Die Blog- & Presseschau für Mittwoch, den 27.02.2013

„Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze“, so sagt man landläufig. Doch Thomas Tuchel dürfte nach dem gestrigen Abend seine eigene Sicht auf die Dinge haben. Nach einer 2:0-Führung gegen Freiburg kassierte Mainz eine gelb-rote Karte, einen Ausgleichstreffer durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit und verlor dann in der Verlängerung. Tuchel blieb relativ ruhig, dafür durfte sein Co-Trainer das Spielende von der Tribüne beobachten. Der VfL Wolfsburg gewann in Offenbach (SZ).

Jan Christian Müller (FR) beobachtete das Treiben der Mainzer Verantwortlichen bei den brenzligen Entscheidungen des Unparteiischen Aytekin.

Der Mainzer Assistenztrainer Arno Michels, der auch von Teammanager Axel Schuster nicht beruhigt werden konnte, erregte sich darüber derart, dass ihn der Unparteiische in der Pause vor der Verlängerung auf die Tribüne schickte.

Daniel Meuren (FAZ) stellte aber fest, dass Aytekins Entscheidungen korrekt waren.

Es kann bislang nur spekuliert werden, was der 39 Jahre alte „Mainzer Mourinho“ mit seinen verschwörungstheoretisch anmutenden Aussagen bezwecken wollte. Der am Dienstagabend mit der undankbaren Aufgabe der Spielleitung betraute Deniz Aytekin entschied jedenfalls korrekt auf Elfmeter, nachdem der Mainzer Verteidiger Radoslav Zabavnik den eingewechselten Freiburger Stürmer Ivan Santini in der Nachspielzeit im Strafraum gefoult hatte.

Christian Kamp (FAZ) beobachtete den zähen Kampf der Wolfsburger in Offenbach.

Wer es im Pokal zu etwas bringen will, wird die Offenbacher Kickers nicht gerade als Glückslos betrachten. Auch für den VfL Wolfsburg war es ein hartes Stück Arbeit, das am Dienstagabend in der hitzigen Atmosphäre des Bieberer Bergs bewältigt sein wollte. Mit viel Geduld und in den entscheidenden Momenten auch der nötigen Klasse aber setzte sich der Bundesliga-Fünfzehnte am Ende verdient 2:1 beim Zwölften der Dritten Liga durch.

Akte X – Die Fälle des Thomas Tuchel

Fußballdeutschland und allen voran Trainer Baade fragt sich, wann fing das an mit Thomas Tuchel? Was hat ihn bloß so ruiniert? Wie kommt er auf all diese Verschwörungstheorien.

Immerhin ist nach Felix Magaths Abgang aus der Bundesliga wieder ein echter Fiesling im Rennen. Die Rollen der Daily Soap „Bundesliga“ wollen schließlich besetzt werden und bleiben selten vakant. Trotzdem: Wann fing das an, Thomas Tuchel, dass das Hirn immer häufiger streikte und nur noch derlei Verschwörungstheorien produzierte?

Blog-G stellt sich in diesem Zuge die Frage, ob Schiedsrichter völlig vorurteilsfrei Entscheidungen treffen und konstatiert, dass die Unparteiischen im Großen und Ganzen immer einen guten Job machen.

Aber kann ein Schiedsrichter, der ja die prominenten Akteure im und auf dem Spielfeld ganz sicher recht gut kennt, kann ein Schiedsrichter seine Vorurteile gänzlich ausblenden? Kann er sie auch dann noch ausblenden, wenn einige Personen diese seine Vorurteile durch seltsames Verhalten zum Beispiel am Spielfeldrand oder bei Pressekonferenzen erklecklich bestätigen?

Bayern vs. BVB

Worauf es ankommt gegen den BVB. Dieser Frage geht Der Bayern Blog nach und kommt auf 3 entscheidende Faktoren. Pressingresistenz, Standardsituationen und Manuel Neuer.

Als Torwart beim FC Bayern gibt es zwei Arten von Spielen. Die Spiele, bei denen auch Uwe Gospodarek oder Sven Scheuer eine gute Figur abgegeben hätten (das ist der Großteil der Spiele) und die Spiele, die für besondere Torhüter vom Kaliber eines Oliver Kahns oder Manuel Neuers reserviert sind.

Daniel Montazari (Spiegel Online) wagt sich an einen Taktikcheck vor dem Spiel heute Abend und weist ebenfalls auf die Bedeutung des Gegenpressings hin.

