#Link11: Erklär‘ mir den Fußball, Baby!

Das Transferfenster ist geschlossen. Es ist überstanden, zumindest was die Bundesliga angeht. Transfers und ihre Auswirkungen behandelt auch die heutige Link11. Aber keine Angst: hier wird weitaus mehr verlinkt als die letzten hastigen Tickermeldungen von Drittliga-Transfers.

blogundpresseschau

1.  Der 3. Spieltag hallt noch nach in Blogs und Presse. Einen Arbeitssieg der Dortmunder mit euphorischen Meisterschaftsgesängen bei tropischen Temperaturen sah schwatzgelb. Kurz und knackig fassen die Stehplatzhelden das Geschehen vom Wochenende zusammen. Gesucht wird in dieser Saison noch das obligatorische Überraschungsteam. Ein Kandidat vor der Saison waren die Kölner. Noch sieht es ergebnistechnisch nicht so aus, als könnte das Team von Trainer Stöger diesen Platz einnehmen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, meint die taz.

2. Nelson Mandela könnte ein Name werden, den man sich auch im Fußball-Kontext merken sollte. Aktuell in der Jugendmannschaft von Eintracht Frankfurt, hat das Talent aus dem Kamerun eine Odyssee durch Europa hinter sich, die der Spiegel nachzeichnet.

3. Emre Can hat eine Einladung zur Nationalmannschaft ergattert. Die SZ erklärt, warum das so ist und nimmt sich die weitere Kaderzusammenstellung Joachim Löws vor. Jener muss derweil das Phrasenschwein füttern, wenn er von „zwei Spielen der Wahrheit“ spricht. Die FR fasst seine Aussagen zusammen. Interviewaussagen des Bundestrainers untersucht auch Trainer Baade und entdeckt eine Antwort, die sich verdächtig nach Schleichwerbung anhört und noch dazu, sagen wir mal, etwas ambivalent klingt.

4. Was würden wir nur ohne Wolfram Eilenberger tun? Neben Stammtischrhetorik bzw. Kaffeesatzleserei und kühler Spielanalyse überführt der Philosoph das schnöde 11-gegen-11 in neue Bedeutungsräume. Er zieht Parallelen zu großen Philosophen, der Weltliteratur und überhaupt ist der Fußball ein Gleichnis auf das Leben und jede Entscheidung lässt sich mannigfaltig deuten und in den philosophischen Kontext einordnen. Dem Leser verschafft das neben neuen Deutungsmustern eine gewisse Beruhigung: Fußball ist kein rohes Ballgetrete, kein moderner Gladiatorenkampf an dem man sich stumpf ergötzt sondern ein wertvolles Kulturgut, anhand dessen sich alles Mögliche erklären lässt. Ich finde die O-Töne und Texte Eilenbergers erfrischend interessant bis absurd überhöht. Letzteres kann natürlich auch einfach darin begründet liegen, dass ich zu doof bin einen „Hang zur Penetrationsverweigerung“ zu erkennen wenn ich ihn sehe (was ich natürlich nie zugeben würde). Die beiden gerade genannten Kategorien bedient er (meiner Meinung nach) auch in einem ausführlichen Interview bei der taz.

5. Kontrastprogramm. Es muss nicht immer der philosophische Ansatz sein. Eine ausführliche taktische Analyse erläutert den Saisonstart von Louis van Gaals Manchester United (Spielverlagerung).

6. Muss man sich mit den hektischen Transferbemühungen des sich schließenden Transferfensters befassen? So wirklich die Augen davor verschließen kann man nicht, spätestens wenn der eigene Verein betroffen ist. Goldmann saxt über die entfremdete Welt der Fußballtransfers, Clubfans United über die weltfremde Berichterstattung, die das Ganze noch befeuert.

7. Der Wechsel von Julian Draxler sorgte noch einmal für besonderes Aufsehen. Nach Wolfsburg? Tzz. Doch selbst dem größten Fußballromantiker sollte klar sein, dass man den Verein nicht wegen einer sehenswerten Innenstadt oder einer schillernden Klubhistorie wechselt. Web04 hätte ihn dennoch lieber in England gesehen. Verwunderlich an dem sich seit Monaten abzeichnenden Wechsel ist, dass Schalke keinen Ersatz in der Hinterhand hatte (Königsblog). Das ruhige Umfeld beim VfL könnte sich durchaus positiv auf Draxlers Entwicklung auswirken, meint die SZ. Eine treffende Zusammenfassung des Wechsels bei Spieltagslyrik.

8. Etwas Balsam kann die Schalker Fan-Seele jetzt durchaus vertragen. Eine passende Multimediareportage, die die Schalker Arena (und das Parkstadion) vorstellt, liefert der WDR. 

9. In Liga 2 spielt 1860 weiter deutlich besser als vergangene Saison, aber glücklos. In Bochum setzte es gestern eine knappe Niederlage. Die SZ zum Spiel und zur Lage in München. Ein neuer Fußball-Podcast aus Liga 2 gefällig: „Über den grünen Klee“ widmet sich ab sofort der SpVgg Greuther Fürth (Fürther Flachpass).

10. Weil ein Grüppchen von Kölner Anhängern Mist baut, müssen auch die Gladbacher Fans beim kommenden Derby die damit verbundenen Konsequenzen spüren und boykottieren ihrerseits das Derby. Stefan Hermanns stellt in seinem Kommentar die Kollektivbestrafung in Frage (Tagesspiegel). Noch mehr Meinung liefert Lars Kranenkamp. Den Hunt-Wechsel zum HSV prangert er an, nicht zuletzt weil für ihn damit persönliche Unannehmlichkeiten verbunden sind (FUMS).

11. Selbstvermarktung ist ein wichtiger Bestandteil des heutigen Profidaseins. Jeder Spieler kommuniziert auf seinen Kanälen. In den meisten Fällen, haben sie alle das Gleiche zu erzählen: „Spieltag“/“Danke für den Support!“/“Ihr seid die Besten Fans der Welt“ begleitet von Fingerverenkungen. Einen Spieler, der in dieser Hinsicht etwas zurückhaltender ist, stellte die Berliner Zeitung bereits am Wochenende vor: Valentin Stocker. Ein Profi, der nicht alles mitmacht, der den Fußball als Unterhaltungsindustrie und das Spielen als Beruf sieht, der nicht alles dem Sport unterordnet. Ist das sein „Markenkern“ oder Authentizität? Es ist kompliziert.

Geburtstagskind des Tages

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Neville Southall über einen seiner vielen Jobs. Er gibt den kernigen Haudegen im Interview (11freunde).

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2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Die Lösung war aber kniffelig: Ronny Teuber. Mir war nicht bewusst, dass der mal beim BVB das Tor hütete. Auch wenn es nur ein Jahr war.

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