Gespielt wurde nicht bei der Copa America in Chile. Im Gespräch bleibt das Turnier dennoch. Die fortwährenden Eskapaden auf und neben dem Platz liefern genug Material und Raum für Ursachenforschung. Und sonst? Die heutige Link11 versammelt, der Abwesenheit des Tagesgeschäfts sei Dank, eine ganze Reihe von Spielerporträts und wirft einen genaueren Blick auf den Fußball in Irland, Island und Wales.
1. Heute Nacht ist Halbfinale. Deutschland trifft bei der WM in Kanada auf die USA. In ihrem Kommentar sieht Kathrin Steinbichler vor allem das Aufeinandertreffen zweier ungleicher Teams (SZ). Einen fundierten Ausblick auf beide Halbfinals aus taktischer Sicht bietet der Spielverlagerung-Podcast. Fester Bestandteil der deutschen Elf ist Annike Krahn – oft kritisiert für ihre ungelenk anmutende Spielweise, aber die Zahlen sprechen für sie: 91 % gewonnene Zweikämpfe im Viertelfinale (Tagesspiegel).
Die Genderkeule wird besonders oft beim Fußball herausgeholt, meint Friedhard Teuffel. Nirgendwo werden öfter und unsinniger Äpfel mit Birnen verglichen, der Kommentator vermutet die Ursache bei der überhöhten gesellschaftlichen Bedeutung des Sports.
2. Copa America ist Hasscup mit anderen Mitteln. Das Turnier in Südamerika scheint eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Unsportlichkeiten zu sein – rüde Fouls und Provokationen sind an der Tagesordnung. Das hat Methode und ist auch durch den südamerikanischen WM-Quali-Modus bedingt schreibt die FAZ. Genug von Skandalen hat Jorge Valdivia. Den inzwischen geerdeten chilenischen Spielmacher porträtiert Constantin Eckner für 11freunde.
3. Ich habe den Weltuntergang verpasst! Ich habe die 0:5 Klatsche für die deutsche U21 gegen Portugal lediglich zur Kenntnis genommen. Stefan Osterhaus sieht vor allem deutsche Selbstüberschätzung als Grund für die Niederlage (Tagesspiegel). Gescheiterte taktische Experimente und eine formschwache U21 im gesamten Turnierverlauf sah Stephan Reich bei 11freunde. Im englischen Sprachraum schaut man sich lieber die Spieler Portugals an: Bernardo Silva könnte ein ganz Großer werden, meint Will Stratmann (Licence to Roam).
4. In Dortmund ist Stau auf dem Trainingsplatz. Zu groß der Kader, zu stark noch die Handschrift von Alt-Trainer Klopp. Markus Krämer analysiert den Dortmunder Kader (Spon). Verschlankt wurde dieser durch Mitch Langerak, der sich in Stuttgart einen Stammplatz erhofft. Schwatzgelb erinnert an die wichtigsten Momente im BVB-Dress.
5. Der Trainingsstart bei Hertha BSC lockt 2.000 Fans an und in der Berliner Morgenpost wird neben der aktuellen Situation bei Hertha auch die besondere, ich nenne sie jetzt einfach mal so, Trainingsauftaktmentalität treffend beschrieben:
Das olle Gestern lässt sich wunderbar abstreifen und auf ein besseres Morgen hoffen. Einem echten Realitätsscheck muss man sich noch nicht unterziehen. Wie, als läge ein weißes Blatt Papier vor einem. Ein schöner Möglichkeitsraum ist das, der Platz für Zuversicht bietet.
6. Trainingsauftakt auch in Augsburg, wo gewohnt sachlich gesprochen und gehandelt wird. Sebastian Fischer schaut sich den Kader an und sieht ein Team, das da anknöpft, wo es vergangene Saison aufgehört hat und weiterhin auf die solide Arbeit von Stefan Reuter und Markus Weinzierl vertrauen kann (SZ).
7. Man soll ja sparsam mit Verballhornungen umgehen, aber die Bezeichnung „Irrländer“ drängt sich einem quasi auf nach der Lektüre dieses Texts bei These Football Times. Dieser vergleicht den Fußball in Irland und Island. Zwei Inselstaaten, die sich gar nicht so unähnlich sind. Auf dem Papier. In der Praxis haben die Isländer die Iren abgehangen und fiebern der ersten EM-Teilnahme entgegen, während die irische Liga unter ferner liefen spielt und der Jugendfußball sich in totale Abhängigkeit von englischen Vereinen begeben hat.
