Heute geht es bei uns bunt gemischt zu. Der gestrige Championsleague-Abend wechselt sich mit den üblichen Skandalen um Firlefranz, Niersbach und den langen Schatten der anstehenden FIFA-Präsidentenwahl sowie Herzerwärmendem aus dem Bereich „Kultur“ und feinsten Nerd-Analysen ab.
Wäre diese Link11 also eine Position auf der Taktiktafel, hieße sie vermutlich „situativ die Zwischenlinienräume überladende falsche Neun nach dem Vorbild Thomas Müllers“. Oder so ähnlich.
1. Das Championsleague-Duell zwischen Bayern und Vorjahresfinalist Juventus endete überraschend nicht mit einem Dominanzsieg der Münchener, sondern nur 2:2. Julien Wolff meint: Pep Guardiola kann dennoch stolz auf seine Mannschaft sein (Welt). Auch Christian Gödecke sieht eine große Leistung (mit kleinem Makel) (Spiegel).
Zwei Schlüsselspieler der beiden Clubs sind „Juwel“ Paulo Dybala und – natürlich – Thomas Müller. Grund genug, sich ihnen etwas ausführlicher zu widmen. Julius Müller-Meiningen nimmt Juves zunächst als Fehleinkauf abgestempelten Hoffnungsträger unter die Lupe (FAZ), Uli Hesse versucht das Mysterium des „Raumdeuters“ Müller zu ergründen (Guardian).
2. Arsenal gegen Barca – eine Partie, ohne die sich die CL-Saison irgendwie unvollständig anfühlen würde. Dass die Aufeinandertreffen eigentlich immer gleich ausgehen, mag dabei eine Rolle spielen. Auch gestern hielt Arsenal zunächst gut mit, bestrafte sich dann aber selbst. Im mittlerweile siebten KO-Duell mit den „Blaugrana“ wird es für Wengers Team aber allmählich Zeit, endlich den berühmten nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Die zentrale Figur dabei ist Mesut Özil, der „beste Kellner Europas“ (Morgenpost). Für Peter Ahrens, der das gestrige Spiel bespricht, braucht es jedoch eher einen „Magier“ (Spiegel).
Dass auch Barca nur menschlich ist, zeigt Vereinspräsident Bartomeu: Er fürchtet die Konkurrenz aus der Premier League. Bürgerliche Demut rummenigge’scher Prägung (BBC).
Auch Alex Clapham sorgt sich um den FC Barcelona, genauer gesagt, um dessen Allerheiligstes: „La Masia„, die legendäre Trainingsakademie des Clubs sei im Begriff, ihren vielgerühmten Glanz zu verlieren (These Football Times).
3. „Sorgen“ heißt auch beim nächsten Thema das Stichwort: Die FIFA steht vor einer Präsidentenwahl, die eigentlich niemand so recht erleben möchte (Zwölf). Zu egal ist die Frage, wer denn nun der nächste Ludwig XIV. des Weltverbandes wird.
Pünktlich zum anstehenden Großereignis eröffnet die FIFA einen neuen Luxus-Gebäudekomplex in Zürich. Ihr dürft gerne raten, ob das 140 Mio. € teure Bauwerk denn auch wirtschaftlich ist – oder ihr lasst es euch von SRF erzählen. Noch etwas tiefer in die Welt der FIFA-Immobiliendeals taucht Rebecca Ruiz ein (New York Times).
Philipp May rekapituliert derweil das zurückliegende FIFA-Jahr. Eine lesenswerte Chronologie, deren Arbeitstitel wohl auch „Das Ding aus dem Sumpf“ hätte lauten können (DLF).
4.
»Neben dem dubiosen und sportpolitisch einflussreichen Scheich Ahmad Al Sabah aus Kuweit war der Deutsche nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung der einzige Funktionär im Fifa-Exekutivkomitee, der den Compliance-Chef der Fifa, Domenico Scala, rügte, weil dieser zuvor einen umfassenden Reformentwurf für den Weltverband öffentlich vorgestellt hatte. «
Was macht eigentlich Wolfgang Niersbach? Michael Ashelm geht auf die Suche nach dem Abgetauchten, der an seinen Ämtern bei FIFA & Uefa festhält (FAZ). Ungereimtheiten gibt es derweil – oh Ironie der Ähnlichkeit – auch beim Bau der luxuriösen neuen DFB-Zentrale. CORRECT!V liefert eine Detailbetrachtung ab, wie man sie in Deutschland eben (fast) nur bei CORRECT!V geboten bekommt.
