#Link11: Kauf mich!

Was schrieb ich gestern? Von wegen der Transferfensterstress sei überstanden. Medial schlugen die Last-Minute-Wechselspielchen erst gestern bzw. heute durch – Tenor: das ist doch nicht mehr normal, aber was willste machen. Vielleicht nicht täglich über einen sich anbahnenden Wechsel berichten, zu dem es zwischen dem Bekenntnis zur vagen Wechselabsicht im Frühjahr und der Verkündung des Vollzugs im Spätsommer eigentlich kaum etwas zu berichten gab? Oh, jetzt habe ich laut gedacht und auch noch falsch gedacht – schließlich sind wir es, die nach täglichen Wasserstandsmeldungen gieren. Oder nicht?

blogundpresseschau

1.  Das geht so nicht! Den Vereinen ist jegliches Maß abhanden gekommen. Astronomische Summen wechseln den Besitzer und Identifikationsfiguren nahtlos das Trikot. Das ist nicht England. Das ist die Bundesliga! Von der Premier League lernen, heißt nicht immer Siegen lernen, meint Peter Ahrens. Die Gegebenheiten annehmen und sich ihnen anpassen, denkt sich Oli Fritsch und leitet aus den aktuellen Ereignissen sieben, nicht ganz ernst gemeinte, Thesen ab.

2. Bastian Schweinsteiger spielt vielleicht auf der Insel und ist bei Manchester United bisher nicht der große Heilsbringer, Joachim Löw hält dennoch zu ihm. Die Stuttgarter Zeitung über Schweinsteigers Rolle im DFB-Team, und ganz wichtig, einen Auffahrunfall. Eine weitere DFB-Personalie ist Marc-Andre ter Stegen. Die FAZ über seine Situation in Barcelona und seinen fehlerfreien Konkurrenten Claudio Bravo.

3. Seit Montag ist Norbert Düwel nicht mehr Trainer bei Union Berlin. Hat der ausgewiesene Fußballfachmann zu viel von seinen Spielern verlangt (Tagesspiegel)? Im Gegensatz dazu sieht Frank Willmann eine höhere Macht am Werk. Die Pressestimmen zur Entlassung und Gerüchte zur Nachfolge bündelt das Textilvergehen. Die Vorstellung des Neu-Trainers heute um 11:30 Uhr.

4. Das Spieler-wechsel-dich macht auch vor lokal verwurzelten Fußballern und Identifikationsfiguren nicht halt. Der Abgang von Jakub Błaszczykowski gehört in diese Kategorie – sportlich nachvollziehbar, für die Vereinsanhänger menschlich ein Verlust. Keyflake verabschiedet ihn gebührend, schwatzgelb rekapituliert seine Zeit beim BVB. Die Logik hinter den Transfers von Julian Draxler und Kevin Großkreutz erläutert Martin Hoffmann (sport1)

5. Die Transferaktivitäten der vergangenen Tage machen auch vor jungen Spielern nicht halt – sie werden ebenso wie gestandene Profis im letzten Moment hin- und hertransferiert oder schnell noch ausgeliehen. Ein ziemlich großes Preisschild muss ab sofort Anthony Martial mit sich herumtragen. Mit 50 Mio. Euro bewarf Manchester United den AS Monaco, um sich den talentierten 19-Jährigen zu sichern (SPON). Ein anderes Sturmtalent wurde in Richtung Dortmund ausgeliehen – Spielverlagerung stellt Adnan Januzaj vor.

6. Bleiben wir bei den bestimmenden Themen der letzten Tage: Geld, Geld, Geld. Wie kommen die Vereine eigentlich auf die schwindelerregenden Ablösesummen, wie bestimmt man also den monetären Wert eines Fußballers? Der Tagesanzeiger stellt einige Modelle vor und liefert eine Übersicht über die Transferaktivitäten und Gepflogenheiten am Markt (England bleibt außen vor). Wohin das Geld aus der Premier League floß:

Wer in Fußball-Geld-Fragen nicht nur an der Oberfläche prokeln sondern tief in der Wunde pulen möchte, der ist bei The Swiss Ramble gut aufgehoben. Im Fokus steht diesmal Zweitligist Sheffield Wednesday, der sich mit neuem Geldgeber auf den Weg in die Premier League begeben möchte. Die Finanzanalyse gibt darüber hinaus auch einen generellen Einblick in den Premier League Unterbau:

[…]the club continued to rely on the financial support of its parent company, which was “not legally binding and dependent on the intentions of the owner.” This lead to them noting a “material uncertainty which may cast significant doubt about the company’s ability to continue as a going concern.”