8. Der letzte Überlebende. So beschreibt Martin Gödderz Miso Brecko, der in seinen sechs Jahren beim 1. FC Köln die Fans ein ums andere Mal mit seinen fußballerischen Limitierungen zur Weißglut gebracht hat. Trotz alledem – lässt man die Jahre in Köln Revue passieren bleibt der Eindruck von einem loyalen, durchschnittlichen aber konstanten Profi, der weiß wo er hingehört. Ein Porträt bei effzeh.com.
9. Ein 36 Mio. € Neuzugang, der ein Schattendasein führt. Es kann sich nur um einen Premier League Profi handeln. Genau genommen um Ander Herrera, der bei Manchester United als Neuzugang von Angel di Maria und Falcao überstrahlt wurde. Spox stellt ihn und seinen Werdegang in einem ausführlichen Porträt vor.
10. Gerade ging es um die Iren, jetzt widme ich mich den Walisern, die mit Gareth Bale den teuersten Fußballer vorweisen können, deren stärkste Teams aber in der Premier League spielen. Die walisische Liga wurde ohnehin nur gegründet, um die Nationalmannschaft zu legitimieren (wird gemunkelt). Bessere Amateurklubs spielen vor 300 Zuschauern um den nationalen Titel – und bizarrerweise um einige hunderttausend Euro die die anstehenden Quali-Spiele für CL und EL in die Kassen spülen. Paul Doyle mit einem Feature über die kleine Liga, die sich stetig aber langsam weiterentwickelt (Guardian).
11. Kommen wir zum Ostblock. Genauergenommen zu Transferaktivitäten bei Schachtjor Donezk. Der potentielle Wechsel von Douglas Costa zu den Bayern könnte einmal mehr zeigen, dass der ukrainische Serienmeister sich trotz der nationalen Turbulenzen in einer sehr guten Verhandlungsposition zu befinden scheint. Costa konnte zwar in der Champions League glänzen, spielte in der Liga aber mittelmäßig – dennoch wird momentan eine Ablöse weit über seinem Marktwert kolportiert (Futbolgrad). Und nochmal Futbolgrad bzw. Manuel Veth, der sich einen weiteren Transfer vorknöpft – Schachtjor will Luiz Adriano zum Wechsel zwingen. Kürzlich gab man eine Einigung über einen Transfer zu Al-Ahly bekannt – ohne Wissen des Spielers. Ein Beispiel für halbseidene Geschäftspraktiken in Osteuropa.
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Die Sommerpausenlektüre im Zebrastreifenblog.
Field Reporter
„Masopust war einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe. Aber es kann nicht sein, dass er in Europa geboren wurde. Mit diesen explosiven Dribblings musste er doch Brasilianer sein!“
Pele within context über den verstorbenen tschechischen Jahrhundertfußballer Josef Masopust. Ein Porträt auf fifa.com.
Mixed Zone
Niederlande: Guus Hiddink tritt als Nationaltrainer zurück (Spon) + + + Ungleiches Duell: eine Analyse des U21-Viertelfinals Schweden – Dänemark bei Spielverlagerung + + + Pausenfüller: eine Bildergalerie mit kuriosen Stadien (11freunde) + + + Manipulation: in Italiens 2. Liga (Spon) + + + 2. Eindruck: eine weitere Rezension zum neuen Zeitspiel-Magazin (taz) + + + Noch ein Fifa-Film: Ben Affleck und Matt Damon wollen sich dem Fifa-Komplex widmen. Als Arbeitstitel schlage ich Dogma 2 vor (Stuttgarter Zeitung)
zu Nr.11: Es ist ja spätestens seit der Inbetriebnahme von transfermarkt.de üblich, über den „Marktwert“ von Spielern zu philosophieren. Das Blöde am gewählten Begriff: Der Marktwert lässt sich immer und ausschließlich am – Täterätää! – Markt beobachten, d.h., sobald ein Spieler tatsächlich gehandelt wird.
Das mag vielen Fachleuten weh tun, aber: Marktwert = das, was auf dem Markt tatsächlich gezahlt wird. Nicht, was wir dafür halten.
Die Anmerkung stimmt natürlich. Mir erschien der Text relevant, weil er erläutert, dass Schatchjor sich nicht im Ausverkauf befindet (wie man angesichts der aktuellen Lage vermuten könnte). Auch geht der Autor auf den Stellenwert des Teams in Brasilien – ein Fakt der mir so noch nicht bekannt war. Spuren von Spekulation sind natürlich enthalten. Ich schätze Manuel Veth, den ich flüchtig kenne, jedoch als Experte für osteuropäischen Fußball ein und denke, er darf sich ruhig ein bisschen aus dem Fenster lehnen. Und so oder so – der Betrag ist nicht unerheblich.
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