Für das Gegenpressing à la Bayern München kaufte der Rekordmeister ein. Dante, Mario Mandzukic, Javi Martínez – es sind drei Spieler, die den FC Bayern 2.0 prägen, der eigentlich – in München werden sie es ungern hören – vor allem eine taktische Kopie von Borussia Dortmund ist.

Felix Magath analysiert derweil, warum die letzten Spiele so schlecht für die Bayern ausgingen (Welt) und sieht in dieser Saison immerhin einen Fortschritt auf Seiten des Rekordmeisters.

Grundsätzlich haben die Bayern in dieser Saison ihre Sorglosigkeit abgelegt und verstehen es besser als in der Vergangenheit einfache Situationen gut und sicher zu lösen. Da haben sie mittlerweile das Niveau der Dortmunder erreicht, die das seit zweieinhalb Jahren mustergültig machen. Darum wird es spannend sein zu sehen, ob die Borussia am Mittwoch in München – gegen die nun enorm erfolgshungrigen Bayern – gewinnen kann.

Papas Verein

Es ist der schlimmste Gedanken, den ein Vater wohl haben kann. Das eigene Kind liebt einen anderen Verein. Marc Schürmann (Nido) über den Versuch seine Kinder zu Fans des eigenes Lieblingsvereins zu machen.

Also, wie mache ich meine Kinder zu Köln-Fans? Das erste Problem liegt darin, dass sie noch klein sind. Die Tochter vier, der Sohn sechs. Lief Fußball bei uns im Fernsehen, kam bisher oft die Beschwerde, das sei ja gar kein Zeichentrick. Wo denn nun Simba sei? Das Einzige, was ich als Interesse werten konnte, war der Ausruf „Armer Köln!“ aus dem Mund meines Sohnes, wenn ich ihm erzählt hatte, Köln habe verloren. Ich hörte den Satz immer samstags gegen halb sechs.

Klogedanken

Es ist bestimmt nicht fair nur einzelne Teile aus Heinz-Kamke-Texten zu zitieren, aber es immer wieder eine Wonne zu erfahren, wie man von teils abstrusen Gedanken auf den Fußball kommt.

Gleichzeitig waren jedoch all meine Zweifel verschwunden, ob jene Menschen, die kurz zuvor mit lustigen Hüten oder bunten Federn auf dem Kopf Après-Ski-Atmosphäre ins Neckarstadion gezaubert hatten, vielleicht doch nur ein Produkt meiner Fantasie gewesen seien.

Der Fußballjargon der Eigentlichkeit

Hamburg ist grün-weiß mit einem spannenden Text über, ja über was? Eine Anregung an die Fußballwelt ein bisschen aufzupassen, was man sagt und schreibt.

Wann immer moralisierend die Unterscheidung von gut und böse auf die soziale Wirklichkeit projiziert wird, sollte man Vorsicht walten lassen. Das gilt, pars pro toto, auch für den Fußball. […] Immer droht das Eigentliche und Echte unterlaufen zu werden, und als Folge dieser Tendenz ist auch die eigene Identität in Gefahr.

MLS und der Lutscher

Die Major League Soccer startet in Kürze und der Guardian und Sports Illustrated bereiten auf das vor, was da kommt. Derweil gab Torsten Frings bekannt, dass er in der Vorbereitung erkannt hätte, dass er gesundheitlich nicht fit genug ist für eine weitere Saison (DFB).

„In der Vorbereitung habe ich festgestellt, dass meine Genesung länger dauert, als von mir und vom Verein erhofft“, so der Vizeweltmeister von 2002. „Ich denke, dass es das Beste für das Team und den Klub ist, wenn ich den Weg frei mache. Ich wünsche dem Verein alles Gute.“

Richard Whittall (The Score) war ein stetiger Beobachter Frings in Toronto und blickt auf seine Karriere in der MLS zurück.

And he did carry the aura that follows around any player selected for a German national team in a World Cup. I’ll never forget taking my kid for a walk in the park and seeing Frings strolling along in full TFC kit, unnoticed except for some school kids (TFC was opening a local football pitch as part of their community work). I instinctively pulled my infant son out of his stroller and hoisted him up to see him: “He scored in a World Cup,” I said. “For Germany.” Generally members of that tiny club don’t casually walk down the street without a mass of local interest; this is why Frings apparently adored Toronto and MLS.

