alles nicht perfekt. Aber wir haben Real Madrid in einem Pflichtspiel besiegt! Verdient besiegt! Was will man mehr? Wir sind Gruppenerster und dürfen auf einmal vom Achtelfinale träumen! Wen interessiert das Derby? Wen interessiert die Mini-Krise Mini-Flaute in der Bundesliga?
Derhatschongelb vom Sportsaal freut sich über die kompetenten Analysen von Jürgen Klopp beim ZDF nach dem Dortmunder Sieg. Nebenbei beschreibt er die komödienartigen Dialoge mit Oliver Kahn, der sich als Experte ziemlich ratlos zeigte.
Ich kann am Fernseher die Komplexität des Spiels (vor allem in der Schnelligkeit) doch gar nicht verstehen und auch bei mir bleibt nur hängen, dass Xabi Alonso irgendwie nicht das Spiel seines Lebens gemacht hat. Und dann will ich hören, warum! Dass der BVB die Königlichen zu riskanten Anspielen auf den zugestellten Alonso zwang (so wie bei der Balleroberung vor dem 1:0) oder auf Alonsos im Spielaufbau deutlich schwächere Kollegen. Dass man im Fußball auch mal einen Gegenspieler frei lässt, weil man über dessen fußballerische Defizite Bescheid weiß und hofft, dass er sie ausspielt, wenn man ihn dazu verleitet.
Turnhallenphil blickt noch mal auf den Schalker Sieg im Emirates-Stadium gegen Arsenal. Er zeigt sich weniger euphorisch als die meisten anderen Schalker Blogger und sah beim 1:0 eine Zufallskombination.
Christoph Biermann (11 Freunde) widerspricht und meint, dass die Schalker sogar den Dortmundern die Show gestohlen hätten.
Schön deren Sieg gegen Real Madrid, die sich jedoch traditionell in Deutschland schwer tun, aber wer gewinnt schon in England? Seit elf Jahren bzw. 25 Spielen in der Champions League war das keiner deutschen Mannschaft mehr gelungen. Zudem hatte Arsenal noch nie zuvor in der Geschichte der Champions League im eigenen Stadion ein Gruppenspiel verloren, und noch nie zuvor (in sieben Spielen) hatte eine deutsche Mannschaft bei Arsenal gewonnen. Überhaupt war Schalke die erste nicht-britische Mannschaft die im Emirates Stadion in der Champions League gewann. Denn in den letzten 43 Spielen hatte es zwei Niederlagen nur gegen Manchester United und Chelsea gegeben.
Und wer diese Zahlen liest, möge bitte noch die passende Antwort beim Trainer abholen.
Der letzte internationale Titel liegt nun schon über 10 Jahre zurück. Die Sportnation ist sich sicher, dass die Durststrecke bald beendet ist.
Auch Christian Spiller (ZEIT Online) schlägt in diese Kerbe und ist vom deutschen Fußball in der Königsklasse begeistert.
Die Klubs der Bundesliga überzeugen durch Fußball- statt Finanzinnovationen. Der FC Bayern hat dem reaktionären Ergebnisfußball abgeschworen und profitiert noch immer vom van-Gaal-System, das von Jupp Heynckes nur verfeinert und mit anständiger Menschenführung angereichert wurde. Jürgen Klopp hat mit Borussia Dortmund eine völlig neue Art des Fußballspielens, einen High-Speed-Kick mit elf Leichtathleten entwickelt, der vor allem in England bewundert und in der Liga von Klubs wie Gladbach, Hannover oder Frankfurt mehr oder weniger direkt kopiert wird.
Felix Magath entlässt sich nicht selbst
Magath muss als erster Trainer der Bundesliga-Saison gehen und wird vom Verein beurlaubt. Der Futiclub hatte einen ganz guten Riecher und beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe schon mit der „Meuterei am Mount Magath“ ohne zu wissen, dass Stunden später Magath wirklich gehen muss.
Als erste waren die Lokalen vor Ort. Die Wolfsburger Nachrichten vermeldeten die Entlassung exklusiv.
Unsere Zeitung erreichte den freigestellten Fußball-Boss kurz nach dem Gespräch telefonisch. „Ich kann dazu nichts sagen. Machen Sie es gut“, waren Magaths einzige Worte.
Es übernimmt Lorenz-Günther Köstner. Das Wolfsblog berichtet vom ersten Training.
Peter Körte (FAZ-Blog) fragt sich derweil, warum Felix Magath überhaupt gehen muss.
Wer wirklich entlassen gehört in Wolfsburg, das ist eben nicht in erster Linie Felix Magath. Wer die Verantwortung auf sich nehmen müsste, das sind die geltungssüchtigen Automogule wie der Aufsichtsratsvorsitzende Francisco Javier Garcia Sanz, wie der VW-Chef Martin Winterkorn, Leute, die Magath mit dieser Machtfülle ausgestattet, die geglaubt haben, ein harter und smarter Fußballlehrer könne in Personalunion Trainer, Manager und Geschäftsführer sein.
