Obwohl gestern der erste deutsche Bundesligist wieder zu einem Pflichtspiel ran musste, hängen wir doch noch tief in der Sommerpause. Das merkt man stets daran, dass die Sportteile der Republik mit Lückenfüllern aufgepeppt werden – seien es nun historische Rückblicke oder Transfer-Blabla. Heute ist wieder ein klassischer Lückenfüller-Tag, der trotzdem einiges an spannenden Texten abwarf. Die #Link11:
1. Am Donnerstagabend gab der neue BVB-Coach sein Pflichtspiel-Debüt. Florian Schimak (Spox) sah gegen den Wolfsberger AC einen Sieg mit ganz viel Glück. Die Süddeutsche titelt: „Woran Tuchel noch arbeiten muss“, der Text von Felix Meininghaus dreht sich aber eher um das allgemeine Befinden in Dortmund und beantwortet die aufgeworfene Frage reichlich unkonkret. (Wobei ich an dieser Stelle Herrn Meininghaus in Schutz nehmen möchte: Ich habe mich auch schon manches Mal über eine Überschrift geärgert, die eine Redaktion über meinen Text gestülpt hat.)
2. Vor dem Spiel führte Jochen Tittmar (Spox) ein Interview mit Henryk Mkhitaryan. Der Armenier plaudert (für einen Fußballer überraschend offen) aus dem Nähkästchen. Vor allem Privates erfährt man. Das große Thema in Dortmund ist aber Kevin Großkreutz. DerWesten berichtet: Michael Zorc und Thomas Tuchel tun ihre Enttäuschung darüber öffentlich kund, dass Kevin Großkreutz seine Enttäuschung öffentlich kundtat.
3. Heute Abend geht es weiter mit der 2. Bundesliga. Die Blogosphäre bietet einige Vorschau-Texte auf diesen zweiten Spieltag: Der Rotebrauseblogger blickt gewohnt ausführlich auf das Spiel gegen Fürth, Textilvergehen beleuchtet das Union-Gastspiel in Sandhausen, die Clubfans United interviewen eines Fan des Nürnberg-Gegners Heidenheim.
4. Apropos 2. Liga: Martin Baders Abgang verlief alles andere als harmonisch. Christoph Ruf (Spiegel Online) beleuchtet das Aus des Nürnberger Sportdirektors.
5. Zeitweise liest sich Andreas Lehners (Spox) Text über Mario Gomez wie ein Nachruf. Lehner blickt ausführlich auf die Karriere des Nationalstümers zurück und erklärt, warum es in Florenz nicht so recht klappen wollte. Die Kurve kriegt Lehner im letzten Drittel, wenn es um Gomez‘ Wechsel nach Istanbul geht. Alles in allem ein runder Text.
6. Apropos Gomez: Der Vertikalpass packt die ollen Kamellen wieder aus. In diesem Fall ist die Stuttgarter Meister-Mannschaft von 2007 gemeint. Olle Kamellen deshalb, weil kaum einer der jungen Wilden heute noch eine Rolle spielt. Aber lest selbst.
7. Taktische Analysen funktionieren dann besonders gut, wenn sie anschaulich gemacht sind. Raphael Chidavaenzi (Outsideoftheboot) veranschaulicht seine Analyse zum PSV Eindhoven mit vielen Grafiken. Und genau deshalb ist sie so gelungen.
8. Apropos Taktikanalyse: Was geht so ab bei den Bayern? Constantin Eckner (Spielverlagerung) mit dem Text zur Münchener Vorbereitung.
9. Eigentlich bin ich kein großer Fan von WM-Jubiläen. „In diesem Sommer vor 25 Jahren wurde die DFB-Elf zum dritten Mal Weltmeister“. Nun ja, Turniere, die alle vier Jahre zum selben Zeitpunkt stattfinden, jähren sich nun einmal im Sommer. Man kann als Sommerpausen-Lückenfüller praktisch jedes WM-Jubiläum feiern. Dass Alex Raack (11Freunde) das 85jährige Jubiläum der WM 1930 feiert, lasse ich nur deshalb durchgehen, weil sein Rückblick amüsant und zugleich informativ ist.
