#Link11: Von falschen Neunern und Sechsern

Ich bin kein Freund von Public Viewing – und dafür habe ich gute Gründe. Bei der WM 2006 wollte ich mir mit einem Kumpel Ecuador – Deutschland in der Kneipe ansehen. Der Freund kam schon zu spät, und mit ein bisschen Glück konnten wir noch ein paar Plätze in der ansonsten voll besetzten Kneipe ergattern. Wir trafen später andere Freunde, denen es in der Kneipe nicht so gut gefiel, und wir zogen zur Halbzeit weiter auf einen Public-Viewing-Platz. Doch der war so voll besetzt, dass man nichts hätte sehen können. Wir zogen weiter zu einem anderen Kumpel. Doch der war nicht da, sondern lediglich seine Mutter, für die mein Kumpel jetzt ein paar Erledigungen machen musste. Mein Kumpel war bei Kaisers, während ich in sicherer Entfernung vor einer Leinwand das 3:0 für Deutschland erlebte. Am Ende landeten wir wieder in der Kneipe, in der die Odyssee begonnen hatte. Doch wir mussten die Schlussphase stehend verfolgen, denn unsere Plätze waren in der Zwischenzeit besetzt. In der heutigen Link11 lassen wir einen Eventfan zu Wort kommen, aber keine Sorge: erst am Schluss.

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1. Brasiliens Selecao konnte auch beim 4:1 gegen Kamerun nicht vollends überzeugen, aber sicherte sich damit zumindest den Gruppensieg (FR). Und zudem durfte der zuletzt arg kritisierte Fred („eine falsche Neun“) mit einem Treffer Selbstvertrauen tanken (SZ).

2. Neben Brasilien zog Mexiko als Gruppenzweiter mit einem 3:1-Sieg gegen Kroatien ins Achtelfinale ein. Spielverlagerung analysiert die Partie.

3. Der nächste Gegner der Mexikaner ist die Niederlande, die sich mit einem 2:0-Erfolg gegen Chile den Gruppensieg sicherten (SZ). Mit Würde verabschiedeten sich die Spanier von der Weltmeisterschaft (FAZ). Aber das WM-Vorrundenaus des noch amtierenden Titelträgers bedeutet für die Kommentatoren weder ein Ende des Tiki-Taka-Fußballs (barcawelt) noch der spanischen Nationalmannschaft in der internationalen Spitzenklasse (Gegen den Ball). Nicht die Spielende war am Ende, sondern die Spieler.

4. Während des letzten Deutschland-Spiels gegen Ghana fiel ein Teil der deutschen Fans sowie innerhalb als auch außerhalb des Stadions unangenehm auf. Lichterkarussell fasst rassistische Tweets während Deutschland – Ghana zusammen. Das Anti-Diskriminierungs-Netzwerk FARE hat Rassismus-Vorwürfe unter anderem gegen deutsche Fans erhoben (SPIEGEL ONLINE).

5. Nicht nur Mannschaft und Fans hatte gegen Ghana nicht den besten Tag erwischt, sondern auch der Kommentator. Tobias Escher kritisiert Tom Bartels‘ zu Deutschland-bezogenen Kommentare. Es gibt ein historisches Vorbild, wie es richtig gemacht wird – Herbert Zimmermann. „Er bezeichnete Torhüter Toni Turek nach einer Parade als Fußballgott, und vergaß dennoch im nächsten nicht, den ungarischen Angriff zu loben, der Turek zu dieser Parade zwang.“ Auch Königsblog kritisiert die Performance von Tom Bartels und zudem die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens von der WM. „Die TV-Berichterstattung von ARD und ZDF ist längst zu einer DFB-Reklameshow geworden. Die neben Lukas Podolski ihre Füße badende Katrin Müller-Hohenstein und Gerhard Delling, der in Interviews „dem Oliver“ (Bierhoff) lächelnd Stichwörter zu dessen ewig gleichen Sätzen präsentiert, sind unerträglich.“

6. Robert Peters (RP) fordert, dass Lehren aus dem Ghana-Spiel gezogen werden. Eine könnte sein, dass Bastian Schweinsteiger wieder in die Startelf rückt, wie unter anderem von José Mourinho gefordert (Sport1). Denn gegen Ghana enttäuschte vor allem seine Konkurrenz im defensiven Mittelfeld. Marcus Bark (Sportschau) unterzieht Lahm und Khedira dem Faktencheck. Noch bleibt Lahm im Mittelfeld, aber die SZ warnt vor Folgeschäden.

7. Im letzten Gruppenspiel gegen die USA reicht sowohl Deutschland als auch den vom ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann trainierten Amerikanern ein Unentschieden zum Weiterkommen. Das lässt Raum für Vergleiche mit dem „Nichtangriffspakt von Gijon 1982“ (SZ/FAZ).

8. Ein brasilianischer Journalist ist auf einen Scolari-Doppelgänger reingefallen. Wobei reingefallen stimmt nicht. Der Scolari-Doppelgänger dachte, der Journalist würde ihn nach seiner persönlichen Meinung zu Neymar und der Selecao befragen (BBC).

9. Wie sich die Tickets zum WM-Finale im Laufe der Zeit sich wandelten, zeigt Creativebloq.

10. Das alte Berti-Vogts-Motto „Die Star ist der Mannschaft“ würde in Argentinien nicht funktionieren, wie das argentinische Tagebuch zu berichten weiß. Denn Argentinien braucht sowohl in der Politik als auch im Sport Patriarchen.

11. Neues aus der FIFA-Telenovela: Die FIFA verteidigt die Erhöhung der Funktionärsbezüge (FAZ). Und Kaiser Franz Beckenbauer, seine Majestät, scheint doch mehr als ein Bauernopfer zu sein. Die SZ beleuchtet Beckenbauers Engagement beim russischen Gaskonzern Gazprom.

 

Field Reporter

„Das schöne an der wm ist doch…die gemeinschaft die entsteht. Alle unterhalten sich gemeinsam….man kann jeden anquatschen…man fiebert gemeinsam und wenn ein tor fällt. ….freut man sich gemeinsam mit den anderen ….dieses Gefühl und dieses fieling bietet ne Bundesliga einfach nicht….ist nun mal Fakt . Also ist doch kein wunder das ne wm/em viel mehr spass macht zu gucken. ..: )“

Stellvertretend für alle Eventfans während dieser Weltmeisterschaft: ein Facebook-Post auf der Seite eines lokalen Radiosenders (Welle Niederrhein).

 

Mixed Zone: Nichts gelernt: DFB überklebt Anti-Rassismus-Plakat (SZ) +++ Bedrohung: Wettmafia ist in Stellung (FAZ) +++ Wieder im Gespräch: Holt Frankfurt diesmal Bendtner? (FR) +++ Transfer: HSV holt sich Oberhausener Jung (kicker) +++

 

1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar

  1. Ich rate mal, dass es hier in #3 ‚Spielidee‘ hat heißen sollen:
    Nicht die Spielende war am Ende, sondern die Spieler.
    Obwohl: nach dem Spiel ist zwar vor dem Spiel, aber für die spanische NM ist nach dem Spiel Ende und Urlaub^^.

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