5. Tennisbälle und Boykotte: Ärger regt sich zunehmend auch (wieder) in der deutschen Fanszene. Hendrik Buchheister betrachtet zwei Zentren des Fanprotestes gegen Verbände und Vereine näher und fragt: „Was bringt das eigentlich alles?“ (Spiegel)
»Ich wünschte mir diesen polizeilichen Enthusiasmus bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus und anderer menschenverachtender Taten. Allerdings in der Hoffnung, dass man sich dann zielführend um die Täter kümmert und nicht einfach irgendwo herumstochert, nur um zu zeigen, dass man etwas tut.«
Dass auch für Fußballfans (wie die Schalker „Hugos“) die Unschuldsvermutung gilt, schien zuletzt der WAZ nicht so recht zu schmecken. Das wiederum stößt Rechtsanwalt Thomas Wings übel auf. Er nimmt den ungewollt Bände sprechenden Artikel von Stefan Wette Stück für Stück auseinander und zeichnet dabei das Bild eines Landes, das eine Terminologie der Vorverurteilung pflegt, Strafverfahren mit der großen Gieskanne ausschüttet und so überall dort kriminalisiert, wo es eigentlich gar nicht nötig wäre (Dorkawings). Ich bin versucht, zustimmend einen Tennisball aus dem Fenster zu pfeffern.
6. Wir bleiben auf Schalke: Dort wird letzthin gerne mal die These bemüht, der Trainer wechsle immer viel zu spät aus. Torsten Wieland überprüft anhand knallharter Zahlen, wie viel Wahrheit in diesem alten Kneipenhauer steckt (Königsblog).
7.
»Bewegung findet in erster Linie im Gehirn statt.«
Verletzungsepidemien wie die jüngst beim FC Bayern zu bestaunende sind noch immer ein Thema, dem es an befriedigenden Erklärungen mangelt. Ansätze gibt es zwar zu Hauf, doch an deren Ende steht eben der Konjunktiv. Nichtsdestotrotz ist Constantin Eckners Kritik an schablonenhaftem Athletiktraining sehr spannend.
8. Die Herthaner Stark und Weiser sind Kandidaten für den deutschen Olympia-Kader der Herren. Das bringt erheblich verschärfte Doping-Kontrollen durch die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) mit sich.
»Seit einigen Tagen sind bei Stark und Weiser unangemeldete Doping-Kontrollen zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr erlaubt. Wird jemand drei Mal nicht am von ihm angegebenen Ort angetroffen, droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren.«
Wie scharf diese Regelungen sind und was eine spezielle Überwachungs-App damit zu tun hat, erfahrt ihr bei BZ.
9. Die Spieler des Horden Colliery Welfare A.F.C. haben da andere Sorgen: Der Amateurclub wird demnächst das Stadion verlassen müssen, in dem er seit seiner Gründung im Jahr 1908 spielt. Harry Pearson liefert zu seinen Ehren ein nostalgisches, vom nordostenglischen Dauerregen durchnässtes Porträt britischen Arbeiterklassefußballs ab, dass euch wehmütig ums Herz wird. Versprochen.
10. Republikflucht, Knast, Kirche, brasilianischer Star-Fußballkommentator. Gerd Wenzel erzählt von seinem nicht ganz alltäglichen Werdegang (Zeit).
11. Was macht eigentlich Franz Beckenbauer (außer Sklaven zu übersehen)? Hauptsächlich: Beschwingt bei SKY moderieren (Messis Elfmeter? Ging gar nicht!) und Andere für sich sprechen lassen. Einfach zurücklehnen und genießen.
#wm2006 #sommermärchen #beckenbauer pic.twitter.com/bGBVxTk0u4
— Maria Höfl-Riesch (@Maria) 23. Februar 2016
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(Auflösung von gestern: Cédric Makiadi wurde 32)
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»Das Foulspiel ist auch nach Ansicht der Fernsehbilder absolut unstrittig. Ein Dortmunder Spieler hat schnell reagiert. Damit hat er den Konter, der durch ein Foulspiel unterbunden wurde, schnell fortgesetzt. Ich finde, dass eine Ausführung mit einer Karenz von drei, vier, fünf Metern absolut in Ordnung ist. Das liegt im Ermessen des Schiedsrichters.«
Felix Zwayer arbeitet bei der Sportschau die wochenendliche Totalentgleisung von Bayer Leverkusens Verantwortlichen auf.
Mixed Zone
Zurecht: Roger Schmidt erhält eine Sperre (DFB) + + + Regelkonform: Wie es für Schmidt (auch) hätte ausgehen können (Reviersport) + + + Totalitär: 1860 Münchens Vorstellungen von „Berichterstattung“ (DieBlaue24) + + + Schmähung: Gehört Hoffenheim in die zweite Liga (Welt)? + + + Stunk: Juve-Schikane gegen Bayern Fans (Spiegel)?