National

Michael Eder (FAZ) berichtet von der Talentausbildung in Freiburg.

Stefan Reisinger, Stürmer bei Fortuna Düsseldorf ist verletzt und eine lange Liste anderer Spieler auch. Die Liste ist aber gar nicht so lang, wie das Bildblog weiß.

Der Blick eines Ausländers auf die Partie zwischen Köln und Union Berlin in Terrys Soccer Blog.

Andy Bressel über den Fußball in Nordrhein-Westfalen. Ein weiterer Blick von Außen auf den deutschen Fußball (ESPN).

Hertha BSC plant nach dem Sieg am Montag gegen Kaiserslautern für Liga 1 (Tagesspiegel).

Aachen muss wohl nächste Saison in Jülich spielen. Das Stadion ist nicht mehr finanzierbar (Aachener Nachrichten).

St.Pauli über die Rückkehr der Gegengerade.

Dynamo Dresden will 60jähriges Jubiläum feiern, doch Fangruppierungen lehnen den benannten Koordinator ab, der in der Vergangenheit für mächtig Schulden in der Kasse Dresdens sorgte (Sächsische Zeitung).

Olaf Sundermeyer (taz) über Nazis in der Dortmunder Fankurve, das Schweigen der übrigen Fans und die allgemeine Ratlosigkeit.

International

Real Madrid fertigt den FC Barcelona mit 3:1 ab und die Spielverlagerung und Zonal Marking analysieren. Tobias Rabe (FAZ) über ratlose Gesichter in Camp Nou.

Sandro Rosell, Präsident der Katalanen gratulierte Real Madrid und bestätigte, dass er nun erst einmal zu Tito Vilanova nach New York fliegen müsste um dessen Gesundheitszustand abzuklären (FC Barcelona).

Die Verhörung vom Mastermind der Spielmanipulation Dan Tan bei Declan Hill.

Passend dazu berichtet Thomas Kistner (SZ) über den Fall von Fenerbahce in der Türkei, die 2011 eine manipulierte Meisterschaft errangen. Dies wurde bis heute nicht sanktioniert.

Brian Philipps (Grantland) über den Lebensweg des Diego Armando Maradona. Von gestern bis heute. Lange lohneswerter Lesestoff.

Über die Verbindung von Arsène Wenger und der Kibbutzbewegung (Soccerissue).

Über die Neugründung und Rettung des Weißrussischen Vereins Partizan Minsk, der gegen die Strukturen des Landes, ihren Diktator und gegen Rassismus und Ausgrenzung kämpft (Partizan Tour 2013).

Ein Brief, zwei Treffen und 12 Fußballteams. Der Beginn einer Liga (BBC).

Sammelsurium

Sportbild Chefredakteur Matthias Brügelmann klagt, dass die „Autorisierung als Instrument gegen Klartext“ genutzt wird. Welche Rolle die Medien in diesem Fall spielen wird jedoch ausgespart (Meedia).

Kein Tag ohne Fußball mit dem Fanfoto des Tages.

Die TSG Hoffenheim legt Protest gegen die Wertung der aktuellen Bundesligasaison ein (Spiegel Online Spam)

In Saarbrücken gibt es im März eine ausführliche Vortragsreihe samt Ausstellung unter dem Titel Tatort Stadion, u.a. mit Andreas Rüttenauer (taz).

Dimitar Berbatov hat noch weitere Talente. Als Zeichner beispielsweise.

Das 11mm-Festival-Programm steht inzwischen.

Es gibt Tim-Borowski-Pixi-Buch. Echt?

Hausgemachtes

Nicht vergessen. Morgen präsentiert Fokus Fussball Trainer Baade in Köln.

In den letzten Tagen lesenswert. Die Textausgabe von Collinas Erben sowie das Kräftemessen Numero 2.

Mediathek

Mehr Umsatz. Mehr Gewinn. Die Situation in Dortmund sieht gut aus, erklärt Jörg Marksteiner im Deutschlandfunk.

Studie: Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten von Christoph Breuer und Kristin Hallmann (PDF).

Rausschmeißer

Immer einen Klick wert. 8bit-Football zum gestrigen Ballett-Auftritt von Carles Puyol.

Achso. Der Monat ist morgen um und wer noch schnell Fokus Fussball unterstützen mag, drückt den Flattr-Button. Wir sagen Danke!

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