10. „Anecdotal evidence“ nennt man im Englischen die Argumentationskraft von Anekdoten. Eine großartige Anekdote gibt es im Speiselokal/Blog zum blonden Engel, und zwar über den Uefa-Chef/Fifa-Präsidentschaftskandidat Platini. Manchmal sagt eine Geschichte mehr als tausend Biographien.
11. Kollege Thomas Hiete hatte recht, als er mir gestern auf Twitter vorwarf, ein hämischer Tweet von mir über den kicker sei unkollegial. Medienschaffende hacken gerne aufeinander herum, manchmal auch unnötig (so wie ich gestern). Nötig ist aber die konstruktive Kritik an redaktionellem Missverhalten, auch von Medien an Medien. Sonja Alvarez (Tagesspiegel) tut genau das und rollt die Causa Neuer-Interview-Schleichwerbung (wir berichteten) noch einmal in sachlicher Manier auf. Überraschend: Der kicker empfindet sein eigenes Verhalten in der Causa als einwandfrei.
Meist geklickter Link gestern
Nordbayern.de über den Anlass von Baders Demission: Eine Begegnung zwischen Ultras und FCN-Spielern an einer Raststätte.
Field Reporter
Ich weiß von Miro, dass er nach der Karriere nach Deutschland zurückgeht, um beim DFB als Trainer anzufangen.
Lazio-Sportdirektor Pare über Miroslav Kloses Zukunft (s. FAZ).
Mixed Zone
Serie: Nedfuller stellt fünf Fragen zu allen Bundesligisten. In der aktuellen Folge befragt er Stefan Vogel zum BVB. + + + Eklat: Ausschreitungen und ein Steinwurf sorgen für einen Spielabbruch in Tirana (s. FR-Online). + + + Bundesliga-Comeback verschoben: FCA-Neuzugang Trochowski muss lange pausieren (s. Ruhrnachrichten). + + + Wissen: Ich gebe zu, für das Verständnis des folgenden Textes bin ich zu jung. Vielleicht können Sie, lieber Leser, damit mehr anfangen. Dirk Gieselmann (11Freunde) philosophiert über die Frage, warum er sich Fußballwissen nur bis zum Jahr 2000 merken kann.
Mal ne Sommerpausen-Lückenfüller-Diskussion, die nicht auf Twitter passt:
Wofür muss man sich (als Tobias Escher) für den angesprochenen Tweet in Link #11 entschuldigen/ es relativieren? Vielleicht fehlt mir als Nicht-Journalist dafür auch nur das Verständnis, aber was soll so ein angeblicher Berufsstand-Ethos bewirken? Wenn ein Bäcker feststellt, dass die Brötchen bei der Konkurrenz mittlerweile langweilig und pappig wie bei… dem Discounter um die Ecke schmecken (will keine Schleichwerbung machen, deshalb mal lieber ohne Namen!) darf der das doch auch zu seinen Kunden sagen. Dass es dem seiner Meinung nach langsam nachlassenden Kollegen (oder besser „Kollegen“) nicht schmeckt, ist nunmal so. Aber es gibt doch keine Verpflichtung zur Loyalität, nur weil man sich eine Berufsbezeichnung teilt (zumal eine ohnehin leidende). Über den „Ton“ kann man vielleicht streiten, aber das war ja in dem Fall nun wirklich mild und nicht böswillig. Das erinnert dann eher an die sprichwörtlich getroffenen Hunde…
Bild-„Journalisten“ werden ja auch – völlig zurecht – ziemlich oft von „Kollegen“ kritisiert, da ist es aber ok (ist es auch) und auf der anderen Seite nicht?
Lange Rede, kurzer Sinn: ich kann leider keinen Tausender spenden, aber melde mich hiermit als freiwilliger Zusteller des neuen Magazins „3-1-3-3“.
Danke für die Unterstützung. Dein Beispiel kann man aber, denke ich, gut nutzen: Es ist das eine, wenn ich zum Bäcker sage: „Deine Brötchen schmecken, als wären sie aus Pappe!“, aber was anderes, wenn ich in seinem Laden ausrufe: „Zahlt lieber mir das Geld, die Brötchen hier sind Mist!“ In dem Sinne kann ich verstehen, warum einem kicker-Redakteur mein polemischer Beitrag sauer aufstößt (ich habe ja schließlich nie vor, tatsächlich Geld zu sammeln). Dafür die Entschuldigung meinerseits. (Macht natürlich die Brötchen nicht leckerer.)
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