Die Blog- & Presseschau für Freitag, den 14.September 2012

Fluter-Interview mit anonymen homosexuellen Bundesliga-Spieler

Gestern äußerte sich sogar die Bundeskanzlerin zum besagten Interview im Fluter. Wer den Mut habe, solle wissen, dass er in einem Land lebe, in dem er sich eigentlich nicht vor einem Outing fürchten müsse. Ein Teil der Journaille machte daraus – als Beispiel der sid:

Er lebt in einem Land, in dem er sich vor einem Outing nicht fürchten muss. Wir können nur das Signal geben, dass er keine Angst haben muss“, sagte Merkel bei der Vorstellung des Integrations-Spieltages am Wochenende in der Fußball-Bundesliga.

Das Wörtchen „eigentlich“ bleibt hier auf der Strecke. Und das „eigentlich“ eine ganz schöne Einschränkung ist, wird auch nicht erwähnt – stattdessen ermutigt die Kanzlerin homosexuelle Fußballer zum Outing. Uneingeschränkt.

Derweil kommen die ersten Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Interviews auf. Philipp Köster von den 11 Freunden nimmt das komplette Gespräch auseinander und zweifelt, dass es genau so bzw. überhaupt stattgefunden hat.

Wohl gemerkt, es geht hier nicht darum, die seelischen Nöte homosexueller Fußballer kleinzureden. Aber angesichts der zahllosen, wirr aneinander gestoppelten und sich gegenseitig widersprechenden Aussagen entsteht nahezu zwangsläufig der Eindruck, dass hier gar kein Gespräch stattgefunden hat. Nur einige Beispiele: Mal sind es die Medien, mal der vermeintlich enthemmte Mob in den Stadien, der ihm Todesangst einjagt. Mal sagt er: »Es gibt keine Lösung«, um dann durchaus frohgemut anzukündigen: »Wir können in einem Jahr wieder sprechen und dann kann ich vielleicht meinen Namen unter das Gesagte setzen.« Mal spricht er reflektiert, mal drischt er das übliche Fußballerlatein: »Die Fans sind einfach der unverzichtbare Motor, der auch mich jeden Spieltag antreibt«.

Immerhin redet die Nation jetzt über dieses Thema. Auch unrund sagt, worum es geht. Die Aktion Libero hat mal wieder alle Links zum Thema zusammengefasst und kommentiert.

Kevin Pezzoni

Ebenfalls für viel Aufregung sorgte der Fall Kevin Pezzoni in Köln. Raphael Honigstein beleuchtet für Sports Illustrated die Situation in der Domstadt.

Neither the club nor local authorities have done enough to curb these excesses, despite protestations to the contrary. The anger on the terraces might have some justification in the light of the club’s collective ineptitude, but its violent manifestation has happened for the same banal reason that most of hooliganism in the 1980s did: the perpetrators have simply felt that they could act with impunity.

Fangewalt

Der Tagesspiegel schrieb dieser Tage, dass die ausufernde Fangewalt ein drängendes Thema sei. Trainer Baade widerspricht dieser These. Die ersten Kommentare zum Text könnten zu einer interessanten Diskussion führen.

Pyrotechnik

Fankultur setzt sich mit Pyrotechnik im Stadion auseinander und überlegt sich Richtlinien wie Pyros im Stadion funktionieren könnten.

Bundesliga

Sergio Pinto spricht sich im Interview mit Spox für einen Verbleib des Trainers Mirko Slomka in Hannover aus.

Am Wochenende steht die Partie Dortmund gegen Leverkusen auf der Bundesliga-Menükarte. Nick von Anygivenweekend schreibt, warum man sich auf das Spiel freuen darf.

Am dritten Spieltag fallen keine Entscheidungen, aber beweisen wollen sich sowohl Borussia als auch Leverkusen. Wer übermorgen gewinnt, spielt in den nächsten Wochen an der Tabellenspitze mit und startet beschwingt in den Europapokal. Nicht zu vergessen: Eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Clubs bestand in den letzten Jahrzehnten desöfteren. Vor allem aus sportlichen Gründen. Schlägt man den anderen, kann man sich darauf schon etwas einbilden. Viele Gründe, diese Partie mit Spannung zu erwarten.

In München geht es derweil weniger um die Tabellenführung des Teams, sondern um die Masse an ehemaligen Bayern-Spielern in Expertensitzen. Ob Scholl, Effenberg, Kahn oder Matthäus – jeder hat einen guten Ratschlag für die Bayern. Gerade erstgenannter kommt ins Blickfeld der Bayernbosse, denn Scholl ist auch Trainer der zweiten Elf. Ein Interessenskonflikt?

