Die Blog- & Presseschau für Freitag, den 26.10.2012

Der VfB Stuttgart vermasselt dem deutschen Fußball die perfekte Woche. Nach dem bereits München, Dortmund und Schalke siegten, legten Mönchengladbach, Leverkusen und Hannover nach. Einzig die Schwaben kamen daheim gegen Kopenhagen nicht über ein 0:0 hinaus und müssen jetzt um die Qualifikation für die KO-Runde bangen. Alle Spiele, alle Tore bei Sky Sport HD. Die Medien bestimmt heute jedoch ein anderes Thema. Felix Magath wurde gestern beim VfL Wolfsburg entlassen. Erste Stimmen gab es gestern schon hier in der Blog- & Presseschau.

Magath muss gehen

Über das soziale Netzwerk Facebook verabschiedet sich Felix Magath von seinen Fans.

Hallo Facebook-Freunde und Fans,

ihr wart hier stets eine anregende, lobende wie auch kritische Gemeinde. Für Eure Begleitung und Unterstützung bin ich sehr dankbar. Dieser Austausch quer durch alle Altersschichten machte mir immer Spaß. Daran möchte ich nichts ändern. Ich werde mit Euch in Kontakt bleiben. An spannenden Themen wird es uns sicher nicht mangeln, dafür sorgt schon das Leben und der Fußball. Passt auf Euch auf und habt gute Tage.

Frank Hellmann (FR) meint, dass der VW-Vorstand zu lange einfach nur zugeschaut hat.

Am Ende half auch diese Männerfreundschaft nicht mehr: Dass sich Martin Winterkorn und Felix Magath nicht nur gut kennen, sondern auch gegenseitig schätzen, hat am Ende nur die Gnadenfrist verlängert. Kaum war der VW-Vorstandsboss von seiner Auslandsreise zurückgekehrt und hatte mitbekommen, welch vergiftetes Betriebsklima innerhalb seiner Werksfußballabteilung herrschte, konnte auch Winterkorn nicht mehr anders, als den Daumen zu senken.

Boris Herrmann (SZ) erklärt, dass auch Uli Hoeneß Wort bei der Beurlaubung von Magath seinen Beitrag leistete.

Winterkorn sitzt im Aufsichtsrat der Bayern. Es ist bekannt, dass er das Wort von (Uli) Hoeneß für gewichtig hält. Nach dessen Urteil hätte Magath wohl nur noch von seiner Mannschaft gerettet werden können. Aber die hatte eher kein Interesse.

Peter Hess (FAZ) bestätigt, dass Magath grandios gescheitert ist, fragt sich jedoch auch, ob das gleichbedeutend damit ist, dass er ein schlechter Trainer ist.

Einem Trainer, der verpflichten konnte, wen er wollte, einem Trainer, der feuern konnte, wen er wollte, einem Trainer, der so viel ausgeben durfte, wie nur ganz wenige Kollegen in der Liga. Magath ist grandios gescheitert, da gibt es keine Ausreden. Keiner zwang ihn, seinen Kader in den letzten anderthalb Jahren ständig durcheinanderzuwerfen. Sein Appell, ihm mehr Zeit zuzugestehen, wirkte hohl durch den Vergleich der Bilanzen der Aufsteiger Düsseldorf und Frankfurt, die im vergangenen Sommer ebenfalls ihre Teams neu zusammenstellten.

Andreas Rüttenauer (taz) nimmt mit ironischen Unterton Magaths Tausendsassa-Funktion aufs Korn.

Er (Felix Magath, Anm. der Red.) hätte Felix Magath anrufen müssen, den Trainer, der Wolfsburg 2009 zum Meister gemacht hat und den volkswageneigenen Verein nach einem kurzen Interregnum auf Schalke vor dem Abstieg gerettet hat. Er hätte einen neuen Trainer installieren können. Er hat es nicht getan.

Frank Schacht (Welt) dagegen stellt eine übergeordnete Frage, nämlich wie lange sich VW überhaupt noch den Verein VfL Wolfsburg leisten kann und will.

Seit dem Meistergewinn im Jahr 2009, nach dem Magath zum Ligakonkurrenten Schalke 04 gewechselt war, eilt der Verein von einem Imageschaden zum nächsten. Die Kratzer im Lack sind beschämend, sündhaft teuer und werden immer tiefer. Zwischen den beiden Amtsperioden von Magath hatten sich die VW-Manager mit Dieter Hoeneß für einen weiteren Fußballexperten entschieden, dem sie alle Macht und viel Geld anvertraut hatten. Das Experiment scheiterte an zu vielen Fehleinkäufen und den falschen Trainern.

Europa League

Der Tagesspiegel hat die vier Spiele der deutschen Teilnehmer zusammengefasst.

Tim Röhn (Welt) hat den Gladbacher Auftritt gegen Olympique Marseille genauer unter die Lupe genommen und ist zum Schluss gekommen, dass der Beinahe-Champions-League-Teilnehmer die Saison vielleicht doch noch positiv abschließen könnte.

Der Schlüssel zum Erfolg: Die Elf von Trainer Lucien Favre agierte – im Gegensatz zu den vorherigen enttäuschenden Auftritten – endlich geduldig. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, als in der Anfangsphase kaum eine Kombination gelingen wollte. Die Spieler wurden weder hektisch noch verloren sie die Konzentration. Stattdessen verteidigten sie mit viel Ruhe gegen die hochkarätigen Offensivkräfte der Gäste.