Strong stuff, but many clubs in the Championship rely on the goodwill of their owners and Wednesday are no exception.

7. Es hakt bei Borussia Mönchengladbach. Die sonst so sichere Defensive patzt, nach dem Weggang von Christoph Kramer stimmt die Balance im Mittelfeld nicht mehr und Lucien Favres Team muss ungewohnt oft Rückständen hinterherlaufen – Constantin Eckners Analyse bei n-tv. Frohlocken dagegen beim VfB (trotz des mäßigen Saisonstarts). Zumindest beim Vertikalpass. Der freut sich, dass man in Stuttgart die Leistungsträger beisammen halten konnte.

8. Ein vergessenes Kapitel deutscher Fußballgeschichte arbeitet FuPa Stuttgart auf. Mehr als 20 Jahre gab es in Baden-Württemberg die Jugoliga, die ausschließlich aus Mannschaften mit Einwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien bestand.   

9. Eduard Streltsov ist so ein Name, den man zwar schon mal gehört, aber auf Anhieb nicht mit bestimmten Begebenheiten verbinden kann. Wie war das noch gleich? Er war auf dem Weg, einer der prägenden Spieler in der Sowjetunion zu werden, als er 1958 verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurde. Die Hintergründe sind bis heute nicht ganz geklärt. Seine Popularität in Russland blieb dennoch ungebrochen. Ein Porträt bei Theese Football Times.

10. Jetzt was mit Medien: Mimoun Azaouagh, sei ein Salafist, behauptete die Bild keck im Februar. Eine Schlagzeile, die tief ins Privatleben des Spielers eingriff und sich nicht mit der Realität deckt. In einem Interview mit 11freunde spricht Azaouagh über die Auswirkungen der Anschuldigung (Auszug bei Bildblog).

11. Mit minimalem Zuschauerinteresse und sperrigen Klubnamen startete 1996 die thailändische Premier League. Inzwischen interessieren sich die Thais nicht mehr nur für den englischen Fußball. Die nationale Liga boomt. Backpagefootball mit der Erfolgsgeschichte.

Wir bleiben in Asien: In Hongkong bereitet sich das Nationalteam auf ein prestigeträchtiges Spiel gegen China vor. Mit dabei: der aus Franken stammende Andy Nägelein läuft für das Heimatland seines Vaters auf (SZ).

Geburtstagskind des Tages

Wer hat heute Geburtstag? Einfach in die Kommentare posten! (Auflösung von gestern: Ronny Teuber wurde 50.)

Meist geklickter Link gestern
Wie man beim Medizincheck durchfällt (Mutti, der Libero)

Field Reporter

„Bitte nicht! Ihr macht etwas kaputt! Und zwar unwiederbringlich: eine Kultur der Unterschiedlichkeit, der Rivalität, des »wir gegen die« – und mithin das, wovon der Fußball doch zehren muss, will er nicht ein bloßes Aufeinandertreffen aufgemotzter Hühnerbrustgladiatoren sein, die sich in zufällig verteilten Leibchen zu Kirmestechno balgen, moderiert von Nummergirls in ihren sexy Kostümchen.“

Wasser auf die Mühlen. Dirk Gieselmann über den aktuellen Ausverkauf der Identifikationsfiguren (11freunde). Ob dieser flammende Appell hilft? Man weiß es nicht.

Mixed Zone
Nichttransfer: Manchester United ist nicht Sculd am Nichttransfer von David de Gea, sagt Manchester United + + + Noch was mit Medien: der Sportjournalismus der Zukunft ist schon da: Bayern München und Goal.com kooperieren + + + Painful memories: Erinnern sie sich, wie Deutschland in München 1:5 gegen England verlor? Das war gestern vor 14 Jahren (WAATP) + + + Product Placement vom Feinsten: Wie cool ist Jörg Schmadtke (Express) + + + Knallhart recherchiert: Guardiola genervt von Vidal (via BBC Sporf) + + + Angekommen: Kevin Großkreutz‘ Wechsel nach Istanbul ist nun doch endlich fast bald perfekt (NZZ)

3 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Erst wollte ich Florian Bruns sagen, aber der hat in Aachen mehr gespielt und auch später noch (?).
    Darum ist mein zweiter Gedanke Ralph Gunesh gewesen

  2. spannender artikel über die „jugoliga“ – in wien gab es so eine auch, ebenso wie bis in die neunziger hinein eine eigens organisierte liga für türkische hobbymannschaften. da gibt’s leider zu beidem nicht wirklich belastbares recherchematerial, müsste vermutlich mal wer mit kenntnis des wiener unterhauses damit anfangen.

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