Spricht da nun der TV-Kommentator? Spricht der Klub-Angestellte? Oder lässt sich das gerade wieder nicht so recht auseinanderhalten? Müller, dessen Ende in der zweiten Bayern-Mannschaft mit den Anfängen von Scholls erster Amtszeit zusammenfiel, findet, dass dies eine „ungewöhnliche Konstellation“ sei, die „nicht optimal ist“. All die Experten seien aber „eher ein Thema des Vereins, nicht der Spieler“.

Herr Zechbauer vom Fernglas FCB sieht da kein Problem.

Es ist schon etwas befremdlich, dass die Führungsetage des FC Bayern sich derzeit so vehement gegen den Fernsehjob von Bayern-Trainer Scholl stemmt; ich sehe da im Grunde keinen Interessenskonfikt. Lob gehört genauso dazu wie Kritik – und diese zu unterbinden, wäre nichts anderes als eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Man darf nicht vergessen, dass Mehmet Scholl im Rahmen seiner Expertentätigkeit nicht gegen seinen Arbeitgeber feuert, sondern lediglich die Leistung von Spielern unabhängig ihrer Vereinszugehörigkeit bewertet. Ausgerechnet Franz Beckenbauer, Ehrenpräsident der Bayern, macht dies seit Jahrzehnten.

Eine weitere Partie des dritten Spieltags wird die Begegnung Fürth gegen Schalke sein. Für Gerald Asamoah, als Ex-Knappe natürlich ein besonderes Spiel. „Am Ende entscheidet Gott“, so Asamoah in der FR und meint damit nicht den Ausgang des Spiels.

Dritte Liga

Die Sportschau-Seite berichtet vom Spitzenspiel mit Beigeschmack. Der VfL Osnabrück empfängt am Samstag Preußen Münster. Die Brisanz rührt aus Tabellensituation, der regionalen Nähe der beiden Teams und der Tatsache, dass beim letzten Derby ein Preußenfan einen Sprengstoffkörper zündete.

Nationalmannschaft

Jogi Löw sieht Probleme in der Nationalmannschaft, will aber den Kopf nicht in den Sand stecken, berichtet die Welt.

Man wolle sich aber „nicht beirren lassen“ und den Weg fortsetzen. „Manchmal ist es vielleicht gut, wenn die Defizite offenkundig werden. Dann weiß man, wo man konkret ansetzen muss. Wir müssen wieder mehr Basisarbeit machen. In dieser Phase befinden wir uns gerade“, sagte Löw.

Frauen-Fußball

Ballverliebt wirft einen Blick auf die Quali der ÖFB-Frauen und die Entwicklung die der Frauen-Fußball in Österreich gemacht hat.

Am Samstag endet sie. In St. Pölten, gegen Dänemark. Die mit Abstand erfolgreichste EM-Quali, die die ÖFB-Frauen jemals absolviert haben. Doch eigentlich ist dieses Ende erst der Anfang. In vielerlei Hinsicht. Erstmals zeigt der ORF ein Heimspiel live im Fernsehen. Erstmals wird in der brandneuen NV-Arena gespielt, die ab sofort die dauerhafte Heimstätte des Nationalteams werden soll. Und nach diesem Spiel geht es erstmals ins Play-Off um die erstmalige Teilnahme ein einem großen Turnier – der EM 2013 in Schweden. Das war bis vor kurzem noch unvorstellbar gewesen.

International

In Afghanistan soll eine Fußball-Premier-League gegründet werden. Aller Probleme zum Trotz. Mit Hilfe einer Castingshow. Solveig Floerke berichtet für die FAZ.

Stadien

„Spiegel Online“ über die „Anfänge des „Millerntor Stadions“ zum neuen Buch „Millerntor“ mit anschließender Fotogalerie.

Trainer Baade hat Bilder von Belgiens Amateur-Plätzen ausgegraben.

Benditlikebender hat einen O-Ton gefunden von Scroobius Pip über das letzte Spiel des FC Millwall im alten Den 1993.

Kunst

In der Reihe „Kopf der Woche“ von „ZDF Kultur“ malen zwei Künstler das Duell Deutschland gegen die Niederlande.

TV-Tipp

„Arte“ zeigt am Samstag um 22.05 Uhr eine Dokumentation über „Weibliche Ultras„.

Foto des Tages

Sieht aus wie FIFA xx – ist aber echt.

Tor des Tages

In Brazil, we call this a proper ‘golaço’

2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Ich nehme an, es liegt an mir, dass ich das Kommentarfeld unter dem Beitrag mit Marcus Bark nicht finde, jedenfalls: Gerne gehört, super Idee, und auch nett, etwas über seinen Werdegang zu erfahren.

    • Hi Trainer,

      was mit dem Kommentarfeld los ist, kann ich dir nicht sagen. Bei mir gabs keinerlei Probleme. Neu laden und so hast du vermutlich probiert!? Sonst gerne nen Screenshot machen und mailen. Danke fürs Lob!

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