Karsten Kellermann und Andre Schahidi (RP) erkennen, dass ein kleiner Glücksmoment schon entscheidend sein kann, im Kampf um 3 oder 0 Punkte.

Und manchmal braucht eine extrem verunsicherte Mannschaft einen kleinen Schubser in die richtige Richtung. Einen kleinen Glücksmoment. Genau einen solchen erhielt Borussia nach einer guten halben Stunde: Nach einem Schuss von Havard Nordtveit aus kurzer Distanz zog Charles Kabore die Hände vors Gesicht und stoppte so regelwidrig den Ball. Der belgische Schiedsrichter Serge Gumierry zeigte auf den Punkt: Handelfmeter.

Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) wäre lieber zuhause geblieben, statt das Stuttgarter Spiel gegen Kopenhagen zu beobachten.

Man muss freilich auch konstatieren: wer gestern Abend zu Hause geblieben ist, hat wenig falsch gemacht. Denn so trist wie die Kulisse war in der ersten Halbzeit auch das Spiel. Wenig war übrig geblieben von dem Schwung, den der VfB noch in Hamburg gezeigt hatte. Dort schien die angespannte Tabellenkonstellation den Spielern Beine zu machen – gegen Kopenhagen war davon zunächst wenig zu sehen. Pomadig und weitgehend ideenlos trugen die Stuttgarter ihre Angriffe vor; keinerlei Mühe hatten die defensiv gut geordneten und taktisch reifen Dänen, den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten

Leverkusen gewinnt gegen Rapid Wien locker mit 4:0 und dementsprechend fallen die Stimmen zum Spiel aus, die der Standard zusammengefasst hat. Stefan Klüttermann (RP) beschreibt den Türöffner.

Letztlich passte es sogar irgendwie zu diesem Leverkusener Europacup-Trip dass der unfreiwillige Protagonist der kuriosen Anreise vom Mittwoch am Donnerstag nun zu einem der Hauptdarsteller der 90 Minuten avancierte: Innenverteidiger Philipp Wollscheid – am Vortag noch eine Viertelstunde lang im Düsseldorfer Abflugterminal verschollen und von den Verantwortlichen verzweifelt gesucht, weil er Schuhe kaufen gegangen war und sein Handy auf lautlos gestellt hatte – köpfte Bayer 04 vor 43.200 Zuschauern im ehrwürdigen Ernst-Happel-Stadion nach einer Ecke von Gonzalo Castro mit 1:0 in Führung.

Die Neue Presse war beim Spiel der Hannoveraner in Schweden vor Ort und moniert die mangelnde Chancenauswertung des Slomka-Teams.

Manko der Niedersachsen war vor 8300 Zuschauern – darunter 4000 96-Fans – die schlechte Chancenauswertung, die sich beinahe rächte. „Es war das erwartet schwere Spiel mit einem herrlichen Ende. Wir hatten das Glück des Tüchtigen“, stellte Trainer Mirko Slomka fest. 96-Verteidiger Christian Schulz meinte zu den dramatischen Schlussminuten: „Es ist ärgerlich, wenn man so gut da steht und dann in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Es gibt nicht viel, viel Schöneres, dann noch einmal zurückzukommen.“

Bundesliga

Gestern wurde hier bereits verkündet, dass die Clubfans United einen Blick aufs Spiel des Clubs gegen die Knappen werfen. Blogundweiss ist dort auch im Interview zu lesen und Turnhallenphil nimmt dies direkt auf.

Fußball-Wunder-Bauten

Der Schalkefan hat sich mit einem ganz besonderen Fußballbuch auseinander gesetzt und rezensiert. Zwei der Autoren haben wir übrigens nächste Woche im „Gespräch en blog“ zu Gast.

„Fußball-Wunder-Bauten“ hat mich positiv überrascht. Hatte ich ein arg dröges Foto/Text-Machwerk mit architektonischen Belehrungen befürchtet, erreichte mich in der Tat ein Werk, dass ich sofort in mein Herz schließen konnte und auf dessen zweiten Teil – der zwangläufig irgendwann folgen muss (!) – ich bereits jetzt sehnsüchtig warte.

Fußballerin des Jahres

Die Kandidatinnen für den Preis der Fußballerin des Jahres wurden gestern nominiert, genauso wie für den Damen-Coach des Jahres. Aus deutscher Sicht nur Trainerinnen nominiert, nämlich Maren Meinert (U20) und Silvia Neid.

Rettet die Alemannia

Der Friedrich will die Alemannia retten. Die steht nämlich kurz vor der Insolvenz. 2.000.000 Euro werden benötigt.

Im Grunde hat es die Alemannia nicht verdient gerettet zu werden. Durch Misswirtschaft und Vertrauensbruch steht der Traditionsverein kurz vor der Insolvenz. Helfen kann uns laut Aussage verantwortlicher Personen nur ein Wunder. Ich versuche meinen Teil dazu beizutragen und rufe alle Fans und Liebhaber des Fußballs – aber auch alle anderen Vereinsbegeisterten Menschen – auf, eine kleine Spende für die Alemannia zu tätigen.

Meistgeklickter Link gestern

Ein Bericht über Vincent Kompany, der Rechtsextreme verspottet.

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