Ein Tag, um reinen Tisch zu machen, mit den Abweichlern abzurechnen, die Zuständigkeiten zu klären. Eine Gelegenheit, die eigene Position darzulegen, die Themen zu setzen oder Macht zu demonstrieren. In verschiedenen Ausprägungen zieht sich das Motiv durch die heutige #Link11. Ein DFL-Geschäftsführer, ein nordafrikanischer Präsident und ein ostwestfälischer Fan gehen mit gutem Beispiel voran. Auch im Baur au Lac wird wieder aufgeräumt, das dürfte der FIFA aber nicht allzu gut gefallen.
1.
Liga-Präsident Reinhard Rauball sagte: „Die Sitzung ist anders gelaufen, als es das öffentliche Interesse erwartet hat.“ Der Antrag der Hamburger habe zwar für öffentliche Diskussionen gesorgt, sei dann aber kein Thema gewesen. Andreas Rettig, Geschäftsführer des FC St. Pauli sagte nach der Sitzung: „Es war nicht der richtige Zeitpunkt für diesen Antrag.“
Besagter Antrag war noch vor der Sitzung zurückgezogen worden (ZEIT/dpa). Ob Schweinchen Schlau und Rudi Riese gemeinsam ein Weizenbier trinken gingen, ist nicht überliefert. Eine Zusammenfassung des DFL-Sitzung und seiner Vorgeschichte findet sich in der SZ, während der kicker seinen Fokus auf den zurückgezogenen Antrag legt.
2.
Die Diskussionen war äußerst unglücklich und nicht besonders schlau.
– sagte Christian Seifert über die von seinem früheren Mitarbeiter in Gang gesetzten Streitigkeiten. Obwohl der Vorstoß aus dem Freudenhaus der Liga also gar nicht erst in die Sitzung eingebracht wurde, bleibt die zentrale Frage offen, das Thema aktuell, findet Johannes Kopp (taz). „Die Branche ist trotzdem in Aufruhr„, attestiert Michael Ashelm (FAZ) und ordnet in seinem Artikel die Vorgänge, Vorstöße und Vorüberlegungen ein.
3. Bei der FIFA gibt es derzeit 120 Geldwäsche-Verdachtsfälle (SZ). Die Schweizer Justiz hat am heutigen Morgen weitere Funktionäre verhaftet (FAZ). Inhaltlich tat sich wenig: Eine Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl wird es vorerst nicht geben, dafür ein umfangreiches Reformpaket, wie Wolfgang Niersbach berichtete (dpa/FAZ).
4. Der VfB Stuttgart steht nach dem fünften Trainerwechsel der vergangen zwei Jahre vor dem x-ten Neuanfang. Christian Prechtl macht Bernd Wahler und Robin Dutt Vorwürfe für ihre Arbeit. Gregor Preiss portraitiert derweil für die Stuttgarter Nachrichten den Interimstrainer Jürgen Kramny.
5. Beim BVB sind heute gleich zwei Texte von schwatzgelb.de zu empfehlen: Der erste befasst sich mit der Diskrepanz zwischen der Selbstdarstellung des BVB in Satzung und Öffentlichkeit und dem Wintertrainingslager in Dubai. Der zweite mit der unterschiedlichen Auffassung dessen, was Fankultur ist und wie sie zerstört wird – aus den eigenen Reihen. Der frühere Publikumsliebling Kevin Großkreutz hat indes angekündigt, Galatasaray ohne einen Einsatz schon wieder verlassen zu wollen (SZ/dpa).
6. In Hamburg zeigt sich dem betriebswirtschaftlich unvorbelasteten Leser einmal mehr, dass das ordentliche Arbeiten komplizierter ist als die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben oder Besitz und Schulden. Der HSV nämlich erwirtschaftete einen Konzernjahresfehlbetrag von 16,9 Millionen Euro, hat aber gleichzeitig 6 Millionen Euro weniger Finanzschulden (kicker). Da die eine Zahl groß in der Überschrift und die andere klein im vorletzten Absatz steht, wird der Konzernjahresfehlbetrag wohl wichtiger sein.
7. Zwei Ligen tiefer, zwei Nummern kleiner, auch im Minus. Bis heute ist keine Ruhe bei Hansa Rostock eingekehrt, wo der Rechtsform nach der BVB des Ostens enstehen sollte. Bislang beschränkt sich die Ähnlichkeit noch auf den beeindruckenden Schuldenstand. Thomas Hahn (SZ) erzählt die jüngste Geschichte des Vereins mit Fokus auf Fanvertreter Roman Päsler.