Für die Entlassung von Magath hatten sich aber wohl vor allem auch die Spieler ausgesprochen. Von sechs befragten Profis hielt nur Diego Benaglio zum Trainer.
Großen Anteil am Rauswurf hatten augenscheinlich fünf Spieler des VfL, die sich in Gesprächen mit der Klubspitze gegen Magath aussprachen. Von sechs befragten Profis wollte angeblich nur noch Kapitän Diego Benaglio mit Magath weitermachen, fünf Spieler (u.a. Marcel Schäfer, Simon Kjaer) sollen dagegengestimmt haben. Magaths Menschenführung und vor allem die katastrophale Transferpolitik standen schon lange in der Kritik. Seit seiner Rückkehr im März 2011 holte Magath 26 Spieler, von denen acht schon wieder weg sind und sieben kaum noch eine Rolle in Wolfsburg spielen.
Bundesliga
Am Samstag muss Nürnberg gegen Schalke ran. Für die Clubfans United ein Grund sich näher mit dem Gegner zu befassen. Neben dem Ausblick aufs Spiel gibt es zusätzlich ein Interview mit Blogger Tobias Kreimer von Blogundweiss.
Der Kaisergrantler grantelt wieder. Er hat keinerlei Verständnis für die Miesmacher der Nation, die den Bayern zukünftige Probleme andichten wollen. Zum Beispiel, dass die bald fitten Spieler nicht gerne auf der Bank sitzen wollen und dann automatisch Ärger machen.
Sicherlich kann man aus Abgängen oder Verletzungen von starken Spielern auch immer einen gewissen positiven Effekt ziehen. Das ist auch in München schon oft genug vorgekommen. Die Mannschaft rückt enger zusammen und andere Spieler können plötzlich stärker und befreiter aufspielen, aber trotzdem darf ich diese These in den Raum der Spinnerei abstellen. Wenn ich den Herrn richtig verstanden habe, geht der davon aus, dass diese Spieler ärger machen, wenn sie nicht zum Zuge kommen und dadurch sich der FC Bayern selber schlägt. Sozusagen.
Im Zuge der Rücktrittsgedanken des Arjen Robben erklärt Franz Beckenbauer den Holländer. Ein wissenschaftlicher Exkurs in der tz.
Doping und Fußball
„Bringt ja nix.“ „Warum sollen Fußballer dopen?“ „Unrealistisch!“ sind typische Äußerungen, wenn es um Doping im Fußballsport geht. Daniel Drepper schreckt das nicht ab und fragt deshalb beim DFB nach, warum es beispielsweise keine Blutkontrollen in der Bundesliga gibt.
Etwa 500 Trainingskontrollen macht die NADA im deutschen Fußball jede Saison, dazu kommen etwa 1600 Wettkampfkontrollen. Das sind ausschließlich Urinkontrollen. Viele Substanzen sind deshalb überhaupt nicht nachweisbar. Ende Juni hatte ich zwei Mal beim DFB angefragt, warum es keine Blutkontrollen im Fußball gibt und wann sich das ändert. Ich hatte damals keine Antworten bekommen. Jetzt habe ich nachgehakt und DFB und NADA haben geantwortet, allerdings ziemlich schwammig.
Sicheres Stadionerlebnis
Frank Willmann (Tagesspiegel) setzt sich ausführlich in seiner Kolumne mit dem DFL-Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ auseinander.
Mit Milchmädchenrechnungen und einseitiger Berichterstattung wird krampfhaft versucht, der Öffentlichkeit ein Bild vom gefährlichen Stadionbesuch einzubläuen. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass die Klubs den DFL-Maßnahmenkatalog nun reihenweise abblitzen lassen.
Rafael Buschmann (Spiegel Online) wollte sich einen Eindruck vor Ort bzgl. des sicheren Stadionerlebnis machen. Heraus kam eine Reportage vom Derby am Wochenende mit erschreckenden Momenten.
Doch als wir am Stadion ankamen, eskalierte die Situation – und zwar herbeigeführt von der Polizei, die mit berittenen Einheiten mitten in die Fan-Gruppe hineingaloppierte und diese gewaltsam sprengte. Die Ultras liefen teilweise in Panik quer über den Platz. Dabei kamen zwangsläufig Schalke-Fans mit Dortmund-Fans in Körperkontakt, was an verschiedenen Stellen zu kleineren Schlägereien führte. Das Polizeirezept in der nun wirklich unübersichtlichen Situation: Pfefferspray gegen alle.
Vukcevic in Reha-Klinik
Immer noch im Koma, aber auf dem Weg der Besserung ist Boris Vukcevic. Der Hoffenheimer Spieler wurde jetzt in eine Reha-Klinik verlegt.
Test
Pingback: Die Blog- und Presseschau für Freitag, den 26.10.2012 | Fokus Fussball