8. Die Innenministerkonferenz hat gestern begonnen. Thema sind einmal mehr auch Fußballspiele und ihre Randerscheinungen. Frontal21 hat sich mit der Haftung der DFL für Polizeieinsätze befasst. Der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Arnold Plickert sprach sich im Vorfeld gegen die Reduzierung der Gästekontingente aus (kicker). Rainer Wendt, Vorsitzender der halb so großen DPolG, warf derweil in einem Interview mit der Jungen Freiheit [sic] den Grünen mangelnde Distanz von Linksextremen vor (Twitter).
9.
Wann fing es an, dass die Mannschaften der höchsten deutschen Spielklasse keiner Idee mehr haben, was sie mit dem Spielgerät machen sollen, wenn sie es in ihrem Besitz haben? Wann wurde aus „Fußball spielen“ nur noch „Gegen den Ball arbeiten“?
Das passiert eben, wenn man die Leute zwei Tage ohne Fußball allein lässt: Sie fangen an, sich Gedanken zu machen. Hier: Sitzplatzultra Sven. Auf dem Text aufbauend begann auf Twitter eine Diskussion zwischen Oliver Fritsch (ZEIT) und Raphael Honigstein (Guardian).
10. Ein weiterer Text zur insbesondere seit den letzten Tagen Alexander Zornigers beim VfB grassierenden Geringschätzung für Fußball, der sich an gegnerischem Ballbesitz orientiert: Constantin Eckner geht das Thema aus taktischer Sicht an und vermengt Entstehungsgeschichte, Status Quo und Zukunft der vorherrschenden passiven Kontersysteme.
11. Die Entscheidung des mauretanischen Präsidenten, ein Spiel nach 55 Minuten ins Elfmeterschießen zu schicken, sorgt angesichts dieser Verdrossenheit selbstvertändlich für Begeisterung. Detlev Gröning (NDR) mit einer spektakulären Glosse zu diesem Präzedenzfall.
die perfekte Gelegenheit, der in Auflösung befindlichen FIFA eine überfällige Reform durch die Hosenträger zu schießen; gerade noch rechtzeitig, bevor bei uns am Wochenende wieder die Regionalliga Nord angepfiffen wird. Da hat man sich doch auch schon gewünscht, dass ein mutiger Ministerpräsident den Abwärtsdaumen in den Sprühregen hält und dem Schiri anzeigt: Noch eine Flanke ins Nirgendwo, dann ist hier Feierabend.
Geburtstagskind des Tages
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Christian Eichler – »Eichlers Eurogoals. Das einsamste Fußball-Team der Welt« (FAZ)
Field Reporter
Die einen reden von Bundesliga, niemand(!) der Offiziellen nimmt das Wort Abstiegskampf überhaupt in den Mund. Man verspricht den Fans Bundesliga, die müssen sich aber zurzeit auf ein Relegationsduell gegen Preußen Münster einrichten. Was hat das mit Bundesliga zu tun? Natürlich pfeife ich, wenn ich Abstiegskampf sehe, Bundesliga bezahle und man im Abstiegsduell gegen 1860 München glücklich einen Punkt holt.
Ein letzter, der aufräumt und durchgreift, dann ist es gut für heute: Stephan (Schwarz und Blau) setzt sich zur Wehr gegen die Erwartungshaltung, die ein Publikum zu erfüllen hat, das teuer für einen Fußball bezahlt, der in ganz anderen Sphären als den versprochenen rangiert.
Mixed Zone
Hamburg: Andreas Rettig macht sich Sorgen + + + München: Vorerst keine Sanierung des Grünwalder Stadions (BR) + + + Johannes Flum: »Die Kniescheibe ist wieder da« (FAZ) + + + Italien: Neapel – Internazionale 2:1 (Spielverlagerung) + + + Mallorca: Christian Ziege trainiert Atlètic Balears (SZ) + + + Sky: Kommentatoren lesen abfällige Twitter-Kommentare vor (FAZ) + + + Adventskalender: Bozsik, immer wieder Bozsik (Spielverlagerung) + + + Düsseldorf: Demirbay soll Mädchen pfeifen (SZ) + + + Hamburg: HFC Falke nach der Hinrunde (Radio Hamburg) + + + Madrid: Real stellt gesperrten Spieler im Pokal auf (FAZ) + + + USA: Das Interessanteste an der Bundesliga ist Chicharito, der Sohn von Chícharo (FAZ) + + + Singapur: Wettpate Dan Tan spielt das alte Raus-Rein-Spiel mit dem Knast (NZZ) + + + Treptow: heißt jetzt Lippstadt. Club der Visionäre jedenfalls (WDR) + + + Schalke: Im Soll, findet Torsten Wieland (Westline) + + +
Dirk Heinen, einmal auch im Kader der Nationalmannschaft